Leipzig: Gentrifizierung (ehem. "Windmühle vs. Abschwiff")

  • Das eigentlich ulkige an der Demonstration ist, dass eine Lösung für den Schokoladen in Mitte in greifbarer Nähe ist, da eine Kulturstiftung das Gebäude wohl vom Besitzer erwerben soll und dann mit den Betreibern über einen langfristigen Mietvertrag verhandeln will.


    Ich teile zwar grundsätzlich trotz der Freude, die jedes hochwertig sanierte Haus hier im Forum auslöst, die Kritik an gewissen durchaus als Gentrifizierung zu bezeichnenden Auswüchsen, verstehe aber die Argumentation teilweise nicht: was ist daran verwunderlich, dass unattraktive Stadtteile im Durchschnitt teurer sind als attraktive Stadtteile? Natürlich spielen Luxussanierungen im Durchschnitt schon eine Rolle, nichtsdestotrotz wird ein Großteil des Preisanstiegs eben über die Wanderungsbewegung und die damit verbundene steigende Nachfrage verursacht. Entsprechend kann man in einer wachsenden Stadt mit wachsender Nachfrage leider nicht erwarten, bei einem Umzug noch die selben Konditionen wie vor ein paar Jahren zu erwarten. Nichtsdestotrotz lassen sich gegenüber den schon bewusst gewählten Beispielen in #38 andere Stadtteile finden, die der suggerierten Schlußfolgerung "Innen=teuer, Außen=billig" durchaus widersprechen: Großzschocher als periphärer Stadtteil oder Knauthain-Knautkleeberg sind mit 5 respektive 5,60 Euro teurer als Altlindenau oder Neustadt-Neuschönefeld als zentrale Stadtteile mit 4,70 Euro respektive 4,60 Euro.

  • Das eigentlich ulkige an der Demonstration ist, dass eine Lösung für den Schokoladen in Mitte in greifbarer Nähe ist, da eine Kulturstiftung das Gebäude wohl vom Besitzer erwerben soll und dann mit den Betreibern über einen langfristigen Mietvertrag verhandeln will.


    Eine Lösung für den Schokoladen ist in greifbarer Nähe, ob sie jedoch tatsächlich gelingt ist noch längst nicht ausgemacht. Es gibt eine Absichtserklärung und laut Hauseigentümer Markus Friedrich arbeite man "aktiv daran, dass es bis Ende März eine Lösung gibt" ( http://www.tagesspiegel.de/ber…ist-gerettet/6223008.html ). Entsprechend wurde bei der gestrigen Demonstration selbstverständlich auf die gegenüber der Ankündigung der Kundgebung veränderte Situation in Berlin hingewiesen, aber auch daran erinnert, dass in ähnlichen Fällen auch schon versprochene Lösungen kurz vor der Vertragsunterzeichung gekippt worden sind. Daher gab es trotz Friedenspflicht und der damit verbundenen Nichtbeteiligung des Trägervereins des Schokoladens gestern in Berlin eine Demonstration mit mehreren hundert Teilnehmer_innen (http://www.morgenpost.de/berli…alt-des-Schokoladens.html ) und eine weitere Solidaritätskundgebung in Hamburg.



    Nichtsdestotrotz lassen sich gegenüber den schon bewusst gewählten Beispielen in #38 andere Stadtteile finden, die der suggerierten Schlußfolgerung "Innen=teuer, Außen=billig" durchaus widersprechen: Großzschocher als periphärer Stadtteil oder Knauthain-Knautkleeberg sind mit 5 respektive 5,60 Euro teurer als Altlindenau oder Neustadt-Neuschönefeld als zentrale Stadtteile mit 4,70 Euro respektive 4,60 Euro.


    Ich habe nie behauptet, dass es eine so einfache Gleichung gäbe. Natürlich spielen die vorhandene Bau- und Infrastruktur, die Art, Größe und Ausstattung der Häuser, die Nähe zu Park- und Grünanlagen und vieles mehr eine sehr große Rolle. Problematisch sind meines Erachtens vor allem die verstärkte soziale Segregation und die zunehmende "Aufwertung" der alten Arbeiterviertel. Im Waldstraßen-, Bach- und Musikviertel, in Gohlis und weiten Teilen der Südvorstadt begann die Segregation bereits in den 1990ern, sofern sie nicht sogar durch die DDR-Zeit hindurch Bestand hatte. In gewisser Weise wird dabei die soziale Zusammensetzung der Gründerzeit und der ersten Hälfte des 20. Jh. nachvollzogen. Aber es gab noch lange Zeit Nischen und in den 90ern mit dem Bau von Sozialwohnungen etwa im Waldstraßenviertel sogar Versuche, gegenzusteuern oder die Veränderungsprozesse zumindest abzufedern. Leute mit weniger Geld zogen dann eben an die großen Straßen wie Jahnallee, Käthe-Kollwitz-Straße und Karli und konnten damit im Viertel bleiben. Diese Nischen sind so gut wie verschwunden, die einzelnen Beispiele werden hier meist mit großer Begeisterung geschildert.


    Außerdem geraten nun zunehmend die alten Arbeiterviertel wie Plagwitz und Lindenau oder Neustadt, Neuschönefeld und Volkmarsdorf, die noch bis vor kurzem innenstadtnahe Ausweichmöglichkeiten waren, in den Blickwinkel der "Aufwertung". Zum einen gibt es hier viele Fälle der sogenannten Umzugskettengentrifizierung, d.h. z.B. studentische WGs, die sich ihrerseits Schleussig und Teile von Plagwitz nicht mehr leisten können, ziehen nach Lindenau und Altlindenau ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=327642#post327642 ). Die in einer WG lebenden Student_innen verfügen über nicht sehr viel, aber zusammen eben immer noch mehr Kapital als viele der bisher hier lebenden Familien. "Der Markt" reagiert auf die gesteigerte Nachfrage, die Mietpreise werden erhöht und arme Altmieter haben das Nachsehen, da die Mieten steigen oder sie beim Auszug keine neue Wohnung in der Nachbarschaft finden können. Letzendlich sind damit arme Haushalte in Altlindenau von der Gentrifizierung in Schleußig betroffen, obwohl sie selbst vielleicht schon zwei Jahre nicht mal mehr dort waren.


