Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Und auf den Echten Berliner zu antworten: Ein schöner Park mit Liegewiesen. Das wäre eine klasse Sache mit hohem Nutzwert für die Bevölkerung und vergleichsweise geringen Kosten.

  • Und was bringt eine Umfrage zum jetzigen Zeitpunkt bitte noch? Die Sache ist doch schon in trockenen Tüchern, die Arbeiten haben begonnen. Schade um die Druckerschwärze...


    Oh ja, bitte, noch ein Park mit Liegewiese! Als gäbe es nicht schon genug davon im unmittelbaren Umfeld, die man in max. 3 Laufminuten erreichen kann. Sonst fährt man eben ein paar Stationen mit den Öffentlichen und ist am Friedrichshain, Mauerpark, Tiergarten oder sonstwo. Der Ort würde ich sagen ist eh nicht grad der "kuscheligste". Für jede Brache immer gleich die Option "Park" zu erwarten, ist einfach unkreativ und zudem unnötig, weil es in Berlin genug davon gibt bzw. sollte man sich dann lieber auf die Gegenden konzentrieren, wo es keine gibt, als auf den geographischen Mittelpunkt der Stadt.

  • In Stuttgart haben die Arbeiten auch schon längst begonnen und es wird trotzdem noch wacker weitergekämpft. :D Das original Schloß wird eh niemand mehr zurückbringen können und jetzt wo die Katastrophe BER noch in vollem Gange ist schon wieder die nächste öffentliche Baukatastrophe anzukurbeln ist sicher kein cleverer Zug. In Aachen wurde jetzt gerade am Wochenende ein 240 Mio. Projekt per Bürgerentscheid gekippt. Ausgerechnet die FDP war die einzige Partei, die auf Mehrheitslinie der Bürger gegen das Projekt lag. Nach dem Tivoli, bei dem man es auch schon im Ansatz kommen sah, und anderen lokalen Spezialitäten haben die Bürger nun genug gehabt und weiterem Unfug einen Riegel vorgeschoben. Die Politik ist dort auf breiter Front blamiert worden. So kann es auch gehen.

  • Und auf den Echten Berliner zu antworten: Ein schöner Park mit Liegewiesen. Das wäre eine klasse Sache mit hohem Nutzwert für die Bevölkerung und vergleichsweise geringen Kosten.


    Naja, ob eine Wiese wirklich von hohem Nutzen wäre, wenn eben dieser wetterbedingt nur auf wenige Wochen im Jahr begrenzt wäre, lässt sich wohl streiten.

  • Mit dem Argument der Kostenexplosion kann man nahezu jedes Bauvorhaben per Volksentscheid kippen. Stuttgart hatte das Glück, das vorher ausreichend medial informiert wurde und sich viele mit dem Thema auch privat beschäftigt haben.


    Und ich widerhole mich gerne. Der Museumsneubau wird ganz einfach benötigt. Schlossfassade hin oder her. Auch sehe ich keinen Zusammenhang zum BER. Das sind zwei par Schuhe.

  • Mit dem Argument der Kostenexplosion kann man nahezu jedes Bauvorhaben per Volksentscheid kippen.


    Ja bitte, wenn das Volk sein hart erarbeitetes Geld lieber für eine Verwendung der eigenen Wahl anstatt für Schlösser, Bahnhöfe oder Philharmonien ausgeben will, dann soll es das doch bitte tun können. Man muß den Bürger nicht permanent bevormunden. Irgendwie scheint das aber in Deutschland, insbesonders bei den politisch Linken, etwas ganz Furchtbares zu sein. Dabei ist es für die Volkswirtschaft gerade egal. Sollen die Leute doch ihr Geld in ihr Eigenheim stecken anstatt in obige Projekte. Spricht nix dagegen.


