Maputo, Pemba / Mosambik

  • Maputo, Pemba / Mosambik

    Nordöstlich von Südafrika grenzt die Republik Mosambik, wo ich im Januar und Februar 4 Wochen weilte und deren Hauptstadt ich euch gern vorstellen möchte. Später kommen noch ein paar Bilder aus dem tropischen Pemba, das ca. 2400km nördlich der Hauptstadt, unweit der Grenze zu Tansania, gelegen ist.


    Da ich davon ausgehe, dass die wenigsten von euch Mosambik kennen, soll diese Galerie mehr die Lebensart rüberbringen. Ich hoffe, dass mir das einigermaßen gelingt. Die Qualität der Bilder bitte ich zu entschuldigen. Zwischenzeitlich war die Linse stark verschmutzt gewesen, was ich erst später bemerkte.


    Los geht's:



    Das Zentrum von Mosambik besteht hauptsächlich aus Wohnhochhäusern, die in der letzten Dekade der portugiesischen Kolonialherrschaft errichtet wurden, also noch vor 1975. Heute sind sie, wie so vieles in Mosambik, hoffnungslos abgewirtschaftet.








    Tudo bom. Mosambik wird mit zwei Handynetzen abgedeckt, und das erstaunlich gut: Die zwei Anbieter, mcel und das südafrikanische Vodacom, übertrumpfen sich gegenseitig mit auffallender Werbung.



    Gleich dahinter, schon ein wenig außerhalb von Maputo gelegen, der Busbahnhof für Fernbusse. Ein Erlebnis.






    Nicht minder erlebnisreich der Hühnermarkt. Deutsche Tierschützer würden wahrscheinlich ob der Käfighaltung durchdrehen. In Mosambik sieht man's locker.



    Huhn gleich tot. Hat man sein gewünschtes Huhn gekauft, wird es von den Marktfrauen sofort geköpft und gerupft.



    Maputo wie es außerhalb des Zentrums zu 95 Prozent anmutet.




    Einige Straßennamen verraten noch, woher einst der Wind wehte.




    Maputo-Zentrum. Es ist heute kaum noch vorstellbar, dass das Zentrum in Zeiten portugiesischer Kolonialherrschaft, als die Stadt noch Lourenço Marques hieß, zu 95 Prozent von Weißen bewohnt wurde. Heute beträgt deren Anteil in der gesamten Stadt weniger als 2 Prozent.



    Hauptbahnhof, 1892 von Gustave Eiffel entworfen und gebaut.



    Weitere Bauten aus portugiesischer Kolonialzeit, die inzwischen nach und nach saniert werden.








    Unweit der Altstadt erstreckt sich das Geschäftsviertel.




    Basar



    HIV stellt wie im gesamten südlichen Afrika eines der größten Probleme dar. Die offizielle HIV-Rate in Mosambik liegt bei 14 Prozent (in den Nachbarländern Zimbabwe 24 Prozent, Südafrika 21 Prozent, Swasiland 39 Prozent). In der ganzen Stadt hängen zahlreiche Plakate, die auf das Problem aufmerksam machen.



    Sinn für Humor hat man trotzdem. Vinganca do Hitler. Auf Deutsch: Hitlers Rache.



    Etwas außerhalb der Stadt entsteht das neue Volksstadion, das von Chinesen gebaut wird.



    Wenn's in Maputo mal regnet, stehen gleich sämtliche Straßen unter Wasser.



    Es gibt keine offiziellen Zahlen über Straßenkinder, aber man spekuliert, dass es rund Zehntausend sind. Meist sind sie gut organisiert, haben jeweils ihre eigenen Reviere, deren Grenzen man achten sollte, und halten sich mit Betteln und Diebstählen über Wasser.



    Eigene Bilder

  • Das Leben allgemein spielt sich meist auf der Straße ab. In jeder Straße werden Waren feil geboten, der Schwarzmarkt blüht ebenso an jeder Ecke.




    So kriegen die Männer den Tag rum.



    Und die Kinder spielen leidenschaftlich Fußball.




    Oder kümmern sich rührend um ihre jüngeren Geschwister.



    In einem der vielen Slums vor den Toren der Stadt. An dieser Stelle mal der Hinweis, dass die Kriminalität längst nicht so hoch ist, wie vielleicht erwartet. Man sagt, dass die Kriminalität drüben in Südafrika, allen voran in Johannesburg, deutlich höher sei. Sogar das Auswärtige Amt warnt mehr vor Reisen nach Südafrika, immerhin beliebtes Touristenland, als vor Mosambik. In Armenvierteln wie auf folgenden Bildern zu sehen, kann man sich, zumindest tagsüber, uneingeschränkt bewegen. Natürlich sollte man gesunden Menschenverstand walten lassen und sein Glück nicht herausfordern. Mosambikaner sind zudem, das muss auch gesagt werden, ausgesprochen freundliche Menschen.







