Dresden: Neumarkt

  • Das ist dein persönlicher Anspruch an das Projekt - hätte man so machen können... Man kann es aber auch ganz anders sehen. Die Rosmaringasse hat so nie existiert, das Gebäude ist ein Erfordernis unserer Zeit. Hier musste einfach ein zeitgemäßer Entwurf entstehen. Alles andere wäre an dieser Stelle lächerlich gewesen. Und ich bin froh, dass genau dieser Bau entstanden ist. Wenn ich daran denke, was Kimmerle anfänglich vorgeschlagen hat - der postmoderne, an die 90er-Jahre erinnernde Kitsch-Entwurf mit wahllos angeordneten runden und quadratischen Stuckelementen. Ganz schlimm :nono: !


    Auch ist bisher nur ein kleiner Teil des Gebäudes abgerüstet. Laut Visualisierungen besitzt der Rest des Baus ein sehr regelmäßiges, schon fast klassisches Fassadenraster mit Dach und Gauben. Ich verstehe die große Aufregung wirklich nicht.... Gerade im Vergleich zum Frieseneck, wo der Bruch des mittleren Gebäudes tatsächlich unsinnig ist und wirklich die Fassaden-Front der Landhausgasse stört.


    Weiterhin sollte man dem Bau seine hochwertige Fassade anrechnen! Gibt es leider nicht so häufig am NM....

  • ^Den Entwurf hat Kimmerle nicht anfangs präsentiert, sondern als Reaktion uf die nunmehr gebaute Zumutung, die ihm aufgedrückt wurde. Aber ja, da stimme ich ausnahmsweise überein, dieser war kitschig und einfach nur schlimm.


    Aber: Was sollen solche nichtssagenden und hohlen Allerweltsplätze wie "zeitgemäßer Entwurf" oder "Erfordernis unserer Zeit"? Die riesigen willkürlich verstreuten Löcher, die einfach nur bedrohlich, aber in keinster Weise wohnlich oder gar, ich wiederhole mich, ästhetisch wirken? Grauer Beton? Der doch sehr merkliche zunehmende Überhang der Geschosse, der vielleicht in einem Fachwerkort angebracht wäre, nicht aber in einer Stadt mit ausschließlich senkrechten Fassden? Was bitteschön ist daran zeitgemäß? Dieser Bau wäre am Postplatz oder in Prohlis genauso hässlich und deplatziert. Da beißt die Maus keinen Faden ab...

  • Und was mich über die Anmerkungen von Saxonia und Antonstädter hinaus noch erstaunt zurücklässt, ist der zweifach vorgebrachte Verweis auf die Hochwertigkeit der Fassade. Ich sah diese Hochwertigkeit durchaus in der weichgezeichneten Visualisierung in warmem Dämmerungslicht, auf den Fotos bleibt von diesem Eindruck leider kaum etwas übrig. Also wo muss ich genau hinschauen, um das Hochwertige zu entdecken? Im Grunde genommen besteht die Fassade derzeit ja lediglich aus Putz und Fenstern. Dass die Fensterrahmen aus Aluminium sind und sicherlich nicht billig wirken, mag sein, aber ist das schon Grund genug dafür die schlichte Fassade als hochwertig zu klassifizieren? Ich finde nicht. Die Putzarbeiten sind für meinen Geschmack nicht einmal besonders sauber ausgeführt, die Fensterbänke nicht aus Stein. Auch wenn dies materialmäßig zu den Fenstern korrespondiert, wirkt es nicht übermäßig anspruchsvoll oder hochwertig. Und wir kennen ja die Halbwertszeit für die Reinheit von hellen Putzfassaden an Gebäuden ohne Dachüberstand an Wetter- oder Nordseiten.


    "Hier musste einfach ein zeitgemäßer Entwurf entstehen. Alles andere wäre an dieser Stelle lächerlich gewesen." Musste? Alles? Von Rekonstruktion war auch nicht die Rede, nur von respektvollem Maßhalten in Bezug auf die anderen Gebäude im Quartier.