    Ich habe ja Aachen zuvor erwähnt: Dort steht nun das neu gebaute Fußballstadion leer, weil Alemannia wirtschaftlich dran zugrunde gegangen ist. Und das Ding war unbedingt politisch gewollt. Die spielen in Zukunft wohl irgendwo in Jülich und das neue Stadion steht leer. Verständlich, dass der Ottonormalbürger dann irgendwann die Nase von solchen Projekten voll hat und per Straßenprotest und Urnengang versucht dem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Wenn sich eine Mehrheit wie in Stuttgart für den Bau findet, dann muß man das genauso akzeptieren, wie wenn sich eine Mehrheit dagegen findet. Eine meiner Meinung nach absolut korrekte Vorgehensweise.


    Bundesschloß => bundesweite Abstimmung.
    Landesschloß => landesweite Abstimmung.
    Stadtschloß => stadtweite Abstimmung.


    Natürlich müssen diese Abstimmungen auf der Grundlage einer zuvor von den politisch Verantwortlichen sauber ausgearbeiteten finanziellen Grundlage stattfinden. Sowas wie in Stuttgart geht eigentlich nicht, aber da steckte der Karren nunmal schon längst im Dreck fest.

  • Und auf den Echten Berliner zu antworten: Ein schöner Park mit Liegewiesen. Das wäre eine klasse Sache mit hohem Nutzwert für die Bevölkerung und vergleichsweise geringen Kosten.


    Dafür gibt’s doch den Lustgarten gleich nebenan! Zwei Fußballfelder in Berlin's historische Mitte wäre ein bisschen übertrieben.

  • Der Wiederaufbau der Berliner Stadtschlosses hat in meinen Augen eine ähnliche Dimension wie der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche.
    Wie sähe Dresden aus hätte man kümmerlichen Reste der Kirche aus der Vorkriegszeit einfach planiert und nichts oder was vollkommen anderes dort errichtet, z.b einen schicken zeitgenössischen Glas-Betonkasten dort hingestellt.
    Wären dann die Quartiere, welche die Frauenkirche heute umsäumen, auch ohne die Errichtung dieser verwirklicht worden?


    Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht.


    Das Berliner Stadtschloss, respektive das Humboldtforum kann genauso ein Publikumsmagnet für Berlin werden, wie es die Frauenkirche für Dresden darstellt und könnte zudem für eine bauliche Kaskade ringsums alte "neue Stadtschloss" sorgen, die unter Umständen sich übers Marx-Engels-Forum bis zum Alexanderplatz auswirken könnte.


    Und um die Sorgen, dass das Stadtschloss ähnliche kostentechnische Auswüchse verursacht wie der Bau des BER, aufzugreifen.
    Davon kann man stark ausgehen, alle staatlich geplanten baulichen Glanzpunkte werden im Vorfeld runtergerechnet, um dann mannigfach so teuer zu werden.


    Obs das NRW Museum in Duisburg, die Elbphilharmonie, Stuttgart21 oder halt der BER in Berlin, überall sind die Kosten exponentiell in die Höhe geschossen.
    Dies ist keine lokale Problematik.


    Ich fände es falsch wegen Verdunklungs und Mauschelungsmöglichkeiten, die eh ander Tagesordnung sind, an einem so wichtigen Bau wie dem Stadtschloss zu zweifeln.


    Teurer wird dieser so oder so, das wissen wir doch alle wenn wir ehrlich sind. Viel schlimmer fände ich es, wenn diese so eminent wichtige bauliche Leuchstturmfunktion qualitativ zu wünschen übrig lässt und es an der Planung und Umsetzung hapert.

  • Der Neumarkt in Dresden ist übrigens bis heute von vielen Dresdnern nicht gewollt/angenommen. Er ist vorwiegend ein Ort für Touristen, Einheimische verirren sich nur selten dorthin und haben auch keinen Bezug zu dem Ort.

  • Erstaunlich!

    Der Neumarkt - nicht angenommen? :confused:
    Woher haben sie diese Information?


