Bauprojekte an der East Side Gallery (Living-Levels und Pier 61/64)

  • ^^
    Rational betrachtet müssten Bilder die nur mit mit aufwendigen chemisch/physikalischen Analysen als "Fälschung" zu entlarven sind den gleichen Wert haben wie das Original. Noch absurder ist es wenn Bilder nur deshalb entwertet werden weil man sich in der Identität des Malers geirrt hat bzw. diese falsch angegeben wurde. Das Bild dann also nur noch so aussieht als sei es ein weiteres Werk des berühmten Malers XY aber in Wahrheit vom unbekannten Z gemalt wurde. Wodurch es statt einiger Millionen Euro nur noch ein paar hundert Euro wert ist.


    Würde man die Originale der Museen verkaufen und sie durch optisch identische Kopien ersetzen, wäre das visuelle Erlebnis für die Besucher nicht beeinträchtigt. Und man könnte viel leichter umfassende Werkschauen eines Künstlers oder einer Stilrichtung oder Epoche zeigen.


    Im Falle der Mauer wurden die Bilder aber (glaube ich) sowieso von den ursprünglichen Künstlern nachgemalt oder aufgefrischt whatever.

  • Das lässt sich gut auch optisch beurteilen, da brauchts keine "chemisch/physikalische Analyse":


    1998:




    2003:




    2012 (nachgemalt):




    (C) untere Aufnahmen: eastsidegallery.com, alle natürlich Birgit Kinder


    Bilder-Links gelöscht. Copyright-Infos auf den betreffenden Websites sehen außer Privatnutzung keine Veröffentlichungsrechte vor. Daher bitte nur zur Bildquelle verlinken (ohne Hotlinking).
    http://eastsidegallery.com/deutsche.htm
    http://www.lilano.de/catalog/index.php
    Bato

  • Eastside Gallery

    Die Bilder wurden bei der Sanierung zum Teil von den selben Künstlern erneuert, dies betrifft 87 der 2008/2009 noch lebenden 115 Künstler. Acht Künstler wollten ihre Bilder nicht erneuern, daher gibt es heute einige unbemalte Flächen.


    Die Bilder waren zuvor kaum noch erkennbar, Farben und Oberfläche des Betons hatten sich abgelöst, was eine Instandsetzung des Mauerwerks zur Grundvoraussetzung der Sanierung machte. Einzelne halbwegs erhaltene Bilder mussten daher sogar abgestrahlt werden. Die Maueroberfläche wurde neu aufgebaut und dann erneut bemalt.


    Ob man das nun Restaurierung nennen will oder nicht, kann jeder für sich entscheiden. Die Alternative wäre wohl nur der Verlust der Bilder gewesen.


    Zur Authentizität der Eastside Gallery als Mauerrest: Authentisch sind Ort und Grundsubstanz der Mauer sowie einzelne wenige Bestandteile wie der Postenweg usw. Dass die Eastside Gallery ansonsten kaum noch den Schrecken der Grenze verdeutlicht, steht auf einem anderen Blatt. Heute ist sie in erster Linie eine Touristenattraktion und Sehenswürdigkeit. Wer sich nicht mit dem Thema auseinandersetzt, erlebt sie als mehr oder weniger originell bemalte Wand, die irgendwie die Mauer - für viele der meist jungen Besucher ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit - symbolisieren soll.


    Insofern kann man sich streiten, ob man unbedingt jeden Meter an seiner Position erhalten muss - die hermetische Trennung ist für die meisten Besucher schon jetzt kaum noch nachzuvollziehen.


    Als Zugang für Radfahrer und Fußgänger zur künftigen Brommybrücke könnte man m. E. den bestehenden Durchlass nutzen.


    Wenn eine Bebauung des Mauerstreifens an der Eastside Gallery realisiert wird (womit der Ort als Gedenkort m. E. weiter verliert), wird sich das weitere Aufbrechen des Mauerrestes kaum verhindern lassen. Entweder - oder.


    Konstantins Vergleich mit dem Checkpoint Charlie ist nicht falsch. Beide Orte sind weniger Gedenkorte als vielmehr Vergnügungs- und Kommerzstätten geworden, wo man als Tourist seine Fotos macht ("Ey Leute, hier steh ich vor der Mauer - voll cool, was?") oder einen Spruch ("ich war hier") mit dem Edding draufkritzelt. Da hat die Gedenkstätte Bernauer Straße einen anderen Anspruch.

