Sanierung/Erweiterung Staatsoper

  • David Guetta im gewissen Sinne und sogar der Til insofern als er die wohl beste deutsche zeitgenössische Speilfilmgattung (Komödie) fast perfektioniert hat


    Um Gottes Willen :lach: Filmideen aus anderen Ländern klauen und mit mittelmäßigen Schauspielern und pseudo-sozialem Anspruch "nachzuspielen" ist also die neue Hochkultur? Auch David Guetta ist eher dafür bekannt sich überall zu bedienen und in massentaugliche Form zu bringen. Von dem her stellst du Mainstream-Unterhaltung über künstlerischen Anspruch. Das ist aber sicherlich kein Merkmal für etwas das ich jetzt als Hochkultur bezeichnen würde.


    P.S. Til Schweigers neuer Film, mit Cro in der Hauptrolle – auch so ein hochkultureller Künstler – floppt gerade mächtig! Unterstützt ihn doch und geht ins Kino.

  • Bin kein Filmspezialist. M.E. gibt es von Schweiger (mit) die besten deutschen Komödien, wobei der Klassiker dieses Genres "Männer" von Dörrie sein dürfte.


    Geklaut, okay, das haben aber auch Klassiker von anderen Klassikern, bekannteste Maler von anderen. Hochkultur erfordert ja nicht Originalität oder Einzigartigkeit oder wirtschaftlichen Erfolg.


    Apropos Floppen: Könnte man fast der gesamten staatlich subventionierten Hochkultur dann unterstellen.


    Der Unterschied zwischen uns ist vielleicht eher, daß ich auch zeitgenössische oder gar Mainstream-Unterhaltung grundsätzlich für Hochkultur halten könnte, diese also nicht kategorisch ausschließe.


    Vielleicht kennst Du die ewige Diskussion zw. Oper/Theater vs. Musical. Es gibt Opernfans, für die Musical schlicht Kitsch ist, schon gar nicht Hochkultur. Offenbar assoziieren viele mit Hochkultur etwas getragenes, weniger buntes, aufgeregtes, schnelles, modisches, vielleicht muß es gar viel Geschichte besitzen. Selbst wenn die künstlerische Ausführung im Opern-Fall dürftig, im Musical-Fall bestechend wäre.


    Ist ja okay, nur scheint mir das dann eine Art geprägte/kategorische/formale Hochkultur-Zuschreibung zu sein. Ich sehe es weniger starr.


    Oder stellen wir uns einen Moment vor Guettas Musik würde mit Frack in einem Opernhaus dargeboten. Erlesenes, gesittetes Publikum. Nicht 2016, sondern 200 Jahre, bis 2216 wird er gespielt. Wäre es dann mehr Hochkultur als heute in einem Riesenstadion mit ausflippenden Fans? Die Kunst selbst wäre doch dieselbe. Vielleicht assoziieren wir mit Hochkultur gerne einen Schuß Erlesenheit, ist ja auch schmeichelnd fürs Publikum sozusagen zu einer auserwählten Gruppe zu gehören, geradezu Bildungsbürgertum.

    Einmal editiert, zuletzt von Max BGF ()

  • Ich glaub da hast du mich falsch verstanden, ich stehe überhaupt nicht auf klassische und getragene Unterhaltung, da geh ich lieber auf Underground Rave´s. Ich weigere mich aber kommerziellen Erfolg mit künsterischem Anspruch zu verwechseln, bzw. nur weil etwas erfolgreich ist muss es mir noch lange nicht gefallen und ich erkenne es dann auch nicht automatisch als Top-Notch an. Um neue Impulse zu setzen muss Kunst auch mal Grenzen durchbrechen und ab und an auch weh tun. Da ist avantgardistischer Tanz – da kann das Ballett eben auch dazuzählen – einfach besser geeignet als Schweigers familienfreundliche Kömödien, wo vom Säugling bis zur Oma alle mit einem Lächeln aus dem Kino kommen sollen. Kino kann absolut Hochkultur sein, aber das können andere Nationen einfach besser als wir – und damit meine ich jetzt nicht Michael Bays "Transformers", sondern eher Pedro Almodovar, Jim Jarmusch oder Alejandro González Iñárritu mit zuletzt Birdman und The Revenant. Und zum Thema Musical bin ich relativ gespalten (ich war kürzlich in Bodyguard das Musical). Vieles ist oft Kitsch, aber die künstlerischen und athletischen Darbietungen in einem Musical sind technisch oft auf extrem hohen Niveau! Bei einem Schweiger oder Guetta würde ich hohes Niveau höchstens mit dem Marketing in Verbindung bringen. Das was beide machen ist einfach zu beliebig und von der rein technischen Leistung, schauspielerisch wie musikalisch einfach nur schlecht.

  • Dann sind wir eigentlich doch nicht weit auseinander. :)
    Wenn ich so ein Pauschalurteil über Ballett fälle, ist es natürlich seinerseits starr und hatte eine nicht geringe provokative Intention. ;)

  • Ballett

    Ballett erfordert strengste Disziplin und lange Jahre anstrengendes üben und das mit keiner Gewissheit jemals davon leben zu können.


