Architektur Berliner Kinopaläste

  • Das ist ja haarsträubend, welch ein grobschlächtiges Gerede hier über eines der bedeutendsten Filmtheater weltweit, den ROYAL PALAST in Berlin, in Umlauf gebracht wird!
    Gleichzeitig wird die völlig gesichtslose Kaufhausfassade in den Himmel gelobt, die den Filmpalast ersetzen soll und eher zum Potsdamer Platz als zum Europacenter paßt. Der einzigartige, wenn auch durch einige Änderungen in Mitleidenschaft gezogene Typus eines Cinerama-Kinos wird hier heruntergemacht und gegen ein Elektronik-Kaufhaus der Kulturgüte "Geiz ist geil" leger eingetauscht. Klasse, diese Dokument unseres Zeitgeistes!


    Nur ein Zitat unter mehreren Forumsbeiträgen, das offenbar von glänzender "Kinokompetenz" zeugt und uns etwas über einen "Europa-Palast" (?!?) erzählen möchte:


    Je mehr vom Europapalast wegkommt desto besser. Auch wenn der Bau unter Denkmalschutz steht, häßlich ist er dennoch.


    Bedauerlicher finde ich es, wenn Kinos wie das Leipziger Kapitol oder die Düsseldorfer Lichtburg verschwinden, Kinos, die teilweise 70 bis über 90 Jahre alt sind und noch den Flair der Goldenen 20er vermitteln. Gott sie Dank konnte Essens Lichtburg gerettet werden.


    Essens Lichtbirg ist eher ein konservativer, neoklassizistischer und eklektizistischer Bau der frühen Nachkriegzeit mir denkbar ungünstinge Eigenheiten für eine optisch-akustisch gelungene Filmdarbietung.
    Auch der "Goldene Flair der 20er Jahre" ist nicht der Endpunkt der Geschichte.


    Während wir uns in Berlin gegen die Abrißbrine am ROYAL PALAST einsetzen, wird hier auf postmoderne Fassaden abgestellt, die scheinbar "luftig und gläsern" daherkommen und nciht anderes produzieren außer eben "heißer Luft".


    Ein anderer Beitrag schreibt, in den Kinkomplex würden fünf Stockwerke eingezogen, er werde umgebaut. Stimmt alles nicht.
    Das Gebäude wird komplett - unter Verstoß gegen die Unterschutzerklärung des Denkmalamtes - abgerissen.


    Ich habe mir die Zeit genommen, bzgl. de ROYAL PALAST-Kinos eine Projektwebsite zu verfassen: http:/www.userpage.fu-berlin.de/~cinerama .


    Wer sich also für etwas anderes außer Shopping-Fassaden interessiert, ist als Leser willkommen.


    (Die Bildrechte liegen beim Verfasser.)


    Soweit zum Kinokahlschlag in Berlin City West, der hier teilweise bejubelt wurde.

  • Zitat von cinerama

    Das ist ja haarsträubend, welch ein grobschlächtiges Gerede hier über eines der bedeutendsten Filmtheater weltweit, den ROYAL PALAST in Berlin, in Umlauf gebracht wird!


    Hey - ich hab schon Tränen vergossen...
    Beitrag #2.


    Aber von außen hat mir das Teil auch nicht gefallen.

  • Es gab schönere und geschitsträchtigere Kinos am Ku'damm. Da spielt der Kasten auch keine Rolle mehr...

  • Ja, ich fand die Leinwand sehr beeindruckend.
    Vielleicht hast du keinen Nerv dafür, wer weiß... (nicht wertend gemeint)

  • @ Cinerama: Wenn du mich schon zitierst werd ich wohl mal drauf eingehen müssen.


    1. Europapalast heißt Europacenter, sorry, war wohl durch Royal-Palast irritiert. Das Europa-Center ist ein absolut häßlicher Klotz an einem der häßlichsten Plätze Berlins (und vorm Krieg einer der schönsten). Der Royal-Palast stammt meines Wissens ebenfalls aus dieser Zeit und kann daher gerne weg.