    Ich hoffe, der recht prägnante Sockel und die Glasbrüstungen reißen es noch irgendwie raus. Und möge der erste Baum in der neuen Reihe besonders rasch wachsen!

  • Was wäre denn die Alternative gewesen? Der Mist, der an der Ecke Schloßstraße/ Sporergasse entstanden ist? Goldene Fenster und eine grüne Sockelverkleidung gehören auch nicht an den Neumarkt. Dann lieber ein wirklich moderner Bau als dieser in Styropor verpackte Sondermüll.


    "Erfordernis unserer Zeit" hat sich im Übrigen auf den Städtebau und die vorher nicht existente Rosmaringasse bezogen. Irgendwie musste man mit ihr umgehen. Ein pseudo-historischer Neubau wäre hier total Fehl am Platz gewesen. Ich habe demzufolge nicht die großen Fensterflächen gemeint - auch wenn ich große Fenster selbst äußerst attraktiv finde ;)


    Soweit ich weiß, wurde das Gebäude nicht in dicke Dämmwolle gepackt. Für mich ein Zeichen von hochwertiger Ausführung.

  • ^

    Der Mist, der an der Ecke Schloßstraße/ Sporergasse entstanden ist? Goldene Fenster und eine grüne Sockelverkleidung gehören auch nicht an den Neumarkt


    Ja, stimmt genau. Es ist nicht die erste Verfehlung bzw der erste Verstoß gegen das städtebaulich gestalterische Konzept, das mit einem einzigen Satz nicht das Papier wert ist, auf dem es geschrieben wurde, der da lautet:


    "Abweichungen bedürfen der Zustimmung des Gestaltungsbeirates."


    ...und ebendieser winkt so gut wie alles durch, so arg der Verstoß auch sein sollte.


    Gäbe es nicht den lauten Protest von GHND und Bürgern, der sich dann auch Bahnen zum Stadtrat sucht, wäre noch manch anderer "Kracher" heute zu besichtigen.


    Es bringt also nichts auf bereits gemachte Fehler zu verweisen und zu meinen, nun sei's ja eh egal. NEIN, ist es nicht.

  • Also ich kann mich den Ausführung ARNOLDs nur anschließen und finde es mutig, dass er hier im Umfeld des Gegenwindes aus der Retro-Ecke seine berechtigte Meinung offen vertritt.
    Um mich hier mal noch schnell zu verorten: auch ich bin für historische Rekos und habe mich sehr über die Änderung vom Barcode- zum Nöfer-Entwurf am Riesch gefreut... Doch dort, wo Rekos wegen Stadtgrundriss-Änderungen nicht funktionieren, darf es doch gern was Neues sein, finde ich.


    Zurück zum Eckgebäude:
    Ich empfinde den Eckbau als gelungen, weil er eben die Verbindung zwischen Kultur-"Palast" und der kleinteiligen Altstadt weitestgehend schafft. Dass es diese vorspringenden Geschosse in Dresden nicht gibt, ist für mich kein Argument, es zu lassen... Gerade dies macht das Gebäude unverwechselbar, ohne das es aufdringlich wirkt... Außerdem: sichtbar beeinträchtigen wird der Bau den Jüdenhof auf Dauer ja nicht.
    Ich persönlich finde den schmalen Glaskasten über dem 1900 weitaus störender, als diese untergeordnete Ecke in einer (zukünftigen) Gasse...


    Ich finde, es wird hier von vielen Diskutanten einfach vergessen, dass in den schönen Rekos auch jemand wohnen muss. Es ist dabei leicht, als außenstehender Kritiker jede nichtrekonstruierte Fassade schlecht zu reden und sich ne Altstadt ohne Brüche zu wünschen. Fände ich auch am schönsten. Aber es ist eben Sache des Investors, sein Geld so anzulegen, dass sich auch jemand findet, der das ganze refinanziert, also kauft oder mietet. Und bei 4000,- Euro Baukosten pro Quadratmeter (oder noch mehr?) wird das nicht leicht... Dieser Zusammenhang wird hier ja leider regelmäßig ausgeblendet.


