Stadt der Moderne - Stadt im Umbruch

  • Auch das Sachsen-Fernsehen berichtet heute ausführlich über das Grünflächenamt und positioniert sich ziemlich eindeutig gegen einen Abriß (Link). Allerdings kann ich mir gar nicht vorstellen, daß Chemnitz tatsächlich die deutsche Stadt mit den meisten Gründerzeitbauten sein soll, da wird es wohl keine aussagekräftige Statistik geben.

  • ^ Letzteres bezweifle Ich stark. Berlin dürfte da einsam führend sein (wenn auch teilweise bis zur Unkenntlichkeit enstellt) und auch Leipzig dürfte mehr Bausubstanz aus dieser Zeit haben. Bei Dresden bin ich mir aufgrund der immensen Kriegsschäden nicht sicher.


    Alleridngs spricht CF ja von "kaum", insofern geht das schon in Ordnung.

  • Dreist, dreister, GGG

    Grundsätzlich sind ja fast alle erfreut darüber, dass die GGG nun endlich ihre Bestände versteigert anstatt sie weiter verfallen und abreißen zu lassen. Aber diese PM, veröffentlicht auf der Website unter http://www.ggg.de/index.php?id=53&tx_ttnews[tt_news]=508&tx_ttnews[backPid]=43&cHash=171e339061 und als "Zuschauer-Nachricht" bei Sachsen-Fernsehen ( http://www.sachsen-fernsehen.d…x?ID=1095&showNews=728984 ) ist schon frech:


    21.05.10
    GGG versteigert 19 Immobilien
    Immobilien inklusive Grundstück ab 1.000 Euro Mindestgebot


    ... Gleichzeitig sieht die GGG in diesem Vertriebsinstrument ein attraktives Angebot an alle Vereine, Initiativen und Foren in Chemnitz - die sich den Erhalt von historischen Gebäuden zum Ziel gesetzt haben - sich nicht nur mit Worten sondern mit Taten für den Erhalt von Chemnitzer Bausubstanz einzusetzen und damit dem weiteren baulichen Verfall entgegen zu treten.

  • Das hat mich wirklich geärgert. Natürlich kann eine Privatperson oder ein Verein in Chemnitz nicht leisten ein Mehrfamilienhaus zu sanieren.
    Das Unternehmen GGG muss zu einem Bauträger umgebaut werden. Da müssen Kompetenzen rein, Leute die Wissen wie man ein Projekt vermarktet, Investoren findet. Die Häuser jetzt für fast nichts an Unbekannt in Versteigerungen zu geben, ist falsch. Das Beispiel Klaffenbacher Straße hat es gezeigt. Hier hat die GGG auch letztens Häuser über eine Auktion um 5000 Euro verkauft. Gekauft haben Spekulanten, die die Objekte jetzt für das 3 fache anbieten. Wie sinnlos.
    Die Geschäftsführung der GGG muss weg. Sie hat sich in den letzten Jahren an vielen Stellen als inkompetent empfohlen.

  • Chemnitz kauft ein!

    An der Zwickauer Straße zwischen Schönau und Siegmar entsteht mit einem neuen Netto der mittlerweile siebente Supermarkt auf einer Strecke von nur 3500 Metern. Das ist das, was Chemnitz unbedingt braucht!


    Chemnitzer Morgenpost, 21. Mai 2010


    Supermarkt-Irrsinn! 7 auf einen Streich
    An der Zwickauer Straße entsteht schon wieder eine neue Kaufhalle.
    Von Mandy Schneider


    http://www.sz-online.de/Nachri…Streich/articleid-2468321

  • Nein das ist gut so!!!
    Die Stadt wirkt hier dem Abriss von Gründerzeithäusern an Hauptverkehrsstraßen entgegen. Denn wenn aller paar Meter ein Supermarkt ist, braucht man zum Einkaufen kein Auto mehr, sondern kann zum Supermarkt laufen. Das bedeutet weniger Straßenlärm, bessere Vermietbarkeit von Wohnungen. Vorbildlich.