    2. Wer mich kennt weiß, dass ich ein absoluter Gegner von Glasfassaden und modernen Bauten nach 1950 bin (die ersten Anfänge der Moderne waren ja noch interessant). Ich würde am liebsten eine Rekonstruktion des Breitscheidplatzes samt Umfeld sehen aber das wird eh nie kommen, daher ist es mir ziemlich egal was mit den Nachkriegsbauten geschieht....


    3. Wie gut, dass du eine solche Kinokompetenz besitzt um zu wissen, dass die Lichtburg ein"konservativer, neoklassizistischer und eklektizistischer Bau der frühen Nachkriegzeit" ist. Wie wärs wenn du dich mal informierst, bevor du solche Aussagen triffst, denn die Lichtburg ist weder neoklassizistischer noch eklektizistisch sondern ein bedeutender Bau der frühen Moderne (eröffnet 1928) dessen teilweiser Wiederaufbau im Stil der 50er-Jahre keine grundlegenden Änderungen mit sich brachte bis auf eine veränderte Decke und Bühne sowie einen verkleinerten Rang. Insbesondere das Foyer ist ein Musterbeispiel der Neuen Sachlichkeit.


    ... anstatt den Royal-Palast hätte man besser das Marmorhaus oder die Filmbühne Wien retten sollen!

  • Das DAF ist ein Architekturforum, kein Kinoforum...


    Eine neue Fassade/ ein neues Gebäude würde der Ecke gut stehen, da der Royal Palast ( jedenfalls äußerlich) keine richtige Augenweide ist.
    Deswege finde ich es nur legitim das hier im Forum der Abriss des Royalpalastes als architektonisch eher nicht so gelungener Bau, eher Freude als Trauer herrscht.


    Das der Royal-Palast abgerissen wird steht noch nicht so lange fest, tut mir echt leid, dass ich das nicht in meinen Posts ( die ich vor bekanntgabe dieser Tatsache gepostet habe) vorausgesehen habe bzw. sie im nachhinein geändert habe...


    Kinotechnische ist es sicher Schade, dass noch ein großes Kino wegfällt, architektonisch ist der Abriss für mich aber ein Gewinn. aber darüber lässt sich sicher auch trefflich streiten... :lach:

  • Rund um Kudamm und Tauentzien


    Nicht nur ein Fassade, sondern auch die funktionale und sozial-kulturelle Nutzung eines Objekts wäre einmal zu diskutieren. Ich habe nichts gegen schöne Fassaden, und auch das jetzige Europa-Center ist keine Augenweise (wenn auch weniger amorph im Vergleich zu der Potsdamer-Platz-Arcaden-Architektur).
    Mich macht es aber tief betroffen, dass in einem Forum der Architekturexperten so leichtfertig von einer derzeit unattraktiven Kinofassade (der 1995 leider umgebauten ROYAL PALAST-Fassade) eine Legitimation zum Abbruch von Filmtheatern zugunsten amorpher Elektronik-Kaufhäuser geschlossen wird. Die Aussage, das MARMORHAUS sowie die FILMBÜHNE WIEN hätte man eher erhalten sollen, teile ich nur bedingt. Auf den Ereigniswert der „Schaukultur“ zu schliessen, sicher weniger. Explizit wurde der ROYAL PALAST als "Sehmaschine" gebaut: wer dort die heute rare Gelegenheit hatte, bis Ende der 1970er Jahre Monumentalfilme im 70mm-Format auf einer 33 Metern breiten, stark geschwungenen Konkavbildwand zu sehen, wird diese Eindrücke zeitlebens nicht mehr vergessen. Dieses Kino wurde als vollkommenes "Bild- und Klangkraftwerk" konzipiert, sozusagen ein Vorgänger der heutigen IMAX-Theater: allerdings mit einer Breitleinwand. Diese Qualität kann ich anderen Häusern, wie etwa dem ZOO PALAST oder der essener LICHTBURG als Filmhistoriker leider nicht zuschreiben.
    Auch gilt es zu berücksichtigen, daß der ROYAL PALAST durchaus bis 1995 eine attraktive Fassade besaß. Die Umbausünden von 1995 nunmehr ex post dadurch zu legitimieren, in dem man ganz leger den Abriss des gesamten Kinkomplexes fordert, finde ich unverhältnismäßig. Selbst die Bezirkspolitiker, in deren Fraktionen ich mehrere Aussprachen hatte, befürworteten eher einen Kinobetrieb, sofern ein Nachmieter sich fände (aufgrund der Europa-Center-Mieten und der dortigen Unwilligkeit hat sich dies zerschlagen).