    Ich hatte die Tage das Vergnügen, die gesamte KIM-Baustelle mal von Innen zu besichtigen. Ganz konkret: trotz der überdurchschnittlich hohen Investitionen in den Gebäudekomplex ist in vielen Wohnungen leider kaum ein Mehrwert spürbar. Man muss als Mieter/ Käufer doch einige Abstriche machen... Gerade die kleinen Fenster in den Rekos entsprechen ja naturgemäß nicht den üblichen Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen...
    Eklatant ist das ganze im ersten Mansardgeschoss des Altbaus neben dem hier verteufelten Eckgebäude. Das Dachfensterband dort belichtet nämlich das dahinter liegende Wohnzimmer gerade so hinreichend. Vom Blick nach draußen hat man übrigens auch kaum was... Ziemlich viel Sprosse und ziemlich kleiner Ausschnitt, den man durch das Band sieht... Bedenkt man, dass dort in naher Zukunft mit geringem Abstand eine gegenüberliegende Straßenfront das Zimmer weiter verschattet, dann ist der zukünftige Nutzer dieser Wohnung doch sicher froh, dass er in seiner Küche (nebenan im Eckneubau) etwas mehr Licht und ne Loggia hat... Ähnliches gilt für die tiefer liegenden Geschosse mit gleichem Grundriss. Dort sind zwar die WZ-Fenster größer, dafür in der Gasse aber eben auch noch weniger Licht.
    Manchmal gibt es für bestimmte Dinge, z.B. Fenstergrößen oder Loggien, einfach grundrissbedingte Notwendigkeiten, die am Eckgebäude eben auch nicht in den Hof gelegt werden können...
    Übrigens: in diesem gibt es schon sooooo viele Terrassen und Balkons, dass man dort sagen wir mal: einer ziemlichen sozialen Kontrolle unterliegt... Aber sie sind zumindest alle individuell gestaltet (nicht wie am Frieseneck z.B.) und man hat das Beste aus der Situation gemacht.
    Und noch was: so überragend wichtig ich die Reko des Dinglingerhauses finde: das 3.OG dort ist grenzwertig, durch recht niedrige Zimmerhöhen, das 4. OG dort lässt die Großzügigkeit der Visualisierungen auch ziemlich vermissen... Ich muss sagen, da kann man in einer großfenstrigen Jugendstilwohnung in Striesen für günstigere Erwerbskosten qualitätsvoller Leben...

  • @ Dunkel-Ich: Mir geht es definitiv nicht darum, zu sagen jetzt sei eh schon alles egal, baut was ihr wollt. Ganz im Gegenteil. Uns ist allen klar, dass die Gestaltungskommission auf nicht für Rekos ausgewiesenen Flächen nunmal sicher keine Rekos und wahrscheinlich auch keine historisierenden Entwürfe zulässt. Das kann man finden wie man will - ich kann damit leben. Genau für diese Flächen wünsche ich mir mutige und selbstbewusste Entwürfe - wie eben das Gebäude in der Rosmaringasse und nicht stattdessen weder Fisch noch Fleisch mit goldenen Fenstern und einer Fliesenverkleidung im Erdgeschoss. Rein ästhetisch - und dabei bleibe ich auch - gefällt mir der Eckbau in der Rosmaringasse ausgezeichnet. Sowohl von den Proportionen, der Verarbeitung, der Materialität und auch dem Ort, an dem er entstanden ist.... Ganz anders übrigens beim anstehenden KIB-Projekt. Hier stimmen beispielsweise die Proportionen der drei Neubauten überhaupt nicht.


