Finanzplatz Frankfurt

  • Golden Age: Zum Bank-Angestellten: Ich weiss nicht, was einige Leute hier immer noch für ein Bild vom typischen Int. Banker haben, es werden doch nicht nur Bankdirektoren kommen. Ein Banker (bzw Analyst heisst das ja heutzutage) kann ebenso 25-30+ Jahre alt sein, hat evtl auf der LSE studiert, Praktikas in New York und London gemacht, spielt Lacrosse oder Rugby, oder macht Fitness-Boxen oder irgendeine Extremsportart, steht auf Big City Nightlife, hört Hip Hop und ist vlt sogar tätowiert. Das ist fast schon mehr die Regel als die Ausnahme heutzutage. Die "work hard, play hard" Mentalität ist kein Mythos.


    Frankfurts Stärke ist doch ganz klar die Kompaktkeit (denn tolle Flughäfen und Büroplatz haben doch alle anderen auch und ich weiss, dass Canary Wharf und La Defense gerne mal runtergemacht werden, aber diese Orte sind ganz und gar nicht so schlecht, tagsüber sehr attraktiv sogar).


    Frankfurt muss es schaffen, die kompakte Stadt extremst zu verdichten, mit Malls, mehr Bars, mehr Hotels, mehr Bürotürme, Wohntürme, massenhaft Optionen (das alles jetzt reicht noch nicht) und noch mehr Internationale Angebote schaffen, evtl auch Türme teilweise mit Skybridges / oder B-Ebenen verbinden und diese Verdichtung nahtlos von der Messe bis Konstablerwache und bis Richtung Ostend. Wenn es gelingt in diesem Bereich eine extreme Urbanität zu erschaffen, dann hat man doch was einzigartiges geschaffen (zumindest in Europa), eine kompakte, höchst attraktive City - was besseres kann man sich doch gar nicht vorstellen, kurze Wege, man ist immer Zentral und man hat alle Angebote direkt in der City - das Ladenschlussgesetz muss dann aber auch reformiert werden (die Geschäfte müssen Sonntags geöffnet haben). Jeder wer in der City wohnen möchte (und das Geld hat), hat dann die Option dazu und kann auch Sonntags konsumieren, denn Banker arbeiten sehr lange, die Stadt muss auch nach Feierabend leben ... wer im Umland leben möchte, ist in ein paar Jahren mit dem Hessen-Express in unter 20 Minuten via Airport sogar in Wiesbaden und kann mit etwas Glück, entsprechend dem Verdienst in einem schicken Haus mit Garten leben (etwas was in London nicht mal Top-Verdiener so richtig können)...in so einer Stadt würde ich als gutbezahlter, junger Bankier/Analyst leben wollen (ein mini-mini Chicago praktisch) und wenn Frankfurt das schafft, dann können die Londoner und Pariser Canary Wharf und La Defense noch so ausbauen, eine echte Downtown experience wird man dann dort nie erreichen können...und ich glaube auch, dass das der Plan ist...


    Frankfurts Uni-Campus ist auf Weltklasse-Niveau...


    Definitiv und ein ganz klares nein. Nur weil die Architekten und die Uni das gerne propagieren, entspricht das nicht den Tatsachen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer, ich hab schon sehr viele Unis gesehen und der Uni-Campus von Frankfurt hat national gesehen ein wirklich sehr gutes Niveau, aber nicht mal ansatzweise Weltklasse-Niveau. Wenn man diesen Campus in die USA verpflanzen würde, dann würde dieser es dort nicht mal in die Top 250 schaffen, das ist bitter, passt mir auch nicht, aber es ist nun mal so, leider.


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    Hier auch noch ein super Bericht (Foto-serie) über JP Morgans Internship Program. Man sieht was für Facilities und offerings innerhalb der NYC/London Türme angeboten werden, hier mal London: enorme Grossraumbüros, eigenes riesiges Auditorium für meetings, moderne Kantine, Starbucks, Coffee shops auf allen wichtigen Etagen, Markendonut stations, Fitness-center, usw - ich hoffe unsere neuen Türme sind auch dafür konzipiert.


    http://uk.businessinsider.com/…morgan-intern-2015-8?IR=T

    2 Mal editiert, zuletzt von Eagle1 ()

  • @ Eagle


    Danke für die detaillierte Antwort.


