Die Oldenburger Stadtviertel

  • Das Dobbenviertel (56)

    Hauptstraße
    Die lange Hauptstraße ist eben eine Hauptausfallstraße nach Westen hin. Sie begrenzt das Eversten Holz südlich, führt dann durch Eversten unter der Autobahn hinweg bis zur Edewechter Landstraße. Sie war bereits im 19. Jh. vollständig bebaut (tlw. klassizistisch), erlitt leider nach 1950 starke Zerstörungen durch Abrisse. Ich werde hier nur den kleinen Teil der Straße am Eversten Holz vorstellen.


    Hier am Südrand des Eversten Holzes, an der Ecke Hauptstraße / Wienstraße, befindet sich ein kleiner Marktplatz, wo auch Wochenmärkte stattfinden. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um den Dorfplatz des ehemaligen Dorfes Eversten. Rechts kann man rein ins Eversten Holz.


    Das kleine Fachwerkhaus rechts hinten ist das älteste Gebäude am Platz, erbaut wohl kurz nach 1800:


    Hier an der Hauptstraße steht eine eigenartige Hundehütte des Eklektizismus:


    Dieses Bild von der Hauptstraße kennen wir schon. Im Hintergrund geht es in die Gartenstraße. Wir wollen allerdings hier rechts ab in die Vereinigungsstraße.


    Vereinigungsstraße:



    Blick zurück zur Hauptstraße:


    ...

  • Das Dobbenviertel (57)

    An der Ecke Hauptstraße / Kleiststraße hat sich ein schönes klassizistisches Landhaus von 1836 erhalten. Bis 1973 stand nebenan mit "Hoyers Landhaus" ein Pendant aus derselben Zeit; nun steht dort ein hässliches Wohnhochhaus, das auf den nächsten Bilder im Hintergrund zu sehen ist. Bilder von dem abgerissenen Landhaus gibt es hier: http://www.alt-oldenburg.de/st…sten--seite-4-von-22.html




    Schönes klassizistisches Stuckwerk am Giebel:


    Mit diesem Giebel will ich den Spaziergang durchs Dobbenviertel beenden. Wie man sieht, ist es ein überraschend großes Viertel mit vielem zu entdecken. Ich brauche nun eine Pause von Beiträgen in diesem Strang, aber nächsten Monat dürfte es mit der Peterstraße weitergehen. Vielen Dank fürs Mitlesen!


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Die Peterstraße (1)

    Die Peterstraße
    Die Peterstraße befindet sich nordwestlich der Innenstadt, und verbindet in gerader Linie den Friedensplatz mit dem Pferdemarkt. Bereits im 18. Jh. verlief unmittelbar außerhalb der Befestigungsanlagen ein Feldweg. Namensgeber der Peterstraße war Herzog Peter Friedrich Ludwig (1785-1829), ein Vetter Katharina der Großen. Unter seiner Regentschaft wurden die Befestigungsanlagen rund um Oldenburg geschleift, und die dadurch gewonnenen Flächen zu Promenaden umgestaltet. Erst nach dem Tod des Herzogs wurde unter seinem Sohn und Nachfolger Großherzog Paul Friedrich August (1829-1853) die Peterstraße ausgebaut. Die ursprüngliche klassizistische Bebauung der Straße von 1840-1850 (bestehend aus dem Peter-Friedrich-Ludwigs-Hospital, dem Neuen Seminar und etwa zwei Dutzend Wohnhäusern) ist zu einem großen Teil erhalten. Nach 1850 wurden erbaut in der Peterstraße vier Gotteshäuser verschiedener Glaubensrichtungen - die Synagoge (1854), St. Peter (1876), die Methodistenkirche an der Ecke zum Friedensplatz (1894) und die evangelische Garnisonskirche (1903). In den 1960ern wurden mehrere Häuser in der Peterstraße abgerissen für den Bau der neuen größeren Zentrale der Nordwest-Zeitung, zu der auch ein Hochhaus gehört.


