Genova, August 2008

  • Genova, August 2008

    Genova (Genua, 611.476 Ew., Agglomeration ca. 800.000 Ew.) ist einer der großen Wirtschaftsstandorte Italiens u.a. mit dem wichtigsten Hafen des Landes, sowie Hauptstadt der Region Ligurien. Die spektakuläre Topografie, die schier unendlichen Ensembles riesiger Patrizier-Palazzi bis in die steilen Hänge hinauf sowie die labyrinthartige, dichtest bebaute Altstadt machen die ehemalige, mächtige Stadtrepublik zu einer der spannendsten Destinationen in Italien.
    Auch wenn die "Superba" (= die Stolze) mit Einigem, was man heute als Bausünden bezeichnen würde, lebt und wohl auch leben muss: Für mich ist sie Atem beraubend schön.


    Moderne Einfahrt in die Innenstadt über Genova-Ovest

    Auf der Hochstraße am Hafen


    Vom Bigo






    Altstadt







    UNESCO-Weltkulturerbe: Palazzi in der Via Garibaldi






    Bilder:Wagahai

  • Palazzi wohin das Auge reicht...


    Die prächtige Via Roma


    Galleria Mazzini


    Teatro Carlo Felice mit Rossi-Bau

    Für mich einer der ganz großen Plätze überhaupt: Piazza De Ferrari


    Vom Palazzo Ducale
    San Lorenzo


    Dichte, großparzellierte Hangbebauung

    Palazzo Ducale (von Piazza Matteotti)







    Palazzo Ducale (von Piazza De Ferrari)

    Der Prachtboulevard Genovas: Via XX Settembre











    Sogar ein bisschen Manhattan hier ;)






    Bilder:Wagahai

  • Sehr schön :daumen:. Ich habe vor Jahren mal mit Freunden eine Mopped-Tour quer durch Italien gemacht. Leider musste ich die vorzeitig abbrechen. Die letzte Station Genua habe ich nicht mehr erlebt. Im Nachhinein sagte man mir, ich hätte nichts verpasst, Genua sei ein 'langweiliges Drecksnest' (oder so ähnlich). So kommt das bei Dir aber gar nicht rüber ;). Danke für die wunderbaren Eindrücke!

  • Danke, AeG. An Genua und auch Turin sieht man wieder einmal in krasser Weise, wie landläufiges Image und Realität auseinander laufen können. Wer abseits der (für mich ein wenig abgelutschten) Diven Florenz, Venedig und Rom ein eher unbekanntes, aber nicht minder spannendes Stück urbanes Italien neu entdecken möchte, ist hier goldrichtig.

  • Es ist wie überall: Ein schlechtes Image loszuwerden, das nicht mehr zutrifft, ist schwer. Im Fall von Genua ist es so, dass die Stadt vor 10 Jahren in der Tat noch ein "Drecksnest" gewesen sein musste. Sie war meines Wissen trotz der Nähe zu Turin und Mailand wirtschaftlich noch schlechter gestellt als Städte in Kalabrien und Sizilien - dem Niedergang des einst bedeutenden Hafens sei dank. Die Gebäude in der Altstadt verfielen, die Arbeitslosigkeit stieg ins Unermessliche, wer konnte, zog weg, Probleme mit Einwanderern, Drogen, Mafia usw. In den letzten 10 Jahren wurde viel mittels EU-Fördergelder investiert, wohl primär in die Instandsetzung der maroden Altstadt. Heute hört man von einigen wiederum sagen, die Genua besucht haben: Vergiss Turin und Mailand, fahr' nach Genua. Was da dran ist, kann ich nicht beurteilen, aber Genua steht bei mir auch ganz oben auf der Wunschliste. Danke, Wagahai, für diese sehr schöne Galerie...

  • Danke, Cowboy.
    Im Fall von Genua ist es so, dass die Stadt vor 10 Jahren in der Tat noch ein "Drecksnest" gewesen sein musste.
    Ich glaube, der Niedergang der Schwerindustrie, welche einst Genuas wirtschaftliches Rückgrat war, liegt wohl noch viel weiter zurück. Ich war bereits vor mehr als 10 Jahren zum ersten Mal dort und war eigentlich damals schon sehr beeindruckt - und so viel entscheidend Prägendes hat sich in meinen Augen in der Gesamtschau nicht verändert. Was mir aber auch über die Jahre hinweg auffällt: Die Altstadt ist durch Sanierungsmaßnahmen (die noch andauern) erheblich aufgewertet worden, und man fühlt sich nicht zuletzt mit der Belebung der Altstadt durch die steigende Zahl der Touristen in den oftmals sehr engen, dunklen Gassen "sicherer".