    Also etwas, was in unserer schnelllebigen Zeit ein Novum ist. Ja, kaum einer sieht den Unterschied zwischen guten und exzellenten Tänzern, gerade deswegen ist es "hohe" Kunst.


    Man kann es auch so formulieren, wie es unser Friedrich Schiller getan hat:


    Kannst du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunstwerk,
    mach' es wenigen recht; vielen gefallen ist schlimm.

  • Um wieder aufs Thema zu bringen drücke ich es salopp mal so aus. Die hohen Künste sind die hohen Kosten deswegen wert, weil sie als Aushängeschild einer Stadt fungieren. Wichtig ist halt nebenbei das man nicht vergisst auch die Subkultur wertzuschätzen und zu unterstützen. Wenigstens diesbezüglich scheinen die Grünen dieser etwas mehr Wertschätzung entgegenzubringen wie die CDU es tat, wenn auch weit nicht soviel wie von manchem erhofft. Ich finde in Stuttgart funktioniert dieses Miteinander der Kulturszenen ganz gut, denn die staatlichen Institutionen sind von hoher Qualität, und es gibt daneben eine lebendige unabhängige Kunst-, Kultur- und Musikszene. Wenn man das mal mit ähnlich großen Städten vergleicht stehen wir gar nicht soo schlecht da.

  • Da kann man nur Kopfschütteln.


    Aber nicht realisierbar, das glaub ich nicht. Bei unseren hohen Herren, die einfach keine Vision oder keinen Mut haben, ist dies zutreffend.


    Ich versteh gar nicht, warum verlegt man die Stadtautobahn zwischen Charlottenplatz und Gerhard-Müller-Platz nicht ganz unter der Erde,
    um so an der Oberfläche mehr Platz zu schaffen.


    Dies ist zwar eine sehr kostspielige Lösung, aber wäre für diesen Bereich ein Gewinn.

  • Warum spart man sich die Kohle nicht einfach und haben halt ne Weile keine Oper? So eine Ausgabe kann man doch nur mit entsprechenden Einnahmen oder einer passenden Folgenutzung verargumentieren, beides sehe ich hier nicht.

  • ^
    genau deswegen hat der Verein Aufbruch vorgeschlagen, gleich eine Neue Oper zu bauen und die Alte für weniger Geld als Konzert- und Balletthaus zu Ertüchtigen.


    Das wir in Stuttgart mit einer Oper die regelmäßig Oper des Jahres in Deutschland wird und einem Ballett von Weltruf bis zu 5 Jahre pausieren, würde dazu führen, dass wir diesen hervorragenden Ruf vielleicht nie wieder erreichen würden.


    Das ist ein paar Kategorien schlimmer als den Fernsehturm zu schließen.


    Ergo baut man im Kulturquartier in der Nähe der heutigen alten Oper, um das Katherinenstift einen Neubau (Neue Oper), der eben nicht nach 5 Jahren abgerissen werden muss:

    Sanierung Alte Oper: Sanierungskosten 400Mio mal Faktor 1.X + 100Mio Interim
    Bau einer neuen Oper: Sanierungskosten 400Mio minus xxxMio (es wird z.B. kein Anbau und keine Kreuzbühnentechnik gebraucht) + 200Mio +- 50Mio Neubau


    Rechnet man konservativ und spart nicht allzu sehr am Neubau, wären die Kosten höchstens gleich für beide Alternativen (eher niedriger für den Neubau) und dafür bekommt man mehr für das gleiche Geld.

  • Man darf auch nicht die Menschen die im Staatstheater in der Verwaltung, Technik, Kostüm und Maske und in den Dekorationswerkstätten arbeiten und dies sind nicht wenige. Bei einer Schließung von 5 Jahren würden wahrscheinlich diese Leute ihren Job verlieren. Oder welcher Arbeitgeber zahlt für 5 oder 6 Jahren das Geld seiner Mitarbeiter weiter?

  • Okay, ihr habt ja recht und ich gebe zu das mein Beitrag etwas polemisch war. Ich finde trotzdem, dass man das niemand erklären kann. Aus finanziellen Gründen nicht und ökologisch ist das auch nicht.
    Gut, die Idee von "Aufbruch" klingt in der Tat deutlich sinnvoller, auch wenn es ggf. unter dem Strich sogar ne Nummer teurer sein sollte.

  • Bei den massiven Umwälzungen im Kessel, die momentan und noch auf Sicht laufen, muss es doch möglich sein ein geeignetes Gebäude an einem passenden Ort aufzustellen, das man dann einer passenden und ökonomischen Nachnutzung zuführen kann! Eine Zeit ohne Oper ist undenkbar. Tyset, weißt du allein wie viele Menschen dort arbeiten? Vierstellig! Wer soll die bezahlen, wie Trumpysky richtig anmerkt?! Ganz zu schweigen vom Imageverlust, keine Imagekampagne könnte das wieder aufwiegen. Wir haben nicht irgendeine Oper, sondern eine (mehrfach) ausgezeichnete. Deutschland ohne die Stuttgarter Oper wäre ein Paukenschlag!


    Allein der Gedanke daran, ein Interimsbau zu errichten für einen dreistelligen Millionenbetrag, um ihn nach Ablauf der Renovierung wieder einzureißen - unvermittelbar und unverantwortlich, quasi eine Bankrotterklärung wäre das. Es gibt doch noch Menschen mit Visionen, Kraft und Willen in dieser Stadt. Sogar Geld gibt es. Also muss es doch möglich sein z.B. eine Philharmonie "irgendwo am Hbf." zu erreichten und das zeitlich aneinander anzupassen. Auch der Vorschlag von ippolit ist eine Alternative. Vom Standort an den Wagenhallen halte ich persönlich nichts!

  • Der Verein Aufbruch Stuttgart hat mittlerweile die Ideenvorträge der geladenen Architekturbüros zum "Workshop für ein lebendiges Kulturquartier" online gestellt, die sich natürlich auch alle um das Thema Opernsanierung drehen:


    http://www.aufbruch-stuttgart.com/vortraege


    Ohne die Vorträge gehört zu haben, kurz zusammengefasst, soweit ich das entnehmen kann:


    AllmannSattlerWappner versuchen eine rythmische Ordnung in den Stadtraum entlang der B14 zu bringen, die mit der neuen Oper an der Ecke KK-Stift eingeleitet wird. Der Stift soll dafür "versetzt" werden. :D


    Christoph Mäckler will (wenn ich das richtig entnehme) neben den Bahnhof in die Achse des Schlossgartens einen Neubau stellen, der auf Distanz das Pendant zum Stadtschloss bildet.


    HdM setzen sich ganz ähnlich mit der Achsialität Stuttgarts auseinander und schlagen für die Oper eine flankierende Neubebauung des Schlossgartens gegenüber der heutigen Oper vor (d.h. entlang der Königstraße). Die B14 wird dabei in einen grünen Boulevard verwandelt (inkl. etwas wunderlichem Verkehrskonzept).


    KAW verfolgen einen ähnlichen Ansatz wie ASW, die Quervernetzung über die B14 hinweg, zeigen aber noch radikaler, wie sie vorgehen wollen: zwei erhöhte Plätze werden über die Straße gelegt, die partiell gedeckelt, teilweise untergraben wird. Einer davon auf Höhe des Akademiegartens (wo der Neubau der Oper entstehen soll) und ein weiterer am KK-Stift, wo ein weiterer Stadtbaustein entstehen soll.


    Urban ThinkTank wollen so genannte "Landungsbrücken" errichten, die über die B14 hinweg eine Querverbindung herstellen und über Arkaden, die das Areal einfassen verbunden werden. Eine eher provisorisch aussehende "Bürgeroper" soll im Hof des Neuen Schlosses entstehen.:confused:

  • Allen Ansätzen gemeinsam scheit zu sein den breiten Schlossgarten der sich ab Schloss bis zum Neckar hinzieht, zu einem separaten kleinen Park zwischen Hbf und Schloss und einem grossen Park hinter dem Hbf zu machen und dafür mehr Gebäudemasse am Zentrum unterzubringen, um das mal Stadtplanerisch zusammenzufassen.
    Ein Pendant zum Schloss an der Schillerstrasse - das würde die historischen Bezüge komplett ändern, wird zu Aufregung führen, aber könnte etwas haben.
    Den Akademiegrrten wieder zu bebauen - die Fläche war historisch lange bebaut, das sollte passen. Man könnte auch beides machen, dann am Hbf ein Gebäude mit höherer Nutzungsfrequenz, a,m Charlottenplatz mehr Kultur, soweit nutwendig.
    Parallel warte ich aber noch auf das ÖV-Kozept der Stadt, aktuell scheint man eher alles Geld für die Hobbys von Üäzold und Kuhn rausblasen zu wollen (Oper,Wagenhallen) und die Infrastruktur der Stadt verkümmert.

  • Zuerst wollte ich schnell einen Favoriten küren und jetzt merke ich das alle etwas haben, da die Entwürfe mutig sind und umsetzbar. Sie setzen darauf die Stadt in ihrer Mitte zusammenzuführen und aufzuwerten.


    So ist es umso trauriger, dass wir z.Zt. von Menschen regiert werden, die die Kraft/Kreativität der Entwürfe entweder nicht erfassen können oder sehr schnell in absoluten Schubladen landen die verhindern werden das Gesamte aufnehmen zu können, wie dass der Akademiegarten nicht bebaut werden darf, siehe Begrüßungs-Loch vor dem Parlament oder das das Königin Katherinen Stift heilig ist...


    Von Selbigen eine Strategie oder Idee zu einem Neuen ÖPNV zu erwarten wird wohl einen ähnliche Anstrengung, wie die des Vereins Aufbruch zum Kulturareal benötigen.


    Die Frage ist wie lange man noch vortäuschen kann in der handelnden Position zu sein, indem man geschickt den Bürger einsetzt um Dinge zu verwässern oder zu verschleppen siehe Villa Berg.


    So sollte man erkennen, dass man Experten braucht und diese auch davor zu schützen, dass sie von den erwartbaren Nimbys desillusioniert werden.