Kulturcampus - Neuentwicklung Uni-Campus Bockenheim

  • Ganz so selten sind die Beispiele des Brutalismus in Frankfurt nun auch wieder nicht. Mir fallen da spontan mehrere städtebaulich prägende Beispiele ein: das Technische Rathaus, das Historische Museum, die DB-Zentrale im Gallus, das Union-Investment-Hochhaus und eben der AfE-Turm. Gibt mit Sicherheit noch mehr davon. Union-Gebäude und DB-Zentrale finde ich attraktiv, obwohl brutal. Den AfE-Turm eben nicht - und abgesehen von Funktionalität (ich war zum Glück nur selten Nutzer des Turms) und Wirtschaftlichkeit sollte doch auch der persönliche Geschmack bzw. die individuell empfundene Ästhetik eines Gebäudes Teil einer Diskussion sein dürfen?

  • Das Abbrösseln des Betons ist höchst wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Überdeckung der Armierungseisen durch den Beton zu gering war, wodurch Feuchtigkeit in die Eisen gelangt, diese korrodieren (und sich ausdehnen), wodurch der umgebende Beton abgesprengt wird. Dies ist ein Przoess, der sich nur mit hohem Aufwand stoppen lässt. Die Klärung dieses Sachverhalts sollten wir jedoch denen überlassen, die sich damit auskennen, und das sind Bauschadensgutachter.
    Bei einem etwas genaueren Betrachten der Räume stellt man fest, dass diese nicht so verschachtelt sind, wie man es auf den ersten Blick denkt. Im Prinzip wiederholt sich ab OG5 immer wieder das selbe Prinzip von 2 hohen Geschossen auf der Nordseite und 3 niedrigen Geschossen auf der Südseite (Verhältniss der Höhe Nord - Süd: 1.5). Alle 6 Geschosse kommt ein, wie du richtig gesagt hast, Brandschott. Dies ist für die Universitätsnutzung, in der man häufig von Geschoss zu Geschoss wechselt natürlich sehr hinderlich, für eine Wohnnutzung (als Beispiel) jedoch unbedeutend. Übrigens stellt das Gebäude einen der deutschlandweit ersten Versuche dar, ein Hochschulgebäude vertikal zu organisieren, es war also eine Art Experiment.
    Desweiteren ist deine Aussage, dass sich keine Barrierefreiheit in dem Gebäude herstellen lässt schlicht falsch. Es können nicht ALLE Räume, Wohnungen oder was auch immer barrierfrei erschlossen werden, müssen sie jedoch auch gar nicht. Im Prinzip muss gar keine barrierefreiheit hergestellt werden:

    (3) Abs. 1 und 2 gelten nicht, soweit die Anforderungen wegen schwieriger Geländeverhältnisse, ungünstiger vorhandener Bebauung oder im Hinblick auf die Sicherheit der Menschen mit Behinderungen oder alten Menschen nur mit einem unverhältnismäßigen Mehraufwand erfüllt werden können.

    (Quelle HBO §46)


    Es geht nicht darum ob ich das Gebäude schön finde, den ICH werde nicht einen Millionenbeitrag in den Umbau investieren. Ich gehe davon aus, dass du weisst wie Bauprozesse ablaufen und wann etwas realisiert wird und wann nicht. Es ist nicht der öffentliche Gusto der entscheidet ob etwas abgerissen wird oder nicht sondern der Markt. Und dem Markt kann es egal sein ob "der Mehrheit" (wer auch immer diese definiert hat) der Turm gefällt oder nicht.


    PS (auch wenn absolut unwichtig): Mir gefällt der Turm in seiner jetzigen Erscheinung auch nicht. Der Beton ist heruntergekommen, der Innenraum ist von einer abscheulichen Materialität und die Fassade hinter dem Skelett ist unpassend. Jedoch sehe ich auch das Potenzial, dass in dem Gebäude steckt, weil ich mir die Zeit nehme es differenziert zu betrachten.

  • Miguel, die Beispiele sind schon selten, denn was Du aufzählst ist eigentlich alles, was mir auch einfällt. Davon muss jedoch die Union (mangels Sichtbeton) abgezogen werden, und die DB-Zentrale kann nur eingeschänkt gelten, denn für einen "echten" Brutalismus kam sie 20 Jahre zu spät.


