Augsburg: Haunstetten-Südwest (ca. 10.000 Ew.)

  • Augsburg: Haunstetten-Südwest (ca. 10.000 Ew.)

    Aufgrund des steten Zuzugs wird nun eine der letzten großen Reserveflächen der Stadt Augsburg in den kommenden Jahren als neuer Stadtteil entwickelt. Die Nachricht ist noch frisch, der Stadtteil hat auch noch keinen Namen. Dieser Thread sollte dazu dienen, die in Zukunft zu diesem neuen Stadtteil eintröpfelnden Neuigkeiten zu bündeln und somit auch dessen Entstehung zu dokumentieren.


    Hier also nun die erste Meldung hierzu aus der Lokalpresse Augsburg:


    "Im Südwesten von Haunstetten soll ein gigantisches Baugebiet für bis zu 30.000 Menschen entstehen." http://www.augsburger-allgemei…-Menschen-id37669912.html


    einige Eckpunkte:


    -ca. 180 ha groß wird der neue Stadtteil
    -Lage zwischen dem südlichen Stadtrand Augsburgs und dem nördlichen Stadtrand Königsbrunns, sodass kein "urban sprawl" entsteht sondern eine Lücke im Ballungsraum geschlossen wird, wenn man nicht nur innerhalb von Stadtgrenzen denkt eigentlich eine Form der Nachverdichtung
    -es soll ein internationaler Ideenwettbewerb ausgelobt werden
    -als erste Rahmenbedingungen werden großzügige Grünflächen und autofreie Abschnitte für die Planung des neuen Stadtteils formuliert
    -beste Straßenanbindung durch die B17 im Westen des Stadtteils, hoher Erholungswert durch Stadtwald, Zoo und Lechauen östlich vom Stadtteil


    ein konkreter Baustein für die Verkehrsinfrastruktur wurde hierfür bereits angeschoben, nachdem seit Jahrzehnten Stillstand beim Thema Straßenbahnerweiterung nach Königsbrunn gab, ging es nun in den letzten Monaten alles überraschend ganz schnell und inzwischen ist die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 bis in den Stadtkern Königsbrunns beschlossene Sache. Ein Zusammenhang mit den Planungen zu diesem neuen Stadtteil ist zu vermuten, denn auch die Stadt Augsburg hat jetzt ein enormes Interesse an einem Ausbau der Straßenbahn an dieser Stelle.


    Einige Eckdaten zur Straßenbahnverlängerung:
    -4,6 km Länge
    -34 Mio. € Kosten
    -Bauzeit von 2 Jahren geplant, Baubeginn nach Erhalt der Genehmigung, die derzeit beantragt wird; somit ist die Tram schon da wenn der Stadtteil wächst



    (ich finde äußerst spannend die Dynamik zu verfolgen mit der sich Augsburg seit ein paar Jahren entwickelt, in meiner Zeit damals an der Uni schien die Stadt in Folge des Strukturwandels und dem Fortgang der US Armee noch wie gelähmt und stagnierend)

  • Ich habe mir erlaubt eine kleine Infografik zu erstellen, detaillierte Grafiken werden sicherlich folgen, wenn mehr Informationen da sind. Die Dimensionen des Neubaugebietes sind in einer noch nie dagewesenen Größenordnung. Das Univiertel ist nicht mal halb so groß. Trotzdem sehe ich die Prognose von bis zu 30.000 Einwohnern sehr optimistisch gerechnet. Dazu müsste Geschosswohnungsbau en masse entstehen, was etwas gegen die Prinzipien der Stadt Augsburg spricht. Ich denke die Stadt möchte Baufelder erschließen um dann dem Freistaat Sozialen Wohnungsbau zu übertragen. Bis zu 30% Sozialbauten sind auf den ersten Blick sehr ambitioniert. Lassen wir uns (hoffentlich positiv) überraschen.


  • Städtebaulich halte ich das Univiertel, das ja auch nie einen richtigen Namen bekommen hat, diese Bezeichnung hat sich aus dem Volksmund entwickelt aufgrund der Nachbarschaft zum neuen Uni-Campus, für eine der besten Siedlungserweiterungen einer Großstadt in der Nachkriegszeit. Dort hast du hohe Dichte, du hast dennoch ein Straßenbild, was vielfach an geschlossenen Blockrand, aber mit breiten Gehwegen und schattigen Straßenbäumen, in altberliner Kiezen erinnert. Es auch gibt es eine funktionierende Nahversorgung im Blockrand der Wohngebäude, es gibt Plätze, Kirche, fußläufige Erreichbarkeit der Straßenbahn aus allen Ecken des Viertels. So urban sind neue Wohnviertel am Stadtrand in Berlin beispielsweise weder in Ost noch West gelungen.


