Leipziger-Platz-Thread


  • Das in der Mitte zu sehende Gebäude halte ich für das am besten gelungenste des gesamten Platzes. Der Eckbau zur Leipziger Straße widerum gefällt mir nicht so gut.



    Jetzt ernsthaft? Das Haus hier, in dieser Mitte? Wie krass Meinungen doch auseinander gehen können... Für mich ist er der unansehnlichste Vertreter des gesamten Platzes. Es sieht aus wie eine schäbige Platte, die als einzige der Häuser schon in den 70ern hier hingestellt wurde.
    Aus purer Neugier, was ist an diesem Haus für dich gelungen?

  • Ich habe dasselbe gedacht, Treverer ;). Für mich ist das Haus das schlechteste. Zudem sieht es schon ziemlich gammelig aus. Ist mir bei anderen noch nicht aufgefallen. Außer beim Mosse-Palais vielleicht, das ist ja an den Fugen auch teilweise schon recht vermoost - aber ist ja auch älter...

  • ^^ Da sind wir schon drei. Ich finde dieses Haus ziemlich schäbig und sehr schlecht gealtert. Der Vergleich mit ähnlichen Bauten aus den 70ern passt ganz gut. Wobei es ja noch nicht mal besonders alt ist, was die Sache noch schlimmer macht.

  • Kleist ist ja offenbar ein Modernist. Allerdings finde ich ein so ein Exemplar gar nicht unbedingt schlecht. Die Vielfalt macht's eben. Wenn man diesen Trash-Beton-Stil noch etwas forciert hätte, wäre es bestimmt interessant. Insgesamt nervt der Platz durch zu wenig markante Gebäude.


    Der Platz wäre wunderbar, wenn auf der Südseite der Patzschke anstelle eines langweiligen Baus gekommen wäre, wenn der alte LP12-Entwurf genommen worden wäre und wenn ein ordentlich historisierender Bau an der Nordwestecke entsteht.

  • ^^ Da sind wir schon drei. Ich finde dieses Haus ziemlich schäbig und sehr schlecht gealtert. Der Vergleich mit ähnlichen Bauten aus den 70ern passt ganz gut. Wobei es ja noch nicht mal besonders alt ist, was die Sache noch schlimmer macht.


    Leider ist das Foto dieses Baus an der Südostseite des LP von mäßiger Schärfe, leider vermittelt es auch nicht, wie sehr dieser einst beinahe programmatisch verstandene Bau von delikaten Details lebt, die allerdings keine Alterung vertragen. Das Gebäude stammt von dem Kanzleramtsarchitekten Axel Schultes, und das sieht man ihm - oder besser gesagt, sah man ihm auch an. Die flächige Struktur der Fensterbrüstungen und Fensterlaibungen, die feinsinnig in türkis abgesetzten Rahmungen erinnern in der Tat an andere Schöpfungen von Schultes, aber sie kommen hier nicht zur Geltung, werden übersehen und lassen nach Jahrzehnten den Bau in einer Gesamtfassade von Allerweltsmoderne und Belanglosigkeit verschwimmen. Ich empfinde den gesamten LP als ein einziges Missverständnis. Der Platz hätte grandios werden können, wenn man den Einzelbauten gestattet hätte, Persönlichkeit und selbstbewusste Ausstrahlung zu zeigen, wie es zuletzt der Patzschke-Vorschlag für das AvD-Haus gewagt hatte. Aber nix da! Wir kupfern zwar den Amis jeden Schwachsinn ab, aber von ihnen zu lernen, wie metropolitane Architektur auszusehen hat, kommt uns partout nicht in den Sinn.

  • Direkt schön finde ich den Axel Schultes Bau am LP auch nicht, aber als Trash würde ich ihn nicht bezeichnen. Er ist in der Zeit wie auch sein Kanzleramt entstanden und man sieht viele Ähnlichkeiten wie den türkiston der Metallelemente oder gebogene Wände, wie ich meine durch eins der breiten Fenster erkennen zu können (?).