    Viele historische Bilder von der Peterstraße findet man hier:
    http://www.alt-oldenburg.de/straen-l-z/peterstrae/index.html


    Hier am dreieckigen Friedensplatz münden Ofener Marien- Herbart- und Peterstraße. Die Methodistenkirche von 1894 (Entwurf: C. F. Spieske) ersetzte ein klassizistisches Wohnhaus. An die Gefallenen im Krieg von 1870/71 erinnert die Friedenssäule von 1878. Ursprünglich stand oben auf der Säule eine vergoldete Viktoria, die während des 2. Weltkrieges eingeschmolzen werden musste (hierzu: http://www.alt-oldenburg.de/pl…auf-der-saeule/index.html).


    Blick vom Friedensplatz in die Peterstraße; neben der Methodistenkirche steht...


    ... das Elisabeth-Kinderkrankenhaus. Es wurde 1872 erbaut (Arch. Ludwig Klingenberg), und danach mehrfach verändert und erweitert; insbesondere ging der straßenseitige umzäunte Vorgarten verloren.


    Die Peterstraße mit dem Peter-Friedrich-Ludwigs-Hospital und der katholischen Kirche St. Peter. Auf der Grünfläche rechts stand bis 1938 die Synagoge.


    Das Peter-Friedrich-Ludwigs-Hospital (PFL)
    Aus Mitteln eines von Peter Friedrich Ludwig gestifteten Fonds wurde 1838-1841 nach Plänen von Heinrich Strack das erste allgemeine Krankenhaus Deutschlands erbaut. Das dreiflügelige Gebäude mit schlichter klassizistischer Fassade und vorgesetztem Säulenportikus bot 136 Patienten Platz zur Genesung in freier natürlicher Umgebung. Heute dient das PFL als Stadtbibliothek und Kulturzentrum. Gesehen vom Standort auf der ehemaligen Haarenbastion aus zeigt sich das Hospital von Natur umgeben ähnlich wie zu Erbauungszeit:


    Weitere Bilder vom PFL und den Grünanlagen davor folgen.



    Mittig die Wallschule (s.u.):


    St. Peter (erbaut 1876, 1972 durch Sturm beschädigt und wiederhergestellt) mit Hochhaus der Nordwest-Zeitung dahinter:




    Hier sieht man links auf dem Gras das an die Synagoge, die bis 1938 dort Stand, erinnernde Denkmal, und rechts...


    ... das 1957 aufgestellte Denkmal an die verlorene deutsche Stadt Leobschütz vor dem Wallgraben:


    Wallgraben am Heiligengeistwall:


    Etwas weiter hinten am Wallgraben stehen zwei spätklassizistische Hundehütten. Im Hintergrund ein zum Pius-Hospital gehöriger Neubau:


    Blick von der kleinen Brücke über den Wallgraben mit Wallschule rechts:



    Die Wallschule (heute Grundschule) wurde 1874 als zweites Schulhaus Oldenburgs erbaut im Übergangsstil vom Spätklassizismus zum Historismus. Es folgen einige Bilder der Schule.



    Hier die Rückseite der Schule etwa zur Georgstraße hin:


    In der Georgstraße befindet sich das 1871 gegründete Pius-Hospital. Jüngst wurde das Krankenhaus erweitert und auch ein historisches Gebäude saniert:


    Die Kirche St. Peter von der Georgstraße gesehen:



    Der neugotische Innenraum von St. Peter ist recht gut erhalten:



    Peterstraße / Georgstraße
    Auf der Westseite der Peterstraße (links) hat sich eine Reihe von 8 klassizistischen Wohnhäusern erhalten (nur eines der ursprünglich 9 wurde 1965 abgerissen). Dahinter sieht man die Garnisonskirche.


    Das Eckhaus Peterstraße / Katharinenstraße, früher Landes-Hygieneinstitut; nebenan befindet sich das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, was wohl den komischen Schilderwald erklärt:


    Hier ein Blick in die Katharinenstraße, die ins Haareneschviertel hinein führt:


    Morgen machen wir einen kleinen Abstecher durch die Wilhelmstraße bis zur Marienstraße, und schließen dann mit der zweiten Hälfte der Peterstraße ab.


