Untersuchungsgebiet Nord / Feldmoching-Ludwigsfeld (SEM mit >18.000WE ?)

  • Ist mir schon klar aber zu erst sollte die Infrastruktur verbessert werden bevor irgend etwas passiert. Wenn du den Beitrag von mir zur Frage von MiaSanMia liest weist du auch weshalb.

  • Iarn75:


    Es geht ja nicht darum, die U-Bahn schon fertig zu haben, bevor eine Bebauung absehbar ist. Idealerweise erfolgt der Bau in etwa zur selben Zeit wie erste Projekte, kostengünstig in offener Bauweise unter einem späteren Parkgürtel, an dessen Rändern dann dichte Blockrand- und Hochhausbebauung entstehen kann.


    Projekte wie die Entschärfung der S1-Trasse hätten dagegen schon gestern fertig sein müssen. Kein Infrastrukturvorhaben hat im äußersten Norden Münchens größere Priorität. Aufgrund der ewigen Zeitspannen einer kompletten Untertunnelung der Gleistrasse (2037 bei SEM MNO), würde ich eine Unterführung der Straßen fast bevorzugen.

  • Dafür müsste schon eine dichte Bebauung her. Und wie erzeugt man eine dichte Bebauung...


    Indem man nicht von Enteignung spricht.
    Indem man mit den Grundstückseigentümer fair umgeht.
    Indem man von der Stadt selbst informiert wird und nicht aus der Presse.
    Indem man nicht 10 €/qm für Ackerland bekommt wenn viele Besitzer schon viel mehr als 10€ investiert haben.
    Indem sichergestellt ist seinen Beruf weiterführen zu können und man keine Existenz-Ängste zu haben.
    Indem nicht über Grundstücke gesprochen wird als würden sie der Allgemeinheit gehören. Bestimmen jetzt andere Leute über mein Grundstück oder darf ich entscheiden was ich damit machen möchte. Wo leben wir den. Kann auch nicht zum Nachbarn gehn und sagen sooooo Herr Nachbar gib mal deine Hälfte deiner Wohnung her. Die gehört der Allgemeinheit.


    Wenn dass alles fair und normal abläufen würde dan würden vll Eigentümer bereit sein zu reden.
    Aber nicht mit solch Argumentationen. Die Stadt soll erstmal mit den Betroffenen reden. Dann kann man weiterschauen.

  • horus2:


    Willkommen zurück und danke für den Link.


    Ich habe nie behauptet, dass die Bauern bereits in Verhandlungen mit der Stadt München sind, ich bin auch bestimmt nicht berechtigt, hier deren Ansichten zu vertreten, sondern wie geschrieben, beruht meine Aussage auf meiner persönlichen Einschätzung aufgrund persönlicher Gespräche, nichts von all dem habe ich schwarz auf weiß. Beide Herren kenne ich tatsächlich, Herrn Oberfranz aber nur flüchtig von Veranstaltungen.
    Zunächst muss ich etwas konstatiert feststellen, dass viele Dinge in dem Video - kein Vorwurf - medial wirksam inszeniert wurden.
    Da wäre die Aussage der Bebauungsdichte, die mit 6-8 Stockwerken angegeben wird. Das ist natürlich Quatsch, da solche Details bisher überhaupt noch nicht feststehen. Hr. Wiesheu´s Grund wird es in 2/3 Strukturvarianten nicht treffen. Die Behauptung, wichtige Infos würden nur aus der Presse kommuniziert, ist einfach nicht richtig. Hr. Oberfranz war selbst bei einer Infoveranstaltung vor knapp zwei Jahren mit Beteiligung der Stadt, wo ausführliche Informationen zum weiteren Vorgehen gegeben wurden, die erst im Zuge der Variantenvorstellung öffentlich wurden. Natürlich gibt es auch Ansprechpartner bei der Stadt, die kontaktiert werden können. Da ich selbst betroffen bin, habe ich diese Möglichkeit der Informationsbeschaffung auch schon des Öfteren genutzt. Die Presse weiß viel über die SEM MNO aber sie ist sicher nicht die primäre Quelle. Wobei ich hier vielleicht doch einschränken sollte: Das direkte Gespräch mit jedem einzelnen Betroffenen aus Initiative der Stadt heraus, fehlt leider.
    Wie ich das hier von Nani90 mitbekomme, scheint es bei der SEM Nord von Seiten der Stadt deutlich unorganisierter und chaotischer abzulaufen. Dort kommt ja noch hinzu, dass die SEM plötzlich um die Ecke kam und nicht wie hier im Osten, eine Bebauung über viele Jahre hinweg, angekündigt, wieder verworfen, angekündigt, verworfen, angekündigt usf. wurde, bis man dann mal ernst gemacht hat. Der im Beitrag erwähnte Steuerbescheid ist natürlich verdächtig: Für eben jenen Erben wurde jüngst ein großes Haus auf freiem Feld gebaut :hmmm:


    genau das, was ich erläutert habe, bestätigen...


    Schau:


    Wir sind einer Meinung, dass alle Punkte, die Nani90 soeben aufgezählt hat, Maxime jeder weiteren Planung sein sollten. Zum letzten Punkt schreibe ich weiter unten noch etwas. Mir ist es wichtig, dass du weißt, dass ich ganz bestimmt kein Freund von Enteignungen bin, mir alles lieber wäre, als gegen diese wichtige Errungenschaft moderner Zivilisationen, dem Recht, mit seinem Eigentum anstellen zu können, was man für richtig hält, solange die Rechte Dritter nicht negativ beeinflusst werden, zu verstoßen. Ich sehe nur leider nicht wirklich eine Alternative zu einer Bebauung des Münchner Nordens, da wie bereits zahlreich dargelegt wurde, das Allgemeinwohl vor dem Individualwohl steht. Die Ausgangslage sieht bekanntlich wie folgt aus:


    Im Münchner Norden gibt es reichlich Platz.
    Kaum jemand möchte / kann / wird bauen.
    Wie kann dort dennoch gebaut werden?


    Wir diskutieren hier über eine ethische Frage, die der Gesetzgeber mit dem Begriff der SEM beantwortet hat. Eben vor dem Hintergrund, dass in Deutschland das Allgemeinwohl an erster Stelle steht. Klar, dass das für die Betroffenen ein Schlag ins Gesicht ist. Ich habe darauf leider auch keine passende Antwort.


    Davon abgesehen, ist es selbstverständlich das Mindeste, dass mit den Leuten hinsichtlich Information, Einbindung und Gegenleistung fair umgegangen wird. Und zwar so, dass die höchstens indirekt betroffenen Wachstumsgegner nicht als Trittbrettfahrer auch noch Gelegenheit haben, ihre Theorien von apokalyptischen Szenarien eines Isarhattans zu etablieren. Denn mit dieser komplett abweisenden, verschlossenen Haltung, ist niemandem geholfen. Weder den Grundstücksbesitzern, noch den tausenden Wohnungssuchenden. Ich war nicht auf der Veranstaltung aber wenn mir hier von mehreren Usern berichtet wird, wie fundamentale Marktgesetze von Vortragenden, die eine gewisse Verantwortung ggü. den Bürgern besitzen, sobald sie auf dem Podium den Mund aufmachen, bestritten werden - wohl nur was den Wohnungsbau anbelangt - dann ist das für mich einfach schmerzhaft und lässt mich wütend zurück. Wenn persönliche Spekulationen als Tatsachen zur bewussten Manipulation der Bevölkerung verkauft werden, muss man dem deutlich widersprechen. Das DAF ist dafür eine sehr kleine Plattform. Die Presse scheint eher am Gegenteil interessiert zu sein (Auflagenstärke) und der Stadt glaubt niemand (wer will das auch verübeln?). Dementsprechend groß ist der Schaden, den solche Personen anrichten. Wien geht doch auch nicht unter, trotz deutlich höherer Bautätigkeit, trotz Hochhäusern über 200m, trotz deutlich größerer Fläche mit Dichten jenseits der 8.000 Einwohner / Quadratkilometer. Nein, Wien ist nach Rankings lebenswerter als München.
    Die Wachstumsgegner haben ungeheure Energie (vgl. Kronawitter), wie viel könnte in München erreicht werden, wenn sie diese einmal für konstruktive Vorschläge und Stadtplanung einsetzen würden und nicht für Verhinderung, Verhinderung und nochmals Verhinderung?


