Barlachstadt Güstrow: Bauprojekte und Stadtplanung

  • Barlachstadt Güstrow: Bauprojekte und Stadtplanung

    Hallo an alle Mitglieder und Mitleser des Forums. Passend zum neuen Jahr und als Vorhaben für dieses Jahr möchte ich mich, so es die Zeit auch zulässt, dem Baugeschehen in der Residenz- und Barlachstadt Güstrow annehmen und immer mal wieder berichten, was in hohen Nordosten so abläuft.


    Ich war Weihnachten wieder einmal in der Heimat. Dort kommt gerade ein Bauvorhaben zum Abschluss, bei dem ein Gebäudeensemble mit Gebäuden unterschiedlicher Entstehungszeit saniert wird. Diese Ecke der Stadt und diese Thematik haben damals überhaupt erst mein Interesse für Architektur geweckt und seitdem verfolge ich intensiv das Baugeschehen meiner Heimatstadt!
    Da ich jedoch erst im August das nächste Mal wieder nach Deutschland komme, habe ich gedacht, ich zeige einmal per Bildmaterial, was in den letzten Jahren und aktuell in Güstrow so alles bewegt und getan wurde und wird.


    Anfangen möchte ich mit dem angesprochenen Bauensemble, das noch vor zwei Jahren zum Abbruch bereitstand. Zudem hatte Güstrow lange Zeit mit einem Feuerteufel zu kämpfen und diese Gebäude wären eigentlich ein gefundenes Fressen gewesen.
    Umso schöner, dass sie jetzt fast fertig saniert sind. Aus einem Schandfleck sind drei bzw. vier Perlen geworden.


    Adresse: Am Berge 9-11



    Auf dem Foto sind es die drei Gebäude links. Das rechte Gebäude (Am Berge 13) mit dem schönen Stufengiebel wurde bereits 2010 saniert, wobei ein Großteil im hinteren Bereich des Gebäudes abgebrochen wurde. Allerdings kann man über die Sanierung froh sein, da auch hier ein Antrag auf Abriss bereits gestellt worden war.



    Ein Bild aus nördlicher Richtung mit Blick auf die traufseitige Fachwerkfassade.



    Ich habe mal gestöbert und "schöne" Bilder vom Vorzustand gefunden, die ich keinem vorenthalten möchte.



    Dieses Bild ist im März 2009 aufgenommen. Das folgende schon einige Monate später, da hier Am Berge 13 fast fertiggestellt ist.



    Ich möchte euch noch von den einzelnen Gebäude Vorher- und Nachherbilder zeigen.
    Los geht es mit Am Berge 13, dem ersten, das angepackt wurde. Die anderen drei wurden übrigens von einem Investor zusammen saniert.










    Zum Schluss noch ein Blick auf die Rückseite, wo die Arbeiten noch in vollem Gange sind.



    Alle Bilder habe ich selbst gemacht.


    Ich hoffe, dass mein erster Beitrag gelungen ist und gefallen hat. Der nächste Eintrag folgt hoffentlich bald ;)

  • Danke für die Bilder dieser gelungenen Sanierung. Der einzige "Mangel" ist, dass bei dem mittleren Gebäude das obere Fenster im Giebel weggefallen ist. Dies fällt allerdings auch nur auf, wenn man den Vorher-Zustand kennt.

  • Vielen dank fuer die sehr interessante Doku. Ich musste vor einigen Jahren in der Tat einmal fuer ein paar Tage beruflich nach Guestrow und war von der Stadt sehr angetan. Ein sehr schoenes kleines Staedtchen in wunderschoener Landschaft und nicht allzuweit weg von der Ostseekueste und der Hansestadt Rostock.


    Allerdings liegt Guestrow auch irgendwie sehr dezentral. Ich habe mich damals immer gefragt wo die Menschen die dort leben bloss alle einen Arbeitsplatz finden, denn es scheint nicht viel Industrie und Gewerbe in der Umgebung zu geben.


    Ich koennte mir jedoch vorstellen, dass solche schoenen kleinen Stadte mit viel Natur drumherum und mit guenstigen Lebenskosten irgendwann von jungen Leuten wiederentdeckt werden. Zum Beispiel von Menschen aus der Internet-Branche, bei denen es fuer die Dienstleistung eigentlich egal ist wo die Firma raeumlich in Deutschland sitzt...


    Einen Besuch in Guestrow kann ich auf jeden Fall nur empfehlen.

  • Kann ich mich anschließen. Bin vor 3 Jahren im Zuge einer Radtour für 2 Tage in der Jugendherberge gewesen und empfand die Stadt auch als sehr schön.

  • @ Eklektizist: Das ist mir auch erst beim Vergleichen wieder aufgefallen. Bei dem mittleren Gebäude (Am Berge 10) freue ich mich aber auch besonders, dass die metallenen Jugendstil-Blumenkästen im ersten Stock aufgearbeitet und wieder angebracht wurden. Zudem wurden im oberen Bereich auf beiden Seiten flache Dreiecksgiebel ergänzt. Diese entsprechen wohl dem Originalzustand, waren aber vor der Sanierung schon gar nicht mehr vorhanden.


    @ Midas: Es ist generell das Problem besonders der ländlichen Räume im MV, dass wenig Industrie angesiedelt ist. Im gewerblichen Bereich sieht es etwas besser aus. Ich denke, dass gerade Güstrow im Landesinneren auch den Vorteil hat, relativ zentral zu liegen. Eine Stunde nach Schwerin, 40 min nach Rostock und zur Ostsee. Zentral zwischen Hamburg und Berlin gelegen (jeweils 2 h Fahrtzeit).
    Auch das Schienennetz ist gut ausgebaut. Die Fahrtzeiten sind hier noch etwas kürzer als mit dem Auto. Ich denke, das ist Güstrow in den letzten Jahren zugutegekommen. Der Pendlerverkehr ist jedenfalls nicht zu unterschätzen.



    Ich habe gedacht, ich gebe gleich noch einen Nachschlag und konzentriere mich jetzt auf den nördlichen Abschnitt der Langen Straße (Verlängerung der Straße "Am Berge" nach Süden zwischen Mühlenstraße und Hollstraße). Hier sind Ende des Jahres 2011 zwei Projekte zum Abschluss gekommen, wobei bei einem dieser Projekte in diesem Jahr der 2. Bauabschnitt erfolgt.


    Zum nördlichen Abschnitt der Langen Straße kann man allgemein sagen, dass die ursprüngliche Bebauung bis auf 2 Ausnahmen noch vollkommen erhalten, jedoch in teilweise schlechtem Zustand ist. Die Stadt hat sich deshalb an einem neuen Förderprogramm beteiligt, das in diesem Bereich den fortschreitenden Verfall und Leerstand stoppen soll. Die Gebäude, von denen ich in meinem ersten Artikel berichtet habe, liegen ebenfalls in diesem Fördergebiet. (Sie sind im nächsten Foto ganz am Ende der Straße zu sehen.)



    Ein trauriges Bild der Westseite aus vergangenen Tagen (August 2006). Das folgende zeigt die Ostseite. Hier ist auch der bisher einzige Neubau in diesem Abschnitt der Straße zu sehen, der sich, wie ich finde, ganz gut in die vorhandene Bebauung einpasst und damals städtebaulich eine wichtige Lücke geschlossen hat. (Ebenfalls ein interessantes Thema in Güstrow: nicht kriegsbedingt, sondern durch Abriss baufällig gewordener Gebäude entstandene Baulücken)



    Ich muss dazu sagen, dass sich das Bild der Straße mittlerweile doch zum Positiven gewandelt hat. Hier ein Bild vom April 2011:



    2009 wurde die Straße selbst durch die Stadt saniert, was eine unglaubliche Aufwertung mit sich gebracht hat. Zudem darf die Straße seitdem nur noch aus einer Richtung befahren werden. Davor war sie die Hauptverkehrsstraße durch die Innenstadt. Durch die Veränderung der Straßenführung ist es wesentlich ruhiger geworden, was den Wert der angrenzenden Gebäude steigern und die Eigentümer zu einer Sanierung bewegen soll.


