Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

  • ^ Ich gebe Dir recht, der Sockel Richtung Wasser ist zu hoch im Verhältnis zu den Säulen. Aber das ist auch schon mein einziger Kritikpunkt. Die Ansicht vom Lustgarten Richtung Freitreppe finde ich grandios, der Platz zwischen Galerie und Museum ist geschickt gestaltet, das Fassadenmaterial und – soweit sich das anhand der Fotos beurteilen lässt – auch das im Innern wirkt modern und klassisch-elegant in einem. Die Freitreppe könnte im Sommer ein echter Anziehungspunkt werden. Ich freue mich sehr auf die Eröffnung. Schade, dass es mit der Promenade noch so lange dauert.


    Einen weiteren Artikel samt Bildergalerie gibt es hier bei SPON.

  • Hier gibt es noch ein paar bewegte Bilder: Link
    mit ein paar Worten von Chipperfield und dem Designverantwortlichen des Architekturbüros Alexander Schwarz.
    Das Auditorium wird Platz für knapp 300 Menschen bieten und es wird einen nahezu 700 qm großen Austellungsraum für Wechselausstellungen geben.


    Und auch das Baunetz berichtet, inkl. einiger Innen- und Außenansichten und Grundrissezeichnungen: Link


    Dann möchte ich noch auf einen Artikel hinweisen, der nicht die Architektur sondern die strukturellen und personellen Probleme der SMPK zum Thema hat, im Speziellen geht es um den Generaldirektor Michael Eissenhauer und seine Arbeit. Link

  • Der Sockel längs des Spreekanals wirkt aber nur dann zu hoch, wenn man ihn direkt vom gegenüberliegenden Ufer aus betrachtet. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn auch optisch deutlich in die Abschnitte Ufermauer und Gebäudesockel zu unterteilen.


    Wenn man aber längs des Spreekanals schaut und das Pergamonmuseum mit in den Blick nimmt, so wie auf den Bildern 3 und 5 bei Baunetz, sieht es schon wieder viel besser aus.


    Der Anblick von Süden (Bilder 1 und 6 bei BauNetz), den wir bislang bedingt durch die Baustelle noch nicht so genau hatten, ist schonmal sehr gut und wird bestimmt ein viel fotografiertes Bild werden.


    Das ganze wird aber getoppt, durch den Blick auf die Schlosskuppel, der demnächst vom oberen Treppenpodest, bzw. von der Hochkolonnade und der Terasse an der Spreeseite, möglich ist (Bilder 2 und 4 bei BauNetz).


    Hinzu kommt, dass es halt nicht nur eine "Garderobe" ist, sondern auch Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen bietet.


    Alles in allem ein sehr gelungener Bau, eine großartige Ergänzung des Bestands, auch wenn die Übergänge von den alten Säulengängen etwas hart sind, an dem wir viel Freude haben werden.

  • Ich finde die James-Simon-Galerie aus vier Gründen ziemlich misslungen:


    - Die Säulen sind in der vorliegenden Dichte ihrer Anordnung für mich zu schmal. Anders gesagt: Das Verhältnis von Breite der Säulen zu den Abständen zwischen den Säulen finde ich missraten. Würden jeweils zwei Säulen (oder so) entfallen, würde die Galerie (vielleicht) grazil wirken können. So ist sie für mich eine Massenansammlung von Säulen mit einem dünnen Deckel drauf ohne ästhetischen Reiz. Wie bei der Rückseite des Stadtschlosses frage ich mich hier, ob Architekten heute mehr können, als nur einfache rechtwinklige Bauelemente aneinanderzureihen. Man muss wahrscheinlich "Stararchitekt" sein, damit dies als etwas Besonderes durchgeht.


    - Mir ist die ganze Anlage zu "spitz" und eckig. Insbesondere der schmale vordere Galerieabschluss (der direkt an die Bodestraße grenzt) wirkt für mich (wohl aufgrund der schmalen Dachplatte und der dünnen Ecksäulen) sehr "spitz" und damit unangenehm "aggressiv".


    - Das gesamte Gebäude ist für mich insgesamt zu hoch und dominant, auch beim Blick aus der Entfernung.


    - Wirklich richtig hässlich finde ich den Sockel längs des Spreekanals. Mit seinen drei in verschiedenen Winkeln angeordneten Platten wirkt das Ganze auf mich so, als wenn hier beim Bau etwas fürchterlich schief gelaufen wäre und man dann versucht hat, durch Anwinkelung des Sockels einen Abriss des Ensembles zu vermeiden. Wie schön könnte dieser Sockel als ein leicht geschwungener Bogen wirken! Die Treppe, die ins Nichts führt, empfinde ich wie die Idee eines Gymnasiasten, der kreativ wirken will. Hier hätten auf einer kleinen Terasse (oder einem sich nach innen öffnenden "Balkon") zum Beispiel ein Museumscafé oder, in Falle der Terasse, drei gepflanzte Bäume die Steinwüste durchbrechen können.

