Rathaus (Sanierung)

  • Rathaus (Sanierung)

    Hallo,


    ich denke, es ist angemessen, dem Mainzer Rathaus einen eigenen Thread zu widmen; zum Einen, weil es eines der herausragendsten (damit meine ich aber nicht unbedingt schönsten) Beispiele der modernen Architektur in Mainz ist, sondern eben auch zum Anderen durch eine wohl nicht ganz optimale Bauqualität und jahrzehntelange Vernachlässigung einen gewaltigen Sanierungsstau aufgebaut hat, durch den die schon seit dem Bau des Rathauses stattfindenden Diskussionen über die Qualität der Architektur und deren Schutzwürdigkeit immer wieder hochkochen.


    Hier, hier und hier zunächst ein paar Beispiele aus der aktuellen Diskussion.
    Darüber hinaus Infos aus der Wikipedia und ein Artikel zur Moderne der 60er, der sich in einem Schwerpunkt mit der Architektur Jacobsens in Deutschland (also auch dem Mainzer Rathaus) beschäftigt.


    Ein ganz kurzer Abriss zur Geschichte und Architektur (den ich aus einer Broschüre zur Fertigstellung des Rathauses noch so erinnern kann; bei Gelegenheit werde ich das Original suchen und interessante Stellen zitieren):
    Mainz verfügte über Jahrhunderte über kein echtes Rathaus mehr (siehe auch Wiki), bevor dann in der 60er-Jahren die Entscheidung getroffen wurde, ein Rathaus zu bauen. Jacobsen war zu diesem Zeitpunkt wegen des Novo-Nordisk-Neubaus (siehe auch denkmalmoderne.pdf -> oben) kein Unbekannter in Mainz und gewann recht souverän den Architekturwettbewerb. (In der Broschüre hatte ich die anderen Entwürfe gesehen, denen gegenüber mir Jacobsens Entwurf schon fast eine Schönheit zu sein scheint.)
    Schon damals gab es eine Diskussion darüber, wie die Fassade verkleidet sein sollte; in Mainz gab es auch den Wunsch, eine der Stadt angemessenere Verkleidung zu wählen (z.B. sandsteinfarben). Jacobsen Entwurf mit dem grauen finnischen Marmor setzte sich aber durch und damit eine (wie ich finde) etwas uninspirierte Fassadenkopie der dänischen Nationalbank.
    Ein weiteres Fassadendetail - die Gitter - sollten nach Aussage Jacobsens die Konturen der benachbarten Altbauten aufnehmen (eine etwas bemühte Aussage, wie ich finde) und dem Sonnenschutz dienen.
    Gestalterisch sollte die Gesamtanlage auch die Idee der Stadt Mainz als ehemalig Festungsstadt zitieren, symbolisiert durch die Mauern und das bastionsartig gebaute Café.
    Im Inneren des Rathauses setzte sich Jacobsen bis ins letzte Detail mit der Gestaltung auseinander: Lampen, Stühle, Wandfarben etc. (Ein Teil der Stühle wurde verkauft, um die übrigen durch den Erlös zu restaurieren; hier gibt es übrigens einen Widerspruch in Jacobsens Wahrnehmung: Während seine Design-Objekte heute wohl Ikonen zu sein scheinen und sehr gesucht sind, wird seine Architektur in der Öffentlichkeit nicht so positiv wahrgenommen.)


    So weit erst einmal ein kurzer Abriss; Details zum Zustand des Rathauses sind in den obigen Artikeln zu finden. Wie gesagt: Ich versuche mal die Broschüre aus den 70ern wiederzufinden, um dann aus den damaligen Visionen, Ideen und der Wahrnehmung zu zitieren.