  • GGG gibt Häuser künftig billiger ab

    FP, 22.05.2010
    http://www.freiepresse.de/NACH…AGES_REGIONAL/7379487.php


    GGG gibt Häuser künftig billiger ab
    Wohnungsunternehmen will Immobilien versteigern lassen


    Der Artikel beginnt mit den wesentlichen Inhalten aus obiger Pressemitteilung. Allderdings greift FP auch die Spitze gegen das Stadtforum auf uund läßt Stadtforums-Sprecher Frank Kotzerke zu Wort kommen: "Es ist gut, wenn die GGG endlich Häuser zu annehmbaren Preisen abgibt." Er kann auch erklären, dass eine keine Großherzigkeit der GGG ist oder guter Wille zum "Chancengeben", sondern schlicht wirtschafliche Notwendigkeit - wie z.B. auch in Leipzig, wo die LWB schon seit längerer Zeit den gleichen Weg geht. Nach Kotzerke ist das Umdenken bei der GGG aber auch darauf zurückzuführen, dass es keine Fördermittel mehr für den Rückbau von Altbauten gibt. "Solange die Abrissförderung bestand, hat die GGG leer stehende Häuser teilweise zum Fünffachen des Verkehrswertes angeboten", erklärte er. Die Problematik solcher Auktionen wird ebenso angesprochen.
    Die Versteigerung von Wohnhäusern birgt auch Risiken, wie Experten sagen. Bislang hatte die GGG beim Verkauf von Häusern immer eine Sanierungsverpflichtung in die Kaufverträge aufgenommen. Damit sollte verhindert werden, dass Häuser rein zu Spekulationszwecken gekauft werden. Werden die Gebäude hingegen versteigert, können den Käufern derartige Verpflichtungen nicht auferlegt werden.


    Zum Schluß werden harte Zahlen genannt:
    - durch die GGG seit 1990 verkaufte Wohnungen: mehr als 14.000
    - aktueller Bestand: rund 35.000 Wohnungen, davon rund 24.000 vermietet
    - Leerstandsquote: rund 30 Prozent
    - in Zukunft angestrebter Kernbestand der GGG: 25.000 Wohnungen

  • ...Das Beispiel Klaffenbacher Straße hat es gezeigt. Hier hat die GGG auch letztens Häuser über eine Auktion um 5000 Euro verkauft. Gekauft haben Spekulanten, die die Objekte jetzt für das 3 fache anbieten. Wie sinnlos...


    mindestens bei der denkmalgeschützten alten schule haben sich aber die spekulanten verspekuliert. die abriss- (um ein mehrfaches) oder neubausanierungskosten sind um ein mehr als 250-faches höher, als der auktionspreis. leider befürchte ich, dass das ganze so in einer "brandsanierung" endet.
    es zeigt aber deutlich, dass die ggg außer gewinn (gut, deren rechnung verstehe ich nicht ganz, da ja allein die dachsanierung 75.000 gekostet haben soll ;) - aber die kreditsumme dafür findet sich bestimmt als eingetragene rote zahl im grundbuch wieder :D) gar kein konzept verfolgt. sie entledigt sich über die auktionen nur ihres bestandsschrottes und spart so kosten. (wie sie ja auch beim sanieren jegliche nur möglichen kosten sparen.)

  • Eine kleine Meldung zum Eckhaus an der Augsutusburger Straße in der heutigen Mopo. Darin:


    Ein Chemnitzer Unternehmer zeigt ernsthaftes Kaufinteresse. Gespräche werden zurzeit geführt.


    Klingt ja recht vielversprechend.

  • Führe doch mal den Gedanken mit der Konzentration auf starke Kerne weiter aus. Was wäre das denn aus Deiner Sicht? Was sollte man dafür opfern? Welche Folgen hätte das für das Gesicht der Stadt, für ihren Eindruck auf Besucher? Bin gespannt...


    Das bedeutet bspw., dass die letzten Gebäude zwischen Adelsberg- und Augustusburger Straße zugunsten eines Grünbereichs abgerissen werden. Interessanterweise sind die schon im Stadtentwicklungskonzept von 2002 mit „Rückbauförderung mit städtebaulicher Priorität“ markiert (das Karree Reinecker-/Bernhard-/Kant-/Adelsbergstraße übrigens merkwürdigerweise auch). Es war also schon genug Zeit zum Aufregen und Handeln. Konsequenter- und sinnvollerweise gehört zum Abriss die Aufdeckelung des Gablenzbachs inkl. Bau eines neuen Abwassersammlers. Schade, dass diese Chance mit der Sanierung des Kanals in den Neunzigern auf längere Sicht vertan wurde.

  • Laut FP hat die Stadt sogar die Abrißpläne an der Augustusburger Straße bis zum Abschluß der Verhandlungen ausgesetzt. Das ist zwar eigentlich eine Selbstverständlichkeit, soll aber wohl der Öffentlichekit signalisieren, daß man wirklich am Erhalt des Gebäudes interessiert ist. OB Ludwig hoffe, daß der Interessent auch der Käufer ist und rechnet schon in den nächsten ein bis zwei Wochen mit einer Entscheidung.
    Wenn die Mopo von einem "Chemnitzer Unternehmer" berichtet, klingt das zumindest nicht nach einer Luftnummer. Jedenfalls zeigt sich, daß die breite Aufmerksamkeit, die hier vorrangig durch das Stadtforum geschaffen wurde, doch eine Wirkung zeigt - und daß es Alternativen zum "Grünbereich" gibt.


    P.S.: Gibt es das erwähnte SEKo von 2002 irgendwo online? Ein Vergleich zum aktuellen wäre ganz interessant...

  • Man sollte dem Investor auch gleich das dahinter liegende Gebäude zu einem symbolischen Preis zum Kauf anbieten.

  • Das heist also, wenn seltene Tiere in einem Haus wohnen, darf es nicht abgerissen werden? Warum sagt das denn keiner früher mal.

  • Anläßlich des bevorstehenden Rauswurfs des ExKa aus der Reitbahnstraße 84 beleuchtet die FP heute Vergangenheit und Zukunft des Standorts. Ein Teil der Bewohner hat sich mit der GGG hat sich unter dem Namen "Casa Phantom" mit der GGG arrangiert und sich auf Adelsbergstraße in Gablenz angesiedelt. Mit dem Rest laufen Verhandlungen über ein neues Objekt an der Bernsdorfer Straße. Am alten Standort sehen die Planungen so aus, daß die Keilholz GmbH im nächsten Monat mit der Sanierung der Häuser an der Fritz-Reuter-Straße beginnen will, während die GGG in der Reitbahnstraße 80 und 82 Studentenwohnungen und an der Reitbahnstraße 84 einen Kultur- und Szenetreff in eigener Regie plant.


    Eine Chronik gibt es unter http://exka.org/wp-content/uploads/chronik_reba84_exka.pdf nachzulesen, den Artikel hier.

    Einmal editiert, zuletzt von lguenth1 ()

  • Laut FP hat die Stadt sogar die Abrißpläne an der Augustusburger Straße bis zum Abschluß der Verhandlungen ausgesetzt. Das ist zwar eigentlich eine Selbstverständlichkeit, soll aber wohl der Öffentlichekit signalisieren, daß man wirklich am Erhalt des Gebäudes interessiert ist. OB Ludwig hoffe, daß der Interessent auch der Käufer ist und rechnet schon in den nächsten ein bis zwei Wochen mit einer Entscheidung.
    Wenn die Mopo von einem "Chemnitzer Unternehmer" berichtet, klingt das zumindest nicht nach einer Luftnummer. Jedenfalls zeigt sich, daß die breite Aufmerksamkeit, die hier vorrangig durch das Stadtforum geschaffen wurde, doch eine Wirkung zeigt - und daß es Alternativen zum "Grünbereich" gibt.


    P.S.: Gibt es das erwähnte SEKo von 2002 irgendwo online? Ein Vergleich zum aktuellen wäre ganz interessant...


    Bei der Stadtverwaltung scheint das Ding von 2002, das übrigens „Integriertes Stadtentwicklungsprogramm“ heißt, wie erwartet nicht mehr online zu sein. Seinerzeit hatte ich die Karten über das Analogmodem (7kB/s) runtergeladen und auf meinem damaligen billigen Tintenstrahldrucker ausgedruckt. Da war mehrmals Farbe nachzufüllen … ist aber ganz nett das auf Papier zu haben, da sieht man die Stadtteilgrenzen, Flächennutzung, Entwicklungsflächen mit Prioritäten, Sanierungs-, Umbau- und Rückbaugebiete, Handelszentren und kurz- und mittelfristig geplante Maßnahmen. Die einzelnen Karten aller Stadtteile und die Texte zu Furth, Yorckgebiet, Kleinolbersdorf-Altenhain und Hutholz habe ich hier in elektronischer Form. Wer was davon haben will, möge sich bitte per Mail melden.


    Zur Augustusburger Straße 102: Ein an sich schönes Haus (finde ich), allerdings ein Eckhaus, das mit etwas Abstand zwei „Nachbarhäuser“ hat, aber ansonsten alleine dasteht. Leider ist keine Perspektive zur Fortführung bzw. Komplettierung zu erkennen. Die vielen Lücken in Häuserzeilen und Karrees sind für mich einer der gröbsten Mängel im chemnitzer Stadtbild. Insofern sehe ich die Konzentration von Initiative auf die Erhaltung gerade dieses Gebäudes kritisch.

  • In dem Morgenpost-Artikel steht: „Die Strenge des Konstruktionsrasters wird aufgelöst, indem die Fenster der Südfassade horizontal und die der Nordfassade vertikal gegliedert werden, …“. Ziemlicher Blödsinn, das kann dem Haus doch optisch nicht die Strenge nehmen – schließlich sieht man immer nur entweder die Nord- oder die Südseite. Der Abbau von zwei Etagen ist auch von der Außenwirkung her eine gute Idee. Ich gehe davon aus, dass es nach Fertigstellung nicht wie eine Nummer zu groß geraten wirkt.


    Der Weinhold-Bau war im Original durchaus hochwertig und in meinen Augen als ganzes, innen wie außen, recht schön gestaltet – auffällig waren bspw. die Beton-Elemente an der Fassade und das großzügige Verteilungs-Erdgeschoss.


    Bemerkenswert: Der Umbau ist zumindest im Zeithorizont des SIB die teuerste Maßnahme an der TU Chemnitz.

  • Die Freie Presse widmet sich in ihrer Freitagausgabe dem Architekten Frei Otto mit einer Doppelseite. Dieser, unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuz und des Nobelpreis für Künste , stammt aus Chemnitz. Der Chemnitzer Architekt Kay Kaden von der Firma Iproplan möchte gemeinsam mit der Henry van de Velde Gesellschaft Frei auch in Chemnitz gebührend ehren.


    In Anlehnung an Ottos Leichtbaukonstruktionen schwebt Kaden auch ein entsprechendes Denkmal für Frei Otto vor.
    "Eine Fußgängerbrücke über die frei gelegte Chemnitz - vielleicht könnte man Frei Otto gewinnen, seine eigenen Ideen
    einzubringen."



    Frei, u.a. die Überdachung des Münchener Olympiastadions und den deutschen Pavillon auf der EXPO 1967 in Montreal, ohne zu zögern:


    Ja, ich würde etwas für Chemnitz entwerfen


    Aber leider:


    Frei Ottos Geburtsstadt Chemnitz hat sich bislang nicht konkret um das Erbe des Visionärs bemüht. Die "Stadt der Moderne" plant momentan auch nicht, den Architekten zum 10. Ehrenbürger von Chemnitz zu ernennen. Frei Otto hält indes an seinem Angebot fest. "Vielleicht kann man ja einen Gedenkbrunnen für Stefan Heym entwerfen", blickt er voller Tatendrang in die Zukunft. Eine Bedingung knüpft er zum Schluß doch noch an diese Idee: "Fragen müsste mich die Stadt schon, ich muss mich niemandem aufdrängen."


    Das wäre die Chance für Chemnitz, mal wieder ein architektonisches Wahrzeichen zu bekommen.