Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • ^^


    Hier muss ich grundsätzlich zustimmen.


    Hochhaus per se ist schwer zu definieren - in Deutschland greift eine international vergleichen sehr enge Grenze. Das was in Spanischen / Arabischen / Südamerikanischen Mittelstädten (z.B. Alicante, Valencia..) als Blockrandbebauung quadratkilometerweise rumsteht, wäre bei uns alles Hochhaus!


    Tatsache ist es daher, dass von den 45 Hochhäusern in Planung der Großteil in einer Liga mit Höhen DEUTLICH unter 50 m liegt. Diese Häuser haben städtebaulich praktisch keinerlei Wirkung - vor allem in den Lagen, in denen sie gebaut werden. Anders wäre es, wenn das Bahnhofsviertel 20 Häuser mit 50 Höhe bekommen würde.


    Daher wird sich städebaulich München auch in krassesten Boomjahren wie aktuell kaum ändern. Was aber schlichtweg von der Politik auch so gewollt wird.

  • Ich sehe das ähnlich.
    Die nächsten zehn Jahre wird sich prinzipiell nichts in München ändern, das steht schon mal fest, so lange sind mindestens die Vorlaufzeiten für grössere Quartiere. Und alle gegenwärtigen Planungen beinhalten mehr oder weniger den gleichen Murks wie die letzen 20 Jahre.
    Im Augenblick wird Neues nur diskutiert, von Planung kann gar keine Rede sein.


    Traufhöhen, Baudichte usw bleibt alles wie gehabt, jedes einzelne Projekt wird heftigst bekämpft, ich sehe keine Veränderung weit und breit.


    Ehrlich gesagt glaube ich auch immer weniger an das angegebene Wachstum von 300.000 Einwohners in den nächsten Jahren. Dazu bedarf es auch der entsprechenden Wohnungen und die entstehen einfach nicht.
    Freie Wohnungen gibt es kaum mehr, abgesehen vom extrem hohen Preisniveau und somit könnten nur über eine höhere Belegung pro Wohnung mehr Menschen in die Stadt kommen, dem sind allerdings auch recht enge Grenzen gesetzt.


    Ich bin der Überzeugung, dass die Stadt das Wachstum bewusst oder unbewusst ausbremsen will, den Bürgern wäre es sowieso recht, da die, die hier sind, glücklich sind und keine Veränderungen wollen und die Stadt sieht das Wachstum auch kritisch, da die gesamte Infrastruktur (Kitas, Schulen, Verwaltung) vergrößerst werden müsste und dafür kein Geld da ist.


    Vielleicht täusche ich mich, aber in München verspüre ich wenig Aufbruchstimmung verglichen mit anderen Regionen in Deutschland, wie schon immer in den letzten 30 Jahren geht es hier vorwiegend ums bewahren und vorsichtigem Wachstum, und damit ist ja die Stadt gut gefahren bisher.

  • Welchen Murks denn? Wenn ich mir die Baudichten von Projekten anschaue, die seit 2010 in die Planung kamen und das vergleiche mit den Projekten aus 2000 (also zum Beispiel Paul-Gerhard-Allee/Bayernkaserne/Südpark gegen Domagkquartier/Prinz-Eugen-Kaserne), dann sehe ich schon wesentliche Unterschiede.
    Freiham wird kaum bekämpft, bei Nordost gibt es natürlich starke Kritik, die gäbe es aber auch in jeder anderen Stadt bei einem solch großen Projekt mit 36 000 neuen Einwohnern (siehe Tempelhof).
    Die Stadt investiert neun Milliarden Euro die nächsten Jahre in den Neubau von Schulen und Kitas aller Art, das größte Schulbauprogramm des Landes. Alleine die Schulzentren in Freiham und bei der Bayernkaserne kosten geplante 500mio Euro.
    Sollten tatsächlich 8500 Wohnungen pro Jahr entstehen, würde damit in den nächsten zehn Jahren Platz für ca. 180 000 - 190 000 Neueinwohner entstehen.
    Gleichzeitig wird massiv in die Verkehrsinfrastruktur investiert, mit U5-Verlängerung, evtl. U9, Westtangente, 2. Stammstrecke und immer mehr Forderungen sowohl nach dem Nordring als auch nach einer Stadt-Umlandbahn.


    Das einzige, was sich wirklich nicht verändert, ist die massive Ausweisung von Hochhausgebieten. Das kann man kritisieren, verstehe ich auch, aber ist nicht fundamental. Wie Bau-Lcr schon erklärte, hohe GFZ erreicht man prinzipiell auch ohne Hochhäuser.


    Wenn du einen guten Einblick in die Gedankenwelt der Stadtverwaltung bekommen möchtest und du dich für Fakten interessierst, kann ich dir wärmstens muenchen-transparent.de ans Herz legen, da tauchen alle Dokumente aus der Stadtverwaltung auf. Zum Beispiel hier: https://www.muenchen-transparent.de/dokumente/4260184 die Planungen für langfristige Investitionen (2016-2020), u.a. 2 Mrd. Euro für den Neubau von Schulen: https://www.muenchen-transparent.de/dokumente/4260184

  • Zitat Munich_2030:
    Ich hoffe Du setzt mal die rosarote MUC Brille ab und überdenkst das Ganze in diesem Zusammenhang nochmals?


    Ok, in dieser Stadt geht alles den Bach runter, alle anderen Städte in Europa lachen uns aus, denn was bestimmt die Schlagzeilen der hiesigen Hauptstädte derzeit mehr, als das Fehlen von neuen 100m+ Hochhäusern in München? Besser :)?


    Zitat Isek:
    Tatsache ist es daher, dass von den 45 Hochhäusern in Planung der Großteil in einer Liga mit Höhen DEUTLICH unter 50 m liegt.


    Nein. 10 von 45 HH liegen im Bereich 40-50m. Der Rest ist drüber. Siehe Liste: http://www.deutsches-architekt…hp?p=543970&postcount=138


    Zitat Isek:
    Das was in Spanischen / Arabischen / Südamerikanischen Mittelstädten (z.B. Alicante, Valencia..) als Blockrandbebauung quadratkilometerweise rumsteht, wäre bei uns alles Hochhaus!


    Und genau hier sollte man doch ansetzen. Was bringt es denn wenn an manchen Stellen hohe Wohntürme entstehen (schön sind sie, ja), wenn an den meisten anderen Orten, wo eben keine "Hochhäuser" möglich sind, nur 4 Stockwerke gebaut wird. Der Blockrand muss auf deutlich höhere GFZ kommen können, ähnlich wie in den südlicheren Städten Europas. 8-10 Stockwerke sollten in verdichteten Lagen flächendeckend möglich sein. Dazu ist natürlich auch eine Lockerung des Stellplatzschlüssels erforderlich.


    Zitate Theseus-532:
    Im Augenblick wird Neues nur diskutiert, von Planung kann gar keine Rede sein.


    Es wird viel diskutiert, richtig. Aber vergleiche die jetzige Kultur mal mit der Zeit unter Ude. Innerhalb 11 Monaten wurde ein Stelzenhaus mit 110WE von der Idee bis zur Fertigstellung umgesetzt. Damals unmöglich. Es wurden Wohnungsbauprogramme aufgelegt, die national ihres Gleichen suchen, die Investitionen in die Bildung (welche in Bayern ohnehin gut ist) reicht sonst für ganze Bundesländer. In Puncto Infrastruktur geht nach dem Entschluss zur Stamm-2 nun hoffentlich auch Einiges voran, von Investitionen in den Straßenbau brauchen wir nicht diskutieren (MR-Tunnel). Ein Autobahn Ringschluss fehlt noch. In der Tat wird proklamiert, in den nächsten Jahren würde viel Geld fehlen, weshalb nun geschaut wird, wo Einsparungspotential liegt. Generell kann man aber auch wieder anfangen höhere Schulden zu machen (so wie sonst auch jeder). Nicht schön, aber wenn es nicht anders geht?


    den Bürgern wäre es sowieso recht, da die, die hier sind, glücklich sind und keine Veränderungen wollen und die Stadt sieht das Wachstum auch kritisch


    Naja, wir nehmen uns hier vielleicht auch zu wichtig. Vielen Leuten ist es einfach egal, wo und wie viele Wohnungen noch entstehen. Selbst mein Nachbar, ein Rentner Ehepaar, hat von MNO noch nichts mitbekommen, außer, dass "da auf dem Feld" was gebaut werden soll. Der Eindruck, jeder sei gegen alles, entsteht halt leider, weil Protest und Populismus in den Medien und der Politik immer am schnellsten Gehör finden. Ich verweise hier als Anschauung noch einmal auf den Bürgerentscheid 2004.



    Danke Jöran für die Fakten!

  • Dazu ist natürlich auch eine Lockerung des Stellplatzschlüssels erforderlich.


    Ich glaube, 8 Geschosse gingen einfacher, da noch kein Hochhaus im baurechtlichen Sinn, wo Vorschriften (Feuerschutz usw.) schärfer sind. 8 statt 4 und geschlossener Blockrand statt lockerer Bebauung bringen mindestens die doppelte Dichte. In die Blockrand-Struktur kann man einige Höhepunkte integrieren und da gibt es irgendwo um 60 Meter eine weitere Schwelle, ab der ein zusätzlicher Angriffsweg für die Feuerwehr, zusätzlicher Fluchtweg usw. verlangt werden. Aus diesem Grund liegt ein Großteil der Hochhausprojekte bundesweit unter dieser Schwelle - na und? Gut gestaltete Ensembles mit solchen Höhepunkten können aufregend wirken während die Baustelle des Jeddah Tower inmitten der Wüste (buchstäblich) grotesk wirkt. Eine Hochhaus-Ballung um den Münchner Hauptbahnhof (weit genug von der Altstadt) wäre nicht verkehrt - etwa um den Düsseldorfer HBf wurden in der Zeit der Postmoderne einige Hochhäuser dieser Größenordnung errichtet, in der Nähe sind 3 weitere fest geplant (Quartier M / Grand Central), noch weitere immer wieder angeregt.
    Etwa hier an der Bayerstraße - was ich sehe, schreit geradezu genauso nach mehr Fassadendifferenzierung wie nach Funktionsmischung und Höhepunkten. Ähnlich hier an der Luisenstraße oder auch da. Würde sich hier an der Karlstraße auf dem Dreieck zwischen drei Straßen ein Hochhaus um 60 Meter Höhe nicht anbieten?


    Das alles wird nach der Lockerung oder Abschaffung des Stellplatzschlüssels einfacher. Dieser wurde kürzlich in Düsseldorf gelockert, neulich auch in Frankfurt (Zonenplan - PDF). Eine zumindest Lockerung auch in München ist mehr als überfällig.

    5 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • It's the law, stupid!

    Nach meiner Einschätzung sind die rechtlichen Rahmenbedingungen die eigentlichen Wachstums- und Entwicklungs-Hemmer. Sehr oft ist ein Wille und ein Interesse vonseiten der Investoren bzw. der lokalen Verwaltung, höher, dichter und urban durchmischter zu bauen vorhanden - allerdings ist es rechtlich schlicht weg nicht möglich. Da die Regeln zur Bauordnung nicht auf lokaler Ebene sondern auf Bundes- oder zumindest Länder-Ebene festgelegt werden, kann eine Stadt oder Region wie München hier leider nichts bewirken.


    Lockerung des Stellplatzschlüssels


    Der Stellplatzschlüssel ist offensichtlich Ländersache. Deshalb gibt es diese Verordnung auch in Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin nicht (mehr) - was diesen natürlich einen Entwicklungsvorteil verschafft. In Baden-Württemberg versucht man sich zur Zeit an einer Lockerung - was allerdings in einem Flächenstaat sehr viel schwieriger ist, da in ländlichen Gebieten ohne ÖPNV die Menschen natürlich auf das Auto angewiesen sind. In Bayern wäre es genau das gleiche Problem, ein landesweites Gesetz kann da nicht auf die Eigenheiten der Region München eingehen. Wikipedia dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Stellplatzverordnung


    Wer sich je gefragt hat, warum in Deutschland so viel funktionsgetrennter Mist entsteht, das war gesetzlich so vorgegeben - und soll nun mit der neuen städtebaulichen Kategorie "urbanes Gebiet" gelockert werden: http://www.spiegel.de/wirtscha…-der-stadt-a-1123772.html


    Die sog. Baunutzungsverordnung gilt hingegen bundesweit und verbietet Funktions-Mischungen wie Wohnen, Arbeiten, Verkehr etc. Auch hier wäre eine Abschaffung oder Lockerung dringend erforderlich, damit Städte endlich wirksam nach Innen wachsen können. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Baunutzungsverordnung



    Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder möchte das "Anbindungsgebot" lockern und an Autobahnanschlussstellen, funktionalen Bundesstraßen und Straßen mit Gleisanschluss, Gewerbegebiete erlauben, auch wenn diese abseits einer Gemeinde liegen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…ng-als-programm-1.3272347


    Wenn auch weniger wirksam, wird auch diese Lockerung zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten (für reine Satelliten-Gewerbegebiete, was in manchen Fällen vermutlich sinnvoll ist) schaffen, insbesondere am Stadtrand und in der weiter gefassten Region.

  • MiaSanMia: Es ging hier um einen Artikel über Wohn HH. Mein Post war zu 100% darauf ausgerichtet. Wie sich eben auch ein Architektur Forum zu 100% um Architektur drehen sollte.


    Warum kommst Du jetzt mit Sätzen wie: "Ok, in dieser Stadt geht alles den Bach runter, alle anderen Städte in Europa lachen uns aus, denn was bestimmt die Schlagzeilen der hiesigen Hauptstädte derzeit mehr, als das Fehlen von neuen 100m+ Hochhäusern in München? Besser ?


    Das ist doch komplett unsachlich und am Thema vorbei! Willst Du hier über politische Schlagzeilen diskutieren? Verstehe Deine Aussage überhaupt nicht?


    Ich sagte: Wenn man in dieser Fotostrecke, in der ein 180m hoher Grand Tower, etc. enthalten sind, die Friends oder andere Münchner Wohntower aufnimmt, dann macht man sich damit lächerlich.


    Was ist daran falsch? Das Ganze war Einzig und Allein auf diesen Artikel bezogen gewesen!

  • Irgendwie habt ihr ja beide Recht. Es geht natürlich nicht nur darum, dass man das Wachstum organisiert, sondern auch, wie man es so gestaltet, dass für Bewohner und Nutzer der höchste Mehrwert entsteht. Ähnlich wie andere Ballungsgebiete in der Alpenregion eignet sich München natürlich ganz besonders für möglichst hohes Wohnen - der Blick auf das Alpenpanorama ist einzigartig. Deshalb wäre es sicherlich eine interessante Option, gerade bei uns das Wachstum an geeigneten Stellen in die Höhe zu organisieren und zwar auch deutlich höher als das bisher passiert. Immerhin werden ja heute wieder in fast allen städtebaulichen Entwürfen kleine Hochpunkte vorgesehen. Das war zumindest nach 2004 erst einmal Tabu. Vielleicht wird die Skepsis weiter abnehmen, denn Ende der 1990er Jahre waren ja tatsächlich mal einige sehr hohe Projekte in Planung. Und zum Glück gab es die 1960er Jahre, wie Munich_2030 richtig anmerkt. Denn es sind gerade die Umfelder von Hochhäusern, die in dieser Zeit geplant wurden, in denen man heute am ehesten den Mut aufbringt, die Stadt wieder ein bisschen in die Höhe zu entwickeln (z.B. Zschokkestr., Neuperlach, Arabellapark, Siemenswerke, Ostbahnhof, Ratoldstr., etc.)

  • Es ist halt ein banaler Widerspruch und das merken die Menschen langsam aber sicher. München nimmt sich mit seinem "Problem des Wachstums" (um den Threadtittel aufzugreifen) viel zu wichtig.
    Das bissl Wachstum was wir haben und haben werden hat jede x-beliebige Mio Stadt in Asien und teils Amerika ohne vergleichbare Infrastruktur, U-Bahn,S-Bahn, Ringstrassen etc. schon vor Jahrzehnten bewerkstelligt. Deswegen werden wir das in München ganz locker auch schaffen. Und auch M unterliegt der Demographie. D.h. es wird in 15 Jahren leider eine wahre Sterbewelle eintreten. Alleine die Demographie wird also ganz sicher zum Gestaltungsfaktor im Städtebau werden.


    Was halt u.a aber nicht nur mich nervt, dass ist der Stillstand in München was Weiterentwicklung in der Architektur selber angeht. Wo ist das Bahnbrechende Bauwerk wie es z.b. das Olympiadach einst war? Wo ist ein Bauwerk wie die Elbphilharmonie? Wo ist etwas wie die Reichstagskuppel in Berlin? Nicht vorhanden, nicht geplant, kein Interesse. Das ärgert mich eben. Und obendrauf stellt man sich was den Bau von HH angeht so queer-->2004.


    Irgendwann verliert man bei Prestige und Schlüsselprojekten den Anschluss. Das muss sorgen machen. Aber nicht das Wachstum selber. Das wird einfach passieren. Egal wie, das Leben sucht sich seinen Raum.

  • Das ist doch Alles absurd in München. Es heißt immer: "Ja, wenn das und das nicht passiert, dann kann die Stadt nicht weiter wachsen."


    Einmal ist das U-Bahnnetz zu klein, man hat zu wenig Tunnels am Ring, dann braucht man ne 2. Stammstrecke, blablabla.


    Und das weil 300.000EW mehr erwartet werden. Und für die kann man natürlich nur Wohnraum schaffen, wenn man vorher eine riesige, neue Infrastruktur geschaffen hat :)


    Ich war schon in Millionenstädten, die hatten weder U-Bahn, noch S-Bahn.


    Unten anbei eine interessante Tabelle.


    Das Streckennetz der U-Bahn von MUC hat ca. 100km. Eine chinesische Boomtown wie Dalian mit 6 Mio EW, hat nur 60km Metro!


    Man kann sich jetzt aus jedem Land zig Beispiele an Städten raussuchen, die ein kleineres Metronetz haben, aber 2-10mal so viele EW, eine deutlich höhere Bevölkerungsdichte und Wolkenkratzer, ohne Ende. Sao Paulo, Istanbul, Mumbai, etc.


    Dort scheint das Alles zu funktionieren?


    https://de.wikipedia.org/wiki/…_St%C3%A4dte_mit_U-Bahnen

  • Dann hast Du wohl viele Kommentare zum Thema Wachstum in München von Vize OB Schmidt und anderen Personen verpaßt.


    "Wichtiger sei es erstmal Geld in die 2. Stammstrecke, einen evtl. Münchner S-Bahn Ring zu investieren, bevor man an das Bauen von neuen Wohnungen denke"


    Diesen Aussagen haben sich auch ein paar weitere Münchner Politiker angeschlossen.

  • Irgendwann verliert man bei Prestige und Schlüsselprojekten den Anschluss. Das muss Sorgen machen


    Eine Stadt hat seit jeher von einer starken Wirtschaft und stabilen politischen Verhältnissen überdauern und sich behaupten können. Prestigebauprojekte sind schön, sichern einer Stadt aber keineswegs die Zukunft. Ebenso lindern sie nicht die Wohnungsnot.


    Das Streckennetz der U-Bahn von MUC hat ca. 100km. Eine chinesische Boomtown wie Dalian mit 6 Mio EW, hat nur 60km Metro!


    Warst du schon mal in chinesischen 10 Millionen Einwohner Städten von denen in Europa noch nie einer gehört hat? Ich versichere dir, von "funktionieren" kann keine Rede sein. Außer wir senken unseren Lebensstandard und unsere Lebensqualität auf ein Viertel. Solche Vergleiche greifen nur, wenn gleiche Rahmenbedingungen herrschen.



    Munich_2030:
    In den beiden Artikeln steht nicht ansatzweise dein behaupteter Wortlaut. Nicht mal sinngemäß trifft er zu. Was soll das?


    Schmid betont lediglich, er wolle auch auf die Ausweisung neuer Gewerbeflächen achten, denn diese gehen in Zeiten des Wohnraummangels schnell unter (er ist nun mal Wirtschaftsreferent). Zugleich fordert er, dass bereits bei der Planung neuer Wohnquartiere die Infrastrukturfrage erörtert wird. Das ist ja nicht unbedingt verkehrt oder?

  • ^ Einige Teile der Infrastruktur, etwa die Verkehrsinfrastruktur, sind im geringeren Maße notwendig wenn die Stadt möglichst kompakt, zentrumsnah wächst - bereits das sollte die Frage Dichte vs. Breite entscheiden. Den ersten verlinkten Artikel kann ich nicht aufrufen, im zweiten missfällt mir bereits "München wird zugebaut" in der Überschrift, was den Wohnungsbau negativ belegen sollte. Es geht dabei um Platz für 61 Tsd. zusätzliche WE in den nächsten 20 Jahren - sind das bereits sämtliche Wohnungsbaureserven im Stadtgebiet oder gibt es noch offizielle weitere? Im gleichen Artikel ist noch von 220 Tsd. Einwohnern mehr bis 2030 die Rede (also schon in 14 Jahren und nicht 20), wobei es letztes Jahr 30 Tsd. gab - wenn dies so halten sollte, hätten es auch 420 Tsd. EW mehr sein können. Wenn man aber selbst die 220 Tsd. EW und 61 Tsd. WE gegenrechnet - eine durchschnittliche Wohnung ist mit weniger als 3,6 Personen belegt? Wahrscheinlich braucht man weit mehr als 100 Tsd. zusätzliche WE, wie "zugebaut" dies auch manchen scheinen mag.


    Die darüber erwähnten Prestigebauten sollten wohl unvorstellbare Höhen bedeuten? Es wäre bereits spannend genug, wäre irgendwo in München ein Hochhaus (Büros, Wohnungen oder gemischt) mit der Bürgerbegehren-Schwellenhöhe von 100 Meter errichtet. Außerhalb von Frankfurt werden solche Bauten nicht alle Tage gebaut - als das letzte Düsseldorfer Hochhaus über 100 Meter gebaut wurde, war ich noch jung und hatte alle Zähne. Seitdem werden immer wieder welche angekündigt und genehmigt, aber nie real gebaut - ich bezweifle ernsthaft, dass ich noch solche Baustelle erlebe.


    Vor vielen Jahren wollte ein Herr Trump im nahen Stuttgart über 200 Meter hoch bauen, zumindest ließ er es ankündigen und bisserl planen. Dass es nix wurde, liegt vorwiegend am Ausbleiben des Mieterinteresses - heute wäre es vermutlich nicht anders, viel höher als 100 Meter braucht man also nicht zu planen.


    Was die Nutzungsmischung angeht - laut Baunutzungsverordnung lassen die Kerngebiete Läden, Gaststätten, Hotels, Pensionen, Büros zu - Wohnungen ausnahmsweise, doch ständig werden welche gebaut. Was braucht man im zentrumsnahen Projekt mehr? Die neuen Urbanen Gebiete sollen wohl in die bundesweite Baunutzungsverordnung einfliessen.

  • im zweiten missfällt mir bereits "München wird zugebaut" in der Überschrift, was den Wohnungsbau negativ belegen sollte.