    Einmal editiert, zuletzt von Llewelyn () aus folgendem Grund: Präzisierung

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    Da möchte ich dir in allen Punkten Recht geben. Allerdings sind das keine Säulen sondern Pfeiler ;)
    Und in der ganzen Länge wirken diese in Kombination mit dem katastrophal überdimensionierten Sockel mehr wie eine Befestigungsanlage als ein Tempel. Von Unter den Linden mag das noch gehen und durchaus gefällig aussehen. Aber ein Gebäude sollte nicht nur von weitem aus gut wirken.
    Es ist wirklich ein Jammer was hier für teures Geld hingebaut wurde. Immerhin sind noch schlimmere Kelche wie Chippies Vorentwurf oder Grassis "Gefängnis" an uns vorbeigegangen.

  • Ich stimme Llewelyn und Batō zu - vor allem aufgrund des überdimensionierten Sockels wirkt das Gebäude mehr wie eine Festung als ein Tempel. Es ist wirklich schade um die 134 Millionen Euro, die für so ein enttäuschendes Ergebnis ausgegeben wurden. Hätte Chipperfield die alte Ufermauer erhalten und dahinter eine neue Pfeilerhalle errichtet, ähnlich wie es die GHB damals vorgeschlagen hat, wäre das Ganze ein wahrer Gewinn für die Museumsinsel geworden:


    https://images.cdn.baunetz.de/…/8/9/ec6437cde78c6a00.jpg

  • Wie man bei diesem nach Süden offen-einladenden, sorgfältig verarbeiteten, komplexen Bau mit seinen vielen filigranen Pfeilern auf die Assoziation einer "Festungsanlage" kommen kann, ist mir schleierhaft. Ansonsten schließe ich mich dem Votum von Architektenkind (#1341) an. Berlin kann sich sehr glücklich schätzen, dass Chipperfield an dieser wichtigen Stelle seine Könner- und Meisterschaft ein weitere Mal unter Beweis stellen konnte.

  • Dank Chipperfield kann Berlin mit einem neuen, überdurchschnittlichen Gebäude aufwarten. Für mich stimmen hier, trotz des hohen Sockels Proportionen, Materialität und Kubatur. Ein sehr schönes Gebäude. Der Anblick wird bei Nacht, wenn es von innen heraus leuchtet, nochmal gesteigert. Man kann den Verantwortlichen zu diesem Gebäude nur beglückwünschen. Zum Glück haben die Auslober das von Architektator verlinkte Etwas nicht einmal in Betracht gezogen.

  • ^ Ein neo-historistisches Fake-Tempelchen wäre das geworden; nicht einmal eine Reko, sondern bloßes Möchtegerntum. Gott sei Dank ist das nicht gebaut worden.


    Architektator bezieht sich ja auch nur auf die Ufermauern und sagt nicht "Der Tempel wäre besser gewesen". Die Stufen zum Wasser wirken auch malerischer. So sehen es ja auch die Entwürfe für die Spreebadeanstalt vor.


    Vielleicht hätte man der Mauer mehr Glas verpassen sollen? Die zwei Fenster wirken bei der Größe der Fläche etwas verloren und weniger als gestalterisches Element, als einfach nur als Notwendigkeit, wie ein Abluftschacht o.ä. Oder man hätte die Pfeiler bis nach unten hin als Struktur durchziehen können...


    Am schlimmsten finde ich der Übergang zw. den alten und den neuen Kolonnaden. Alles im allen ists jedoch besser, als befürchtet. Oder ich habe mich einfach dran gewöhnt...


    Die nackten Betonwände drinnen sind ja mal wieder alles andere, als aufenthaltsqualitativ hochwertig...

  • Eben. Man hätte einfach die alte Ufermauer erhalten und dahinter die James-Simon-Galerie errichten sollen. Der massive Sockelbau nimmt der Pfeilerhalle ihre ganze Leichtigkeit, die ich ihr ja gar nicht absprechen will. Dass die Ultramodernisten so allergisch auf den GHB-Entwurf reagieren, ist mal wieder typisch.

  • Wie man bei diesem nach Süden offen-einladenden, sorgfältig verarbeiteten, komplexen Bau mit seinen vielen filigranen Pfeilern auf die Assoziation einer "Festungsanlage" kommen kann, ist mir schleierhaft.


    Und mir ist wiederum schleierhaft was an dem Pfeilerwald filigran sein soll. Dazu wäre m.E. ein deutlich anderes Volumen aus Pfeileraufsatz und Sockel nötig. Die Pfeileranordnung so wie sie jetzt ist erscheint mir trotz der Schlankheit der Pfeiler zu dicht und zu hoch. Einzig am Eingangsbereich wirkt der Aufsatz einigermaßen luftig. Dahinter erstreckt sich die Pfeilerreihe in sich erschöpfender Monotonie und überschaubarer Transparenz.
    Der Anschluss des Sockels der JSG an das Pergamonmuseum hätte deutlich harmonischer erfolgen müssen als in der Plumpheit wie er jetzt ist. Vor allem hätte er im Verlauf zur Bodestraße an Höhe verlieren und Straßenniveau erreichen sollen, im Endeffekt verbunden mit einem niedrigerem Gebäudeabschluss.
    Verzichtet man dann noch auf die Pfeilerreihe welche die Kolonnaden des Neues Museums fortsetzt - was auch hier mit äußert unharmonischem Übergang erfolgt ist - müsste letzteres auch nicht im "Hinterhof" der sich nun unverhältnismäßig stark in den Vordergrund stellenden JSG verschwinden.