    Somit bitte ich einmal einen Blick auf folgende Fassadenfotos zu werfen und diese in Relation zu einem Elektronikkaufhaus (wo „nach 20 Uhr erneut die Lichter ausgehen“) zu setzen:




    Ich glaube nicht, dass eine Profan-Archtektur, wie die von Herrn Tchoban, Millionen Besucher in dem Masse unterhält und begeistert, wie es der frühere ROYAL PALAST vermocht hatte. Allein die soziale Degression, künftig als Saturn-Kunde via Handies und DVDs „Kino zu Hause – besser als richtiges Kino“ erleben zu müssen, macht mir Angst und Bange um die Rezeptionskultur in diesem Lande.
    Zur Architektur gehört ebenso auch Seele und vor allem Inhalt. Potsdamer-Platz-Architektur nunmehr am Breitscheidtplatz ist für uns, die in Berlins City-West vor 40 Jahren aufgewachsen waren, ein erschütterndes Dokument des schnellebigen Zeitgeistgeschmacks und des Raubbaus an der Lebensqualität (Kultur & Soziales) im Herzen Berlins.


    Eine Debatte aus Sicht der Kinoleute zum ROYAL PALAST im Europacenter findet sich für interessierte Leser in folgendem Forum:
    http://forum.filmvorfuehrer.de…=0&postorder=asc&start=15


    Dort ist die Auffassung eines Kollegen interessant, der durchaus auch kritische Betrachtungen zur essener Lichtburg vornimmt:

    die Antwort auf die Frage, warum man in Essen eine "Lichtburg" retten kann, und andere Paläste nicht, ist gar nicht so schwer. Kino politisch gilt in der BRD als "Privatwirtschaft". Kultureller Anspruch wird dem Kino vollständig, von Alibibeteuerungen einmal abgesehen, seit dem Ende des 2. Weltkrieges abgesprochen. Sicherlich, mag da die un-Heil-volle Zeit mit ihrem Göbbelsschen Anspruch, "dem Film- und Kinowesen endlich jene Bedeutung zukommen zu lassen, die es verdient", ein Argument dafür sein, welches ich aber nur bedingt gelten lassen kann, war doch schließlich 1945 in der BRD kein Neubeginn, sondern lediglich die Fortführung von "1000 Jahren" unter neuen Namen zu verzeichnen.
    Lichtburg ist der Typus eines 1950 im Stile der 30er Jahre (wieder) erbauten Film- Theaters, welches ein klassizistisches, verspieltes Ambiente als Hauptmerkmal zu bieten hat. Durch das Vorhandensein einer Multi- Funktionsbühne wird auch Bühnenschauen eine Möglichkeit eingeräumt, derartige Theater sind in den meisten Fällen immer ein (fauler) Kompromiß.
    Im Gegensatz dazu beschränken sich Royal- und Europapalast (wie auch alle Anderen Vertreter) auf eine sachlich, funktionalistische Gestaltung des Zuschauerraumes, die vollständig die Filmwiedergabe und bestmögliche Rezension eines (Groß-)Filmwerkes in den Vordergrund stellt. Der Bau erfolgte alleinig unter der Maßgabe, Filmgenuß in reiner Kultur als Spektakel zu ermöglichen.
    Während Lichturg ein klassisches Großstadtgebäude mit Sandsteinfassade und Zierelementen aufweist, ein an Sich sichtbares Stück Stadtarchitektur, welches Honoratioren aller Koleur eine Identifikation ermöglicht, verschwinden die Großbildtheater in den Betonstrukturen neuzeitlicher Büro- oder Geschäftszentren der 60er Jahre. Ähnlich Fabrikkanlagen verbirgt sich dahinter für viele Menschen eine nicht unbedingt erhaltenswürdige Architektur.
    Noch unverständlicher müßte eigentlich die Sache werden, wenn man bedenkt, daß Säle wie Lichtburg aus akustischen und projektionstechnischen Gründen eigentlich gar nicht zur Filmwidergabe geeignet sind, das dort erzielbare Filmerlebnis ist von der Sache her nie so intensiv, wie in einem Saal der Großbildtheater.