    Zum zweiten gingen die allermeisten Zuzüge etwa nach Plagwitz oder Lindenau bislang in frisch sanierte und zuvor leerstehende Häuser oder in neugebaute Stadthäuser. Mittlerweile gibt es hier aber kaum noch leerstehende Gebäude und deutlich weniger leerstehende Wohnungen als die Jahre zuvor. Trotzdem ist die Nachfrage da und damit sehen viele Eigentümer die Möglichkeit, ihre unsanierten, teilsanierten oder in den 1990er Jahren schlecht sanierten Wohnungen noch mal nachzusanieren, um ihre Rendite zu erhöhen. Dies ist in dieser Form neu, lange Zeit hat sich aufgrund der schwachen Nachfrage und des hohen Risikos eines anschliessenden Leerstandes eine Nachsanierung nicht gelohnt. Nun wird es geradezu als bestmögliches Geschäftsmodell propagiert, in "einfachen Lagen" zu sanieren, da dort der meiste Gewinn rausspringt ( http://www.youtube.com/watch?v=lpw43qWAiA8 ).


    Zunehmend werden auch deshalb auch die letzten unsanierten, aber noch (voll) bewohnten Häuser in den stark nachgefragten Lagen wie etwa Südvorstadt, Connewitz, Gohlis oder Schleußig von Sanierungsfirmen erworben. Lange Zeit gingen die Sanierungen leise und ohne jeden Widerstand über die Bühne, weil es keinen gab, der dabei den Kürzeren zog. Es ist kein also Zufall, dass wir im Moment vom Widerstand der Mieter_innen der Windmühlenstraße (Casa Concept), Kantstraße (GRK), Kochstraße 112/114 (Stadtbau AG), verschiedenen weiteren Häusern in Connewitz (meist Hildebrand und Jürgens) und anderen mehr hören.


    Daher sind im Moment und in den nächsten Jahren arme Haushalte von den Sanierungen und danach steigenden Mieten deutlich stärker betroffen als etwa Mittelschichtsfamilien, die in ihrer Wohnung in Schleußig, Südvorstadt oder Gohlis weiter wohnen wie zuvor.


    Nur was machen nun die (arbeitslosen oder prekär beschäftigten) Altmieter_innen, wenn die Miete über den KdU-Satz steigt oder sie sich die Miete nicht mehr leisten können, weil sie den Großteil ihres Gehalts auffrisst? Unter den Bedingungen des Leipziger Mieter_innenmarktes war es bis vor kurzem ohne große Probleme möglich, drei, vier Straßen weiterzuziehen oder auch mal ein Stadtviertel weiter. Aber in absehbarer Zeit werden auch in die letzten Ecken "erschlossen" sein wie im Westen etwa links und rechts der Georg-Schwarz-Str. oder zwischen Lützner, Merseburger, Karl-Ferlemann-Str. und S-Bahn. Nicht selten heißt es, es wäre alles kein Problem, Verdrängung, nein nur Veränderung gäbe es immer schon, nun muss die Karawane halt weiterziehen. Ganz abgesehen davon, dass es hier um Menschen und nicht um Kamele geht und was es für einen Einzelnen bedeuten kann, wohin sollte die Karawane dann ziehen außer nach Grünau oder Paunsdorf?

  • Hier noch mal zwei Kartierungen von Wohnlagen aus der Immobilienbranche:


    Immobilien-Kompass von Capital
    http://karte.immobilien-kompas…beschreibung.html#details


    Marktreport 2011/2012 von Engels & Völkers Commercial
    http://www.engelvoelkers.com/c…den-Leipzig-2011-2012.pdf
    Die Karte von Engel & Völkers halte ich fuer falsch bzw. verzerrend, aber interessanterweise verwendet ausgerechnet einer der groessten Franchise-"Immobilienmakler für Immobilien im gehobenen Segment" die von DaseBLN genannte Gleichung.


    LVZ Immo, 02.11.2011
    Zunahme beim Verkauf von Wohn- und Geschäftshäusern
    http://www.lvz-immo.de/q/-them…hn-und-Geschaeftshaeusern


    "Als sehr gute Lagen weist der Marktreport die Stadtteile Zentrum-Nordwest, Zentrum-Süd und Gohlis-Süd aus. Als gute Lagen werden das Zentrum, Zentrum-West, Zentrum-Südost, die Südvorstadt, Schleußig und Markkleeberg genannt. Zu den mittleren Lagen gehören unter anderem Mölkau, Heiterblick, Mockau-Süd, Gohlis-Mitte, Reudnitz-Thonberg und Stötteritz sowie Connewitz, Lindenau und Böhlitz-Ehrenberg."


    Als einfache Lage innerhalb des Gruenderzeitguertels bwz. dem engeren Stadtraum (grob gesagt der Einzugsbereich der Strassenbahn) werden bei Engel & Völkers kartiert:
    Gohlis-Nord, Mockau-Nord, Schoenefeld-Abtnaundorf, Schoenefeld-Ost, Neuschoenefeld, Volkmarsdorf, Anger-Crottendorf, Sellerhausen-Stuenz, Paunsdorf sowie im Westen Grosszschocher, Gruenau und Schoenau, Neulindenau und Leutzsch (wobei gerade letzteres ziemlich absurd ist und das Leutzscher Villenviertel bei Capital zu den Top-Wohnlagen auf der Ebene Gohlis-Sued, Waldstrassen-, Bach- und Musikviertel zaehlt).


