Die Oldenburger Stadtviertel

  • Hafen und Stau (1)

    Zuerst noch ein Bild vom Küstenkanal hinter der Cäcilienbrücke, das ich eigentlich im vorherigen Beitrag zeigen wollte:


    Nun geht es weiter zum Stau.
    Die kleine Halbinsel am Zusammenfluss von Hunte und Küstenkanal heißt Doktorsklappe, da zu Zeiten Anton Günthers ein Doktor und Hofbeamter diese Fläche als Weidewiese pachtete. Das Bild zeigt den Blick von der Doktorsklappe stadtauswärts (d.h. nach NO) mit dem in der Hunte mündenden Küstenkanal rechts angeschnitten. Im Hintergrund sieht man Anlagen des Seehafens, davor den 33m-hohen Wasserturm von 1907 (Arch. Köhler). 1992 wurde der Wasserturm umgenutzt zum Bürogebäude, und beherbergt derzeit ausgerechnet ein Architekturbüro http://www.wasserturm-gmbh.de/.


    Hinter dem Turm befindet sich die 1952-54 erbaute Eisenbahn-Doppelklappbrücke, die mit 2x25m lichten Weite die längste ihrer Art in Europa ist. Auf meinem Bild oben sieht man sie im zugeklappten Zustand, doch besonders imposant wirkt sie aufgeklappt:

    (Quelle: Wikipedia; "Corradox")
    Vorgänger der Klappbrücke war eine im 2. WK zerstörte Drehbrücke: http://www.alt-oldenburg.de/verkehr/eisenbahnbruecke/


    Wir kommen nun zum Wende- und Yachthafen westlich der Doktorsklappe. Diese fast quadratische Bucht besteht schon seit 1900 als Wendehafen. 1906 wurde an ihrem Rand ein nicht erhaltenes Elektrizitätswerk gebaut. Um 1990 wurde der gesamte Stau samt Wendehafen revitalisiert, wozu auch der Bau von diesen Wohn- und Geschäftshäusern am nun als Yachthafen bezeichneten Wendehafen gehörte:



    Blick zur Innenstadt über den Stau hinweg mit Hafenpromenade rechts:


    ...

  • Hafen und Stau (2)

    Wir wollen kurz noch die Paar Nebenstraßen südlich des Hafens erkundigen, bevor wir zum Hafen selber kommen. Hier stehen wir in der Friederikenstraße und blicken nach Norden zum Stau:


    Die Gegend hieß früher Klein-Venedig wegen der vielen Wasserläufe. Leider kam es hier zu Flächenabrissen um 1978, als z.B. sämtliche Häuser an der Nordseite der Amalienstraße zugunsten einer Straßenverbreiterung abgerissen wurden. Auf der Südseite blieben dagegen sämtliche Altbauten bestehen, doch die Situation ist trotzdem nicht mehr zu retten, wie dieser Blick von der Amalienbrücke in die Amalienstraße zeigt (Blick nach Westen):


    Parallel zur Friederikenstraße ist die Nikolausstraße, die zurück zum Hafen führt:


    Häuser in der Nikolausstraße:


    2012 saniert:


    2010 sah es noch so aus:


    ...

  • Hafen und Stau (3)

    Hier sind wir wieder in der Friederikenstraße:


    Das gelbe Haus Stau 29 wurde vor 1821 erbaut, und erhielt 1897 seine prächtige Neorenaissancefassade. Es berherbergte 1845-1878 das Naturhistorische Museum.



    Stau
    Stau ist der alte Name des Hafenvorplatzes. Er heißt so, weil sich das Wasser der Hunte hier "aufstaut", oder vielleicht auch weil die Händler hier ihre Waren und Güter stauten. Der Stau ist schon 1383 namentlich bezeugt; 1510 gab es am Stau bereits 21 Häuser. Stau ist ebenso der Name der langen Straße, die von der Innenstadt bis zum Seehafen an der Hunte entlang führt. Der langgestreckte Hafen setzt unmittelbar am Rand der Innenstadt an, erweitert sich zum Wendehafen, nimmt den Küstenkanal auf und führt weiter ostwärts zum Seehafen. Bis zum Oldenburger Seehafen ist die Hunte auch für kleinere Seeschiffe schiffbar. Mit einem jährlichen Umschlag von ca. 1,2 Mio. Tonnen ist der Oldenburger Binnenhafen einer der umschlagsstärksten in Niedersachsen.