    (Quelle: Eigene Bilder)

    Einmal editiert, zuletzt von Riesz ()

  • Die Peterstraße (2)

    Die kurze Wilhelmstraße läuft parallel zur Peterstraße hinter dem PFL entlang. Sie ist größtenteils für PKW-Verkehr gesperrt, doch für Fußgänger und Fahrradfahrer passierbar. Hier ein Blick in die Wilhelmstraße von der Ecke zur Katharinenstraße aus:


    Dieses 1867 als Baptistenkapelle erbautes Gebäude wurde 1994-95 zur neuen Oldenburger Synagoge umgebaut. Der schlichte neugotische Hallenbau diente nach meinen Quellen auch kurzzeitig im 19. Jh. als Logenheim der Freimaurer ("Zum goldenen Hirschen"):


    Blick zurück:


    Häuser in der Marienstraße ggü. der Wilhelmstraße:




    Nicht so gut in Schuss sind die anderen Häuser der Zeile, die aber mit liebevoller Behandlung wieder zu Schmuckstücken werden könnten:


    Marienstraße 16 von 1870 mit leider wirklich üblen Plastikfenstern:


    Ein Stück weiter nördlich kommt man zur Verzweigung von Steinweg und Kleiner Straße (rechts). Hier am Steinweg befindet sich ein weiteres Krankenhaus - das Evangelische Krankenhaus Oldenburg (nicht sichtbar).


    In dieser 1869 erbauten ehemaligen Turnhalle des Oldenburger Turnerbundes in der Kleinen Straße befindet sich seit der Sanierung 2009 die neue Spielstätte vom Theather Laboratorium.


    Ecke Kleine Straße / Katharinenstraße mit Giebelhaus von 1869 mittig:


    Nun wieder zur Peterstraße, wo der Nordwest-Zeitung gegenüber klassizistische Häuser stehen (erbaut 1840-50). In der erkennbaren Lücke rechts stand bis 1965 ein weiteres Haus, das leider für eine Parkfläche der NWZ geopfert wurde :nono:


    Die NWZ wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg in der Peterstraße gegründet. Sitz der Zeitung war zunächst ein kleineres Gebäude vom Anfang des 20. Jh., das bereits früher als Verlagshaus der "Oldenburger Nachrichten" gedient hatte (Geschichte der Zeitung mit historischen Bildern: http://www.alt-oldenburg.de/st…rdwest-zeitung/index.html). Mitte der 1960er kam es zu großen Neubauten samt Hochhaus, wofür die meisten alten Häuser auf der Ostseite der Peterstraße zwischen St. Peter und Grüner Straße abgerissen wurden. Die brutalistischen Neubauten von damals (nicht abgebildet) sind inzwischen schmuddelig und noch häßlicher geworden. Irgendwann in jüngerer Zeit kam dann ein verglaster Vorbau dazu, dessen größter architektonischer Wert in der Spiegelung der gegenüberliegenden Häuser besteht.


    Schönes Eckhaus (um 1840) Peterstraße / Grüne Straße:


    Gegenüber ein weiteres klassizistisches Eckhaus, das vor wenigen Jahren saniert wurde:


    Blick von der Ecke Grüne Straße / Georgstraße zurück zur Peterstraße; das Eckhaus rechts (geschätzt 1860-1870) wurde 2008 oder 2009 saniert:


    Peterstraße / Grüne Straße:


    Links ein gewöhnliches fünfachsiges Haus des Klassizismus (Bj. 1840), dessen gehobenere Bedeutung nur durch den Mittelrisalit mit Zwerchhaus zum Ausdruck kommt; daneben die Garnisonskirche:


    Die Garnisonskirche (Bj. 1901-03, Jürgen Kröger) steht nahe dem nördlichen Ende der Peterstraße unweit des Pferdemarktes mit seinen ehemaligen Kasernen. Die bereits zu Erbauungszeit recht schlichte Kirche ist in einem eklektischen Stil zwischen Neuromanik und Neugotik (mit wenigen Jugendstilanklängen) gehalten (weitere Informationen und eine Innenansicht: http://www.kirchengemeinde-oldenburg.de/index.php?id=45).
    Nach Fertigstellung der Garnisonskirche war die Peterstraße vollständig bebaut. Die einzigen größeren Veränderungen im Gebäudebestand der Straße seitdem waren die Zerstörung der Synagoge 1938 und der erwähnte NWZ-Neubau 1965.


