Potsdam: Lustgarten

  • Hr. Plattner hat Wolfgang Mattheuers Bronzeskulptur „Jahrhundertschritt“ für seine Sammlung erworben. Die Skulptur ist fünf Meter hoch und soll mal vor der geplanten Kunsthalle ihren Platz finden und bis dahin im Kutschstallhof ausgestellt werden.
    Der Link.

  • Zwei Publikationen

    1. Ein sehr guter Aufsatz von Ch. Klusemann einem Kunsthistoriker und Spezialisten für DDR-Baugeschichte in den PNN: http://www.pnn.de/potsdam/660936/


    Anlässlich der Mercure-Abriss-Debatte erläutert er die vielen Brüche der DDR-Baugeschichte, die in Kombination mit horenden wirtschaftlichen Problemen zu dem Mix aus maroden Altbauten und fehlplatzierter Ostmoderne geführt hätten, wíe man sie 1990 vorgefunden habe. Der Aufsatz ist sehr kenntnisreich und Blickt insbesondere auf Potsdam.


    2. Im Interviev klagt der brandenburgische Landeskonservator Detlef Karg über die mangelhafte Austattung des Denkmalschutzes und spricht sich für die Errichtung einer Zeitgenössischen Kunsthalle im Lustgarten aus. Ein Bau Abseits der Innenstadt wäre Geldverschwendung.
    http://www.tagesspiegel.de/ber…kunsthalle/6821366-3.html

  • Mittlerweile gibt es einen Offenen Brief der Beschäftigten des Mercure-Hotels an Hasso Plattner. In diesem protestieren die Beschäftigten gegen die mangelnde Bürgerbeteiligung zum Abrissprojekt sowie über die "generell tendenziöse Berichterstattung" der Medien. Unterstützung erhalten die Beschäftigten von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Deren Geschäftsführer Uwe Ledwig beklagt die Manipulation der Öfffentlichkeit im Zusammenhang mit dem Abrissprojekt.


    http://www.maerkischeallgemein…ussion-um-Kunsthalle.html


    Weiterhin haben mittlerweile Peter Kulka und Michael Braum die Vorfestlegung auf den Standort Hotel Mercure kritisiert.


    http://www.maerkischeallgemein…rcure-nicht-zwingend.html


    Interessant ist zudem ein Blick auf die Leserbriefseiten der Märkischen Allgemeinen. Auf diesen wurden in den letzten Tagen zahlreiche Leserbriefe zum Thema Mercure-Abriss veröffentlicht, davon waren rund zwei Drittel gegen den Hotelabriss. Ich sehe also überhaupt nicht, dass eine Mehrheit in Potsdam für den Hotelabriss ist. Damit ist aber eine der Kernbedingungen Hasso Plattners für den Hotelabriss hinfällig. Daher bin ich guter Hoffnung, dass Hasso Plattner seine Kunsthalle am Jungfernsee bauen wird.

  • Würde man die Leser des Neuen Deutschland befragen, sähe das Ergebnis sicherlich ähnlich aus.


    Es wird Zeit, dass dieses Gebäude endlich dem Erdboden gleich gemacht wird. Es verschandelt in ähnlicher Weise die Innenstadt Potsdams wie der monströse Hauptbahnhof.


    Verstehe einer die Leute, die auf Plattenbauten stehen! Lenné ist beim Bau des Hotels sicherlich im Grabe rotiert!


    Ich gehe fest davon aus, dass die Mercure-Gruppe in Potsdam auch ein neues Gebäude finden wird, wenn sich das Geschäft für sie lohnt. Das regelt seit rund 22 Jahren auch in dieser Region Deutschlands glücklicherweise endlich der Markt.

  • Zumal deine Ausführung nicht wirklich dem Inhalt des von dir verlinkten Artikels entsprechen werther Klarenbach. Dort steht korrekterweise auch geschrieben, dass die Belegschaft ihre Arbeitsplätze im Mercure ohnehin aufgeben müsste da Arcor den Mietvertrag bereits aufgekündigt habe. Weiterhin wird geschrieben wie man sich um neue Stellen für die Mitarbeiter bemühen möchte. (Was nicht selbstverständlich ist)
    Ansonsten frage ich mich was "tendenziöse Berichterstattung" sein soll bzw. wie die ihnen zufolge ausgesehen hat.


    Generell ist es übrigens nicht sehr hilfreich angebliche Meinungsmehrheiten an Kommentaren auf Internetauftritten von Lokalzeitungen fest zu machen (zumal nur an einer). Nicht jeder der dazu eine Meinung hat, nimmt sich die Zeit Leserkommentare zu verfassen.

