Leipzig: Sanierung Deutsches Buchgewerbehaus (realisiert)

  • Leipzig: Sanierung Deutsches Buchgewerbehaus (realisiert)

    Die LVZ berichtet heute über ein weiteres Sanierungsprojekt im Graphischen Viertel, das wie die anderen um die Ecken sicherlich auch einen eigenen Thread verdient hat.


    LVZ, 21.3.2014
    Einstiges Herz des Buchwesens wird vor dem Ruin gerettet
    Investor kauft Bugra-Messehaus / Sanierungsstart noch dieses Jahr


    Der Leipziger Bauprojektentwickler Hildebrand & Jürgens hat die Ruine des Bugra-Messehauses gekauft und will sie bald sanieren. Dr. Peter Leonhardt, der als Denkmalschützer in der Stadtverwaltung für das Graphische Viertel zuständig ist, sagte gegenüber der LVZ: "Als ich hörte, wer der neue Eigentümer ist, hab' ich mich sehr gefreut." H&J habe genug einschlägige Erfahrung und besitze den Willen, alles denkmalgerecht zu sanieren. Verwiesen wird in dem Blatt auf den Umbau der Mädlerschen Taschen- und Kofferfabrik in Lindenau zur Wohnanlage und den Umbau des Ring-Messehauses. Steffen Hildebrand bestätigte auf LVZ-Anfrage den neuen Kauf: "Die Planung ist schon weit vorangeschritten, mit den ersten Arbeiten soll noch in diesem Jahr begonnen werden."


    Einen breiten Teil in dem LVZ-Artikel von Jens Rometsch nimmt die Geschichte und Baugeschichte des Geländes ein.
    Das Graphische Viertel hatte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts als Hauptumschlagplatz des deutschen Buchgewerbes etabliert. Hier waren die meisten der 1500 Leipziger Firmen des herstellenden und vertreibenden Buchhandels und der polygrafischen Industrie ansässig. Am Gutenbergplatz residierten die zentralen Branchenverbände. 1888 wurde der Sitz des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig im Deutschen Buchhändlerhaus an der Prager Straße eingeweiht. Das prächtige Gebäude im Neorenaissance-Stil wurde wie weite Teile des Graphischen Viertels am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört. Genau 50 Jahre später, am 4. Dezember 1993, wurde hier der Grundstein für das "Haus des Buches" gelegt. Ein kleiner Flügel am Gerichtsweg überstand die Zerstörungen und wurde in den 1996 eröffneten Neubau integriert. http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Buchh%C3%A4ndlerhaus


    Nach Norden schloß sich das Buchgewerbehaus an, das von 1898 bis 1901 von dem schwedischen Architekt Emil Hagberg als Pendant zur Börse ebenfalls im Neorenaissance-Stil errichtet worden war. Hier war der Sitz des Deutschen Buchgewerbevereins, der Dachorganisation aller Verbände der graphischen Industrie. Das Zentrum des Gebäudekomplexes bildete die die zwölf Meter hohe Gutenberghalle. In dem prachtvollen Festraum erinnerte an der Stelle, die bis heute durch einen Erker an der Außenwand ablesbar ist, ein drei Meter großes Standbild an Johannes Gutenberg.


    1938 wurde am Gerichtsweg ein Erweiterungsbau durch Curt Schiemichen angefügt, der zu Messe- und Ausstellungszwecken diente. Hier befand sich unter anderem das Deutsche Buchgewerbemuseum, der Vorläufer des heutigen Buch- und Schriftmuseums in der Deutschen Nationalbibliothek. Da hier regelmäßig auch polygraphische Maschinen ausgestellt wurden, bürgerte sich zunächst für diesen Flügel der Name Bugra-Messehaus ein. Später ging er auch mit auf den Altbau über. Leonhardt: "Mit der internationalen Bugra-Schau auf der Technischen Messe, die jetzt ihr 100-jähriges Jubiläum begeht, hatte das Gebäude aber nichts zu tun."


    Beim stark vereinfachten Wiederaufbau des Buchgewerbehauses nach Kriegsende verschwanden die Gutenberghalle, das Standbild sowie große Teile des reichen Fassadenschmuck. Noch 1954 war in den 7630 Quadratmeter umfassenden Räumen die größte Spezialausstellung des graphischen Gewerbes der Welt zu sehen. Wenig später zog die Buchsparte in die Halle 20 der Technischen Messe um. http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Buchgewerbehaus


    "Gleich nach der Wende kam das Bugra-Haus zu privaten Investoren, die das Dach des Schiemichen-Anbaus aufrissen, jedoch mitten in der Sanierung steckenblieben", so Leonhardt. Nach 20 Jahren Leerstand und etlichen erfolglosen Anläufen habe sich nun mit dem Bauprojektentwickler Hildebrand & Jürgens endlich ein neuer Eigentümer gefunden.


    Bilder: http://www.flickr.com/photos/e…a/sets/72157623434280098/

  • ^ Danke für die Zusammenfassung. Die Wiederherstellung des einstigen Buchgewerbehauses nach historischem Vorbild wäre in Sachen Sanierung die Sensation des Jahres. Man kann gespannt sein, wies weiter geht.


    Ein paar Fotos, die zeigen sollen, worum es hier eigentlich geht.



    Messehaus Bugra aktueller Zustand (hier von 2007):

    Bild: Cowboy



    Messehaus Bugra aktueller Zustand (hier von 2012)
    Bild: Ronny Schulz
    Quelle: Wikipedia



    Ansicht des Buchgewerbehauses aus besseren Tagen. Auch wenn man sich auf den zwei oberen Bildern kaum vorstellen mag, dass es sich im Kern um ein und dasselbe Gebäude handelt, ein paar Details wie das Chörlein oder das Portal erkennt ihr oben wieder. Bei besagten Investor glaube ich gern, dass das sehr vereinfacht wiederaufgebaute Bugra-Messehaus wieder annähernd so werden wird wie das alte Buchgewerbehaus. Toll!

    Bild: Verlag Louis Glaser, Leipzig
    Quelle: Wikipedia

  • Hildebrand & Jürgens präsentiert Gutenbergplatz 3

    Auf der Homepage von Hildebrand & Jürgens sind zwei Impressionen - Ansicht Gerichtsweg + Ansicht Gutenbergplatz - des künftigen Wohnkomplexes Gutenbergplatz 3 zu sehen.


    Es sind 66 2-5 Zimmer-Wohnungen einschl. Maisonette-Wohnungen konzipiert worden. Jede der Wohnungen verfügt entweder über einen Balkon oder eine Dach-terrasse. In den drei Treppenhäusern wird jeweils ein Aufzug eingebaut.


    Das benachbarte Deutsche Buchgewerbehaus (siehe oben) wird jedoch NICHT von der Sanierung betroffen. Und das ist auch gut so, finde ich, denn man kann ja nun auf einen weiteren Großinvestor hoffen, der noch mehr Fingerspitzengefühl für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude hat.

  • :ibao: und eine kleine Ergänzung:


    8. November 2013
    ACREST verkauft „Deutsches Buchgewerbehaus“ in Leipzig


    Die ACREST Property Group GmbH, Berlin, hat für den Eigentümer das ehemalige 'Deutsche Buchgewerbehaus' am Gutenbergplatz 3-5 in Leipzig verkauft.
    ...
    Käufer ist die auf Projektentwicklung von denkmalgeschützten und sanierungsbedürftigen Immobilien spezialisierte VICUS AG mit Sitz in Leipzig.


    Quelle: ACREST Property Group GmbH


    08. Mai 2014
    Leipzig: Büro- und Geschäftshaus in der Münzgasse veräußert


    ...Käufer ist die Opus 29. Vermögensverwaltung, ein Joint Venture aus der VICUS AG und der GRK-Holding AG...


    Quelle: BNP Paribas Real Estate Holding GmbH


    Es gibt also DREI Möglichkeiten:
    1. Hildebrand & Jürgens hat die beiden Grundstücke gekauft und entwickelt zunächst das Haus Nr.3 und danach Nr.5.
    2. Hildebrand & Jürgens hat nur das Haus Nr.3 erworben. Das Haus Nr.5 ist immer noch im Besitz der VICUS AG.
    3. Hildebrand & Jürgens hat nur das Haus Nr.3 erworben. Das Haus Nr.5 wird vom Joint Venture, an dem die GRK-Holding AG auch beteiligt, gründlich saniert.

  • In dem Artikel


    LVZ, 8.8.2014
    Bauboom: Leipzig ändert sein Gesicht
    Bildermuseum erhält 4. Winkel / Motel One öffnet mit adidas / Gerüst an Kirchturm fällt


    ist nun von über 130 Wohnungen im Bugra-Messehauses am Gutenbergplatz die Rede und es wird ein baldiger Baubeginn in Aussicht gestellt. Dies erklärte Steffen Hildebrand auf Anfrage des Blattes.

  • ^ Danke für die Informationen. Dass die Anzahl der geplanten Wohnungen von 66 auf nun 130 hochgeschnellt ist, legt den Schluss nahe, dass nicht nur der Erweiterungsbau längs des Gerichtswegs in Angriff genommen wird, sondern auch jenes markantes Haupthaus an der Prager Straße.

  • Beginn der Baumaßnahmen / Gutenbergplatz 3-5

    Die Firma Hildebrand & Jürgens GmbH hat heute die benachbarten Mieter über den Beginn der Baumaßnahmen auf dem Grundstück Gutenbergplatz 3-5 informiert. Es sollen im ehemaligen Messeausstellungshaus sowie im BUGRA Messehaus ca. 120 Eigentumswohnungen entstehen.
    Das Ende der Baumaßnahmen ist für Oktober 2015 avisiert. Die Rohbauarbeiten sollen voraussichtlich im März 2015 abgeschlossen sein.