    Direkt gegenüber der Garnisonskirche steht das Neue Seminar (1844-46, Hero Diedrich Hillerns, Erweiterung um 1900) im Rundbogenstil. Bis 1966 wurden hier Lehrer ausgebildet; heute beherbergt das Gebäude verschiedene Ämter.


    Neben dem Seminar findet man das letzte schöne Haus der Peterstraße (um 1840):


    Vom Nordende der Peterstraße kann man über die Brüderstraße ins Haareneschviertel gelangen:


    Allerdings soll als nächstes hier der Pferdemarkt vorgestellt werden (aber wohl erst im neuen Jahr), danach das Johannisviertel.


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Wieder mal sehr schöne und informative Ansichten.


    Ich finde gut, dass die neue Synagoge in diesem kleinen Schmuckstück untergebracht wurde. Die alte Synagoge war ja auch nicht sonderlich groß. Wo war denn die Synagoge bis 1995 untergebracht?

  • ^Zwischen 1967 und 1995 gab es in Oldenburg keine Synagoge, da die jüdische Gemeinde der Stadt in diesen Jahren zu klein war. Von 1945-1967 wird es wohl eine Einrichtung gegeben haben, aber ich weiß nicht wo.

  • Der Pferdemarkt

    Der Pferdemarkt


    Bereits 1641 wurde auf der nördlich des Heiligengeisttores gelegenen Fläche ein Pferdemarkt eingerichtet. Hier wurden die berühmten Oldenburger Pferde gehandelt, die als Geschenk an Tilly Oldenburg vor einer Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg wohl bewahrt hatten. Erst 1803 unter Peter Friedrich Ludwig entstanden Pläne, den Pferdemarkt zu einem klassizistischen Exerzierplatz auszubauen. Es entstanden ab 1819 mehrere Kasernen und eine Militärschule am Rande des zu einem großen (Fast-)Quadrat gewordenen Platzes. Eine Baumallee lief quer über die Mitte des Platzes von der Heiligengeiststraße bis zur Gertrudenkapelle. Der Platz war danach sowohl militärischer Übungsplatz als auch stätte des Pferdehandels. Später im 19. Jh. kam noch eine weitere Kaserne und die Eisenbahndirketion u.a. dazu, wodurch der Platz noch größer wurde, außerdem gab es mehrere Brände (s.u.). Nach 1905 war der Pferdemarkt baulich vorerst "fertig". Die nächsten Änderungen kamen ab 1966 mit der Hochlegung der Bahnstrecke und der geänderten Verkehrsführung durch die Platzmitte. Statt der ursprünglichen Baumallee gibt es heute eine Art enormen Kreisels mit mehreren Ampeln, der den Platzgefühl sehr stark beeinträchtigt. Heute finden dreimal wöchentlich Wochenmärkte auf dem Pferdemarkt statt, und Sonntags oft andere Veranstaltungen. Auch werden ab und zu noch Pferde hier per Handschlag verkauft.


    Beginnen möchte ich mit zwei historischen Ansichten.
    Diese Karte von 1850 zeigt den Pferdemarkt noch i.W. im klassizistischen Zustand. Die Peterstraße trifft mitte-links auf den Pferdemarkt:


    Auf dieser Ansicht von auch ca. 1850 sieht man die beiden Kasernen an der Nordseite, die eine Torsituation bildeten. Die rechte (Kavallerie-)Kaserne stammte von 1819 (Arch. Carl Heinrich Slevogt, Heinrich Strack d.Ä. (Verwandter Johann Heinrich Stracks)), und brannte 1895 ab. Die linke (Infanterie-)Kaserne wurde erst 1835 gebaut, und ist heute noch erhalten. Die Baumallee war auf das Herzögliche Mausoleum auf dem Gertrudenfriedhof ausgerichtet, das als erstes klassizistisches Gebäude Oldenburgs 1785-1790 entstand. In ferner Zukunft wird auch das Mausoleum hier in diesem Strang vorgestellt werden ;).