  • Die Volksvertreter (ja, auch von der Ex-SED) haben sich doch eindeutig für den Standort des Mercure entschieden. Was gibt es da zu interpretieren?




    Edit: Alle PDS-Wähler wählen jetzt bitte rot für diesen Beitrag. Yippie-Ya-Yeah! :p

    Einmal editiert, zuletzt von necrokatz ()

  • Kommentar in den PNN

    Prof. Rainer Eckert, Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig spricht sich leidenschaftlich für die Errichtung der geplanten Kunsthalle am Mercure-Standort aus. Dabei fasst er alle bekannten Argumente und Planungen nochmal zusammen, ohne wirklich neue Aspekte zu entwickeln.
    Beim Lesen kann man jedoch seine tiefe Verbundenheit mit Potsdam erfahren, die er als gebürtiger Potsdamer hat, der noch die schlimmsten Zerstörungen durch die DDR-Planung als Schüler mitansehen musste. Wegen eines Protestes gegen die Schleifung der Garnisionskirche, saß der Autor als Jugendlicher kurz in Polizeihaft.


    http://www.pnn.de/potsdam/661215/

  • Mercure forever

    Sehr Schade, HP baut laut PNN jetzt sicher am Jungfernsee: http://www.pnn.de/potsdam/661547/
    Wenn er so eine Debatte scheut und keine Einmischung möchte, hätte er die Diskussion m. E. von Anfang an nicht aufmachen sollen. Die Debatte beim Standort Mercure war vorhersehbar und ist ja auch im Grunde absolut berechtigt, da es nunmal Meinungsfreiheit und -vielfalt in diesem Land gibt.

    Mir persönlich bleibt da nur ein enttäuschtes Kopfschütteln über ein Museum, das bestimmt nett wird aber an diesem Stadort doch fehlplatziert ist und eine große vergebene Chance.


    Ergo: Schön, wenn sich ein Privatmensch mäzenatisch einbringt. In der Regel gehören solche großen Projekte aber eben doch in die öffentliche Hand.


    PS Irgendwie will es nicht in meinen Kopf gehen, dass ein Mann wie Plattner aus Dünnhäutigkeit darauf verzichtet, an prägender Stelle Potsdam mitzugestalten. Im Grunde war die Unterstützung doch da. Wieso muss er denn jeden überzeugen. Auch am Jungfernsee wird es irgendwelche Nudisten oder Froschschützer Geben, die Einwände haben. Will er unbedingt einen 99%-Konsens? Dafür hätte er hier 25 Jahre früher drann sein müssen.

  • Also ich kann Hrn. Plattner sehr gut verstehen. Er macht nach landläufigem Verständnis der Stadt Potsdam und der Öffentlichkeit ein Geschenk mit einem öffentlich zugänglichem Gebäude. Dabei lässt er keinen Zweifel, welche Funktion dieses Gebäude haben wird, das einer Kunsthalle, und darüberhinaus ist auch schon klar, welche Exponate dort u.a. ausgestellt werden.


    Er bezahlt das Gebäude aus eigener Tasche und seine Kunstsammlung gibt es gleich dazu. Ich sage hierfür Danke und werde gerne zum Jungfernsee reisen, wenn die Kunsthalle öffentlich zugänglich ist.
    Gut verstehen kann ich, dass er, nachdem er diese selber bezahlt, auch selber entscheiden möchte, wie die Kunsthalle aussehen wird. Und gut verstehen kann ich auch, dass er es als befremdlich empfindet, wenn er in stadtplanerische Grabenkämpfe verwickelt wird, die so weit gehen, dass er lt. PNN mehrfach aufgefordert wurde, einen Architektenwettbewerb für sein Gebäude auszuloben.


    Da wurde und wird wohl was von einigen Damen und Herren in Potsdam missverstanden. Und für mich sichtbar eine grundsätzliche Negierung dessen, dass Plattners Kunsthalle kein öffentliches Projekt ist, sondern sein privates Geschenk an die Öffentlichkeit. So etwas gab es in der DDR nicht, vielleicht gibt es deshalb die Schwierigkeiten diesen Unterschied zwischen privat und öffentlich zu erkennen?


    Für mich persönlich finde ich auch die Instrumentalisierung der Kunsthalle für den Abriss des Mercure befremdlich. Ich habe den Eindruck, dass es zuweilen (auch manchen Forsiten hier) eher darum geht, dass das Mercure geschliffen wird, als um die Kunsthalle selber.


