Leipzigs vakant verkannte Stadtviertel

  • LVZ: Eisenbahnstraße wird zur Studentenmeile

    Gestern nutzte die LVZ die nachrichtenarme Zeit, um in einem längeren Beitrag und einem Video mit Bilderfolge über die Eisenbahnstraße zu berichtet. Es ziehen immer mehr Studierende zu, Läden und Cafés öffnen ... und so weiter.


    Es gibt aber auch viele, die das gar nicht hören wollen und sich lieber zum hundersten Male die Sternstunde des Journalismus, den taff-Beitrag über "die schlimmste Straße Deutschlands", zur Gemüte führen, weil der ihr Bild so schön bestätigt. Das geben sie dann auch prompt in den Kommentarspalten der Artikel oder auf Facebook kund. Bemerkenswert ist dabei das Argumentationsmuster: Im Lifestyle-Magazin auf ProSieben wurde das anders gezeigt, also lügt die LVZ. ... "Lügenpresse!". "Ich kündige mein nie bestehendes LVZ-Abo!" :D


    LVZ, 31. Juli 2015, Campus online
    Gentrifizierung
    Eisenbahnstraße wird zur Studentenmeile
    Aufgrund günstiger Mieten werden die Viertel um die Eisenbahnstraße immer beliebter. Studenten prägen zunehmend das Bild auf den Straßen, in öffentlichen Parks und Geschäften. Die neuen Leute im Kiez haben viele Brachen in kulturelle Begegnungsorte umgewandelt und sorgen sich nun, dass die Mieten steigen könnten.
    http://www.lvz.de/Specials/The…e-wird-zur-Studentenmeile


    https://www.facebook.com/lvzonline/posts/1021243197908814


    'Eisenbahnstraße, die zweite!' - hier haben wir zu unserem Beitrag ( -> http://bit.ly/1eJcsiH ) eine Audioslideshow mit tollen Bildern und Höreindrücken von der bunten und vielseitigen Meile für Euch:
    https://www.facebook.com/lvzon…791224088/?type=2&theater



    Um den Leipziger Osten geht es auch in einem weiteren Hypezig-Artikel. Die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle schreibt über die große, nur 30 km entfernte Schwester. Zu Wort kommen Stefan Kausch aus dem Pöge-Haus, Dieter Rink vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ und Steffen Göpel, Chef der GRK-Holding AG.


    Mitteldeutsche Zeitung, 01.08.2015
    Aufschwung Ost in Leipzig
    Mein Hypezig lob ich mir
    http://www.mz-web.de/mitteldeu…363924.html?dmcid=sm_fb_p


    Ein Beispiel von mehreren: https://www.facebook.com/KulturCafeLeipzigOst?fref=ts

  • Connewitz I

    Wie vor über einem Jahr versprochen, widmen wir uns heute und in den nächsten Tagen endlich jenem Stadtteil, der wie kaum ein zweiter in Sachsen seinen Ruf weg hat: Connewitz. No Go Area, rechtsfreier Raum, linke Chaoten, brennende Autos usw. sind die gängigsten Stereotypen, die ein Großteil der Bevölkerung (zumindest außerhalb Leipzigs) mit diesem Stadtteil verbindet.


    Aus diesem Grund möchte ich bewusst auch eine andere Seite von Connewitz zeigen, die dem einen oder anderen vielleicht so noch gar nicht bekannt ist. Die Szene wird dann bildlich später auch noch ein wenig näher beleuchtet. In Connewitz fühlen sich (neben vielen ganz normalen Leuten) auch die besser Betuchten wohl, die in Auwaldnähe vor allem entlang der Prinz-Eugen-Straße leben. Mein Eindruck: Bürgertum und alternativen Szene leben hier friedlich nebeneinander.


    Störend finde ich nur die B2, die den Stadtteil zwischen Auwald und dem bewohnten Teil zerschneidet. Connewitz ist der waldreichste Stadtteil von Leipzig. Wenn ich diesbezüglich einen Wunsch frei hätte, würde ich die B2 zwischen Südkreuz Leipzig und Galopprennbahn Scheibenholz untertunneln. Inzwischen ist dies zumindest auf Höhe des Agra-Geländes angedacht.


    Im ersten Teil der Connewitzer Bildergalerie geht es am westlichen und südlichen Rand entlang von Windscheidt- und Prinz-Eugen-Straße. Die Architektur der Villen oder villenähnlichen Gebäuden im Land- bzw. "Forsthausstil" (wie hier bei der Koburger Str. 13b schon gezeigt) erinnert schon an Markkleeberg, das keine 2km Luftlinie entfernt liegt.