    Am Ufer der Delagoa-Bucht erstreckt sich das Regierungsviertel.




    Abschließend noch zwei Ansichten von Maputo vom Wasser aus gesehen.



    Eigene Bilder

  • Hochinteressante Bilder, und danke auch für den Hintergrundbericht. Die dortige Stimmung lässt sich gut erahnen.


    Mir war vollkommen unbekannt, dass in Mosambik Portugiesisch gesprochen wird.

  • Vielen Dank für die Fotoserie, das nenne ich mal ein ausgefallenes Reiseziel.


    Einige Sachen erinnern mich stark an Bolivien (Chaos auf den Straßen, Müll, Häuser) aber bei anderen Bildern muss dir ein kleiner Fehler unterlaufen sein... ich könnte schwören, dass das erste und das fünfte Bild OFFENBACH zeigen! :lach:

  • Auch ich möchte diese Fotoserie in den höchsten Tönen loben. Wäre schön, wenn sie noch fortgesetzt würde, wobei Bilder des Alltagslebens besonders interessieren. Man hat ja doch nur sehr wenig Vorstellung davon, wie dieses in Mosambik so aussieht.


    In Offenbach sind die Satellitenschüsseln anders ausgerichtet. Sonst ist freilich alles gleich.

  • Soweit ich weiß, war die DDR ja massiv in Mosambik engagiert. Beide Länder waren halt früher kommunistisch. Die DDR hat dort auch einen bedeutenden Anteil zur Industrialiserung des Landes beigetragen (der mit dem Abzug der DDR-Einheiten wieder verfallen ist). Inwieweit ist dieser Einfluss in der Stadt noch sichtbar?


    Buchtipp:
    Matthias Voß - Wir haben Spuren hinterlassen, Die DDR in Mosambik
    Amazon


    Für einen kurzen Überblick:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Moatize



    Ich glaube in diesem Reggae-Lied von Udo Jürgens wurde Mosambik als Urlaubsziel erwähnt :)
    Udo Jürgens - Die Sonne und du

  • Frage: Hat die DDR auch irgendwelche bedeutenden Bauwerke dort hinterlassen. Ich weiß, dass Hermann Henselmann wohl in Vietnam für Ho Chi Min einen Palast gebaut hat (Kulturzentrum Hanoi). Auch für Tunis sollte ein Bau entstehen DDR- Entwurf für Tunis.
    Auch Österreich soll ja damals für den Diktator Idi Amin fast die gesamte Hauptstadt gebaut haben. Hast du evtl. ein paar Infos?

  • ^ Bauwerke aus der Hinterlassenschaft der DDR gibt es in Maputo wohl nicht, erst recht keine bedeudenten. Jedoch stimmt es, dass die DDR, und viel mehr noch der große Bruder von ihr, ideologisch und wirtschaftlich stark in Mosambik involvierte. Das führte dann schnell zum Bürgerkrieg, der von den damaligen Großmächten mit finanziert wurde. Heute erinnen noch ein paar Straßennamen (siehe Fotos) und ein paar ausrangierte W50 am Straßenrand an diese Zeit. Und die Jugend fährt, wie bei uns, gern Schwalbe, mitunter sieht man auch die eine oder andere MZ knattern. In der DDR gab es zudem eine beachtliche Zahl mosambikanischer Gastarbeiter und Studenten.


    Wagahai, Portugiesisch ist die einzige Amtssprache in Mosambik (drüben in Südafrika gibt es mehrere, ich glaube 4). Daneben existieren noch mindestens 12 Stammessprachen. Auf Wikipedia ist zu lesen, dass nur etwas mehr als 20 Prozent der Bevölkerung Portugiesisch spricht. Mit Verlaub, aber diese Zahl ist stark untertrieben. Nach meiner Beobachtung sprechen nahezu 100 Prozent Portugiesisch, selbst auf dem Land. Die meisten der jungen Erwachsenen können zudem kaum noch ihre Stammessprache sprechen, weshalb nur Portugiesisch in Frage kommt. Allerdings spricht man in Mosambik ein sehr einfaches Portugiesisch, was mir wiederum sehr gelegen kam. Der Wortschatz dort ist nicht annähernd mit dem unsrigen zu vergleichen.


