Wart ihr schon mal in Stuttgart - wie gefiel euch die Stadt?

  • Hallo onyx!, herzlich willkommen im Forum und viel Spaß bei uns, insbesondere im Stuttgart-Bereich.


    Die Roland Berger-Studie im Auftrag der FAS war hier bereits Thema, ab #788.


    Bitte keine 1 zu 1 Auszüge aus Presseartikeln (Urheberrecht!), mit eigenen Worten Inhalt wiedergeben, sei es auch nur stichpunktartig. Danke


  • Die Roland Berger-Studie im Auftrag der FAS war hier bereits Thema, ab #788.


    Ja, in der Tat, ich hätte besser auf obrigen Thread verweisen sollen. Wollte darauf hinweisen. Mein Fehler.

  • Home sweet home!

    Wie ich Stuttgart finde? Stuttgart, seine Plätze, Straßen und Schatten - das ist meine Familie! Hier im Kessel bin ich groß geworden, ich hatte liberale Eltern und konnte somit diese Perle im Süden sehr bald schon auf meine Weise entdecken.


    Es wundert mich manchmal, wie Leute eine Stadt wie Stuttgart beurteilen, die allesamt ländlichen Background haben. Dann kommen so Äußerungen wie "viele Menschen", "schlechte Luft" ... Seit wann vergleicht man Äpfel mit Birnen?! Dass in der sechstgrößten Stadt Deutschlands mehr Menschen über den Hauptplatz tigern als in Heuchelingen-Strümpfelteich ist doch wohl klar, also nächster Punkt: der Vergleich mit anderen Großstädten.


    Da muss ich einem meiner Vorschreiber recht geben: Stuttgart wirkt deutlich kleiner als es von der Einwohnerzahl her ist. Es wirkt sogar fast kleiner als Mannheim, und Manchem wird sogar Karlsruhe größer vorkommen. Woran das liegt? Dass der Fremde "Stuttgart" vor allem auf den Kessel reduziert, und dieser Kessel ist eng: Du siehst überall seine Grenzen, es gibt gerade mal zwei Straßen, die den Namen Boulevard verdienen, und ansonsten gibt es nur Einbahnstraßen, dann Wald und der Fernsehturm obendrauf. Schnell ist natürlich auch die City zu Fuß erkundet: Königsstraße, Schulstraße, hässlicher Marktplatz und fertig. Das war's? ... Und zurück geht's für den Fremden in eine Stadt wie Hannover, Essen, Düsseldorf, die alle von der Einwohnerzahl her kleiner sind, aber aufgrund ihrer Flächenerstreckungen auf flachem Land, was mehr größere Kreuzungen und Straßen begünstigt als ein enger Talkessel, größer wirken.


    Somit ist Stuttgart Kandidat für den Titel "meisst unterschätzte Stadt Deutschlands". Denn die Reize dieser Stadt resultieren aus den vermeintlichen Vorzügen der Anderen: Ist eine flache, riesige Betonwüste, mit tausend Kreuzungen, eine wie die andere, wirklich so "schön"? Sind es nicht vielmehr die vielen Hügel, Täler, das viele innerstädtische Grün und die eigenen Identitäten der einzelnen Viertel, was Stuttgart im Besonderen eine Identität verleiht?


    Erkundet die "Stäffeles", seine Aussichten, ersteigt die Höhen und kehrt in versteckte Biergärten ein. Wer sich diese Mühe macht, wird Stuttgart schnell lieben lernen. Aber für den gehetzten Dörfler, der nach Stuttgart Shoppen gehen muss, weil es in seinem Kaff nichts zu kaufen gibt, für den bleibt dieses Flair immer verborgen. Ebenso wie für den Business-Man, auf der Durchreise nach Bukarest.


    Aber wenn man Stuttgart und seine Entwicklung in den letzten 20 Jahren verfolgt, so macht das verdammt Hoffnung! Wie ist diese Stadt aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht! Erlebt heute die pulsierende Königsstraße an Samstagen noch um 20 Uhr, wo vor 20 Jahren noch Totenstille herrschte. Diese Stadt ist meine Heimat und auf dem richtigen Weg, wenn sie weiter nach vorne blickt.