    Erste Früchte hat dies bereits 2011 gebracht mit den Projekten, zu denen ich jetzt komme. Das erste betrifft ein eher kleineres Gebäude, welches sich auf dem vorigen Bild bereits in Sanierung befindet.
    Es ist die Lange Straße 48.
    Es ist eines meiner Lieblingshäuser. Erkennbar ist hier auch die Tendenz der letzten Jahre, dass Bauherren die Sanierung ihrer Häuser mit viel Liebe zum Detail ausführen. Ich zeige wieder ein Vorher- und ein Nachherbild, weil so die Veränderungen noch am besten nachzuvollziehen sind.


    Eines der Vorherbilder habe ich damals entzerrt, es hat aber von allen die beste Qualität:



    Jetzt das Ergebnis nach der Sanierung:



    Mir gefällt die Farbgebung. Schön ist auch der Einbau der historischen Eingangstür.


    Das zweite Projekt umfasst insgesamt fünf Gebäude, von denen drei 2011 saniert wurden. 2012 folgt die Errichtung eines Neubaus in einer Baulücke und die Sanierung des Nachbargebäudes. Natürlich hier zur Erklärung auch einige Bilder.


    Zunächst zur Sanierung 2011, die diese drei weiß gehaltenen Häuser betraf (es tut mir leid, dass ich das Haus Lange Straße 1 nicht komplett auf dem Foto habe):




    Die Straßenfront wurde nur geringfügig geändert. Es wurde mehr im Inneren des Hauses und auf der Hofseite gewerkelt. Dennoch ein schöner, farbenfroher Anblick. Im älteren Bild ist auch bereits die Baulücke "Lange Straße 4" sowie das anschließende Sanierungsobjekt Lange Straße 5 zu sehen. Die Baulücke zierte bis 2009 noch dieses Haus:



    In meinen Augen sehr schade, dass es abgerissen wurde. Zu dem Neubau kann ich leider noch keine genaueren Informationen geben. Nur so viel, dass es ein Wohnhaus mit mehreren Wohneinheiten werden soll. Bilder gibt es dann im Herbst nach der Fertigstellung des Projektes.


    Für mich entscheidender die Sanierung des Hauses Lange Straße 5, für das ich schon keine Hoffnung mehr hatte.



    Auch hier gibt es dann Bilder im kommenden Herbst. Eigentümer und Bauherr ist die Wohnungsgenossenschaft Güstrow, die hier ihren Teil zur Sanierung der Güstrower Altstadt beitragen möchte.


    Wie bereits geschrieben, gibt in diesem Teil der Straße aber immer noch einiges zu tun. Ein weiterer Bericht kommt aber erst, wenn sich was anbahnt. Meines Wissens ist für 2012 nichts geplant. Ich lasse mich aber gerne überraschen. Mein Wunschkandidat ist dieses hier, weil mir die Haustür so gefällt :) :




    Die Bilder sind wieder alle von mir. Grüße aus Paris und noch einen schönen Sonntag. ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von RianMa ()

  • Erneut vielen Dank für die Dokumentation der Sanierungsarbeiten in Güstrow. Besonders beeindruckend ist die gelungene Sanierung gemäß den Vergleichbildern der Langen Strasse 48. Hier wurde wirklich viel Wert aufs Detail gelegt und vermutlich viel Geld investiert. Schon allein die Wiederherstellung der ursprünglichen Fensteröffnungen im ersten OG war sicherlich nicht kostengünstig :)
    Um so trauriger der Abriss der langen Strasse 4, besonders da eine Lücke in eine erhaltene Bauflucht geschlagen wurde.
    Ich bin gespannt auf weitere Bilder :)

  • Hallo Leute!


    Ich möchte heute mit dem südlichen Teil der Langen Straße (Hollstraße bis Abzweig Gleviner Straße) inhaltlich an meinen letzten Beitrag anschließen und somit das Thema "Lange Straße" vorerst zum Abschluss bringen. Sie besitzt übrigens diesen Namen, weil sie mit 325 Metern tatsächlich auch die längste Straße der Güstrower Altstadt ist.
    Der südliche Abschnitt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Das betrifft Sanierungen, aber vor allem auch Neubauten. Seit 2006 sind fünf neue Gebäude entstanden, die das Aussehen der Straße sehr zum Positiven verändert haben.


    Ich habe mir gedacht, dass es am besten wäre, beide Straßenseiten getrennt voneinander zu betrachten, damit man den Überblick nicht sofort verliert.
    Anfangen möchte ich mit der östlichen Seite der Langen Straße und passend dazu kommt gleich ein Bild, das ich im August 2006 gemacht habe.



    Man könnte positiv anmerken, dass bereits damals, bis auf eins, alle Gebäude dieser Seite saniert waren. Zumindest bezogen auf die Gebäude, die zu dem Zeitpunkt noch standen. Insgesamt vier Häuser (Nr. 10, 15, 16, 21) sind allein auf dieser Seite abgerissen worden, um drei unschöne Baulücken zu hinterlassen.


    Die traurigen Reste der 21 will ich doch noch mal zeigen. (Ich habe auch noch ältere Fotos, wo unter anderem die alte 21 noch zu sehen ist. Leider jedoch in entwickelter Form, an die ich gerade nicht herankomme.) Das folgende Bild ist vom Dezember 2005 und vom Hof aus aufgenommen:



    Kurze Zeit später wurde ein Neubau an gleicher Stelle errichtet, der anfangs sehr durch seine Farbgebung aufgefallen ist. (Bei dem nächsten Bild muss ich auch auf den rechten Nachbarn, ein Bau aus der DDR-Zeit, verweisen. Natürlich hat sich auch die DDR in der Güstrower Innenstadt architektonisch verewigt. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich das keinesfalls negativ meine. Oft wurde durch die Berücksichtigung und Nutzung von Gestaltungsmerkmalen eine ansprechende Integration in das Stadtbild erreicht. Ich denke, darüber werde ich auch nochmal einen Beitrag verfassen.) Was ich euch aber eigentlich zeigen will, ist der Neubau:



    Damit war also die erste Baulücke passé. An dieser Stelle war die Wiederherstellung der Bauflucht auch deshalb sehr wichtig, da sie aufgrund der Krümmung der Straße von vielen Seiten einsehbar war.
    Die zweite Baulücke (Nummer 15 und 16) wurde kurze Zeit später (Grundsteinlegung März 2007) geschlossen. Entstanden sind zwei Neubauten, die sich farblich ebenfalls nicht zurücknehmen. Aus städtebaulicher Sicht kann man diese Lückenschließung jedenfalls gar nicht hoch genug loben.
    Bei schlechtem Wetter aufgenommen und dennoch recht ansehnlich:



    Bei den Neubauten handelt es sich, wie sicher jeder erkennt, um das rot gestrichene und seinen rechten Nachbarn. Die Wirkung durch die geschlossene Häuserkante, die ich mit diesem Foto zeigen möchte, ist wirklich erstaunlich. Die Ostseite hat ein frisches, neues Gesicht bekommen, die durch die bereits erwähnte Grundsanierung der Straße komplettiert wurde. Hier nochmal ein etwas helles Bild aus der anderen Richtung:



    Ich möchte nochmal erwähnen, dass die Lange Straße kurz zuvor noch die schlimmste, dreckigste und grauste Straße in der gesamten Innenstadt war. Beispielfoto von 2005:



    Das Problemkind bleibt also damit das letzte, verbliebene, unsanierte Gebäude (Nr. 12), das immer noch auf jemanden wartet, der sich seiner annimmt. (Und nicht zu vergessen, die noch ausstehende Wiederbebauung der Baulücke mit der Nummer 10.)


    Und weil es das letzte, auf Rettung wartende Gebäude auf dieser Straßenseite ist, will ich doch nochmal eine Direktaufnahme zeigen, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken ;)



    So. Schließen wir die Ostseite ab und widmen wir uns der Westseite, die in Sachen Veränderung noch mehr zu bieten hat. Seit 2006 wurden hier fünf Häuser abgerissen, zwei Häuser neugebaut und eines von Grund auf saniert. Ich werde mit den zweien beginnen, die bis heute nur abgerissen und bisher nicht ersetzt wurden. Das nächste Bild zeigt eigentlich die Sanierung der Straße selbst. Ich will aber vielmehr die Freifläche rechterhand zeigen, auf der sich die zwei angesprochenen Häuser befanden.