    Die aktuellste Einschaetzung der Stadtverwaltung spiegelt der "Beschluss zur Abgrenzung neuer Fördergebiete für das Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost", der bei der Ratsversammlung am 29.2. behandelt wird ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=327910#post327910 ). Hier ( http://notes.leipzig.de/appl/l…5188D828C125798E002DB7B8/) von Interesse ist vor allem das 20 MB grosse Fördergebietskonzept (Anlage 7).

  • in leipzig gibt es jede menge freie wohnungen und die niedrigsten mieten.


    und übrigens auch so gut wie keine mieterhöhungen. andernorts übliche staffelmietverträge sind hier überhaupt nicht durchsetzbar. die in #38 aufgeführte entwicklung der nettokaltmieten laut eines vermietungsportals ist nicht auf mieterhöhungen zurückzuführen, sondern auf die unterschiedliche bautätigkeit in den jeweiligen stadtteilen. erstbezüge nach sanierung oder neubau sind nun mal teurer - so, wie neuwagen teurer als gebrauchte autos sind. und ähnlich, wie gebrauchte autos wegen neuwagen nicht teurer werden, haben die mieten für erstbezüge kaum auswirkungen auf die mietpreise im bestand. deutliches zeichen: wo wie in grünau oder paunsdorf kaum saniert/gebaut wird, sinken sogar die mietpreise. im grunde ist es so, dass durch die angebotsvergrößerung durch erstbezüge, die mieten für sanierte wohnungen im bestand relativ konstant bleiben. und 4 -6 euro pro quadratmeter sind wahrlich weder wucher, noch unerschwinglich.


    es gibt viele, die sich auf eine sanierte wohnung in der windmühlenstraße mit derartiger miete freuen. an die sollte man bei der ganzen diskussion auch mal denken.

  • Zitat von dancingdwarf

    Dagegen würde ich wetten. Der Quadratmeter in der Windmühlenstraße wird bestimmt Richtung sechs Euro wandern. Sechs Euro zahlt man in Grünau (fast?) nirgendwo.


    Ich meine mich zu erinnern, dass die Casa Concept in der Windmühlenstraße 5 Euro nach der Sanierung anstrebt, eben weil es keine Luxussanierung werden wird. Das wäre dann wirklich nicht viel mehr als man in der Platte am Stadtrand zahlt. Und mir ging es in der Tat nur um die Aussage von Frau Nagel in Verbindung mit der Windmühlenstraße, dass bezahlbarer Wohnraum nicht nur am Stadtrand entstehen dürfe. Aus meiner Sicht passiert doch genau das Gegenteil: Mit der Sanierung der Windmühlenstraße entsteht bezahlbarer Wohnraum mitten in der Stadt für viele (und nicht nur für eine Handvoll Lebenskünstler). Mich beschleicht das Gefühl, dass es seitens der IG und ihrer Symphatisanten rein um politische Überzeugungen geht. So habe ich den Eindruck, dass dem Investor schon ein Vorwurf gemacht wird, weil er mit seinem Vorhaben natürlich auch Geld verdienen möchte.

  • und übrigens auch so gut wie keine mieterhöhungen.


    Dann kenne ich nur die Ausnahmen, und bin selbst eine.

    erstbezüge nach sanierung oder neubau sind nun mal teurer


    So einfach ist es in Leipzig eben nicht. Zur Jahrtausendwende gab es unzählige Dank Abschreibungen frisch sanierte Häuser, die keine Mieter fanden. Ich bin nach Connewitz gezogen, Erstbezug, inklusive Einbauküche kalt 4,35 Euro/qm (8,70 DM), Haus jahrelang halbleer, jedoch üble Überraschungen bei Nebenkostennachforderungen. Seit anderthalb, zwei Jahren ist das Klima im Bermudadreieck ein anderes, was nicht an Lidl und Netto liegt, sondern an Lazy Dog, Zest, Conne Island, UT Connewitz.


    Meine Miete liegt inzwischen bei 5,70 Euro/qm kalt, Nebenkostennachforderungen sind glücklicherweise gesunken, neuvermietet wird im Haus inzwischen für 5,90 Euro/qm kalt. Das ist weder für mich noch für die anderen Bewohner ein großes Problem. Aber es zeigt die Entwicklung auf. Was aus den Bewohnern von Häusern wie der Auerbachstraße 1 wurde, weiß ich nicht, doch das sind die Problemzonen, aus unsaniertem Billigwohnraum wurden Eigentumswohnungen, auf Kosten der bisherigen Nutzer, die in aller Regel nicht freiwillig ausziehen.


    Die Stadt belohnt hochwertiges Sanieren und wird gleichzeitig gegenüber Alternativmodellen wie der Alternativen Wohnungsgenossenschaft Connewitz wortbrüchig. Da kann man doch nur am Verstand der Entscheidungsträger zweifeln. Offenbar wird eine Wohnsituation wie in westdeutschen Großstädten angestrebt. Natürlich werden wir auf absehbare Zeit keine Hamburger oder Münchner Verhältnisse erreichen. Aber Leipzig hat die Chance verpasst, alternative, mustergültige Modelle zu entwickeln. Stadthäuser, Selbstnutzer oder Wächterhäuser richteten sich durchweg an privilegierte Bürger. Dass die Stadt voller Leute ohne Geld, aber mit viel Zeit ist, hat niemand zur Grundlage eines Nutzungsmodells gemacht. Auch das Ausbauhaus scheint mir da kein Schritt in die richtige Richtung, denn es ist kein Angebot an die Bürger, sondern eins an die Hauseigentümer.


    es gibt viele, die sich auf eine sanierte wohnung in der windmühlenstraße mit derartiger miete freuen. an die sollte man bei der ganzen diskussion auch mal denken.


