Mediaspree: Diskussionsthread

  • Beides Richtig

    Die Lösung ist ganz simel: aus der Vergangenheit lernen und Sie sich vergägenwertigen um aus Ihr lernen zu können und die Erkenntnisse in die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft mit einbeziehen.


    Was so einfach klingt, haben leider die wenigsten Menschen geschafft für Sich umzusetzen. Traurig aber wahr.

  • Natürlich darf und soll man auch an diese Frau erinnern aber in Berlin? Warum in Berlin, gibt es irgendeine Verbindung außer die, dass dort jetzt Daimler baut? Darüberhinaus empfinde ich es als makaber davon zu sprechen, es hätten an die 1000 Menschen im KZ Zwangsarbeit leisten müssen und gleichzeitig pickt man sich nur eine Person raus um an sie zu erinnern. Was ist mit den Anderen? Für mich ist das ein typischer Fall von Opfern erster und zweiter Klasse. Historisch wurde das einst von Linken und Grünen angeprangert. Entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass diese Praxis jetzt von Selbigen wieder betrieben wird.

  • Nein, ich wehre mich gegen eine derart schiefe Geschichtswahrnehmung!


    Mein Vater war gegen jedes Völkerrecht von 1945 bis Weihnachten 1948 in einem Arbeitslager in Sibirien.
    Die Leute um ihn herum sind verreckt wie die Fliegen.
    Wäre es da nicht angemessen, an der Russischen Botschaft die Straße "Unter den Linden" in "Karl-Severing-Str." (das war sein dort verstorbener Kamerad aus Berlin) um zu benennen?
    Natürlich nicht.
    Das wäre ebensolcher politisch einseitiger Irrsinn, wie die o.g. Beziehungskonstruktion zur Mercedes-Benz-Zentrale.


    Ein Land, das keine Bodenschätze hat und nur auf die positive Leistungsmotivation aufbauen kann, sollte sich 67 Jahre nach Kriegsende eine solche Selbstgeißlung tunlichst verkneifen! Das können doch nur die wirklich wollen, denen Leistung und Erfolg suspekt sind.


    Um das Ganze nicht zu "off topic" werden zu lassen, votiere ich hier für eine "Bertha-Benz-Str." und ein Denkmal in der Sichtachse der Straße, das den ersten Benz mit Frau Benz samt Kindern zeigt.
    Nachts bitte gut ausgeleuchtet.


    Und für das EG des Verwaltungskomplexes nebenan hätte ich gerne eine Mercedes-Bar! :daumen:

  • ^ Daimler Benz ist mit der Namensgebung einverstanden und hat in der Vergangenheit sogar eine Ausstellung zum Werk von Edith Kiss gefördert. Hier wird eine Künstlerin geehrt, deren Kunst die Opfer zum Inhalt hat, aber das hat die Kunst von Käthe Kollwitz, Hannah Höch, etc. auch.
    Deine Familiengeschichte in Ehren, denkst Du dass Edith Kiss mit dem Straßennamen geehrt werden würde ohne ihre Bedeutung als Künstlerin? Und liegt hier sozusagen der Hase im Pfeffer? Oder hältst Du ihr Werk für keine Leistung?
    So ganz nebenbei ist das Thema sowieso durch und der Name beschlossen.
    Außerdem wird hier keine Straße umbenannt, sondern es geht um das Finden eines Namens einer neuen Straße. Soviel zu Deinem Beispiel zu den Linden.


    Der Mercedes Bar Idee schließe ich mich an.


    Und zu Saxonia: Es ist das künstlerische Werk von Edith Kiss, das seinen Wert auch dadurch erhält, dass das Leben der 1.000 Zwangsarbeiterinnen darin lebendig wird. So wie die Pieta von Käthe Kollwitz in der Nationalen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland, in der Straße Unter den Linden, keine persönliche Betroffenheit darstellt, sondern kollektiven Schmerz darstellt.

  • "Der Mercedes Bar Idee schließe ich mich an." :daumen:


    Sollte es damit klappen, lade ich die hier anwesenden Foristi dort zu einem Cai Pirinha ein! :)


    p.s.:
    Übrigens hat mein Vater dort im Lager zutiefst ergreifende Gedichte geschrieben.
    Auch sie wären es wert, gewürdigt zu werden. Aber: es ist Geschichte!