  • Zitat von Jo-King

    ARCHITEKTUR FORUM...Keın Kino-Fan Forum....


    Darum verdient mein Einwand eine Bewertung, anstelle einer Abfuhr, hoffte ich!
    Genau auf die Probleme der Zweckarchitektur (60er Jahre "Neue Sachlichkeit"/"Reminiszenzen an das Bauhaus"), des Städtebaus und deren Nutzung mochte ich eingehen - leider ohne Resonanz.
    Sehr betrüblich, Deine Argumentationsfülle, @ Jo-King.

  • Genau... geht doch hier um das Kino-Erlebnis das durch die Architektur zustande kommt.
    Aber deine Argumente sind überzeugend. Allerdings sollte man die Fassade weder rekonstruieren noch so lassen sondern einfach schöner ändern (und auf keinen Fall verglasen). Ein Kino ist auf jeden Fall besser als Saturn.


    Allerdings muss ich widersprechen wenn hier jemand schreibt, die Lichtburg bringe kein intensives Filmerlebnis. Klar, der Film wirkt nicht so eindrucksvoll wie in einem modernerem Kino, allein schon durch die relativ kleine Leinwand. Aber der Saal, das Foyer, all das erinnert an die 20er-Jahre, als Kino noch etwas ganz besonderes war. Und alles wirkt dort sehr feierlich, im Gegensatz zum Essener Cinemaxx, das zwar das größte Kino Deutschlands ist, allerdings eher unübersichtlich und langweilig wirkt. Ganz abgesehen davon, dass dort irgendwie oft technische Probleme auftreten, in der Lichtburg hab ich soetwas noch nicht erlebt.

  • Langweilig sind die essener LICHTBURG oder der berliner ZOO PALAST nun überhaupt nicht, aber die Kritik richtete sich gegen die Interessenverengung immer nur auf diese beiden Kinos, während der ästhetisch entgegengesetzte Typus, die Cinerama-Zweckbauten der 60er Jahre, die unerreicht als Sehmaschinen in dezidiert schlichter Sachlichkeit erbaut wurden, weder von den Denkmalämtern noch den Behörden gewürdigt wurden.
    Die architekturtheoretische Debatte wurde fürdar bereits in den 20er Jahren geführt, neuartig war die Scheidung funktionaler, blicklenkender Lichtspielhäuser und dekorierter Paläste.
    So verheerend sich die Multiplexe / Kaufhauskino-Kettenbildungen in den letzten Jahren auch auswirkten, so existieren am Rande (die Ausnahme von der Regel) noch Nischen für konträre Kinokulturen. Dies hat jedoch - wie ja schon richtig hervorgehoben wurde - den Blickwinkel primäre auf die (gemütlicheren?) "Dekor-"Großraumtheater wie Lichtburg-Essen oder Zoo-Palast-Berlin gelenkt, währenddessen eine asketische "Reinheit" des Schaukinos, sprich des Superbreitwandkinos, verheerender Weise unterschätzt wurde.
    Benennen wir die Gründe: gerade diese (Cinerama-/Todd-AO-)-"Roadshow"-Theater befanden sich zu 90% in Händen des ehemaligen "Kinokönigs", Riech, der sie regelrecht marginalisierte oder durch Zellteilung "umformte". Außerdem hat in den Super-Breitwand-Kinos (Europa-Essen, Royal-Palast-Berlin) seit 10 oder 15 Jahren kein Mensch mehr eine Super-Breitwand (infolge von Kaschierung des Bildes bis auf ein Drittel seiner möglichen Grösse) zu Gesicht bekommen (Und wenn, dann war das Bild, etwa im Europa Essen, zuletzt leider "stockduster").
    Somit wirkte das "Cinema-Scope"-Format (Bildseitenverhältnis 2.35 : 1) im Royal-Palast auf 19 Metern (anstelle möglicher 33 Meter wie zu 70mm-Zeiten ['2001: Odyssee im Welraum', 'Ben-Hur'] oft kleiner, als viele sich über 15 Meter raumweit erstreckende Bildwände in "modernen" Multiplexen - wirklich bestürzend, diese Bewirtschaftung seit 1977.