    Entlang der Prinz-Eugen-Straße










    Der Neubau für das stadtbekannte Architekturbüro Homuth + Partner in der Prinz-Eugen-Straße 38







    Vorher befand sich besagtes Architekturbüro meines Wissens gemeinsam mit der GRK-Holding gegenüber in dieser Villa. Heute sitzt die GRK bekanntermaßen im Musikviertel.





    Noch zwei Ansichten aus der Prinz-Eugen-Str.





    Das Conne Island an der Koburger Straße sorgte dieser Tage wieder für Aufregung





    Kreuzung zwischen Wolfgang-Heinze-Str., Prinz-Eugen-Str. und Koburger Str. mit postmoderner Eckbebauung aus der Nachwendezeit.





    Die um 1924 entstandene St.-Bonifatius-Kirche neben dem Elisabethenkrankenhaus.





    Auf dem Weg zur Biedermannstr.





    Oben an der Biedermannstraße präsentiert sich die Wohnbebauung wieder geschlossen.





    Schöne Wohnbeispiele aus den Zwanziger-Jahren findet sich hier immer wieder.





    Oder auch etwas Skurriles aus der heutigen Zeit.





    Blick in die Mathildenstraße






    Welche Straße war das noch gleich?






    Früher Kaserne, heute Wohnhaus in der Windscheidstraße





    Zum Abschluss für heute ein Blick durch die Selneckerstraße zur Paul-Gerhardt-Kirche.

    Bilder: Cowboy

  • die "Kaserne" war zwar eine solche, genauer genommen war es sogar das Hauptquartier der 6. Armee (zu den traurigen Zeiten).


    Sehr schöne Eindrücke der lebensfrohen Vielfalt.

  • Connewitz II

    Oben hatte ich ja schon geschrieben, dass Connewitz der waldreichste Stadtteil von Leipzig ist. 53 Prozent der Connewitzer Fläche besteht lt. Wikipedia aus Wald, dem sog. Connewitzer Holz, das zum südlichen Auwald der Stadt gehört. Um einen Gesamteindruck des Stadtteils zu vermitteln, ist es also dringend erforderlich, auch diesbezüglich ein paar Bilder zu posten.


    Schleuse Connewitzer Wehr





    So sieht hier der Auwald aus.





    Partie an der Pleiße






    Die Koburger Straße. Zur Linken seht ihr Wohnhäuser, die schon zu Markkleeberg gehören, zur Rechten das Connwitzer Holz, das auf Leipziger Flur liegt. Ohne hier eine Eingemeindungsdebatte vom Zaun brechen zu wollen, aber die räumliche Nähe zwischen L und M'berg kann man nicht wegdiskutieren.






    Der Wildpark bildet einen Teil des Connewitzer Holzes und ist zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.


    Wildparkgaststätte





    Das Teehaus im Wildpark sieht nicht nur aus wie ein russisches Blockhaus, es ist auch eins. Das Blockhaus wurde vom "großen Bruder" für die Leipziger Messe errichtet und dann später an die Stadt verschenkt. Seit 1980 befindet es sich hier im Wildpark.





    Neben Rot- und Damwild sind im Wildpark auch Kamele heimisch geworden.





    Einen Bauernhof gibt es auch





    Ebenso Gänse





    Und ein bisschen Heimatkunde in Sachen landwirtschaftliche Maschinen aus der vorletzten Jahrhundertwende rum.



    Bilder: Cowboy

  • Connewitz III

    Im dritten und (wahrscheinlich) vorletzten Teil von Connewitz tauchen wir in das Sanierungsgebiet rund um die Biedermannstraße ein. Meines Wissens hat man hier noch kurz vor Ende der DDR flächendeckend Altbauruinen abgerissen, um die Flächen - meist auf historischem Straßengrundriss - mit Plattenbauten zu füllen. Also ähnlich wie im Kolonnadenviertel oder im Leipziger Osten zuvor schon. Ich bin mir bei der zeitlichen Abfolge dessen nicht ganz sicher und würde mich für eventuelle Ergänzungen und Berichtigungen freuen: Diese Plattenbauten sind m.E. noch zur Wendezeit 1989/1990 fertiggestellt worden.


    Insgesamt wurden nur eine Handvoll Plattenbauten hochgezogen, weil die DDR dann doch schneller zu Ende ging als (damals) gedacht. Auf den restlichen Brachflächen entstanden nach 1990 diverse Neubauten wie diese monotonen Stadthäuser.