  • full quote


    den schönsten Teil des Artikels hast du leider weggelassen


    "Nur die CDU sei dagegen gewesen - die gehört in Friedrichshain-Kreuzberg allerdings zu den Kleinparteien, bei der letzten Wahl erhielt sie nur 7,9 Prozent."


    Wenn die CDU doch nur bundesweit schon endlich auf diesem Level angelangt wäre. Eine Partei, deren Gründung nur deshalb möglich war, weil Nazis dafür Geld gegen haben, und die bis heute grundsätzlich die Demokratie und die Verfassung ablehnt, spielt keine ernstzunehmnende Rolle mehr in diesem Land. Hach!


    spandauer: Die Tätigkeit großer Konzerne im 3. Reich wurde bereits thematisiert, in Büchern, in Fernsehdokumentationen und bei uns damals auch im Fach Politikkunde. Wer nicht völlig mit Scheuklappen durch die Welt läuft, ist schon oft darüber gestolpert. Für mich stellt sich eher die Frage, warum so eine eigentlich simple Sache wie ein Strassennamen sofort ein Politikum sein muss. Ich wünsche mir oft, das man in Berlin so ein System wie in New York hätte und nicht jeder verdammte Strassenname unbedingt an einen antifaschistischen Widerstandskämpfer, ein Opfer der Nazis und der gleichen erinnern muss.


    Die Tätigkeitet großer Konzerne im 3. Reich wurde offensichtlich noch nicht genug thematisiert. Anders lässt sich der Erfolg der Automarke, die von den schweigenden Quandts betrieben wird nicht erklären.


    Mich freut es, daß ausgerechnet der Daimler, der gerne rumheult, daß ihm die alliierten fast alle Werke weggebombt haben so daran erinnert wird, daß auch sie schlußendlich zu den Kriegsgewinnlern auf dem Rücken von Zwangsarbeitern zu zählen sind. Einen solchen Frevel kann man den Menschen gar nicht oft genug ins Gedächtnis rufen :)

  • :lach: In diesem Sinne wünsche ich ein friedliches und besinnliches aber auch fröhliches Weihnachtsfest! :lach:


    Es gibt genügend Fanatiker, die einem Konzern X verbieten möchten repräsentativ zu bauen, weil auf dem Areal Y vor Z Jahrzehnten Omega passiert ist.


    Das alles hat durchaus mit Architektur zu tun, aber nicht in diesem Faden ...


    Wo jetzt nun alle Seiten zu Worte gekommen sind und ein Konsenz kaum erreichbar scheint bitte wieder zurück zum Thema; oder in der Lounge weiterdiskutieren.
    Bato

  • :ibao:
    Der üblich unbeholfene Abstandsgrünschwachsinn, als wäre diese verkehrsumtoste Fläche (gemeint: die nördliche, auf dem Bild rechts) zur Naherholung sooo selbstlaufend attraktiv als dass man hier nur Wiese und Bäume pflanzen muss damit das Ganze angenommen wird. :nono:


    Wenn man hier wirklich eine qualitätsvolle Ruheoase schaffen hätte wollen, hätte man sorgen sollen dass man den Schall, der durch eine Mauer, die rund um das Straßeneck geht, vom Inneren der Anlage abgehalten wird. Und dann könnte man statt der 100.000 Liegewiese auch einfach mal etwas mehr Kreativiät walten lassen und sich bspw. ein paar schöne Bette, Wasserspiel, Sitzbänke, Pflastersteinmosaike auf dem Boden etc. vorstellen. Gerade im Umfeld eines deart großen Neubau-Gebietes wie der Mediaspree ist es m.E. besonders wichtig, dass es eher deutlich urban-wirkende Grünanlagen gibt um so den etwas sterilen, tedenziell städtebaulichen profilosen (da im Grunde relativ austauschbar) und damit eben auch anti-städtischen Gewerbepark-Charakter in landschaftsarchitektonischer Hinsicht entgegenzuwirken.

