Städtebauliche Planungen der DDR

  • Da ich einige Literatur zum Thema vor die Linse bekam, zeige ich diese - nur ausgewählten - Buchempfehlungen für Interessierte des DDR-Städtebaus in Dresden.


    Darüber hinaus sind wohl auch alle Bücher von und über Wolfgang Hänsch erwähnenswert.


    Folgende Almanache sind vermutlich die ausführlichste Aufarbeitung des direkten Nachkriegsaufbaus - v.a. des Altmarktbereichs. Zu erhalten zB in der SLUB.
    Große Kapitel befassen sich mit Dresden - reich an Bildmaterial.



    Im Stadtmuseum liegen derzeit diese Bücher zur Ansicht aus (in Kulti-Ausstellung).


    ^ Die Dresdner Hefte kenne ich bereits, die 2 Bücher darüber noch nicht.

  • Prager Straße Nord

    Hallo,


    ich habe ein paar Unterlagen zum Städtebau in Dresden zu DDR Zeiten gefunden.
    Beginnen möchte ich heute mit einer Ausführung zur Prager Straße Nord inkl. Modellfotos des nur teilweise umgesetzten Komplexes (klicken zur größeren Ansicht bei Flickr).


    Der Zustand sah 1993 so aus:
    http://www.fotocommunity.de/ph…r-dietmar-rheidt/15688534
    Der erste "Ring" war fast vollständig und ist bis heute äußerlich unsaniert. Beim zweiten Ring standen bereits Teile des monolithisch gefertigten Keller/Erdgeschoßes. Diese begonnen Teile des zweiten Ringes wurden später wieder abgerissen.


    Die erwähnte Erstanwendung dieser Wohnungsbaureihe sollten wohl diese Häuser in Berlin sein: https://goo.gl/maps/qpzbFKzYL6U2



    Prager Straße Nord 1


    Prager Straße Nord 2


    Prager Straße Nord 3


    Prager Straße Nord 4


    Quelle:
    Quelle Prager Straße Nord


    Ich hoffe an dem Thema besteht Interesse, dann stelle ich gern noch weiteres Material ein.


    Grüße, Thomas

    4 Mal editiert, zuletzt von Tho Mas ()

  • Also, ich finde es interessant. Vielen Dank.


    Auch auffällig: Südbebauung Altmarkt mit einer m.E. deutlich historisierenden Front zumindest zum Altmarkt hin.


    Im Text selbst sind sehr interessante Ideen zur Anbindung und Aufwertung (zweiter Boulevard in Richtung Rathaus, quasi über den Ferdinandplatz) sowie zur weiteren Erschließung (Fußgängertunnel von Prager Straße zum Altmarkt hin).

  • WBS70/G im Wohnungs- und Gesellschaftsbau

    Hallo,


    heute folgen ein paar Ausführungen zum WBS70/G als Funktionsunterlagerung für Wohngebäude der WBS70 Reihe mit Gebäudebreite 12m und 14.40m und als Grundlage für die Schulbaureihe SR80.


    Der Prototyp der erwähnten Schule SR80 und der Funktionsunterlagerung kann in Bautzen angesehen werden: https://goo.gl/maps/mY3m3fwT7GL2


    (Wenn von euch jemand weiß, wo dieser Schultyp in der Sowjetunion gebaut wurde, würde mich das sehr interessieren. Konnte bisher nur herrausfinden, dass es wohl an einer der durch die DDR gebauten Erdgastrassen sein muss.)


    Ansonsten wird in dem Dokument größtenteils auf den Albertplatz eingegangen.





    Quelle (mit Visualisierung zum Postplatz, da kommt die Tage noch was dazu von mir):


    Viele Grüße
    Thomas

  • Straßburger Platz und Stübelallee

    Hallo,


    die Tage hat Elli Kny im Johannstadt-Strang zwei interessante Planungen zum Straßburger Platz gezeigt:
    http://www.deutsches-architekt…hp?p=613592&postcount=335


    Gern möchte ich dazu noch etwas beitragen.
    Unter diesem Link gibt es die Planungen zum Gesamten Baugebiet Stübelallee in einem früheren Planungsstand (1971) zu sehen. Auch das erwähnte Hochhaus am Straßburger Platz ist darin noch zu finden. Interessant ist auch die Freihaltung für eine geplante S-Bahn Trasse im Bereich der Wintergartenstraße.
    http://www.digipeer.de/index.p…&bs=0&al=St%C3%BCbelallee


    Abschließend noch eine Vision vom Straßburger Platz nebst Umgebung. Fast nichts davon wurde so realsiert.
    https://upload.wikimedia.org/w…ra%C3%9Fburger_Platz).jpg


    Grüße
    Thomas

  • Rückblick am Ferdinandplatz


    DDR-Planung ( Quelle: Fachzeitschrift Architektur der DDR - Heft 4 / 1988 )

    Die städtebauliche Konzeption wurde Mitte 1985 bis Mitte 1986 erarbeitet, ab August 1986 aber nochmals stark erweitert.

    Im Baugebiet "Prager Strasse Nord" sollten ü1300 WE sowie 62 "gesellschaftliche Einrichtungen" entstehen. 30 Bauabschnitte mit 1900 m Fassaden.

    p1050634a6e3g.jpg


    p1050635jzduo.jpg


    p1050635podog.jpg

    ^ Auskragende Gastronomiezonen waren damals offenbar gerade en vogue für Top-Lagen. Auch hier sollte vermutlich - wie am berliner Nikolaiviertel / an Rathausstrasse (einst gerade fertig) - ein "Panoramarestaurant" an der Ecke Prager Strasse / Rundkino entstehen.


    Prof. Ing. Gerhard Guder (Dresden) war damals der leitende Komplexarchitekt. Hier ein Ausschnitt aus Seite 20 der Archit. der DDR 4/1988:

    p105063368eo2.jpg


    Die ganze Seite 20-21 zeigt die wohl erste Nutzung einer vollständigen CAD-Projektierung (also am Computer) in Dresden (Bild in full size = lesbar)

    p10506324.88cadproj.pdoij1.jpg

    alle fotos aus "Architektur der DDR - Heft 4 / 1988"



    Tatsächlich gebaut wurde nur eines der drei Großquartiere - und nur zu ca. 70%. Hier die Ansicht von der Petersburger Strasse aktuell:

    Weitere Rohbaureste an der Prager Strasse wurden nach der Wende abgerissen.

    p1050636y1d5o.jpg

    foto ich

  • städtebauliche Vorstudie von 1969 im Modell: Universität und Südvorstadt mit Blick nordwärts


    Der Blick geht über die G.-Bähr- und Nürnberger Strasse mit riesigem Hochhauskomplex über den Nürnberger Platz (links) mit autobahnähnlichem Ausbau auch der Münchner Strasse. Auch die Ideen für die Gagarin-Strasse sind gut zu erkennen und unterscheiden sich deutlich von später gebauter Realität.

    Die alten Hochschulgebäude sollten südwärts sukzessive ersetzt werden durch freistehende Kuben. Der autobahnkreuz-ähnliche Nürnberger Platz sollte durch weitere Randbebauungen gefasst sowie am Hauptbahnhof ein vermutlich riesiger Büroplattenbauwinkel errichtet werden. :/ ?( :rolleyes:


    Also ein Sammelsorium an damals um den 20. Jahrestag der DDR üblichen größenwahnsinnigen Zukunftsvorstellungen, welche allesamt nie real wurden. ^.^

    p11106701969tgf42.jpg

    ^ Quelle: aus der Festmonografie: "20 J. DDR - TU Dresden verwirklicht die sozialistische Hochschulreform", 1969

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny ()

  • Ich hoffe, das passt hier rein. In einem Fachbuch las ich, dass es eine Nachfolge für das Konzept WBS70 geben sollte, Name war WBS90 später WBS2000. Die Änderungen bezogen sich auf eine Erweiterung des Rasters der Anordnung der Platten auf 7 m und auf die Tatsache, dass die Fassaden nicht mehr Bestandteil des Tragwerks sein sollten. Dadurch sollte mehr Flexibilität in der Gestaltung erreicht werden. Es soll in der DDR nur ein Testgebäude gegeben haben, und zwar am Weberplatz in Dresden. Weiß jemand dazu mehr, gibt es das Gebäude noch?

  • Davon habe ich noch nicht gehört, aber mit der Ortsangabe könnten die Gebäude Ackermannstraße 10-16 passen (Google Street View), die sehr nach WBS 70 aussehen, aber eine auffällig andere (und aufwändigere) Fassadengestaltung haben; auch die niedrige Höhe spricht für einen Versuchsbau. Wie heißt denn das Buch, bzw. gibt es darin noch mehr Informationen darüber?


    PS. Der Etagengrundriss aus einer Wohnungsanzeige


    PPS. Scheint wohl nicht zu stimmen, laut der Beschreibung dieses Fotos auf Wikimedia Commons:

    […] Gelände, auf dem die Bauakademie der DDR vor der Wende das Experimentalgebäude (GMP: 51.031134,13.749323) für den weiterentwickelten Wohnungsbau, das WBS 2000, geplant hatte. Im Frühsommer 1989 wurde mit dem Bau begonnen, der jedoch durch die politische Wende im Herbst 1989 nicht weitergeführt wurde. Der Versuchsbau kam nicht über die Gründung hinaus. Auf der schon fertigen Baugrube entstand nach 1989 das Gästehaus der TU Dresden, Weberplatz 7.

  • ^

    Dann ist das geklärt, auch wenn es den Bau dann leider doch nicht gab, vielen Dank. Das Buch (es sind 2 Teile) heißt: Vom seriellen Plattenbau zur komplexen Grosssiedlung - Industrieller Wohungsbau in der DDR von DOM publishers - Hrsg. Philipp Meuser

  • ^ Das Gebäude des ehemaligen Instituts für Betonforschung gleich nebenan ist heute Sitz des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR). Teile des alten Gebäudes sind im Erdgeschoss noch erhalten. Es gibt dort noch immer Mitarbeiter, die damals aus der Bauakademie ins IÖR gewechselt sind und die bei Bedarf darüber sicher mehr erzählen können - Nachfragen kann man.

  • ^

    Jetzt habe ich nochmal in besagtem Buch nachgeschaut. Der Bildautor Jörg Blobelt, den Civitas Fortis zitiert hat, war Themenleiter des Wohungsbausystems 2000. Insofern ist es tatsächlich so, dass der Experimentalbau WBS 2000 eine Erweiterung des damals eingeschossigen Instituts für Betonforschung sein sollte. Er kam aber nicht über das Fundament hinaus. Auslöser der WBS 2000 waren sich auch in der DDR verschärfende energetische Vorgaben im Wohnungsbau. Eine bessere Dämmung lies sich nur mit einem neuen Fassadensystem erzielen. Dies nahm man zum Anlass, dass Raster der Deckenspannweiten beim WBS 2000 auf 7,20 m zu erweitern. Dazu sollten Hohldecken verwendet werden, die aber 1989 noch nicht fertigungsreif waren. Es wurden aber in Dresden kurz vor der Wende Wohungsbauten mit einer Spannweite von 3,60 m im Vorgriff auf die WBS 2000 errichtet. Leider fehlt eine Angabe, wo dies geschah. Möglicherweise sind es ja die von Civitas Fortis gezeigten Neubauten, sofern diese im Zeitraum 1989 entstanden.