    Ich jedenfalls freue mich auf den Jungfernsee und Mattheuers fünf Meter Skulptur passt dort auch besser hin als in den Lustgarten.


    Den Lustgarten hätte ich, aber das Leben ist kein Wunschkonzert, lieber frei von größeren Gebäuden als Gartenanlage im Stile von Friedrich Wilhelm.

  • Auch am Jungfernsee wird es irgendwelche Nudisten oder Froschschützer Geben, die Einwände haben.


    Ich gebe zu, dass ich dass ich auf so etwas zum ersten Mal hoffe!
    Eine Kunsthalle die irgendwo abseits der Stadt in seinem Campus (in seinem "Reich") steht, wendet sich von der Öffentlichkeit ab und wirkt dann wirklich nur noch wie ein Denkmal der Eitelkeit oder eine Maßnahme zur PR-Pflege des Wirkens von Hasso Plattner.
    Entweder man macht es von Anfang an richtig und stärkt städebaulich wie funktional die noch nicht ganz wiederhergestellte alte Mitte oder man lässt es eben bleiben. Soll er das Geld lieber für soziale Projekte spenden, ich glaube, dass damit mehr erreicht ist. Außerdem, wie ist denn da die ÖPNV-Anbindung oder kommt man da nur "elitär" (Zitat Klärenbach) mit dem Auto dort hin? ;)


    Ich finde es ehrlich gesagt zum Fremdschämen wie leicht sich hier Plattner zum Spielball von ein paar lärmenden Zwischenruflern machen lässt. Kein Rückgrat zu haben, bloß nirgendwo anecken, keine Vision haben etc. kennen wir ja auch von unseren Politikern...man könnte fast meinen Herr Plattner müsste um die Gunst jeder einzelnen Wählerstimme werben. Aber vllt. reift ja die Erkenntnis wenn er beim Jungfernsee auf andere Hobby-Empörte trifft und einsehen wird, dass man im Gegen-Alles-Land sich auch mal gegen Widerstand durchsetzen muss.

    Einmal editiert, zuletzt von _Flyn_ ()

  • Auszüge aus dem offenen Brief von Hrn. Plattner an den Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD):


    „Sehr geehrte Herren, ich möchte mich bei allen Potsdamern bedanken für die rege und engagierte Diskussion um den Standort und den Inhalt einer von mir geplanten und zu betreibenden Kunsthalle. Leider haben sich in die Diskussion einige Missverständnisse eingeschlichen. So wird die Sammlung meine persönliche sein und nicht eine kunsthistorisch komplette oder politisch korrekte. Die Auswahl aller Objekte liegt in meinen Händen, allerdings lasse ich mich dabei von namhaften Galeristen beraten. (...)
    Die letzten Wochen haben nun ein buntes Bild von Zustimmungen, Warnungen, Auflagen bis hin zu klarer Ablehnung gezeigt. Es ist müßig die verschiedenen Motive zu hinterfragen. Das Fazit ist: ein privater Bau kann nicht widerspruchsfrei an einem Standort wie dem Mercure Hotel erfolgen. Auch war es nie meine Aufgabe oder Absicht, in die langfristige Stadtplanung von Potsdam einzugreifen. Ich habe nur nachgefragt, ob es noch interessante Bauplätze in der Innenstadt gibt.
    Die Kunsthalle wird gemäß dieser Erfordernisse geplant und gebaut. Sie ist demnach ein öffentlich zugängiges Gebäude, aber kein öffentliches Gebäude. Und hier liegt das größte Missverständnis: selbstverständlich muss jede Baumaßnahme mit den Behörden abgestimmt sein. Ich verstehe vollkommen, dass dies bei prominenten potenziellen Standorten in der Innenstadt Gegenstand des öffentlichen Interesses wird.
    Die Planung für meine Kunsthalle wird sich nun auf den Campus am Jungfernsee konzentrieren und dann entsprechend mit den zuständigen Behörden abgestimmt werden. Ich habe volles Verständnis für die vielen kritischen Stimmen der Potsdamer - es ist ihre Stadt - und bin überhaupt nicht traurig, dass es mit der Nachbarschaft zum Schloss nichts wird. (...)
    Ich bedanke mich noch einmal für die vielen Zuschriften und werde, wenn es soweit ist, die Pläne für meine Kunsthalle - oder besser das private Museum - der Öffentlichkeit vorstellen. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Hasso Plattner“

  • Lieber Flyn, Du wirfst im Ernst Hrn. Plattner vor, er hätte kein Rückrad, würde sich zum Spielball von lärmenden Zwischenruflern machen lassen, ... ???! Nur weil er anders handelt als Du es gerne hättest?