    Bleiben AfE-Turm, Historisches Museum, Technisches Rathaus... Ups, plötzlich gibt es doch ein gutes Argument für diese Ruine. Nein, nein - das war nur ein Scherz, dieses Hochhaus ist zwar in seiner Bedeutung für die Skyline und auch architekturgeschichtlich sehr interessant - aber alles, wirklich alles andere spricht für einen Abriss.


    Wenn man ein brutalistisches Denkmal erhalten wollte, wäre ich ganz eindeutig für das ungleich bessere historische Museum! *duck-und-weg*

  • Natürlich darf persönlicher Geschmack ein Argument sein, muss es sogar. Es darf allerdings nicht das entscheidende Argument sein. Das wäre egoistisch.


    mahlzeit: welche sind denn "alle anderen Argumente"? Abgesehen vom persönlichen Geschmack, der vermeintlichen Baufälligkeit?

  • mahlzeit: welche sind denn "alle anderen Argumente"? Abgesehen vom persönlichen Geschmack, der vermeintlichen Baufälligkeit?


    Dann mal los: Städtebauliche Verbesserung, Aufenthaltsqualität, Umfeld, Kosten, Schließen des Blockrands, Durchbrechen des "Walls" Uni zwischen Westend und Bockenheim.

  • Philosophicum

    Ich wundere mich, dass der AfE-Turm so eine Polarisierung bewirkt. Viel interessanter empfand ich die Meldung von Projekt, dass es wohl doch eine sinnvolle Möglichkeit zu einer Wohnnutzung des Philosophicums gibt. Die Pläne des Architekten hören sich doch sehr vielversprechend an. Abgesehen davon, dass mir persönlich das Gebäude gefällt, empfand ich nämlich die Aussage von Herrn Lübke, dass ein Denkmalgeschütztes Gebäude einem übergeordneten städtebaulichen Ziel geopfert werden könne, doch sehr bedenklich. In anderen Fällen wird hinterher, wenn das Kind im Brunnen liegt, sprich das Haus abgerissen ist, immer gefragt wo denn der Denkmalschutz gewesen sei. Hier ist es mal ein - zugegeben - etwas unpopuläres Gebäude (wie ja auch z. B. der Bundesrechnungshof), aber dies sollte meiner Meinung nach nicht entscheidend sein.


    Aber wie dem auch sei, ich kann mir gut vorstellen, dass in dieser Lage und mit dem potentiellen Ausblick aus den oberen Stockwerken dort wirklich schöne Wohnungen entstehen können, die sicher auch vermarktbar sind.

  • Ich fasse die Punkte "Städtebauliche Verbesserung, Aufenthaltsqualität, Umfeld, Schließen des Blockrands, Durchbrechen des "Walls" Uni zwischen Westend und Bockenheim" mal zusammen, da Sie im Prinzip das selbe aussagen wollen.
    Die Ausbildung eines klassischen Blockrandes ist in diesem Gebiet laut momentaner Planung nicht vorgesehen. Südlich des Turms befinden sich Professorenvillen als punktförmige Häuser, eine städtebauliche Einbindung des Turms stellt meiner Meinung nach kein Problem dar, viel mehr vermittelt er zwischen Bockenheim und dem Messecluster.
    Übrigens, bei fast allen Wettbewerbsbeiträgen zur Entwicklung des Gebiets wurden an diesem Standort Hochhäuser vorgeschlagen.
    Das das Umfeld des AFE Turms umgestalten oder nachverdichtet werden muss steht ausser Frage.


    Den Punkt Kosten interessiert mich jetzt aber, wie ist denn das Verhältniss der Kosten zwischen Abriss und Neubau zu Sanierung de Turms?

  • Das Senckenberg-Forschungsinstitut hat das Gebäude der früheren Pharmazie erworben. Wie an dieser Stelle bereits berichtet, wird das frühere Pharmazie-Gebäude derzeit für rund 22 Millionen Euro saniert. Die rund 130 Mitarbeiter erhalten somit Anfang 2012 mit der alten Pharmazie ein frisch saniertes Institutsgebäude in unmittelbarer Nähe des Senckenberg-Instituts. Wie dem FNP-Artikel zu entnehmen ist, hat die Senckenberg-Gesellschaft noch mehr Flächen auf dem alten Campus Bockenheim erworben.