    Es hat halt einen gemischten Ruf in Augsburg, weil es in den 80ern und 90ern in einer Zeit entwickelt wurde, als starker Zuzug von Spätaussiedlern nach Augsburg stattfand (welche Ursache diese Konzentration in Augsburg hatte weiss ich bis heute nicht) und darum eine relativ homogene Einwohnerstruktur entstand, was ja keinem Stadtviertel gut tut. Aber ein "sozialer Brennpunkt" o. ä. ist es trotzdem auf keinen Fall.


    Übrigens: das Univiertel hat nur eine Fläche von 400 ha und darauf leben 11.000 Menschen. Auf einer 4,5x so großen Flächen ca. 3x soviele Menschen unterzubringen und dabei noch großzügige Grünflächen einzuplanen scheint mir also absolut machbar, wo doch schon das Univiertel in der Luftansicht viel Grün zeigt:


    http://www.nitzkydorf.de/Gerha…0_Nov2011/Univiertel1.jpg (man beachte auch die vielen Windungen und Kurven der Straßen, bremst den Verkehr und verhindert Monotonie)


    Die Wohnungsbaugesellschaft Augsburg ist doch eine sehr große kommunale Wohnungsgesellschaft, ich vermute, dass gerade der Sozialwohnungsanteil stark über diese WBG abgewickelt wird. Dann kann man als Kommune auch aus einer Hand planen und bauen.


    Ich hoffe im Übrigen sehr, dass das Univiertel als Vorbild dient. Dort ist jede Wohnanlage in den Details ein Unikat und beherbergt eine große Vielfalt an Nutzungen, vom kleinen Studenten-Apartment bis hin zur mehrgeschossen Maisonette-Wohnung mit riesiger Dachterasse. Viele Zuwegungen zu Häusern im Univiertel sind autofrei, was für eine Planung aus den 80ern schon ungewöhnlich war. Ebenso der massive Bau von Kreisverkehren, dadurch fließt der wenige Anliegerverkehr zügig durch und Verkehrslärm ist trotz der hohen Bebauungsdichte minimal. Dadurch, dass damals auch die Bauvorgabe galt, dass pro Wohnung mindestens ein Tiefgaragenstellplatz zu bauen ist, ist das Viertel an der Oberfläche auch nicht voller Blechkisten und kreisenden Parkplatzsuchenden. Es gibt zahlreiche besonders ruhige Innenhöfe, mal mit Spielgeräten, mal mit einem kontemplativen Teich und Bänken.


    Also für ein neues Stadtviertel am Stadtrand aus den 80ern und 90ern mit einem hohen Sozialwohnungsanteil kann das Univiertel gar nicht genug gelobt werden. Das muss der Maßstab für dieses neue Stadtviertel sein. Und hoffentlich, hoffentlich übernimmt man die hergebrachte Gestaltung der Geschosswohnungsbauten. Schon der simple Kniff die großen Blöcke im Univiertel mit ziegelgedeckten Satteldächern (mal mit Gauben, mal mit Dachloggia für DG Wohnungen) auszustatten, statt mit Flachdächern, sowie viele Balkone einzubauen die von den Bewohnern dann sehr individuell gestaltet werden und Monotonie der Fassade verhindern, hat deren Ansicht wesentlich gefälliger gemacht und verhindert, dass diese als monotone "graue Kästen" wirken und an Plattenbauten erinnern.


    Ich sage das, weil die ehemalige Reese U.S. Army Base (jetzt Reesepark) genau das Gegenteil ist. Dort werden gerade monotone Würfel gebaut, kaum Balkone an den Styroporfassaden, Flachdächer. Hier ein Luftbild davon. Alles wie mit dem Lineal gezogen, die Straßen und die Häuser. Dagegen ist das Univiertel eine richtige Offenbarung.