    Hier sieht man den langgestreckten Hafen, die Promenade an der Hafenstraße und die links abzweigende Straße "Stau", die am Bahnhofsviertel entlangführt:


    ...

  • Hafen und Stau (4)

    Links steht Stau 25/27, die "Rose am Stau" - benannt nach Kapitän Wilhelm Rose, der hier 1919 ein Schiffsausrüstungsgeschäft gründete. Die Familie Rose betrieb dieses Geschäft bis 2004 in dem um 1800 erbauten Krüppelwalmdachhaus. Dahinter (hier unsichtbar) steht noch ein schönes Fachwerkhaus von ca. 1793. Die beiden Häuser wurden 2010 saniert, und es entstand dort ein Lokal. Mehr zum Haus und zur Sanierung: http://www.youtube.com/watch?v=JxrKm9vqVDU


    Der rote Hafenkran steht seit 1907 hier:


    Den Platz am Stau beherrscht das mächtige alte Postamt von 1900-02 an der Poststraße, die hier im Stau mündet. Der kleine Teich davor heißt Jordan.


    Links ein postmodernes Erweiterungsgebäude:


    Herrlicher Risalit und Giebel der Neorenaissance:


    Blick von der Poststraße zum Stau auf das 1914 errichtete Gebäude der Oldenburgischen Landesbank. An dieser Stelle geht es das nächste Mal weiter.


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Hafen und Stau (5)

    Wir blicken von der Huntestraße über den Jordan hinweg zum Stau. Früher Stand hier etwa hinter dem Springbrunnen ein Badehaus. Während des 2. Weltkrieges wurde an dessen Stelle ein Bunker gebaut, auf dessen Resten man schon 1948 den noch vorhandenen Rundbau errichtete, der das Stautor-Café (http://www.alt-oldenburg.de/st…or/stautorcafe/index.html) beherbergte. Nun gibt es dort ein mexikanisches Restaurant:


    Nun zum Stau, wo es einen Kreisverkehr gibt.
    In Bildmitte mit monumentaler Steinfassade steht Gottorpstraße 28 (Ecke Stau), Hauptsitz der Oldenburgischen Landesbank, 1915 erbaut (Arch. H. Frühstück) als erstes Gebäude größeren Maßstabes am Stau. Rechts der Erweiterungsbau Stau 15 von 1968-71:


    Das an sich schöne Bankgebäude hat allerdings ein sehr prächtiges Unternehmerwohnhaus ersetzt (Bj. 1873, Fassade 1901), das zeitweise auch das Kunstgewerbemuseum beherbergte. Es wurde 1914 abgerissen, die schlichteren Häuser rechts daneben erst 1967:


    Stau 1 (ganz links) wurde 1804 als Wohnhaus des Zuckerfabrikanten Bulling erbaut. Die Vedute von Thomas Presuhn von 1848 zeigt das Haus mit noch klassizistischer Fassade:

    Die Vedute ist groß und in Farbe hier zu bewundern: http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/524s083a.jpg


    1862 erfolgte eine neugotische Umgestaltung von Stau 1, als das Haus zum vornehmen Hotel de Russie wurde (hier rechts):


    Leider wurde Stau 1 1966 abgerissen, um Platz für das Versicherungshochhaus (Bj. 1967) zu schaffen, das oben schon zu sehen war. Der Turm ist mir zu brutal, als dass ich ihn näher zeigen wollte, aber man erahnt ihn links angeschnitten im folgenden Bild, auf dem die erhaltenen Häuser Stau 3 und 5 zu sehen sind:


    Nach dem Abriss von Stau 1 wurden Stau 3 und 5 unter Denkmalschutz gestellt.
    Stau 3, Speicher der Zuckerfabrik Bulling und Breithaupt, Bj. 1800:


    Stau 5, Wohnhaus des Zuckerfabrikanten Breithaupt, Bj. 1801:


    ...

