Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Muss die SoBoN reformiert werden? Das fragen die Grünen im Stadtrat und stellen einen Antrag, der anregt, sich von den Konzepten anderer Städten inspirieren zu lassen. Dabei werden u.a. die Städte Münster,
    Ulm und Tübingen erwähnt:


    Die Verwaltung stellt dem Stadtrat die Praxis einer „Sozialgerechte Bodennutzung" (SoBoN) und Liegenschaftsverwaltung anderer Städte vor.
    Begründung:
    München war lange Vorreiter für die „Sozialgerechte Bodennutzung" (SoBoN). Bereits 1994 wurde in München als erster Kommune in Deutschland die SoBoN eingeführt, damit Grundstückseigentümer, die neues Baurecht erhalten – und damit eine leistungslose Wertsteigerung für ihr Grundstück – , sich an den Kosten der sozialen und grünen Infrastruktur beteiligen müssen. Mittlerweile sind auch andere Städte dem Beispiel Münchens gefolgt und haben interessante, bisweilen weitergehende Ansätze entwickelt, insbesondere bei der langfristig ausgerichteten Bodenvorratspolitik. Nachdem selbst die Münchner Bauwirtschaft sich verwundert über das für die Stadt schlechte Verhandlungsergebnis der letzten SoBoN-Runde zeigte, ist es Zeit, auch mal über den Tellerrand zu schauen und um zu sehen, wie andere Kommunen Flächen für dauerhaft bezahlbaren Wohnraum sichern. Insbesondere Münster, Ulm, Freiburg und Tübingen werden dabei oft genannt. Durch eine Baulandentwicklung auf eigenen Flächen können städtebauliche und soziale Ziele am effizientesten verfolgt werden. Deshalb ist eine langfristig ausgerichtete Bodenvorratspolitik von zentraler Bedeutung für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung. Neubau von Wohnungen ist nur dann ein nachhaltiger Beitrag zur Schaffung von leistbaren Wohnungen, wenn diese auch dauerhaft dem spekulativen Wohnungsmarkt entzogen bleiben. Dies ist immer dann möglich, wenn Wohnungen von kommunalen Baugesellschaften, Wohnungsbaugenossenschaften oder Miethaussyndikaten auf eigenen Flächen gebaut werden. München hat aktuell kein Geld- sondern ein Flächenproblem. Die verfügbaren kommunalen Grundstücke für Wohnungsbau sind in wenigen Jahren aufgebraucht. Auf SoBoN-Flächen hingegen entsteht nur temporär bezahlbarer Wohnraum. Bestes Beispiel dafür ist das Paulaner-Gelände. Dort werden, gerade mit Verweis auf die geringen Bindungsfristen, die Flächen für geförderten Wohnungsbau, auch im Rahmen von Share Deals, höchstbietend an Investoren verkauft. Dies führt dazu, dass heute die Verdrängung von morgen (nach Ablauf der kurzen Bindungsfristen) gebaut wird. Wie das funktioniert, ist aktuell bei den geförderten Wohnungen der GBW am Ackermannbogen zu beobachten. Dabei wird auch eine Regelungslücke in den SoBoN Regularien ausgenutzt. Der Bodenwert für Flächen, auf denen geförderte Wohnungen gebaut werden, ist beim Verkauf limitiert und wird auch als SoBoN-Belastung angerechnet. Die Flächen können jedoch samt Wohnungen ohne Limit zu weit höheren Preisen verkauft werden. Die tatsächliche Belastung durch die SoBoN ist daher deutlich geringer als auf dem Papier und dürfte nach Branchenkenntnissen mittlerweile weniger als ein Drittel des Planungsgewinns betragen.


    Quelle: https://ru.muenchen.de/pdf/2018/ru-2018-07-20.pdf#page=25

  • Schrebergärten bebauen?

    Das Marktforschungsinstitut Respondi hat in Berlin herausgefunden, dass sich dort 54,4 % der Bevölkerung für eine Bebauung von Schrebergärten aussprechen. Solch eine Umfrage sollte man auch bei uns mal in Auftrag geben - dann hätte die Stadt mit einem Schlag riesige Potenziale zur Entwicklung auf meist recht zentralen und gut erschlossenen Arealen (z.B. am Westfriedhof oder am Westpark). Insbesondere jüngere Einwohner befürworten laut der Studie eine Bebauung dieser Flächen.


    http://www.deal-magazin.com/ne…-Schrebergaerten-Bebauung


    Wenn selbst Städte wie Berlin und Hannover sich bereits an das Thema heranwagen, dann fragt man sich wirklich, was bei uns in München denn noch alles passieren muss, damit man endlich aufwacht und dieses Schrebergarten-Tabu bricht.

  • Pauschal sollte man auch nicht alle Schrebergärten zur Bebaung ausrufen. Im Artikel steht dass Berlin 3 Prozent der Flächen Schrebergärten sind. Kennt jemand Zahlen zu München? Im statistischen Taschenbuch der Stadt habe ich nichts dazu gefunden.
    Zur Bebauung anbieten finde ich würden sich Schrebergärten innerhalb des Mittleren Rings und in direkter Nachbarschaft zu Parks, wie zb Westpark oder Olympiapark.



    Berlin hat gefühlt noch so viele Brachflächen, dass mich eigentlich so ein Umfrageergebnis dort erstaunt.


    Wir sollten mal einen Thread machen, wo man Vorschläge für Flächenreserven sammelt. Getrennt von einer dazugehörigen Diskussion in einem anderen Thread.

  • Damit das Thema gleich sachlich diskutiert wird, hier ein PDF über den zuständigen Münchner Kleingartenverband mit allen Infos zur Entstehungsgeschichte, zu Mitgliedern, der Lage sämtlicher Kleingartenareale in München und zahlreichen historischen Bildern.


    Aus der Karte auf Seite 28 / 29 geht hervor:


    Innerhalb des Mittleren Rings gibt es quasi bis auf die große Anlage nahe des Heimeranplatzes und am Olympiagelände keine Kleingartenanlage.


    Große Flächen gibt es noch zwischen dem Nymphenburger Schlosspark und der Dachauerstraße.


    https://www.kleingartenverband…_1917_-_Festschrift_-.pdf



    Zum Flächenanteil:


    In München ist eine Zelle im Schnitt 250 Qm groß, 8.700 Zellen gibt es. Bei 310 qkm Stadtfläche macht das einen Flächenanteil der Schrebergärten von 0,70 %.


    Datenquellen: https://www.merkur.de/lokales/…kleingaerten-2387578.html
    https://www.kleingartenverband-muenchen.de/de/startseite/

  • ^ Ein öffentlich zugänglicher Park tut dem Klima viel besser. Im verlinkten Artikel lese ich was von Schrebergärten in Barmbek und Groß Borstel, die 2000 WE weichen sollen - und wenn Ersatzgärten angestrebt sind, dann kleinere und weiter weg. Wenn ein Herr Vorsitzender des Hamburger Landesbunds der Gartenfreunde von willkürlich möglichst für Lau zugeteilter Fläche im Zentrum träumt, auf derer Zaun der ganze Rest der Bevölkerung blicken darf, muss derartiger Wunsch nicht unbedingt erfüllt werden. (In München genausowenig - sonst will noch einer ein privat überlassenes Rancho inmitten des Englischen Gartens haben.)


    In vielen Städten werden zwar neue Siedlungen oft mit Parks und Gärten angelegt, aber für alle Bewohner zugänglichen - und nicht an ein paar ausgepickte zugeteilten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • "Verdichtet die Städte!"

    Unter der Überschrift veröffentlichte die SZ vor wenigen Stunden ein Kommentar, in dem u.a. an die weltweite Urbanisierung erinnert wird - und dass es woanders viel, viel größere Megacities als in Deutschland gibt. Fast zum Ende gibt es die Feststellung, dass man sich nicht beengt fühlen müsse, wenn Architektur und Freiflächenplanung (Parks) stimmen. "Paris, Kopenhagen, Rom, Wien, Barcelona" seien dichter als München bebaut, welche "löchrig provinziell" wirkende Stadt eher depressiv als lebendig und urban wirke. Gut gestaltete Dichte sei die Lösung und nicht das Problem.


    Außer der Architektur der Bauwerke selbst und den Parks (öffentlich zugänglichen, nimmt man wohl an) würde ich z.B. noch die Kunst im öffentlichen Raum nennen. Eine witzige Skulptur und ein Platz wird schon anders angenommen - individueller, mit Seele.


    Etwas unwohl empfinde ich, dass am Anfang der zweiten Seite des Kommentars steht, dass die Landflucht-Ursachen "endlich zu bekämpfen wären". Da kann man gar nichts bekämpfen - für die Lebensmittelproduktion braucht man Jahrhundert für Jahrhundert einen immer geringeren Bevölkerungsanteil. Für etwas Komplexes braucht man wiederum Spezialisten-Teams, die man in einem Dorf unmöglich zusammenstellen kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • In der Tat ein guter Kommentar von Herrn Matzig - so explizite Formulierungen hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Es ist wirklich dramatisch, was sich München da am eigentlich so wichtigen Beispiel der SEM-Entwicklungsgebiete Nordost und Nord leistet. Dass sich nun ausgerechnet die CSU, die ja eigentlich in der Rathauskoalition Regierungsverantwortung trägt, an die Spitze des Aufstands der "Schlumpfdorfbewohner" gesetzt hat, kommt politischer Fahnenflucht gleich. Die Folgen für die Bewohner von Stadt und Region sind schon jetzt desaströs.


    Hier noch mal der Kommentar direkt auf der SZ-Website und damit leichter lesbar: https://www.sueddeutsche.de/wi…schland-staedte-1.4065024

  • Habe über dieses Thema in den letzten 3 Jahren schon ausführlichst geschrieben. Innerhalb der münchner Stadtgrenzen müssen Wohnungen (dicht und hoch) gebaut werden.


    Selbst wenn München bis 2035 wirklich einmal 1,8-2 Millionen EW haben wird, kann man den Wohnraum für 300.000-500.000 Einwohner locker in der Stadt unterbringen.


    Bleibe bei meiner Meinung, daß die Stadt, innerhalb ihrer Grenzen, das Potential für weitere 1-1,5 millionen EW hat!


    Das Märchen von der Flächenknappheit hat so langsam ausgedient. Wer weiß, vielleicht kommt ja dann mal in München richtiges Großstadtflair auf, wie in Barcelona, etc.?

  • Um solche Dichten zu erreichen müsste zu aller erst die Stellplatzverordnung abgeschafft werden. Im nächsten Schritt müssten die neuen Lockerungen im Baurecht, z.B. das "Urbane Gebiet" nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch angewendet werden. Aber selbst dann gäbe es vermutlich noch genügend kleine Hürden, wie Abstands-Vorschriften, große Feuerwehrzufahrten, Höhenbeschränkungen etc., die verhindern, dass die Grundstücke all zu stark ausgenutzt werden. Es ist also noch ein sehr langer Weg...:headscratch:

  • ^
    Ich weiß, ich habe ja nur von der theoretischen Möglichkeit geredet. Das man hier in Behörden-Deutschland erstmal durch bürokratische Hürden müßte, ist mir leider klar :(


    Das lustige im Flieger BCN-MUC ist dann immer: "Mei geh, des Barcelona des is so schee, da kannst alles zu Fuß gehn und dieses Lebensgefühl, die Lebendigkeit und das Flair"!


    Ja, man könnte das auch in Deutschland haben...das nennt sich Urbanität...aber hier herrscht halt die Bürokratie, die so etwas gut zu verhindern weiß!

  • Na ja, nichts gegen Vorschriften. Ich bin mir sicher, dass es auch in anderen europäischen Städten Regelungen gibt. Diese müssen eben nur unseren heutigen Ansprüchen an städtisches Leben angepasst werden. Diese sind grundlegend anders als in den 1970er und 1980er Jahren bzw. haben wir uns mittlerweile z.B. von der Illusion verabschiedet, innerstädtischer Verkehr könnte mit Privatautos effizient abgewickelt werden. So könnte man heute statt einer Stellplatzverordnung für Autos, eine Stellplatz-Verordnung für Fahrräder erlassen, um die kleinteilige innerstädtische Mobilität zu optimieren. Oder statt einer Höhenbegrenzung eine minimale Nutzungsdichte für gut erschlossene Innenstadtgebiete verschreiben, sodass Bauherren gezwungen werden dicht zu bauen und effizient mit den Grundstücken umzugehen. Insgesamt wird bauen dadurch sicherlich flexibler, aber es wird dafür auch andere, zeitgemäße Vorschriften geben.

  • z.B. das "Urbane Gebiet" nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch angewendet werden. Aber selbst dann gäbe es vermutlich noch genügend kleine Hürden, wie Abstands-Vorschriften, große Feuerwehrzufahrten, Höhenbeschränkungen etc., die verhindern,


    Da die Bayernkaserne vollständig als "Urbanes Gebiet" bebaut wird - immerhin 6.000 WE und tausende Arbeitsplätze - scheint es möglich zu sein. Oder die Macherei als weiteres Beispiel.
    Vermutlich wäre auch die FUK und PEK heute als solches geplant worden.


    Große Feuerwehrzufahrten können auch durch größere Treppenanlagen ersetzt werden (dazu gab es neulich irgendwo einen Bericht zu einem bestimmten Projekt, dass genau dies so umgesetzt wird).



    Oder statt einer Höhenbegrenzung eine minimale Nutzungsdichte für gut erschlossene Innenstadtgebiete verschreiben, sodass Bauherren gezwungen werden dicht zu bauen und effizient mit den Grundstücken umzugehen.


    Diese gibt es schon, ich glaube sie liegt derzeit bei 70 % der baurechtlich erlaubten BGF. Vize OB Schmid will diese Quote erhöhen.


    da kannst alles zu Fuß gehn


    Gut, aber das kannst gerade in München auch. Den Vorwurf müssen sich eher amerikanische Städte gefallen lassen.


    Nicht vergessen werden darf auch, dass die Urbanität (auch die Altstadt einer Kleinstadt kann urban sein) nicht nur über die Baudichte, sondern auch über das Leben auf der Straße zustande kommt, d.h. viele Cafes, Restaurants und kleinteilige Ladenzeilen. Hier sind uns die südeuropäischen Länder natürlich voraus.

  • Heut in MM (Druckausgabe):
    Gartenstädte bedroht: Harlaching, Solln.
    Idylle verschwindet: Eggarten.


    „Im Zeichen des Klimawandels, muss der Charakter der Siedlungen erhalten werden“.


    Das Grün in München nimmt ab.


    Meine Meinung: Wahrscheinlich nimmt die Grünfläche ab, die Biomasse hat eher drastisch zugenommen. ( Fotos von 1918, 1960 zu heute ).

  • Die Luft strömt über München oft unterhalb einer Stunde von einer Seite der Stadt zur anderen. Das kann man oft an den Wolkenbewegungen auf dem Regenradar sehen. Einzelne kleine Grünflächen innerhalb der Stadt haben meiner Meinung nach sehr wenig Einfluss auf ein Stadtklima.

  • -Freiham läuft eher schleppend an
    -Nordost ist in den Planungsanfängen
    -Feldmoching ist vorerst zurückgestellt
    -Bayernkaserne dauert noch
    -Die Umlandgemeinden wollen, wenn überhaupt nur „maßvoll“ wachsen
    -Die Attraktivität des Großraumes nimmt immer weiter zu mit Firmen und Arbeitsplätzen


    Der Druck geht für mich daher immer mehr Richtung Grossentlastungsstadt
    zB mit vielen Hochhäusern zwischen München und Flughafen positioniert an den Hauptinfrastrukturlinien, zB U Bahn zw Hochbrück und Flughafen.

  • Nordost wird noch zusätzlich damit belastet, dass sich die Stadt auf eine Tieferlegung der S-Bahn festgelegt hat, die immer unbezahlbarer wird.


    Für mich wäre der Nasatz der Entlastungsstadt sehr interessant, entweder bei Dietersheim an einer U6 Verlängerung oder Nähe Fischerhäuser an der S8. Das Problem dabei ist ein sehr geringer Leidensdruck der Gemeinden, sich um das x fache zu vergrößern.


    Ein weiteres Problem ist, dass es meines Wissens in Deutschland keine regionalen Planungsinstrumente gibt.

  • Um die Erwartungen zu dämpfen: Ich sehe den Leidensdruck in München bei weitem noch nicht so hoch, dass er derartig große Planungen rechtfertigt. Einem Großteil der Bevölkerung, zu dem auch alle Entscheidungsträger und Investoren in München gehören, geht es sehr sehr gut innerhalb der bestehenden Struktur. Unbestritten haben viele Menschen wiederum große Nachteile in München. Eine große Lobby für eine grundhafte Änderung von Planungsstrategien und Planungsmethoden (Zeitbedarf!!!) sehe ich überhaupt nicht, was auch die Nachrichten zu Nordost und Feldmoching gut belegen.

  • Man kriegt in München inklusive S-Bahnbereich durch Nachverdichtung leicht noch 500.000 Menschen unter, ohne einen einzigen Acker oder ein einzige Wiese zu bebauen und ohne die Ortsbilder durch Hochhäuser allzusehr zu verändern. Man muss auch nicht gigantische Flächen versiegeln.


    Wenn man Wiesen und Äcker nur innerhalb des Autobahnringes bebaut kommt nochmal Raum für weiter 500.000 Menschen hinzu. Da ist genug Potential für die nächsten 20 - 30 Jahre. Weiter kann man sowieso nicht planen. Wer weiß, ob es in 30 Jahren noch Zuzug geben wird oder ob die Bevölkerung wächst.