    Grüße von frodo

  • ^ Danke für den neuen Thread und die geschichtliche Erläuterung, ich hoffe mal, dass du die Broschüre wiederfindest und noch das ein oder andere Detail ergänzen kannst :)


    Dann mach ich mal weiter mit der aktuellen Lage. Wie frodoNtour schreibt, machte das Mainzer Rathaus in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen, etwa durch wackelnde Fenstergitter oder Wasserschäden. Jetzt scheint eine baldige Generalsanierung unausweichlich geworden zu sein. Der von Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling entworfene Bau wurde 1970-1973 zwischen Rheinufer und Rheinstraße errichtet und steht seit 2006 unter Denkmalschutz. Ebenfalls geschützt sind Teile der Inneneinrichtung, weil etliche Stühle ebenfalls von Jacobsen entworfen wurden und zur relativ bekannten Serie 7 gehören (Modellfoto). Kleine Ergänzung zur Rathausgeschichte: Nachdem Mainz 1462 in Folge der sogenannten Mainzer Stiftsfehde seine Rechte als Freie Stadt verlor, gab es über 500 Jahre lang gar kein Rathaus. Zunächst war die Stadt dem Erzbistum unterstellt, seit der französischen Besatzung 1792 bis zur Fertigstellung des aktuellen Rathauses 1973 wurden wechselnde Gebäude als Stadthäuser genutzt.


    Die Liste der aktuellen Mängel ist lang und umfasst praktisch alle Bauteile:

    • Die auffälligen Fenstergitter wackeln und die Aufhängungen rosten.
    • Die Steinverkleidung bröckelt. Daher wurden rund um das Rathaus aus Sicherheitsgründen teilweise Absperrungen errichtet.
    • Das Dach ist undicht und bei hohem Rheinpegel läuft das Untergeschoss voll.
    • Die Freitreppe vom Jockel-Fuchs-Platz zum Adenauer-Ufer und der Innenhof sind seit Jahren gesperrt.
    • Die Haustechnik (v.a. die Klimaanlage) ist komplett veraltet und stammt, sofern nicht vorher kaputt gegangen und ausgetauscht, noch aus der Erbauungszeit.
    • Insgesamt gilt es als das energetisch schlechteste öffentliche Gebäude in Mainz, momentan zahlt man jährlich etwa 600.000€ für Verbrauch und Instandhaltung.


    Vor kurzem hat sich OB Ebling eingeschaltet und eine Generalsanierung vorgeschlagen. Alternativen wären ein Neubau auf einem anderen Grundstück oder eine Mindestsanierung denkbar. Weil sich ein Handeln in welcher Form auch immer kaum weiter hinauszögern lässt, wird vielleicht schon im Dezember eine Grundsatzentscheidung dazu fallen, wobei wie es aussieht die Generalsanierung favorisiert wird.


    Bei der Generalsanierung müssen zum einen der Denkmalschutz und zum anderen die Genehmigung des Architekturbüros Dissing und Weitling beachtet werden, welche die Rechte am Bau von Arne Jacobsen vertreten. Mit beiden wird aber bereits jetzt in der Planungsphase zusammengearbeitet, um rechtliche Auseinandersetzungen zu verhindern.


    Zum Äußeren: Die dunklebronzefarbenen Gitter sollen nicht nur dekorativ sein, sondern auch vor Sonne schützen, was aber wohl nur bedingt funktioniert. Da sie wie gesagt wackeln und rosten, muss hier dringend etwas getan werden. Laut Denkmalschutz müssen sie zumindest in ähnlicher Form auf jeden Fall erhalten bleiben. Der verkleidende hellgraue Kalkstein kommt aus dem norwegischen Porsgrunn, wobei der entsprechende Steinbruch stillgelegt wurde. Es gäbe aber gleich aussehende Ersatzsteine. Problematisch ist hier, dass die Steinplatten recht dünn sind, sich verformen und bröckeln. Wie das zukünftig verhindert werden kann und wie eine Dämmung aussieht, die nicht die Proportionen des Gebäudes verändert, wird sich herausstellen.


    Das Innere des Rathauses soll in großen Teilen neu geordnet werden, um die Nutzbarkeit zu verbessern. Momentan sollen viele Räume durch eine ungünstige Aufteilung schwer oder auch gar nicht nutzbar sein. Um weiteren Raum zu gewinnen wird angedacht, auch den Innenhof zu überdachen, was auch energetische Vorteile brächte. Alles in allem soll bei der Rathaussanierung mit Ausnahme des Ratssaals kein Stein auf dem anderen bleiben.