    Das erste hinten, dort wo sich der Holzzaun befindet. Die nach rechts einbiegende Straße ist bereits die Gleviner Straße und das abgebrochene Haus war das Eckhaus:



    Das zweite Haus war sein östlicher Nachbar:



    Nun kann man sich natürlich streiten, ob an den beiden Häusern überhaupt noch was dran war, das es zu bewahren galt. Und sicher war das auch der ausschlaggebende Faktor, sich nicht um ihren Erhalt zu bemühen. Ich bedauere jedoch jeden Verlust an historischer Bausubstanz und das ist hier nicht anders. Zumal die Flächen bisher nicht bebaut wurden und Sicherungen hätten durchgeführt werden können.


    Die nächsten zwei Kandidaten sind auch ein gutes Diskussionsthema, die man aber im Kontext mit den anderen noch zu erwähnenden Maßnahmen sehen muss. Das Deutsche Rote Kreuz hat in dem Altstadtquartier Hollstraße/Lange Straße/Grepelstraße von 2007 bis Ende 2011 für mehrere Millionen Euro ein Seniorenzentrum realisiert, das in mehreren Bauabschnitten entstanden ist. Das Projekt wurde von vielen Seiten gefördert und sogar als Bundesmodellprojekt vom Bundesministerium für Familie ausgezeichnet.
    In der Langen Straße wurden insgesamt vier Gebäude in das Projekt integriert, von denen jedoch nur eines saniert wurde. Die drei anderen sowie noch eines in der Grepelstraße wurden für geplante Neubauten abgerissen.
    Ich möchte mit zwei kleineren und unscheinbaren Häusern (Nr. 39,40) beginnen, die für den letzten realisierten Neubau weichen mussten, der erst Ende letzten Jahres fertig geworden ist.




    Ich hatte weiter oben bereits ein Bild von 2005 gebracht, wo beide Häuser in der Gesamtansicht der Straße zu sehen sind. Da beide nicht in die Denkmalliste des Landes eingetragen waren und die Nummer 39 nur äußerlich saniert, im Inneren aber in schlechtem Zustand war (so wurde es in den Medien erzählt), entschied man sich für einen Abriss. Das nächste Bild zeigt den entstandenen Neubau:



    Ich vermute, die dezente Fassadengestaltung soll verdeutlichen, dass hier zuvor zwei Häuser gestanden haben.
    Im rechten Teil des Bildes sieht man bereits das Sanierungsobjekt, das heute als Gemeinschaftshaus genutzt wird und aufgrund der reichen klassizistischen Ausstattung und der Größe etliche Mittel verschlungen hat. Zu Recht muss ich sagen. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Der Zustand vor der Sanierung des Palais (Bild vom August 2008):



    Das folgende (November 2010) ist von etwas weiter weg aufgenommen, verdeutlicht aber die Veränderung, die mich immer noch zum Staunen bringt:



    Kommen wir zum letzten Gebäude dieses Projektes. Auch hier wurde ein Gebäude abgerissen. Es war denkmalgeschützt und hatte schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel. Ich bin froh, dass ich davon noch umfangreiches Bildmaterial habe. Die folgenden zwei Bilder vom Sommer 2006 (kurz vor dem Abriss) zeigen die ursprüngliche Situation. Zunächst aus nördlicher Richtung:



    Aus südlicher Richtung mit Blick auf dem jetzt verlorenen, mittelalterlichen Laubengang, von dem man im hinteren Bereich ein Teilstück erkennen kann:



    Der Wert lag weniger in der Straßenfassade, sondern vielmehr im Fachwerk, was, denke ich, auf den Fotos auch gut zur Geltung kommt. Das wurde noch dadurch betont, dass es ein Eckgebäude und die andere Seite eine Baulücke war.
    So schade es um den Altbau ist, so glücklich bin ich über den Neubau. Die angrenzende Baulücke Nr. 42 hat man als begrünten Hof in das Projekt mit einbezogen.



    Über den Zaun kann man geteilter Meinung sein. Ich hätte vielleicht den massiven Querträger weggelassen, aber Alles in Allem finde ich das Projekt gelungen. Die drei anderen Bauabschnitte werde ich dann zeigen, wenn ich die jeweiligen Straßen vorstelle.


    Wie auf der Ostseite möchte ich auch die Westseite mit einem Gebäude abschließen, dass somit als letztes unsaniertes auf dieser Straßenseite verblieben ist. Äußerlich sieht es mir sehr nach DDR aus, allerdings kann ich beim besten Willen nicht sagen, ob es im Kern schon älter ist: Lange Straße 37



    Ich kann jedem, der Güstrow mal besuchen kommt, also nur empfehlen, sich auch mal die Lange Straße anzuschauen. Als letztes kommt noch mal ein ganz aktueller Blick aus diesem Jahr, mit dem ich mich auch erstmal wieder verabschieden möchte.



    Die Fotos sind alle von mir.

  • Ich möchte mich heute dem Güstrower Wahrzeichen widmen:



    Das Güstrower Schloss gilt als eines der bedeutendsten Renaissance-Schlösser im nordeuropäischen Raum.


    Ein kurzer Abstecher in die Historie:
    In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Güstrow zur Residenzstadt unter dem Herzog Ulrich zu Mecklenburg ausgebaut. Nach einem Teilbrand in der damaligen slawischen Burganlage nutzte Ulrich die Gelegenheit und baute die Burg als repräsentatives und prächtiges Schloss aus. Für den Neubau engagierte er in zwei aufeinander folgenden Bauphasen den italienischen Baumeister Franz Parr und den Niederländer Philipp Brandin, die italienische, französische und mitteleuropäische Architekturformen in der imposanten Vierflügelanlage vereinten.
    Albrecht von Wallenstein wählte im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) das Schloss als seine Residenz, nachdem er Herzog von Mecklenburg geworden war. Er blieb jedoch nur wenige Jahre. Unter dem zurückgekehrten Herzog Johann Albrecht wurde 1671 mit dem Bau von Torhaus und Schlossbrücke durch Charles Philipp Dieussart der Schlossbau beendet.


    Mit dem Aussterben der Linie der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow im Jahr 1695 ging die Stadt an die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin. Das Schloss wurde in der Zeit danach nur noch selten genutzt und begann zu verfallen. 1795 musste schließlich der Ostflügel wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
    Durch die Nutzung als Kriegslazarett, Landesarbeitshaus und Altenheim gingen in den folgenden Jahrzehnten auch Teile der historischen Innenausstattung verloren.


    Von 1963 bis 1978 wurde das Schloss das letzte Mal umfassend saniert.



    Soweit erstmal zur Geschichte.


    Weshalb ich jedoch über das Schloss berichte, kann man auf dem vorigen Bild gut erkennen, das ich letztes Jahr zu Weihnachten gemacht habe.


    Bei unserem Schloss hat seit einiger Zeit ein bekanntes Sprichwort gut gepasst: Es ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Aus der Ferne bietet es wirklich einen tollen Anblick. Was jedoch bei näherem Betrachten schnell offensichtlich wird, ist die Tatsache, dass es eine Rundum-Überholung gut vertragen könnte. Dach und Fassade sind nicht mehr im besten Zustand. Das gilt auch für das Torhaus, die Schlossbrücke und diverse Wirtschaftsgebäude, die sich auf dem Schlossgelände befinden. Weiterhin entsprechen Elektrik und Sanitär laut der Leiterin des Schlosses nicht mehr den heutigen Anforderungen.


    Diese Probleme hat auch der Eigentümer erkannt und im letzten Jahr mit einer auf mehrere Jahre ausgelegten Sanierung begonnen. Anfangs ist man noch von 18 Millionen Euro für die Gesamtsanierung ausgegangen. Mittlerweile hat man das Vorhaben etwas gestreckt und plant, bis Ende 2015 rund 8,2 Millionen Euro zu investieren.


    Der erste Bauabschnitt wurde im Sommer letzten Jahres begonnen und betrifft den kompletten Schlossgarten (3,84ha).


    Investition: 3,6 Millionen Euro
    Fertigstellung: Ende 2013



    Beim Stöbern habe ich eine interessante Seite über die staatlichen Schlösser und Gärten in Mecklenburg-Vorpommern gefunden, auf der auch der Güstrower Schlossgarten vorgestellt wird.