  • Der Staugraben

    Staugraben
    Der Staugraben bzw. die Staulinie bildet den nordöstlichen Rand der Innenstadt. Da die Staulinie zur Innenstadt gehört und größtenteils hässlich ist, werde ich sie hier nicht vorzeigen.


    Hier blicken wir nach Nordwesten über den Staugraben. Links hinter den Bäumen ist die Innenstadt. Die Bebauung rechts erfolgte ab 1856. Das Kunstwerk "Draufgänger" wurde 2005 anlässlich des 100. Jubiläums der Oldenburger Landesausstellung von 1905 durch Fenno Brockmann geschaffen. "Mit seinem Riesenschritt symbolisiert er die Überwindung der Trennung zwischen der Innenstadt und dem Oldenburger Bahnhofsquartier." (http://www.oldenburg-tourist.d…ex.php?we_objectID=114496)


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    Mod: Auf Wunsch von Frau Spanhake ist zum Objekt "Der Draufgänger" zu ergänzen: "Idee und Umsetzung: "Dipl. Design. Susanne Spanhake (2stand4 COMMUNICATION) und Fenno Brockmann (Architekt)"
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    Zum Vergleich etwa dieselbe Perspektive um 1910 (die ersten fünf Häuser stehen noch) - man beachte solche wichtigen Unterschiede wie die sanft geneigte und begrünte Uferböschung und die schmale verkehrsarme Straße, die zum Spazieren einlädt:


    Die Villa Staugraben 1 (Bj. 1907, Arch. Adolf Rauchheld), die, so gut sie auch saniert wurde, auch einiges an Schönheit eingebüßt hat:


    Staugraben 4 (rechts) und 5:



    Staugraben 6 bis 8 wurden abgerissen für diese drei Neubauten, die allerdings doch recht gefällig sind, da nicht übermäßig brutal und ein wenig abwechslungsreich:


    Nochmal der Vergleich um 1910, diesmal Blick nach Süden zur Post mit den abgerissenen Häusern Staugraben 8,7,6 von links sowie Stau 1 neben der Post:

    Die mit viel Liebe und Mühe im 19. Jh. gestalteten Ringpromenaden deutscher Städte sind im 20. Jh. durch brutale Architektur und Ausbau der verkehrlichen Infrastruktur allgemein verhunzt worden.


    Die letzten zwei schönen Häuser am Staugraben, links schließen sich nämlich besonders hässliche und große Bausünden an:

    Wer unbedingt diese Bausünden sehen will, der schaue zur Vogelperspektive: http://binged.it/ZsVDef


    Zum Schluss dann dieses historische Panorama ca. 1900, Oldenburg vom Stau aus: Links unten ist der Stadthafen, rechts zweigt der baumberandete Staugraben ab:


    Viele historische Bilder von Staugraben und Staulinie gibt es hier: http://www.alt-oldenburg.de/st…e---staugraben/index.html


    In den nächsten Tagen kommen meine wenigen Bilder vom Bahnhofsviertel.


    (Quelle: Eigene Bilder)

    Einmal editiert, zuletzt von Riesz ()

  • Das Bahnhofsviertel (1)

    Das Bahnhofsviertel
    Dieses kleine Viertel liegt südlich des Bahnhofs eingebettet zwischen Moslestraße und Stau. Es machte die typische Entwicklung deutscher Bahnhofsviertel durch: Zu Erbauungszeit 1870-1910 enstanden zahlreiche prächtige Häuser und Villen nebst dem Bahnhof selber, um 1945 erlitt es einige Zerstörungen durch Bomben, dann in den Nachkriegsjahren verkam es deutlich und wurde zur etwas schmuddeligen und verruchten Stätte wie aus anderen Städten bekannt von Abrissen und Neubautätigkeit begleitet, und letztlich wurde es 2007 als Sanierungsgebiet ausgewiesen und erholt sich seitdem einigermaßen. Viele Bilder vom Viertel habe ich nicht, i.W. nur die Bahnhofstraße selber - es gibt einige schöne Sachen die ich also nicht zeigen kann, z.B. die drei Villen in der Raiffeisenstraße. Dies werde ich irgendwann aber nachholen.