    Die Kosten für die Generalsanierung sollen sich auf über 50mio€ belaufen, was zu viel Kritik geführt hat. Zwar wird von einigen Seiten ein Abriss gefordert, doch ist das schon wegen des Denkmalschutzes nicht möglich. Zeitlich rechnet man mit einem Jahr für die Vorbereitung und zwei Jahren für die Sanierung, wobei die Mitarbeiter des Rathauses natürlich in ein Ersatzgebäude ausgelagert werden müssten. Da man ohnehin mit der MAG zusammenarbeiten will, wäre ein möglicher Standort der geplanter Erweiterungsbau am Taubertsberg (siehe auch hier).


    Die Seite zum Jockel-Fuchs-Platz:



    Bild: MzMzMz, hier veröffentlicht unter CC BY-SA 3.0 (Info). Für größere Version bitte anklicken.


    Mehr Bilder und Infos zum Rathaus bieten wikipedia und die homepage der Stadt Mainz.
    Presse (zT. wie in #1): AZ 1, AZ 2, AZ 3, AZ 4. Sehenswert ist dieses Video über die Gebäudeschäden (2009).

  • Nach relativ viel Parteiengezänk in den vergangenen Tagen gibt es nun doch eine interessantere Meldung über ein Diskussionforum der AZ am 29.11. zum Rathaus unter anderem mit einem Denkmalschützer und einem Architekt; Details im Artikel.


    Die Broschüre zum Rathaus habe ich nun auch gefunden; es handelt sich um einen Sonderdruck der Stadt Mainz, der nach der Eröffnung des Rathauses im Januar '74 (laut dem beiliegenden Anschreiben des OB) wohl kostenlos an alle Mainzer Haushalte ging:


    Das Mainzer Rathaus
    Bruno Funk, Wilhelm Jung (mit Beiträgen von Helmut Neubach und Otto Weitling u.a.)
    Hrsg. Stadtverwaltung Mainz
    Januar 1974
    215 Seiten


    Zur Info für Interessierte: In einem großen Online-Auktionshaus habe ich das Buch derzeit drei Mal im Angebot gesehen.


    Aufgrund von Zeitmangel werde ich jetzt nicht jedes Details ausführlich hier zitieren können (Scannen werde ich wegen des Urherberrechts nicht), aber ab und zu mal interessante Sachverhalte zitieren; besonders interessant fand ich - da ich den für die Fassade gewählten grauen Stein als recht scheußlich empfinde - die Aussagen zur Auswahl des Porsgrunn-"Marmors":


    Hier ist vor allem aufgeführt, was gegen roten Sandstein als Verkleidung sprach:
    - aufgrund seiner kaum ausgeprägten Struktur würde der typische Mainzer rote Sandstein auf einer großen ungegliederten Fläche tot wirken.
    - wegen seiner großen Baumasse würde das Rathaus - mit rotem Sandstein verkleidet - in Konkurrenz mit Gebäuden wie dem Landtag, dem Schloss etc. treten.
    - durch die enge räumliche Nähe zur (grünen!) Rheingoldhalle sehen die Architekten das Rot des Sandsteins nicht mit dem Grün in Einklang zu bringen.
    - wegen der geringen Widerstandskraft des roten Sandsteins gegenüber Frost sehen die Architekten dieses Material als ungeeignet an bzw. haben massive technische Bedenken...
    Hierzu dann in weiteren Details:
    Das Material Porsgrunn würde dagegen im Alter seine Schönheit behalten.
    Durch seine Struktur wirke der Porsgrunn-Marmor auch auf großen Flächen lebendig.
    Das Grau des Steins harmoniere besser mit der Farbe der eloxierten Gitterelemente.
    Für das Rathaus-Plateau komme roter Sandstein als Belag nicht in Frage (wegen der geringeren Festigkeit), daher sei ein grauer Fassadenstein farblich besser auf einen Belag des Rathausplatzes abzustimmen.

    sinngemäß zitiert aus dem oben genannten Buch S. 145.