    Und die Frauenkirche vielleicht auch nicht?

  • Jau, die meisten Dresdner trauern den Brachflächen auf dem Neumarktareal nach zu denen man eine tiefe emotionale Bindung aufgebaut hatte. Der Verlust der kostbaren Weidegründe macht zudem der innerstädtischen Landwirtschaft bis heute schwer zu schaffen.


    Nichts für Ungut...

  • In einer ZDF-Doku zum Thema Rekontruktion vs. Neugestaltung vor ca. 2 Jahren. Dabei wurde der Neumarkt mit der neuen Innenstadt von Ulm verglichen. Der Beitrag war allerdings eher gegen die Rekontruktion. Ich gebe nur wieder was dort gesagt wurde.

  • ...dass das Stadtschloss ähnliche kostentechnische Auswüchse verursacht wie der Bau des BER...


    Nein, das, was Teile des "Stadtschlosses" sind, wird nur dann teurer werden, wenn höhere Spenden ein Mehr an Schloss möglich machen.
    Die Konzeption des Humboldtforums sah von Anfang an einen modernen Baukörper vor, dem eine zentimetergenaue Kopie der Schlüter/Eosander-Fassaden vorgemauert wird. Diese Außenhülle ersetzt also nur die modernistische Fassade, die ansonsten sowieso benötigt worden wäre.


    Für die Mehrkosten wurden inclusive der Werbungskosten 80 Mio Euro kalkuliert.
    Pro qm Schlossfassade einschließlich des Schlüterhofes sind das 4.500 Euro. Wohlgemerkt: Mehrkosten!
    Dafür kann man schon ein paar Säulen und Portale an die Betonwände des Humboldtforums nageln... ;)


    Was den Kostenrahmen für den modernen Teil des Humboldtforums anbelangt, da mag noch manches in den Sternen stehen. Mit dem Schlossanteil hat das aber nur mittelbar zu tun.

  • Städtische Symmetrie

    Um auf den Echten Berliner zu antworten: Ein schöner Park mit Liegewiesen. Das wäre eine klasse Sache mit hohem Nutzwert für die Bevölkerung und vergleichsweise geringen Kosten.


    Echter Schwabe, ich finde es durchaus interessant, was andere Leute für das Areal favorisieren. Aber glaubst Du im Ernst, daß so eine Wiese für 50 oder 100 Jahre Bestand hätte? Also glaubst Du, daß so etwas auch langfristig Legitimität beanspruchen kann?


    Ich halte das für illusorisch. Die Berliner DNA fordert sich nun einmal zurück. Das heißt nicht, daß alles wieder originalgetreu und hundertprozentig lokal korrekt wiederaufgebaut wird. Die Stadt hat aber in sich so etwas wie ein Vermächtnis, eine geschichtliche Organik und Semantik. Das ist eben für viele theoretisierende Architekturleute, wie sie hier im Forum auch mal vorgeführt wurden, offenbar zu sophisticated. Der Normalmensch versteht das sofort, auch wenn er nicht meine Worte wählt.


    Die Stadt erzwingt sich sozusagen selber. Weil die Ordnungen, die heute zerstört sind, sich indirekt in den Umgebungen widerspiegeln. Das soll nicht in Esoterik ausarten. Aber es gibt eben gewisse Gesetzmäßigkeiten der historischen Stadtentwicklung. Deshalb werden wir wohl noch einiges wieder zurückkommen sehen.