  • Sehr schönes Plädoyer!
    Als weiteres Beispiel für eine "flache" Stadt die vielleicht der Topographie wegen größer wirken kann als Stuttgart möchte ich Nürnberg anführen. Die Burg steht (logisch) auf einem kleinen Hügel, aber sonst ist Landschaft im Sinne von Bergen und Tälern oder sonstigen sehenswerten Merkmalen der Natur quasi Fehlanzeige. Hat auch seine Vorteile, aber besonders schön oder spannend ist das meiner Meinung nach nicht gerade. Den Ring beispielsweise würde ich mittlerweile gerne mit geschlossenen Augen fahren da es sowas wie schöne Ausblicke da einfach nicht gibt und sich die Qualität der Architektur in vielen Ecken auch in Grenzen hält. Ganz zu schweigen von Strecken wie der B4 durchs Knoblauchsland Richtung Zentrum...laaaaangweilig. ;) Dann doch lieber hoch und runter und ein bisschen Wald oder Wein um die Ecke..

  • Gute Beiträge!


    Vermutlich liegt das Imageproblem mehr oder weniger aller deutscher Großstädte außer Hamburg, München, natürlich Berlin und der Sondersituation Dresden nicht zuletzt daran, daß medial zumeist nur von einem Hotspot berichtet wird.


    Köln: Dom
    Frankfurt: Skyline, evtl. noch Römer :???:
    Stuttgart: Schloßplatz
    Düsseldorf: Altbiermeile, Kö :???:
    Hannover: Rathaus :???:
    Bremen: Marktplatz


    Im krassen Gegensatz dazu wird man aus Berlin quasi regelmäßig mit Bildern von
    - Reichstag
    - Museumsinsel
    - Potsdamer Platz
    - Brandenburger Tor
    - Prenzlberg
    - Schlössern
    - Gedenkstätten
    - Wannsee, Spree
    - Fernsehturm
    - Tiergarten
    - Siegessäule
    - Regierungsbauten, Botschaften
    - ...
    versorgt.


    Wie soll da der gewöhnliche Auswärtige auf den Gedanken kommen, Stuttgart böte mehr als nur den Schloßplatz oder Bremen als seinen Marktplatz :confused:


    Nun denn, es wird sich auch nicht groß ändern. In Berlin wird schon bald das Preußenschloß wiedererstehen. Viele Städte haben unter dem Krieg gelitten, daher vor allem auch das schlechte Image o.g. Städte. Aber keine hat - zumindest äußerlich und bzgl. Image - so von ihm profitiert wie Berlin.

  • Habe mit großem Interesse diesen Thread gelesen, v.a. da ich die ersten 18 Jahre meines Lebens in Stuttgart verbracht habe und der Großteil meiner Familie immer noch dort wohnt. Daher bin ich nach wie vor auch immer mal wieder ein, zwei Tage hier.


    Was mich immer wieder wundert und gewundert hat, ist, dass solche Umfragen v.a. in Stuttgart gemacht werden. Der Grund liegt m.E. daran, dass die Stuttgarter immer so eine Art Minderwertigkeitsgefühl zu haben scheinen. Wobei ich bis heute nicht verstanden habe, woran das liegt. O.k. früher in der 80igern als ich noch zur Schule ging, war Stgt. in meinen Augen wirklich etwas verschlafen und sehr pietistisch, so dass ich damals unbedingt weg wollte.


    Aber ich habe die Entwicklung der Stadt seit meinem Wegzug immer verfolgt und musste feststellen, dass sie sich wirklich gewandelt hat. Sie ist offener und internationaler geworden und eine Menge interessanter Locations ist dazu gekommen. In den Neunzigern war Stuttgart mE eine Art Trendsetter in Sachen Lounges. Damals habe ich in Düsseldorf gewohnt und war dann bei einem
    Zug durch das Nachtleben geradezu begeistert ...


    Stuttgart hatte schon immer eine wahnsinnig gute Theater- und Kulturszene (und damit meine ich nicht nur Staatsoper und -Theater) und hat diese nach wie vor. Ihr habt tolle Mineralbäder und sogar einen Weinberg hinter dem Hbf und vieles Mehr.


    Was ich damit sagen will: Stuttgart sollte endlich aufhören, sich mit anderen Städten zu vergleichen, sondern einfach seine Vorzüge herausstellen und darauf stolz sein. Und gerade dieser ständige neidvolle Blick nach Frankfurt und München, wo es zugegeben etwas urbaner zugeht, führt zu nichts. Stuttgart ist eben Stuttgart und als solches mit seiner Lage eben einmalig. :)