Leipzig: Adina-Hotel im ehemaligen Brühlpelzhaus (eröffnet)

  • Erstaunlich! Dann haben wir an der Stelle mit Marriot, Museumswinkel und Interpelzhaus drei Hotels auf einen Haufen, in der nächsten Umgegend sinds dann gleich 10...

  • Die australische Adina-Gruppe soll der künftige Hotelbetreiber im ehemaligen Brühlpelzhaus sein. Entsprechende Verträge seien lt. LVZ bereits unterzeichnet worden.


    Weitere Informationen aus dem LVZ-Artikel:


    • Die Adina-Apartment Hotels gehören zur Toga Far East Hotelgroup (TFE Hotels), die bislang hauptsächlich in Australien und Neuseeland zu finden sind. In Deutschland gibt es jeweils 5 Häuser in zentraler Innenstadtlage von Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. Weitere Standorte sind im Frankfurter Europaviertel und in Nürnberg im Aufbau.
    • Die Hotels sind mit "behaglichen" Studios und Apartments mit einem, zwei oder drei Schlafzimmern ausgestattet. Weitere Annehmlichkeiten sind komplett eingerichtete Küchen, Wohnräume mit Ess- und Schreibtisch sowie Badezimmer mit Waschmaschine und Trockner. Darüber hinaus gibt es einen Wellness- und Fitnessbereich. Adina legt zudem beim Innendesign sowie bei Speisen und Getränken Wert auf einen Bezug zur australischen Herkunft.
    • Unlängst fand ein Fassadenwettbewerb für das 40m hohe Interpelz-Gebäude statt, bei dem das Büro S&P Sahlmann als Sieger hervorging. Als "außerordentlich gut gelungen" bezeichnete Stadtplanungsamtsleiter Lunebach den Entwurf. Anfang April soll er in einer Ausstellung im Neuen Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert werden.
    • Das Adina-Hotel soll 166 Apartments verfügen. Der Beginn der Umbauten in dem Elfgeschosser sind für diesem Sommer vorgesehen, der Fertigstellungstermin für Ende 2016.
    • Eine Tiefgarage wird es nicht geben, was aber kein Problem sei, weil sich in unmittelbarer Nähe Parkplätze in Tiefgaragen befinden.
  • Gut, dass ich nichts mehr aus der PM der Leipziger Stadtbau AG heraussuchen muss... :D Und dazu noch drei Bilder aus der PM:


    1001 - S & P Ingenieure und Architekten, Leipzig



    1002 - Knerer und Lang Architekten GmbH, Dresden



    1003 - Gewers & Pudewill GmbH, Berlin



    Quelle: PM Leipziger Stadtbau AG vom 26.03.2015

  • ^ Danke für die bildliche Ergänzung, Dave. Mein erster Eindruck: Ich hätte nicht gedacht, dass die DDR-Moderne bei den Architekten mit einer solchen Würdigung bedacht wird, zumal das Brühlpelzhaus noch nicht mal unter Denkmalschutz steht. Dass überhaupt ein Fassadenwettbewerb ausgelobt wurde, erscheint mir bei einem Bestandsgebäude schon nicht selbstverständlich. Der Siegerentwurf von S&P sowie der zweite von Knerer und Lang gefallen mir, und bei all jenen, die hier im DAF zwecks Erhalt des "ollen" Brühlpelzhauses gestritten haben, dürften angesichts der Bilder die Sektkorken knallen.

  • Völlig D'Accord in Bezug auf die Fassade und den Wettbewerb. Es scheint mir auch fragwürdig, immer und überall die DDR-Moderne zu schleifen.
    Das ist aber nicht das Problem dieses Gebäudes, sondern dessen Baumasse und deren Anordnung. Es bleibt ein Bau, der die Architektur und Struktur der Umgebung schädigend sprengt.

    Einmal editiert, zuletzt von DrZott () aus folgendem Grund: Link ergänzt

  • Heute berichtet auch die L-IZ darüber. Danach sind im Erdgeschoss Einzelhandelsflächen und in der 9. und 10. Etage Büroflächen geplant.