    Eines vorweg, ja, wir können viel von den Anglosachsen lernen. Sie machen vieles richtig und sie haben einen großen Beitrag geleistet, dass die Bretton Woods und Marshall Plan Nachkriegsordnung ein großer Erfolg wurde. Der unternehmerische Geist, der im Moment besonders in Kalifornien zutage tritt, ist ebenso auch ein Erfolg des anglosächsischen Bildungssystems und der risiko-affinen Kultur. Zudem sind Städte wie Vancouver, Boston, Oxford, Hong Kong oder Sydney einfach faszinierend und wunderbare Beispiele für gelungene Stadtgestaltungen mit allen Annehmlichkeiten, die man sich als Städter vorstellen kann.


    ...DENNOCH...


    Man darf sich nicht zu sehr blenden lassen und eine Art "Power Worshipping" der LSE-ausgebildeten, ach so tollen Global Nomads betreiben. Bei der Bildungselite aus Cambridge, LSE, Harvard, Stanford usw. ist der Lack letzte Zeit deutlich ab. Das ist genau dieselbe Bildungselite, die uns 2008 die Finanzkrise beschert hatte, gefolgt von einem milliardenschwerem Steuerzahler-finanzierten Bailout und den daraus resultierenden, zynischen Rekord-Bonuszahlungen in Wall Street und der City of London im Jahr 2010 und den vielen Skandalen, die seitdem folgten (LIBOR Manipulation, Forex Manipulation, Interest Rate Hedging Manipulation, Geldwäsche). Ganz zu schweigen von dem völligen Versagen der drei großen Rating Agenturen, die noch Tage vor dem Kollaps von Bear Stearns oder Lehman Bros auf Kaufen oder Halten standen. Die Brains aus Oxford, Princeton und Northwestern offenbarten vor allem ein voelliges Desinteresse an den Auswirkungen ihres Handelns und sind nun voellig ueberrascht, dass Kandidaten wie Trump oder Johnson die anglosaechsischen Massen verfuehren. Klar trifft dieses Bild nicht auf alle Banker zu, aber man muss schon sehr wohlwollend sein um zu glauben die Kultur bei Goldman, PIMCO, Barclays oder Dt. Bank habe sich seitdem grundlegend verändert. Wo war die gesellschaftliche Verantwortung? Was ist aus Demut geworden? In Anglosaxonia ist doch eher eine starke sozialdarwinistische Tendenz (Survival of the fittest) zu bemerken, die sich wenig mit den Verlierern des Bildungssystems beschäftigt. Man blickt eher mit Verachtung auf Leute, die es nicht geschafft haben (I got mine, you get your's) und hat ein sehr stark ausgepraegtes Klassendenken kultiviert. Das sind die deutlich zutage tretenden Schattenseiten der anglosaechsischen Meritocracy, die keineswegs auf Wasser wandelt. Da sollte man sich nicht zu sehr anbiedern, zu viel Kredjt wurde letzte Zeit verspielt.


    Noch ein Wort zum Uni-Campus Westend. Ich habe selber auch 4 Jahre in den Staaten studiert und habe in der Zeit ca. 50 andere Uni-Gelände besucht. Ich hatte mir also ein sehr gutes Bild machen können und der Uni Campus Westend kann locker mit einem Campus wie dem einer Georgetown oder UNC Chapel Hill mithalten, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.

  • Frankfurt langweilig? Hä?

    Das mag zwar eine persönliche Einschätzung sein, aber ich finde Frankfurt überhaupt nicht langweilig. Im Gegenteil: derzeit empfinde ich Deutschlandweit keine Stadt annähernd so aufregend wie Frankfurt.


    Wenn man unter seinesgleichen sein will, wenn man eine konsistente Umgebung bevorzugt, wenn man nicht mit Fremdem konfrontiert werden will, dann ist man in anderen Städten sicher besser aufgehoben. Wenn man aber das Aufeinandertreffen verschiedenster Viertel und verschiedenster Menschen als spannend empfindet, gibt es kaum einen besseren Ort als Frankfurt. Das mag jetzt zwar wie übertriebener Lokalpatriotismus klingen, aber auf mich wirkt ein Spaziergang durch die Stadt jedesmal inspirierend. Wo kann man sonst bei einem halbstündigen Fußweg das Gefühl haben, man wäre in vier oder fünf verschiedenen Städten gewesen?


    Ich finde, dass Frankfurt in dieser Hinsicht auch sehr modern ist. Wenn man die Funktionalität und Ästhetik eines iPhones mit all seinen verschiedenen Apps mal auf eine Stadt übertragen würde, käme vermutlich etwas heraus, was Frankfurt gar nicht so unähnlich wäre: Lauter unterschiedliche kleine Quartiere, die auf vielfältige Art zueinander in Bezug stehen. "Alles ist möglich... und nur ein paar Fußschritte entfernt" - diesen Eindruck kann Frankfurt wie kaum eine andere Stadt vermitteln.


    Und ja, die Stadt steht in den Startlöchern. Um neue Bars, Clubs und Restaurants gibt es jedesmal einen Hype. Dies mag zwar lächerlich wirken, ist aber Ausdruck einer erwachenden, neugierigen Stadt. Und beim Underground scheint es weniger das Problem zu geben, dass er nicht funktionieren würde, sondern eher, dass jede aufregende Location in kürzester Zeit vom Mainstream erfasst und überrannt wird. Auch das zeigt, wie hungrig Frankfurt ist. Es sind einige tolle Orte zum weggehen entstanden. Die Nachfrage nach weiteren Locations ist eindeutig da... und wird sicher gestillt werden. Die Zeit erinnert mich fast ein bisschen an das Berlin zur Jahrtausendwende. Auch dort drängte eine riesige Masse Menschen in ein paar wenige angesagte Locations. Und was haben wir heute, 15 Jahre später? Berlin ist voll von aufregenden Ausgehmöglichkeiten. Ich bin mir sicher, Frankfurt wird sich in eine ähnliche Richtung entwickeln.


    Wo aber Frankfurt auf seinem Sprung zur Metropole dringend noch mitwachsen muss, ist bei seiner Politik und seiner Verwaltung. Trends wie die "sharing economy" müssen auch in Frankfurt ermöglicht werden, anstatt dass App-Anbieter entsprechender Angebote aus der Stadt gedrängt werden. Die Mitgestaltung der Stadt durch Menschen "auf kleiner Ebene" muss gefördert und nicht behindert werden. Und das Nachtleben darf nicht immer nur als Störung sondern eben auch als Bereicherung betrachtet werden. Hier braucht es unbedingt mehr großstädtische Gelassenheit. Vor allem aber muss eine Atmosphäre kreiert werden, dass die Gestaltung der Zukunft auch in Frankfurt stattfindet.


    Künstler und hippe Großstadtmenschen werden schon kommen, wenn Frankfurt erst einmal als boomende Stadt wahrgenommen wird. Das Image ist das wichtigste, an dem Frankfurt noch arbeiten muss.

  • Die "work hard, play hard" Mentalität ist kein Mythos.


    Schon klar. Jurist hier, groß und breite Schultern dank Bodybuilding in der Freizeit, getunte Karre, usw., wenn ich nicht im Anzug auftrete würde mich mancher eher für einen Proll halten, keinesfalls für einen erfolgreichen Akademiker. Und so kenne ich das eigentlich aus meinem ganzen Umfeld in dieser Altersklasse. Gerade als Ausgleich zu einem Beruf der viel Selbstdisziplin abverlangt und keine Fehler toleriert braucht man das auch so, das hat also auch nix mit Klassendenken zu tun Golden Age. Ganz im Gegenteil, mein Trainingspartner ist zB ganz normaler KFZ Mechaniker.


    Das ändert aber nix daran, dass ichs in meiner Freizeit gern ruhig und grün habe, wo ich wohne, möglichst großer Wohnraum, sei es weil ich lieber durchs Grüne jogge als über Asphalt, genauso gerne mit Kumpels BBQ im eigenen Garten mache, und und und. Und das Gros von uns wird auch irgendwan sesshaft, möchte Kinder - und man reift. Es ist wirklich absoluter Quatsch so auf FFM herumzuhacken. Wer auf kompromisslose Selbstverwirklichung aus ist, der wird von vorneherein kein Banker oder Jurist oder BWLer, soviel dürfte wohl klar sein.


    Also sollte man das Bedürfnis für party hard mal nicht so hoch hängen. FFM ist wie du selbst sagst eine kompakte Großstadt und ja nicht ganz allein in der Pampa, im Nichts, wie zB Berlin oder auch Hamburg, wo erstmal lange nix kommt. Sondern Rhein/Main ist - insb. nach internationalen Entfernungen, für einen Ami ist zB die Distanz FFM-Köln GAR NIX das mal eben mit dem Auto runterzureißen in der Freizeit um da das Wochenende zu verbringen - eine Art riesiger Ballungsraum, in dem es eben durchaus alles gibt, was man sich so vorstellen kann.


    Also ein gut bezahlter Job in der City von Frankfurt, ein großes, ruhiges Grundstück im Taunus, eine Pendelstrecke die zeitlich auch nicht länger ist, als wenn man mitten im Beton irgendwo in London lebt und ins Büro pendelt, dafür kriegst du in Frankfurt und Rhein/Main beides - ruhiger Rückzugsort im Grünen, Beruf, Stadt und wenn einen Fernweh packt bringt einen der schnell erreichte FRA überall hin. Klingt doch nach einer geilen homebase. Ich weiss wirklich nicht was du hast.

  • Eagle1 hat sich in etwas verrannt und mag nicht zurückstecken und versucht nun durch irgendwelche abenteuerliche Argumente seine Position zu untermauern.


    Dabei können dann auch lustige Behauptungen fallen, wie z.B.:
    - Ajax Amsterdam = europäischer Topklub (Ajax hat keine Frage eine tolle Klubhistorie, aber schon seit über einem Jahrzehnt ist Ajax nur noch zweitklassig und ist noch nicht mal unter den Top 30 in Europa vertreten (Platz 31) ... in der Bundesliga würde die Mannschaft noch nicht mal einen Europaleague-Platz erreichen),
    - Lacrosse & Rugby = beliebte Sportarten, die von Bankern als Hobby ausgeübt werden ... na klar, der gemeine Banker hat die Zeit, mind. 2 mal die Woche zu trainieren um am WE dann auch noch ein Ligaspiel zu absolvieren :lach:
    - bei "Canary Wharf & La Defense sind (wenigstens tagsüber) attraktiv" musste ich wirklich lachen ... das sind Betonwüsten, wo man nur morgens, wenn die Leute zu Arbeit gehen, und abends, wenn die Leute zurück nach Hause gehen, viele Menschen draussen sieht (also insgesamt vielleicht 3 h am Tag)
    - dann führt er zunächst Punkte auf, die seiner Meinung nach eine Stadt haben sollte um ggü London punkten zu können, um später eine Stadt wie Charlotte schlecht zu reden, die all diese Punkte vorweisen kann (Sport à la NBA/NHL etc, wirtschaftsstark, großer Flughafen usw usf) :nono: ... na was denn nun?
    - und nach dieser Aussage kann ich eagle wirklich nicht mehr ernst nehmen
    "Deutschland lebt International in einer Art Parallelkultur, einzig Formel 1 und Fussball via Sky und UEFA (früher noch Tour de France) verbindet uns aktuell noch kulturell mit Europa -> ich meine natürlich Gegenwartskultur / Lifestlye"
    :nono:


    Und wenn ich dann noch Ausdrücke wie "Big City Life" lese, frage ich mich, was ich darunter verstehen soll?! Etwa stundenlang im Stau stehen, mich mit vollgestopften Öffis quälen, in London in einem Pub um 23 Uhr mein letztes Bier trinken?


    Und p.s.:
    Die deutschen Unis lassen sich nur schwer mit ausländischen Unis vergleichen; diese Rankings sind deshalb für Deutschland nicht wirklich anwendbar. Spitzenforschung wird in Deutschland nämlich überwiegend in Unternehmen oder Forschungseinrichtungen wie z.B. den Max-Planck- oder Frauenhofer Instituten betrieben und nicht wie vielfach im Ausland direkt an den Unis.


    Allgemein betreiben Studenten auch nur in wenigen Studiengängen wirklich Forschung und dann allenfalls in ihrem letzten Semester. Und die Nobelpreisträger der ausländischen Spitzenunis lehren im Übrigen gemeinhin relativ wenig (also machen kaum Vorlesungen). Von dem her wird der Nutzen/Mehrwert für gewöhnliche Studenten an einer Spitzenuni zu studieren krass überbewertet. Zwar ließe sich am deutschen Universitätssystem hier und da was verbessern. Im Großen und Ganzen ist das deutsche System aber klar überlegen, was sich in der Innovationskraft (v.a. Patente) der hiesigen Wirtschaft widerspiegelt.

  • Trends wie die "sharing economy" müssen auch in Frankfurt ermöglicht werden, anstatt dass App-Anbieter entsprechender Angebote aus der Stadt gedrängt werden.


    Wenn ich das auf Uber beziehen sollte, dann hat das nichts mit Frankfurt und dessen Stadtverwaltung zu tun, sondern mit dem Personenbeförderungsgesetz (ein Bundesgesetz).


    Im Übrigen frage ich mich, ob es wirklich im Interesse der Stadt ist, jetzt derart auf vielleicht 10.000 Mitarbeiter der Finanzbranche zu fokussieren. Hier leben jetzt schon 700.000 Menschen, wir haben jetzt schon ein Problem mit bezahlbaren Wohnungen, die Bahnverbindungen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen und es herrscht morgens Dauerstau auf den Autobahnen. Das mag alles im internationalen Vergleich noch harmlos ausfallen, aber das Kleinteilige ist es doch, was Frankfurt (noch) so l(i)ebenswert macht.

    Einmal editiert, zuletzt von Humpty () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Humpty: Ja, das war als Anspielung auf uber gedacht. Der Rückzug aus Frankfurt wurde damals ja damit erklärt, dass Bundesgesetze regional sehr unterschiedlich ausgelegt würden. In Berlin und München gibt's uber noch, oder? Aber es gibt andere Beispiele. In der Übernachtungsstatistik von airbnb lag Frankfurt neulich (ich hoffe, ich erinnere mich richtig) nicht nur hinter Leipzig sondern sogar hinter Düsseldorf! Die Stadt betont ja sogar wie vehement sie gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum vorgeht. Für beide Vorgehen - gegen uber und gegen airbnb - gibt es vollkommen nachvollziehbare, gute Gründe. Trotzdem: einem modernen Mensch, der es gewohnt ist, solche Anwendungen zu nutzen, dabei sowohl alles übers Smartphone zu regeln als auch bei den neuesten gesellschaftlichen Trends teilzuhaben, dem wird Frankfurt in dieser Hinsicht provinziell vorkommen.


    Und dies ist auch ein Standortfaktor. Und dieser Standortfaktor wird von seiner Bedeutung her zunehmen. Frankfurt muss - und wird - da noch einen besseren Mittelweg finden.

  • ^


    Uber verfolgt in beiden Städten nicht mehr sein ursprüngliches Konzept, sondern arbeitet mit Taxi- und Mietwagenanbietern zusammen.


    Was airbnb angeht, so würde ich hier nicht von einem "Standortfaktor" reden wollen, weil es den Nutzern (meist Touristen) ja gerade nicht um Frankfurt als Standort, sondern um eine Alternative zu teuren Hotels für kurzfristigen Aufenthalt geht. Und der Weg der Stadt, gewerbliche Vermietungen so weit es geht zu unterbinden, wo er nicht zulässig ist, halte ich angesichts des Wohnungsmangels für sehr richtig.

  • Eagle1 hat sich in etwas verrannt und mag nicht zurückstecken und versucht nun durch irgendwelche abenteuerliche Argumente seine Position zu untermauern.


    Ich habe bereits zurückgesteckt, ich will nur nicht, dass Schmittchen hier am Ende noch alles löschen muss, dh aber nicht, dass ich deine Gegenargumente plausibel finde.


    (Noch ein Kommentar zu Ajax kann ich mir aber nicht verkneifen (stellvertretend für vieles andere), einem Expat ist doch egal, ob Ajax die CL gewinnt, oder Meister wird, da sind 50.000 Zuschauer im Stadion und man spielt gegen Teams wie R.Madrid, PSG, ManU, usw, jedes Jahr - tolle Atmosphäre, super experience, darum geht es doch, Emotionen, Angebote, Optionen...)


    Neues Thema, am Montag wird abgestimmt:


    Anleger stimmen über Börsenfusion ab


    http://www.fr-online.de/wirtsc…ab-,1472780,34450668.html

  • Studie der Boston Consulting Group

    Die Boston Consulting Group (BCG) hat im Juni kurz vor dem Volksentscheid 360 leitende Bank-Manager aus Großbritannien, Frankreich, den USA und Deutschland zu den Auswirkungen des Brexit befragt und die Antworten in einer Studie ausgewertet.


    Auf Basis von 14 Kriterien sei Frankfurt demnach der attraktivste Standort für Dienstleister aus der Londoner Finanzbranche im Vergleich mit neun anderen Städten (darunter Dublin, Amsterdam, Luxemburg, Madrid, Paris, aber auch Hong Kong, Singapur und New York für den Fall, dass Nicht-EU-Banken ihr EU-Geschäft auflösen würden. Nach subjektiver Reihenfolge der Manager, also ohne gegen die Kriterien zu bewerten, liegt Frankfurt allerdings hinter Dublin und hinter New York an dritter Stelle.


    Angeblich wäre es möglich, bis zu 20 Prozent der entsprechenden Jobs in andere Länder zu verlagern. Das halte ich angesichts des Befragungszeitpunktes eher für eine Drohkulisse.


    Den Pressetext zur Studie gibt es hier. Auch eine Grafik liegt bei.

  • Entscheidend dürfte nicht zuletzt für Frankfurts Chancen sein, wer Cameron beerbt. Es gibt da wohl zwei besonders aussichtsreiche Kandidaten (um die es hier aber nicht weiter gehen soll), ein Kandidat möchte sozusagen den Brexit gleich nach Amtsübernahme einleiten, der andere Kandidat möchte solange herauszögern wie es nur geht.


    Ich vermute, die Waagschale wird sich umso mehr zu Gunsten von Frankfurt bewegen, je länger hier eine Hängepartie auf Europa zu kommt. Einige unken ja schon, dass vor den kommenden Wahlen in Frankreich und Deutschland nicht einmal der formale Austrittsantrag gestellt werden wird, da man in UK nicht riskieren möchte mit den Brexit-Verhandlungen in nationale Wahlkämpfe dieser zwei zentralen EU Staaten gezogen zu werden.


    Frankfurt sehe ich v. a. als freilich im Vergleich zu Paris oder New York eher blassen Kandidaten, der aber umso solider ist und damit umso attraktiver erscheint, je länger wir es hier mit "Hängen und Würgen" zu tun bekommen. Wenn absehbar wird, dass die "Rauszöger-Fraktion" die Oberhand in UK bekommt, dann können es sich viele Geschäfte - nicht nur im Finanzbereich - einfach nicht leisten, hier im jahrelangen Limbo zu schweben. Sie müssen zur Schadensbegrenzung und um Planungssicherheit zurück zu erlangen den "worst case" vorbereiten. Das wäre ein Komplettaustritt und ein Rückfall in den Status eines Drittlands, wie zB die USA, mit denen wir ja auch rege Handelsbeziehungen haben, aber alles eben sehr restriktiv geregelt ist.


    Und im "jetzt sind Sicherheit und Stabilität am wichtigsten"-Krisenmodus hat ganz eindeutig FFM die Oberhand. Es ist nun einmal EZB Sitz und man möchte insb. in Krisenzeiten besonders nah am Puls der wichtigsten Notenbank außerhalb der USA sein, es ist nun einmal eine Stadt im wichtigsten Euro- und EU Staat, es ist nicht so ökonomisch instabil wie Irland mit Dublin, vgl. nur die letzte Eurokrise, die Irland an den Rand des Euroaustritts und Staatsbankrotts brachte. Es ist politisch nicht so instabil wie Frankreich mit Paris; unabsehbar, wenn der Front National die nächsten Wahlen dominiert oder gar gewinnt, die kafkaeske Bürokratie und gigantische Steuersätze, gegen die Deutschland als liberale Steueroase erscheint, kommen noch dazu - "so ganz nebenbei" nicht ganz unwichtige Kriterien für Unternehmen, denen es nicht nur darum geht ihre verhätschelten "Executives" mit möglichst kosmopolitischen Freizeitangeboten am jeweiligen Standort zu verwöhnen! Wie die TTIP Story weitergeht, vgl. Standort New York, ist noch viel unabsehbarer.