    Und wenn ihr, Du und Rotes Rathaus, darauf hofft, dass es am Jungfernsee Widerstand gibt, dann sagt das auch etwas über euer Verhältnis zur Kunsthalle aus, finde ich. So in dem Sinne, dass die Kunsthalle nur dann eine Existenzberechtigung hat, wenn sie das Mercure beseitigt. So liest sich das für mich.


    Zur Existenzberechtigung eines Kunstmuseums an einem schönen Ort, am Ufer eines See, empfehle ich mal den Besuch des Buchheim Museums am Starnberger See. Nach eurer Logik hätte die Sammlung von Lothar-Günther Buchheim in die Münchner Innenstadt gehört. Aber ich bin froh, dass ich die Bilder mit Ruhe an einem schönen naturnahen Ort geniessen kann. Es ist was ganz anderes. Die An- und Abreise werden Teil des Museumsbesuchs, die Bilder können ganz anders nachklingen als wenn man die Museumstüre durchschreitet und im Zentrum einer Großstadt steht.

  • Museum am Jungfernsee

    Zur Klarstellung: Ich begrüße auch das Museum am Jungfernsee und freue mich darüber, dass es zumindest in unserer Region bleibt. Wirklich schlimm wäre, wenn Plattner genervt nach Leipzig oder Mannheim gehen würde. Trotz der landschaftlichen Schönheit, die dem Museum sicher einen besonderen Reiz verleihen wird, ist der Standort m. E. jedoch nicht optimal, weil er zu abseitig ist.


    Dennoch wundere ich mich, wie oben beschrieben. Er hatte die Zustimmung und hätte in Potsdam in gleich mehreren Aspekten etwas großes schaffen können. Für viele Freunde Potsdams hing Herzblut an der Sache und sie werden nun enttäuscht sein. Plattners Museum wird diese Enttäuschung eine Weile anhaften. Hätte er die Hoffnungen auf die "große Lösung" nicht genährt, hätten sich vermutlich die Meisten einfach gefreut.


    Ich finde das Plattner sich teilweise widersprich. Er hat z.B. mehrfach von einem Geschenk an Potsdam gesprochen. Jetzt betont er, dass es eine rein private Angelegenheit ist und es sich um kein öffentlichen Gebäude handelt. Zudem loben auch große private Bauherren Architeturwettbewerbe aus. Auch finde ich es nicht richtig den Kritikern die Schuld für das Scheitern zuzuweisen (was Plattner nicht macht, aber enttäuschte Beobachter). Es gab eine große Unterstützung, die hätte gereicht und mit Kritik muss man leben. Die Verantwortlichen Personen haben das Projekt unterstützt. Jetzt nach dem Motte zu Argumentieren: Potsdam vergrault seine großzügigen Förderer, finde ich nicht sachgerecht.

  • Zunächst einmal ist es gut, dass Hasso Plattner diese Entscheidung getroffen hat. Der Abriss des Mercure-Hotels war einfach eine äußerst umstrittene Planung, die von vielen Potsdamern abgelehnt wurde. Ob es eine Mehrheit für den Abriss gab, lässt sich schwer einschätzen, da es keine Bürgerabstimmung gegeben hat. Aber die Abstimmung der Potsdamer Neuesten Nachrichten, bei der 58 Prozent gegen den Abriss votiert haben, die zahlreichen Leserbriefe an die Märkische Allgemeine, die zu rund zwei Dritteln gegen den Abriss waren und nicht zuletzt die Kommentare auf der Online-Ausgabe der Märkischen Allgemeinen haben doch deutlich gemacht, dass viele Potsdamer keinen Abriss des Hotels wollen. Ich vermute auch, dass Hasso Plattner in den letzten Wochen viel Post von Abrissgegnern bekommen hat. Daher ist es nur ein Ausdruck von Klugheit, dass Hasso Plattner seine Kunsthalle nicht mit einer solchen Hypothek belasten will und stattdessen einen Standort wählt, der konsensfähig ist. Eine Kunsthalle auf dem Standort des Mercure-Hotels hätte die Stadt einfach unnötig polarisiert und Wunden geschlagen.