  • Nach Bürgervotum: Veränderte Planungen

    Nach mehreren Bürgerforen sind die Pläne für die Bebauung des Campus Bockenheim geändert worden. Im Einzelnen:


    • Die ursprüngliche Bebauungstruktur an der Gräfstraße wird aufgelockert, um bessere Wegebeziehungen nach Bockenheim und ins Westend zu erhalten.
    • Die Universitätsbibliothek kann möglicherweise erhalten bleiben, dann müsste sich aber eine Nutzung für das Gebäude finden lassen.
    • Maximal 15.000 Quadratmeter Einzelhandelsflächen entstehen, darunter auch ein großer Lebensmittelmarkt.
    • Eine große, zusammenhängende Grünfläche (unklar, ob hier von einem kleinen "Park" die Rede ist) entsteht.
    • Statt bislang drei, entstehen im südlichen Teil des Campusgeländes nur noch zwei Hochhäuser.
    • Das Gebäude der ehemaligen Druckerei Dondorf sowie das Studierendenhaus bleiben erhalten.
    • Der Wohnanteil wird um zehn auf vierzig Prozent erhöht.

    Kaufen und bebauen wollen das Areal die städtische Tochtergesellschaft AGB Holding und die OFB Projektentwicklung (Quelle).

    Einmal editiert, zuletzt von Project ()

  • Die FAZ zeigt dazu eine Grafik. Die Änderungen sind berücksichtigt.


    Der Erhalt des früheren Dondorf-Druckereigebäudes ist zunächst einmal eine sehr gute Entscheidung. Beim Studierendenhaus ist wohl auch ein Teilabriss möglich, wobei Festsaal und die Cafeteria erhalten blieben und der Rest zugunsten von Grünflächen abgerissen und nur teilweise durch einen Neubau für eine Kindertagesstätte ersetzt würden. Fände ich auch gut. Laut FAZ wollen die Wohnungsbaugesellschaft ABG und die Projektentwicklungsgesellschaft OFB zunächst das nördliche Areal des Campus gemeinsam erwerben und bebauen.


    In der FAZ auch ein Kommentar von Rainer Schulze, der meint, das Land beweise bei seinen Immobiliengeschäften in Frankfurt keine glückliche Hand.

  • ^ Dass der Wohnanteil steigen soll, ist sehr positiv. Ich habe auch kein Problem damit, dass jetzt statt drei nur noch zwei Hochhäuser gebaut werden sollen, denn es gibt definitv bessere Hochhaus-Standorte in Frankfurt. Immerhin sollen anstelle des AfE-Turms ja neue Türme gebaut werden, für Ersatz ist also gesorgt. Aber laut dem FAZ-Plan wären beide neu zu errichtenden Hochhäuser für Büronutzung vorgesehen: das heißt also, dass das Wohnhochhaus, was laut Hochhausrahmenplan an der Stelle geplant war, das jetzt gestrichene dritte Hochhaus darstellt. Nicht gut. Wieder eine Chance vertan, ein hochwertiges Wohnhochhaus in bester Innenstadtlage zu errichten.

  • Die Änderungen finde ich insgesamt ebenfalls positiv, insbesondere die stärkere Betonung des Blockrandes, den Grünstreifen und die Wohnanteilerhöhung. Auch deutet sich vor dem Bockenheimer Depot eine etwas bessere Platzdefinition an. (Die Spitze des südlich angrenzenden Wohngebäudes hätte ich dafür allerdings weiter in den Westen gezogen anstatt die Nord-Süd-Raumkante der auf der anderen Seite der Bockenheimer Landstraße stehenden Bebauung aufzunehmen.)


    Und: Über eine klitzekleine Erwähnung der Möglichkeit, in dem Areal einen Platz für die Musikhochschule (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst) zu finden, hätte ich mich sehr gefreut, bzw. hätte ich sie eigentlich erwartet, weil der Ort meiner Meinung nach prädestiniert ist als zukünftiger Standort einer erweiterten Hochschule.

  • Einen Bebauungsplan, der die Nutzung der Hochhäuser festschreiben könnte, gibt es noch nicht. Ich glaube auch nicht, dass ein solcher Wohnnutzung ausschließen würde. Und der Grafiker der FAZ legt das auch nicht fest. Ein Wohnhochhaus dürfte also weiterhin möglich sein.