    Der sehenswerteste Teil des Marktes ist die Nordwestecke mit der ehemaligen Infanteriekaserne und Militärschule:



    Die Kaserne von 1835, ein geschlämmter Ziegelbau mit Walmdach und Mittelrisalit und klassizistisch schlichter Fassade, beherbergt heute das Bürgeramt:



    Die frühere Militärschule wurde 1837-38 erbaut (Heinrich Strack d.Ä.), und zeigt sich leicht aufwendiger gestaltet mit einem Balkon und einem militärischen Relief im Frontispiz. Von 1848 bis 1916 war dies das Landtagsgebäude von Oldenburg. Heute befindet sich hier das Standesamt.



    Links neben dem Standesamt steht ein nettes Giebelhaus von ca. 1870:


    Blick von der nördlichen Platzmitte nach Südwesten mit Turm der Garnisonskirche:


    Die östliche Hälfte des eigentlichen Platzes ist wegen der Verkehrsführung eher zu einer Kreuzung geworden. Der Platzcharakter an der Ostseite ist nahezu vollständig verloren gegangen.


    Wie die historische Lithographie am Anfang zeigt, gab es einst zwei Zwillingskasernen am nördlichen Pferdemarkt. 1900-1902 entstand als Ersatz für die abgebrannte östliche Kaserne dieses erhaltene Bauwerk, das ursprünglich eine Infanteriekaserne war, heute die Landesbibliothek Oldenburg enthält:


    Neben der Landesbibliothek steht die 1883 erbaute "Rote Kaserne", die eine 1862 erbaute und 1878 abgebrannte Kaserne ersetzte. Das an ein Festungsbauwerk erinnernde Gebäude ist heute ein Studentenwohnheim.


    Die beiden ehemaligen Kasernen bilden eine ziemliche Mauer am nordöstlichen Rand des Pferdemarktes. Weit im Hintergrund sieht man das Standesamt:


    Die schöne blaue Eingangstür war zur Zeit meiner Aufnahme leider gerade ausgebaut:


    Ich habe leider keine Bilder von der Bebauung an der Südostseite des Platzes gemacht. Dort sind sämtliche historische Gebäude erhalten, darunter die jüngst sanierte und schöne ehemalige Oldenburgische Eisenbahndirektion von 1877. Ich werde hoffentlich Bilder dieser Gebäude irgendwann nachreichen können.


    Nun zurück zur Nordwest-Ecke, wo der Pferdemarkt von der Johannisstraße tangiert wird. Hier befindet sich das Programmkino "Casablanca":


    Das nächste Mal geht es nach Norden durchs niedliche Johannisviertel, das hier an der Johannisstraße seinen Anfang hat:


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Das Johannisviertel (1)

    Das Johannisviertel
    Gleichzeitig mit dem Pferdemarkt entstand Anfang des 19. Jh. das nördlich anschließende Johannisviertel. Allerdings stammen die meisten erhaltenen Häuser des Viertels aus der zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts. Das Johannisviertel i.e.S. besteht vor allem aus der Nelkenstraße und den unmittelbar anschließenden Seitenstraßen, wobei die Johannisstraße die Grenze zum Pferdemarkt bildet. Die Straßen in diesem kleinen Viertel sind enger kürzer und verwinkelter als sonst in den Oldenburger Stadtvierteln üblich, auch stehen die Häuser hier ungewöhnlich dicht aneinander. Besonders schön im Johannisviertel sind die Straßenpflasterung und Beleuchtung mit alten Laternen. Viel zu den einzelnen Häusern zu sagen habe ich nicht, deshalb erfolgen die nächsten Beiträge spärlich kommentiert.


    Johannisstraße ("Casablanca" rechts angeschnitten):




    Dieses Haus in der Johannisstraße schätze ich auf ca. 1850:


    Johannisstraße von etwa Ecke Ziegelhofstraße:


    ...

  • Das Johannisviertel (2)

    Sprung zum anderen Ende der Johannisstraße an der Ecke zur Nelkenstraße. Das Eckhaus hätte bessere Fenster verdient, rechts sieht man wie's sein soll:


    Nelkenstraße:



    Die beiden Giebelhäuser dürften bis 1850 enstanden sein:



    ...