    Wie gesagt, je länger die Unsicherheit anhalten wird, desto größer sind die Chancen für Frankfurt, desto mehr wird auch generell London verlassen, noch bevor endgültig klar ist, wie es regulatorisch mit UK nach einem Brexit weitergeht (keine verantwortliche Unternehmensleitung kann abwarten, bis alles rechtskräftig ausverhandelt ist, um dann über Nacht überstürzt Konsequenzen daraus zu ziehen, da muss man ab einem gewissen Punkt auf Nummer sicher gehen), desto mehr wird aber auch generell anteilig in FFM landen.
    Spannende Zeiten für Mainhattan.

  • Ich sehe es eigentlich gerade andersrum.Wenn der Antrag gestellt ist,ist die Chance größer,dass UK wirklich Austritt und dann können sich die Unternehmen auch langsam überlegen,wohin sie ziehen möchten,sollte der EU-Pass wegfallen.UK wird mindestens bis 2019 und mit Sicherheit auch noch darüber hinaus ein vollwertiges EU Mitgliedsstaat bleiben.


    Aber richtig entscheiden werden sie sich erst,wenn es feststeht,wie es genau weitergeht.Hatten bis jetzt alle Banken verkündet,dass sie generell an London nicht rütteln wollen,solange nicht genau feststeht,wie die Beziehung von UK und EU weitergeht.Nicht einmal bei der Deutschen Bank steht fest,ob sie überhaupt Arbeitsplätze nach Deutschland verlagern werden,geschweige denn,dass dies vor der Austrittserklärung passieren soll(also die Entscheidung darüber).


    Denn sagen wir mal es wäre so: Goldman Sachs zieht teilweise nach Frankfurt oder Paris.Sie würden es in einem Monat beschließen.UK stellt aber keinen Anrag auf Austritt und wird am Ende gar nicht austreten oder der EU-Pass bleibt.Dann sind sie umsonst umgezogen.Das macht keinen Sinn.Die wollen schon alle grundsätzlich in London bleiben,solange der Schaden nicht zu groß ist und werden nur im Notfall umziehen,wenn alles feststeht.


    Sollte die Kandidatin gewinnen,die die Austrittserklärung sofort stellen will und die Banken dort den EU-Pass verlieren mit Sicherheit,sieht es anders aus.

  • Komplett Umziehen dürften doch ohnehin nur die Allerwenigsten, falls überhaupt. Dann würde man ja das Geschäft in UK verlieren. Großteil wird zumeist in London verbleiben, und nur soviel umziehen wie man halt braucht um eine funktionierende Niederlassung innerhalb der EU zu gründen, dass man am Euro-Clearing und all dem anderen Geschäft in der EU weiter teilnehmen kann.
    Die entsprechenden Umzüge kann und wird man oft auch stattfinden lassen bevor endgültig Klarheit herrscht ob der Austritt nun stattfindet oder nicht. Falls die Politiker in UK sich doch über das Votum hinwegsetzen, und doch nicht Artikel 50 ziehen, wird die Entscheidung dies nicht zu tun wohl erst nach einer recht langen Zeit der Ungewissheit feststehen.

  • Immobilienfirmen: Fra Brexit-Gewinner Nr. 1

    Laut einer großen Umfrage von Ernst & Young sehen 72% der 555 befragten Immobilienfirmen Frankfurt als größten möglichen Gewinner unter den europäischen Finanzplätzen (Dublin 13%, Paris 6%, Luxemburg 5% folgen mit gewaltigem Abstand). Auch unter den Firmen mit Sitz im UK lag Frankfurt mit 69% weit vorne, sodass es nicht an lokaler Voreingenommenheit liegen dürfte. Zugleich rechnen 86% der Firmen in Folge mit steigenden Mieten für die Mainmetropole; 57% erwarten diesen Effekt aber flächendeckend für ganz Deutschland (vermutlich insbesondere seine Großstädte).
    Spiegel Online

  • Brexit-Folgen für Ffm.

    jan85:
    Unter "normalen Bedingungen" sehe ich es genau so, wie dort bei <Spiegel online> beschrieben.
    Es wird aber keine "normalen Bedingungen" geben.
    Grund: Obwohl der "Brexit" - politisch betrachtet - kommen wird, werden die Briten - ökonomisch betrachtet - schon irgendeinen Sonder-Status auskungeln und /oder sich als "Steueroase" aufstellen.
    Wie auch immer: Meine Prognose ist, dasss - ökonomisch betrachtet - fast alles beim Alten bleibt.
    Einfach nur naiv zu glauben, dass es zu einem spürbaren Exodus aus London kommen wird (wohin auch immer).