  • Echter Berliner, bei deinen Ausführungen habe ich immer das Gefühl du stellst Dir Berlin als eine Art biologische Wesenheit vor, die autonom handelt und einen Willen hat?
    Stadtentwicklung ist zunächst mal ein gesellschaftlicher, ökonomischer, politischer und kultureller Prozeß, der historischen Bedingungen unterliegt, ich halte da biologistische Analogien für fehl am Platz und ich finde in der Tat daß das ziemlich nach Esoterik riecht...
    Ich weiß daß biologistische Analogien im Moment in vielen Bereichen in Mode sind (Revival der Vererbungslehre, "DNA" etc.), aber ich halte das eher für einen Ausdruck der aktuellen Zeitgeists, in den 20ern hat man sich alles als Maschine vorgestellt, und wer weiß was in 30 Jahren en vogue ist...
    Wenn eine Mehrheit dafür ist, an der Stelle des ehemaligen Stadtschlosses eine Wiese, oder von mir aus einen Ikea zu haben und es eine politische Konstellation gibt die das durchsetzen kann glaube ich nicht das "Berlin" wie ein Golem aus der Kiste steigt und auf den Tisch haut...;)

  • Aber glaubst Du im Ernst, daß so eine Wiese für 50 oder 100 Jahre Bestand hätte?


    Nur kurz: Die Wiese muß keine 100 Jahre Bestand haben. Nur hat die aktuelle politische Führung bewiesen, dass sie für so ein Projekt nicht befähigt ist. Außerdem sollten meiner Meinung nach wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Größe der Prachtbauten kongruieren. Außerdem eilt es nicht.


    Zum Vergleich mit der Frauenkirche: Stimme ich zu. Das Projekt wurde allerdings auch klug durchgeführt und v.a. finanziert. Wieviel soll das neue Stadtschloß nun kosten? So viel wie zehn Frauenkirchen? Und von welchem Bauwerk hat man dann mehr bzw. hat man überhaupt etwas als Bürger?

  • Und was hat de Bürger von der Frauenkirche, was es vom Schloss nicht haben würde? So schön sie auch ist, letztendlich ists drinnen nur ein großer Raum und oben ne schöne Aussicht. Das Schloss/Humboldtforum wird in der Hinsicht einiges mehr zu bieten haben und Konzerte werden dort auch stattfinden können. Für die Aussicht müsste man wohl eher auf den Dom, aber damit kann man wohl leben...Die Kirche hat zwar nen größeren symbolischen Wert, als das Schloss, weswegen sie wohl auch besser angenommen wurde, aber davon kann man sich auch nichts kaufen.


    Immer nur warten, warten, warten und "nächsten Generationen überlassen", damit man selbst auch ja keine Verantwortung übernehmen muss. Bis es richtig losgeht wird die polit. Führung ja auch vielleicht gewechselt haben oder man hat zumindest aus anderen Großprojekten endlich mal gelernt.

  • Und was hat de Bürger von der Frauenkirche, was es vom Schloss nicht haben würde?


    Der entscheidende Unterschied zwischen der Frauenkirche und dem Schloß ist, dass die Kirche von vorhandenem Geld bezahlt wurde und dass das Schloß, welches auch noch um ein Vielfaches teurer sein wird, gebaut werden soll, obwohl kein Geld dafür vorhanden ist. Dass ich mit einer solchen konservativen Haltung in einem Bauforum auf wenig Verständnis stoße wundert mich nicht. Ich bin aber gespannt, ob nach der nächsten Bundestagswahl im Herbst dann von Frau Merkel die Mehrwertsteuer erhöht wird, damit solche Projekte wie Schloß oder auch S21, etc. pp. bezahlt werden können.

  • Das ist nicht konservativ sondern kurzsichtig. Die Frauenkirche wurde nicht mit vorhandenem Geld bezahlt. Das ist unter anderem der Grund warum die Landeskirche Anfangs gegen einen Wiederaufbau war. Und angesichts des baulichen Zustandes ganzer Landstriche ist es vermessen zu sagen das Geld für den Wiederaufbau wäre 1990 locker da gewesen. Finanziert wurde das Ganze durch Spenden und die waren noch nicht zusammen als die Rekonstruktin begann.


    Auch wenn ich mich abermals wiederhole, das Humboldtforum wird gebraucht. Ob nun mit oder ohne spendenfinanzierter Schlossfassade.