    Bestimmen jetzt andere Leute über mein Grundstück


    Wie oben bereits erwähnt, noch eine Ergänzung:
    Es ist leider seit vielen Jahren gängige Praxis. Zwar nicht in der Dimension einer SEM, aber im ganz kleinen Maßstab. Weil Jahre bevor ich gebaut habe, ein Investor einer neuen großen Wohnanlage den Käufern versprochen hatte, eine große Straße würde gebaut werden, damit jeder bequem mit dem Auto wenden kann, musste ich, um später angrenzend bauen zu dürfen, 250 qm Grund ersatzlos an die Öffentlichkeit abtreten, für den Straßenunterbau alleine aufkommen. Unter Ude kommt hinzu, dass ein Baugrundstück, für das ich jahrelang entsprechende Steuern gezahlt habe, über Nacht in eine Grünfläche umgewandelt wurde. Als Begründung wurde angegeben, der Ortskern dürfe nicht ausufern (?). Dies macht den Umstand, dass nun enteignet werden soll, damit neuer Baugrund geschaffen werden kann, eigentlich umso absurder. Der Staat greift eben leider zu wo er kann.

  • MiaSanMia


    da liegen wir doch nicht so weit auseinandner. Ich bin kein Wachstumsgegner, lehne aber unkontrollierte, massive Verdichtung ab. Wir sind uns ja einig, dass es einen Masterplan braucht. Und wenn Wien nicht untergeht, dann geht auch München nicht unter, wenn man sich ein bisschen mehr Zeit nimmt. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte will die selbe verantwortliche Partei jetzt idiologiegetrieben und wählerorientiert kaschieren und macht womöglich wieder große Fehler.


    Der im Beitrag erwähnte Steuerbescheid ist natürlich verdächtig: Für eben jenen Erben wurde jüngst ein großes Haus auf freiem Feld gebaut


    Nun, das ist jetzt aber wieder eine Einschätzung von dir. Wie wohl der Streit mit dem Finanzamt ausgegangen oder ob das überhaupt schon ausgefochten ist? Jedenfalls habe die Sachlage ja geschildert, was mir jedoch nicht geglaubt wurde.


    Kaum jemand möchte / kann / wird bauen.


    Das stimmt nun wirklich nicht. Woher weißt Du denn das? In Feldmoching wird ganz massiv, mit einer extrem hohen Dichte gebaut. Dass da früher nichts passiert ist, stimmt. Das wurde von Ude verhindert. Ich kenne einige, die nicht mal eine Gaube aufsetzen durften. Da wäre die letzten 20-30 Jahre organisch sehr viel passiert. Wäre meiner Ansicht nach auch viel verträglicher gewesen.

  • Iarn75:


    Es geht ja nicht darum, die U-Bahn schon fertig zu haben, bevor eine Bebauung absehbar ist. Idealerweise erfolgt der Bau in etwa zur selben Zeit wie erste Projekte, kostengünstig in offener Bauweise unter einem späteren Parkgürtel, an dessen Rändern dann dichte Blockrand- und Hochhausbebauung entstehen kann.


    Idealerweise erfolgt der Bau wie erste Projekte, da bin ich bei Dir. Aber der Bau und auch eine detaillierte Planung braucht Geld. Um da sicher zu gehen, dass es auch sinnvoll angelegt ist, macht es nur Sinn, Geld in die Hand zu nehmen, wenn halbwegs klar ist, dass da genügend Substanz dafür da ist.
    Was man machen könnte, wäre eine Studie wie viele Fahrgäste man an Unterwegshalten bräuchte, um irgendwie sinnvoll eine U-Bahn nach Dachau oder Karlsfeld betreiben zu können.
    Das könnte dann auch als Argumentationshilfe für die dortigen Anwohner dienen.


    Projekte wie die Entschärfung der S1-Trasse hätten dagegen schon gestern fertig sein müssen.

    Da bin ich voll bei Dir. Das ist ein Armutszeugnis für Stadt und Freistaat.