    Sonst sind die Lebensverhältnisse in Mosambik bemerkenswert bescheiden. Es ist sicher für jedes Land erstrebenswert, unabhängig zu sein. Wirtschaftlich gesehen hat Mosambik seit dem Weggang der Portugiesen (man spricht von über 80 Prozent, die 1975 das Weite gesucht haben), der kurzen sozialistischen Ära und vor allem durch einen 16 Jahre andauernden sowie sehr blutigen Bürgerkrieg nur verloren. Dass das Land seit 10 Jahren nicht mehr zu den fünf ärmsten Ländern der Welt zählt, ist nicht dem Umstand zu verdanken, dass es dort besser geworden ist, sondern dass andere Länder noch weiter zurückgefallen sind (z.B. Bangladesh und wahrscheinlich auch Haiti). Das Land ist so fruchtbar, aber man baut nichts an, sondern bezieht seine Lebensmittel aus Südafrika. Früher bauten die Leute auch Reis an. Es gab 4 Qualitätsstufen, heute bezieht man den Reis mit Geldern aus dem Westen teuer aus China. Die Reisfelder im Norden Mosambiks liegen brach. Das Land ist, besonders an der langgestreckten Küste, wunderschön, aber es gibt kaum touristische Nachfrage. Drüben in Südafrika tobt der Massentourismus, werden ganze Busladungen in den Nationalparks ausgespuckt, im Limpopo-Nationalpark auf mosambikanischer Seite, der direkt an den südafrikanischen Kruger NP grenzt, steht man alleine auf weiter Flur. Hinzu kommt die allgegenwärtige Korruption, die das Land wirtschaftlich lähmt.


    Und weil das Land vom Rest der Welt abgeschnitten ist, freut man sich in Mosambik auch so sehr darauf, dass die Fußball-WM schon im Nachbarland stattfindet. In Maputo ist sprichwörtlich der WM-Hype ausgebrochen, als ob das Ereignis in der eigenen Stadt, im neugebauten Stadion stattfinden würde. Man verspricht sich wohl mit der WM in Südafrika, dass auch dieses Land wieder mehr in den Fokus des Weltgeschehens rücken wird. Der WM-Austragungsort Nelspruit, Hauptstadt der südafrikanischen Provinz Mpumalanga (ehemals Eastern Transvaal), liegt in der Tat auch nur 180km westlich von Maputo, also gut 2 Stunden mit dem Auto entfernt.

  • Danke für die tollen Eindrücke! Ich möchte noch einmal auf die wirtschaftliche Schwäche Mosambiks eingehen: Diese ist nicht nur hausgemacht. So habe ich vor einigen Jahren durch ein persönliches Gespräch erfahren dürfen, dass einer der bescheidenen Hauptdevisenbringer der Anbau von Zuckerrohr ist. Bescheiden, weil EU und NAFTA sich auch hier gegen konkurrenzlos billige Produkte abschotten, um die eigene Industrie, in diesem speziellen Fall die verhältnismäßig unbedeutene Zucker-Industrie, zu schützen. Solange der Westen die Politik des Protektionismuses bzw. der Einbahnstraßen-Globalisierung aufrechterhält, ist es für ein Vierte-Welt-Land fast unmöglich sich selber zu helfen. Man hört zwar von der Politiker-Kaste immer wieder den fast schon berühmten Spruch "Hilfe zur Selbsthilfe", aber wenn es drauf ankommt zählt eine Spende oder die Androhung von Jobverlagerungen, z.B. von Südzucker, mehr als irgendein entferntes Land auf der anderen Erdhalbkugel. So war des Weiteren zu erfahren, dass eine Senkung bzw. eine Abschaffung der Einfuhrzölle auf Zucker, über Nacht 200.000 neue Arbeitsplätze in Mosambik entstehen lassen würde. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 20 Mio. Menschen ist das fast schon ein schockierender Wert. Gerade die Chinesen machen dem Westen momentan vor, wie man sich praktisch neue Absatzmärkte heranzüchtet. Daher hoffe ich sehr, dass der Westen für seine arrogante Außenhandelspolitik mal ein bisserl abgestraft wird.

  • Eines dieser Beispiele, die berühmte EU-Zuckermarktordnung, von denen man als "EU-Bürger" nicht gerne hört, über deren Auswirkungen man aber ganze Bücher schreiben kann. Innerhalb der EU wird ohne Ende subventioniert, sicherlich auch mit ursprünglich guten Absichten wie dem Erhalt der eigenen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Was der ganze Akt aber an negativen Auswirkungen hat, einmal für uns, da einfach Milliarden an Steuergeldern verbrannt werden um die überteuerte euopäische Produktion absetzen zu können, vor allem aber für meist ärmere Drittländer, das ist schon fast beschämend.
    "Hilfe zur Selbsthilfe" ist ja traditionell auch für viele Bundespolitiker nur angesagt, wenn gerade ein großer Kongress und entsprechende Medienaufmerksamkeit da ist. Wer Zeit hat, kann sich ja mal ein wenig in den Bundeshaushalt oder die aktuellen Pläne unseres ("Das Ding schaff ich ab"-)Entwicklungshilfeministers einlesen.



    Aber zurück nach Mosambik. Trotz aller Armut kann ich mir vorstellen, dass das lebendige Treiben auf den Straßen auch seinen Charme hat..?
    Fällt man als Tourist sehr auf?

  • Vor Ostern schaffe ich es nicht mehr, die Bilderreihe fortzusetzen, aber die Fragen sollen nicht unbeantwortet bleiben.


    Trotz aller Armut kann ich mir vorstellen, dass das lebendige Treiben auf den Straßen auch seinen Charme hat..?


    Ja, aber man muss sich erst eins, zwei Tage an "das lebendige Treiben" gewöhnen. Die Mosambikaner allgemein sind anfangs zurückhaltend, aber wenn man ihnen offen begegnet, erfährt man, wie warmherzig sie sein können. Besonders in Pemba, Provinzhauptstadt von Cabo Delgado (siehe nächstfolgende Fotos), scheint die Herzlichkeit kaum Grenzen zu kennen. Trifft man den richtigen Ton, wird man auf der Straße gegrüßt, von fremden Leuten zum Essen nach Hause eingeladen, bei älteren Menschen kullern schnell Tränen, nur weil man ihnen die Ehre erweist, ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Und wenn es wieder gen Heimat geht, wird man auf dem Flughafen von seiner neuen, großen Fangemeinde verabschiedet, als sei man ein Hollywoodstar, und man muss ihr versprechen, sobald wie möglich, und dann am Besten mit der ganzen Familie, zurückzukommen. Klingt für uns alles ziemlich surrealistisch, ist es irgendwie auch.


    Fällt man als Tourist sehr auf?


    Wie ein Elefant in der Antarktis...

  • Huhn gleich tot. Hat man sein gewünschtes Huhn gekauft, wird es von den Marktfrauen sofort geköpft und gerupft.


    Von der Frau würde ich mir auch gerne den Kopf verdrehen lassen! ;)

  • Irgendwo im Nirgendwo zwischen Maputo und Pemba

    Abseits der Großstädte scheint sich Mosambik die letzten 500 Jahre kaum verändert zu haben. Die Menschen leben meist in einfachen Lehm- und Strohhütten, Strom gibt es nur für jene Dörfer, die entlang der Fernverkehrsstraßen liegen, und Fernverkehrsstraßen, die einzigen Straßen, die das Privileg haben, durchweg asphaltiert zu sein, gibt es in diesem Land nur sehr wenige. Es gibt keine Supermärkte, keine Fast-Food-Ketten (die habe ich, bis auf KFC, auch in den Großstädten nicht gesehen, nicht mal Mc Donalds scheint es in Mosambik zu geben), keine Gewerbeparks, nur hier und da ein paar Tankstellen, in denen man, wenn man Glück hat, Benzin tanken und sich mit ein paar Lebensmitteln eindecken kann. Am Straßenrand bieten viele Frauen Obst und Gemüse an, um ein paar Dinheiros mit nach Hause zu bringen. In vielen Dörfern gibt es zudem große Märkte mit einem vielfältigen Angebot an Lebensmitteln.



    Markt in der Provinz Gaza, ca. 400km nördlich von Maputo



    Ein typisches Dorf in Mosambik: Manhagaze, Provinz Gaza.



    Menschen im Dorf Nancutse, Provinz Gaza. Zwei junge Frauen beim Maisbrei stampfen. Sieht nach körperlich harter Arbeit aus.



    Der stolze Papa mit seinen Kindern.



    Eheglück auch im hohen Alter.



    Wenn im Dorf gekocht wird, dauert es meist mehrere Stunden.



    Ein großes Problem in Afrika, so auch in Mosambik, stellt nach wie vor die Aufbereitung mit sauberem Trinkwasser dar. In den Städten, sofern man Wasserleitungen in seiner Wohnung hat (geschätzt 30 bis max. 50 Prozent der Städter), die darüberhinaus auch noch funktionieren (sind meist total veraltet), gibt es nur fließendes Wasser für wenige Stunden. Auf dem Land ist man gänzlich auf Brunnen, sog. fontes, angewiesen. Oftmals muss man kilometerweit für sauberes Trinkwasser laufen, wie hier zwei junge Mädchen in Manhagaze.



    Aber auch in Großstädten, wie hier in Nampula, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Nordmosambik, ist die Mehrzahl der Bevölkerung auf Brunnen angewiesen.





    Von Pemba gelangt man mit einem Linienbus, der einmal täglich fährt, ins 400km südlich gelegene Nampula. Die Fahrt dauert im Normalfall 8 Stunden.



    Aber in Mosambik ist freilich nichts normal, zumindest nicht aus deutscher Sicht. Reifenpanne, eine Stunde unfreiwillige Pause.




    Die atemberaubende Landschaft entschädigt die Strapazen der Fahrt.

    Grün, grüner, Nordmosambik. Sonnenaufgang bei Pemba.




    Rio Lúrio, Grenzfluss zwischen den Provinzen Cabo Delgado und Nampula.



    Landschaft in Nampula.



    An den wenigen Haltepunkten wird der Bus von Marktleuten umzingelt. Unterwegs stieg übrigens ein Japaner mittleren Alters ein, der mit Rucksack allein 3 Monate durch Mosambik tingelte. Auf meine Frage, wie ihm das Land gefällt, kam ein "Das ist genau das, was ich als Ausgleich zu meinem 14-Stunden-Büroalltag in Japan gesucht habe" zurück. Ich glaube, darüberhinaus ist er auch ziemlich vermögend, und sieht wahrscheinlich seine Reise in einem der ärmsten Länder der Welt als Herausforderung.




    Bairro in Nampula-Stadt



    Eigene Fotos


    Als Letztes stelle ich euch dann Pemba vor. Dann gibt's auch wieder mehr Häuser zu sehen. Versprochen.

  • Herausragende Serie, ganz ausgezeichnet fotografiert - da sind viele unglaublich ausdruckstarke Bilder dabei. Vielen Dank! :)

  • Kommen wir nun zu Pemba, Hauptstadt der nördlichsten Provinz Cabo Delgado. Pemba liegt auf einer schmalen Halbinsel zwischen Indischem Ozean und der Bucht von Pemba, angeblich die drittgrößte Bucht der Welt, die über eine schmale Öffnung mit dem Meer verbunden ist. Das Klima ist ganzjährig tropisch. Während meines Aufenthalts im Februar war dort Hochsommer und somit Regenzeit. Die Temperaturen bewegten sich tagsüber zwischen 31 und 35 Grad, die Luftfeuchte lag jenseit der 90 Prozent und einmal am Tag, meist nur für 'ne halbe Stunde, ging ein Gewitterregen hernieder, der aufgrund der Heftigkeit schnell zu Überschwemmungen führte.


    Pemba ist ein unendecktes Paradies, das hoffentlich noch lange vom Massentourismus à la Hurghada verschont bleiben möchte. Soviel schöne Landschaften und traumhafte Strände ohne kommerzielle Ausschlachtung habe ich noch nirgend auf der Welt gesehen. Es gibt noch nicht einmal Postkarten zu kaufen (wie angenehm, so muss man auch keine schreiben). Die Hotels in Strandnähe, die alle von ausländischen Aussteigern ohne viel finanziellen Background geführt scheinen (kennengelernt habe ich den alten Pepe aus Italien, Jungspund Russel aus Australien und Bure Peter aus Südafrika), kann man an einer Hand abzählen. Die einzige Ausnahme bildet ein reicher Saudi, der wohl mit seinem vielen Geld nicht wusste wohin, und ein Luxushotel allererster Güte in die Landschaft pflanzte. Aber dazu später mehr...


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    Die Stadt wird unterteilt in die feinere Neustadt auf einem Hügel, wo bis 1975, als die Stadt noch Porto Amélia hieß, die Portugiesen wohnten, und in den "afrikanischen" Teil, wo Lehm- und Strohhütten das Bild bestimmen. Der port. Anteil in der Bevölkerung ist heute wie überall in Mosambik verschwindend gering, vielleicht leben in Pemba noch 1 bis 2 Prozent Portugiesen, zu Kolonialzeiten waren es vielleicht ein Drittel. Heute ist deren Viertel, das sich architektonisch und städtebaulich nach portugiesischem Vorbild richtet, heruntergekommen.



    Das Portugiesische Viertel:



    Avenida Eduardo Mondlane, die Hauptader der Stadt. Im Hintergrund seht ihr den Indischen Ozean.


    Portugiesischer Markt, früher sicher ein lebendiger Ort, heute verwaist.



    Vor allem nachts sollte man wachsamen Schrittes unterwegs sein, alkoholisiert gleich gar nicht, sonst fällt man schnell in eins der zahlreichen Krater im Fußweg.



    Die Kirche war früher der portugiesischen Christgemeinde vorbehalten, heute ist sie ein heiliger Ort für christliche Mosambikaner. Die Bevölkerungsmehrheit in Pemba allerdings ist muslimischen Glaubens.



    Typische Hinterhofstimmung in der Oberstadt



    Erstaunlich dennoch, dass viele ehemalige Wohnhäuser der Portugiesen sehr gepflegt wirken. Das empfand ich in Maputo anders.




    Portugiesische Allee



    An derem Ende, am Rande des portug. Viertels, befindet sich der Platz der Unabhängigkeitsbewegung, der Praça Samora Machel.



    Blick auf den Hafen der Stadt



    Von der port. Oberstadt führt eine Straße hinunter in die afrikanischen Wohngebiete.



    Afrikanische Wohnviertel


    Wie in allen mosambikanischen Städten und Gemeinden bestimmen auch in Pemba die vielen Hütten das Bild der Stadt. Jedoch sind sie alles andere als abschreckend und elendig geht es dort auch nicht zu. Im Gegenteil: Die Natürlichkeit dieser Hüttendörfer empfand ich in Bezug auf unsere versiegelten und verbauten Städte optisch als Wohltat und ich hatte auch das Gefühl, man lebt dort sehr gern.


    Das urafrikanische Pemba











    Der Markt von Pemba ist nicht nur ungewohnt riesig, sondern mutet wie ein Labyrinth an. Hat man sich einmal drin verlaufen, findet man ohne Ortskenntnis nur schwer wieder heraus.


    Szene am Rand des Marktes.



    Und mittenrein ins Geschehen...




    Fälscherware für Unerschrockene. Der Kreativität bei der Namensschöpfung sind keine Grenzen gesetzt.



    Ist man aus dem Gewühle einmal raus, muss man sich noch durch allerhand Laubengänge schlagen, bis man wieder an einer Straße steht, und die Orientierung zurückgewonnen hat.




    Strandleben


    Den Strand möchte ich euch nicht vorenthalten, aber sagt bitte den Reiseveranstaltern nicht, wie schön es dort ist *Zwinker*.


    "Strandpromenade" am Indischen Ozean.



    Abends an der Bucht von Pemba.




    Und morgens...



    Unter der Woche ist der Strand am Indischen Ozean meist menschenleer.





    Anders sonntags, denn dann scheinen alle Leute des Landes sich an diesem Strand zu verabreden. Der Strand wird von Fußballspielern in Beschlag genommen, dahinter treffen sich die Älteren zum Plausch, und alle 50 Meter trommelt Afrika-Hiphop aus riesigen Lautsprechern heraus. Selbst ein tropisches Gewitter, das zum Zeipunkt der Aufnahmen bedrohlich heraufzog, konnte die ausgelassene Stimmung nicht verderben.





    Jetzt kommen wir noch einmal zu oben angesprochener Hotelanlage des Saudis. Das Pemba Beach Hotel (Website) mit all seinem Luxus passt nach Pemba wie ein afrikanisches Hüttendorf auf die Frankfurter Zeil. Aber gerade deshalb wirkt es auch interessant. Sehr erfreulich ist, dass alle Afrikaner 24h uneingeschränkt Zutritt zur Anlage haben. Sowas gibt's noch nicht mal in Deutschland, dass jeder aus reiner Neugier mal 'ne 5-Sterne-Hotelanlage betreten darf. Und in touristisch besser erschlossenen Ländern Afrikas wie Kenia hört man auch, dass sich die Hotels von der Außenwelt abschotten. Aber das verdeutlicht nur einmal mehr, dass in Mosambik, in Pemba, die Kriminalität vergleichsweise sehr gering ist. Raubüberfälle, gar in Verbindung mit dem bisschen Tourismus im Lande, gibt es nicht. Zudem sind die Leute in Mosambik zwar durchaus neugierig, aber auf sehr angenehme Art auch zurückhaltend, schon gar nicht bettelt man nach Dinheiros. Auch da ist man aus anderen Ländern anderes gewohnt.


    Pemba Beach Hotel, Luxus für jedermann offen, die Architektur unverkennbar arabisch. Die Auslastung liegt jedoch gefühlt bei 10 bis 15 Prozent. Also rechnen tut sich das Hotel sicher nicht, was aber dem Saudi wahrscheinlich auch egal ist. Der wollte mal eben ein bisschen Geld, das er zuviel hatte, anlegen.








    Auch um Pemba wütete der 2. Weltkrieg. Hier kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Briten und Deutschen.


    Britischer Friedhof in Pemba.