    Das Problem ist doch ein anderes, immer gleiches, hier und an anderer Stelle: Ein Wohnhochhaus finden alle toll, aber Nettomieten von 25 Euro/m² aufwärts ist kaum einer bereit zu bezahlen. Ein Preis in dieser Höhe dürfte bei einem Neubau in dieser Lage aber nötig sein, um die hohen Aufwendungen decken zu können.

  • Prinzipiell ist es gut, dass die Bürger versuchen die Schlagzahl zu erhöhen. Allerdings fehlt noch die konkrete Komponente. Hier drei Ideen.


    1.)Rewe im Bockenheimer Depot?
    Wie schon erfolgreich in Bornheim (Campo) und Sachsenhausen (Textorstr) praktiziert, könnte auch das Bockenheimer Depot zu einem hochwertigen Lebensmittelmarkt umfunktioniert werden (sozusagen als neue Frankfurter Spezialität). Solche außergewöhnlichen Nutzungen fallen dann auch unter "soft factors" und Standortmarketing. Es würde einen Anziehungspunkt schaffen und die chronisch überfrachtete Leipziger Str. entzerren.


    2.) Ankermieter?
    Um endlich Schwung in die Planung zu bringen, müssen auch bald "Ankermieter" für die Gegend gefunden werden. Wenn die Hochschule für Musik sich ziert, sollte man auf einen Campus für die Frankfurt School of Finance and Management (HfB) bauen, die im Ostend ein abgelegenes Schattendasein fristet und keine gute Infrastruktur besitzt (ein grosser Standort-Nachteil zum House of Finance). Für Bockenheim und das HfB handelt es sich wohl um eine einmalige Chance.


    3.) Architektur mit Themenbezug (z.B. Nachhaltigkeit)
    Abzuwarten bleibt auch die Architektur. Eine neue City West Retorte wäre ein Schlag ins Kontor. Etwas Ausgefallenes wie eine Art Münchener Olympisches Dorf oder Nachhaltigkeits-Architektur à la Sakamoto wäre eine gute Hommage an das quirlige Bockenheim: http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~E0D3B9183C23E4F61804185A4398A59D0~ATpl~Ecommon~SMed.html

  • Das Bockenheimer Depot ist als Theaterspielstätte und Veranstaltungshalle fest etabliert, wieso sollte man das ausgerechnet für einen Lebensmittelmarkt ändern? Verbrauchermärkte in ehemaligen Straßenbahndepots gibt es auch in vielen anderen Städten, das ist bei weitem keine Frankfurter Besonderheit...


    Was die zu erwartende Architektur betrifft, solange seitens der Stadt keine Gestaltungssatzung festgeschrieben wird, ist es wohl so gut wie gesichert, dass wir die 1000. Auflage der renditeoptimierten Bautypen bekommen werden, die zur Zeit in der City West und im Europaviertel hochgezogen werden.

  • Von mir aus kann man ruhig auch die verbliebenen 2 Hochhausstandorte streichen. Weiß nicht wozu man dort unbedingt Hochhäuser braucht. Und was für Scheuklappen braucht man eigentlich um einen Hochhausstandort direkt an die Senckenberganlage zu setzen? Nix spektakuläres, sondern ganz normale Blockrandbebauung ist das was die Gegend braucht. Vor dem Hintergrund des Altbauanteils in der Umgebung und auf dem Areal und dem immer noch vorhandenen Prachtstraßenpotential der Senckenberganlage wünsche ich mir eine hochwertige Blockrand-Architektur die diese beiden Punkte auch unterstreicht. So wie ich diese visionslose Stadt kenne wird das aber leider nur ein Wunsch bleiben...

  • Kreativcampus Unigelände?

    In einem Bericht der FR wird ein Umzug der Musikhochschule auf den Campus Bockenheim thematisiert. Hochschulpräsident Rietschel wird nach einem Gespräch mit dem hessischen Finanzminister mit den optimistischen Worten zitiert "Ich habe das Gefühl, dass der Minister uns eine Perspektive bieten will".


    Zu dieser Perspektive könnte auch Bockenheim gehören, wobei auf dem Areal rund um das Bockenheimer Depot ein "Kreativ-Campus Bockenheim" entstehen soll, für welchen sich erwartungsgemäß auch die Frankfurter Parteien stark machen, würde man dadurch doch die Abwanderung der Hochschule auf die Offenbacher Hafenmole verhindern können. Letzteres scheint jedoch aus Sicht der Musikhochschule, für die Rietschel vier Optionen prüfen will, eher eine unwahrscheinliche Alternative zu sein.

  • Ich habe gestern auch die Meldung gelesen. Mir gefällt der Gedanke sehr gut, hier (ich wohne in Bockenheim) ein Kreativkampus zu errichten; wäre ein idealer Standort. Somit dürfte man auch dadurch schon verhindern das das gesamte Areal zu sehr in Richtung Bürogebiet abtriftet, auch wenn der Wohnanteil in der Planung vor kurzem angehoben wurde.

  • ^ Da ich dort studiert habe, wäre ich ebenfalls sehr dafür, wenn sich in Bockenheim wenigstens ein Teil der Campus - Atmosphäre erhalten ließe. Schließlich ist der Stadtteil durch die jahrzehntelange Anwesenheit der Universität geprägt worden, und ich habe das studentische Leben dort auch immer als solches empfunden. Dass der eigentliche Campus eher dadurch hervorstach, dass er (bis auf das altehrwürdige Hauptgebäude) von Bausünden diverser Epochen gesäumt war - nun ja.


    Schließlich ist der Umzug der Frankfurt School Of Finance (==> Strang) nach Bockenheim ebenfalls nicht vom Tisch, wenngleich die Kreativität der dortigen Absolventen eher in eine andere Richtung gehen dürfte.

  • Land schlägt Ansiedlung der HfMDK in Bockenheim vor

    Es gab viele Diskussionen um die Zukunft der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK), zuletzt heute. Die letzten Neuigkeiten und einen Plan der FAZ zum Campus Bockenheim gab es hier Ende Juni (ab #117). Heute schlägt das Land Hessen bzw. Finanzminister Karlheinz Weimar offiziell in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberbürgermeisterin Petra Roth, Planungsdezernent Edwin Schwarz und Hochschul-Präsident Thomas Rietschel vor, die Hochschule auf den Campus Bockenheim umzusiedeln.


    Hier die Pressemeldung des Finanzministeriums:


    Hessens Finanzminister Karlheinz Weimar eröffnet Perspektiven für die Zukunft des Campus Bockenheim in Frankfurt am Main. „Ich schlage vor, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auf dem frei werdenden Universitätsgelände unterzubringen“, sagte Weimar heute im Rahmen einer gemeinsam mit Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth abgehaltenen Pressekonferenz. „Damit hat der Campus Bockenheim die Chance, sich nach dem Abzug der Goethe-Universität zu einem lebendigen und vielfältig genutzten Quartier zu entwickeln, das den Ruf Frankfurts als kulturelle Metropole stärken wird“, so der Finanzminister. Die nun vom Land Hessen vorgeschlagene Lösung trage insbesondere den Wünschen und Bedürfnissen der Musikhochschule Rechnung.


    Weimar: „Nach der Verlagerung der Institute der Goethe-Universität an den Campus Westend und Riedberg kann die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst nach Bockenheim umziehen. So entsteht das wichtigste Element eines neuen Kultur-Campus in Frankfurt.“ Entlang eines neu zu schaffenden Grünzugs vom Studierendenhaus bis zum Umfeld des Bockenheimer Depot können nach Angaben des Ministers Institute und Institutionen aus den Bereichen Musik, Tanz und Darstellender Kunst angesiedelt werden. Weiter sagte der Minister, er hoffe, dass sich auf diese Weise auch die für das Gebäude der Universitätsbibliothek bestehende denkmalschutzrechtliche Problematik angemessen lösen lasse.


    [url=http://www.hmdf.hessen.de/irj/HMdF_Internet?rid=HMdF_15/HMdF_Internet/nav/ccd/ccd607d9-a3db-ba01-33e2-dca737ab19f3,cae53149-db68-a21f-012f-31e2389e4818,,,11111111-2222-3333-4444-100000005004%26_ic_uCon_zentral=cae53149-db68-a21f-012f-31e2389e4818%26overview=true.htm&uid=ccd607d9-a3db-ba01-33e2-dca737ab19f3]Weiterlesen...[/url]



    Ergänzend dazu ein paar Daten und Fakten, die in der Pressekonferenz genannt wurden:


    • Das Gebiet soll in einem zweistufigen städtebaulichen Wettbewerb entwickelt werden (1. Räumliche Ordnung / 2. Architektur der Gebäude).
    • Für die Hochschule vorgesehen sind Flächen von 32.200 qm + 5.900 qm Erweiterungsfläche (BGF), Kosten: rund 120 Millionen Euro.
    • Für Wohn- und Büroflächen wurden Zahlen genannt von jeweils etwa um 100.000 qm, wobei das zunächst geplante Verhältnis Büro-/Wohnraum von 70:30 zugunsten des Wohnraums nun auf 50:50 verändert werden konnte. (Jedoch kommt kein zusätzlicher Wohnraum hinzu, sondern das Verhältnis ergibt sich durch Abzug von ursprünglich geplanten Büroraum für die Hochschule und Kultureinrichtungen)
    • Erhalten werden sollen die frühere Druckerei, das Studierendenhaus, das Amerika-Institut, das alte Pharmazie-Gebäude und einige Kramer-Bauten (darunter auch zwei Gebäude am Botanischen Garten).



    Plan: Vorläufiger Entwurf, präsentiert auf der Pressekonferenz des Hessischen Finanzministeriums


    Zum vorläufigen(!!) Plan ein paar Worte:

    • Die roten Gebäude will das Land behalten (bzw. bauen), diese sind zur Nutzung durch die Hochschule vorgesehen. Darunter hervorzuheben sind:

      • Ein kleines Hochhaus mit 8-10 Stockwerken, das mit der KfW gegenüber korrespondiert, für die künstlerische Ausbildung (Arbeitstitel: "Probenturm")
      • Ein Konzertsaal neben oder in Verbindung stehend mit dem Studierendenhaus (Arbeitstitel: "Konzertsaal des 21. Jahrhunderts")
      • Die Nutzung der denkmalgeschützten Uni-Bibliothek durch die Hochschule stellt sich als schwierig dar, weil die Archivräume 5 Meter hoch sind, für normale Nutzung zu viel, für eine Zwischendecke zu wenig. Die Tendenz geht hin zum Abriss und Neubau, im Falle eines Neubaus wurde eine besondere Architektur in Aussicht gestellt.


    • Der gelbe Riegel soll gemeinsam mit fünf städtischen Kulturinstituten genutzt werden, für die die Stadt derzeit Mietkosten von 800.000 Euro jährlich hat. Die Besitz- und Nutzungsverhältnisse werden vertraglich geregelt, wie genau steht noch nicht fest.
    • Der Bereich "B1-Block A+B" im Norden soll durch die ABG und OFB entwickelt werden (Wohnraum, ca. 24.000 qm).
    • Das Bockenheimer Depot bleibt weiter in städtischem Besitz und soll durch die Hochschule mitgenutzt werden.
    • Die denkmalgeschützten schwarzen Altbauten um das Senckenbergmuseum sollen alle an die Dr. Senckenbergische Stiftung übertragen werden, die sie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem Physikalischen Verein zur Nutzung überlässt. Derzeit herrscht dort ein Chaos, was die Besitzverhältnisse betrifft.
    • Der Rest wird an private Investoren verkauft. Der südliche Bereich hat dabei die letzte Priorität, dort soll verdichtete und auch höhere Bebauung möglich sein.


    Zeitlicher Plan:

    • Das Wohngebiet im Norden sowie die ersten Gebäude der Hochschule könnten 2015 begonnen werden, wenn alles gut klappt.
    • Der Bau von Bürogebäuden hängt vom Markt ab (wenn es Investoren gibt sofort, ansonsten ...)
    • Der Umbau/Neubau des Bibliotheksgebäudes hängt vom Wegzug der Bibliothek ab, die als letztes Uni-Gebäude Bockenheim in Richtung Campus Westend verlassen wird – nicht vor 2018/19.


    Abschließend:

    • Weimar möchte die Bedeutung Frankfurts damit auch als Ort der Kultur international stärken (neben der Bedeutung als Finanzplatz).
    • Roth bedankte sich ganz brav für die vielen vergangenen und zukünftigen Investitionen des Landes in die Stadt.
    • Schwarz stellte in Aussicht, dass der Aufstellungs- und Offenlegungsbeschluss der Stadt bis Ende 2010, spätestens 1. Quartal 2011 erfolgen soll. Danach folgt der Satzungsbeschluss.
    • Rietschel erwartet einen "lebendigen Kulturort" und "international austrahlenden Produktionsort" und ist sich sicher, dass dieser Ort viel Gastronomie anzieht.

    4 Mal editiert, zuletzt von Torben () aus folgendem Grund: kleine Ergänzung und Korrektur