    Die 60er Jahre Fassade beherbergte übrigens die europaweit grösste Transparentfläche für die gemalten Plakattransparente und wurde 1995 (auf den in diesen Wochen noch sichtbaren) "ALDI"-Stil verändert.
    Die jetzt schlummernde größte Breitleinwand der Erde im Saal 1 (Krümmungsindex 120 Grad) wartet nun im Dunkeln ihres Abrisses, sodaß wir vielleicht schon zu Weihnachten bis zu sechs SATURN-Etagen (und viele Kleinstbildschirme) dort bewundern dürfen.



  • Krass, wusste gar nicht dass der Royal-Palast ein solches Meisterwerk ist.
    Den Zoo-Palast find ich blöde, aber nur weil wegen dem der schöne, neoromanische UFa-Palast abgerissen wurde.


    Vom Europa-Kino in Essen habe ich noch nie gehört, gibt es das noch?

  • Der ZOO PALAST war von Anbeginn ein m.E. konservativer Entwurf, angelehnt an die Hufeisenarchitektur italienischer Theater und Opernhäuser. Obwohl die Sicht- und Hörverhältnisse nicht im Traum die Höhenflüge zu den besten Zeiten des ROYAL PALAST erreichen ( http://www.royal-palast.de ), ist dieses Haus stärker im öffentlichen Bewußtsein (und des leider dekor-fixierten und kino-unkundigen Denkmalamtes) verhaftet.
    So schrieb uns der Berliner Landeskonservator (Prof. Haspel, Dr. Odenthal), man habe den Denkmalschutz bzgl. des Europa-Center-Gebäudeflügels, an dem im Moment noch der ROYAL PALAST steht, zugunsten des durch so viele unglückliche Umbauten der Vorjahre ins Hintertreffen geratenen Europa-Centers aufgehoben, um eine Kaufhausfläche einzufügen. Einzige Bedingung des Denkmalamtes sei gewesen, daß das Europa-Center im Bereich des Flachbaus, wo der Einzelhandel zu verorten ist, doch bitte künftig häufiger die Müllabfuhr bemühen möchte. Gleichzeitig forderte das Denkmalamt die Abrißgegner des ROYAL PALAST auf, doch bittschön sich ebenso stark 2009 für den ZOO PALAST einzusetzen, der dann zur Disposition stünde: dieser sei von herausragender architektonischer, geschichtlicher und städtebaulicher Bedeutung. Zum ROYAL PALAST wurde keine positive Erwähnung vermerkt (wobei der Bezirksbeauftragte der Unteren Denkmalbehörde - der für den ROYAL PALAST-Abriss votierte - sehr eng mit pauschal Investor-freundlichen Baustadtrat Gröhler "zusammenarbeitet", der wiederum der Europa-Center recht nahe steht).


    Übrigens galt der EUROPA PALAST in Essen (erbaut 1963, zwei Jahre vor dem berliner ROYAL PALAST) als sog. "Schwesterkino". Beide wurden von der Cinerama Inc. erbaut.



    Dabei wurde im älteren Essener Vorgänger zusätzlich noch eine Projektionsanlage für die Vorführung dreistreifig gedrehter (und ebenso projizierter) Cinerama-Filme eingebaut ("Das war der Wilde Westen", "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm"), worauf im berliner Schwesterkino verzichtet wurde, da 1965 die Produktion von Cinerama-Filmen soeben eingestellt worden war. Beide Häuser verfügen über eine fast gleichartig gebogene Cinerama-Bildwand (die bei entsprechenden Titeln in 70mm "Sogwirkungen" auf das Publikum ausübte).