    --> Also Erholungsflächen mit deutlichen Konturen und
    landschaftsarchitektonischem Profil, damit diese nicht mehr so schwammig und diffus im Stadtraum rumhängen (Diese Gestaltungsmentalität in Punkto Grünanlagen würde ich mir im Übrigen generell für ganz Berlin mehr wünschen!). Ein grausiges, abschreckendes Paradebeispiel in der Hinsicht: dieser grüne Tiergarten-Kulturforum-Mischmasch


    Wenn ich mir die bisherige Grünplanung in der Mediaspree- Gegend ansehe, befürchte ich, dass das mit ein paar Wiesen und Wegen dazwischen alles recht peripher aussehen könnte. Wie man es anders machen kann hat hier im Ansatz auch der Gleisdreieck-Park gezeigt mit klarer Kante zu den Baukörpern, die in einer Flucht stehen etc. Also mehr zivilisatorische Gestaltung ruhig auch Richtung sowas.... um dem (potentiel-)sterilen Gewerbepark-Ambiente mit möglichst viel Gestaltung auf der Erholungsflächen-Ebene entgegenzuwirken.




    Mit der grünen Schrift wollte ich sagen,wenn es nur ein geringes städtebauliches Profil gibt, sollte zumindest für ein kraftvolles, also städtisches landschaftsarchitektonisches Profil gesorgt sein. Im umgekehrten Fall also in bspw. Gründerzeit-Blockrandquartieren ist ein ausreichend starkes städtebauliches Profil gegeben von daher sind die Ansprüche bei der Landschaftsarchitektur nicht zwangsläufig so hoch wie bei der vorherigen Konstellation. Also so ein bisschen wie YingYang...



    A: -1 +1 = 0
    B: +1 -1 = 0





    Ich hoffe da hat sich jetzt kein Logikfehler eingeschlichen und alles ist soweit verständlich....

  • "Grünes Tor" ist wirklich euphemistisch. Ich würde das Geld für diese völlig nutzlose, weil viel zu laute und abgasverschmutzte "Grünfläche" besser in die Instandhaltung des Parks Hinter der Eastside-Gallery stecken. Die sieht schon wieder aus wie in der Bronx der 80er Jahre - da muss man selbst sein Fahrrad desinfizieren, wenn man durchgerollt ist und nach Hause kommt.

  • ^ Was diese Ecke betrifft, muss ich Flyn und Konstantin widersprechen:


    Natürlich ist es keine Grünfläche, die einem Park gleichkommt. Trotz des Verkehrs ist die Kreuzung aber ein wichtiger Stadtraum von enormer Qualität. Oberbaumbrücke, Hochbahn, Eierbunker, MTV-Speicher, East-Side-G. und Spree sind einsehbar. Es ist eine belebte Kreuzung mit vielen Passanten, darunter Touristen wie Berliner. Ich finde die Gestaltung im diesem Bereich der Brückenköpfe auf beiden Seiten sehr unbefriedigend, obwohl relativ kleine Eingriffe, das hohe Potential ausschöpfen könnten. http://binged.it/GML6aX


    Ob die Grünfläche auf der Nordseite optimal ist bezweifle ich auch, aber das Geld ist an dieser Stelle definitiv richtig verbuddelt, zumindest muss dort aufgeräumt werden. Unbepflanzte Baumscheiben wie auf dem Foto und unregelmäßig asphaltierte Gehwege, müssen z.B. zugunsten von Pflaster und Straßenbäumen verschwinden.

  • Eine interessante Bilderfolge habe ich gefunden, es handelt sich zwar um Universitätsbebäude, auch um eines welches "rekonstruiert"! wurde.
    Dies streift diesen Diskussionsstrang insofern, dass speziell um die O2 World deutlich mehr gewagt werden dürfte und wie ich finde diese Gegend ein architektonisches Ausrufezeichen vertragen würde. Es werden Möglichkeiten mit teilweise mit Zweckbauten vergeben, wie die sehr dürftige Mercedesräumlichkeit, als mehr kann man das ja nicht wirklich betrachten, auch wenn man sich damit irgendwie arrangiert. Diese Mutlosigkeit finde ich fahrlässig und schade, da sich dies, davon bin ich überzeugt, sich später rächen wird. Aber man kann auch modern interessant bauen, wie hier teilweise aufgezeigt wird.


    http://www.bild.de/reise/traum…mporis-34814528.bild.html

  • In der ARD Mediathek gibt es eine knapp 10 minütige Doku über das Mediaspree-Gebiet und die verschiedenen Interessen die dort aufeinanderprallen. Einzelne Projekte werden auch thematisiert.

  • ^
    Schön zynisch mit Unwahrheiten angereicherter Beitrag. Aber was will man von den Nachkommen vom DDR1 und DDR2 Fernsehen auch schon anderes erwarten.