    Mir persönlich gefällt das Gebäude an sich nicht besonders (zu klobig und zu gleichförmig für meinen Geschmack) - außerdem werden damit nun wohl endgültig Fakten für die Blöcke an der Reichsstr. geschaffen und damit eine Rückkehr zu den Vorkriegs-Blockrändern in weite Ferne gerückt.


    Andererseits wird mit der Hotelnutzung dann endlich der Leerstand beendet - und das ist sicher besser, als noch 10 Jahre auf eine bessere Lösung zu warten.
    Von den gezeigten Entwürfen gefällt mir der Sieger ebenfalls am besten.


    Was mir nicht klar ist: Ist der Querriegel auch mit eingeschlossen?

  • Ich hab mir mal die verschiedenen Entwürfe angesehen,
    (und hoffe, dass ich bei der Zuordnung der Bilder nichts durcheinandergebracht habe):


    Nr 1




    The winner.



    Nr 2






    Nr 3





    Die Schmalseite wirkt ziemlich klotzig.



    Nr 4





    Nr 5





    Erinnert an Eiche-Rustikal, soll aber wohl mosaikartig gestaltet werden.



    Nr 6



    Nur ein Entwurf befasst sich auch mit dem Interpelz-Logo, ansonsten leider nicht besonders gelungen.



    Ein Abriss wäre hier sicher kein Fehler gewesen, allerdings ist zu befürchten, dass die dann folgende Neubebauung auch nicht wesentlich besser ausgesehen hätte... Wenn man das Gebäude erhält, sollte man es meiner Meinung nach auch weitgehend im Originalzustand belassen oder sich zumindest daran orientieren.
    Vielleicht hüpft ja doch noch ein Känguru im Stil des alten Logos auf die Fassade.:cool:

  • Danke für die Entwurfabbildungen! :daumen:


    Nr. 3 sieht ja mal echt cool aus. Der müsste meinerseits zur Umsetzung kommen.


    Ich hab mir mal die verschiedenen Entwürfe angesehen,
    Ein Abriss wäre hier sicher kein Fehler gewesen, allerdings ist zu befürchten, dass die dann folgende Neubebauung auch nicht wesentlich besser ausgesehen hätte...


    Ein Abriss wäre sehr vorteilhaft! Die Gründe kennen wir: Anordnung und Schließung der historischen Raumkante, Wiederherstellung eines Altstadtbilds und vor allem Altstadtverträglicher als das jetzige Hochhaus.


    Der Neubau könnte sich ja am Bernstein-Carré und Trias orientieren. Und meinetwegen auch das viertel Hotel am Hallischen Tor. Hauptsache aber die Raumkante wird zurückgewonnen und vor allem für die Altstadt ein vertretbarer Entwurf.

  • Bei der Zuordnung scheint doch etwas durcheinander gekommen zu sein, die beiden letzten Bilder von Nr. 5 scheinen zum Gewinnerentwurf von S&P Stahlmann zu gehören, während das erste den Vorschlag von Gewers & Pudewill zeigt. Der als Gewinner bezeichnete Entwurf ist jedoch doch recht deutlich ein anderer als der von S&P Stahlmann. Sofern ich richtig liege und die Verkleidung im bronzefarbenen Mosaikstil und mit bronzefarbenen Fensterrahmen erfolgen sollte, wäre das insgesamt eine recht schöne Renovierung eines Vertreters einer vielgescholtenen Architekurepoche - allein, es steht am falschen Ort und macht auf Dauer die Möglichkeiten zur Wiedergewinnung der östlichen Seite der Reichsstraße zunichte.

  • ^ Absolut. Nur mal angenommen, das Gebäude stünde ein paar Meter außerhalb des Innenstadtrings, z.B. längs zur Gerberstraße anstelle des ehemaligen Robotron-Gebäudes, dann gäbe es wahrlich nichts zu kritteln. Aber so bleibt die bauliche Wunde in der Innenstadt bis in alle Ewigkeiten bestehen und führt damit in meinen Augen auch den historischen Straßengrundriss des Brühl ad absurdum.