  • Das Johannisviertel (3)

    Nelkenstraße nach Norden:


    Nelkenstraße / Jakobistraße:


    Blick in die Jakobistraße:


    Nelkenstraße Blick nach Süden, wo man durch den Johannisgang (für Fußgänger/Radfahrer) zum Pferdemarkt durchkommt:


    Nelkenstraße Blick nach Norden; das Haus rechts wird auf ca. 1820 datiert, und stammt noch aus der ersten Bauphase des Johannisviertels:


    ...

  • Das Johannisviertel (4)

    Ein Mehrfamilienwohnhaus - in Oldenburg eine Seltenheit - stilistisch wohl als Expressionismus zu sehen; sowas gibt es in Leipzig zuhauf, nur dort werden die Häuser auch saniert:


    Gegenüber:



    Dieses Haus stammt ebenso aus der Anfangszeit des Viertels um ca. 1820. Man geht von einem Preußischen Einfluß über den Oldenburgischen Bauinspektor Slevogt aus, der eine Zeitlang in jenem Land verbrachte.


    Gegenüber dem Häuschen befindet sich ein netter kleiner Stadtplatz:


    Morgen geht es durch Humboldtstraße und Röwekamp weiter nach Norden.


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Ziegelhofviertel (1)

    Eine Bemerkung noch zum traufständigen Häusertypus: Solche Häuser wurden meist als Doppelhäuser ausgeführt mit zwei Eingangstüren mittig nebeneinander. Das soeben gezeigte Examplar war ursprünglich auch so ausgelegt, wurde aber später zum Einfamilienhaus umgebaut.


    Der älteste Teil des Johannisviertels befindet sich östlich der Nelkenstraße, doch möchte ich vorerst eher nach Nordwesten weitergehen. Hier an der Humboldtstraße verlassen wir also das Johannisviertel und kommen in den Grenzbereich zwischen Ziegelhof- und Nordstadtviertel (Ehnern).



    Humboldtstraße / Nelkenstraße mit Blick nach Westen; die Häuser hier sind sehr einfach, tlw. auch im Laufe der Zeit vereinfacht worden:


    Hier ein Beispiel für ein weiterentwickeltes traufständiges Doppelhaus, das ein Zwerchhaus aufgesetzt bekommen hat:



    Humboldtstraße / Röwekamp


    Bevor es durch den Röwekamp nach Norden geht, kommen einige Bilder aus dem südlichen Teil der Ziegelhofstraße. Schönes Giebelhaus:


    ...

  • Ziegelhofviertel (2)


    Noch eins, leider mit unschönen Fenstern:


    Portal Ziegelhofstraße / Friedrichstraße:


    Durch den Röwekamp geht es nun. Hier spätklassizistische Häuser (um 1870) gegenüber der Mündung der Weskampstraße:


    ...

  • Ziegelhofviertel (3)

    Etwas weiter nach Norden wird die Bebauung aufwendiger und "gründerzeitlicher":




    Wir sind an der Kreuzung Röwekamp / Gertrudenstraße / Mars-la-Tour-Straße / Werbachstraße.
    Hier steht an der Nordostecke das Gebäude der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Schon seit 1911 ist dies der Hauptsitz der Oldenburgischen Landwirtschaftskammer. Das imposante stilistisch zwischen Neobarock und Reformstil liegende Eckgebäude wurde 1908-1910 nach Plänen von Wolf Niemeyer erbaut.
    Bis auf die durch Dachfenster ersetzten Gauben rechts zeigt sich das Gebäude fast genau wie zu Erbauungszeit.


    Gegenüber der Landwirtschaftskammer:


    ...

  • Ziegelhofviertel (4)


    Nördlich kommt man über die Mars-la-Tour-Straße in ein Viertel der 1920er-Jahre hinein, wo die Straßen nach Schlachten im Deutsch-Französischen-Krieg benannt sind. Dort stehen viele Häuser im Stil des Expressionismus wie dieses große Haus:


    Die Architektur passt sehr gut zum klassizistischen Oldenburg:


    Wir gehen allerdings nicht nach Norden sondern nach Westen durch die Werbachstraße:


    Skurriles Kunstwerk an einem Haus in der Werbachstraße:


    ...