    TZ, AZ, MM etc. berichten wenig sachlich und produktiv über das Thema Wachstum. Gute Berichterstattung kommt immer ohne Wertung aus und überlässt diese dem Leser. In den hiesigen Boulevard Zeitungen ist dies bei der hier diskutierten Frage aber nicht mehr oft anzutreffen, da mit populistischen Argumentationsketten einer größere Anzahl Klicks bzw. Zeitungskäufen zu rechnen ist. Die Zeitungen nutzen die Unwissenheit eines Teils der Bevölkerung zu ihren Gunsten aus, an sich nichts Außergewöhnliches, allerdings sollte guter Journalismus genau das Gegenteil bewirken.
    Die SZ ist bemüht sachlich zu berichten, lässt Vieles über klar gekennzeichnete Kommentare laufen, eine vollkommen nüchterne (dazu zählen die Vor- als auch Nachteile des Wachstums) Darstellung der Thematik gelingt aber auch ihr nicht immer.



    sind das bereits sämtliche Wohnungsbaureserven im Stadtgebiet oder gibt es noch offizielle weitere?


    Das ist recht undurchsichtig. Einerseits ist es richtig, dass die Flächen in München Stadt, verglichen mit Köln, Berlin, Dresden oder Hamburg knapp sind. Große zusammenhängende, jetzt freie Flächen (und darauf bezieht sich die Stadtverwaltung) gibt es in der Tat nicht im Überfluss. Die meisten Kasernen- und ehemaligen Bahnflächen sind bereits beplant oder bebaut. Freiham im Westen und MNO im Osten liefern zusammen knapp 30.000 Wohneinheiten und stellen damit eine der wenigen noch ganz großen Entwicklungsgebiete dar, die die Stadt München im großen Maßstab planen kann. Im Nordwesten der Stadt gibt es noch gigantische Freiflächen, die in den "61.000" WE nicht enthalten sind, die allerdings angeblich aufgrund des hohen Grundwasserspiegels nur schwer zu bebauen sind. Man wird sehen, was dort passieren wird. Ansonsten gibt es überall im Stadtgebiet verteilt noch Ackerflächen, die bebaut werden könnten. Inwiefern die Stadt diese zu der obigen Zahl dazurechnet oder nicht, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Ebenso wird natürlich die Zahl der künftigen Umwidmungen und Brachflächen nicht mit eingerechnet. Und das ist meiner Meinung sowohl eine notwendige Prämisse, damit die Stadt ein wenig Planungssicherheit bekommt, andererseits sollte man diese Zahl dann nicht als fix in die Welt posaunen. Eine Stadt ist dynamisch und bekanntlich nie fertig gebaut. Auch in Zukunft können bestehende Viertel immer weiter verdichtet werden. Aufstockungen sind glaube ich z.T. schon in der Zahl mit drin, auch hier ist aber nicht ersichtlich wie die Verwaltung hier rechnet.


    Darüber hinaus besitzt München das Glück eines nahezu unendlich bebaubaren Umlands. Dem Wachstum nach außen sind also kaum Grenzen gesetzt. Ziel ist es, dem Flächenfraß bzw. der Zersiedlung durch möglichst kompaktes, dichte Bauen an und zwischen bestehenden Orten bzw., der Kernstadt entgegen zu wirken und damit gleichzeitig die Infrastruktur optimal zu nutzen.


    Mein Fazit: Die 61.000 WE sind ein grober Anhaltspunkt, was Stand heute, im Stadtgebiet ohne größere Diskussion realisierbar ist. Da aber nicht bekannt ist, wie die Stadt auf diese Zahl kommt, bleibt jede Auseinandersetzung damit Spekulation. Wichtig ist, dass man diese Zahl nicht als absoluten Fixpunkt ansieht, "und dann ist endgültig Schluss" wie dies schon in der TZ zu lesen war, sondern lediglich als unverbindlichen Umriss.


    wobei es letztes Jahr 30 Tsd. gab


    Im Schnitt sind es wohl ca. 25.000. Aber auch nur seit Kurzem. Zudem gibt es leider eine große Diskrepanz zwischen städtischer Statistik und bayerischer. Die Letztere liegt deutlich unter der Ersten. Statistisch gesehen, müsste der wahre Wert irgendwo in der Mitte liegen ;) Inwiefern die Flüchtlinge eine Rolle spielen ist auch noch nicht so genau aufgedröselt.


    als das letzte Düsseldorfer Hochhaus über 100 Meter gebaut wurde, war ich noch jung und hatte alle Zähne.