    Eigene Bilder

    Einmal editiert, zuletzt von Cowboy () aus folgendem Grund: Kenia, nicht Nigeria

  • Blick rüber nach Südafrika


    Südafrika steht für überwundene Apartheid, Kultur und Tourismus für Millionen Europäer, Amerikaner und Asiaten jährlich. Derweil, was viele übersehen, steht das Land auch für eine Wirtschaftsmacht in Afrika. In Mosambik werden gefühlt 90 Prozent der Güter aus Südafrika importiert. Das wird in den anderen Nachbarländer nicht anders sein. Südafrika ist nicht nur für einige Europäer Ziel, sondern auch für viele Afrikaner selbst. Irgendwo habe ich gelesen, dass sich 2 Mio Einwanderer allein aus dem benachbarten Simbabwe illegal in Südafrika aufhalten, das sind rund 4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die daraus resultierenden Probleme haben sich Anfang 2008 in eine beispiellose fremdenfeindliche Gewaltorgie zugespitzt (hier verbrennt ein Mosambikaner am lebendigen Leib). Trotz der wirtschaftlichen Erfolge des Landes, das Millionen Billigarbeiter aus ganz Schwarzafrika anzieht (und darüber hinaus auch aus Indien und Teilen des Mittleren Ostens), lebt ein Großteil der Südafrikaner weiterhin in bitterer Armut. Die Folge: Frust, Wut und Kriminalität.


    In der westlichen Welt, so mein Eindruck, reduziert man Südafrika beinahe ausschließlich auf negative Aspekte. Gerade im Vorfeld der WM bestimmen hauptsächlich Armut und Kriminalität die Schlagzeilen. Und auch Fußballverbände schüren Ängste, in Südafrika sei man als Tourist und Fußballer nicht sicher genug. Derweil beschäftigte sich die "Zeit" mit diesem Thema und stellte zur Abwechslung auch mal ein paar Recherchen an. Sie kam zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent aller Morde in Südafrika in den sog. Townships passieren und sich Täter und Opfer vorher gekannt haben. Seit 2006 ist zudem kein Tourist durch Gewalttaten körperlich verletzt worden. Durch Soweto (South Western Township in Johannesburg) gäbe es mittlerweile geführte Fahrradtouren, ländliche Gegenden seien mitunter so sicher, dass die Bewohner nicht einmal die Tür abschließen, wenn sie das Haus verlassen. Das legt den Schluss nahe, dass auch zur WM keiner mit übersteigenden Ängsten zur WM reisen muss.


    Die Region um Kapstadt, die einzige in ganz Schwarzafrika, in der die Schwarzen nicht die Bevölkerungsmehrheit stellen, ist inzwischen Wohnziel für viele Europäer geworden. Wen wundert's, die Landschaft um den Tafelberg ist atemberaubend, das Klima entspricht dem unsrigen zwischen Mitte April bis Mitte Oktober und Kapstadt zählt sicher zu einer der schönsten Städte der Welt.


    Johannesburg wiederum liegt auf dem Gauteng-Hochplateau, über 1700 Metern über dem Meeresspiegel gelegen. In der Kultur- und Finanzmetropole des Landes sind die klimatischen Bedingungen aufgrund der Lage rauer. Die Winter sind so kalt, dass dann, während wir in den Biergärten vor den Bildschirmen schwitzen und uns eine WM-Übertragung aus Johannesburg anschauen, dort leise der Schnee rieseln könnte. Unweit von Johannesburg existiert übrigens auch ein Skigebiet.


    Dass Südafrika nicht mehr die 3. Welt ist, erkennt man schon beim Landeanflug auf Johannesburg. In Mosambik blickt man beim Landeanflug immer auf ein Meer aus Lehm- und Strohhütten. Nicht anders ist es sicher in allen anderen Ländern Schwarzafrikas.


    Landeanflug auf Johannesburg. Sieht irgendwie aus wie bei uns...






    Eigene Bilder

  • Update Januar / Februar 2012



    Zum Einstieg ein Überblick von oben. Wir befinden uns auf dem Rückflug mit Linhas Aéreas de Moçambique (LAM) von Pemba in die Hauptstadt Maputo. Auf der Landzunge zwischen Indischem Ozean und der Bucht von Pemba (rechts unten angeschnitten) liegt die Hauptstadt der mosambikanischen Provinz Cabo Delgado.





    Baía de Pemba




    Pemba Suburbia. Man vergleiche die quirlige Anordnung der Häuser mit der zivilisierten Ödnis in Johannesburg im letzten Beitrag.




    Die Bucht bei abziehendem Gewitter. Gewittergüsse kommen in der Regenzeit häufiger vor. Sie sind meist sehr kurz und lokal sehr begrenzt, aber dennoch sehr ergiebig. Während es am Standort des Fotografens trocken blieb, wurden 3 km weiter aufgrund des Regens ganze Straßen überspült. Das Schiff dort gehört übrigens dem Petroleumunternehmen Anadarko.






    Wenn die Luft vom Regen gewaschen ist, ergeben sich fantastische Fernblicke. Die Berge am Horizont liegen bis zu 100km entfernt.




    Bilder: Cowboy


    Fortsetzung folgt...

  • ^ Freut mich. Nach etwa zweieinhalb Stunden straff nach Süden erreicht der Flieger die Hauptstadt...



    Maputo


    Mein Eindruck: So liebreizend das Land, so schrecklich die Hauptstadt. Ich finde kaum Gefallen an Maputo. Die marode bzw. nicht vorhandene Infrastruktur nimmt man im Rest des Landes sportlich. Hier nervt es mich einfach nur. Es leben zu viele Menschen auf engstem Raum. Das Zentrum mit seinen in die Jahre gekommenen Wohnburgen weitgehend verschandelt, im Speckgürtel eine Vielzahl von Gestrandeten aus ganz Afrika in der verzweifelten Hoffnung auf ein besseres Leben. Dennoch ist ganz Mosambik auf seine am äußersten südlichen Rand des Landes gelegene Hauptstadt fixiert, als gebe es den Rest nicht. So zentralistisch agiert man nicht mal in Frankreich.


    Freilich gibt es auch Annehmlichkeiten in Maputo, die es woanders in Mosambik nicht gibt, weshalb viele in die Hauptstadt streben. Es gibt bessere Arbeits- und Studiumsmöglichkeiten, einen vergleichsweise wohlhabenden Mittelstand und eine reiche Schickeria wie in München, internationales Publikum und internationale Investoren (allen voran Chinesen und Südafrikaner) und, wer es sich leisten kann, schicke Boutiquen, ein duftes Nachtleben, gut gefüllte Supermärkte, Mc Donalds usw. Das sind alles Dinge, die es - bis auf eins, zwei Ausnahmen - im Rest des Landes so nicht gibt. Und der schwedische Krimi-Autor Henning Mankell soll dort auch das halbe Jahr über in Maputo leben.



    Schon beim Landeanflug auf Maputo erweisen sich die Vororte weit weniger liebreizend als in Pemba.





    In Mosambik leben Christen und Moslems sehr harmonisch miteinander. An den Küstenstreifen des Indischen Ozeans, so auch in Maputo, leben traditionell die meisten Muslime, oftmals mehr als Christen. Mit jedem Kilometer ins Landesinnere nimmt die Zahl der Menschen mit muslimischen Glauben deutlich ab. Von einem Christen habe ich gehört, dass das Verhältnis zwischen Christen und Moslems zwar sehr entspannt und freundschaftlich sei, aber leider ein paar Christen etwas zu fundamentalistisch ihren Glauben ausleben würden. Hehe...


    Igreja de Santo António da Polana



    Moschee an der Avenida Eduardo Mondlane




    Blick zum Hafen und rüber auf die Halbinsel nach Catembe.



    Und noch zwei Ansichten von oben




    Maputo war zu Kolonialzeiten bekannt für sein vergleichsweise liberales und aufgeschlossenes System. Viele Südafrikaner, die unter der Apartheid und zahlreichen Vorschriften in ihrem Land litten, fuhren ins nahe Maputo um sich hier zu amüsieren. Gemischte Pärchen, in Südafrika damals verboten, konnten hier Händchen haltend die einst berühmte Strandpromenade entlang flanieren. Heute ist der Strand immer noch erste Anlaufstelle, um sich zu amüsieren (weniger zum baden), ist aber leider auch ziemlich vermüllt.





    Schaufenster mit Zeitungsartikeln dekoriert kenne ich aus Deutschland auch noch. Die Krise in Europa und die Kältewelle waren übrigens einer der Hauptthemen in Mosambik, als hätte man keine eigenen Probleme. Die Meinung vieler übrigens: China wird die neue Weltmacht und Europa befindet sich klar auf dem absteigenden Ast. Na, Prost!



    Escola Industrial, ein Schulbau aus den 30ern bis 50ern würde ich vermuten.



    Kolonialbau



    In Maputo gibt es überall Kindergärten. Wohl eine Überbleibsel aus sozialistischen Zeiten. Für die Kinder unter 6 Jahren gibt es eine Vorschule. Nicht schlecht habe ich darüber gestaunt, dass viele Kinder, wenn sie in die Schule kommen, bereits lesen und schreiben können. Auch wenn das Bildungssystem danach noch sehr ausbaufähig ist: Die Zahl der Analphabeten (derzeit noch bei ca. 45% liegend) muss künftig sicher alle paar Jahre nach unten korrigiert werden. Inzwischen besteht Schulpflicht bis zur 7. Klasse.



    Auch Einrichtungen wie die Polikliniken in der DDR findet man oft.



    Ein bisschen außerhalb von Maputo befindet sich die Ortschaft Kongoluti. Auch hier sieht's m.M.n. deutlich weniger liebreizend aus als im Norden dieses schönen Landes.

    Bilder Cowboy



    Fortsetzung folgt...