    6 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Die 180ha Fläche kann nicht vollkommen bebaut werden. Es ist angedacht die B17 von Königsbrunn bis Messe 6-spurig auszubauen. Zusätzlich müsste ein großer Lärmschutzwall entstehen. Die Rechtsstreitigkeiten mit Stadtbergen (z.B. Sheridan Tower 6! OGs) haben gezeigt, dass man in Zukunft nicht bis unmittelbar vor die Stadtgrenzen massivere Bebauungen vornehmen sollte. Ein 30.000 Einwohner Stadtteil braucht Infrastruktur, Parkplätze, öffentliche Flächen, Versorgungszentren, Schulen, Kindergärten, Altenheim, Sportstätten und vieles mehr. Es gibt also mehrere Bereiche, auf welchen keine Wohnbebauung stattfinden kann. Schätzungsweise nur 60% der Fläche wird mit Wohnungen bebaut werden können. Um die angestrebte Einwohnerzahl dennoch zu erreichen, müsste eine gewisse Wohndichte erzielt werden. Angrenzend steht das BLLV Studentenwohnheim, ein 16 geschossiger Turm. Gut möglich, dass im Norden des neuen Stadtviertels weitere Hochhäuser hinzukommen. Sozialer Wohnbau ist wirtschaftlich mit 3-4 geschossigen Gebäuderiegeln kaum zu erreichen. Ich sehe die WBG derzeit nicht in der Lage soziale Wohnprojekte in dieser Dimension zu stemmen. Für jede einzelne neue Sozialwohnung ist man gegenwärtig heilfroh.


    Eines ist jedenfalls sicher. Das Baugebiet liegt mitten in der Luftschneiße Süd-Nord. Eine massive Bebauung, wie beispielsweise am Schwabencenter, halte ich für unmöglich. Gebäude mit mehr als 10 Geschossen sind wohl nur punktuell möglich.


    Als Vorbild dient in den ersten Überlegungen das Vauban Quartier in Freiburg. Ob man den gewünschten Wohnraum mit dieser Art von Städtebau erreichen kann, ist zu bezweifeln.

  • @ Pumpernickel: Das Univiertel hat zwar 400 Ha Fläche, doch lediglich +/- 80 Ha sind mit Wohnraum bebaut. Habe die Fläche mit Google Maps grob über den Daumen gepeilt.


    Um im 180 Ha großen geplanten Neubauviertel auf 30.000 Einwohner zu kommen (Univiertel hat ca 11.000) müsste eine noch dichtere Bebauung vorgenommen werden. Wie oben beschrieben, von den 180 Ha kann nicht alles mit Wohnraum belegt werden. Ich bin gespannt auf die ersten Entwürfe. Laut Bebauungsplan des Innovationsparks ist man jedenfalls nicht abgeneigt, im Süden Augsburgs in die Höhe zu bauen (3 Hochhäuser mit bis zu 60m Höhe geplant).

  • auch hier ging es weiter:


    In der Zwischenzeit haben zwei Bürgerworkshops stattgefunden, auf denen Wünsche und Visionen diskutiert wurden. Bis jetzt steht aber nur eine ganz grobe Rohvision. Dazu ein Auszug aus einem Pressetext der Stadt Augsburg:


    Bereits jetzt ist schon klar, dass ein innovatives Gesamtkonzept entwickelt werden soll, das hinsichtlich städtebaulicher Struktur bzw. Architektur und Gestaltung, Verkehrserschließung, Grünordnung sowie Ver- und Entsorgung den derzeitigen Erkenntnisstand widerspiegelt und in jeglicher Hinsicht Maßstäbe setzt. Unter der Annahme von jeweils einem Drittel Wohnen, Gewerbe und Grün soll Wohnraum für rund 10.000 Einwohner entstehen.


    Quelle: https://www.augsburg.de/buerge…ten/haunstetten-suedwest/


    Nächster Schritt ist ein städtebaulicher Ideenwettbewerb, dessen Ergebnisse bis Ende 2019 vorliegen sollen. Bis die ersten Straßen und Häuser gebaut werden, werden wohl noch einige Jahre vergehen.


    Mir gefällt der Ansatz: think big, nimmt sich die richtigen Vorbilder (u.a. Freiburg-Dietenbach, wo ich den Siegerentwurf sehr vielversprechend finde, wenn er denn nicht von den FreiburgerInnen noch verhindert werden sollte, aber das ist ein anderes Thema...), und versucht gleichzeitig das darbende Haunstetter Stadtteilzentrum mitzudenken.


    Auch hier darf man also sehr gespannt sein auf das, was kommt!


    @ Mods: Könnte man den Threadtitel bitte ändern in: "Augsburg: neuer Stadtteil Haunstetten-Südwest (ca. 10.000 Einwohner + Gewerbe, geplant)"