Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Nochmal Stötteritz. Zweitsanierung Ferdinand-Jost-Straße Ecke Lange Reihe:



    Papiermühlstr. 26:



    Rudolph-Herrmann-Straße 10:



    Der Vorgründerzeitler Oberdorfstraße 33 ist fast fertiggestellt:



    vorher:


    https://www.google.de/maps/@51…hox1Zw!2e0!7i13312!8i6656


    Kurzer Blick in den Gutshof Stötteritz:



    Blick zurück zur Marienkirche:



    Zum Abschluss noch Gohlis und die Möckernsche Str. 1 die seit dieser Woche gerüstfrei ist:






    Eigene Bilder

  • Altbausanierung Mendelssohnstrasse 7 / Ecke Alexanderstr.


    Inzwischen ist auch der ehemals verbaute Erker hinzugefügt - quasi denkmalgerecht und nun wieder luftig.
    Das Haus ist in os-maps als guesthouse betitelt: man brauchte vielleicht Raucherlounges. :D
    Ansonsten favorisiere ich solches seltene Kult-Grün, was nun wegfiel - aber im gelben Umfeld gehts auch so klar.

  • ^ Danke, dass du uns an deiner Stippvisite in der Messestadt teilhaben lässt. Ich für meinen Teil falle hier noch bis mindestens Ende Oktober aus. Also liegt es weiterhin an euch, was ihr aus dem L-Forum macht.


    Zum Erker: Das Thema hatten wir hier schon mal kurz angesprochen. Wie er original ausgesehen hat, weiß ich nicht, denke aber, dass er ursprünglich nur die Ecke des 1. und 2. OG zierte. Um die grüne Farbe finde ich es auch schade, bezweifel aber auch hier, dass die Fassade im Original grün gestrichen war.

  • Die Sanierung Ecke Mendelssohn- Alexanderstraße wirkt sicherlich hochwertig, gleichwohl ist es für mich ein gutes Beispiel, wie eine Sanierung den Charme eines Hauses auch nachteilig verändern kann. Man beachte allein die Holzkastenfenster. Außerdem gebe ich Cowboy recht -die Farbe hob sich wohltuend vom Beige- und Pastelleinerlei der aktuellen Sanierungen ab.
    Wenn ich mir die Fenster anschaue, habe ich außerdem das Gefühl, dass die ursprünglichen Bewohner auch wegsaniert wurden.

  • Das Mietshaus Schenkendorfstr. 1 in der Südvorstadt ist so gut wie fertig:



    Direkt nebenan befindet sich ein etwas ungewöhnlich anmutender Kirchenbau aus dem Jahr 1983:



    Eigene Bilder

  • ^^ Mendelssohn 7:
    Gebaut 1878.


    Die Website des Guesthouse gibt es immer noch!?
    http://www.mendelssohn7.de/dedi/projekt01/index.php


    Google liefert mit der Adresse u.a.
    - Deutsch-Chinesische- Gesellschaft e.V.
    - Amblantis Interkunst e.V.
    - mendelssohn7 international guesthouse


    Das Objekt war bis vor seiner Sanierung bewohnt, genauso wie die anderen (Mendelssohnstr. 3, 6, 8). Davon wurden 3 und 8 vom gleichen Bauträger saniert, die 6 weiß ich nicht.
    Übrigens habe ich mit ein wenig Recherche herausgefunden, dass nahezu alle Objekte, die dieser Bauträger saniert(e), vorher bewohnt waren. Hohe Straße 16, 18, Breitenfelder Str. uva. - allesamt vorher tlw. 100% vermietet und wohl eindeutig bewusste Gentrifizierung, da die Mieten i.d.R. auf rd. 10 Euro kalt steigen.


    Hier kann man sich übrigens Bilder von innen ansehen ... ich würde das mal kaputtsaniert nennen. Die überall gleichen Parkettböden, Dielen natürlich weg, Decken vermutlich abgehängt, glattgeputzte Wände. Der Charme eines Altbaus ist - wie bei fast 100% der hochwertigen Sanierungen - weg, da oftmals nur die Gebäudehülle (Fassade) und das Treppenhaus unter Denkmalschutz stehen und innen Räume teilweise komplett verändert werden, Wände werden rausgerissen u tlw. durch Gipskarton ersetzt, so dass natürlich auch der originale Stuck + die originalen Türen nicht mehr passen oder dort sind, wo sie mal waren.
    Mendelssohnstraße 7 von innen https://www.immowelt.de/expose/2G4XS43 (verfällt)
    Wenn Gebäude ruinös sind, ist es immer besser als ein Abriss, aber mittlerweile trifft es immer häufiger bewohnte, oft sogar in den 90ern/2000ern sanierte, Objekte, die den Altbaucharme erhalten konnten.