  • Wie ihr schon sagtet, handelt es sich bei der East Side Gallery nicht um einen Ort, an dem man ein Gefühl dafür bekommt, wie es an der Grenze einmal war, sondern einfach um ein Stück originaler, erhaltener Bausubstanz. Ich denke die Mauer und die Teilung der Stadt machen einfach einen zentralen Anziehungspunkt im Tourismus aus, das zeigt ja auch die Bedeutung der ESG als eine der Hauptattraktionen der Stadt. Gerade hier sollte man also nicht leichtfertig damit umgehen, wo man doch an allen möglichen anderen Stellen peinlichst darauf achtet, z.B. Kriegsschäden zu konservieren. Ein bisschen Kreativität zu Lösung dieses Problemchens sollte man doch erwarten können.

  • Der nicht funktionierende, 24 Stunden beleuchtete Großflughafen BER ist auch eine Touristenattraktion und die Costa Concordia vor Giglio ist es auch.


    Deshalb muss man nicht die Hinterlandmauer mit nachgepinseltem Trivialgraffiti auf ewig halten, Touristen kommen deshalb nicht mehr oder weniger nach Berlin.


    Ein ordentlicher Park mit ein paar integrierten Segmenten reicht völlig aus. An den Schlüsselpunkten wie dem künftigen Brommysteg ist eine Bebauung vernünftig. Es ist ja jammerschade, dass die Hauptstraße nicht wieder auf die Kreuzberger Seite zurückverlegt wurde (Köpenicker Straße mit Fischerbrücke auf den Mühlendamm) und damit das südwärts gerichtete Ufer Friedrichshains eine qualitätvollere Entwicklung hätte nehmen können.

  • ^ Welcher Profit entgeht welchen Betreibern? Es gibt bereits heute keinen Oststrand mehr.


    Das ändert aber auch garnichts an der Tatsache, dass das Spreeufer bislang weitläufig durch diverse Etablissements mit rein kommerziellen Zielen blockiert wurde. Einschließlich abschließbaren Türen mit Einlasskontrolle. Das sind jetzt natürlich auch die lautesten Schreier, wenn es darum geht den Bereich tatsächlich für alle zugänglich zu machen und entsprechende Zugänge zu schaffen oder gar Brücken zu errichten.

  • Die East Side Gallery ist eine echte Attraktion für Berlin,auch wenn sie aufgrund des Fehlen weiterer authentischer Grenzsicherungsbauten eher harmlos und leicht bezwingbar wirkt.
    Für das Versetzen einiger Elemente oder das Einbringen von Öffnungen habe ich aber Verständnis.Wichtig ist,dass es weiterhin ein Orginal Mauer Abschnitt gibt mit all den vorgelagerten Befestigungen um so auf die Brutalität dieser einstigen Trennlinie hinzuweisen.


    Die Restauration der Gemälde finde ich überflüssig.Alle paar jahre sollten neue Motive einer neuen Künstler Generation gemalt werden.


    Der "Mauerfall" wird wieder mal genutzt um gegen angebliche Luxuswohnungen Stunk zu machen.






    http://www.pic-upload.de/view-18326866/IMG_0761.jpg.html



    eigene Bilder,abfotografiert von öffentlichen Plakaten

  • ^Du wirst doch nicht die Bars als Kommerz beschreiben *ironischgrinst*, das ist aus Kreuzberger Sicht eben Hochkultur, wie die Mauergraffiti. Auch wenn sich die Technoclubs inzwischen gegenseitig wegen Lärmbelästigung verklagen.


    Zusammengefasst: hier versucht man erneut mit Steuergeldern die Erde an der täglichen Drehung zu hindern. Das wird nicht funktionieren.


    Da kann ich auch Kleist nur zustimmen.


    So dicht bebaut war das Ufer im übrigen 1939 (hier: Stralauer Straße):


    http://www.abload.de/img/stralauerstrassewassemzuay.jpg


    (C) akg


    Bitte...was soll das für eine Quellenangabe sein? Bitte diesbezüglich unserere Richtlinien beachten. Da steht wie das gemacht wird.
    Bato

  • Eastside

    Ich bin gerade mal an der besagten Stelle vorbei gejoggt. Es haben sich ca. 30 Personen eingefunden um gegen die Versetzung der Segmente zu demonstrieren. Meiner Meinung ist die Umsetzung so vieler Segment, mit dem Argument, es sei lediglich für den Zugang der entstehenden Brommybrücke nicht notwendig. Auch fínde ich das dortige Projekt "Living Levels" nicht wirklich gelungen, was nicht heißen soll, dass ich gegen eine Bebauung an dem Ort bin, nur ein Solitär direkt am Ufer ist nicht wirklich passend finde ich. Aus der gesamten Anlage könnte man deutlich mehr machen. Schöne Laternen auf dem Mittelstreifen der Mühlenstraße, Bäume statt Parkplätze vor der Gallery und ein paar Pavillons zum verweilen,zudem dezente Wohnbebauung, auch an der Spree, ber eben integriert. Es ist meiner Meinung nicht so, dass die Gallery ein Ort der Erinnerung ist, es könnte aber ein etwas anderer Stadtpark werden, der Aufenthaltscharakter haben könnte, gerade mit der neuen Brommybrücke, der direkten Verbindung nach Kreuzberg ud der Einzigartigkeit der Geschichte der Mauer. Ein solitäres Gebäude ist dafür aber meiner Meinung nach nicht der richtige Ansatz.