    Sie war meines Wissen trotz der Nähe zu Turin und Mailand wirtschaftlich noch schlechter gestellt als Städte in Kalabrien und Sizilien - dem Niedergang des einst bedeutenden Hafens sei dank.
    Ich denke nicht, dass Genua jemals so weit "unten" war. Soweit ich das beurteilen kann, meine ich, dass der Strukturwandel zur Dienstleistungsstadt ziemlich gut gelungen ist. In den prächtigen Palazzi in der Via Garibaldi sind heute wie damals (?) u.a. große Finanzinstitute untergebracht, der Tourismussektor wächst, auch kulturell ist wohl Einiges geboten.


    Was da dran ist, kann ich nicht beurteilen, aber Genua steht bei mir auch ganz oben auf der Wunschliste.
    Wenn ich die drei Metropolen charakterisieren müsste, dann wohl wie folgt, aber faszinieren tun mich alle drei gleicher Maßen, vielleicht auch gerade deshalb, weil sie so sehr unterschiedlich sind:

    • Milano: Italiens New York, unangefochtener Wirtschaftsmotor Nr.1, voller urbaner Vitalität. Trotz einiger großartiger historischer Straßenzüge architektonisch in der Summe eher durchwachsen. Schade und verwunderlich, dass die moderne Architektur in dieser modernen Metropole nur sehr wenige Glanzlichter hervor gebracht hat, in der Zukunft liegt die Hoffnung.
    • Torino: Italiens heutige boomende High-Tech-Metropole mit großem Sinn für Eleganz und dezentes Auftreten, sehr qualitätsbewusst, klassisches Residenzstadtflair. Vielleicht die architektonisch harmonischste Großstadt Italiens. Tolles Umland und sehr feine Küche.
    • Genova: Hafenstadtflair und spektakuläre Hanglage mit einer unendlichen Ansammlung prächtigster Palazzi auf engstem Raum, sehr urban für die Größe der Stadt, Verkehrsinfrastruktur nicht zuletzt topografiebedingt nicht optimal, in der Summe eine unruhige, aber vielleicht deswegen auch ganz spannende Stadt.
  • An Genua und auch Turin sieht man wieder einmal in krasser Weise, wie landläufiges Image und Realität auseinander laufen können.


    Die schlechte Informiertheit der Leute ist es wohl auch, die einen Extrem-Lokalpatriotismus, wie er zurzeit leider in Hamburg zu beobachten ist, verursacht.



    Sehr schön, Deine Trilogie aus Turin, Genua und Mailand. Bisher habe ich noch keine italienische Stadt kennengelernt, die nicht superschön war, aber von den dreien gefiel mir Genua mit Abstand am besten. Von Turin habe ich allerdings nicht genug gesehen.

  • Auf einigen der Fotos am Anfang sieht man die Hochstraße zwischen der Altstadt und dem Hafen - genauso meine Frau wie auch ich empfanden sie als eine üble, stark störende Bausünde. Hier wurde sogar für diese ein Teil der historischen Bauwerke abgeschnitten.


    Eine Anekdote: Dieses Schiff (Teile auf einigen der Fotos sichtbar) wurde in den 1980er Jahren extra für den Film Piraten von Roman Polański gebaut.

  • Danke, Bewacher. Die Hochstraße ist auch für mich aus ästhetischer Sicht jedenfalls schwer erträglich, insbesondere auch - wie sich auch auf Bild 2 im ersten Beitrag erahnen lässt - weil sie ziemlich herunter gekommen wirkt. Vielleicht könnte man durch eine peppige Sanierung so etwas wie Schadensbegrenzung betreiben - die Genueser werden sich zu diesem Thema aber schon lange ihre eigenen Gedanken gemacht haben.