  • Da kann ich folgendes nennen:
    LivingLevels hat sich mit dem entfernen der Mauerteile nicht Zugang "verschafft" wie im Beitrag genannt, um Zugang zum Gelände zu bekommen, sondern er wurde vom Bezirk beauftrag die Mauer an der Stelle zu öffnen. Hier sollte auch die Ausfahrt der Brommybrücke entstehen.


    "Entertainment-District nach amerikanischen Vorbild"
    Na und. Das Gelände gehört einem amerikanischem Investor, der entwickelt das Gelände mit ausländischem Kapital Stück für Stück der Nachfrage entsprechend wie es der Bebauungsplan zulässt. Dem Bebauungsplan wird unterstellt man hätte hier nur die Dollarzeichen in den Augen gehabt.


    Mir möge bitte jemand eine städtische Wohnungsbaugesellschaft nennen, die logistisch und finanziell in der Lage gewesen wäre dieses Gebiet zu kaufen, zu entwickeln, günstig Wohnungen zu bauen und sie dann noch für 6€ pro QM "sozialverträglich" anzubieten. Das ist ja die Kritik die der RBB mitschwingen lässt.


  • Mir möge bitte jemand eine städtische Wohnungsbaugesellschaft nennen, die logistisch und finanziell in der Lage gewesen wäre dieses Gebiet zu kaufen, zu entwickeln, günstig Wohnungen zu bauen und sie dann noch für 6€ pro QM "sozialverträglich" anzubieten. Das ist ja die Kritik die der RBB mitschwingen lässt.


    Äh, das Gelände war mal Eigentum der öffentlichen Hand und Sozialen Wohnungsbau im großen Stil gab es bis Anfang 2000 auch einmal.
    Aber das wird von den neoliberalen Alterntivlos-Apologetikern schön verschwiegen, und im selben Atemzug der Projektion gefröhnt, dass nämlich deren Kritiker die ideologisch Verblendeten wären - schöne Verdrängungsleistung...

  • Dieses Gebiet war in der öffentlichen Hand als Hafengelände und war nie für Sozialen Wohnungsbau vorgesehen sondern im Gegenteil für Hochwertige Büro und Wohnhäuser. Es wäre auch ziemlich unsozial an solch einer Hochwertigen Citylage einen Sozialblock hin zu zimmern denn während 99% aller Sozialmieter in Marzan wohnen müssen und sich freuen können das sie auf die Rieselfelder gucken können, wohnen dann 1% der Sozialmieter in Exclusiver City-Statuslage. Mit welchem Recht? Also wird es dann auch wieder so kommen die schönste Lage wird in Mietpreis aufgewogen.

  • Also, das ist ja mal eine bestechnede Logik. Berlin ist durchsetzt von staatlich kontolliertem Wohnungsbestand. Die Träger haben sich zu moderaten Mietsteigerungen verpflichtet. Außerdem bauen die Wohnungsbaugesellschaften auch wieder sozialen Wohnungsbau und zwar nicht nur in Marzahn etc. Ich finde obrige Position sehr zynisch. Ich denke die sozial durchmischte Stadt muss das Ziel bleiben. Die sozialen Folgekosten (Ausgrenzung = Ausweglosigkeit = höhere Kriminalität) werden sonst viel höher sein, als etwas staatliche Wohnungsbauförderung jetzt.

  • Äh, das Gelände war mal Eigentum der öffentlichen Hand und Sozialen Wohnungsbau im großen Stil gab es bis Anfang 2000 auch einmal.
    Aber das wird von den neoliberalen Alterntivlos-Apologetikern schön verschwiegen, und im selben Atemzug der Projektion gefröhnt, dass nämlich deren Kritiker die ideologisch Verblendeten wären - schöne Verdrängungsleistung...


    Selbst wenn die DB das Gelände kostenfrei einer Wohnungsbaugesellschaft überlassen hätte, wäre sie ohne millionenschwere Subventionen der öffentlichen Hand nicht in der Lage gewesen den verseuchten Boden zu sanieren und ihn dann auch noch kostengünstig zu entwickeln.


    Der von dir genannte soziale Wohnungsbau in den 90ern war übrigens ebenfalls Subventioniert und zwar mit Milliarden. Das hat die Rot-Grüne Schröder Regierung dann beendet.