  • Völlig Misslungenes Konzept

    Was rede ich hier von Konzept - ich hatte mich ja schon mal ausgelassen und die Planung des Solitär an der Stelle lässt einen nur den Kopf schütteln, StadtlandFluss beschriebt eben genau das was hier versäumt wurde. Man hätte so eine gewisse Urbanität erhalten können, mit Buden und Bars im Sommer wäre das, eben wie es schon war, eine tolle Kombination aus Erinnerung, Kultur und Naherholung gewesen, da wäre sogar noch Platz gewesen für die O2 World.


    Jetzt aber wirkt die Bebauung auch und gerade mit de O2 World wie ein Industriegebiet irgendwo in München, Hamburg, oder sonstwo - also die Liste an vertanen Chancen ist so groß das man wieder mal von der Konzeptlosigkeit nur ratlos zurückbleibt.


    Was um alles in der Welt, macht diese schwarze hässliche Mercedes Filiale dort, wenn man hier nur wenigstens bis zur nächsten Straßenseite gedacht hätte, wäre einem aufgefallen das man hier eine Uferpromenade hat, eine Mauergedenkstätte und man sich überlegen können, wie man die Leute zum verweilen einladen kann. Ehrlich gesagt, wer spaziert schon gerne an einem Industriegebiet entlang, mit einer viel befahrenen Straße, jetzt wird die Mauer noch durch ein Solitär geteilt, der völlig zusammenhanglos in der Weltgeschichte rumsteht.


    Also ich verstehe den ganzen Ansatz nicht. Vielleicht wird die Mauer aber auf kurz oder lang dort ganz verschwinden? Ist das evtl. angedacht - das wäre dann zwar total dämlich würde dann aber diesen Solitär rechtfertigen.

  • da kann ich dir nur zustimmen alexsb73. ich habe auch noch nie verstanden, was dieser einzelne solitär da zu suchen hat. das sieht doch auch völlig bescheuert aus. wer damals in den neunzigern auf diese idee gekommen isteine einzelnes hochhaus an die spree zu setzen, ohne bezug zu irgendeiner bebauung, muss doch irgendwie wirklich bescheuert sein.


    mir gehts nicht um die luxusbebauung, aber dieser solitär innerhalb einer parkanlage ist doch echt schwachsinn...

  • wäre einem aufgefallen das man hier eine Uferpromenade hat, eine Mauergedenkstätte


    In dem fraglichen Bereich gab es doch bis zum jetzigen Zeitpunkt gar keine Uferpromenade. Ganz im Gegenteil - die wurde hier auf einer Länge von fast 200m unterbrochen. Ebenso wie bei den sich anschließenden geschlossenen Arealen (Yaam, Maria).
    Und den Titel 'Mauergedenkstätte' hat das Ganze ja nun wirklich nicht verdient... eher Mauer Disney Land.

  • Der Abriss wurde mittlerweile gestoppt. Wie der Tagesspiegel berichtet hat die Polizei einen Baustopp verkündet.
    Stellt sich die Frage ob die Abrissarbeiten nicht klammheimlich doch weiter geführt werden sobald die Aktivisten abziehen.


    @alexsb73/buergm
    So ganz allein wird der Tower künftig wohl nicht stehen. Direkt dahinter (östlich) soll ja noch ein Hotel entstehen. Nur frag ich mich, ob dafür nicht auch ein Stück Mauer "umgesetzt" werden müsste (zudem deutlich mehr als nur 22m).


    tel33
    Mauer-Disneyland hin oder her. Allein dieser Mauerstreifen zieht täglich hunderte Touristen in diese Gegend. Wäre schade an dieser Stelle eine Attraktion zu verlieren.

  • ^ Ich halte den geplanten Hotelriegel auch für noch weitaus problematischer als das Hochhaus.