  • Ah, sehr schöne Photos Wagahai, mich wundert es nur das ihr den Leuchtturm nicht in eurer Kollektion habt. Ich war letztes Jahr als Bauleiter auf einer Kraftweks-Baustelle nahe Vercelli und hatte mir an Wochenenden unter anderemTurin, Mailand und Genua angesehen. Hatte auch einige Photos gemacht, sind leider auf einer externen Festplatte. Vielleicht kann ich die die nächsten Tage mal mitbringen und auch einige Bilder posten. Ich kann eurer Einschätzung bezüglich dieser drei Städte nur zustimmen. Mir persönlich hat Turin am besten gefallen, Genua ist auch sehr schön jedenfalls die Innenstadt.

  • Danke, Wahnfried, gerne kannst Du Deine Bilder hier gleich anhängen. Die Lanterna habe ich diesmal ausgelassen, statt dessen habe ich versucht, noch stadtnah einen spektakulären Aussichtspunkt von einem der Berge zu finden, leider ohne Erfolg. Zum Righi war es mir zu weit, nächstes Mal.

  • OK, wie versprochen hier meine photos, leider hatte ich sie damals etwas zu klein formatiert.



    Einer der Bahnhöfe in Genua.



    Der Triumphbogen nahe des Bahnhofs.








    Hinterhof in Genua



    Bilder:Wahnfried

  • Wow, Wahnfried, danke für die Pics. Von wo hast Du denn Bilder 2 und 3 aufgenommen? Liegt der Park auf einer Anhöhe? Das Ensemble südlich der Stazione Brignole ist natürlich der Knüller, leider hatte ich diesmal keine Zeit, XX Settembre bis dahin runter zu laufen.

  • Ja, der Park liegt auf einer Anhöhe mit guter Aussicht auf den Golf und die Ligurischen Berge. Habe noch mehr Photos wo man das besser erkennen kann. Habe aber leider meine Festplatte heute nicht dabei. Kann sie vielleicht morgen wieder mitbringen. Jedoch habe ich gestern noch ein paar mehr Photos aus Turin, Mailand und Biella auf meinen Festplatte geladen. Wenn ich heute Zeit habe werde ich sie vielleicht posten.

  • Großartige Bilder, vielen Dank dafür!
    Was mir zu den großen italienischen Städten einfällt, ist, dass jene breite bürgerliche Schicht dort nicht so vorhanden zu sein scheint wie bei uns, deren Ideal das Leben und Wohnen in Vorstädten bzw. typischen Vorstadthäusern ist. Man sieht auch auf Wagahais Fotos von Genua, dass die Hochhäuser am Horizont praktisch direkt am Waldrand enden - was nicht nur an der speziellen Hanglage liegen dürfte. Im romanischen Kulturraum - also auch in Frankreich und Spanien - heißt das Wohnen in der Stadt eben auch, in mehrgeschossigen Stadthäusern zu wohnen, und nicht wie bei uns in vergleichsweise riesigen Vorort-Einfamilienhausagglomerationen. Das ist auch der Grund, warum die dortigen Städte bei gleicher Einwohnerzahl riesige Innenstädte haben, die dann ziemlich abrupt in die deutlich dünner besiedelte Peripherie übergehen. So ist etwas das "Zentrum" der 1,6-Millionen-Stadt Hamburg - selbst wenn man die zentrumsnahen Gründerzeitviertel mitzählt - kleiner als das von Genua mit 660000 Einwohnern.

  • Eine befreundete Italienerin aus Turin sagte mir neulich: In Deutschland sind in den Städten die Peripherie schön und im Zentrum hässlich - in Italien ist es umgekehrt. Seufz.

  • Danke für die wundervollen Eindrücke.Ich dachte immer Genua habe viel von Marseille bzw. umgekehrt (in jeder Hinsicht) , aber ich muss sagen Genuas Wohnblocks an den Hängen machen sich um einiges besser als das arg verbaute Marseille.Zwei Städte , die ich schon immer auf dem Zettel hatte , aber noch nie besucht habe.Ich hatte hier in Deutschland jahrelang eine Freundin aus Turin und die Stadt dann auch besucht (ende '94) und war damls schon tief beeindruckt.Und Mailand beim umsteigen kurz "besichtigt".
    Zurück in Deutschland wollte jeder zu wissen glauben , es seien ja wohl öde
    Industriestädte.... So ist das halt...

  • Danke, Frank.
    Marseille (LugPajs Threads hier) ist eine ähnlich spannende und vielseitige Stadt, ein Tick fertiger und etwas großstädtischer als Genua, in weiten Teilen wunderschön.