  • Ich stimme m.Ro80 zum Teil zu. Die EU ist leider sehr schwach und nachgiebig gegenüber allem und jedem, wie auch nach meiner Ansicht Frau Merkel und die Bundesregierung. So wird sie auch gegenüber UK zu schwach sein um wirklich Vorteile zu erzielen.


    Außerdem sollte man, anstatt als schadenfreudiger Gewinner zu sehen, in Frankfurt lieber an den wirklichen Problemen arbeiten: wie kann man den Euro entweder auflösen oder so gestalten, dass er nicht Wohlstandsverluste und Ressentiments für alle erzeugt. Es kann ja schon sein, dass UK verliert, aber um die EU sieht es auch nicht gut aus.


    Zur Architektur. Was Frankfurt gegenüber London wirklich fehlt, sind große Viertel mit Einfamilienhäusern. Abgesehen vom Bauboom in den letzten 10 Jahren oder so wohnen in London traditionell Familien aller Einkommensklassen meistens in Häusern. Für mich ist dies der größte Pluspunkt von London. Frankfurt hat ja nun gerade ein Einfamilienhausviertel dem Fluglärm preisgegeben, das ist sicher nicht gut. Die Stadtplanung sollte versuchen, Einzelgrundstücke an Privatleute anstatt große Flächen an Investoren zu verkaufen in den neuen Vierteln. Dies würde die Attraktivität von Frankfurt merklich erhöhen.

  • Der Vordertaunus ist voll mit solchen Häusern. Und der Main-Taunus-Kreis, der Rodgau, der Main-Kinzig-Kreis etc. Es spielt doch in dieser Hinsicht keine Rolle, dass die nicht mehr auf dem Stadtgebiet stehen.

  • Schmittchen.
    Ich widerspreche ganz entschieden !
    All diese Gebiete (Vordertaunus,Main-Taunus-Kreis, Rodgau, Main-Kinzig-Kreis etc.) sind natürlich annehmbare Wohngegenden. Sie sind aber mit den Londoner Quartieren, die <frühling> meint, NICHT vergleichbar.
    Es ist ein unstädtisches Klima, was in diesen Frankfurter Umlandgemeinden herrscht. Was in FFM fehlt, sind STÄDTISCHE Wohngegenden / Villenviertel.
    Vergleichbar in Berlin z.B. Schmargendorf, Friedenau, Westend, Grunewald. Das sind URBANE Quartiere mit stark unterschiedlicher Dichte, wo ein normales gehobenes Grosstadtbürgertum lebt. Dieses Milieu haben wir in FFM fast gar nicht.
    In London fällt mir das Viertel "Holland Park" ein. Ich wüsste auch, wo man das in FFM bauen könnte: Den Hauptfriedhof als <Waldfriedhof> in den südlichen Stadtwald umbetten und dort auf dem Gebiet des Hauptfriedhofes genau so ein bürgerliches Stadtquartier bauen. Einen Namen hätte ich auch schon: "Nordend-Neu". Und das schöne alte Entree des Friedhofes könnte (umgenutzt) das schönste Quartierszentrum in FFM werden !! Den (alten) jüdischen Friedhof müsste man natürlich belassen, der neue jüdische Friedhof - mal sehen. Ich glaube, das jüdische Ritual erlaubt kein Umbetten. Einfach mal bei der jüdischen Gemeinde anfragen. Aber das soll hier nicht der Hauptpunkt sein. Entscheidend ist, dass diese Idee mal diskutiert wird.

  • ^
    Mal davon abgesehen, dass neue Villenviertel IMO das Letzte sind, was Frankfurt angesichts des vorherrschenden Bauplatzmangels benötigt, stimmt auch Deine Aussage, dass solche in Frankfurt nicht existieren überhaupt nicht. Mir fallen mit Sachsenhäusener Berg, Dichterviertel und Diplomatenviertel auf Anhieb drei ein. Dem versammelten Forum sicher noch mehr.


    Was ich allerdings auch nicht verstehe ist was das mit dem Brexit und den Folgen für Frankfurt zu tun haben soll?