    Nachtrag: Da war Persius 'nen Zacken schneller :)


    Noch ein Nachtrag: Man gebe dem Platz doch erst mal eine Chance. Er ist ja noch immer nicht fertig. Dauerbaustelle seit Jahren. Das muss sich erst alles festigen. Passantenströme werden entstehen, neue Läden aufmachen... Vom Stadtraum her wird er sich glaube ich grandios anfühlen, wenn alles aufgeräumt und auch das Werbeplane-Grundstück bebaut ist.
    Die Rasenflächen empfinde ich als vornehm. Wenn die Bäume größer sind wirkt das ganze auch nicht mehr so neu und steril, ein bisschen üppige schöne Niedriggewächse oder gepflegte Büsche könnte man überlegen. Nur nicht schon wieder ein Steinplatz wie am Schloss geplant. Oder Kies - der liegt doch nur ständig auf der Straße herum und Radfahrer haut es auf die Fresse oder Kinder schmeißen Kiesel auf Autos...das halte ich wirklich für einen schrägen weltfremden Platzbelag im vielfrequentierten Zentrum! ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • sehr schlecht gealtert


    Gegenfrage: wieviele Nachkriegsbauten kennst du, die "gut" und ansehnlich altern? Das kann man weniger Architektur alleine vorwerfen, da spielt zB auch die Materialwahl und Ausführung eine Rolle. "Früher" hat man eben für die Ewigkeit gebaut, heute für den Abschreibungszeitraum. Das sieht man den "Produkten" dann auch deutlich an, Wegwerfgebäude für eine Wegwerfgesellschaft. Unsere Nachfahren werden uns dafür verachten, wie wir mit Ressourcen und "Stadt" umgegangen sind.

  • Die Fotos täuschen vielleicht etwas. Das Gebäude wirkt nicht gealtert, der Sichtbeton nicht "siffig". Etwas irritierend wirken die innenliegenden grauen Fensterabdeckungen.


    Mir gefällt speziell die strikt horizontale Gliederung der Fensterreihen und damit des gesamten Gebäudes, die großzügigen Fenstermaße, das Fehlen von Fenstersproßen, der Sichtbeton, ich hätte ihn noch gestrichen, die in meinen Augen zeitlose Eleganz und Schnörkellosigkeit. Ein Stockwerk weniger bei gleicher Gebäudehöhe wäre natürlich schöner gewesen aber dieses Schicksal teilen alle Gebäude am Platz. Dagegen wirkt der benachbarte Eckbau auf mich bemüht aber lieblos.



    Leipziger Platz Südseite von Kleist D auf Flickr


    noch ein Blick zur Südwestseite des Platzes



    Leipziger Platz Südseite von Kleist D auf Flickr

  • Ich bin jeden Donnerstag am Platz. Das Gebäude ist in den obersten Geschossen versifft. Den "Effekt" können auch Fotos nicht erzeugen. Verlöre es bei einem Geschoss mehr bei gleicher höhe nicht an der von dir so geliebte Horizontalität?


    Die blauen Fenster haben eher was von Aquarien...Das Eckgebäude hat vielleicht etwas zu viele Fenster(sprossen) und wirkt dadurch überladen. Sie sehen dennoch aus wie Fenster und die Fassade sieht dennoch frischer aus, trotzdem es älter ist. Dasselbe Problem hat ja auch das Kanzleramt an den Seiten. Bei Bauten der 50er, die noch Steinerne Fassaden hatten, besteht das Problem eher weniger (Na ok, viele wurden inzwischen auch saniert). Könnte am Material liegen, oder?


    Spricht es denn für die Architektur, wenn man erst die Nase an der Fassade kleben muss, um irgendwelche Details zu sehen, die es angeblich so einzigartig machen, sodass man das Gebäude und dessen Wirkung als ganzes gar nicht mehr wahrnehmen kann?

  • Sie sehen dennoch aus wie Fenster und die Fassade sieht dennoch frischer aus, trotzdem es älter ist. Dasselbe Problem hat ja auch das Kanzleramt an den Seiten. Bei Bauten der 50er, die noch Steinerne Fassaden hatten, besteht das Problem eher weniger (Na ok, viele wurden inzwischen auch saniert). Könnte am Material liegen, oder?



    Was gerne übersehen wird: die "siffige" Nordseite des Kanzleramtes ist weitgehend mit hellem Naturstein verkleidet. Der Sichtbeton hält sich da im Vergleich viel besser weil glatter. Mag sein das "echte" Materialien schöner Altern, aber Nordseite bleibt Nordseite und helle Materialien, egal welcher Art, haben es hier schwer. So eben auch hier.

    Aber ich stimmer zu, auch ich finde den oben gezeigten Bau, gerade durch dessen Materialmix und den Glasflächen, sehr gefällig. Ebenso finde ich auch das Mossepalais als das "schwächste Glied in der Kette". Hier sollte eine Fassadenmodernisierung in Orientierung an den Neubau links und das Einkaufszentrum abhilfe schaffen.

    d.