    Ansonsten wirft der Konflikt um die Kunsthalle auch ganz allgemeine Fragen auf. Es stellt sich die Frage, wie mehr Bürgerbeteiligung aussehen könnte und wie man dafür sorgen könnte, dass die Bürger mehr als bisher über die Entwicklung ihrer Stadt mitentscheiden können. Die Art und Weise, wie die Stadtverwaltung das Kunsthallenprojekt gehandhabt hat, war jedenfalls keine Beispiel für eine gute Bürgerbeteiligung. Da wurde ein Projekt im Schweinsgalopp durchgepaukt, Probleme, wie beispielsweise die Entschädigung der Weißen Flotte für das entzogene Baurecht, wurden unter den Teppich gekehrt, und nach der Meinung der Bürger wurde überhaupt nicht gefragt. Solch eine Planungskultur ist natürlich mit dem wachsenden Bedürfnis vieler Bürger nach Mitbestimmung nicht vereinbar. Wenn die Stadtverwaltung diese Planungskultur an anderer Stelle fortsetzen sollte, dann wäre der nächste Konflikt schon vorprogrammiert.


    Diese Problematik wird in Potsdam durch die Tatsache verschärft, dass es hier eine Reihe von Leuten gibt, die dank besonderer Prominenz und eines besonderen Zuganges zu den Medien besonders viel Macht besitzen. Ich denke dabei an Leute wie Günter Jauch, Wolfgang Joop und der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlages Mathias Döpfner. Es gibt in der Potsdamer Stadtverwaltung etliche Mitarbeiter, die vor diesen Leuten Angst haben. Und Oberbürgermeister Jann Jakobs zählt auch nicht gerade zu den mutigsten Politikern. Daher besteht die Gefahr, dass ein paar mächtige Leute ihre stadtentwicklungspolitische Agenda durchsetzen und die „normale“ Bevölkerung außen vor bleibt. Diese Gefahr ist umso größer, weil Jauch, Joop & Co. Positionen vertreten, die in einem scharfen Gegensatz zu den Interessen vieler Potsdamer stehen. Wolfgang Joop erklärte einmal sogar, dass er beim Anblick der Potsdamer Plattenbauten am liebsten bei Al Kaida anrufen würde.


    Daher ist es wichtig, über ein Mehr an Bürgerbeteiligung zu diskutieren. Nötig sind transparente Beteiligungsstrukturen, die den Bürgern eine Mitsprache ermöglichen. Die Bürgerbefragung zum Badstandort war schon einmal ein guter Anfang. Dem sollten weitere Schritte folgen.

  • Lieber Flyn, Du wirfst im Ernst Hrn. Plattner vor, er hätte kein Rückrad, würde sich zum Spielball von lärmenden Zwischenruflern machen lassen, ... ???! Nur weil er anders handelt als Du es gerne hättest?


    Darum gehts mir eigentlich weniger sondern in erster Linie um die unfassbare Gleichgültigkeit die Plattner bei der Standortfrage zeigt.
    Diesen Satz habe ich deswegen im Affekt geschrieben:

    Soll er das Geld lieber für soziale Projekte spenden, ich glaube, dass damit mehr erreicht ist.


    aber auch aufgrund des destruktiven, primitiv-brutalen, geradezu widernatürlichen Charakters der dieser Entscheidung anhaftet. Weil diese zarte Blüte (ein Geschenk), bevor sie auch nur ansatzweise aufzeigen kann wie schön sie sein kann von einem unzivilisierten Grobian aus der Erde gerupft wird, weil es von eben jenem für Unkraut gehalten wird. Er will das dort weiterhin Löwenzahn erblüht, wie all die letzten Jahrzehnte schon und so soll es auch bleiben. Der Samen der Pusteblume geht ja schließlich schnell auf und macht wenig Arbeit und befriedigt das ästhetische Empfinden des schlichten Gemüts in ausreichendem Maße...Ostalgie gegenüber diesem architektonischen Schrott.
    Es ist so primitiv, tumb und beschränkt-->Arbeitsplätze die genau so gut auch in Berlin warten, wo viele Hotelbetreiber händeringend nach Personal suchen oder aufgrund der Nachfrage in Potsdam an anderer Stelle entstehen würden.
    Traurig, dass diese primitive Bequemlichkeit diese leider schwache Blüte, dessen Schönheit bereits in diesem Stadium schon allein für sich spricht, sofern man Feingeist genug ist um diese Qualität zu erkennen, so einfach zerstört werden kann. Der rettende edle Fürsprecher dem die Schönheit am Herzen liegt ist nirgends in Sicht...
    Nichts Neues kann in dieser Steinwüste gegenüber dem Stadtschloss erblühen, doch die Jät-Diktatur wird eines Tages enden, ganz bestimmt...