    Zu sehen ist dort auch ein Luftbild des Vorzustandes des Gartens. Wie auf dem oberen Bild zu sehen ist, hat man nur den Laubengang, der den Garten umläuft, stehen gelassen. Alle sonstigen Pflanzen wurden entfernt. Der Grund dafür lag darin, dass der Boden bereits so stark verdichtet war, dass die Pflanzen in ihrem Wachstum beeinträchtigt wurden. Man hat also das gesamte Erdreich bis auf 70 cm Tiefe ausgehoben und eine neue Erdschicht aufgebracht.


    Dieses Jahr werden die neun Felder wieder angelegt und neue Wege geschaffen. Ich vermute, im kommenden Jahr konzentriert man sich auf die sonstigen Freiflächen besonders auf der Ostseite des Schlosses. In der Sanierung mit inbegriffen ist auch die Instandsetzung der Mauer, die den Garten auf westlicher Seite von der Straße "Schlossberg" abgrenzt:



    Der zweite Bauabschnitt betrifft die Sanierung des Daches und des Dachgeschosses im Nordflügel.


    Investion: 4,6 Millionen Euro
    Fertigstellung: 2015



    Nordflügel Hoffassade


    Nach 2014 sind die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes, der Fassaden sowie die Restaurierung der Innenräume geplant. Aufgrund der Komplexität der Maßnahmen ist dies nicht bis Ende 2015 umsetzbar. Das Ende der Fertigstellung ist also völlig offen.



    Südflügel Hoffassade



    Westflügel Außenfassade



    Wirtschaftsgebäude auf dem Schlosshof



    Torhaus mit dahinterliegender Schlossbrücke



    Zum Schluss nochmal ein seltenes Bild vom Turm des Doms aufgenommen mit dem Schloss im Hintergrund.


    Ich freue mich, in der nächsten Zeit über das Fortschreiten der Arbeiten berichten zu können.
    Bilder wie immer alle von mir.



    Wen es vielleicht noch interessiert:
    Das Güstrower Schloss gehört heute zu den Staatlichen Museen Schwerin. Neben der Innenausstattung der herrschaftlichen Räume sind auf vier Etagen Kunst und Kunsthandwerk der Antike, eine bedeutende Mittelalterssammlung, Jagd- und Prunkwaffen sowie Werke der europäischen Renaissance sowie zeitgenössische Kunst zu sehen.

  • Nach dem Prüfungsstress der letzten Wochen habe ich mal wieder Zeit, euch eine weitere Straße in der Güstrower Innenstadt vorzustellen: die Grepelstraße.


    Diese Straße liegt zwischen der Langen Straße und der Gleviner Straße und stellt eine Verlängerung der Burgstraße in Richtung Osten dar. Sie ist unglaublich ruhig, da nur Anliegerverkehr diesen Weg nutzt und außerdem keine Geschäfte zu finden sind. Aber gerade diese Ruhe sowie der große Baum auf der Nordseite in Kombination mit den vielen kleinen Häuschen machen die Grepelstraße so urig.
    Wie in vielen mittelalterlichen Städten (Güstrow wird dieses Jahr 784 Jahre alt) war Grün innerhalb der Stadtmauern ja rar gesät. Dieses Bild hat sich auch in Güstrow bis heute gehalten. Insofern hat ein Baum dieser Größenordnung wirklich Seltenheitswert.



    Wer jetzt allerdings denkt, dass diese Straße schläft, den muss ich zum Glück "enttäuschen". In den letzten Jahren waren hier immer wieder Bautätigkeiten zu beobachten, die ich gleich näher beleuchten möchte. Auch aktuell wird wieder ein Haus saniert, mit dem ich mal anfangen werde.
    Es handelt sich um die Nummer 13 (gelegen auf der Südseite).



    Bild vom 29. Dezember 2011:



    Diese Sanierung freut mich sehr, da es das erste Gebäude der Grepelstraße selbst ist, das saniert wird, bei dem das Fachwerk zur Straße hin sichtbar ist. Interessant ist auch die Jugendstil-Tür aus Eisen, die wohl gerade aufgearbeitet wird.
    Ich zeige euch gleich mal das zweite, fachwerksichtige Gebäude auf der Südseite (Nummer 17):



    Das war es dann auch mit sichtbarem Fachwerk (ein drittes wurde vor einiger Zeit abgerissen, Bild kommt weiter unten). Die restlichen Gebäude sind größtenteils verputzt, machen aber auch einen sehr guten Eindruck. Das eben gezeigte Gebäude ist übrigens das letzte unsanierte in der Grepelstraße. Hinzu kommt noch eine zu schließende Baulücke (Nummer 1, durch Brandstiftung zerstört) sowie das Haus Gleviner Straße 10, dessen Seitenfassade weit in die Grepelstraße hineinreicht.
    Ich zeige am besten wieder Fotos zum besseren Verständnis. Als nächstes kommt ein Foto vom östlichen Teil, bei dem man hinten auch Gebäude aus der Langen Straße sehen kann, die ich bereits vorgestellt hatte.



    Zwei schlichte, aber hübsche Häuser, die ich jetzt einmal beispielhaft für die Südseite zeigen möchte:
    Grepelstraße 11



    Grepelstraße 15, dessen Nachbar mit der Nummer 16 (rechts im Bild) im Jahr 2005 saniert wurde.



    Die größten Bautätigkeiten fanden in letzter Zeit aber auf der Nordseite statt. Zunächst ein Foto mit der Baulücke Nummer 1. Das denkmalgeschützte Haus brannte kurz nach der Sanierung ab, als auch die neuen Mieter noch nicht eingezogen waren. Seitdem klafft dort die Lücke und es dürfte wohl noch einige Zeit dauern, bis diese wieder geschlossen wird.



    Die drei angrenzenden Gebäude (2,3,4) wurden bereits vor geraumer Zeit saniert, wobei die Nummer 4 (das rote der drei) 2009 zum zweiten Mal nach der Wende saniert wurde. Der Grund dafür lag im Abriss des Nachbargebäudes, den man genutzt hat, um zur Seite hin Fenster einzusetzen. Die Farbgebung wechselte von Pastell-Grün ins Rot.


    Diese Entwicklungen in der Farbgestaltung finde ich in Güstrow auch ziemlich interessant. Bei den Sanierungen in den Neunzigern wurden häufig Pastelltöne für die Fassaden verwendet (schön in der Domstraße zu sehen, die ich noch vorstellen werde). In den letzten Jahren griff man verstärkt zu kräftigeren Farben, besonders Gelb- und Rottöne. Obwohl hier auch immer der Denkmalschutz kräftig mitredet. In der Güstrower Innenstadt stehen etwa 800 Hauptgebäude, von denen ca. 40 % unter Denkmalschutz stehen und weitere 40 % Gebäude von besonderer städtebaulicher Bedeutung sind.


    Hier mal ein Bild des abgerissenen Gebäudes Grepelstraße 5:



    Das Grundstück wird seitdem als Parkplatz für die Bewohner der Nummer 4 genutzt. Ganz ansprechend finde ich die neu entstandene Backsteinmauer. Das nach Osten anschließende Grundstück war 2009 auch eine Baustelle, wie man auf dem nachfolgenden Foto ansatzweise sehen kann.



    Es gehört mit zu dem umfangreichen Projekt des Deutschen Roten Kreuzes, das auch in der Langen Straße tätig war, wie ich bereits berichtet hatte. In der Grepelstraße wurde das Grundstück mit dem großen Baum (6,7) sowie das Gebäude Nummer 8 samt Hintergebäuden integriert. Bzw. das Gebäude musste hier einem Neubau weichen.


    Altbau mit Denkmalschutzstatus im Jahr 2006:



    Das nächste Bild zeigt den Neubau (Mitte rechts) kurz vor der Fertigstellung im Juli 2009. Also zu der Zeit, als auch die Lange Straße saniert wurde, was hier zu sehen ist, da ich von der Langen Straße in die Grepelstraße fotografiert habe. Zu sehen ist hier auch das Nachbargebäude des Neubaus, die Lange Straße 36:



    Die Fassade setzt sich im Prinzip aus drei gleichen Fassadenabschnitten in gelbem Klinkerlook zusammen, wobei in den Zwischenbereichen und ganz hinten kleine Balkone integriert sind, da die Straßenseite die Südseite ist. Ich persönlich finde die Gestaltung ganz gut, da auch der obere Abschluss durch ein Muster aus versetzten Klinkern betont wird. Dieses Gestaltungsmerkmal wird auch bei den zwei, ebenfalls zum DRK gehörenden Neubauten in der Hollstraße aufgegriffen.


    Der Bereich mit dem Baum sieht heute so aus:



    Fazit: Die Grepelstraße macht dank zahlreicher Sanierungen mittlerweise einen sehr ansprechenden Eindruck.



    Ein Nachher-Bild der laufenden Sanierung gibt es dann wieder nach der Fertigstellung.


    Alle gezeigten Bilder natürlich von mir. Ich denke, im nächsten Beitrag werde ich dann die Gleviner Straße vorstellen. Bis dahin erstmal tschüss und bis bald.

  • Grepelstraße

    Hallo Leute,


    nach langer Zeit kommt mal wieder ein Bau-Update! Sorry, dass es nicht schon eher geklappt hat, aber die Zeit hat es einfach nicht zugelassen. Und bevor ich mit der Gleviner Straße weitermache, die ich ja als nächstes vorstellen wollte, zeige ich ganz aktuelle Fotos aus der Grepelstraße, wo die Sanierung der Nummer 13 dem Ende zugeht.
    In den letzten Monaten war die Fassade durch das Gerüst und Planen verdeckt, aber mittlerweile ist fast alles abgebaut und das (fast) fertige Ergebnis kommt zum Vorschein.



    Eine durchweg gelungene Sanierung würde ich sagen. Im Erdgeschoss hat man, statt wie vorher einem breiten, zwei schmalere Fenster eingesetzt. Schön auch die Wahl der Sprossenfenster. Die Tür ist immer noch in der Werkstatt und wird aufgearbeitet. Ich vermute, beim Innenausbau ist man längst noch nicht fertig.


    Nochmal ein Vorher-Bild aus der gleichen Perspektive:



    Außerdem gibt es noch eine erfreuliche Nachricht. Die Baulücke in der Nummer 1 wird mit einem Neubau geschlossen. Ich hatte es vor einiger Zeit schon irgendwo im Internet gelesen, aber da ich gerade vor Ort bin, gibt es jetzt Fotos des mittlerweile schon weit fortgeschrittenen Neubaus.



    Die Hofeinfahrt gab es schon beim Vorgängerbau, von dem ich leider überhaupt kein Foto habe. Auf dem nächsten Bild kann man zudem erkennen, dass auf der rechten Seite eine Loggia bzw. halb Loggia, halb Balkon geplant ist. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich der Neubau in die Häuserzeile einfügt.



    Zum Schluss noch ein Foto des DRK-Neubaus, Grepelstraße Nummer 8. Im letzten Beitrag konnte man ihn auf dem Foto nicht so gut sehen und ich hatte irgendwie kein besseres Bild gefunden. Jetzt kann man das Gebäude auch einmal aus einer wesentlich besseren Perspektive betrachten.



    Fotos mit dem eigenen Apparat gemacht. Der nächste Beitrag folgt ganz bald. Grüße ;)

  • Gleviner Straße

    Heute wird endlich die im Südosten der Innenstadt gelegene Gleviner Straße das große Thema sein.


    Ich habe mir in den letzten Wochen so meine Gedanken gemacht, wie ich meine Artikel so gestalten kann, dass jeder sofort nachvollzieht, über welches Gebäude oder welches Projekt ich berichte. Mir ist die Idee gekommen, einen übersichtlichen Plan zu erstellen, auf dem der Sanierungsgrad und die Hausnummer des jeweiligen Gebäudes zu erkennen ist.
    Ich habe mich daraufhin mit der Stadt Güstrow in Verbindung gesetzt, die mir die notwendigen Pläne als Datengrundlage zur Verfügung gestellt hat. Aus diesem Grund möchte ich mich bei allen Verantwortlichen herzlich für die Unterstützung bedanken.


    Das Ergebnis sieht recht simpel aus, hat mich aber doch einige Zeit gekostet:



    Alle farblich gefassten Flächen stehen für Gebäude, welche direkt an die Gleviner Straße angrenzen. Dabei stehen die Farben für den Sanierungsgrad:
    Dunkelblau - sanierte Gebäude
    Hellblau - teilsanierte Gebäude
    Rot - unsanierte Gebäude
    Gelb - Neubau nach 1990


    Diese Unterteilung habe ich mir in einer Broschüre abgeguckt, die ich vor einigen Wochen im Internet entdeckt habe. Diese wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung herausgegeben und befasst sich mit dem Thema "Stadtumbau Ost".
    Höchst lesenswert! Kann ich jedem Interessierten empfehlen.
    http://www.bmvbs.de/SharedDocs…st-10-jahre-berichte.html


    Ab Seite 80 wird auch der Stadtumbau in der Altstadt Güstrow auf mehreren Seiten erläutert. Zu sehen ist auch ein Gesamtplan der Innenstadt, der den Sanierungsstand aufzeigt.


    Soviel erstmal zur Erklärung meiner Zeichnung. Gerade auch für die Gleviner Straße war mir der Plan wichtig, da sie für Architekturfreunde eine der spannendsten Straßen im ganzen Stadtgebiet ist.
    Man erkennt, dass bereits einiges für den Erhalt der historischen Bausubstanz getan wurde. Andererseits täuscht das nicht über die zahlreichen, noch zu sanierenden Gebäude hinweg. Besonders im südlichen Teil macht die Straße noch einen schlimmen Eindruck.


    Zur näheren Erklärung fange ich auf der Ostseite an, entsprechend der tatsächlichen Nummerierung.
    Die Gleviner Straße führt in nördlicher Richtung auf den Marktplatz. Im mittleren Bereich führen zwei Straßen ab: die Burgstraße nach Westen und die bereits vorgestellte Grepelstraße nach Osten. Im Süden führt die Gleviner Straße aus der Innenstadt heraus.


    Es folgt ein aktuelles Bild des nördlichen Bereiches der Ostseite:



    Ganz hinten ist der Markplatz, vorne rechts geht die Grepelstraße rein. Am Ende kann man noch ganz leicht ein gräuliches Steildach erkennen, mit dem ich anfangen werde. Es ist die unsanierte Nummer 1, auch "August der Starke" genannt, da dieser während des Nordischen Krieges (1700-1721) hier residierte, als er mit Zar Peter dem Ersten verhandelte. Der russische Zar wohnte in der Nummer 6, ebenfalls unsaniert (Foto kommt gleich).


    Gleviner Straße 1:



    Das Denkmal steht seit etlichen Jahren leer. Es folgen teilweise bis gar nicht sanierte Gebäude. Ein Beispiel ist die Nummer 3:



    Die Fassade stammt aus den 1910-Jahren, das Haus ist im Kern älter. Wie an diesem Gebäude findet man in der ganzen Straße noch weitere Balkone und mehrere Erker mit den unterschiedlichsten Formen.


    "Zar Peter", die Nummer 6:



    Alle drei gezeigten Gebäude sind unsaniert (und im Plan dementsprechend rot dargestellt). Nach Süden schließen sich dann sanierte Gebäude an. Die Nummer 8 ist im letzten Jahr erst fertig geworden. Vor der Sanierung sah das Gebäude so aus:



    Ergebnis danach:



    Auffällig ist natürlich der Farbunterschied, wobei ich die ursprüngliche Farbe gar nicht so schlecht fand, da dieser Abschnitt der Gleviner Straße recht kühl wirkt, nordisch kühl sozusagen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man auch leichte Unterschiede in den Details, zum Beispiel bei den Fenstern. Interessant ist auch ein winziges Fenster direkt links neben der schön aufgearbeiteten Tür. Auf den Foto ist es fast nicht zu sehen und sieht eher wie ein Klingelschild aus. Soweit ich das erkennen konnte, wohnt jetzt eine Familie in dem Haus.