    Über diese Passagen lässt sich intensiv streiten; mir scheinen die Argumente etwas an den Haaren herbeigezogen mit dem Ziel, unbedingt den Porsgrunn-Marmor als Material durchzusetzen (leider ja nur eine uninspirierte Fassadenkopie der dänischen Nationalbank). Die optische Konkurrenz eines großen, monolithischen roten Blocks zu den anderen Mainzer Sandsteingebäuden und die schwach ausgeprägte Oberflächenstruktur auf großen Flächen kann ich als Argumente durchaus nachvollziehen. Mir stellt sich aus heutiger Sicht aber durchaus die Frage, warum nicht auch andere Möglichkeiten der Fassadengestaltung in Betracht gezogen wurden, sei es jetzt zum Beispiel anders farbiger (Sand-)Stein oder auch die Kombination verschiedener Steine (die sich durchaus auch mehr an die Farbigkeit historischer Städte angenähert hätten) etc.


    Dann anschließend die Stellungnahme des Städtebaubeirats:
    "Die dem Städtbaubeirat vorgelegte Steinmusterplatte läßt bei Verwendung in größeren Flächen auf eine zwar variierte, aber abgestimmt zurückhaltende Fernwirkung schließen, die außerordentlich reizvolle und lebendige Strukturierung kommt in der Nähe sicher voll zur Geltung. [...] Nach Erkenntnis des Städtebaubeirats wird es sehr schwer sein, ein ähnlich vornehmes, harmonisches Material in anderen Brüchen bei gleicher Qualität zu finden. Den Erfahrungen und dem Vorschlag des Architekten sollte deshalb Folge geleistet werden."
    a.a.O Seite 146
    Grüße von Frodo on tour

  • Und ein wenig überregionale Aufmerksamkeit in der Welt online. Eine kritische Stimme.


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  • Stadt schreibt Ideen-Wettbewerb aus

    Wie in einem Artikel der Allgemeinen Zeitung zu lesen ist, hat der Stadtrat inzwischen beschlossen einen Ideen-Wettbewerb mit Planern auszuschreiben. Bis 07.November haben die Büros Zeit ihre Arbeiten abzugeben; am 12.Dezember tagt dann eine Entscheidungsjury und prämiert die Vorschläge. Die Ideen werden dann im Januar oder Februar 2015 vorgestellt.


    Ziel des Wettbewerbs sei, „Konzepte für eine bessere Einbindung des Rathauses in sein Umfeld und dessen Aktivierung zu bekommen“. Dabei sollen Vorschläge für „funktionale Anpassungen im Rathaus sowie Anregungen für eine Verbesserung der Ausstrahlung und Akzeptanz des Rathauses“ eingebracht werden.


    Der Stadtrat möchte auf Basis der Wettbewerbsergebnisse sowie weiteren geplanten Workshops mit Bürgern und dem Personal der Stadt entscheiden, wie es mit dem Rathaus weitergehen soll bzw. was dann gemacht wird.

  • Ideenwettbewerb

    Der Ideenwettbewerb, dessen Zielsetzung es war, das Rathaus besser in sein Umfeld einzubinden (^^), hat zwei Sieger hervorgebracht. Zum einen das Büro AGN Niederberghaus & Partner von Dr. Stefan Nixdorf und zum anderen die Arbeitsgemeinschaft Thomas Schommer (Saarbrücken) und Achswerk-Architekten (Frankfurt). Bei beiden soll das Niveau des Jockel-Fuchs-Platzes um 1,20m gesenkt werden und eine Freitreppe zum Rheinufer entstehen. Dadurch wäre der Haupteingang zum Rathaus am Jockel-Fuchs-Platz ebenerdig. Bei Nixdorf soll Richtung Rheingoldhalle und Rheinstraße das alte Niveau beibehalten werden, Schommer und Achswerk planen vor der Rheingoldhalle eine komplette Absenkung, wodurch eine Sichtachse vom Rheinufer zum Eisenturm geschaffen würde. Ab Dienstag sind die Entwürfe im Rathausfoyer ausgestellt, erste Eindrücke in diesen AZ-Artikeln: klick, klick.


    Wie die Zukunft von Rathaus und Jockel-Fuchs-Platz konkret aussehen wird, entscheidet sich erst in ca. zwei Jahren. Angedacht wird auch, das Rathausdach als Aussichtsplattform für Besucher zu öffnen. Der Umbau des inneren Eingangsbereichs (Foyer) wird kritisch gesehen, was ich schade finde. Letztes Jahr hatte ich an einer Rathausführung teilgenommen, um mir mal ein Bild vom Inneren des Gebäudes zu machen. Das Ergebnis war für mich ernüchternd. Direkt hinter dem Eingang ist ein Raum, bei dem man das Gefühl hat, auf dem Grund eines Brunnens zu sein, das darauf folgende Foyer wirkt auch beengt und muffig, die Treppenhäuser sind teilweise klaustophobisch eng (zumindest das zum Hörsaal im UG). Vom ebenfalls ziemlich düsteren Ratssaal abgesehen hab ich in dem Gebäude nichts entdeckt, was für meinen persönlichen Geschmack erhaltenswert wäre, da ist die Außenfassade direkt heiter ;) Aber bis sich was verändert wird noch einige Zeit ins Land gehen.

  • Ein seltsames Ergebnis eines seltsamen Wettbewerbs. Absenkung ok - aber wird diese hässlich-sinnlose Freifläche vor dem hässlichen Rathaus dadurch zu einem Platz? Sollten durch den nötigen Umbau des Parkauses Parkplätze wegfallen, wird da vermutlich sogar weniger los sein als heute, nicht mehr.


    Mal gespannt, was da noch kommt. Es war ja von einem "Konzept" die Rede.

  • Bilder von den Wettbewerbsergebnissen

    Auf competitionline gibt es Bilder inzwischen von einigen Wettbewerbsergebnissen.


    Ich muss sagen, die Teilabsenkung "Platte" beim Entwurf von Achswerk hat doch seinen Reiz - positiv: stärkere Verzahnung von Rheinufer und Eisenturm und Schaffung schöner Blickbeziehungen. Zudem würde das Moloch an der Rheingoldhalle in Verlängerung zur Quintinsstraße verschwinden. Der Bereich vom Rheinufer bis zum Eisenturm wird so wieder ein schöner Stadteingang...
    ... und da sind wir auch schon beim Manko: Nach dem Eisenturm kommt erst mal das dort hin nicht offene Brandzentrum bzw. die Quintinsstraße mit der unschönen Andienungsseite des Brandzentrums (TG-Zufahrt und Anlieferung). Da hat man dann leider an der alten Stadtgrenze aufgehört stadteinwärts weiter zu planen.


    Ich bin auch mal gespannt, was da noch kommt:
    Auf Basis der Erkenntnisse aus Ideenwettbewerb und der darin entwickelten Ideen sowie einer Öffentlichkeitsbeteiligung in Form von Planungswerkstätten soll dann ja über das Rathaus selbst und die weitere Vorgehensweise entschieden werden.

  • Planungswerkstatt + Ausstellung

    Diejenigen, die die Ausstellung zum Ideenwettbewerb verpasst haben, können sich die ausgewählte Beiträge (Pläne) sowie das Preisgerichtsprotokoll auf einer Seite der Stadt Mainz abrufen.
    Gezeigt werden neben den zwei ersten Preisen, der dritte sowie drei Beiträge mit Anerkennung.


    Auch die Termine der - schon stattgefundenen - Planungswerkstätten werden benannt

    • Freitag, 2. Januar 2015, 12 bis 15 Uhr
    • Freitag, 9. Januar 2015, 13 bis 16 Uhr
    • Freitag, 30. Januar 2015, 16 bis 19 Uhr


    Zu den Ergebnissen habe ich nur wenig gehört ;(


    Zu den Entwürfen:
    Nach meiner Meinung haben zwei Beiträge zu Recht den ersten Platz erreicht.

    • ARGE Büro AGN Niederberghaus & Partner/Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten geht in den Plänen ausführlicher auf das Rathaus selbst ein. Sehr interessant finde ich das "Bürgerdach".
    • Achswerk-Architekten bietet für mich das städtebaulich bessere Konzept. Der abgesenkte Jockel-Fuchs-Platz mit Grünzug in Verbindung mit dem in Form gestutzten Rathausplateau ("Rathausterrasse") sowie der Treppenanalage zum Rhein am Adenauer-Ufer bietet schöne städteräumliche Orte, die auch Aufenthaltsqualitäten bieten.


    Als verbesserungswürdig sehe ich - wie oben von mir beschrieben - die Anbindung zum Brandzentrum. Das lässt sich aber lösen z.B.

    • ein Aufgang zur Brücke hinter dem Brückenturm (das gab es früher dort schon mal)
    • eine Öffnung der dort angesiedelten Läden (Saturn und in Verlängerung Löhrstraße/Am Brand auch P&C)


    Städtebaulich wäre in dem Bereich Eisenturm, Brückenturm, unter der Brücke und Spital also einges zu tun. Auch der Kreuzungsbereich Rheinstraße/Quintinstraße ist verbesserungsbedürftig.
    ...aber dann könnte es funktionieren, weil der Grünzug neben "Sichtachse" auch eine richtige Verbindungsfunktion zwischen Rhein und dem Stadtzentrum bekommt.
    Für diesen Bereich muss aber noch mindestens etwas Denkarbeit reingesteckt werden. War aber auch nicht explizit Bestandteil dieses Wettbewerbs - zumindest nicht in dem Umfang.

    Einmal editiert, zuletzt von sch.lau ()

  • Sanierung beschlossen

    Gestern hat der Stadtrat für die Sanierung des Rathauses gestimmt, damit ist auch der von der CDU geforderte Umzug ins Schloss vom Tisch. Man hat sich dabei auferlegt, die Kosten dafür bei 50mio€ zu deckeln, obwohl vorher (s.#2) von über 50mio€ ausgegangen wurde. Eine etwas seltsame Selbstverpflichtung, gerade bei der Sanierung alter Gebäude kann doch immer Unvorhergesehens passieren. Will man in diesem Fall die Sanierung auf halber Strecke einstellen?


    Erneuert werden soll daher nur das Nötigste, konkret also Heizungsanlage, Brandschutz und Klimatechnik, die Abdichtung des Dachs und der Keller und die Erneuerung der Fensterfronten. Die Umgestaltung des Jockel-Fuchs-Platzes, wie oben beim Ideenwettbewerb angedacht, kommt deshalb wohl erstmal aus Kostengründen nicht. Wann es losgehen soll, konnte ich noch nicht rausfinden, jetzt wird der Auftrag erstmal europaweit ausgeschrieben. Einen Film zum Thema gibt es beim SWR, einen weiteren Artikel in der AZ.

  • Na dann wollen wir uns mal überraschen lassen. In meinen Augen kann man die Deckelung jetzt schon vergessen. Aber wenn es soweit ist, findet man sicher einen Weg, siehe BER oder Hamburg Philharmonie.
    Tritt allein bei der Abdichtung des Kellers etwas nicht geplantes ein, steht ganz schnell eine andere Summe im Raum

  • Es sind inzwischen einige Jahre ins Land gegangen; das Rathaus ist schon einige Zeit geschlossen und wird saniert.


    In diesem Zusammenhang war auch die Rede davon, dass die Fassade aus grauem norwegischem Marmor durch Keramik ersetzt werden soll (der alte Steinbruch ist schon lange außer Betrieb, die Platten waren zu dünn und daher nicht haltbar genug, einen anderen passenden Naturstein konnte man nicht finden, der den Ansprüchen des Denkmalschutzes genügt...). Beim Stichwort Keramik war ich irritiert, wie das dem Denkmalschutz genügen solle... Aber jetzt ist es raus:

    * Alte Platten wurden gescannt und dann in einem 3-D-Druck-Verfahren Keramik erzeugt und gebrannt, die den alten Platten sehr ähnlich sieht.

    * Die Keramik ist dünner und dahinter kann bequem eine Dämmung angebracht werden.

    * Die Platten reduzieren Stickoxide.


    Mehr in diesem tollen Artikel bei Mainz& mit einigen Bildern.


    ... und wo wir gerade beim Thema Rathaus sind, es wird in Mainz intensiv diskutiert, ob eine Freitreppe zum Rhein hin möglich wäre (das wäre ja genial!!!) und ob dies vom Denkmalschutz verhindert werden kann (da gibt es kontroverse Sichtweisen).

    Auch bei Main& schön dargestellt.


    Und in der Vergangenheit wurde ebenfalls diskutiert, ob das Rathaus ein öffentlich begehbares Dach bekommen soll und ein Bürgerforum. Beides (und ganz besonders das Aussichtsdach!) wären erfreuliche Veränderungen. Gleichzeitig bleibt die Diskussion über die Kosten hitzig, da diese - auch wenn am Anfang von manchen geleugnet, dennoch erwartbar und vorhergesagt - explodieren.

    Hier ein Artikel dazu.


    Und wenn ich mal Lust zum Fotografieren habe, wenn ich da vorbeikomme (es reizt halt weniger als andere Motive in der Stadt), dann gibt's Bilder vom traurigen derzeitigen Zustand mit demontierten Gittern, bröckelnden Platten, Platten-Absturzsicherung etc.


    Nachtrag: In #14 ist oben die Rede von 50 Mio. Jetzt 140(!) Mio. für diese wirklich besondere Nachkriegsarchitektur. Zwar besonders aber eben eine Kopie der dänischen Nationalbank und eben nicht an die Stadt Mainz angepasst und nicht wirklich schön.

  • Die Idee der Öffnung des Platzes zum Rhein hin finde ich ganz hervorragend.


    Die ideale Lösung wäre natürlich ein kompletter Abriss des Rathauses samt kompletter Neutgestaltung des Platzes.

    Das Rathaus und der Platz, zusammen mit dem Brandkomplex, waren eine völlige Fehlplanung. Kalte und abweisende Architektur. Das fiel mir schon als Kind auf. Diese Bauten sind ein Fremdkörper in der Stadt.


    Ich bin immer wieder über die Argumentation von Denkmalämtern erstaunt. Da geht eigentlich ALLES. Es muss nur gewollt sein.

    Hier könnte man mit relativ kleinem Aufwand wirklich eine richtig krasse Fehlplanung verbessern. So wie es derzeit ist, sind das Rathausgebäude mit Platz und Brand lediglich ein Mahnmal für schlechte Architektur und Stadtplanung.

  • Und wenn ich mal Lust zum Fotografieren habe, wenn ich da vorbeikomme (es reizt halt weniger als andere Motive in der Stadt), dann gibt's Bilder vom traurigen derzeitigen Zustand mit demontierten Gittern, bröckelnden Platten, Platten-Absturzsicherung etc.

    Heute bin ich zufällig da vorbeigekommen und habe ein paar Fotos von dem traurigen derzeitigen Zustand gemacht.


    img_2858kkko6.jpg


    Abgefallene oder abgeschlagene Fassadenplatten sind überall zu finden:


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    img_2855zbk35.jpg


    Fassadenplatten-Auffangnetze:


    img_2842mvjl1.jpg

    Fotos: Beggi

  • Auf einem kleinen vorweihnachtlichen Spaziergang durch die Altstadt bin ich dann auch am Rathaus vorbeigekommen. Hier ein paar Fotos, die zeigen, wo bereits die Marmorplatten entfernt wurden. Deprimierend ist, dass der Betonlook sich nur wenig von den grauen Platten unterscheidet. Diese werden ja dann in einem 3D-Druckverfahren als Keramik nachgebildet und wieder angebracht. Die Gerüste sollen dann mit Planen dekoriert werden, die die "fertige" Fassade zeigen werden. Ein Foto auch mit dem wirklich schönen historischen Umfeld als Kontrast.


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    Nun auch noch ein Bild der sanierten Rheingoldhalle zum Rhein hin (weil es ja zum gleichen Komplex gehört). Die Freitreppe öffnet die Halle zum Rhein hin. Okay. Mit ansprechendem hellem Stein verkleidet.


    20211224_1319578pj5e.jpg


    *** Fotos von Frodo on Tour ***

  • Zwischenzeitlich wurden die steinernen Fassadenplatten weitgehend oder vollständig abgetragen. Ganz lässt sich das von außen nicht überprüfen, da die Gebäudewände zum größten Teil mit Fotoplanen verhängt wurden. Die auf folgendem Bild zu sehenden Fassadenplatten sind also nur Schein.


    img_9606j4i7p.jpg


    Bis es hier so wie auf der Visualisierung aussieht, dürfte noch ein Weilchen vergehen.


    img_9611w0fs7.jpg


    Ohne Fotoplane wird die geballte Hässlichkeit der Rückseite dieses Betonpalasts ersichtlich.


    img_9612fveng.jpg

    Fotos: Beggi