    @ Eryngium: Falls du mal wieder ins Gebäude kommst, knips ein paar Bilder ;)

  • Also ich kann mich den Ausführung ARNOLDs nur anschließen und finde es mutig, dass er hier im Umfeld des Gegenwindes aus der Retro-Ecke seine berechtigte Meinung offen vertritt.


    Dazu gehört kein Mut denn, a) passiert das hier alles weitgehend anonym und b) wurde hier soweit ich weiß noch niemandem für seine Meinung der Kopf abgerissen.


    Zurück zum Eckgebäude:
    Ich empfinde den Eckbau als gelungen, weil er eben die Verbindung zwischen Kultur-"Palast" und der kleinteiligen Altstadt weitestgehend schafft.


    Da würd ich dann doch auch mal eine konkrete Begründung zu lesen, warum das angeblich so ist? Was ist denn das verbindende Element des Eckbaus zum Kulturpalast oder zum Rest des Quartiers? Wo werden Stilmerkmale aufgegriffen? Ich kann dergleichen wie gesagt überhaupt nicht erkennen. Es ist der größtmögliche Kontrast zu beiden und damit auch kein gelungener Beitrag zu einem harmonischem Übergang.


    Ich finde, es wird hier von vielen Diskutanten einfach vergessen, dass in den schönen Rekos auch jemand wohnen muss. Es ist dabei leicht, als außenstehender Kritiker jede nichtrekonstruierte Fassade schlecht zu reden und sich ne Altstadt ohne Brüche zu wünschen. Fände ich auch am schönsten. Aber es ist eben Sache des Investors, sein Geld so anzulegen, dass sich auch jemand findet, der das ganze refinanziert, also kauft oder mietet. Und bei 4000,- Euro Baukosten pro Quadratmeter (oder noch mehr?) wird das nicht leicht... Dieser Zusammenhang wird hier ja leider regelmäßig ausgeblendet.


    Hat jetzt aber nichts mit der konkreten Umsetzung des Entwurfs zu tun. Dass Kimmerle dort bauen wird, war ja schon vor der finalen Festlegung auf den Stellwerk Bau klar und Kimmerles erste Wahl war er definitiv nicht.



    Ich muss sagen, da kann man in einer großfenstrigen Jugendstilwohnung in Striesen für günstigere Erwerbskosten qualitätsvoller Leben...


    Man muss halt wissen was man will, nor. Wer eine optimal ausgeleuchtete Wohnung sucht, sollte nicht in eine dicht bebaute Altstadt ziehen, auch wenn sie nur wiederaufgebaut ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Ach liebes Dresden. Ich kann die Wut nachvollziehen, die aus einer jahrzehntelangen Vernachlässigung der Altstadt kommt und den Wunsch, nach all den miserablen Städtebaulichen Verwerfungen eine lebendige Urbanität mit Häusern für die Bürger der Stadt erleben zu dürfen. Ich liebe diese Art von Stadt ebenso und ob man es gutheißt oder nicht, dass über diese gute, wieder aufgebaute alte Stadtstruktur ebenso die historischen Fassaden drüber gestülpt wurde. Es ist damit etwas völlig Verrücktes gelungen. Ein ganzes Viertel aus der Vergangenheit zu holen. Eine immense Leistung, die wir jetzt erleben dürfen. Ist das nicht etwas Schönes? Aber was macht ihr? Bei der kleinsten Abweichung - dieser unschuldige Ecke schreibt ihr was von Ekel und schmeisst mit Hass um sich der ebenso radikal ist, wie der menschenfeindliche Städtebau der Nachkriegsmoderne. So baut ihr mit dem Neumarkt rhetorisch eine Trotzburg auf die nur sich selbst gut heisst und damit kein Stück besser ist, als das was sie verdammt.