    Machen wir weiter mit dem südlichen Teil der Ostseite, die gleich mit einem eindrucksvollen Bauwerk anfängt. Zunächst eine Gesamtsicht:



    Das große Gebäude ist ein Renaissancebau des frühen 17. Jahrhunderts mit neogotischer Fassade. 2007 gab es einen Eigentümerwechsel. Der neue Besitzer wollte bis 2010 mit einer umfassenden Sanierung beginnen. Passiert ist aber leider bis heute nichts.
    Ich habe gelesen, das Gebäude soll eines der schönsten Rokoko-Treppenhäuser in Norddeutschland haben. Ich selbst bin jedoch noch nie im Innern des Hauses gewesen. Die Ecke wird von einer Sandsteinfigur bekrönt, deren Lanze 2007 gestohlen wurde. Auf dem folgenden Bild ist die Straßenlampe etwas davor. Links zweigt die Grepelstraße ab.



    Es folgt ein schnuckeliges Fachwerkhaus (Gleviner Straße 11):



    Es schließt sich ein Bereich an, der vor allem durch die zwei Baulücken bestimmt wird, die die Straße aufweist. Die eine befindet sich auf dem Eckgrundstück zur Langen Straße, die andere in der Nummer 14. Das Gebäude wurde bereits 1995 wegen Baufälligkeit abgerissen. Die angrenzenden Gebäude machen auch keinen guten Eindruck. Insgesamt gesehen ist die Situation sehr unbefriedigend:



    Kommt man von der anderen Seite in Richtung Markt, stellt sich die Eingangssituation auch nicht gerade schön dar. Besonders auch durch die hohe graue Seitenfront des Gebäudes Nummer 15, die durch die Baulücke noch betont wird, wird der Eindruck gestört:



    Ein Neubau an dieser wichtigen Ecke würde den gesamten Bereich erheblich aufwerten.
    Auf der linken Seite sieht man bereits die Heilig-Geist-Kapelle, die von 2006 bis 2007 mit erheblichen Mitteln saniert werden konnte. Ich kann tolle Vergleichsbilder liefern:



    Dies ist der Blick von Süden auf die Kapelle. Linkerhand grenzt die Kerstingschule an, bei der die Sanierung soweit ich weiß nächstes Jahr beginnt. Bilder gibt es, wenn das Projekt in den Startlöchern steht, zumal die Schule nicht zur Gleviner gehört, sondern den Heiliggeisthof als Adresse hat. Das Nachherbild der Kapelle gibt es aber schon jetzt:



    Nochmal aus der anderen Richtung mit der Hauptfassade aus dem 14. Jahrhundert:




    Zwischen beiden Bildern liegen acht Monate. Der Unterschied ist unglaublich.
    Seit Dezember 2007 beherbergt die Kapelle das Norddeutsche Krippenmuseum.


    An die Kapelle schließt sich ein ehrgeiziges Vorhaben der Stadt Güstrow an. Es umfasst die Gebäude Nummer 23, 24 und 25, die allesamt ein einem desolaten Zustand sind. Die Nummern 23 und 24 sind zudem als Einzeldenkmale in die Denkmalsliste eingetragen.


    Die Stadt hat im Juni die Ausschreibung der drei Gebäude zum Verkehrswert von zum Teil 0,00 Euro beschlossen. Einem möglichen Käufer werden vier Sanierungs- und Nutzungskonzepte unterbreitet und eine Unterstützung durch Städtebaufördermittel zugesichert. Die Fördermittel in Höhe von maximal 50 Prozent der förderfähigen Kosten sollen bereits 2013/14 zur Verfügung stehen.


    Eile ist geboten, denn die Häuser stehen teilweise schon seit 20 Jahren leer. Für die Nummer 23 und 24 erfolgt der Verkauf mit einer Sanierungsbindung.


    Nummer 23:



    Nummer 24:



    Bei der Nummer 25 ist man sich nicht sicher, ob das Gebäude überhaupt gerettet werden kann. Daher wird der Verkauf mit einer Sanierung- oder Neubaubindung verknüpft. Ich persönlich hoffe natürlich auch auf eine Sanierung der 25:



    Die Fassade wird durch Stahlschienen gehalten. Das folgende Bild zeigt die Situation der drei Kandidaten auf der Rückseite, wo alle Kemläden und diverse Anbauten bereits platt gemacht wurden.



    Die Stadt hatte bereits vier Planungsbüros aus Güstrow in einem begrenzten Wettbewerb um Sanierungs- und Nutzungskonzepte gebeten, die alle einem möglichen Investor unterbreitet werden sollen. Es heißt, dass man so der aktuellen Marktlage gerecht werden könne. Die Vorstellungen reichen von Wohnnutzung bis hin zu Hotel- oder Pensionsnutzung. Die Kosten werden je nach Konzept auf 1,9 bis 3,4 Millionen Euro geschätzt.


    Als letzten Ausweg, also für den Fall, dass sich niemand findet, kann die Stadt sich dazu entscheiden, die Sanierung selbst in die Hand zu nehmen und im Anschluss daran die Häuser zum Kauf anzubieten.


    Mit derselben Vorgehensweise hatte die Stadt schon einmal Glück. Die Giebelhäuser am Berge, die in meinem ersten Artikel Thema waren, wurden von einer Familie aus Baden-Württemberg gekauft. Die Fördersummer entsprach 50 Prozent der förderfähigen Kosten und ein Sanierungs- und Nutzungskonzept lag bereits vor.


    Ich hoffe wirklich, dass die Stadt hier einen ähnlichen Erfolg haben wird. Die Lage ist hervorragend. Die Gebäude besitzen eine herausragende architektonische Qualität und der Hinterhof ist unglaublich ruhig. Für eine Wohnnutzung wären die Objekte jedenfalls super geeignet.


    Sollte sich was ergeben, werde ich die Neuigkeit sofort verkünden ;)
    Auf jeden Fall darf man hoffen, dass sich an diesem Bild in naher Zukunft etwas ändert:



    An die drei Problemfälle schließen sich schicke, sanierte Giebelhäuser aus unterschiedlichen Epochen an. Sogar der bisher einzige Neubau nach 1990 passt sich gut in die Zeile ein, wobei ich vermute, dass der Neubau unter Beibehaltung der historischen Straßenfassade erfolgt ist (Nummer 27):



    Zwei Nummern weiter wurde 2008 eine große Sanierung durchgeführt, die das Eckgebäude Gleviner Straße/Burgstraße betraf.




    Auch bei dieser Sanierung wurde die Fassade doch erheblich verändert. Wesentlich freundlicher sieht jetzt die Erdgeschosszone aus. Zwischen EG und OG wurde ein dezentes Gesims und ein Schriftband eingefügt. Am auffälligsten sind die drei neuen Fenster im 2. OG, die die zwei breiten von vorher ersetzt haben und so die Fassade wieder stimmiger wirken lässt. Mir gefällt auch die Farbgebung samt gelber Fenster sehr gut. Die Tür wurde ebenfalls aufgearbeitet.
    Güstrow ist auch als "Stadt der Türen" bekannt, da der Großteil der historischen Gebäude noch ihre originalen Haustüren besitzt und sich engagierte Bürger um deren Erhalt und die Wiederverwendung ungenutzter Haustüren bemühen. Manche Türen haben so bereits ihren Platz an einem anderen Standort wiedergefunden und können auf diese Weise erhalten werden. Die klassizistische Tür der Nummer 29 wurde natürlich am Standort belassen. Ich will sie nur beispielhaft für die Gleviner Straße zeigen, die ja sehr klassizistisch anmutet. Bei Bedarf kann ich auch noch Tür-Bilder der anderen Gebäude reinstellen.



    Noch einmal ein schöner Blick auf den südlichen Teil der Westseite mit allen erwähnten Gebäuden im Gesamtkontext:



    Als letztes folgt noch die nördliche Ostseite, die einige vorbildlich sanierte Gebäude vorweisen kann:



    Insgesamt ist in diesem Bereich der Straße der Zustand der Gebäude sehr zufriedenstellend. Die Sanierungen wurden allesamt vor 2005 durchgeführt, weshalb ich leider auch keine Vergleichsfotos habe...


    Seit 2006 wurden somit drei Gebäude grundsaniert, zwei Fassaden aufgefrischt und ein Gebäude abgerissen. Außerdem hat die Stadt die Straße selbst von Grund auf erneuert.


    Vergessen will ich natürlich nicht die beiden klassizistischen Torhäuser, die man an Stelle des mittelalterlichen Gleviner Tores hat errichten lassen. Beide sind mittlerweile saniert. Sie haben die Hausnummern 19 und 20, sind jedoch auf meinem Plan gar nicht mehr drauf, da sie doch etwas abseits der eigentlichen Gleviner Straße liegen.
    Beide sehen identisch aus. Daher gibt es zum Abschluss noch ein Foto vom östlichen Häuschen.



    Alle Bilder und Darstellungen sind von mir. Bis zum nächsten Artikel, der hoffentlich etwas weniger aufwendig wird. ;)

  • Vielen Dank für deine Mühen :daumen:
    Güstrow hab ich auf meiner kurzen Durchreise vor par Jahren als sehr idyllisch wahrgenommen. Es freut mich zu sehen, dass es hier scheinbar gelingt bis auf wenige Ausnahmen die alten Gebäude zu erhalten und schrittweise zu sanieren.
    Das ist etwas was viele Kleinstädte Mitteldeutschlands mit ähnlich wertvollen Erbe leider (noch) nicht schaffen.


    Die Sanierung der Heilig-Geist-Kapelle ist wirklich klasse geworden. Mir ist das kleine Fenster auf deinem 2. Foto nach der Sanierung aufgefallen dass dort vorher von außen nicht ersichtlich war. Zusammen mit der vorher vollkommen verschwunden farblichen Gestaltung eine Neuschöpfung oder recherchiert und rekonstruiert?


    Der DRK Neubau aus deinem vorigen Beitrag gefällt mir auch sehr gut. Die Verarbeitung ist 1A und die schicken Gesimse an den 3 Fassadenabschnitten sieht man heute auch nur noch selten

  • Vielen Dank zurück.
    Ich muss auch sagen, dass man gerade in den letzten Jahren viel Positives in der Altstadt erreicht hat und einiges für den Erhalt getan wurde. Leider kam das für eine Reihe von Gebäuden jedoch auch zu spät, genauso wie noch etliche Gebäude auf Rettung warten. Aber insgesamt gesehen macht die Stadt schon einen recht guten Eindruck. Ich persönlich bin über diese Entwicklung jedenfalls sehr glücklich.
    Im Moment besteht in Güstrow das Problem, dass sich niemand an die großen Sanierungsbrocken herantraut, also besonders die Eckhäuser, die ja doch größer und von der Gestaltung her aufwendiger errichtet wurden. Oder eben Fälle, bei denen der Verfall schon so weit fortgeschritten ist, dass niemand das Risiko tragen will.
    Aber da erzähle ich ja keinem was Neues. Dieses Problem betrifft ja nicht nur Güstrow.


    Ich habe meine Information über Gebäude oder Sanierungen im Prinzip nur aus der Zeitung. Daher kann ich dir zur Heilig-Geist-Kapelle ein paar Details erzählen, weil sie einige Male thematisiert wurde. Ich habe mal gestöbert und folgendes gefunden:
    Das Gebäude wurde mit weißer Farbe geschlemmt. Der Grund dafür liegt darin, dass man das Weiß viermal in der Geschichte des Hauses nachweisen konnte. Zudem wurde die Südfassade (also die auf dem ersten Foto in Richtung der Bäume) 1864 neogotisch überformt und war zu der Zeit in jedem Fall weiß. Und damit man ein einheitliches Bild hat, entschied man sich für das Weiß.


    Die roten Spitzbogen-Rahmen an der Giebelfront sind ebenfalls nach historischem Vorbild gestrichen. Zu den Fensteröffnungen kann ich sagen, dass alle bereits existierten, auch das kleine Fenster, welches du angesprochen hast. Die einzigen Neuschöpfungen sind die Fenster im unteren Teil der Giebelwand, allerdings nur die Fenster selbst, nicht die Öffnungen. Als Vorlage dafür diente ein gotisches Fenster, das man an der Nordwand noch erhalten konnte. Der Rest des Giebels zeigt sich in seiner mittelalterlichen Form.
    Also alles recherchiert und auf dieser Grundlage rekonstruiert.


    Beim DRK-Neubau bin ich deiner Meinung. Ich werde demnächst die Hollstraße vorstellen, deren Südseite auch fast vollständig in das DRK-Projekt integriert wurde. Die Art der Gestaltung wurde in ähnlicher Form auch hier aufgegriffen und macht ebenfalls einen guten Eindruck. Erklärungen kommen dann, aber weil wir gerade bei dem Thema sind, zeige ich mal ein Foto der Neubauten:


  • Wow, das ist echt ein toller Thread. Vor allem diese Vorher/Nachher-Vergleiche finde ich immer sehr beeindruckend. Auch in Leipzig schaue ich sie mir gern an. Danke für die Info und für den Aufwand. Ich freu mich auf mehr. Wirklich vorbildlich.


    Und ja, diese Neubauten sind wirklich schick.

  • Domplatz

    Gern geschehen und vielen Dank!
    Ich wollte als nächstes einmal einen Rundumüberblick über die aktuellen, wichtigsten Bauvorhaben in der Innenstadt von Güstrow geben. Mein Plan war, das bereits Anfang September zu tun, weil ich zu der Zeit das letzte Mal Fotos gemacht habe. Aber ich möchte das trotzdem noch nachholen, auch wenn diese jetzt nicht super aktuell sind.


    Ich fange mal mit einem interessanten Projekt am Domplatz an, bei dem ich gar keine aktuellen Bilder liefern kann oder brauche. Bauliche Tätigkeiten sind im Prinzip erst vor einigen Tagen mit der offiziellen Grundsteinlegung (23.09.2012) begonnen worden. Die Domgemeinde hat am Domplatz die Absicht, im Garten ihres Gebäudes mit der Hausnummer 6 einen Anbau zu errichten, der in Zukunft als Gemeindesaal genutzt werden soll.
    Das Haupthaus präsentiert sich straßenseitig so:



    Der Garten befindet sich zwischen Haus und historischer Stadtmauer. Durch den Anbau wurde es notwendig, große Teile des Gartens von Vegetation zu befreien und Bäume zu fällen. Diese Maßnahmen führten bereits Anfang des Jahres zu heftigen Protesten, weil die mutwillige Zerstörung des historisch gewachsenen Gartens nicht von allen akzeptiert wurde.
    Mittlerweile sind diesbezüglich alle Messen gelesen; die Gemeinde hat sich nicht mehr umstimmen lassen, die Fläche ist beräumt. Das Vorhaben wurde stets damit begründet, auf diese Weise den Domplatz Nummer 6 als Gemeindezentrum auszubauen und so das Haupthaus einer langfristigen Nutzung zuzuführen, was andernfalls womöglich nicht hätte erreicht werden können.


    Der Entwurf für den Anbau stammt von dem Architekturbüro Johannsen und Partner aus Hamburg, die mir die folgende Perspektive für die weitere Publikation zur Verfügung gestellt haben:



    Architektonisch erstmal für Güstrow sehr ungewöhnlich und fast ein wenig schade, dass es am Ende kaum einer zu sehen bekommt. Die Stadtmauer ist an dieser Stelle doch recht hoch und unzugänglich. Dahinter verlaufen die dicht bewachsenen Wallanlagen. Also werde ich es doch in naher Zukunft versuchen müssen, direkt auf das Grundstück zu gelangen, um Bilder zu machen (sowie die Erlaubnis einzuholen, diese zu veröffentlichen ;) )


    Bei den vorangegangenen Protesten und der Größe des Anbaus wird es auch interessant sein, zu sehen, wie viel vom ursprünglichen Garten noch übrig ist. Für den Rest wurde übrigens extra eine Landschaftsarchitektin beauftragt.

  • Lange Straße

    Weiter geht es mit dem bereits vorgestellten Projekt in der Langen Straße (Thema in #5). Zur Erinnerung: In einem ersten Bauabschnitt wurden drei Bestandsgebäude auf Vordermann gebracht. Dabei handelt es sich um die Nummern 1 bis 3. Nochmal ein Beweisfoto der Situation:



    Der zweite Bauabschnitt ist bereits recht weit fortgeschritten. Er umfasst einen Neubau in der Nummer 4 sowie die Sanierung der Nummer 5. Die folgenden Fotos sind alle von Anfang September.



    Ich vermute mal, dass man mittlerweile den Rohbau fertig haben müsste. Einmal näher rangeschaut:



    Zu sehen ist auch eine Visualisierung, wie sich beide Gebäude in Zukunft präsentieren. Die Planung und Bauleitung hat das Architekturbüro Kruse und Fliege übernommen, ein Güstrower Büro, das recht aktiv ist in der Stadt.



    Es gibt noch ein Foto von der Rückseite, bei der offensichtlich wird, wie viel von der Altbausubstanz am Ende doch abgetragen worden ist. Der bauliche Zustand der Nummer 5 muss anscheinend schon sehr schlecht gewesen sein. Das Gebäude hatte auch einen Anbau, der ebenfalls verschwunden ist.



    So sah es vorher in etwa dort aus:



    Soweit ich das in Erinnerung habe, ist dieser schreckliche Mülltonnenstellplatz mittlerweile zum Glück auch Geschichte.
    Anfang des Jahres habe ich noch gedacht, es würde in der Langen Straße bei diesem Projekt bleiben. Allerdings hat man mit der Sanierung eines weiteren Gebäudes begonnen. Dieses steht im Prinzip genau gegenüber des eben gezeigten Projektes.


    Einmal ein Blick in die Straße:



    Hinten rechts das Projekt mit Sanierung und Neubau. Gegenüber drei ergraute Fassaden. Das mittlere wird es sein. Ein sehr schlichtes, aber für Mittel- und Kleinstädte in Meck-Pomm typisches Häuschen, aus dem man einiges herausholen kann (etwas zweideutig, der Schuttcontainer war an diesem Tag jedenfalls voll):



    Das Gebäude wird durch das Schweriner Unternehmen Schelfbauhütte saniert, die das Projekt auch auf ihrer Internetseite aufgelistet haben.
    Kurz zur Erklärung: In der benachbarten Mühlenstraße steht das Derz'sche Haus, ein imposanter Backsteinbau, welchen die Schelfbauhütte vor einiger Zeit erworben hat. Zu diesem Gebäude gehört ein großes Areal, das im Prinzip noch weitere Gebäude mit einschließt, wie unter anderem das in der Langen Straße. Ich weiß von zahlreichen Hofgebäuden, weiteren Häusern in der Langen Straße, eines in der Hollstraße und ein Nachbarhaus in der Mühlenstraße, die alle dazugehören.


    Im und um das Haupthaus herum wurde in den letzten Monaten auch einiges geschafft. Dazu möchte ich mal den Artikel abschließen und im nächsten weitermachen, weil das Derz'sche Haus wie bereits gesagt ja in der Mühlenstraße steht.

  • Mühlenstraße

    Ich zeige gleich mal ein Bild des Derz'schen Hauses (Mühlenstraße 48):



    Man hat in den letzten Monaten einen modern gestalteten Anbau auf dem Hinterhof errichtet (auch auf der Internetseite der Schelfbauhütte zu sehen; ich habe von dem noch kein eigenes Foto).


    Das Derz'sche Haus wurde 1535 zur Zeit der Frührenaissance errichtet und gilt als eines der ältesten Bürgerhäuser der Stadt. Der Name entstand durch die hier einmal ansässige Brauereifamilie Derz.


    Sobald man die umfangreiche Sanierung geschafft hat, möchte der Eigentümer auch die benachbarte Nummer 47 sanieren. Hoffentlich wird das auch wirklich passieren. Ein Foto des Bestands:



    Wir werden mal schauen, wie das weitergeht. Die Mühlenstraße wird eh noch einmal Thema sein.

  • Am Berge

    Die Giebelhäuser sind mittlerweile bezogen worden. Was jetzt noch fehlt, ist die Sanierung der Straße.



    Auf der Rückseite hat man sich auch viel Mühe gegeben. Die Kombination von Altem und Neuem wurde in meinen Augen sehr gut hinbekommen.



    So sah es vorher dort aus:


  • Sanierung Domschule in der Schulstraße

    Vielleicht muss ich hierbei eine kurze Erklärung geben:
    Güstrow hatte bis vor einigen Jahren noch drei Gymnasien (John-Brinckman-Gymnasium, Ernst-Barlach-Gymnasium, Gymnasium am Distelberg), von denen nur noch eins übrig geblieben ist, das John-Brinckman-Gymnasium. Die beiden anderen wurden vor Jahren schon zusammengelegt; das gebildete Gymnasium wurde jedoch vor zwei Jahren auch geschlossen, da durch das weitere Sinken der Schülerzahlen der Erhalt von zwei eigenständigen Gymnasien in Güstrow nicht mehr möglich war.
    Man entschied sich, in der Innenstadt einen zentralen Campus für die Gymnasiasten zu schaffen, bestehend aus zunächst zwei Gebäuden. Das Hauptgebäude des John-Brinckman-Gymnasiums für die höheren Klassenstufen am Domplatz:



    Das zweite Gebäude für die jüngeren Schüler an der Hansenstraße:



    Die Kapazitäten reichten aber durch die Auflösung des zweiten Gymnasiums nicht mehr aus. So entschied man sich beim Landkreis, als Träger des Gymnasiums, die ungenutzte Domschule (die sich auch am Domplatz befindet) in den Campus zu integrieren. Die befindet sich jedoch im Besitz der Stadt. Also wurde der Beschluss gefasst, dass die Stadt Güstrow die anspruchsvolle Sanierung der Domschule in Angriff nimmt und daraufhin das Gebäude für zunächst 20 Jahre an den Landkreis vermietet, um so die Kosten der Sanierung wieder ausgleichen zu können. Diese belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro.
    Die Fassade des Hauptgebäudes der Domschule wurde vor einigen Jahren bereits saniert, ein Nutzungskonzept fehlte jedoch bis heute. Ein zufriedenstellender Kompromiss also auf beiden Seiten. Die Stadt hat eine sinnvolle Nutzung gefunden und der Landkreis schafft die erforderlichen Kapazitäten für die Schüler.


    Jetzt kommen erstmal Fotos von der Domschule:
    Die Fassade in Richtung Domplatz präsentiert sich so:



    Die Domschule wurde von 1575 bis 1579 errichtet und ist damit der älteste erhaltene Schulbau in Mecklenburg.
    Die Hauptfassade:



    Das Gebäude besitzt zudem noch einen größeren Anbau jüngeren Datums:



    Am 13. August starteten die Bauarbeiten, die etwa 2 Jahre dauern sollen. Nach der Fertigstellung werden den Schülern weitere Klassenräume, aber auch Fachräume für Zeichen-, Musik- und Medienunterricht zur Verfügung gestellt werden können.
    Die Sanierung wird die ganze Ecke extrem aufwerten. Die Idee des Schulcampus mit Integrierung der Domschule war mir vor Jahren auch schon gekommen, insofern bin ich froh, dass sie auch andere hatten und es nun so umgesetzt wird.

  • ^^ Wirklich ein vorbildlicher Thread. Toll, dass wir im DAF einen 'Spezialreporter' fuer das wirklich sehenswerte Guestrow haben. Ich kam vor einigen Jahren fuer einge Monate regelmaessig beruflich in die Stadt und war stets sehr positiv ueberrascht. Das architektonische Potenzial ist riesig und der Umgang mit dem Bestand scheint mir im Grossen und Ganzen sehr vorbildlich.


    Man sieht auch sehr schoen, dass viele Kleinstaedte im Osten von den Verschandelungen verschont geblieben sind die in den 70er und 80er Jahren in Westdeutschland vergleichbare Staedte heimgesucht haben: innerstaedtische Kaufhauskloetze aus Waschbeton, klobige Busbahnhoefe, technische Rathaueser und Buerohaueser mit AOK-Kreiszentralen-Charme...


    Ich hoffe, dass es irgendwann zu einer Renaissance dieser Kleinstaedte kommt - vielleicht durch junge Menschen die in "Online" Branchen arbeiten, wo es letzentlich egal ist ob man in Berlin, Duesseldorf oder Guestrow am PC sizt.


    Freue mich auf weitere Beitraege hier und rate jedem der in die Gegend kommt die Stadt zu besuchen.