  • Baukunst


    Lies meine Worte ruhig mal genau. Ich drücke mich durchaus anerkennend aus. Mit "Trash" mein ich die betonhafte Rohheit, die eben bei "ein so einem Gebäude" durchaus was bringen kann.


    Der Platz braucht eben individuelle Gebäude, und dafür ist der Schultes okay. Traurig ist halt, daß man sich am sonstigen Platz so wenig getraut hat.


    Auch wenn Schultes keine liebliche Ästhetik ist, so ist es eben doch eine interessante starke Ästhetik - was man von ungefähr der Hälfte der Gebäude nicht sagen kann.


    Der Platz ist versemmelt. Der alte HGHI-Entwurf plus Patzschke hätten viel gerettet. Ich bin mal gespannt, wie man die Lüscher-Ära ex post bewerten wird. :)


    PS: Das Mosse-Palais mag man finden, wie man will. Für mich stellt es eine positive Abwechslung im modernistischen Einerlei dar. Für mich steht es auf der Positiv-Liste der wenigen Gebäude des Platzes. Da ist wenigstens mal die gewünschte Individualität. Das Palais zählt neben dem Württembergischen Teil zu den Gebäuden, die dem Platz ein Gesicht geben.

  • Der Hinweis zum Kanzleramt ist ganz hilfreich, denn dieser Bau leidet wohl unter den gleichen Problemen. Das Kanzleramt ist auch recht 'versifft'. Sichtbeton ist in unserer Klimazone recht schnell vermoost/veralgt/verpilzt.... naja, wahrscheinlich sind es Pflechten, also veralgt+verpilzt...



    Gegenfrage: wieviele Nachkriegsbauten kennst du, die "gut" und ansehnlich altern?


    Das ist keine 'Gegenfrage' sondern eine Unterstreichung meiner Aussage, schon weil du die Antwort gleich selbst gibt.

  • ^
    Dieser klassizistische Stil passt doch aber überhaupt nicht zur modernen Bebauung, die Statuen wirken wie aus der Zeit gefallen.

  • Wenn das Potsdamer Tor rekonstruiert werden würde, wäre es zweifellos klassisch... es ist ja von 1824...
    Von den Standbildern hab ich leider keine alten Aufnahmen gefunden... den Karten nach standen welche mittig...

  • Erstmal danke, dass du dir Gedanken gemacht hast. In Münster stehen an verschiedenen Stellen diese kleinen Torhäuser im klassischen Stil, teil weiss teils in Sandstein manchmal auch umgeben von moderner Bebauung. Ich sehe das unproblematisch. Die Torhäuser geben der Umgebung durch die geringe Größe und den klassischen Stil Intimität.
    Der Leipziger Platz wirkt im Moment recht zugig und unpersönlich mit geringer Aufenthaltsqualität. Vielleicht könnten die Torhäuser helfen.


    Anbau Bild aus Münster


    https://lh5.googleusercontent.…DhyB3a7H0/s0/DSC_3711.jpg

  • Gerade in diesem Fall könnte ich mir rekonstruierte klassizistische Objekte vorstellen - der Platz wirkt denkbar kahl und leer. Würde man moderne Kunstwerke bestellen, würden sie wohl kaum weniger als die Rekonstruktionen kosten. Es wäre schön, hätten die Torhäuser eine konkrete Funktion, z.B. als Zugänge zum unterirdischen Bahnhof in der Nähe.


    Wird nicht öfters behauptet, simple Naturstein-Rasterfassaden (wie sie am Platz stehen) sollten klassizistisch anmuten?

  • tanne+quadrat
    Die Schinkelschen Torhäuser haben wir hier schon öfter diskutiert. Du hast sie nicht dort platziert wo sie einmal standen. Entgegen der ursprünglichen Platzierung hast du sie in die Platzmitte gestellt. Sie waren ja Torhäuser und keine Platzhäuser und befanden sich ziemlich genau am Durchgang von Leipziger zu Potsdamerplatz. Wenn Rekonstruktion, dann würde ich den alten Platz bevorzugen. Aber das war aus irgendwelchen Gebenheiten nicht möglich darum hat man ja auch die beiden Eingangspavillons der Bahn quasi als Zitat gewählt.


    Hier die Vorkriegssituation:


    http://upload.wikimedia.org/wi…Leipziger_Stra%C3%9Fe.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Aus den Torhäusern könnte man ja Toilettenhäuschen machen – oder es kommt ein Spätkauf rein. Alternativ bietet sich natürlich auch ein Vegi-Döner an.