  • ^Das ist, mit Verlaub, gequirlter Humbug. Es sollte doch durchaus möglich sein, ein derart grottenschlechtes Ergebnis (ich empfehle eine Betrachtung in natura, da die Fotos die Brachialität der "unschuldigen Ecke" nur äußerst unzureichend wiederzugeben vermögen) in einem Architekturforum angemessen zu kritisieren. Aus dem Nebel der selbtverbeweihräucherten Leipziger Tieflandsbucht lässt sich das natürlich nur schwer nachvollziehen.


    Zu den Hauptkritikpunkten hat Saxonia alles geschrieben. Wie man das ganze Wolfsschanzen-Desaster allen Ernstes als ästhetisch empfinden kann, will sich mir so überhaupt nicht erschließen. Aber jedem das Seine...

  • ^... Wie man das ganze Wolfsschanzen-Desaster allen Ernstes als ästhetisch empfinden kann, will sich mir so überhaupt nicht erschließen. Aber jedem das Seine...


    Schön, dass hier mal jemand akzeptiert, dass nicht jeder auf "Gelsenkirchener Barock" steht (also z.B. Grüner Sockel und Goldene Fenster), sondern an passender Stelle zeitgemäße Architektur goutiert.
    Danke für diese Toleranz, die ja sonst nicht so aus dem Kommentar gegenüber Nichtdresdener Diskutanten rüberkommt...

  • ^^ Vielleicht spricht aus antonstädter auch nur die in DD ja bekanntlich weitverbreitete Angst vor Neuem?


    Sorry, aber wer mit Pauschalisierungen um sich wirft, muss auch einstecken können ;)

  • Ich finde diesen "Neubau" unpassend dort an dieser Stelle. Dies bezieht sich vor allem auf den Kopfbau zum Jüdenhof hin. Modern ja aber was mir aufstößt ist der unbedingte Wille mit dem gegebenen brechen zu müssen. Er wirkt wie ein schlechter Anbau an das Nachbargebäude. Aber nichts wird eingehalten weder Fassade, noch Materialität mit keinem von beiden, weder "Altfassaden noch Kulturpalast. Das es wie ein Vorkommentator schrieb dort heller drin sein soll bezweifle ich. Da die "Loggien" dort die Räume dahinter verdunkeln und direkte Sonneneinstrahlung verhindern. Man muss dort keine Rekonstruktion machen aber man kann das vorherige Haus neu interpretieren und an die neuen Gegebenheiten anpassen. Wenn man ganz darauf verzichtet, sollte man aber bei einem Wohnhaus auf seine Umgebung achten. Den was machen den "gute" Neubauten aus? Das sie sich brachial von der Umgebung absetzen, selbst wenn sie ein stink normales Wohnhaus sind? Ich finde nicht. In meinen Augen sollte es möglich sein neu und mit der Umgebung korrespondierend zu Bauen und Fassaden zu finden die sich in das Gefüge einpassen.
    Gruß aus der Tieflandsbucht

  • ^^Hachgottchen, das hatten wir schon. Aber wenn Du weiterhin fleißig übst, dann klappt es vielleicht auch mal irgendwann mit so etwas Ähnlichem wie einer gelungenen Pointe. Nur Mut!


    Aber zu Deiner Erbauung und Anderen zum Graus einige aktuelle Eindrücke des corpus delicti. Das triste Wetter passt zum Anlass.




    Fernwirkung des östlichen Eingangs der Rosmaringasse. Links DDR-Moderne, rechts Reko-Barock, in der Mitte Wolfsschanze reloaded.




    Indigniert betrachtet der große Reformator die Szenerie. Wüsste man es nicht besser, man könnte glatt meinen, er sei ein rückwärtsgewandter Elbtalbewohner...




    Behutsame Annäherung an die unschuldige Ecke. Man weiß ja nie, das Neue ist so furchteinflößend für den gemeindoofen Drääsdner...




    Die revolutionäre Eckerhebung in vollster Prachtentfaltung. Dererlei zeitgemäße Baukunst ging dem Neumarkt bislang bedauerlicherweise völlig ab.




    Bachtenswert die hochwertige Verarbeitung der Kratzoberflächen. Die harmonische Strukturierung verleiht dem ohnehin schon feingliedrigen Baukörper eine ganz besondere dezent-künstlerische Aura.




    Blick aufwärts. Der zeitgemäß-dynamische Versatz der Etagen ist als besonders progressiv zu lobpreisen und betont zugleich die Vertikale der leichtfüßig-luftigen Ecklösung, die in revolutionärer Art und Weise den Spagat von der 60er-Jahre-Moderne des Kulturpalastes zur rückwärtsgewandten Drögheit der unzeitgemäßen und geschichtsvergessenen Barockrekonstruktionen zur Rechten (Pfui!) zu bewältigen vermag.




    Deutlich wird erkennbar, wie sehr die zeitgemäß-moderne Baukunst der Wolfsschanze 2.0 durch den Barockfassadismus des Nachbargebäudes beeinträchtigt wird.




    Dennoch ist den Baukünstlern ein überzeugender Übergang zwischen den beiden Gebäuden gelungen.




    Stolz, aber auch ein wenig schüchtern spiegelt sich das unschuldige Eckkleinodium im gegenüberliegenden Kulturpalast. Warum denn, es hat doch allen Grund dazu!




    Die sich entwickelnde Harmonie der Rosmaringasse wird in Zukunft zahllosen Liebhabern zeitgemäßen Bauens zur Labsal gereichen. Leider wollen unverantwortliche Elemente diese durch das Anpflanzen schnöder Gewächsstrukturen stören.




    Schwer fällt der Abschied. Welch mutiger, welch selbstbewusster Wurf zeitgemäßen Bauens! Ich bin überzeugt: Bitte mehr davon!



  • Ich verstehe manchmal die Aufregungen nicht. Einerseits wird dieser Eckbau heiss diskutiert und abgelehnt, andererseits finden viele die weitaus grösseren Bausünden am Neumarkt so überragend und gelungen. Als aktuelles Beispiel sehe ich das eben fertiggestellte Frieseneck. Das mit grauen "Treppenhaus"Granit im Stile der 90er Jahre gekleidete mittlere Haus mit seinen dunklen und abweisenden Fensterhöhlen(Balkone?) versprüht meiner Meinung nach einen Charme eines toten Rohbaus. Anders diese kleine Ecke die sich wenigstens ehrlich modern und abends bewohnt/lebendig zeigen wird. So gesehen, der unmittelbare Nachbar Kulturpalast bleibt auch nach seiner Sanierung ein hässliches solitäres Ungetüm. Wem stört denn da ernsthaft diese kleine Eckbebauung? Ich sehe kein Problem wenn sich am Dresdner Neumarkt Moderne und Wiederaufbau begegnen. Historisierenden Kitsch sollte man lieber lassen!

    2 Mal editiert, zuletzt von PeppM ()

  • Die Kritiker dies Baus sollten mal ihren inneren Kompass für Verhältmnismäßigkeit kontrollieren. Das ist kein Barockbau, ja, aber er steht auf mittelalterlicher Parzelle und hat ein barockes Volumen. Insofern passt er sich in die Rekonstruktion des Neumarktes ein. Darüber hinaus grenzt er an den Kulturpalast an. Darauf bezieht er sich mit einer durchaus hochwertigen Architektur und materiellen Erstellung. Das sollte man nachvollziehen können, auch wenn man sich persönlich vielleicht ein historisierendes Objekt gewünscht hätte. Die Welt ist halt kein persönliches Wunschkonzert. Andere Menschen haben andere Ansichten, und beschlossen wurde dieses Aufbaukonzepte durch die Stadt.

  • Ich finde es einfach schade dass man den Bau nicht dahin setzt weil es dafür einen gewichtigen architektonischen Grund gibt. Nein. Man setzt ihn dahin weil man weiß dass er den Wiederaufbaufreunden weh tut und das werfe ich den Leuten vor. Man kann ja durchaus andere Geschmäcker haben und man kann nun wirklich nicht sagen dass die Moderne im Zentrum keine Repräsentation finden würde.


    Nein. Man macht das um den Leuten die jahrelang für den Wiederaufbau gekämpft haben und das oft Haus um Haus eine mitzugeben. Und das ist einfach traurig. Weil es eigentlich so unnötig ist. Klar mag es auch Leute geben denen diese Art von Kontrastierung gefällt und dies sei Ihnen ja auch zugestanden. Aber ich bin der Meinung dass man es in den paar Straßen um den Neumarkt auch einfach mal hätte gut sein lassen können und den Traditionalisten diese Ecke hätte lassen können ohne in jedes Quartier mit aller Gewalt ein Statement rein zu setzen um auch ja jedem klar zu machen dass hier Harmonie unerwünscht ist.


    Und was ich hier so schlimm finde ist dass man hier krampfhaft versucht den historischen Teil als Kulisse erscheinen zu lassen und genau so sieht es gerade aus. Dabei hat der Investor in diesem Quartier einmal vorbildlich rekonstruiert und auf Dämpfung etc. Verzichtet.


    Der Effekt wird mit den noch zu bauenden Quartieren abnehmen aber ich finde es muss einfach nicht sein dass man die Rekos so derart bloß stellt.

  • ^ja Odysseus, so sehe ich das auch.


    ^^Die Kritiker der Kritiker sollten vielleicht auch mal zur Kenntnis nehmen, dass es ein städtebaulich gestaltersiches Konzept gibt und hier nichts weiter gefordert wird, als sich verdammt nochmal daran zu halten, sonst kann man derlei auch sein lassen, wenn man einfach auf die Beschlüsse sch***t, bzw. dieses vollkommen nach Gutdünken auslegt. Von Ausrichtung auf den Kulturpalast war zudem nie die Rede. Nein, nein, das Nebeneinander von Reko und Kulti darf ruhig und unmittelbar sein. HIER darf es kontrasten, dass es kracht. Komisch, DA darf es nicht sein. Da muss man dann solche merkwürdigen Würfelkonstrukte dazwischenstellen als angeblicher Übergang - welch ein Humbug und welche Doppelmoral.


    Ich warte übrigens immer noch auf eine Antwort, warum der Bau ach so hochwertig ist?


    PeppM: Wer findet denn den Natursteinbau im Frieseneck so unglaublich toll? Im Gegenteil ist es doch der Bau, der bei diesem Projekt am meisten kritisiert wurde.


    eryngium: Dass der Eckbau zur Schlossstr. auch keine Schönheit ist mit seinen pissgelben Fensterbändern in Plasteoptik, dem trauflosen Dachübergang usw. hat niemand hier behauptet. Und laut städtebaulich gestalterischen Konzept, gehört nach Punkt 12 ("Zu bevorzugen sind regionaltypische Materialien für die Oberflächengestaltung. Gemusterte, dekorative, modische Putze und Farben und Verkleidungen mit ortsuntypischen Natursteinplatten sind auszuschließen. Für Putzfassaden ist ein Glattputz anzuwenden.") Anröchter Gründsandstein auch nicht dahin. Dennoch hat man ihn verbaubt, bzw. verbauen lassen.

  • [...]Darüber hinaus grenzt er an den Kulturpalast an. Darauf bezieht er sich mit einer durchaus hochwertigen Architektur und materiellen Erstellung.[...]


    Ja wo denn da? Vielleicht bin ich blind und erkenne die Bezüge nicht. Erklärts mir bitte.


    Ansonsten ändert der Ärger über diesen Bau auch nicht meine Meinung zu den anderen Bausünden am Neumarkt. Mir gefällt der Stein verkleidete Bau am Frieseneck auch nicht. Mir schleierhaft warum sowas nach dem Debakel an der Frauenkirche noch mal genehmigt wurde. Graue Vollsteinfassaden haben hier einfach nichts verloren.