  • Verzichtet man dann noch auf die Pfeilerreihe welche die Kolonnaden des Neues Museums fortsetzt - was auch hier mit äußert unharmonischem Übergang erfolgt ist - müsste letzteres auch nicht im "Hinterhof" der sich nun unverhältnismäßig stark in den Vordergrund stellenden JSG verschwinden.


    Ich muss widersprechen ;)


    Das Neue Museum steht nicht im Hinterhof. Die Seite zur JSG ist seine Rückseite, der Haupteingang und somit die Vorderseite befindet sich ja an der Ostseite. Daher wird eher diese Rückseite nun durch die JSG hervorgehoben und ich wage mal zu behaupten, dass dadurch eine, wie auch immer gestaltete, Fassaden(teil)rekonstruktion am Neuen Museum wahrscheinlicher geworden ist.


    Der Übergang zwischen alten und neuen Kolonnaden ist hart, aber nicht unharmonisch. Ich halte die neuen Kolonnaden für eine gelungene moderne Inerpretation, die sich in der Hochkolonnade fortsetzt, welche wiederum den Übergang schafft zum Pergamonmuseum, indem sie die Säulen an dessen Westfassade modern fortsetzt.


    Positiv fällt mir auch auf, dass die klotzige Südfassade des Pergamonmuseums, insbesondere die fensterlose Wand, durch die JSG nicht mehr zu sehen ist.


    Das Problem mit dem Sockel bleibt. Aber je länger ich den alten Sockel des Pergamonmuseums oder auch die alten Ufermauern gegenüber betrachte, desto besser kann ich mich damit anfreunden.

  • Fantastische Architektur!

    Ich war heute vor Ort und bin einfach begeistert! Gerade die hier von manchen kritisierte "Massigkeit" des Gebäudes passt doch gerade in das Umfeld. Der mich begleitende Besuch aus München war ebenfalls voll des Lobes und nannte die Galerie "hauptstädtisch" im Gegensatz zu der Zuckerbäcker-Architektur in Muc...

  • Der Haupteingang des NM mag zwar auf der nordöstlichen Seite liegen, dennoch ist das Gebäude ein Solitär und verfügt auch auf der südwestlichen Seite über eine repräsentative Fassade. Wenn Andreas Kilb in der FAZ etwas über dessen „schmucklose“ Rückseite fabuliert kann er wohl nur den von Chipperfield entworfenen reduzierten Teil meinen. Welch Ironie :lach:
    Das mit der Fassaden(teil)rekonstruktion erschließt sich mir nicht. Warum sollte die jetzt auf einmal möglich sein?


    Das Raumgefüge fand ich trotz der gewaltigen Ausmaße des Pergamonmuseums (und mit Hinblick auf die anstehende Sanierung) in Ordnung. Auch war das Pergamonmuseum vom Kupfergraben aus noch gut als Solitär wahrnehmbar. Mit dem bereits in Bau befindlichen Glas-Beton-Käfig von Ungers und der rüde angedockten JSG verschwindet dieser Solitärcharakter leider in erheblichem Maße.
    Auf den bekannten Visus sieht das für mich immer aus wie ein D-Zug der durch's Pergamonmuseum rast.


    Was den Sockel des Pergamonmuseums angeht...angesichts des monumentalen Museumstempels der auf diesem thront sehe ich hier kein Missverhältnis bei den Proportionen. Außerdem ist dieser nicht ganz glatt sondern mit einigen Gestaltungsmitteln versehen und wird nach der Sanierung schön neu aussehen. Ob du dich dann immer noch mit JSG-Sockel wirst abfinden können ;)


    Versteht mich nicht falsch. Ich finde Chippies Gestaltungs- und Materialmix wie er ihn schon bei seinem Literaturmuseum in Marbach umgesetzt hat durchaus gelungen. Nur eben bei der Museumsinsel passt es für mich nicht.

  • Der mich begleitende Besuch aus München war ebenfalls voll des Lobes und nannte die Galerie "hauptstädtisch" im Gegensatz zu der Zuckerbäcker-Architektur in Muc...


    Das würde mich auch interessieren, wo die denn stehen soll.:nono:

  • Vor dem Zeughaus entsteht der Platz jetzt endlich neu um den zukünftigen U-Bahn-Zugang:



    Hier nochmal Bilder zum JSG, die bei äußerst miesem Wetter dennoch für sich sprechen:




  • Auf dem ersten Bild sieht man, dass das Zeughaus eingerüstet ist. Weiß jemand mehr dazu?


    Was die James-Simon-Galerie betrifft, bleibe ich dabei: Aus der Ferne wirkt sie wie ein schöner antiker Tempel, aus der Nähe wie eine hässliche unbezwingbare Festung. Schade!