  • ^ in einem Wohnviertel des Mittelstands, an der Innenstadt grenzend bei 10.00€ Kaltmiete von Gentrification zu sprechen, finde ich nicht so passend. Vor allem wenn es sich um ein einzelnes Überbleibsel der Vorwendezeit handelt, und keine gesamtgesellschaftlichen Strukturen in einem von einer bestimmten Community geprägtem Viertel, zerstört wurden.


    Allgemein gesagt und nicht gegen 'Altbaufan_' direkt, finde ich jede Sanierung der Stadt als eine Gentrification zu betiteln ziemlichen mühsam.



    Zur Sanierung: weder waren die geschlossen Erker original erhalten noch die Farbgebung. Das Grün erinnerte mich zu sehr an osteuropäische Vertreter. Vor allem wurden dabei Stuckelemente durch die original Farben hervorgehoben, welche nun wieder erheblich dezenter erscheinen. Weswegen die Sanierung auch wieder dem Sinne des Originalentwurfs entspricht.

  • ^
    Um das mal richtig zu rücken:
    Es geht hier bei dem Wort "Gentrifizierung" mir vor allem um die Wegsanierung preiswertem INNENSTADTNAHEN Wohnraums, der vorher teilweise zu 100% vermietet war und nicht um die leeren, ruinösen Gebäude, die fast einstürzen. Zudem war das Objekt kein "Überbleibsel", sondern zusammen mit der Nr. 3 und 8 in bewohnter, unsanierter Gesellschaft mit Verdopplung der Mieten und es gab/gibt in naher Umgebung noch einige mehr (Jahnallee, Waldstraße, Max-Beckmann-Str. 10 u.a.). Da es dafür einen eigenen Thread gibt, beende ich meine Aussagen dazu hier.


    Zur Farbe: Auch wenn das Grün nicht original war, so hob es sich doch sehr gut vom einheitlichen beige / pastell hervor. Ich finde, das ist durchaus begrüßenswert, wenn nicht ganze Straßenzüge im Einheitsfarbton erscheinen.

  • In der Karl-Liebknecht 58 gehts voran die Fenster sind schon in Vorbereitung




    Dach und Böden in den Etagen sind auch mit neuen Balken gemacht. Mal sehen wie es weiter geht.


  • Hier kann man sich übrigens Bilder von innen ansehen ... ich würde das mal kaputtsaniert nennen. Die überall gleichen Parkettböden, Dielen natürlich weg, Decken vermutlich abgehängt, glattgeputzte Wände. Der Charme eines Altbaus ist - wie bei fast 100% der hochwertigen Sanierungen - weg, da oftmals nur die Gebäudehülle (Fassade) und das Treppenhaus unter Denkmalschutz stehen und innen Räume teilweise komplett verändert werden, Wände werden rausgerissen u tlw. durch Gipskarton ersetzt, so dass natürlich auch der originale Stuck + die originalen Türen nicht mehr passen oder dort sind, wo sie mal waren.
    Mendelssohnstraße 7 von innen https://www.immowelt.de/expose/2G4XS43


    Richtig, da gibt es rein gar nichts zu beschönigen. Der Charme ist weg, und das für immer.
    Dass man Böden, originale Türen oder Kastenfenster auch aufarbeiten kann, das sogar energie-, kosteneffizient und hochwertig sein kann, davon wollen Investoren natürlich meist nichts wissen.
    10€ kalt für abgehangene Decken, Pressspantüren, Katalogparkett und Deckenspots. Das ist kaputtsaniert und Gentrifizierung.

  • ^
    Viel mehr noch, durch die veränderte Raumgeometrie geht das Wohlgefühl verloren, dass in einem echten Altbau-Innenraum vorhanden ist, indem Raumhöhe, -tiefe und -breite meist ein angenehmes Raumgefühl ergeben. Zumindest ist den Wohräumen. Richtig ist, dass in original Altbaugrundrissen Küchen und Bäder nicht optimal sind. Aber bei Sanierungen wird m.E. zuviel Augenmerk auf das Bad gelegt, und dabei ganze hergebrachte Grundrisskonzepte verworfen. Und das für einen Raum, in dem ich mich nicht länger aufhalte als nötig. Das ist in meinen Augen eine Fehlentwicklung und macht die meisten Sanierungen zur Zumutung.