    Blick in die Bahnhofstraße von der Gottorpstraße aus mit Bahnhofsturm im Hintergrund:


    Ganz in der Nähe in der Osterstraße steht dieses eigenartige neogotische Haus, das jüngst saniert wurde und noch sehr steril wirkt:



    Das Haus sieht man hier links um 1910, Osterstraße / Rosenstraße; die drei linken Häuser stehen noch, die übrigen sind abgerissen worden.


    Jetzt geht es durch die Bahnhofstraße zum Bahnhof. Hier stehen verschiedene Wohn- und Geschäftshäuser.



    An der Ecke Bahnhofstraße / Rosenstraße steht dieses 1878 für die Oldenburger Feuerversicherung errichtete Gebäude (Arch. Hofbaumeister Gerhard Schnitger):


    ...

  • Das Bahnhofsviertel (2)

    Wir kommen nun zum Bahnhofsplatz, der 1945 stark zerstört wurde. Eine alte Fassade wurde in einen Neubau integriert (Fassade mit zwei Erkern mittig):


    Das Haus mit zwei Erkern sieht man auf dieser alten Ansicht wieder. Der Blick ist in die umgekehrte Richtung. Das zerstörte Hotel-Deus war das vornehmste Hotel der Stadt damals.


    Die einst prächtige Bebauung des sternförmigen Bahnhofsplatzes wurde nahezu vollständig zerstört.

    Die heutige Gestalt ist so hässlich, dass ich sie gar nicht hier zeigen will. Der Platz ist sogar so hässlich, dass es kaum im Netz Bilder davon gibt. Wer ihn wirklich sehen will: http://static.panoramio.com/photos/1920x1280/21178442.jpg


    Historisches zum Bahnhofsplatz: http://www.alt-oldenburg.de/pl…hnhofsvorplatz/index.html


    Oldenburgs erster Bahnhof war der Centralbahnhof von 1879. Er wurde nach 1911 durch den heute bestehenden Hauptbahnhof ersetzt.


    Der Oldenburger Hauptbahnhof wurde 1911-1915 nach Plänen Friedrich Mettegangs, Königlicher Oberbaurat der Eisenbahndirektion Mainz, erbaut. Stilistisch ist er dem Heimatstil zuzuordnen - stellt er doch ein überdimensioniertes Hallenhaus mit angefügtem 34 m hohem Turm dar - mit einigen Tendenzen noch des Jugendstils. Die inneren Räumlichenkeiten sind zum Teil wohlerhalten, besonders die Wartesäle.


    Der Fürsten-Pavillon ("Fürstenbau" links) war der persönliche Zugang des Großherzogs zu den Zügen. Die Klinkerburg ist eines der schönsten Restaurants in Oldenburg, und nimmt die sanierten Wartesäle I. und II. Klasse ein (Bilder: http://www.klinkerburg.de/Location.html:(


    Das nächste Mal geht es vorraussichtlich weiter nach Norden zur Nadorster Straße.


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Bürgereschviertel (1)

    Oldenburg - Der Nordosten und Norden
    In den nächsten Wochen folgen letzlich Bilder aus den nördlichen Bereichen Oldenburgs - d.h. alles zwischen Donnerschweer und Alexanderstraße (zentriert um die Nadorster Straße), die alle drei am Pferdemarkt münden (http://binged.it/172xNhp). Diese Viertel konnte ich allerdings nicht so vollständig ablichten wie die bisher gezeigten, denn Oldenburg ist doch nicht so klein, und deshalb mag es manchmal sprunghaft wirken.


    Heute gibt es Bilder aus dem "Bürgereschviertel" (gewissermaßen zwischen Donnerschwee und Nadorst), größtenteils aus der westlichen Donnerschweer Straße, die verkehrsberuhigt und gut durchsaniert für Oldenburg etwas untypische Urbanität besitzt.


    Vorher sollte ich noch das wohl auffälligste moderne Bauwerk Oldenburgs erwähnen - das Horst-Janssen-Museum westlich des Bahnhofs nahe dem Pferdemarkt. Das einzige dem Hamburger Künstler Horst Janssen, der einen wesentlichen Teil seiner Jugend in Oldenburg verbrachte, gewidmete Museum der Welt wurde 2000 eröffnet. Architekten waren Peter Reinig, Meike Dreyer und Carl Deters. http://www.youtube.com/watch?v=YbCdjZedg9Y

    (Quelle: Wikipedia, Jürgen Howaldt)
    Neben und hinter dem Horst-Janssen-Museum befindet sich das Oldenburger Stadtmuseum, das zum Teil in den edlen Villen der Raiffeisenstraße untergebracht ist (Villa Francksen, Jürgens'sche Villa, Villa Ballin), von denen ich leider keine eigenen Bilder habe. Im Stadtmuseum gibt es auch fast fürstliche Innenräume zu bestaunen.


    Vom Horst-Janssen-Museum gelangen wir über den Pferdemarkt zur Donnerschweer Straße.
    Blicke von der Donnerschweer Straße zum Pferdemarkt:


    Hier links angeschnitten...


    ... ist dieser postmoderne Neubau:


    Die Neue Donnerschweer Straße (rechts) nimmt die Verkehrslast auf, damit die eigentliche Donnerschweer Straße zur verkehrsberuhigten Zone werden kann:


    Altbau mit neuem Anbau:


    ...

  • Bürgereschviertel (2)

    Die nächsten vier Bilder aus der Donnerschweer Straße:





    Abzweigend in die Schäferstraße, wo die Giebelhäuser fast zum Massenprodukt werden:


    ...

  • Bürgereschviertel (3)

    Weiter hinten in der Sonnenstraße habe ich ein doch sehr stilvolles Neubauprojekt entdeckt (Bj. 2012):



    Von der Sonnenstraße kurz in die Lerchenstraße geblickt:


    Dieses Giebelhaus ist wohl recht alt (um 1870), da noch frontal erschlossen:


    Nicht weit entfernt in der Bürgereschstraße ein einfaches Jugendstilgiebelhaus:


    ...

  • Bürgereschviertel (4)

    In der benachbarten Steubenstraße steht eine Reihe von Mansarddachhäusern um 1910:


    Noch drei Bilder aus der Milchstraße, wo die Häuser nicht so gut saniert wurden:



    Dies gehört zu den Kasernen am Pferdemarkt, quasi von hinten gesehen:


    Und somit wären wir wieder am Pferdemarkt angekommen. Hier zweigen vor der Gertrudenkapelle Alexander- und Nadorster Straße ab. Demnächst geht es aber geradeaus durch den Friedhof zum Großherzoglichen Mausoleum.



    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Der Gertrudenfriedhof (1)

    Die Gertrudenkapelle und der Gertrudenfriedhof
    Die Gertrudenkapelle ist Oldenburgs ältestes sakrales Bauwerk. Sie wurde ca. 1400 erbaut, wobei das genaue Baujahr unbekannt ist. Ursprünglich gehörte sie zum mittelalterlichen Siechenhaus, das vor den Toren der Stadt gelegen war. In der kleinen Kapelle haben sich auch spätmittelalterliche Malereien erhalten. Hinter der Kapelle erstreckt sich der Gertrudenfriedhof, der auch auf das Mittelalter zurückgeht. Die ältesten Gräber im Friedhof stammen allerdings erst aus dem 16. Jh. Der Friedhof wurde ständig erweitert bis ins 19. Jh. hinein; am fernen Ende des Friedhofs bildet das Großherzogliche Mausoleum (s.u.) den Gegenpol zur Gertrudenkapelle.
    Geschichtliches: http://www.youtube.com/watch?v=KNNO6wEkOoo


    Gertrudenkapelle vom Pferdemarkt; die Inschrift lautet: "O ewich is so langck"



    Innenansicht: http://www.oldenburg-tourist.d…M_Gertrudenkapelle_VB.jpg


    Eines der älteren Grabplatten, die teilweise aus dem Lambertifriedhof hierher versetzt wurden:



    Blick vom Friedhof auf ein heruntergekommenes Jugendstilhaus an der Alexanderstraße:


    Julius Mosen, Oldenburger Hofdichter aus Sachsen eingewandert, liegt hier (die Infotafel könnte man aber bei Gelegenheit putzen...):


    ...

  • Der Gertrudenfriedhof (2)

    Das Großherzogliche Mausoleum
    Das erste klassizistische Bauwerk Oldenburgs ließ Herzog Peter Friedrich Ludwig 1785-1790 bauen für seine junge im Kindbett verstorbene Gattin Friederike von Württemberg. Danach diente es als Ruhestätte aller Oldenburger Herzöge und Großherzöge. Stilistisch ist das Mausoleum ein stark reduziertes fast minimalistisches Bauwerk, und könnte als akademisches Beispiel für den strengen Klassizismus herangezogen werden. Von 2012 bis 2013 wird das Mausoleum saniert.
    Zur Sanierung: http://www.youtube.com/watch?v=QpbZ2l2i-mA


    Im Sommer ist das Mausoleum von vorne allerdings schwer zu fotografieren...


    Im Winter:

    (Quelle: Wikipedia http://commons.wikimedia.org/w…e:Oldenburg_Mausoleum.JPG ; Corradox)



    Die Inschrift stammt von Klopstock und lautet "ERDE DES VATERLANDES SEY LEICHT DER ASCHE DERER DIE VÄTER DIESES VOLKS WAREN UND MÜTTER DES VOLKS"


    Eine winzige Innenansicht gibt es hier: http://www.hachenberg.info/Projekte_Mausoleum.htm



    Drum herum befinden sich klassizistische Gräber der höheren Hofbeamten.


    ...

  • Der Gertrudenfriedhof (3)

    Während der französischen Okkupation wurden die zwei Oldenburgischen Kanzleiräte Christian Daniel von Finckh und Albrecht Ludwig von Berger am 10. April 1813 zu Bremen hingerichtet (erschossen) wegen angeblichen Aufrufs zum Aufstand. Carl Heinrich Slevogt entwarf das Ehrenmal, das von den Bildhaueren Franz Anton Högl und Iwan Petrowitsch Martos nach detailliertem Wunsch Herzog Peter Friedrich Ludwigs bis 1824 ausgeführt wurde.



    Begrenzt wird der Friedhof nördlich durch die Ehnernstraße, an der eine schöne Schule steht.



    Die Schule:



    Demnächst gibt es Bilder aus der Ackerstraße und einige auch aus der Nadorster Straße.


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • An dieser Stelle mal stellvertretend Danke für die zahlreichen Bilder und Bildvergleiche sowie zahlreichen fachkundigen Kommentare, etwas, was gerade in der Galerie meist viel zu kurz kommt. Dir ist es hervorragend gelungen, ein Bild der norddeutschen (viele alte Ortskerne z. B. in Berlin seen ja kaum anders aus), aber auch teils lokalspezifischen Kulturlandschaft zu zeichnen.


    Natürlich trägt vieles die Handschrift typisch westdeutscher Nachkriegsbarbarei – in Oldenburg fiel bekanntlich mehr der Nachkriegszeit als dem Krieg selber zum Opfer – aber insgesamt hat sich die Stadt doch ihr Antlitz und selbst bei vielen Neubauten die Maßstäblichkeit bewahrt, wohl auch gerade weil mit dem Stadbild nicht so radikal zwangsaufgeräumt wurde wie etwa in Hamburg oder Bremen.

  • Die Ackerstraße(1)

    ^^Leider brannte unsere Altstadt 1676 nieder, aber wir haben schon etwas Glück gehabt mit unserem Klassizismus und Historismus. Oldenburg war eine der vielen kleinen deutschen Residenzstädte, hatte 1910 lediglich 30.000 Einwohner. Ab dem Klassizismus herrschte außerdem eine starke Tendenz zum Wohnen "im Grünen", die bis heute anhält, und deshalb wirkt Oldenburg in den Stadtvierteln doch recht kleinstädtisch trotz heutiger Bevölkerung von rund 160.000. Das rasche Wachstum nach dem Krieg war auch ein Grund für viel der Barbarei, die ich absichtlich hier größtenteils ausgeblendet habe - sogleich gibt es aber ausnahmsweise ein Beispiel davon...

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    Die lange Ehnernstraße schlängelt sich gen Norden vom Mausoleum ganz bis zur Autobahn. In der Straße stehen mehrheitlich Altbauten, die allerdings derzeit eher in einem schlechten Zustand sind. Aus diesem Grund habe ich auch fast keine Bilder von der Ehnernstraße - lediglich die nächsten beiden:


    An diese Ecke Ehnernstraße / Lambertistraße kommen wir später wieder zurück:


    Die Ackerstraße
    Die Ackerstraße ist eine ruhige Wohnstraße zwischen Ehnern- und Nadorster Straße. Sie besteht hauptsächlich aus Häusern des ersten Jahrzehnts des 20. Jh - davor befand sich hier in der Tat Ackerland. Die folgenden Bilder dokumentieren die Ackerstraße fast vollständig. Das Wetter war etwas wechselhaft, deshalb gibt es mal Sonne mal Wolken. Es geht von der Ehnernstraße durch die Ackerstraße nach Osten bis zur Nadorster Straße, dann wieder zurück durch die Ackerstraße zur Brommystraße, die etwa auf halbem Weg ansetzt. Vogelperspektive: http://binged.it/14IOyIl


    Blick von der Ecke Ehnernstraße in die Ackerstraße nach Osten:


    Häuser an der südlichen Straßenseite:



    ...

  • Die Ackerstraße (2)

    Gegenüber:


    Hier zweigt die Brommystraße ab, die einen alten Fahrradmittelstreifen besitzt. Wir gehen aber zunächst weiter der Ackerstraße entlang. Wir sehen hier außerdem, dass die ursprüngliche Pflasterung der Ackerstraße noch vorhanden ist, aber durch Asphalt bedeckt wurde - eine Freilegung wäre zu begrüßen.




    Zwei schön sanierte Giebelhäuser mit Pinienzapfenzäunen; allerdings wurde beim linken Haus der Dachüberstand irgendwann verkürzt, was störend wirkt.


    Wir kommen nun allmählich zur Nadorster Straße. Dies sind die letzten Wohnhäuser an der Nordseite der Ackerstraße.


    ...

  • Die Ackerstraße (3)

    Die Nadorster Straße
    Die Nadorster Straße ist Hauptverkehrsstraße und Ausfallstraße in nordöstlicher Richtung, und außerdem eine wichtige Geschäftsstraße. Sie ist ein wenig alternativ geprägt, und deshalb auch nicht wirklich gut gepflegt - die meisten Altbauten sind heruntergekommen, enthalten oft schräge Läden usw. Die historische Bausubstanz ist immerhin zu etwa 80% erhalten. Es folgen ein Paar Eindrücke aus dem Bereich Nadorster Straße / Ackerstraße. Historische Bilder: http://www.alt-oldenburg.de/st…adorster-strae/index.html


    Ein recht typisches Gemisch aus Altbauten und Neubauten an der Nadorster Straße:


    Vielleicht das am besten sanierte Haus der gesamten Straße:


    Gegenüber herrscht der üblichere Zustand:


    Blick zur Ecke Ackerstraße:


    Ecke Nadorster Straße / Ackerstraße:


    ...

  • Die Ackerstraße (4)

    Eckhäuser wie dieses gibt es selten in Oldenburg; umso trauriger ist die Vernachlässigung des Hauses. Dasselbe Eckhaus sieht man auf diesem historischen Bild rechts angeschnitten: http://www.alt-oldenburg.de/images/nadorster13_579.jpg


    Wir sind nun wieder in der Ackerstraße und bewegen uns zurück nach Westen. Ein unbekannter moderner Architekt hat hier geradezu ein Meisterwerk hinterlassen. Mit seiner schlichten reduzierten Architektur steht dieses Bauwerk ganz in der Tradition des frühen Oldenburger Klassizismus (vgl. Mausoleum). Die Fassade ist klassisch unterteilt in Sockelzone Mittelzone und Dachzone. Funktionale moderne Ornamente gliedern das Sockelgeschoss horizontal, und ein schlichtes Traufgesims bildet den eleganten oberen Abschluss. Die Wahl regionaltypischer Baumaterialien läßt ein heimatliches Gefühl aufkommen. Das inzwischen dezent patinierte Haus ist wahrlich eine Bereicherung für die Straße.


    Neben dem "Meisterwerk" stehen zwei schöne kleine Häuser des Jugendstils mit typisch grünverglasten Fensteroberlichtern.




    ...