    Auf das pure Schönheit und wahre, intuitive Freude und Begeisterung in Zukunft öfters gegenüber dem obsiegen wird, was sich lediglich leicht sezieren und untersuchen lässt, nach Leistung gemessen werden kann und dessen Geist nichts weiter ist als eine kalte graue Zahlen-Analyse-Tristesse in denen sich Misstrauen und Skepsis wohl fühlen



    Und wenn es jemanden gäbe der versuchen würde ihn mit irgendwelchen halbgaren Argumenten zu überzeugen, die Kunsthalle in der Uckermark auf der grünen Wiese statt in Potsdam zu errichten, würde er wahrscheinlich auch noch einlenken...




    Und wenn ihr, Du und Rotes Rathaus, darauf hofft, dass es am Jungfernsee Widerstand gibt, dann sagt das auch etwas über euer Verhältnis zur Kunsthalle aus, finde ich. So in dem Sinne, dass die Kunsthalle nur dann eine Existenzberechtigung hat, wenn sie das Mercure beseitigt. So liest sich das für mich.


    Das ist der eine Punkt, der jedem einleuchten sollte, sofern er pragmatisch denkt und auch nur ein bisschen Gespür für städtebauliche Ästhetik hat.
    Der andere Punkt ist wie schon oben beschrieben die Gleichgültigkeit, Engagmentlosigkeit und das Desinteresse im Bezug zur wichtigen Standortfrage die Plattner aufzeigt, die mich so dermaßen aufregt!
    Hätte er von Anfang an klar gesagt, die Kunsthalle kommt an den Jungfernsee hätte sich niemand beklagt bzw. alle wären sogar zufrieden, das soetwas überhaupt gebaut wird. So aber hat das mit der ganzen Vorgeschichte einen sehr bitteren Nachgeschmack, weil einerseits ist diese Kunsthalle ein Geschenk für die Öffentlichkeit mit offener Standortfrage, andernseits hat sie aber nichts zu sagen weil eine kleine Minderheit was gegen diesen eigentlich geradezu prädestinierten Standort hat.


    Das ist in etwa so wie wenn der Bürgermeister (eine Person die eigentlich im öffentlichen Interesse handeln sollte, hier übertragen: Plattner) einer Stadt nach einer langen Entscheidungsphase den Bahnhof (im übertragenen Sinne: Plattner´s Kunsthalle) möglichst nah vor seiner Haustür legt und nicht dorthin wo das ganze einen möglichst sinnvollen Verkehrsknoten ergibt und sich dann hinstellt und sagt:
    "Ich baue euch einen Bahnhof, etwas Dankbarkeit bitte, dass ich das für euch überhaupt tue! Und wenn ich das eben tue, muss ich auf meine persönliche (im übertragenen Sinne: kein schlechtes Bild gegenüber einer Minderheit abgeben will bzw. Plattner´s Einknicken) Mobilität achten, da ich als oberster Bürger der Stadt Städtepartnerschaften pflegen muss, mit Wirtschaftsdelegationen verreisen muss etc. (im übertragenen Sinne: halbgare Argumentation)"



    Zur Existenzberechtigung eines Kunstmuseums an einem schönen Ort, am Ufer eines See, empfehle ich mal den Besuch des Buchheim Museums am Starnberger See. Nach eurer Logik hätte die Sammlung von Lothar-Günther Buchheim in die Münchner Innenstadt gehört.


    Ein Äpfel-Birnen-Vergleich....die Münchner Innenstadt ist städtebaulich wie funktional intakt was man von Potsdams alter Mitte eben nicht behaupten kann!
    Bevor man an die nachvollziehbaren Präferenzen der Naturliebhaber denkt, sollte man sich eben erstmal um den Aufbau des Zentrums kümmern. Die Kunsthalle hätte hier ein großer Impulsgeber sein können, der Maßstäbe in diesem Stadtraum gesetzt hätte, architektonisch und bezogen auf dessen Nutzungsstrukturen.



    Aber ich bin froh, dass ich die Bilder mit Ruhe an einem schönen naturnahen Ort geniessen kann. Es ist was ganz anderes. Die An- und Abreise werden Teil des Museumsbesuchs, die Bilder können ganz anders nachklingen als wenn man die Museumstüre durchschreitet und im Zentrum einer Großstadt steht.


    Ein schöner, nachvollziehbarer Gedanke aber die Stadtmitte ist eben ein Raum den mehr Menschen nutzen (bezogen auf die Intensität und der Zeit) als eine Landstraße die man bei der Heimfahrt mit dem Auto entlang fährt. So sollte eben Ersteres Priorität genießen.

