Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • noch mal zu Braunfels: ich könnte mir vorstellen, dass diese Giebelabfolge gar nicht die historischen Altstadtbauten zitieren sollen, sondern eher von gotischen Spitzbögen abstrahiert sind. Hat sich Braunfels etwas von den ghibellinischen Zinnen Italiens inspirieren lassen?


    Die deutsche Architekturgeschichte strotzt ja nur so von italienischen Reisen und in diesem Fall wäre ja der politische Bezug durchaus vorhanden. Ich meine doch, dass der Saalhof auch staufische Bezüge hat ....


    Wen es interessiert: in Siena findet man schöne Beispiele aus dieser Epoche.

  • Der Kahlfeldt Entwurf ist ja zum gackern. Da hat jemand den Auftrag nicht verstanden. Gefragt war ein "Historisches Museum" zu planen kein "Historisierendes Museum" :lach:

  • Der Mäckler Entwurf ist ganz gut gelungen (bis auf die Fassadenseite zum Haus Wertheym hin), der vom Atelier Rang auch. Über das "Wasauchimmer" kann man sich streiten. Würd wahrscheinlich eh erstmal aus Kostengründer wegfallen :D
    Der Kahlfeldt Entwurf hat was, nur bitte nicht an dieser Stelle...

  • Die meisten Entwürfe strahlen für mich zuviel monotonie aus, wiederholung und große Flächen
    Gerade in der Ecke muss doch etwas stehen, was abwechslungsreich sein kann. Das muss ja noch nichtmal historisierend sein, das kann man ja auch modern interpretieren. Manche Entwürfe nehmen leider überhaupt keinen Bezug auf das Umfeld.


    Der Vorschlag des Alstadtforums ist zwar nett, gefällt mir auch, aber ist ja auch klar..er baut einfach das auf,was vorher war. Das hat dann aber wenig mit Museum zu tun, das kann schon spektakulärer sein.


    Das wir nun auch in Zeitungen zitiert werden hat mich breit grinsen lassen, Journalisten sind wohl nicht mehr in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden :lach:

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  • Chewbacca hat recht...
    Hier mein Vorschlag: Komplett-Reko des jetzigen Areals und Verlegung des Historischen Museums ans Mainufer und zwar ans Honsell-Dreieck!
    Der Bauplatz ist bereits freigeräumt,und wird in den nächsten 2 Jahren eine enorme Aufwertung erfahren.
    Man könnte hier sämtliche fliegen mit einer Klappe schlagen:
    Die von der Stadt geforderte BGF wäre locker zu vergrössern,die Architekten könnten sich austoben und einen repräsentativen Bau schaffen,der diesen Namen auch verdient.Desweiteren wäre das Museum durch die unmittelbare Nachbarschaft zur EZB massiv im Focus der Öffentlichkeit und am jetzigen Areal könnte eine Lösung geschaffen werden,mit der alle zufrieden sind.
    Durch den Bau der neuen Brücke würden viele tausende täglich das museum im Blick haben,was ihm jetzt verwehrt bleibt.Ebenso würde der Begriff "Nördliches Museumsufer",der in der Präsentation wieder strapaziert wurde, endlich auch mal eine reale Grundlage erhalten.Analog dazu könnte man den Versuch der Stadt sehen das Museum der Weltkulturen auf dem Degussa-Areal zu etablieren.
    was meint ihr dazu?

  • @ Chewbacca: Zustimmung! Du sprichst hier meines Erachtens auch die Ursache für den Architektureintopf an (gerne als spannender Kontrast euphemisiert), den wir zwischen Dom und Römer sehen - es gibt schlicht kein großes architektonisches Konzept für diese Stadt, was definitiv der Politik schon seit der Nachkriegszeit zum Vorwurf zu machen ist.


    Erst hat man nach dem Krieg eine gewaltige Menge zumindest aufbaufähiger oder ergänzbarer steinerner Erdgeschosse abgeräumt und aus der Altstadt einen Parkplatz gemacht. Dann rekonstruiert man das Steinerne Haus, stellt aber gleichzeitig den grässlichen Kunstverein-Kubus hin. In den 70ern das Technische Rathaus, wenig später Samstagsberg- und Schwarzer Stern-Reko, gleichzeitig aber Kunsthalle und Saalgasse. Demnächst schlimmstenfalls wieder das gleiche Schlamassel mit Totalrekonstruktionen, die sogar in einer Reihe mit modernen und zwangsläufig unpassenden Füllbauten stehen werden und so weiter - wir brauchen endlich ein klares Bekenntnis zur historischen Altstadt! Oder wenigstens zu einem historischen Straßenbild mit kleinteiliger Bebauung.