  • Also das Bad ist für viele schon nicht unwichtig und natürlich eine Herausforderung bei Altbausanierungen. Bei einer gehobenen Sanierung sollten auf jeden Fall Wanne und Dusche vorhanden sein, gelegentlich auch Platz für Waschmaschine und Trockner. Dann möchte man sich da drinn mindestens mal problemlos drehen können. Fenster sollte es nach Möglichkeit auch haben. Das muss man schon sinnvoll einpassen. Zudem erwarten viele mittlerweile auch in größeren Mietwohnungen ein Gäste-WC.
    Ansonsten haben auch viele Altbauwohnungen häufig keinen schönen Schnitt, insbesondere jene, die eher nicht von Großbürgertum bewohnt waren. Ich erinnere mich an die Kindheit im unsanierten Altbau neben einer Tuchfabrik. Schlauchige und zum Teil fensterlose Räume, Durchgangszimmer etc.

  • Also ich kann die hier vorgetragene Kritik nicht nachvollziehen. Mag sein, dass man in 20 oder 30 Jahren anders darüber denkt, aber die Grundrisse entsprechen den heutigen Wohnansprüchen, zumal diese in einem Eckhaus wie bei besagtem deutlich schwieriger umzusetzen sind. Ist das außerdem euer Ernst, "Katalogparkett", glatt geputzte Wände oder Deckenspots als "Kaputtsanierung" und "Gentrifizierung" zu geißeln? Vor zwanzig Jahren war man noch froh, Klick-Laminat statt Teppichboden in der Mietwohnung vorzufinden oder was anderes als Raufasertapete an die Wand anbringen zu dürfen. In anderen Städten ist das heute noch der Fall. Und knarzende Dielen, bei denen jeder hört, wo sich der andere in der Wohnung befindet, ist auch nicht jedermanns Geschmack.


    Wer darüberhinaus klagt, dass der Denkmalschutz "nur" für Fassade, Dach und Treppenhaus gilt, vergisst, dass es diese Unterschutzstellung überhaupt erst gibt, seitdem der Denkmalschutz eingeführt wurde. In den vorangegangenen Epochen wurden die Gebäude viel radikaler überformt (oder besser gleich abgerissen und neu gebaut). Wer dennoch behauptet, dass Investoren kein Gespür für Denkmalschutz haben und nur auf das schnelle Geld aus sind, der kann ja mal beispielsweise nach Schkeuditz fahren und schauen, wie der "kleine Mann" dort seine denkmalgeschützte Immobilie saniert und zu welchen Preisen und Konditionen vermietet.


    Das Raumgefühl bei besagter Wohnung auf Immowelt ist zudem weniger auf eine vermeintlich abgehängten Decke zurückzuführen, sondern aufgrund des als Mezzanin ausgeführten 4. Obergeschosses.

  • ^


    Um mal einiges richtig zu stellen...
    1. Es ist gut, dass Bauträger Bauerbe retten. Klar. Sonst wären einige 100 Altbauten zusammengefallen.
    2. Von Gentri habe ich hier nichts geschrieben, aber wenn BEWOHNTE Objekte saniert und von 3 oder 4 auf 10 Euro kalt verteuert werden, ist dieser Begriff durchaus passend, da die alten Bewohner zu 100% verdrängt werden. Solche Beispiele nehmen aktuell deutlich zu, da es kaum noch leerstehende Altbauten gibt.
    3. Nur weil es mal irgendwann keinen Denkmalschutz gab, kann man also einen Altbau kaputt sanieren und seines Flairs berauben?
    4. Ist das Eckhaus ein BEISPIEL! Es gibt davon hunderte, diverse Referenz-Galerien kann man sich bei GGH und Co. selbst ansehen.
    5. Was ist daran Denkmalschutz, Grundrisse komplett zu verändern, Altbautüren die original erhalten sind (!!!) durch billige Standard-Imitationen, die man tlw. im Baumarkt privat kaufen kann, zu ersetzen oder Decken abzuhängen, so dass einen der Stuck eher "erschlägt" als wirkt, überall das gleiche Parkett zu verlegen, Dielen komplett zu entfernen? Teilweise werden sogar Stuckdecken ersatzlos entfernt.
    Ich habe mal in einem sanierten Altbau gelebt, der der LWB gehörte. Da waren auch noch Dielen drin, die leider mit billigem Linoleum überklebt waren. Man hat das Quietschen der Nachbarn fast nicht gehört, die Raumhöhe von 3-3,5 m wurde incl. Stuck original erhalten. DAS ist Altbauflair und es war alles andere als ein Abbruchhaus. Es geht also auch anders, bis auf das unpassende Linoleum...
    6. Ansprüche ändern sich. Teppich will heute niemand mehr. Was hat das aber damit zu tun, wenn ein Altbau, der über 100 Jahre sein Flair erhalten konnte, auf diesem Wege in Standard-Bauträger-Räume umgewandelt wird, die bei manchem Bauträger wirklich überall gleich aussehen, egal wie der Zustand vorher war?