    In München ist dies nun auch schon wieder 12 Jahre her (Highlight Towers 126m, 113m). Der letzte Versuch stammt von der SZ im Jahr 2008, als ein neues 150m Verwaltungsgebäude errichtet werden sollte. Es wurde auf 99m gestutzt, wobei es inkl. Technikaufbau sogar knapp über 100m hoch ist. Seitdem liegt der Fokus auf 50-60m. Mittlerweile geht es wieder bis auf 83m, von 100m+ fürchten sich die Politiker wohl zu sehr. Auch wenn es mit mehr Mut und Mumm wohl absolut durchsetzungsfähig wäre.

  • Was mich dabei so befremdet ist die Verzagtheit Münchens. Ganz kleines Karo, statt großer Vision.
    So wurde mit dem Groß-Hamburg-Gesetz und dem Groß-Berlin-Gesetz auf die Wachstumsprobleme dieser Metropolen in den 20ern und 30ern reagiert, beide waren mit massiven Gebietsreformen, Verwaltungsvereinfachungen zur "Planung aus einer Hand" für den Ballungsraum sowie großen Gebietszuwächsen verbunden. Hamburg wuchs zB flächen- und einwohnermäßig ca. um 1/3 und Berlins amtliche Einwohnerzahl verdoppelte sich gar amtlich über Nacht und die Fläche explodierte geradezu. Damit konnte man dann arbeiten.


    Die Probleme gleichen sich ziemlich. Bloß weil damals noch kein Internet, nicht so chice Autos und eine andere Mode herrschten war das zumindest in den Metropolen kein bisschen weniger geschäftig als heute. Gerade Berlin war damals eine wichtigere, global stärker vernetztere Metropole als heute, ein Jahrhundert später. München ist heute wesentlich bedeutender als funktionale "glocal city" als zB Berlin und bzgl. der internationalen Bedeutung im Strukturgeflecht der "global cities" durchaus mit dem Berlin der 20er zu vergleichen, um eine weitere Parallele zu ziehen. Und vor dem Groß-Berlin-Gesetz versuchte man es mit anderen Instrumenten wie zB einem Zweckverband. Aber das führte zu unzureichenden Ergebnissen.


    Ganz genauso wie in München mit der interkommunalen Kooperation und Vehikeln wie "Metropolregion" usw.


    Es wäre an der Zeit, München seinen Speckgürtel einzuverleiben und der Stadt Raum zu geben. Wenn München nicht so gewaltsam gefesselt würde sondern "entfesselt" würde, dann könnte ich mir hier gut einen zweiten Gründerzeitboom vorstellen, mit einem neuen Groß-München, das langfristig Berlin bzgl. Einwohnerzahl Konkurrenz macht. Vor dem Groß-Berlin-Gesetz hatte Berlin auch nur 1,9 Mio. Einwohner. Heute unvorstellbar, ebenso wie es für Kleingeister vielleicht unvorstellbar sein mag, dass ihr herzigs, klois Minga in die Größenkategorie Berlins vorstoßen könnte. Leider.


    München, so scheint mir, hat fast Angst vor dem eigenen Potential und wurschtelt sich lieber weiter im ganz kleinen Karo durch, in der Hoffnung, dass sich möglichst wenig ändert. Kapier ich nicht.

  • von 100m+ fürchten sich die Politiker wohl zu sehr. Auch wenn es mit mehr Mut und Mumm wohl absolut durchsetzungsfähig wäre.


    Politiker sind hier der Knackpunkt. Ich kann jeden Investor verstehen, der in diesem politischem Klima kein 100+ Projekt anfängt.