    Der EUROPA PALAST in Essen wurde bereits Ende der 90er Jahre geschlossen und innen tlws. zu einem Homo-Nachtclub umgebaut. Die Sichtverhältnisse in diesem Kino befanden einige Enthusiasten also sogar noch optimaler als im Berliner Pendant. Bildbreite Berlin: 32,80 m, Bildbreite Essen: 28 m.
    Abstossend hässlich allerdings war die Aussenfassade des EUROPA PALAST in Essen.


    In keinem mir bekannten Multiplex wurden je wieder solche Bild- und Tonwirkungen erzielt.

  • Wo steht das Gebäude des Europa-Palastes denn? Schade, dass es den Saal nicht mehr gibt, sieht wesentlich besser aus als der Berliner. Allerdings würde ich glaub ich nicht auf die Idee kommen, in besagtem Nachtclub nach Überresten zu suchen.


    Besonders schmerzte mich im übrigen die Schließung der Düsseldorfer Lichtburg an der Kö, einem Traditionshaus das seit der Kaiserzeit bestand....


    Sollen wir mal einen Kino-Thread aufmachen? Dann können wir weiter abschweifen...

  • EUROPA PALAST in Essen steht an der Viehofer Str. und manche mögen diesen Saal mehr als das Pendant im berliner Europa-Center. Mir jedoch war das Essener Beispiel bereits wieder zu konservativ im Baustil. Auch die weiße Akustik-Decke ist wenig sichtungs-freundlich für den ungetrübten Leinwandgenuß, die seitlichen Holzballustraden und das Holzgeländer im vorderen Parketteil halte ich für antiquiert.
    Dieses Gefühl der Antiquiertheit hatte ich im großen Saal des berliner ROYAL PALAST (trotz des Renovierungsstaus) zu keiner Zeit. Auch ist dort die Bildwand nochmals deutlich größter und der Raum lenkt im Dunkeln weniger ab vom Bildgeschehen als andere mir bekannte Säle: man fühlt sich also "in das Geschehen miteinbezogen". Die keilförnige Bauweise des berliner ROYAL erscheint mir aus akustischen Gründen sinnvoller als die Ovalform.



    Einen Extra-Kino-Thread mache ich nicht auf. Interessiert hier zu wenige, leider...

  • Könntet ihr euch nicht doch bitte, so wie von Booni vorgeschlagen ein Kino-Thread aufmachen? das ist doch jetzt ein bißchen viel Off-Topic.


    wäre nett.
    :daumen:;)

  • Das halte ich für wenig sinnvoll.


    Es sind von Dir Jo-King, in diesem Thread ins sehr umfänglicher Weise neue Fassaden und Bauprojekte am Kurstendamm/Tauentzienstr. vorgestelt worden.
    Dabei wurden der Innovationseffekt ausschließlich positiv dargestellt und in auffällig vielen Beispielen neue Immobilienprojekte in ehemaligen Filmtheaterobjekten sehr "werbemäßig" oder "reportagenmäßig" dargeboten.
    Nun gibt es in Berlin - ich weiß nicht, ob Du hier wohnst - im Bezirk und auch bei den Politikern massive Befürchtungen, die City West sterbe kulturell aus. Darunter zählt auch das massive Kino- und Kneipensterben, dessen Exponate über Jahrzehnte hinweg ein Stück Stadtgeschichte, Kultur und Lebensqualität verkörperten.


    Die historische Stadtarchitektur könnte (und sollte meiner Auffassung) nach kritisch dem grassierenden Abrißoptimismus neutral gegenübergestellt werden. So finde ich es eben nicht völlig zufriedenstellend, in diesem Thread neue Fassaden und Entwürfe der "Filmbühne Wien" und des "Royal Palast" zu sehen, auf die man sich schlicht freuen darf, so endlich mal "was Neues" kommt.


    Wandel und Innovation sind zwar ein Gesetz des Lebens, allerdings erleben wir am Kudamm seit einigen Jahren eine Verödung, ein kulturelles Sterben. Insofern haben uns die neuen Fassadenentwürfe noch nicht verraten, welche Lebensweise und Kulturauffassung damit einhergeht? In dieses Vakuum erlaubte ich mir einige historische Preminszenzen zu werfen, die Bilddokumente in Erinnerung rufen, die alsbald als vergessen angesehen werden könnten. Somit finde ich es reizvoll, wenn von einigen Usern historische Fotos und Dokumentationen zur City-West in diesen Thread mit einfließen würden.