    Saxonia
    Die Altbauten, die du beschreibst, stehen oftmals in den einfachen Gegenden. Beispiel habe ich mir von innen selbst angesehen, das Quartier Eisenbahnstraße / Hildegardstraße / Hermann-Liebmann-Str. hatte 2013 "Tag der offenen Tür" und da waren wirklich ungünstige Schnitte. Jedoch hatten alle Räume Fenster.
    In gehobenen Vierteln wie Schleussig oder Waldstraßenviertel sind viele WE gut geschnitten, auch vor Sanierung. Meine WE in Gohlis-Süd war auch (ohne Grundrissänderung) sehr gut geschnitten, lediglich ein Raum war ein "Schlauch".

  • Also ich habe mir in meiner Wahlheimat Nürnberg und in Fürth so einige Altbauwohnungen angesehen. Und daraus resultiert auch mein Statement, zahlreiche dieser Wohnungen waren tatsächlich eine Zumutung, und das grundsätzlich immer aufgrund gut gemeinter aber schlecht gedacht und gemachter Sanierungen. Wenn ein Raum vergrößert wird, wird ein anderer kleiner oder verschwindet sogar. So entstehen oft sinnlose tote Ecken oder seltsame Winkel. Da müssen in Badezimmer unbedingt Fußbodenheizungen rein (In einem Obergeschoss in einem Mehrfamilienhaus - wozu?), mit der Folge dass eine riesige Stufe im Bad genommen werden muss. So manch hiesiger Bauträger geht noch weiter und vertauscht einfach Wohn- und Wirtschaftsräume, weil der Balkon denkmalschutzbedingt nur an die Rückfassade gebaut werden darf. Ergo wird kurzerhand Bad, WC und Küche zum Wohnzimmer und das Bad in das ehemalige Wohnzimmer mit Stuckdecke verfrachtet. Ehrlich, ich habe noch nie in einer unsanierten Altbauwohnung mit den Augen gerollt. Die originalen Grundrisse waren immer die stimmigeren. Das, was dort nicht gepasst hat ließe sich mit weniger Aufwand machen, z.B. undichte Fenster, nicht schließende Türen oder unebene, knarzende Böden.
    In der Praxis ist doch das erste Kommando bei Sanierungen oft "erstmal alles raus", und das ist kritikwürdig. Hier geht es dann nur darum den Altbau als Fassadenkulisse im Sinne eines Blendwerks zu erhalten, um damit den Käufer anzusprechen der die eierlegende Wollmilchsau sucht, im Innern soll es billig, schnell und standardisiert zugehen.


    Zugegeben, die Wohnungen die ich dabei beurteilt habe sind mittlerer bis gehobener Standard, die billige muffige Hinterhofbutze ohne Fenster und Bad meine ich gewiss nicht, aber dort gibt es dann auch nichts erhaltenswertes, wonach der Altbaufan suchen würde.

  • Hallo erstmal alle zusammen!
    Als Leser treibe ich mich schon seit ca. 2 Jahren in diesem Forum herum, nun bin ich auch Mitglied.Einen Dank an Alle, die diesen netten digitalen Ort fleissig mit Inhalt füttern.
    Seit 2010 lebe ich nun in Leipzig und von Anfang an war ich von dem Stadtbild begeistert, als ich dann noch viele andere deutsche Städte besuchte, wurde mir langsam klar was für eine Perle wir hier eigentlich haben.Gleichzeitig muss man sich auch hier zu oft die ein oder andere Träne verkneifen (was ist denn zB der Kaufhof im Zentrum bitte für ein Ungetüm?).Auch bin ich, denke ich, zu einem spannenden Zeitpunkt hergezogen, seitdem gibt es viel Entwicklung zu beobachten - nicht nur, dass die Stadt durch das Schliessen der Baulücken viel urbanen Charme zurückbekommt, ich finde auch die Architektur nimmt langsam aber stetig wohltuende Schritte weg vom Schuhkarton.Soweit erstmal zu mir und meinen Gründen euch hier beizuwohnen.


    Jetzt aber auch ein wenig Futter: beim Spaziergang gestern Abend ist mir bei einem meiner Lieblinge, dem (auf dieser Strasse vielleicht sogar letzten?) unsanierten Eckhaus Scharnhorst-/August-Bebel-Str. aufgefallen, dass es bis auf eine Wohung leergezogen wirkt.Steht da vielleicht eine Sanierung an? Hat irgendjemand alte Bilder von diesem Haus und/oder ein paar Infos?Ich glaube einmal irgendwo gelesen zu haben, dass der Architekt im Dachgeschoss für einen befreundeten Künstler extra ein Atelier entworfen hat, mit Oberlicht , welches zumindest an der Nordseite des Hauses noch vorhanden ist.
    Bis dahin erstmal, ahoi.