    Der Wunschtraum mancher Architekten und Denkmalpfleger, dass die Menschen eines Tages Kunstverein-Kubus oder die Riegelbebauung der Berliner Straße gleich einem Renaissance-Erker zu schätzen wissen werden, wird jedenfalls nicht eintreten...

  • Das Historische Museum sollte sich in unmittelbarer Nähe des historischen Stadtkerns befinden, da sich die Besucher dann vor Ort über geschichtliche Hintergründe informieren können. Eine Verlagerung etwa an das Honsell-Dreieck würde nach meiner Ansicht einen Bruch darstellen.


    Bei einem Neubau am Römer stehen doch offenkundig zwei Bedürfnisse im Widerstreit:
    1) Das Museum benötigt Austellungsflächen in einer Größe, die ein hallenähnliches Gebäude erforderlich machen.
    2) An diesen Ort passt eigentlich nur eine kleinteilige Bebauung, vielleicht sogar nur eine Rekonstruktion der ursprünglichen Bebauung.


    Der Siegerentwurf hat nahezu keine Fenster und um ins Innere zu gelangen, muss man erst einen unterirdischen Tunnel durchqueren. Warum verlegt man dann nicht gleich einen Großteil des Museums unter die Erde und setzt oben eine standortgerechte Bebauung darauf. In dem jetzigen Sieger-Entwurf würde man ohnehin nicht merken, ob man unter oder über der Erde ist.


    Was mir noch nicht ganz klar ist: Wird der Plan des Stuttgarter Architektenbüros auf jeden Fall realisiert? Wenn ja, wie stark können Überarbeitungswünsche der Stadt den jetzigen Plan noch abändern?

  • @ Beggi: Was ist denn daran so schwer, einen großen Neubau zur Saalgasse und zum Fahrtor hin kleinteilig zu gliedern? Der Mäckler-Entwurf macht doch vor, wie es geht, nur müsste das Ganze halt wesentlich detaillierter und weniger postmodern sein - und nein, ich rede da jetzt nichtmal von Reko.


    Was den Standort angeht sehe ich das allerdings genauso, das Historische Museum gehört in die Stadtmitte. Bezüglich der Realisierung würde ich jetzt erstmal keine Voraussagen treffen, vor allem nach dem, was in Sachen TR und KSP Engel & Zimmermann alles passiert ist.

  • Eine Verlagerung ins Ostend halte ich weder für wünschenswert noch für durchsetzbar. Das eigentliche Honselldreieck ist außerdem nicht im Besitz der Stadt. Sollte sich die benötigte Nutzfläche auf dem jetzigen Areal nicht verträglich schaffen lassen, dann könnte ohne weiteres auf das unmittelbar östlich angrenzende Areal der Probstei an der Saalgassen-Südseite zurückgegriffen werden. Hier ist eine andere Lösung als die aktuelle ohnehin geboten, dem Vernehmen nach scheint der Besitzer, der Evangelische Regionalverband, auch zu einem Verkauf bereit zu sein. Soweit ich weiß, sieht der Entwurf des Altstadtforums diese Option auch vor.


    Beggi, niemand kann den Bauherrn zwingen, den erstplatzierten Wettbewerbsentwurf auch umzusetzen. Bei dem Wettbewerb für das Areal des Technischen Rathauses ist der siegreiche Engel-Zimmermann-Entwurf auch in aller Stille in einer Schublade verschwunden. Auch eine Überarbeitung nach Wünschen der Stadt ist möglich, natürlich nur in dem Maße, in dem das Architekturbüro dazu bereit ist. Weiterhin gibt es andere Möglichkeiten, etwa den Verzicht auf eine Realisierung des LRO-Entwurfs und stattdessen Rekonstruktion.

  • @Chewbaca: Du hast das Dilemma genau auf den Punkt gebracht. Die vorgaben an den Wettbewerb lassen sich einfach nicht mit der vorhandenen Lage in Einklang bringen


    Ich halte, wie andere, aber auch nix davon, das Museum zu verlegen. Gerade das Historische Museum hat dort einen Idealen Standort und sollte dazu einladen, Frankfurts Geschichte vor Ort, da wo Frankfurt entstand zu erfahren.


    Für mich soll ein Museumsbau auch repräsentativ sein, aber muss das immer durch Größe oder ausgefallene Architektur gesehen? Gerade das "Historische" Museum kann doch auch Historische Architektur und Grundrisse zitieren.


    Ich denke, man sollte das angrenzende Areal, das wie Schmittchen erwähnt, auch zur Verfügung steht, mit einbeziehen. Dann können die Baumassen etwas kleinteiliger ausfallen, was der Sache dienlich wäre.

  • Ich halte Chewbaccas Beitrag für den besten der hier zu diesem Thema geschrieben wurde. Und würde für eine Verlegung des Standorts plädieren. Und "Geschichte" ist in Frankfurt auch an vielen anderen Orten allgegenwärtig: auch die - wenn auch späte - Industrialisierung der Stadt ist ein zur Historie gehörendes Thema und da würden sich die wunderschönen alten, teilweise ungenutzen Frabrikgebäude wie z.B. an der Wächtersbacher-Str. doch anbieten oder um die Museumsufer-Idee weiterzuführen ein Platz für ein moderneres Gebäude am Honselldreieck - wie schon oben vorgeschlagen - für eine gute Idee. Die Entwickler des Honselldreiecks liegen ob der riesigen geforderten Einzelhandels-Gewerbfläche mit der Stadt im Clinch, da kann man bestimmt noch was machen. Da wäre ein Museum besser als just-another-ALDI.

  • Ich finde zu weit draußen sollte das Historische Museum nicht sein. Aber unmöglich wäre eine Standortverlagerung nicht. Was mir nämlich grade einfällt: wie wäre es die Neue Börse wiederaufzubauen (Eine Wiederbebauung des Platz vor der Paulskirche hat ja auch der Leiter des Stadtplanungsamts bereits angeregt) und das Historische Museum eben da unterzubringen? Könnte vom Platzangebot durchaus reichen, zur Not baut man halt auch in die Tiefe, und ist vom Standort her sogar noch näher am Römerberg als der Saalhof.

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  • Der Mäckler-Entwurf ist mit Abstand der beste. Es ist völlig unverständlich, dass er nicht gewonnen hat. Der 1. Platz ist einer der schlechtesten Entwürfe und erinnert an vergangene Frankfurter Bausünden. Es wäre eine Schande, wenn ein hässliches Gebäude, gegen ein anderes ausgetauscht werden würde. Über Treppe freuen sich höchstens die Skater und BMXler, die dann wie beie der Konstabler den Leuten über die Füße fahren.

  • *meldemichseitlangemmalwiederzuWort* Alles eine Frage der Politik: Lass einen schlechten Entwurf gewinnen und du hast bessere Argumente für die Reko. :)

  • Ja, das stimmt. Allerdings finde ich es bedenklich, dass in Frankfurt immer der (mE) langweiligste Entwurf gewinnt:EZB, Alte Brücke sind dafür Beispiele und auch der erste Altstadtentwurf war ja eine Katastrophe. In anderen Städten gewinnt meist der prestigeträchtigste Entwurf. Ich war gerade in Lissabon. Da sind schon die U-Bahn-Stationen cooler als unsere Museen...

  • Grundsätzlich hat Chewbacca schon Recht, nur sollte man das Museum schon in der Nähe der anderen Kultureinrichtungen halten. Man muss sich auch Gedanken machen wie im Falle eines Umzugs eine anderweitige Nutzung des Areals sinnvollerweise und halbwegs kostendeckend aussehen könnte. Eine Wohnnutzung würden die enormen Kosten einer Reko nicht annöhernd rechtfertigen.


    Beim Historischen Museum handelt es sich m.E. auch durchaus nicht um eine Einrichtung die eine besonders eigenständigesund hervorstechende Architektur braucht. Anders als das Städel, MMK oder die Schirn hat es kaum überregionale Anziehungskraft und wird diese auch nicht entwickeln. Zudem kann man doch gerade ein Historisches Museum auch gut in einem historischen Umfeld mit teilweise historischen Fassaden unterbringen.


    Ein etwas veränderter Mäcklerentwurf bietet viele Vorteile:
    1.) Eine große Ausstellungshalle
    2.) Freistellung des Saalhofs
    3.) Teilweise Fassaden-Reko zum Haus Wertheim und des Salzhauses
    4.) Überschaubare Kosten durch wenig Reko und moderne Bauten

  • garcia: Du meinst wohl Haus Landeck? Das Salzhaus stand oben am Römer.


    Der Mäckler-Entwurf ist aber auch nur der Einäugige unter den Blinden, hatte von Mäckler deutlich mehr erwartet. Egal was man macht, auf jeden Fall sollte die Rekonstruktion von Haus Landeck und dem Marstall möglich bleiben.


    @Chewbacca: was mit den Cafes würde weiß ich nicht, da hab ich noch keine Antwort. Das Leben auf dem Paulsplatz findet aber nur im östlichen Teil statt, der ja sowieso freibleiben würde, und um den vergleichsweise öden Platanenhain ists nun wirklich nicht schade. Aber wie deine Einstellung zur Altstadt ist hast du ja schon in einem anderen Fred unmissverständlich klar gemacht. Auf jeden Fall lass ich mir von dir gewiss keine Denkverbote auferlegen, und wenn selbst der Leiter des Stadtplanungsamtes schon über eine Neubebauung des Paulsplatzes nachdenkt erst recht nicht!