  • Über Enteignung sprechen eigentlich nur die SEM Gegner. Zudem wir in diesem Land Enteignungen wegen weit sinnloseren Dingen zum Beispiel Braunkohletagebau haben. Dass ss 10€ sind, ist reine Spekulation von gewissen Initiativen. Und wie gesagt in Daglfing trägt sich Heimatboden hauptsächlich von Leuten die in der Vergangenheit im Umwandlung von Ackerland zu Bauland Kasse gemacht haben.
    Ich gehe davon aus, dass man allein aus symbolischen Gründen, niemand unter Einkaufswert plus Inflatiknsausgleivh abspeist.


    Ich denke es gibt für niemanden eine Garantie, seinen Beruf an einem bestimmten Ort weiterführen zu können. Die Welt ändert sich. Mit dem Rauchverbot müssten Rauchsalons schließen, mit dem Ausstieg aus der Kernenergie sind viele Jobs im Nuklearbereich endlich, die Kohleförderung ist mitsamt den Kohlekumpels ein Auslaufmodell etc. Walfänger und Robbenjöger tun sich zunehmend weltweit schwer.


    Sollte und es ist ein Konjunktiv sich München beschließen, dass man zu wenig Fläche hat, um sich den Luxus von Landwirtschaft in der dichtbesiedelsten Großstadt Deutschlands zu leisten, dann ist das aus meinem Empfinden statthaft. Dass die Betroffenen entschädigt werden müssen, keine Frage. Aber irgendwann muss das Allgemeinwohl auch gegen Partikulärinteressen durchgesetzt werden.

  • @ Iarn75


    Bin ich deiner Meinung. Wir leben in einer Großstadt. Es kann jeden mal passieren wie nun uns. Das heißt trotzdem nicht gleich das man alles Abreißen braucht. Es wäre doch toll auch mal die Betroffenen etwas mehr einzubinden. Damit man auch weiß kann man sich es vorstellen zu bleiben oder geht man freiwillig. Dazu kommt noch das man wenn man gehen muss. Gut entlohnt wird. Denn wenn man sich sein Grundstück mit jahrelanger Arbeit schön hergerichtete hat sollte auch ein gewisser Preis bezahlt werden um dann sich woanders etwas neues aufzubauen. Das ich hier immer von 10€/qm rede ist leider so. Da ich viele Grundstückseigentümer kenne und die mir schon oft erzählt haben das die Stadt bei ihnen angefragt hat. Und was will die Stadt dir geben 14€/qm und das ist nicht erfunden. Jetzt möchte ich dich fragen wenn du für dein z.b Acker 30€ bezahlt hast dann ist es doch lachhaft das dir die Stadt dann 14 € geben will. Daher auch die große Ablehnung der Betroffen. Es sind viele Gesprächsbereit aber auf einer sachlichen Grundlage.

    2 Mal editiert, zuletzt von NANI90 ()

  • ^


    Ich denke, das ist einer der größten Fehler der Stadt gewesen, so früh mit konkreten Preisvorstellungen bei den Betroffenen anzuklopfen bzw. an die Öffentlichkeit zu gehen. Wie groß die Unsicherheit ist, sehen wir hier im Forum. Die einen sprechen von 10 - 14 Euro, andere von Preisen mindestens dem Kaufpreis, die Stadt schreibt "man würde keine Verluste einfahren". Wer weiß, was die Stadt im Streitfall bereit ist zu zahlen. Zum jetzigen Zeitpunkt steht bei der SEM Nord absolut nichts fest, warum wartet die Stadt mit ihren Anfragen also nicht ab, bis erste Gespräche mit den Eigentümern geführt wurden, in denen über die Pläne informiert wird und erste Annäherungen erreicht wurden? Wenn von Anfang an die 10 Euro im Raum stehen, ist es wenig verwunderlich das sich die Fronten sofort verhärten.


    horus2:


    Das ist in der Tat nur eine Vermutung. Was ich damit ausdrücken wollte: Die großen Felder (dort wo Isek mal eine U-Bahnlinie eingezeichnet hatte, vielleicht hast du, Isek, das Bild noch zur Hand), sind in vielerlei Hinsicht Berufsgrundlage, Existenzsicherung und zum Großteil wohl in Familienbesitz. Wer möchte dies schon freiwillig aufgeben? Wer kann es sich leisten, selbst hunderte Wohnungen zu errichten? Die Ackerflächen sind meines Wissens nach auch noch kein Bauland, die Infrastruktur nicht vorhanden. Da kommt das ins Spiel, was Iarn75 in Post #187 schreibt: Es braucht eine gewisse absehbare Substanz an neuen Wohnungen / Arbeitsplätzen. Da gebe ich dir völlig Recht, hätte die Stadt unter Ude rechtzeitig auf den absehbaren Boom reagiert und nicht einfach nur geschlafen, dann wäre hier eine SEM unter Umständen gar nicht notwendig. So hat es selbstverständlich einen faden Geschmack, dass Reiter nun überrumpelnd mit einer SEM querschießt, die nun Druck auf die Eigentümer ausübt und Ängste hervorruft. Auf der einen Seite, befürworte ich - unter fairen Bedingungen - eine SEM (ganzheitliche Planung, Allgemeinwohl vor Individualwohl), auf der anderen Seite dagegen kann ich die Betroffenen nur zu gut verstehen, wenn sie sich zusammenschließen und gegen das Vorhaben vorgehen(Existenzzerstörung). Diesen Konflikt zu lösen ist Aufgabe der Stadt München. Ich bin gespannt, ob und wie es gelingt oder ob eine SEM doch nur im Osten der Stadt umgesetzt wird.


    Zu dieser habe ich heute einen Brief von Stadtbaurätin Elisabeth Merk erhalten, in dem sie über das weitere Vorgehen schreibt und allgemein dazu auffordert mit ihren Mitarbeitern einen persönlichen Termin zu vereinbaren. 2020 wird es anscheinend einen Beschluss des Wettbewerbsergebnisses geben, auf dessen Grundlage dann ganz konkrete Kooperationsmodelle ausgearbeitet werden können. Hier im Wortlaut:



  • Die großen Felder (dort wo Isek mal eine U-Bahnlinie eingezeichnet hatte, vielleicht hast du, Isek, das Bild noch zur Hand)...


    Gerne!



    Eigene Abbildung

    Einmal editiert, zuletzt von Isek ()

  • Wie war das damals mit dem Bau von Neuperlach,
    so wie ich das verstehe, war das vorher auch Landwirtschaftliche Fläche?
    Gab es seinerzeit auch so viel Veränderungsängste ?

  • ^^


    Die wirtschaftliche Ausgangssituation war noch eine ganz andere. Die Bauern konnten durch die Erlöse aus dem Grundstückverkauf ihre schwere teils sicher auch ungeliebte Arbeit aufgeben und sich mit dem Kapital andere Geschäfte aufbauen. Die Ängste vor Veränderung entstanden doch erst ab den 80er Jahren mit Stadtflucht, Sehnsucht nach ländlichem Idyll und der generell wachsenden Abneigung gegen Technik (Aufrüstung, Tschernobyl, Chemieunfälle, verschmutzter Rhein, Fischsterben, Waldsterben). Die Öko-Bewegung gepaart mit Traditionalismus in Bezug auf Großstadt und Architektur war in Deutschland im Vergleich zu allen anderen westlichen Ländern extrem ausgeprägt. Davon haben wir heute viel Gutes, aber leider auch viele Nachteile.

  • OT: NP

    Schachbrett:


    Rahmenbedingungen, Stimmungen, Planung und Bilder, sprich alles rund um die Entstehung und Entwicklung von Neuperlach gibt es hier in einer dreiteiligen Dokumentation nachzulesen. Damals wurde der Baubeginn noch mit Kanonenschüssen, 700 Pressevertretern aus In- und Ausland, dem Bundesbauminister und weiteren hochrangigen Politikern "euphorisch" gefeiert. Wie Isek schon geschrieben hat, war es nach dem Krieg eine andere Zeit, die Angst vor dem Stereotyp Plattenbau gab es nicht, Stadtplaner versuchten sich darin, alle Grundsätze der Vorkriegsarchitektur und -Planung beiseite zu lassen und die neuen Erkenntnisse der akademischen Lehre in die Praxis umzusetzen. 23.500 Wohnungen entstanden dort so binnen 25 Jahren, wenn ich das richtig gelesen habe. Und dennoch ist Neuperlach bis heute streng genommen nicht vollendet, da nach wie vor das Stadtteilzentrum fehlt.


    Teil 1:
    https://www.google.de/url?sa=t…Vaw2lxqGqkcAYGHpDYyJpUA8E
    Teil 2:
    https://www.google.de/url?sa=t…Vaw2zELEJ490xXDuj-8RAVu1I
    Teil 3:
    https://www.google.de/url?sa=t…Vaw24hxQYexulYVLKbh_PbSvm

  • Liebe Forumsmitglieder:


    1. SEM ist zurück gezogen.
    2. Damit die Preise moderat bleiben: dichte und hohe Blöcke und Intensive Hochhaus- Bebauung.


    Problem: Viele werden wieder mal glauben, dass wenn jetzt die SEM
    zurück gezogen wurde, dass weniger und lockerer gebaut wird.
    Es waren ja auch Denkmalschützer und der Bund Naturschutz bei den
    Informationsveranstaltungen als Referenten dabei.

  • Ok, aus SEM soll "KoSMo" ("kooperatives Stadtentwicklungsmodell") werden....Grundsätzlich einmal positiv, dass weiter untersucht wird und man die Entwicklung offenbar nicht ganz auf Eis legt. Schade ist es aber schon, dass die Verwaltung hier wieder einmal die Kontrolle aus der Hand hat nehmen lassen - letztlich durch mangelhafte PR und ein paar populistische Querschüsse.


    In dem SZ-Beitrag wird Dieter Reiter ja immer noch recht motiviert wiedergegeben. Vielleicht werden es ja als Ausgleich zu den Preissteigerungen eher mehr Wohneinheiten und eine dichtere Bebauung.

  • Das Ganze ist mal wieder ein perfektes Beispiel für das, was in Deutschland allgemein so schief läuft! Sinvolle und dringend benötigte Projekte werden nicht vernünftig angegangen, weil man einen kurzfristigen Stimmenverlust befürchtet. Dabei wird gerade der zunehmende Druck auf den Wohnungsmarkt, wie kaum ein anderer Faktor, auf lange Sicht Stimmverluste für die großen Volksparteien bringen. Denn diese sind offensichtlich nicht willens Lösungen anzubieten. Sieger werden dann die sein, die schnelle und populistsiche Lösungen versprechen, sei es Enteignung, Mietpreisdeckelung oder sonstiges. Für mich unverständlich wie man sich so die Butter vom Brot klauen lassen kann. :nono:

  • Recht gut geschriebener Kommentar in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/mue…dann-einknicken-1.4003183


    Der Mechanismus erinnert ein wenig an andere aktuelle Flirts mit dem Populismus, wie dem Brexit-Fiasko. Wenn Politiker, die eigentlich selbst in der Verantwortung stehen, sich so benehmen, als wären sie Opposition und Querschüsse gegen die eigene Regierungsbank betreiben, steigen sie vielleicht für eine gewisse Zeit in der Wählergunst. Mit Verantwortung hat das aber nichts zu tun und dann brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie danach vor viel größeren Problemen stehen. Schade, denn hier wurden die Bedürfnisse der Mehrheit hinter die Interessen einiger weniger gestellt. Nun geht es um Schadensbegrenzung. :mad:

  • ^^


    Die SEM an sich ist nicht dringend erforderlich. Eine Bebauung kann auch auf andere Weise erfolgen. Es war hier offenbar absehbar, dass das Projekt auf eine Eskalation hinausläuft, wenn die Stadt nicht einlenkt. Es macht keinen Sinn, etwas auf Verderb und Gedeih durchzusetzen und am Ende mit zahlreichen Klagen dazustehen.


    Die Konsequenz daraus muss jetzt sein, dort erst recht intensiv zu planen - mit den Bürgern, die jetzt gefordert sind (sonst kommt die SEM wieder :D). Schließlich hatten die Bürger stets betont, nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung zu sein, nur eben gegen eine SEM. Vielleicht geht es hier mit den Bürgern schneller als gegen die Bürger.


    Fraglich ist nur, wie viele Spekulanten diese Entscheidung jetzt auf den Plan ruft...


    ... und ob auch die beabsichtigte SEM Nord-Ost in eine KoSMo umgewandelt wird...