    Abgesehen davon sagt mir wie schon erwähnt die Würdigung der ansonsten wenig ruhmreichen DDR-Moderne bei dem Siegerentwurf sehr zu. Ich hatte irgendwie schon befürchtet, dass dieser Missgriff zeitgenössischer Belanglosigkeit zum Zuge käme.

  • Bei der Zuordnung scheint doch etwas durcheinander gekommen zu sein, die beiden letzten Bilder von Nr. 5 scheinen zum Gewinnerentwurf von S&P Stahlmann zu gehören, während das erste den Vorschlag von Gewers & Pudewill zeigt.

    Ja, ich hatte es befürchtet... sorry! Leider macht meine kleine alte Kamera bei schlechter Beleuchtung keine vernünftigen Bilder, so dass teilweise die Beschriftung nicht mit drauf ist... Ich werde den alten Beitrag mal so stehen lassen, damit auch die sich darauf beziehenden Antworten verständlich bleiben und hier das Ganze noch einmal zusammenfassen.


    Das Ergebnis des Wettbewerbs:




    Der 1. Preis von S & P





    Der 2. Preis von Knerer und Lang





    Der 3. Preis von Gewers und Pudewill




    Die weiteren Alternativen:


    Nr 1





    Nr 2






    Nr 3





    Die Schmalseite wirkt ziemlich klotzig.



    Nr 4



    Nur ein Entwurf befasst sich auch mit dem Interpelz-Logo, ansonsten leider nicht besonders gelungen.


    _ _ _



    aktueller Zustand:




    Originalentwurf:


    Also ich find es sehr elegant:



    Quelle: http://edoc.hu-berlin.de/kunst…-mark-2/PDF/escherich.pdf


    Das Gebäude wurde für Interpelz und dementsprechend mit dem großformatigen Logo geplant, meiner Meinung nach sollte an dieser Stelle wieder etwas vergleichbares angebracht werden.

  • Wenn ein Logo, dass doch wohl das der betreibenden Hotelkette. Ich kann überhaupt nichts daran finden, Logos aus alten Zeiten an Fassaden zu belassen. Ich kann sowas bei der Plagwitzer Persilfrau aus nostalgisch-Historischen Gründen noch verstehen, aber bei den bereits mehrfachen Beispielen in Leipzig wo DDR-Werbung belassen oder gar restauriert wurde in keinster Weise. Das DDR-Aussenhandelsunternehmen Interpelz hat die vorher in der NS-Zeit bereits zerstörte Rauchwarenhändlerszene des Brühls dann vollständig durch Enteignung der letzten verbliebenen Handelshäuser zerstört. "Interpelz" hat die kläglichen Reste noch etwas weiterverwaltet und sich ins gemachte Nest der teilweise jahrhundertelang von Leipziger Familien aufgebauten Handelsbeziehungen gesetzt. Eigene Impulse konnte die Staatsfirma ja nie setzen. Die Zerstörung des europaweit führenden Rauchwarenhandels in Leipzig ist einer der vielen Geschichten der Zerstörung der Substanz des Leipziger Wirtschaftswesens. Wir könnten bei der Verlegerszene, dem Buchhandel oder dem Druckwesen gleich weitermachen.

  • ^ Die Zerstörung des europaweit führenden Rauchwarenhandels in Leipzig hätte sicher auch ohne DDR und Interpelz stattgefunden. In gewisser Hinsicht gilt das auch für Buchhandel und -druck. Mit den DDR-(Leucht-)Reklamen assoziiere ich auch eher den künstlerischen Wert und die Gebäude, an denen sie angebracht waren, statt Ostalgie und Verklärung der wahrlich wenig ruhmreichen DDR-Ära.

  • Zumindest das Verlagswesen wäre unter anderen polit. Voraussetzungen kaum abgewandert. Da hat Leipzig als "Buchstadt" im Vergleich zu Frankfurt schon deutlich an Bedeutung verloren. Allerdings kann da die Reklame natürlich nichts für. Vorkriegsexemplare, sofern noch vorhanden und politisch unverfänglich, sollte man ja ebenso als Zeitzeugen erhalten.