  • Ziegelhofviertel (5)

    Werbachstraße / Hochhauser Straße:


    Die Hochhauser Straße wurde 1903 angelegt, und besteht fast ausschließlich aus Häusern des Jugendstils. Blick von der Werbachstraße in die Hochhauser Straße:


    Einige Jugendstilportale in der Hochhauser Straße:




    Schöner Giebel, unschöne Fenster:


    ...

  • Ziegelhofviertel (6)

    Blick durch die Hochhauser Straße nach Norden; Die ursprüngliche Pflasterung von 1903 ist noch erhalten. Bereits damals legte man in Oldenburg Fahrradmittelstreifen an, damit Radfahrer das Holperpflaster meiden können. Bisher habe ich solche Mittelstreifen in keiner anderen Stadt gefunden. Kennt jemand ein zweites Beispiel?


    Hier sieht man die Hochhauser Straße um 1905 (Blick nach Süden):




    1907 wurde die Hochhauser Straße nach Süden bis zur Würzburger Straße hin verlängert. Diesen jüngeren Straßenabschnitt sieht man hier:


    ...

  • Ziegelhofviertel (7)

    Die Würzburger Straße selber wurde letzten Sommer renoviert. Die Häuser beidseits stammen aus der Zeit um 1910:


    Dächer:


    Zuletzt drei Bilder aus der schlangenartigen Ziegelhofstraße:


    Weiteres Beispiel für Fensterkrankheit:



    Jetzt sind wir fast bis zur Auguststraße gekommen. Als nächstes möchte ich noch die alte Fleischwarenfabrik in der Industriestraße vorstellen; danach kommt das Haareneschviertel.


    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Tolle Galerie! Etwas ähnliches habe ich ja mit den Bremer Wohnvierteln im APH-Forum versucht, auch wenn es weitaus weniger umfassend war und auch noch lange nicht fertig ist.


    Man sieht aber mal wieder, dass trotz allen teilweise berechtigten Naserümpfens über den Historismus von seiten der modernen Architektur ("von der Stange", "imitierend", "Blendwerk für banalste Architektur") eines bei jedem halbwegs erhaltenen Wohnviertel aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg klar wird:


    Etwas Vergleichbares, das hohe Lebensqualität bei gleichzeitig sehr hoher Bevölkerungsdichte (na gut, vielleicht nicht in Oldenburg, schon eher in den blockrandbebauten gründerzeitlichen Erweiterungen der Großstädte) so menschenfreundlich verpackt haben die letzten 100 Jahre Architekturgeschichte leider nicht mehr zu Stande gebracht.


    Gruß Heinzer

  • Ziegelhofviertel (8)


    Etwas Vergleichbares, das hohe Lebensqualität bei gleichzeitig sehr hoher Bevölkerungsdichte (na gut, vielleicht nicht in Oldenburg, schon eher in den blockrandbebauten gründerzeitlichen Erweiterungen der Großstädte) so menschenfreundlich verpackt haben die letzten 100 Jahre Architekturgeschichte leider nicht mehr zu Stande gebracht.


    Wohl wahr.
    Nach Bremen bin ich natürlich öfters gekommen. Meistens fuhr ich mit dem Rad über die Neustadt rein, manchmal aber auch über Vegesack mit der Fähre, das hat immer spaß gemacht :D. Damals hatte ich freilich wenig Interesse an Architektur. Ich weiß nur, dass ich die Neustadt nicht sonderlich interessant fand. Es gibt wohl auch deutlich bessere Viertel in Bremen. Interessant jedenfalls, dass sich in beiden Städten (die quasi Nachbarstädte sind wie Leipzig und Halle) jeweils eigene Häusertypen entwickelt haben, die auch noch so verschieden sind.


    Dort, wo die Augustraße in die Ziegelhofstraße übergeht, steht diese Villa, worin früher der Brauereibesitzer wohnte (die Brauerei selber stand seit 1873 nebenan, schloss aber 1976 und wurde abgerissen - heute stehen dort postmoderne Wohngebäude):


    Auswahl kleiner Häuser an der nördlichen Ziegelhofstraße (einige davon waren schon im Eröffnungsbeitrag zu sehen):


    Dieses Haus hatte man gerade gestrichen, aber leider dachte man nicht an bessere Fenster:








    Um die Ecke in der Jägerstraße:


    ...