    Einmal editiert, zuletzt von _Flyn_ ()


  • Daher ist es wichtig, über ein Mehr an Bürgerbeteiligung zu diskutieren. Nötig sind transparente Beteiligungsstrukturen, die den Bürgern eine Mitsprache ermöglichen. Die Bürgerbefragung zum Badstandort war schon einmal ein guter Anfang. Dem sollten weitere Schritte folgen.


    Ich habe die Sache jetzt nicht ganz genau mitverfolgt aber habe noch in Erinnerung, dass eine Bebauung des Brauhausberges mit dem Abriss des Minsk-Bades verknüpft ist.
    Ich wage es sehr zu bezweifeln, dass sich hier diejenigen die gegen eine Bebauung des Brauhausberges sind, überhaupt realisieren, dass sie so den angespannten Mietmarkt so künstlich weiter verschärfen. Außerdem sollte m.E. aus städtebaulicher Sicht dieser recht wuchtige Hbhf auch eine gebürtige urbane Umgebung erhalten, die die Massigkeit des Bahnhofs auffängt.
    Da wären wir ganz schnell wieder bei der Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit vs. Partikularinteressen. Je komplexer ein Unterfangen ist, desto mehr Kompetenz ist gefragt und desto schwieriger wird es den Bürger mitentscheiden zu lassen.


    Bei der Frage Kunsthalle statt Mercure ja/nein haben sich die Argumentationsketten schon nach recht kurzer Zeit erschöpft wie man hier sieht. Das ist dann schon eher etwas worüber der Durchschnittsbürger entscheiden können. Anderes Beispiel: Fußgängerzone am Standort XYZ ja/nein etc.
    Bei Grundstücksfragen, Finanzierungskonzepten etc. können dagegen aber ständig wieder neue Ansichtsweisen, Einsprüche usw. auftreten, deshalb ist es wichtig das Bürgerbeteiligung Grenzen hat, sonst ensteht so leicht eine Plattform auf der eine engagierte Minderheit ihre Partikularinteressen durchboxen kann. Die Anderen die nicht die Zeit, das Intellekt und/oder Beteiligungslust mitbringen, haben Pech gehabt oder wie?
    Genau das gleiche bei Infrastrukturprojekten, wobei hier Zeit meist ein bedeutenderer Faktor ist als bei der Entscheidung einer Wohn-Bebauung.
    Diejenigen die lauthals über alle möglichen politischen (fast immer sehr komplexe) Sachfragen entscheiden würden, kommen mir vor wie Kleinkinder. Kleinkinder die neugierig durch eine neue Welt stolpern wollen und keine Ahnung haben dass sie sich für diese Erkundung ein Porzelanladen ausgesucht haben und wohl überhaupt nicht wissen, wie fragil Porzelan ist...
    Ich finde das infantil und zum Fremdschämen!

    8 Mal editiert, zuletzt von _Flyn_ ()

  • Ich stimme Flyn zu und bin skeptisch gegenüber Klarenbachs Einwendungen.
    Würde man vor jedem - nachträglich als unverzichtbar erkennbaren - Entwicklungsschritt einer Stadt eine Bürgerbefragung durchführen, würden wir wohl immer noch in Lehmhütten übernachten. In Potsdam möchte eine leserbriefschreib- und einwendungsfreudige Fraktion der Bevölkerung, die nicht einmal unbedingt die Mehrheit stellen muss, am liebsten den DDR-Status-Quo erhalten. Ich glaube, die verantwortlichen Potsdamer Politiker haben mehr Angst vor dieser lautstarken Fraktion als vor bürgerlichen Prominenten wie Günter Jauch (der sich seinerzeit offenbar völlig zu Recht über Schikane und DDR-Korpsgeist in der Potsdamer Bauverwaltung beklagt hat).
    Aber man muss eine Stadt auch entwickeln können, und dazu muss es hier und da eben auch Veränderungen geben, auch wenn das einigen DDR-Nostalgikern grundsätzlich nicht passt. 99,9% der Potsdamer sind davon doch garnicht direkt betroffen. Es scheint hier mehr ums Prinzip zu gehen.

  • ^^ Na jedenfalls nicht um die Kunsthalle!


    Und wenn man dem Tagesspiegel glauben möchte (?) dann glaubt Hr. Jacobs, dass das Hotel ab 2013 leer steht. Link


    An die MODs: Vielleicht ist es ratsam den Thread umzutaufen, z.B. in "Kunsthalle am Jungfernsee" oder was entsprechendes? Die Verbindung von Mercure und Kunsthalle ist mit der getroffenen Standortentscheidung ja obsolet.