  • Mit den DDR-(Leucht-)Reklamen assoziiere ich auch eher den künstlerischen Wert und die Gebäude, an denen sie angebracht waren, statt Ostalgie und Verklärung der wahrlich wenig ruhmreichen DDR-Ära.


    Bei solchen Aussagen frage ich mich manchmal, ob das auch für eine Reklame aus dem Dritten Reich gilt. Firmen, die seinerzeit großformatige Sichtwerbung trieben, möchten daran heute lieber nicht erinnert werden


    Werbung ist per se herausgehobene, aufmerksamkeitsfördernde Kommunikation im öffentlichen Raum. Ob der Anspruch, den künstlerischen Wert zu würdigen, von der Mehrheit ebenso gesehen wird, ist stark zu zweifeln.
    Wenn das alles bloß Kunst ist, warum wird dann nicht die alte Chlorodont-Werbung auf dem Europahaus rekonstruiert?

  • Hier sollten wir doch unterscheiden zwischen Rekonstruktionen bzw. Neuschaffungen auf der einen und der Wiederherstellung bzw. Restaurierung vorhandener, zuweilen sogar denkmalgeschützter Werbeanlagen. Denkmalschutz ist (auch) der Erhalt von materiellen Geschichtsquellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Denkmalschutz. Zu diesen kann und sollte selbstverständlich auch Werbung gehören, siehe dazu schon einmal in einem anderen Thread unter http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=361851 .


    Die Neuschaffung des Interpelz-Logos ist etwas anderes. Hier wird es sich wohl um eine Neuschaffung nach alten Vorlagen handeln, deren Sinn sich mir nicht sofort erschließt. Ich nehme an, die Architekt_innen wollen damit auf die Entstehungszeit des Gebäudes verweisen und ihm so etwas wie "Authentizität" oder Geschichte verpassen, was natürlich mit einer Rekonstruktion eher absurd erscheint. Oder ist noch etwas da von der alten Werbeanlage?

  • ^ Wir hatten die Diskussion ja unlängst schon bei der Restaurierung der LKG-Reklame. Ich sehe darin keine Glorifizierung der DDR-Zeit, genauso wenig wie für mich die Restaurierung der Persil-Frau, die damals um 1936 angebracht wurde, eine Glorifizierung der NS-Zeit darstellt. Anders sieht es freilich aus, wenn es um Werbung geht, die die politischen Ziele verherrlichen. Beispiel: Der Sozialismus siegt

  • Es ging mir auch nicht so sehr speziell um das Interpelz-Logo sondern allgemein um die architektonische Wirkung. Die Fassadengliederung bleibt ja weitgehend erhalten und zum Entwurf gehörte ein großformatiges Gestaltungselement an dieser Stelle. Drum hab ich auch von etwas vergleichbarem (Känguru oder so) geschrieben... Zur Illustration hab ich nur ein Krokodil gefunden, aber das passt auch :D




    Ohne Logo wirkt es langweiliger und weniger charakteristisch.
    Hier noch ein schönes Foto aus der Entstehungszeit:


  • Das ehemalige Brühlpelzhaus wird zur vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft. Befristet bis zum April 2016 sollen dort 522 Flüchtlinge unterkommen.


    Mehr Infos auf LVZ.de.


    Der Fertigstellungstermin des Adina-Hotels Ende 2016 ist damit keinesfalls mehr zu realisieren, was aber keine Überraschung sein sollte. Der eigentliche Baustart war anfänglich für diesen Sommer vorgesehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von RowdyAlph () aus folgendem Grund: typo

  • Das ist äußerst bemerkenswert von der Stadtbau AG, wenn sie wie im Artikel erwähnt das Gebäude mietfrei zur Verfügung stellen. Mit der Vermietung an die Stadt könnte man sich nicht unerhebliche Mieteinnahmen generieren. Perspektivisch hätten sie damit sogar höhere und stabilere Einnahmen als mit einer Hotelnutzung. Die Leipziger Projektentwickler sorgen immer wieder für positive Schlagzeilen...