    So wären (gerne von meiner Seite aus) an, einige historische Fassaden vom Hardenberglatz, Breitscheidtplatz und Kurfürstendamm zur Diskussion zu stellen. Nicht jeder kennt Ansichten aus dieser Region, am wenigsten die der 60er und und gerade auch der 20er und 40er Jahre.


    Dann könnte man sehr gezielt diskutieren, was konkret die Fassaden und Kaufhausflächen der heute dort ansässigen Immbobilienfirmen an Gewinn bedeuten: inhaltlich, geschäftlich, kulturell, architektonisch und politisch.


    Beiträge jedoch in dieser Art können wohl nicht unwidersprochen bleiben:


    Zitat von nikos

    dank dir, jo!


    ich hasse das bikini-haus! das konzept ist dennoch das beste was ich mir an dieser stelle vorstellen könnte.


    das saturn-teil ist mir nen bisschen zu nervös. schöner als der royal-palast ist es trotzdem. man kann nur hoffen, dass die üblichen verdächtigen bezirksfuzzis ihr o.k. geben.

  • Es geht mir nicht darum "Reportagemäßig" über das Kino-Sterben, und die versiegende Kulturlandschaft in der City-West zu beschreiben. Mir geht es einzig und allein um Architektur, um schöne alte und neue/Fassaden. Die Nutzung ist mir sogar erstmal zweitrangig. Ich war auch gerne im Royal Palast. ich finde es auch schade, dass der Marmor Palast geschlossen ist, ich finde es sehr traurig, wenn ich bei Bennetton im Laden bin und da einfach mal eine wunderschöne Kinotreppe steht, die keine Verwendung mehr hat, vielmehr noch, als Abstellfläche benutzt wird.
    Mir geht es aber hier einzig und allein um die "äußeren Werte", ich finde die Fassade des Royal-Palastes nunmal nicht gelungen, und deshalb würde ich einen Abriss begrüßen. Die Kinolandschaft wandelt sich ja leider sowieso hin zu den Multiplex Kinos, man wird ja quasi dazu gezwungen in die Riesenfilmhäuser zu gehen. ich würde auch lieber öfter in kleinere, gemütliche Lichtspielhäuser gehen, leider hat sich unsere Gesellschaft aber nunmal zu einer "Geiz ist geil"-Gesellschaft entwickelt. Vielen Leuten scheint es egal zu sein, ob sie in einem neuen, kino sitzen, oder in einem historischen. Vielen Leuten geht es halt nur noch um den Preis, und die Multiplexe sind unschlagbar günstig.
    Wenn nun der Royal-Palast nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist, dann ist es nur legitim das der Betreiber neue Möglichkeiten der Nutzung sucht.
    Man kann den Royal-Palast IMO nicht stehen lassen, weil er mal so ein einmaliges Kino war.
    Deswegen würde ich den Abriss begrüssen. Ich würde auch den Abriss von ganz anderen Gebäuden begrüßen unabhängig von Nutzern und Nutzung.
    Ich wäre auch dafür den Zoo-Palast abzureissen, dass habe ich hier auch schon mehrfach erwähnt. Es sind für mich halt architektonische Aspekte die entscheiden, für dich andere.


    Auch ich fände den Vergleich mit früher interessant, wäre aber immer noch dafür, für so etwas einen neuen Thread aufzumachen.
    Hier wurden bis jetzt immer Neuerungen, Neubauten, Neue Pläne etc. besprochen, bewertet, kritisiert und "bejubelt".


    Wenn ihr einen neuen Thread mit dem Motto, City-West damals und heute oder so ähnlich aufmachen würdet, in dem über verbesserungen, verschlechterungen oder traditionen der letzten 50 Jahre der City West diskutiert werden könnte, wäre ich dabei. hier im Thread würde ich es ablehnen.


    hoffe, dass ich einiges klären konnte. :daumen: