Friedrichswerdersche Kirche

  • Das stimmt allerdings. Allerdings ist es leider auch so, dass das baurechtliche Instrumentarium welches Planern zur Verfügung steht (Flächennutzungsplan, städtebaulicher Rahmenplan, Bauleitplan) in erster Linie die physische Gestalt der Entwicklung bestimmen.
    Um "lebenswerte und interessante" Viertel (wobei sich dann immer noch die Frage stellt wer was darunter versteht) zu entwickeln braucht man eher Tools aus dem Bereich Netzwerkbildung bzw. Ansiedlungsmanagement, wie sie ja teilweise in Sondergebieten wie den Quartiersmanagements, oder in einigen Geschäftsstrassen als Citymanagement praktiziert werden, wobei die Resultate dieser Bemühungen auch oft bestenfalls nur gemischt ausfallen.
    Letzten Endes werden die Vorstellungen von der dichten und belebten Stadt, die dem Planwerk Innenstadt wohl einst zu Grunde lagen hier durch die faktische Entstehung eines Reichen- und Touristenghettos mit kleiner Mantelbevölkerung, die zudem eben nicht sonderlich kiezorientiert sein dürfte zunichte gemacht.
    Es wäre besser gewesen, die Grundstücke hier nicht zum Höchstpreis an private Bauträger zu veräußern, sondern die Grundstücke parzelliert in Konzeptverfahren an Baugruppen, Genossenschaften und städtische Wohnungsgesellschaften zu vergeben.
    Dies hätte eine wesentlich zahlreichere, gemischtere und wohnumfeldorientiertere Bewohnerschaft zu Folge gehabt, mit mehr Nachfrage an wohnortnahen Dienstleistungen und Einzelhandel, ebenso wie eine größere und nutzungsvariablere Vielfalt an Bautypologien.

  • ^ Aus dieser Perspektive schon. Von der anderen Seite blickt man auf den plumpen Neubau, was wesentlich weniger überzeugt. Gelungen finde ich auf jeden Fall die Pflasterung. Hoffen wir, dass die Sanierung der Kirche schnell vorankommt, damit man auch wieder hineingehen kann.

  • Als ich in den vergangenen Tagen dort war, befand sich genau da, wo jetzt die Gitter stehen, eine Höhendifferenz von ca. 8 cm zwischen den beiden Pflasterabschnitten. Ob deshalb die Gitter dort stehen vermag ich nicht zu sagen, aber wäre schon ein Armutszeugnis, wenn man das nicht hinbekommt, die nun nachträglich gepflasterte Fläche links an den Platz anzugleichen. Aber vielleicht fährt da auch noch jemand noch mal mit einer Walze drüber und passt....

  • Restaurierung kommt nur langsam voran

    Die Restaurierung der Friedrichswerderschen Kirche, die durch Bauarbeiten im Umfeld schwer beschädigt wurde, kommt laut einem FAZ-Bericht nur langsam voran.


    http://www.faz.net/aktuell/feu…ngsam-voran-15497929.html


    Der Vorwurf zu den schlechteren Lichtverhältnissen für die Skulpturensammlung im Inneren ist meiner Meinung nach jedoch unberechtigt, denn schließlich war das Umfeld auch vor dem Krieg dicht bebaut. Eine Kirche ist eben kein Museum.

  • Am sonnigen Foto von Rotes Rathaus vom 4.2. sieht man eigentlich recht deutlich, dass noch eine ganze Menge Sonne an die Fenster kommt. Im Sommer steht die Sonne ja sogar noch höher, wodurch noch mehr Licht seinen Weg an den Gebäuden vorbei findet. Ich behaupt sogar mal, dass die jetzigen Lichtverhältnisse in der Kirche um einiges besser sind als vor dem Krieg.

  • ^ Das ist sehr traurig!


    In dem Text steht (sinngemäß), dass erhebliche Bewegungen der Kirchenfundamente stattgefunden haben und so eine Verformung des Deckengewölbes erfolgt sei, die nicht korrigiert werden kann. Diese dauerhafte Verformung hat mutmaßlich die statischen Reserven der Kirche dauerhaft reduziert.


    Nach der Sanierung des Gewölbes werden die Fenster wieder eingebaut, die Altartreppe saniert, die Böden und das Südportal repariert.
    Wann die Kirche wieder eröffnet wird ist heute noch nicht absehbar.

  • Ja, das macht schon sehr unzufrieden.
    Aber von "verschwinden aus dem Stadtbild" oder "Zerstörung" würde ich dennoch nicht ausgehen.


    Man hat wahrscheinlich genau an der Stelle stark nachverdichtet an der es einerseits am problematischsten ist und wo andererseits selbst von Alststadtbefürwortern am ehesten darauf verzichtet worden wäre, um die Friedrichwerdersche Kirche besser im Stadtbild sichtbar zu erhalten.


    Es bleibt abzuwarten, ob und wie das Gebäude technisch gesichert werden kann, Maueranker werden ja schon seit Jahrhunderten verwendet, und wie stark die Schäden nach der Sanierung zu sehen sind und (wichtiger) die Nutzung des Gebäudes einschränken.

  • Der Umgang mit historischen Baudenkmälern ist nicht nur hier ein Skandal, sondern auch beim geschützten Sockelgewölbe an der Schlossfreiheit. Für die Schäden an der Schinkelkirche sollten jene bezahlen, die sie durch den Bau der Luxuswohnungen verursacht haben.

  • Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass - oder wie? Die Altstadtrekonstruktion ist doch mehrheitlich gewollt, bis auf wenige Anhänger des Nachkriegsstädtebaus. Und die Aufwertung des Stadtzentrums auch mit Wohnungen für Bestensverdienende ist ebenfalls seit zwanzig Jahren ein so gut wie von keinem politisch Verantwortlichen in Frage gestelltes Ziel, was entsprechende Standards (Tiefgaragen zum Beispiel für die SUV und Porsche) mit sich bringt. Folgeschäden an vorhandener Substanz sind vor diesem Hintergrund hinzunehmen. Zur Not kann die Kirche auch abgerissen und nachgebaut werden, wie jetzt bei der Staatsoper geschehen. Authentische und gut erhaltene Substanz zu haben, ist nicht schlecht, aber die langfristigen Ziele stehen doch wohl höher. Und halten wir den Ball mal flach, die Kirche ist ein Bau des 19. Jahrhunderts und keine gotische Kathedrale.

  • ^ Ist das Ernst gemeint? Das wäre in meinen Augen ein großartiges Beispiel dafür, wie ein paar Worte mehr über den Autor aussagen als über das inhaltliche Objekt der Worte.


    Zwei Parketagen, sieben Meter tief so dicht an eine architektonische Perle unserer Altvorderen zu bauen und dies dann noch wie oben von Dir geschrieben zu verteidigen. Da stellt sich mir die Frage welches Bedürfnis hier im DAF erfüllt wird.


    Man kann auch ein Bild Caspar David Friedrichs zerstören und dann anschließend argumentieren, dass man es nachmalen kann. Ist ja auch nicht die Mona Lisa.


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  • Na dann also zum x-ten mal...


    Die Schäden an der Kirche haben grundsätzlich erstmal nichts mit einer dichten Bebauung zu tun, auch nicht mit mehreren Tiefebenen.


    Schuld waren mangelnde Sicherung der Baugrube durch die Bauherren, halbgare bzw. keine Auflagen zur Sicherung und schlußendlich Überwachung dieser durch die Behörden.


    Erst als das Kind im Brunnen lag hat man dann versucht zu reagieren.


    Wie man mit solchen Bauvorhaben richtig umgeht sieht man auf der anderen Seite der Kirche.
    Hier gab es von Anfang an eine wohl ausreichende Sicherung der Baugrube und auch eine gründliche Überwachung mit allerlei Sensoren und vorallem die Vorabandrohung eines sofortigen Baustopps bei Unregelmäßigkeiten seitens der Behörden.
    Und das alles obwohl der Abstand zur denkmalgeschützten Kirche hier größer ist.


    Wie teilweise schludrig die Behörden mit Baugenehmigungen verfahren ist leider nicht neu und das scheinbare Weckducken des Denkmalschutzes mindestens ebenso.


    Dies gilt für Kirchen, Denkmalsockel und anderes leider gleichermaßen.
    Da werden sicher noch viele Kinder in den Brunnen fallen müssen.



    Gruß, Jockel

  • Dunning-Kruger: Danke für Deine Entgegnung, aber: Die Kirche ist meines Wissens nicht von KFS von Hand aufgemauert worden, so wie ein Gemälde von seinem Maler von Hand geschaffen wird, und mithin kein singuläres Kunstwerk, sondern eine grundsätzlich wiederholbare Baukonstruktion. Die Kunst des Architekten liegt im Konzept bzw. im Plan. Wenn eine Konstruktion Jahrhunderte später dem alten Plan gemäß ausgeführt wird, ist das Resultat eben eine Jahrhunderte später verwirklichte Ausführung dieses Plans, so wie beim Kölner Dom geschehen, der zugleich ein Monument der Gotik wie des 19. Jahrhunderts ist, oder wie jetzt beim Humboldtforum, wo die drei Fassaden und der Schlüterhof eine Umsetzung des Plans im 21. Jahrhundert darstellen. Bei der Friedrichwerderschen Kirche wäre dies im Falle einer Rekonstruktion eben so: Sie wäre dann ein Denkmal des 19. wie ein Monument des 21. Jahrhunderts. Für die Nachgeborenen erscheint der Verlust der Originalsubstanz des 19. Jahrhunderts wohl weniger schmerzlich als für unsere Zeit; sie hätten dann Auskunft darüber, wie der Schinkelsche Plan im 21. Jahrhundert umgesetzt wurde.

  • Das ist ja mal ein bemerkenswert, spezielles Verständnis von Denkmalschutz.


    Denkmalschutzwürdig ist eben nicht nur ein Entwurf, sondern auch die originale Bauausführung.
    Dies schließt zwar eine spätere Bauausführung nicht aus, aber die originale muß immer vorrangig sein.



    Gruß, Jockel

  • Es ging mir nicht darum, ein spezielles Verständnis von Denkmalschutz zu befördern, natürlich ist die originale Substanz ein wichtiger Aspekt eines Baudenkmals (aber eben nur einer, der, wenn er entfällt, das Denkmal zwar in seiner Denkmalwürdigkeit schmälert, aber nicht aufhebt - am Kölner Dom etwa dürfte inzwischen durch Kriegsschäden und umweltbedingten Materialersatz nur noch relativ wenig mittelalterliches Steinmaterial zu finden sein, und dennoch ist die Kathedrale ein Baudenkmal auch der Hochgotik, aber ich will jetzt nicht abschweifen), es ging darum, Dunning-Kruger auf den Unterschied zwischen einer Baukonstruktion und einem Kunstwerk hinzuweisen - eine solche ist eben nicht mit einem Gemälde vergleichbar hinsichtlich ihres Kunstwertes.

  • ^ Es ist ja nicht so, als stünde der Einsturz vor der Tür. Die Schäden sind zwar irreversibel, und noch so eine Nummer würde die Kirche nicht aushalten. Aber der Zustand des Patienten ist stabil, und die Narben, die der Bau der "Falkoniergasse" hinterlassen hat, sind mittlerweile elegant überschminkt. Heute berichtete die Abendschau (in leicht infantilem Tonfall), dass die Restaurierung so gut wie abgeschlossen ist und die Wiedereröffnung bevorsteht.


    Das Gerüst im Innneren ist bereits abgebaut, über die künftige Nutzung wird noch diskutiert: Museum oder Kirche? Wie auch immer – jedenfalls wieder öffentlich zugänglich. Ich freue mich drauf.

  • Ich habe den Abendschau Beitrag auch gesehen und muss immer wieder feststellen dass es bei der Abendschau - wie bei vielen anderen Themen auch - meistens populistisch und dämlich emotional zugeht - immer schön auf der naiven Betroffenheitsschiene.
    Jedenfalls würde ich mich freuen wenn die Skulpturenausstellung zurückkehren würde, da diese wirklich gut in diesen Ort gepasst hat.

  • Der seltsame Beitrag hat aber auch gute Bilder und mehrere interessante Informationen zu bieten.
    1. der Verursacher musste für die Schäden aufkommen
    2. die Schäden konnten behoben werden
    3. eine Nutzung als evangelische Kirche wird offenbar ernsthaft erwogen.


    Letzteres würde ich befürworten, da ich nicht so ein großer Fan von Statuen bin. Vielleicht könnten aber auch neben der Nutzung als Kirche einzelne Statuen weiterhin ausgestellt werden.


  • 2. die Schäden konnten behoben werden


    Konnten sie nicht. Das Kirchenschiff ist nun komplett der Länge nach verzogen. Man hat nur oberflächlich die Risse kaschieren können.
    Ein besonders fetter Riss zieht sich noch immer auf dem Boden längs durch die komplette Kirche. Ich hoffe, das bleibt jetzt nicht so, ganz im Sinne des Berliner Ruinenkults.