Leipzig: Freiheits- und Einheitsdenkmal

  • DENKMAL oder MAHNMAL ?


    Der CDU-Bundestagsabgerodente, Thomas Feist, schlägt vor, auf dem Augustusplatz ein Denkmal aus Steinen, welche 25x25 cm große Betonsteine werden sollen, vor dem Opernhaus einzulassen.


    Jeder Stein steht für einen Teilnehmer an der Friedlichen Revolution bzw. mit einem prägenden biografischen Erlebnis, so die LVZ. Außerdem sollen sie mit kleinen Leuchtmitteln versehen werden, die jeden Montag dort erleuchten. Dazu kommt eine multimediale Präsentation mit Monitoren und einer weltweit aufrufbaren Datenbank.


    Quelle: LVZ


    Ehrlich gesagt erinnert mich dieses Denkmal irgendwie an ein Mahnmal, besonders ans Holocaust-Mahnmal in Berlin. Aber daran hatte ich auch schon gedacht, nur müsste wirklich ein größerer Platz dafür gefunden werden. Vielleicht auch mit einem neuen Museum.


    Und der größte Stadtplatz Deutschlands und laut Marktmeister der wohl schönste Europas, müsste auch seinen Springbrunnen vor der Oper erhalten, sonst kann man an warmen Tagen nicht mehr seine Füße ins Wasser halten :D

  • Da die Verwandtschaft des Projektes so nahe ist packe ich diese Diskussion hier mit hinein.


    Dass die Entscheidung für Berlin nicht nur im Sinne der neuen deutschen Hauptstadt ist kann man am ewigen Streit der Beteiligten - den Bundespolitikern - sehen. In einer Zeit in der man den Reiter und die Löwen nicht mehr als Gestaltungsmaterial für Denkmäler sieht wird die Schwierigkeit einen so wichtigen Teil der deutschen Geschichte in Einfachheit auszudrücken.


    Hoffentlich bleibt uns dieser Zwist in Leipzig erspart und man besinnt sich auf eine Treffende Gestaltung.


    Auszug aus der FAZ: "Die deutsche Einheit kann man erschaukeln. Man kann sie erknien. Oder man zieht sie sich als Dach über den Kopf. Das ist das Ergebnis des zweiten Gestaltungswettbewerbs für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Berliner Schlossplatz: Nicht eine Idee, nicht ein einziger überzeugender Entwurf, nein, drei Ideen und Entwürfe teilen sich die Krone des Siegers. Die dadurch keine Krone mehr ist, sondern eine Dritteltrophäe, ein zerschnittener Lorbeer. Auf einen richtigen Wettbewerbssieger konnte sich die Jury aus Experten und Politikern, in der es mehr als den üblichen Krach gegeben haben soll, am Ende der monatelangen Beratungen offenbar nicht einigen; also gab sie die Aufgabe an die Auslober, den Bundestag, den Kulturstaatsminister und den Bundesbauminister, zurück."


    > http://www.faz.net/s/Rub117C53…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • STELEN ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION


    Heute wurde die erste von 20 Stelen zur Friedlichen Revolution auf dem Augustusplatz aufgestellt. Sie erinnern zwischen Januar 1989 und März 1990 und stehen für Demokratie, Meinungsfreiheit und Zivilcourage. Die erste steht seit heute Mittag enthüllt auf dem Augustusplatz, Nähe ehemalige Hauptpost >>



    4 Herren rechts im Bild: Tobias Hollitzer (Bürgerkomitee Leipzig e.V.), Markus Meckel (Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur), Johann-Adolf Cohausz (Sächsischer Regierungssprecher und Staatssektretär) und Burkhard Jung (Oberbürgermeister der Stadt Leipzig).



    Hollitzer, Meckel, Jung und Cohausz haben die erste Stele enthüllt.



    Überblick über die 20 Standorte zur Friedlichen Revolution.


    Weitere Bilder von der heutigen Einweihung auf http://www.leipzig-dasdorf.de <<


    Detailierte Bilder zur Stele wird's morgen geben.

  • WERKSTATTPHASE STARTET


    Heute begann die Werkstattphase für das Leipziger Einheits- und Freiheitsdenkmal. Unter anderem soll es eine Bürgerumfrage geben, woran 3000 Bürger teilnehmen sollen. und eine Jugend- und Expertenwerkstatt.


    Am 10. März 2011 um 18 Uhr werden in einem Bürgerforum in der Alten Börse die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.


    Noch vor der Sommerpause 2011 soll der Leipziger Stadtrat über den endgültigen Standort für das Einheits- und Freiheitsdenkmal entscheiden.


    Weitere Infos auf >> http://www.leipzig.de/de/buerg…uergerumfrage-19286.shtml

  • Ich hoffe, dass der Promenadenring gewählt wird, erstens, weil er sozusagen der Ort des Geschehens ist, auf dem die Demonstranten liefen und riefen (kann man auch hier schön nachvollziehen, wie ich finde), zweitens, weil der Ring eine besondere städtebauliche Struktur darstellt, die es so nicht in allen Städten gibt (v.a. denen, in denen tatsächlich demonstriert wurde, damit wäre das Denkmal sozusagen unverwechselbar), und drittens, weil ich hier eine Chance für den Ring sehe, ihn aus städtebaulicher Sicht hervorzuheben (und vielleicht Einbußen auszugleichen, die das Ringgrün in der Nachkriegszeit hatte).

  • ^ Und was soll dabei am Ende herauskommen? Ein Denkmal, dass keiner als solches erkennt, sondern dass erstmal erklärt werden muss? Wie kann ein ganzer Stadtring ein Denkmal sein? Er kann doch nur Standort für eines oder mehrere gern auch irgendwie zusammengehörige Denkmäler sein - die im Promenadenring bereits existieren. Hinzu kommt, dass im Prinzip der ganze Ring seit Beginn der 90er überarbeitet und teilweise wiederhergestellt worden ist und nach Ende der Maßnahmen am Brühl prinzipiell erst einmal eine fertige, funktionierende Struktur ist.


    Mal aus rein städtebaulicher Sicht betrachtet kann der Standort m.E. eigentlich nur Wilhelm-Leuschner-Platz heißen, hoffentlich ist die Stadt nicht so blöd und lässt sich diese Gelegenheit entgehen.

  • Ich glaube, wir haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ein Denkmal sein kann. Was mir als erstes in den Sinn käme, wäre sowas wie Intarsien o.ä., eventuell auch mit plastischen "Ausbrüchen" in der Vertikale, die sich um den Ring ziehen (vielleicht an der Außenseite). Ich bin sicher, dass andere da auf kreative Lösungen kommen können. z.B. 70.000 in den Boden eingelassene Fußspuren^^ In meiner Vorstellung sehe ich das Denkmal nicht unbedingt als einzelne/r Punkt/e bzw. Standort/e, sondern verbunden. Wie hoch war nochmal das Budget?

  • Abyssalon: Naja, ich sag doch, etwas, dass man erklären muss und dass einen erneuten Umbau des Promenadenrings bedingt. Die 5 Mio. Euro kann man doch für etwas ausgeben, dass erinnert und zur Verbesserung der städtebaulichen Gesamtsituation genutzt wird. Wieviele in den Boden eingelassene Leuchtwürfel, Panzerspuren, Fotostandorte usw. haben wir denn schon, bald ergänzt durch Notenspur & Co?

  • Find ich aber immer wieder spannend^^ Mein Problem mit dem Willy-Leuschner ist, dass sich meines Wissens nach eig schon fast alles auflöste dort (?). Aber du hast schon recht, besser als Rasterbäume ist es allemal ;o) Wo es auf dem Augustusplatz hinsollte, wüsste ich nicht. Ich halte das Wasserbecken für den besten Teil der 90er-Umgestaltung. Woanders kann es garnicht hin (es sei denn man baut ein großes Tor über die Kreuzung und setzt das Denkmal drauf^^)

  • Nochmal: es ist ein Freiheits- und Einheitsdenkmal, kein weiteres Denkmal zur Erinnerung an die Montagsdemos, geplant. Diesen Zweck erfüllen die Säule im Nikolaikirchof sowie die dort eingesetzten bunten Leuchtpflastersteine doch bereits hervorragend. Daher muss man sich auch nicht sklavisch an irgendwelche Choreographien halten. Hinzu kommt, dass man sowieso hinterfragen kann, ob Erinnerung nur dort stattfinden darf, wo das erinnerte stattfand. Hätten wir dann das Völkerschlachtdenkmal in Wachau?

  • Das habe ich bisher nicht beachtet. Da hast du recht. hier beim MDR spricht OB Jung von einem weit über Sachsen hinausstrahlenden, nationalen Denkmal, das noch in 100 Jahren zum nachdenken anregen soll. Ich kann schlecht einschätzen, welche Möglichkeiten das Budget hier noch lässt.

  • Die L-iz schreibt hier u.a ein wenig mehr zum Fragebogen der Bürgerumfrage. Demnach wird nicht direkt nach dem präferierten Standort gefragt, sondern indirekt, welche Kriterien für den Standort gelten sollen. Ausgewertet wird das Ganze - wie auch die vom 14. bis 16. Februar stattfindende Jugendwerkstatt (Leipzig, Dresden, Hannover, Houston, Krakau) von 27 Menschen, darunter diverse Professoren, Kunstwissenschaftler und Städtebauler, Vertreter der Initiative Tag der friedlichen Revolution - Leipzig 9. Oktober und weitere an. Sie formulieren dann die Aufgabenstellung für den Wettbewerb, an dem 25 ausgewählte Künstler, Architekten und Landschaftsarchitekten teilnehmen werden. Am 10. März 18 Uhr werden die Ergebnisse in einem Bürgerforum in der Alten Börse diskutiert.

  • Die L-IZ schreibt heute, dass die Stiftung Friedliche Revolution eine zügige Realisierung des Freiheits- und Einheitsdenkmals fordert. Zur aktuellen Diskussion um das Denkmal, dass angesichts von 98% Ablehnung in Telefonabstimmungen wohl hauptsächlich von, wenn ich das mal so sagen darf, Wendeverlierern und Ex-Kommunisten geführt wird, schreibt die Stiftung:


    "Dies darf jedoch nicht dazu führen, das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmals grundsätzlich in Frage zu stellen. - Der verschiedentlich geforderte Verzicht auf das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal wäre eine Schande für die Stadt Leipzig und eine Geringschätzung der Menschen hier und anderswo, die sich 1989 und danach für Freiheit und Demokratie eingesetzt haben."


    Quelle: Stiftung Friedliche Revolution


    Ein Leserbrief dazu fasst das Ganze m.E recht gut zusammen.

  • Heute in L-IZ-Interview mit Pfarrer Führer, der fragt "Wo, wenn nicht in Leipzig?" solle denn ein solches Denkmal entstehen. Mit vielen richtigen Argumenten spricht sich Führer für das Denkmal in Leipzig und für den Standort am Wilhelm-Leuschner-Platz aus. Ich hoffe, diese Stimme hilft, die momentan von hysterischen Missetönen geprägte Diskussion wieder in ruhigere Bahnen zu führen, auch, damit den Nörglern klar wird, dass ein LVZ-Ted mit 98% Ablehnung keineswegs ein repräsentatives Ergebnis darstellt.

  • Solange von Altkommunisten und ihren Helfershelfern noch Lenin geehrt (Denkmal in Schwerin ca. 20 Straßennamen) oder Thälmann in Strausberg als jüngst als großer Humanist bezeichnet wird, um die überfällige Umbenennung "seiner" Straße zu verhindern, sehe ich für ein Freiheitsdenkmal keinen Bedarf.
    Es sind nicht nur Ex-Kommunisten und Wendeverlierer, die Stalinisten wie Thälmann,
    Zetkin und ihresgleichen glorifizieren und ein Denkmal ablehnen.
    Erst wenn die Zeugnisse der Unfreiheit weg sind und dazu zähle ich die Glorifizierung ihrer Helden, dann ist Platz für ein solches Denkmal.

  • @ Kai-Uwe: Da wirst du aber lange warten müssen. Zumal man frühe Kommunisten in ihrer Zeit betrachten und nicht mit der späteren Zeitgeschichte vermischen sollte. Ich finde deine Behauptung in deinem letzten Satz nicht sehr stichhaltig, wie kommst du dazu? Das sind doch zwei verschiedene Dinge, vielleicht mit Zusammenhang, aber vielleicht kann das Denkmal und dadurch eine mögliche Verschiebung des Bewusstseinsfokus ja sogar zu deinen Forderungen beitragen.

  • ich halte gerade wegen der verehrung es umso wichtiger, dass man ein zeichen für den widerstand gegen jene verehrung setzt. und zwar baldig, und nicht erst in 10-20 jahren. meine beobachtung ist eher diese, dass um so mehr zeit vergangen ist, um so leichter ist vieles schön zu reden. gerade die russen sind ganz vorne dabei, nach ein paar jahrzehnten ihre geschichte nachträglich neu zu formulieren. und so ist es mit der diktatur der einheitspartei ebenso. ohne politisch zu werden, aber der fall von herrn dr. gysi zeigt, wie einfach es geht. eine klage durchsetzen, dass man nicht mehr behaupten darf, er wäre für die staatssicherheit tätig gewesen, und nach 20 jahren lässt er sich von immer mehr menschen als (derzeit) befeier der armen und benachteiligten der gesellschaft gefeiert. (hoffentlich wird daraus jetzt keine politische diskussion. sollte nur meinen standpunkt unterzeichnen, dass ich im gegensatz zu kai-uwe denke, um so schneller, um so mehr emotionen der damals leidenden gegner des regimes lässt sich in dieses denkmal noch umsetzen)