  • ^ Die Entkernung des Erweiterungsbaus ist sogar schon weit fortgeschritten, wobei das noch vom ersten Sanierungsanlauf aus den 1990er-Jahren rühren könnte. Am Gerichtsweg gilt ab morgen zudem ein Parkverbot, so dass sicher bald schwere Baumaschinen anrücken. Interessant für mich wird jedoch die Sanierung des Bugra-Hauptgebäudes. Ich hoffe sehr, dass es sein historisches Äußere wie auf dem letzten Bild in #2 wiederbekommen wird.



    Ein paar Fotos von heute:


    Ansicht des Erweiterungsbaus am Gutenbergplatz mit der sog. Gutenberg-Galerie



    Nahaufnahme



    Und eine Ansicht in entgegengesetzter Richtung mit dem Bugra-Haupthaus.



    Ansicht am Gerichtsweg

    Bilder: Cowboy

  • Die Arbeiten am Erweiterungsbau werden mit Hochdruck verfolgt.




    Am Bugra-Haupthaus wurde der Wildwuchs beseitigt. Das Zeichen für einen baldigen Sanierungsstart? Schade um Spongebob und Quhl-Kuh.





    Eines der wenigen Details, die von der einstigen Pracht des Buchgewerbehauses zeugen: Das Portal.

    Bilder: Cowboy

  • Der Erweiterungsbau am Buchgewerbehaus bekommt jetzt ein Satteldach. inwieweit das dem historischen Ursprungszustand von 1938 entspricht, konnte ich nicht ausfindig machen. Eigentlich untypisch für einen Industriebau aus dieser Zeit, andererseits könnte das in Anlehnung an das Haupthaus mit seiner markanten Dachlandschaft (siehe 1. Bild in #2) so erfolgt sein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Denkmalschutz da mitzieht, wenn es das so Dach nicht gegeben hätte. Jedenfalls dürfte das Dach des Haupthauses wieder im alten Glanz erstrahlen, wenn man sich beim Erweiterungsbau schon so ne Mühe macht. Was meint ihr?





    Das erhalten gebliebene Chörlein am Haupthaus in der Abendsonne.

    Bilder: Cowboy

  • Der Erweiterungsbau am Buchgewerbehaus bekommt jetzt ein Satteldach. inwieweit das dem historischen Ursprungszustand von 1938 entspricht, konnte ich nicht ausfindig machen. Eigentlich untypisch für einen Industriebau aus dieser Zeit, andererseits könnte das in Anlehnung an das Haupthaus mit seiner markanten Dachlandschaft (siehe 1. Bild in #2) so erfolgt sein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Denkmalschutz da mitzieht, wenn es das so Dach nicht gegeben hätte.

    -->


    Auenschreck, wohl diese 3 Bilder?


    http://abload.de/img/fm93187154j1y.jpeg


    Jedenfalls dürfte das Dach des Haupthauses wieder im alten Glanz erstrahlen, wenn man sich beim Erweiterungsbau schon so ne Mühe macht. Was meint ihr?

    Ich bin skeptisch... :D

  • ^ Danke euch beiden. Jetzt ist auch mir klar, dass der Dachaufbau dem Vorkriegszustand entspricht. Das macht Hoffnung auf die Sanierung des Haupthauses.

  • Die Sanierung mit dem Satteldach macht natürlich Hoffnung auf eine sehr denkmalgerechte Sanierung des Haupthauses. Dennoch glaube ich an eine etwas vereinfachte Sanierung. Was ja auch nicht ins Gewicht fallen wird, wenn es einen guten Übergang vom Neben- zum Haupthaus gibt. Ich glaube wir sollte hier eher den Fakt "loben", dass dieses Gebäude-Ensemble an dieser Stelle Saniert wird. Als ich zu meiner Schulzeit dort täglich vorfuhr, hielt ich das noch für unmöglich.

  • Ansicht Gutenbergplatz: Baufortschritt am neuen/alten Dach vom Erweiterungsbau






    Ansicht vom ehemaligen Geländes des Eilenburger Bahnhofs auf das Baugeschehen






    Der Eilenburger Bahnhof, 1876 eröffnet, war eines der führenden Eisenbahnknotenpunkte im Deutschen Reich. Am 1. Mai 1915 wurde der Fernverkehr in den neu errichteten Hauptbahnhof verlegt. Damit verlor der Eilenburger Bahnhof an Bedeutung. 1942 fuhr der letzte Personenzug vom Eilenburger Bahnhof ab, 1974 war dann endgültig Schluss. 1997 wurde das Gelände in eine Parkanlage umgestaltet, den sog. Lene-Voigt-Park.


    Eine der letzten Überbleibsel des Eilenburger Bahnhofs ist das Güterabfertigungsgebäude auf folgendem Foto.

    Bilder: Cowboy