    Im Ausland beginnt man derweil, sich ebenfalls für das Thema zu interessieren. Auch wenn Kleingeister in ihren besten Jahren es nicht wahrhaben wollen, aber die Eastside-Gallery ist inbesondere für Menschen unter Dreißig eine der beliebtesten Berliner Sehenswürdigkeiten, beinahe noch stärker für Ausländer als für Deutsche (ist mir jedenfalls bei meinen Gästen aufgefallen). Für die temporäre Nutzung des Geländes durch den Oststrand musste jedenfalls kein Mauerstück für einen Pseudo-Fluchtweg abgerissen oder versetzt werden, außerdem dürfte der Anteil der Bevölkerung, der sich ein Bier oder eine Limo leisten kann, etwas größer sein, als der Derjenigen, die Quadratmeterpreise knapp unter 10.000 € zahlen können. Im Endeffekt ist das aber irrelevant, denn hier ging es darum, einen durch ein Bürgerbegehren legitimierten Park durchzusetzen. Der wäre dann auch ohne Türsteher ausgekommen.

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Volle Zustimmung

    ^ Ich halte den geplanten Hotelriegel auch für noch weitaus problematischer als das Hochhaus.....


    Ach herrje davon hatte ich noch gar nichts mitbekommen - nun ja -wie dem auch sei, letztlich fände ich eine konsequente Spreebebauung genauso gut wie eine "parkähnliche" Nutzung rund um die Mauer. Aber bitte liebe Berliner Stadtentwickler, Politiker und Entscheider, einigt doch Euch mal bitte auf ein Gesamtkonzept, dass seinen Namen verdient.


    Was die Uferpromenade anbelangt wäre die durch die Strandbars eher möglich geworden, als durch diesen Luxusriegel - da sehe ich schon die ersten kleinen "privaten" Anlegestellen an de Spree. Da hört sich dann der Spaß wirklich auf.


    Manchmal hoffe ich darauf das man in Berlin mit etwas Geduld plötzlich das Gesamtkonzept deutlich wird, wie warum so oder so bebaut wird, es braucht halt nur etwas Zeit bis man das "Big Picture" erkennt.


    Leider leider wird das wohl ein frommer Wunsch bleiben.

  • tel33
    Mauer-Disneyland hin oder her. Allein dieser Mauerstreifen zieht täglich hunderte Touristen in diese Gegend. Wäre schade an dieser Stelle eine Attraktion zu verlieren.


    Davon ist auch nirgends die Rede. Einige wenige Mauerteile werden 'versetzt'. Und zwar aus klar für jedermann ersichtlichen Gründen - man kann nicht einfach ein Areal auf mehreren hundert Metern Länge fast ohne Fluchtweg und sonstiger Durchwegung abriegeln. Diese Tatsache wird nur gern von den einschlägigen Kreisen aus dem MS Versenken Umfeld verdreht. Eben jenen die sowohl Fluss als auch Mauer in erster Linie als Schutzwall für ihre eigenen Sozialbiotope betrachten. Der Turm ist doch hier nur ein willkommener Anlass, könnte genauso gut auch eine billige Baracke sein.

  • Berlin und die Mauer - in realer wie in symbolischer Hinsicht - sind die Sehenswürdigkeit in Berlin schlechthin. Alles andere ist letztlich zwar schön und auch wichtig, aber steht doch dahinter.


    Ich glaube langsam, wir leben hier in Afghanistan - oder Mali. Mir ist es immer wieder schleierhaft, was für Kulturbarbareien hier in Deutschland möglich sind.


    Die Menschen wollen vor allem die Teilung der Stadt erfahren und erleben können. Da ist auch ein angeblich nur kleiner Eingriff in die East Side Gallery unverzeihlich. Ich verzweifle langsam, wie sehr Berlin sein Kapital verspielt.

  • Das Projekt ist seinerzeit vom damaligen Bezirksbaustadtrat Franz Schulz (heute Bezirksbürgermeister) befürwortet worden .Es gibt eine gültige Baugenehmigung.


    Ich schrieb ja bereits,dass ich die Eastside Gallery für sehr wichtig halte,aber nicht in ihrer ganzen Länge.Sie benötigt keine Authentizität,da sie wie Dase bereits schrieb,eher ein popkuluturelles Symbol darstellt und kein Mahnmal.Einzelne Aufbrüche können IMHO hier die Situation sogar positiv beeinflußen.Ausserdem wird die Mauer nicht abgerissen sondern umgesetzt.Ob das noch zu bauende Haus da hinpasst oder nicht hätte man vor Erteilung der Baugenehmigung überlegen sollen. Ich fände es auch okay,wenn die Mauer einer Tiefgaragenzufahrt weichen müsste.Dann könnte dies ein hoffentlich lehrreiches Beispiel einer verkorsten Planung werden.


    Schade ist es IMHO nur um die Klubkultur.Gerade die Techno und Underground Szene hat Berlin diesen legendären Ruf eingebracht,von dem die Stadt enorm profitiert hat. Ich war in den 90er Jahren selbt viel in den Klubs im Umkreis der Eastsidegallery unterwegs.Nontox und wie sie alle hiessen.