    Zum Sanierungsgebiet Connewitz gehört wohl auch die Stockartstraße südlich der Bornaischen Straße, oder: Deutschlands gefährlichste 80 Meter:lach:







    Mietwohnungen aus der Zwischenkriegszeit in der Bornaischen Straße / Ecke Prinz-Eugen-Straße






    Eine Ecke weiter in der Hildebrandstraße





    Louise-Otto-Peters-Gymnasium in der Bornaischen Straße





    Bornaische Straße in der Abenddämmerung





    Ein paar Impressionen aus der Wolfgang-Heinze-Straße











    Das Connewitzer Kreuz, eine nach wie vor städtebaulich sehr vernachlässigte Gegend. Da trägt auch der Rewe-Ersatzneubau für die olle Ost-Kaufhalle nichts Positives bei.





    Am Werk II



    Bilder: Cowboy

  • Scheint aber ein fruchtbarer Tummelplatz für das alternative Stadtvolk zu sein, ich meine genug Nischen und Rückzugsmöglichkeiten zu erahnen.

  • ^ Das alternative Stadtvolk gab es in Connewitz schon vor über 30 Jahren zu DDR-Zeiten. Schon damals gab es Abgesänge auf den Stadtteil, die in regelmäßigen Zyklen ständig wiederholt wurden und sicher auch noch in 30 Jahren wiederholt werden. Letztendlich wird der Mythos Connewitz auch nur von außen befeuert. Connewitz ist in den letzten 30 Jahren schon mindestens dreißigmal untergegangen, dreißigmal abgebrannt und dreißigmal zu einer No-Go-Area verkommen. Da werden Geschichten in Netzgemeinden mit einem Faible für alternative Fakten nach immer gleichem Muster erzählt wie: "Der Freund meines Freundes der Bekannte ist Arzt/Architekt/Unternehmer aus Connewitz, der aufs Land floh, nachdem die Chaoten zum drölfhundertstenmal sein Haus/Auto/Schoßhündchen angezündet hatten". Die Reaktionen darauf sind auch immer dieselben: Leipzig ist inzwischen so was von verkommen, Gottseidank wohne ich in Freital oder der Klassiker: "Jung muss weg!"



    Noch ein paar Fotos:


    Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kunst (HTWK) links und rechts der Karl-Liebknecht-Straße ist mit über 6.000 Studierenden fester Bestandteil von Connwitz.










    Wohnbebauung aus der Zwischenkriegszeit entlang der Richard-Lehmann-Straße





    Das Panometer ist durch die wechselnden Panoramen des Künstlers Yadegar Asisis zu einer richtigen Touristenattraktion geworden.

    Bilder: Cowboy

  • Eisenbahnstraße wird zur Studentenmeile

    und damit möchte ich mich diesem Gruß aus der Eisenbahnstraße anschließen...



    ...Frohe Ostern! :D

  • Ein kleiner Rundgang zur Gegend um die Lange Straße im Graphischen Viertel in der es noch viel zu tun gibt - zumindest was das Wiederherstellen der alten Blockrandstruktur anbelangt:


    Lange Straße vom Marienplatz aus kommend:



    Lange Str. 25



    Lange Straße 24



    Eckgebäude Lange Straße/Kreuzstraße



    Gegenüber schauts so aus




    Brachflächenland in Richtung Ludwig-Erhard-Str.



    Kontrastprogramm Lange Str. 12



    Verhunztes Eckgebäude Kreuzstraße/Scherlstraße



    Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften Ansicht Kreuzstraße



    Irgendwas entsteht auf dem Grundstück Scherlstraße 14-16



    Eigene Bilder

  • Die Lange Str. 12 gehört zur Langen Straße 14 (Frankenstein & Wagner <-- Diese Hausanschrift bezieht sich auf eine Druckerei, welche noch vor wenigen Jahren im EG Hinterhaus aktiv war).


    Das Brachflächenland gliedert sich in Lange Straße 16 (Parkplatz, gehört zur Langen Str. 14, bleibt unbebaut, da Fenster in Brandwand) und Lange Str. 18, abgerissen ca. 2015 nach mehreren Bränden und Teileinsturz. In diesem Haus befand sich die erste Wohnung von August Bebel in Leipzig.


    Der Streifen zwischen Marienplatz und Bundesstraße harrt auch der Bebauung. Der Platz selbst ist ein Schmuckstück geworden.


    Im Hause Scherlstr. 2 (Ecke Dresdner Str.) bewohnt Gustav Theordor Fechner, der letzt ganz große Universalgelehrte mit äußerst vielseitigen Forschungen und Schriften.