  • @Flyn: ich glaube du hast immer noch nicht verstanden, dass Plattner einfach nur der Stadt Potsdam einen Kunstort schenken wollte - was er auch weiterhin plant. Wenn diverse 'Städtebaufreunde' dies dann als Mittel zum Zweck des Abrisses des Mercure-Hotels umgedeutet haben ist das zunächst einmal ihr Problem. Schaut man sich dann noch die Reaktionen in der Öffentlichkeit und hier zu dem Thema an - da die Mercure-Freunde, die von Antidemokratie des reichen Westonkels faseln und dort die Gegner, die nur der Abriss interessiert hat und die sich jetzt wie enttäuschte Liebhaber aufführen, geeint durch das Desinteresse am eigentlichen Thema - einem Ort für moderne Kunst - ist absolut nachzuvollziehen, dass Plattner nun an einem Ort baut, an dem er zum Einen keinen Stress hat und zum Anderen sein eigentliches Anliegen im Mittelpunkt steht.

  • Nach der Entscheidung für den Jungfernsee laufen die Potsdamer Neuesten Nachrichten erst richtig zur Höchstform auf. Ihre Artikel suggerieren, dass die Entscheidung für den Jungfernsee eine Katastrophe wäre und dass es in Potsdam ein Netzwerk von Betonköpfen gäbe, das den Zustand der DDR-Zeit konservieren wollte. Hier ist eine kleine Auswahl:


    http://www.pnn.de/potsdam/661894/


    http://www.pnn.de/potsdam/661564/


    http://www.pnn.de/potsdam/661942/


    http://www.pnn.de/potsdam/661893/


    Diese Berichterstattung ist natürlich problematisch, weil sie einerseits überhaupt nichts mit der Potsdamer Realität zu tun hat und weil sie andererseits imageschädigend für Potsdam ist. Die Wahrheit ist doch, dass in Potsdam jahrelang eine Stadtentwicklung im Konsens betrieben wurde und dass wichtige Großprojekte auch von der damaligen PDS mitgetragen wurden. Ich erinnere nur an die Entwicklung des Bornstedter Feldes, an die Bebauung des Kirchsteigfeldes, an den neuen Universitätscampus in Golm, an den Straßenbahnausbau, an den Kulturstandort Schiffbauergasse, an die Entwicklung der Grauen Kasernen am Jungfernsee und nicht zuletzt an die Bundesgartenschau 2001. All diese Projekte wurden verwirklicht, und nicht zuletzt diese Politik hat dazu geführt, dass Potsdam heute die erfolgreichste Stadt in den neuen Bundesländern ist. Potsdam verzeichnet ein starkes Bevölkerungswachstum, ein wachsendes Durchschnittseinkommen, eine niedrige Arbeitslosenquote. Potsdam hätte also allen Grund, stolz auf diese Entwicklung zu sein.


    Umso fragwürdiger ist die Stimmungsmache in den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Die Frage ist nur, was dieser ganze Zirkus bezwecken soll. Wenn man diese Artikel liest, dann gewinnt man jedenfalls den Eindruck, dass die Zeitung einen Politikwechsel durchsetzen will, weg vom Konsens, hin zum Konflikt. Möglicherweise sieht sich die PNN ja als eine Art Hofblatt von Jauch&Co. Das Problem ist nur, dass die Interessen von Günter Jauch und anderen Promis nichts mit den Themen zu tun haben, die in Potsdam jetzt auf der Tagesordnung stehen, wie beispielsweise den Neubau bezahlbarer Wohnungen, den Bau neuer Schulen oder Kindergärten. Günter Jauch und Wolfgang Joop dürften diese Themen völlig egal sein, denn diese haben ausgesorgt. Für viele Potsdamer sind diese Probleme dagegen wichtige Themen. Diese Themen können meiner Meinung nach besser im Konsens als in einem Zustand eines Dauerkonfliktes gelöst werden, in dem ständig eine Seite versucht, der anderen Seite die Tour zu vermasseln. Daher besteht die Gefahr, dass die mediale Stimmungsmache die Stadt unnötig polarisiert und die Lösung der eigentlichen Probleme in Potsdam verhindert. Dann wären nicht irgendwelche Betonköpfe, sondern die Stimmungsmacher der PNN die eigentlichen Entwicklungsbremsen für Potsdam.