    Chapeau. Aber nein, Verdrängung findet in Leipzig nicht statt. Nein.

    Einmal editiert, zuletzt von dancingdwarf () aus folgendem Grund: priviligiert --> privilegiert

  • in leipzig gibt es jede menge freie wohnungen und die niedrigsten mieten.


    Dies und vieles im Folgenden ist nicht ganz falsch, aber nach meiner Einschaetzung auch nicht mehr ganz richtig. Vor allem dieser Satz wird noch eine Weile wie eine Art Mantra gesungen und dabei geraet dann schnell aus dem Blick, dass sich die Welt darum doch recht schnell veraendert. Schon jetzt wuerde ich gern nachfragen: Ja, aber wo und wie lange noch?


    In die selbe Richtung zielten meinen gestrige Fragen, die leider untergegangen sind.


    Nur was machen nun die (arbeitslosen oder prekär beschäftigten) Altmieter_innen, wenn die Miete über den KdU-Satz steigt oder sie sich die Miete nicht mehr leisten können, weil sie den Großteil ihres Gehalts auffrisst? ... Ganz abgesehen davon, dass es hier um Menschen und nicht um Kamele geht und was es für einen Einzelnen bedeuten kann, wohin sollte die Karawane dann ziehen außer nach Grünau oder Paunsdorf?


    Die niedrigsten Durchschnittsmieten der 50 größten deutschen Städte gibt es in Chemnitz. Leipzig ist mit Platz 46 und 5,01 EUR immer noch sehr guenstig und liegt etwa auf einem Niveau mit Duisburg, Herne, Hagen und Gelsenkirchen.
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=325510#post325510
    Nur wie hoch sind hier im Vergleich die Durchschnittseinkommen, der Anteil der Armen und der Armutsgefaehrdeten und die Mieten bei Neuvermietung?



    und übrigens auch so gut wie keine mieterhöhungen.


    Hier moechte ich fragen, was "so gut wie keine" heisst. Beim DMB Mieterverein Leipzig e.V. gehen jedenfalls in letzter Zeit vermehrt Nachfragen ein, ob angekuendigte Mieterhöhungen rechtens sind. Mehrfach hiess es auch hier bereits, dass der Mieterbund Sachsen für das Jahr 2012 mit steigenden Mieten im Freistaat rechnet. Zum einen wird in Sachsens Großstädten ein Anstieg der Kaltmieten prognostiziert, zum anderen steigen vor allem die Nebenkosten an. Das Ergebnis ist allerdings das Gleiche, wer wenig Geld hat, fuer den koennte die eigene Wohnung schlichtweg zu teuer werden. Und dann gilt das fuer den Neubezug schon mehrfach gesagte.


    Und wie geht dieser Satz damit ueberein, dass sich diverse Imobilienverbaende ueber steigende Renditen in Leipzig freuen? Jens Zimmermann, zweiter Vorsitzender beim Regionalverband Mitte-Ost des Immobilienverbands Deutschland (IVD), stellte kuerzlich fest: „Allgemein steigen die Kaltmieten in Leipzig wegen der erhöhten Nachfrage. - http://www.deutsches-architekt…d.php?p=326355#post326355 . Erst vorgestern veroeffentlichte der Immobilienverband Deutschland (IVD), Region Mitte-Ost, seine PM vom Ende letzten Jahres anlässlich der in Leipzig beginnenden Messe "Immobilien" noch mal neu. Auch nach Einschätzung der Immobilienwirtschaft ist in Sachsen und Sachsen-Anhalt in diesem Jahr mit weiter steigenden Mieten zu rechnen. Bereits 2011 seien die Mieten in den Großstädten für Altbauwohnungen um 5,8 und für nach 1949 gebaute Wohnungen um 3,8 Prozent gestiegen.


    PM, 21.02.2012
    Immobilienpreise in Sachsen und Sachsen-Anhalt günstig aber ansteigend
    http://www.ivd-mitte-ost.net/n…stig-aber-ansteigend.html


    Gleichzeitig wirbt die Immobilienbranche für Investitionen in Ostdeutschland, in erster Linie auf dem Wohnungsmarkt, und das vermutlich nicht, weil sie stagnierende oder fallende Mieten erwarten. - http://www.deutsches-architekt…d.php?p=326361#post326361



    die in #38 aufgeführte entwicklung der nettokaltmieten laut eines vermietungsportals ist nicht auf mieterhöhungen zurückzuführen, sondern auf die unterschiedliche bautätigkeit in den jeweiligen stadtteilen.


    Das ist sicherlich eine Begruendung dafuer, warum in ganz bestimmten Stadtteilen der von den Immobilienportalen behauptete Preis fuer Neuvermietungen ueber dem realen Durchschnittspreis liegt und warum in diesen Stadtteilen die Steigerung in den letzten 12 Monaten besonders hoch ausfaellt - vor allem fuer Zentrum-Süd mit den Neubauten im Musikviertel +14,8% . Sie ist aber keinesfalls die einzige Begruendung fuer den Anstieg. Hier im Forum werden wahrscheinlich die allermeisten Neubauten im Geschossbau, der dann fast vermietet wird, erfasst. Wo ausser im Musikviertel und mit wenigen Beispielen in der Suedvorstadt und in Schleussig haben wir derzeit nennenswerten Neubau in Geschossbauweise?


    Mit einem kurzen Klick rechts unter der Graphik sieht man, auf welcher Grundlage diese Zahlen erhoben werden und dass die meisten Angebote in allen Stadtteilen auf Bestandswohnungen und nicht auf Neubauten oder frischsanierten Haeusern beruhen. So sind etwa 146 aktuelle Mietangebote in Zentrum-West oder 189 aktuelle Angebote in Zentrum-Süd nur zu einem gewissen Teil auf Neubau zurueckzufuehren, der sich schnell ermitteln laesst, da ja fast immer mit Erstbezug geworben wird. Noch deutlich ist das etwa in Plagwitz (237 aktuelle Angebote), Lindenau (182 aktuelle Angebote) oder Neustadt-Neuschoenefeld (453 aktuelle Angebote). Und es spiegelt nun mal im Wesentlichen das Angebot, was sich bei einer Wohnungssuche bietet, von oft deutlich guenstigeren Bestandsmieten hat man in einem solchen Fall nichts, da man kaum noch in alte Mietvertraege einsteigen kann. Wieviele dieser Angebote liegen unter dem KdU-Satz?



    im grunde ist es so, dass durch die angebotsvergrößerung durch erstbezüge, die mieten für sanierte wohnungen im bestand relativ konstant bleiben.


    Ja, Sanierungen und Neubauten decken oder deckten einen grossen Teil der Nachfrage ab. Das gilt aber nur fuer ein, zwei, drei Jahre. Danach werden auch Vermieter in der Bestandswohnungen die Chance ergreifen, ihre Miete auf die (gestiegene) ortsübliche Vergleichsmiete anzuheben. Ich will das jetzt gar nicht bewerten, sondern nur auf den grundsaetzlichen Zusammenhang hinweisen.



    und 4 -6 euro pro quadratmeter sind wahrlich weder wucher, noch unerschwinglich.


    Niemand hat behauptet, dass 6 EUR Wucher waere. Aber fuer etwa 20 Prozent aller Einwohner_innen im Alter bis 65 Jahre, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten, ist bei 4,22 EUR definitiv Schluss. 19,1 Prozent der Bürger_innen Leipzigs gelten als armutsgefährdet, weil sie weniger als 686 Euro Einkommen haben. Fuer sie und nicht wenige Menschen mit einem Einkommen knapp ueber der Grenze sind 6 EUR unerschwinglich. - http://www.lvz-online.de/nachr…t/r-topthema-a-81151.html



    es gibt viele, die sich auf eine sanierte wohnung in der windmühlenstraße mit derartiger miete freuen. an die sollte man bei der ganzen diskussion auch mal denken.


    Auch dies hat keiner bestritten, dass es Interessent_innen fuer die Wohnungen geben wird und die sich ueber ihre neue Wohnungen freuen werden. Ich missgoenne das auch niemanden. Nur ist genau das dann die Verdraengung und damit Gentrifizierung, die fuer Leipzig immer noch bestritten wird. Es gibt halt auch Leute, die sich fragen, was mit den bisherigen Mieter_innen passieren soll, die es sich dann nicht mehr leisten koennen und vielleicht ihre Stimme auch nicht so laut erheben koennen wie einige, meist juengere Leute aus der Windmuehlenstr.

  • Ich meine mich zu erinnern, dass die Casa Concept in der Windmühlenstraße 5 Euro nach der Sanierung anstrebt, eben weil es keine Luxussanierung werden wird. Das wäre dann wirklich nicht viel mehr als man in der Platte am Stadtrand zahlt.


    Ich habe noch mal geschaut, aber keine Aussagen von Casa Concept zur Zielmiete gefunden. Stefan Assmann meinte lediglich: "Unsere Aufgabe besteht darin, aus diesen Gegebenheiten eine wirtschaftliche Miete zu erwirtschaften, die für alle finanzierbar ist."
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…n-Casa-Concept-30282.html
    Es folgen die Saetze: "Die Durchschnittsmiete liegt hier derzeit bei 2,87 Euro! Das Arbeitsamt zahlt 4,22 Euro auf den Quadratmeter. Die Interessengemeinschaft spricht von bezahlbarem Wohnraum, was sie auch definieren muss! Liegt dieser bei einem Euro unter dem, was das Quartier hergibt?" Mit etwas gutem Willen koennte man dies nun so interpretieren, dass er die 4,22 fuer die Grenze haelt, die "das Quartier hergibt". Wem dem so ist, dann waeren schon einigen Mieter_innen die Aengste vor dem Verlust ihrer Wohnung genommen. Nur ist dem tatsaechlich so? Ich habe da so meine Zweifel.



    Mit der Sanierung der Windmühlenstraße entsteht bezahlbarer Wohnraum mitten in der Stadt für viele (und nicht nur für eine Handvoll Lebenskünstler).


    Das ist allerdings eine sehr verschobene Wahrnehmung der Bewohner_innen. Selbst die IG zaehlt unter den 242 Gesichtern nur 46 Kreative, dafuer aber auch 36 Kinder.
    http://windmuehle-unser-kiez.de/

  • Ich meine mich zu erinnern, dass die Casa Concept in der Windmühlenstraße 5 Euro nach der Sanierung anstrebt


    Einer der Vorwürfe an den Investor lautet, dass er sich auf keine Größenordnung festlegt. Eine Erhöhung auf fünf Euro wäre für Bestandmieter, deren Wohnung unverändert bleibt, keine vernünftige Option.

    Und mir ging es in der Tat nur um die Aussage von Frau Nagel in Verbindung mit der Windmühlenstraße, dass bezahlbarer Wohnraum nicht nur am Stadtrand entstehen dürfe.


    Ihre Aussage ist doch so schlicht wie richtig. Speziell in der Windmühlenstraße wird zunächst günstiger innenstadtnaher Wohnraum zerstört. Das ist ein Fakt. Dass später teurerer, aber vergleichsweise immer noch günstiger Wohnraum entstehen wird, ist wahrscheinlich, aber unsicher.


    Casa Concept ist nicht das Problem. Das Problem ist die LWB, die den Komplex jahrzehntelang vernachlässigt und dann abgestoßen hat. Deshalb lautet der gebetmühlenartig wiederholte Vorwurf an die Stadt ja auch: Haut der LWB endlich auf die Finger. Einfluss nehmen dort, wo man Einfluss nehmen kann, anstatt scheinheilig zu sagen: Auf Investoren haben wir leider keinen Einfluss. Wenn man Gerkens bis Zur Nedden beim Schulterzucken zuschaut, kann einem schon übel werden. Sie beteuern immer wieder, nichts tun zu können. Warum werden die Posten dann nicht mit Leuten besetzt, die etwas tun können? Wenn weder der Leiter des Amts für Stadterneuerung noch der Baubürgermeister dringend nötige Kursänderungen vornehmen können, dann sind sie schlicht nicht geeignet für ihren Posten.

    Mich beschleicht das Gefühl, dass es seitens der IG und ihrer Symphatisanten rein um politische Überzeugungen geht.


    Juliane instrumentalisiert die Windmühlenstraße, ganz klar. Es ist unredlich, bezogen auf die Windmühlenstraße zu schreiben, mindestens eine Gewerbetreibende habe bereits das Feld räumen müssen. Das TschauTschüssi war dort offensichtlich willkommen, wollte das aber nicht sein, stellte sich gegen den Investor, erhielt die Kündigung, zog ein paar Meter weiter - absolut unproblematisch. Anders etwa in der Kantstraße, wo es offenbar gängige Praxis der LWB war, Mietverhältnisse auf Absprache zu regeln. Die GRK drängt nun offenbar die, die keinen schriftlichen Mietvertrag vorlegen können, raus. Mir ein Rätsel, warum die LWB oder die Stadt nicht intervenieren. Kontoauszüge und Bestätigungen von Absprachen müssten doch eigentlich als Nachweis reichen.


    Investoren wollen und müssen Geld verdienen, keine Frage. Ihnen einen Vorwurf daraus zu machen, dass sie nehmen, was ihnen die öffentliche Hand hinhält, wäre absurd. Womit wir wieder bei Gerkens, Zur Nedden & Co. wären, die sich dreist hinsetzen und behaupten, sie könnten nichts machen. Wer setzt die Rahmenbedingungen, wenn nicht die Verwaltung?

  • Bisschen Statistik

    Ich habe nun mal für alle 63 Ortsteile die Daten von heute von http://www.immobilienscout24.de/wohnen/sachsen,leipzig.html übertragen und in Klammern dahinter die Zahl der aktuell angebotenen Mietwohnungen vermerkt. Zum Vergleich habe ich das auch noch mal mit dem nichtqualifizierten Mietspiegel der PWIB Wohnungs-Infobörse GmbH (http://www.wohnungsboerse.net/mietspiegel-Leipzig/7390 ) und den derzeit bei Immowelt angebotenen Wohnungen (http://www.immowelt.de/immobil…10814365000&etype=1&esr=2 ) getan.


    Ortsteile mit hohem Anteil an Plattenbaugebieten (11):
    Gohlis-Nord - 5,10 EUR/m² / -7,5% (181) - 4,87 € (127)
    Grünau-Mitte - 4,20 EUR/m² / -2,3% (196) – 4,15 € (148)
    Grünau-Nord - 4,30 EUR/m² / 0,0% (204) - 4,29 € (309)
    Grünau-Ost – 4,70 EUR/m² / -2,1% (150) - 4,62 € (127)
    Grünau-Siedlung – 4,50 EUR/m² / +7,0% (18) - 4,73 € (41)
    Lausen-Grünau – 4,00 EUR/m² / +2,5% (261) - 4,03 € (317)
    Lößnig – 5,10 EUR/m² / -1,9% (95) - 4,99 € (75)
    Mockau-Nord – 4,80 EUR/m² / +2,1% (179) - 4,74 € (217)
    Paunsdorf – 4,30 EUR/m² / -4,5% (211) - 4,20 € (107)
    Schönau – 4,20 EUR/m² / 0,0% (43) - 4,35 € (51)
    Thekla – 4,80 EUR/m² / +2,1% (91) - 4,88 € (35)


    Altbauviertel im Norden (8)
    Eutritzsch - 5,00 EUR/m² / 0,0% (286) - 5,05 € (171)
    Gohlis-Mitte - 5,30 EUR/m² / +5,8% (407) - 5,48 € (308)
    Gohlis-Süd – 5,30 EUR/m² / 0,0% (391) - 5,26 € (311)
    Mockau-Süd - 4,80 EUR/m² / 0,0% (172) - 4,67 € (73)
    Möckern – 4,90 EUR/m² / 0,0% (376) - 4,86 € (313)
    Schönefeld-Abtnaundorf - 4,80 EUR/m² / 0,0% (449) - 4,62 € (254)
    Schönefeld-Ost - 4,70 EUR/m² / 0,0% (161) - 4,68 € (67)
    Wahren - 4,90 EUR/m² / 0,0% (167) - 4,74 € (132)


    Altbauviertel im Osten (6)
    Anger-Crottendorf - 4,70 EUR/m² / +2,1% (408) - 4,69 € (291)
    Neustadt-Neuschönefeld - 4,60 EUR/m² / +2,2% (456) - 4,33 € (225)
    Reudnitz-Thonberg – 5,10 EUR/m² / +6,1% (491) - 5,28 € (350)
    Sellerhausen-Stünz – 4,60 EUR/m² / +2,2% (229) - 4,76 € (163)
    Stötteritz – 4,90 EUR/m² / +4,2% (469) - 5,01 € (395)
    Volkmarsdorf - 4,20 EUR/m² / +2,4% (379) - 4,18 € (254)


    Altbauviertel im Süden (2)
    Connewitz – 5,40 EUR/m² / +1,9% (172) - 5,39 € (122)
    Südvorstadt - 5,90 EUR/m² / +5,2% (302) - 6,24 € (217)


    Altbauviertel im Westen (9)
    Altlindenau - 4,70 EUR/m² / +4,3% (587) - 4,81 € (353)
    Böhlitz-Ehrenberg – 5,00 EUR/m² / +4,1% (130) - 5,18 € (79)
    Großzschocher – 5,00 EUR/m² / 0,0% (93) - 4,97 € (78)
    Kleinzschocher – 4,70 EUR/m² / +2,1% (320) – 4,77 € (198)
    Leutzsch – 4,80 EUR/m² / 0,0% (334) - 4,88 € (244)
    Lindenau - 4,90 EUR/m² / +2,0% (182) - 5,05 € (169)
    Neulindenau – 5,00 EUR/m² / +2,0% (162) - 5,08 € (169)
    Plagwitz – 5,30 EUR/m² / -1,9% (239) - 5,48 € (155)
    Schleußig - 5,50 EUR/m² / 0,0% (100) - 5,56 € (84)


    Zentrum (7)
    Zentrum – 6,70 EUR/m² / -1,5% (75) - 6,74 € (56)
    Zentrum-Nord – 5,50 EUR/m² / 0,0% (138) - 5,69 € (91)
    Zentrum-Nordwest – 6,10 EUR/m² / +5,0% (105) - 6,37 € (63)
    Zentrum-Ost – 6,10 EUR/m² / +3,3% (88) - 6,50 € (122)
    Zentrum-Süd – 6,50 EUR/m² / +14,8% (189) - 6,69 € (113)
    Zentrum-Südost – 5,50 EUR/m² / +5,6% (157) - 5,82 € (110)
    Zentrum-West – 6,20 EUR/m² /: +4,9% (147) - 6,32 € (86)


    Randlagen mit geringem Anteil an Mietwohnungen – oft statistisch nicht aussagekräftig, aber für den Wohnungsmarkt insgesamt auch eher irrelevant (20)
    Althen-Kleinpösna – 4,60 EUR/m² / -4,3% (8) – 4,50 € (6)
    Baalsdorf - keine Angaben (2) - 4,14 € (1)
    Burghausen-Rückmarsdorf – 5,40 EUR/m² / -1,9% (17) - 5,46 € (10)
    Dölitz-Dösen - 5,30 EUR/m² / -3,7% (47) - 5,29 € (20)
    Engelsdorf – 5,30 EUR/m² / 0,0% (41) - 5,20 € (51)
    Hartmannsdorf-Knautnaundorf – keine Angaben (1) - 5,66 € (?)
    Heiterblick – 5,60 EUR/m² / +11,3% (44) - 5,66 € (17)
    Holzhausen - 5,10 EUR/m² / -3,8% (40)- 5,23 € (24)
    Knautkleeberg-Knauthain - 5,60 EUR/m² / +13,5% (7) - 5,36 € (6)
    Liebertwolkwitz – 5,10 EUR/m² / -3,8% (11) - 5,11 € (7)
    Lindenthal – 5,30 EUR/m² / +3,8% (104) - 5,24 € (75)
    Lützschena-Stahmeln - 5,40 EUR/m² / +7,5% (5) - 5,33 € (7)
    Marienbrunn – 5,20 EUR/m² / -5,7% (33) - 5,00 € (20)
    Meusdorf – 5,10 EUR/m² / +2,0% (10) - 5,03 € (3)
    Miltitz – 5,10 EUR/m² / +4,0% (9) - 5,09 € (4)
    Mölkau - 5,80 EUR/m² / -5,1% (51) - 5,54 € (31)
    Plaußig-Portitz – 4,90 EUR/m² / +6,3% (2) - 4,91 € (?)
    Probstheida – 5,10 EUR/m² / -5,7% (47) - 5,04 € (33)
    Seehausen - 5,30 EUR/m² / 0,0% (11) - 5,41 € (7)
    Wiederitzsch - 5,40 EUR/m² / 0,0% (21) - 5,07 € (48)


    Dies erst mal als Info, zu den Einschränkungen der Daten und der Auswertung hoffentlich in den nächsten Tagen in der Diskussion.

  • @ Dancingdwarf: ähh, Entschuldigung - Wächterhäuser sind für Besserverdiener? Eine etwas seltsame Sicht der Dinge. Was die Mietentwicklung betrifft, ist m.E. die Sichtweise, dass 4,35€ inklusive Einbauküche in einem sanierten halb leer stehenden Haus der Normalzustand wären, zu hinterfragen. Es ist doch eher andersherum: jahrelang konnte man als Mieter in Leipzig wie in kaum einer anderen deutschen Stadt vom Schrumpfungsprozess profitieren: Studenten-WGs in Villen, Inhaber, die im Falle eines Mietvertragsabschlusses den kompletten Fußboden nach Wunsch ersetzen oder noch eine EBK spendieren, etc. Natürlich hat man sich daran gewöhnt, aber das was jetzt stattfindet, ist einfach eine Normalisierung, die aufgrund der zunehmenden Nachfrage eintritt.


    Was den Mietkostenspielraum vom Amt betrifft, sollte man vielleicht eher darauf drängen, dass dieser bei steigenden Mieten auch steigt. Das wäre nach meinem Dafürhalten die logische Konsequenz und verträglichste Lösung.


  • Was den Mietkostenspielraum vom Amt betrifft, sollte man vielleicht eher darauf drängen, dass dieser bei steigenden Mieten auch steigt. Das wäre nach meinem Dafürhalten die logische Konsequenz und verträglichste Lösung.


    Die Leipziger Bundestagsabgeordnete der Linken Dr. Barbara Höll, der Landtagsabgeordnete der Linken Dr. Dietmar Pellmann und die Linke-Stadträtin Naomi-Pia Witte haben in einer gemeinsamen Erklärung die Neuberechnung der Leipziger Richtlinie für die Kosten der Unterkunft gefordert. Die Leipziger Stadtratsfraktion der Linken hat in Januar-Ratsversammlung einen Antrag mit der Forderung nach dieser Neuberechnung der Kriterien für die Angemessenheit der Kosten der Unterkunft ins Verfahren eingebracht.


    PM Linksfraktion Stadtrat, 26. Januar 2012
    Leipzig hat die höchsten Mieten in Sachsen, liegt aber bei der Übernahme von Mietkosten für Hartz IV–Empfänger ganz hinten.
    http://www.linksfraktion-leipz…on-mietkosten-fuer-hartz/


    Antrag: http://www.linksfraktion-leipz…lcmslfleipzig/V-a-258.pdf


    Allerdings zieht die Erhoehung der KdU-Saetze eine ganze Reihe von Problemen nach sich, dazu spaeter mehr.

  • @ Dancingdwarf: ähh, Entschuldigung - Wächterhäuser sind für Besserverdiener? Eine etwas seltsame Sicht der Dinge.


    Wenn Du schreiben würdest, woher Du das hast, könnte ich vielleicht bei der Klärung behilflich sein.

    Was die Mietentwicklung betrifft, ist m.E. die Sichtweise, dass 4,35€ inklusive Einbauküche in einem sanierten halb leer stehenden Haus der Normalzustand wären, zu hinterfragen.


    Zur Jahrtausendwende war das, was Vermieter in Connewitz rausholen konnten. Mehr schrieb ich nicht. Das Problem daran: Wer damals wegen der Miete kam, der muss heute weiterziehen. Schließlich sind reale Einkommen seither gesunken, nicht gestiegen. Bewohner, die gelockt wurden, weil sie immer noch besser als Leerstand waren, will man nun los werden. Das ist für Menschen mit nachbarschaftlicher Anbindung ein Problem.


    Es ist aus sozialer Sicht unvernünftig, das Prinzip von Angebot und Nachfrage auch auf Wohnraum anzuwenden. Es ist dumm, bei Segregationsprozessen wegzuschauen. Dann ballen und potenzieren sich früher oder später in einigen Gebieten die Probleme.

  • Wenn Du schreiben würdest, woher Du das hast, könnte ich vielleicht bei der Klärung behilflich sein.


    Ähh, von hier:


    Stadthäuser, Selbstnutzer oder Wächterhäuser richteten sich durchweg an priviligierte Bürger.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das Anders gemeint hast, insbesondere im Zusammenhang mit Stadthäusern und Selbstnutzerhäusern, die sich in der Tat nicht unbedingt an Menschen mit keinem oder einem prekären Arbeitsverhältnis richten.


    Es ist aus sozialer Sicht unvernünftig, das Prinzip von Angebot und Nachfrage auch auf Wohnraum anzuwenden. Es ist dumm, bei Segregationsprozessen wegzuschauen. Dann ballen und potenzieren sich früher oder später in einigen Gebieten die Probleme.


    Was passiert, wenn das Prinzip von Angebot und Nachfrage nicht auf Wohnraum angewendet wird, kann man an den Großwohnsiedlungen des Sozialismus oder Sozialbauten des Kapitalismus sehen. Komischerweise gehören solche Wohnquartiere in fast allen Städten zu den unbeliebteren - im Gegensatz zu den im Raubtierkapitalismus und während massivem Wachstums entstandenen Gründerzeitquartiere. Im Übrigen würde deine Forderung bedeuten, dass es in den 90ern gar nicht erst 4 Euro-Mieten in Connewitz gegeben hätte - die Miete wäre aufgrund der Leerstände erst gar nicht auf ein solches Niveau gefallen - it goes both ways.

    3 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()


  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das Anders gemeint hast


    Ich schrieb "privilegiert" und Du kannst Dir nur vorstellen, dass ich "Besserverdiener" gemeint habe? Sei Dir sicher, dass ich "Besserverdiener" geschrieben hätte, wenn ich das gemeint hätte ;)


    Wer einen Proberaum für die Band, ein Atelier oder einen Projektraum sucht, ist zweifellos sehr privilegiert gegenüber Leuten, die sich die Miete für einfache/kleine Wohnungen nicht mehr leisten können. Das Wächterhaus-Modell zielt auf eine Art Selbstverwirklichung ab, Raum zum Ausleben, nicht für existenzielle Wohnbedürfnisse. Wohnen war oder ist offiziell untersagt - wäre ja auch kontraproduktiv gewesen beim städtischen Bemühen, den Mietspiegel künstlich zu pushen.

    Im Übrigen würde deine Forderung bedeuten, dass es in den 90ern gar nicht erst 4 Euro-Mieten in Connewitz gegeben hätte


    Jetzt soll ich auch noch Forderungen aufgestellt haben? Hör auf zu fantasieren.

    Einmal editiert, zuletzt von dancingdwarf () aus folgendem Grund: priviligiert --> privilegiert

  • ^ In Wächterhäusern ist auch eine gewerbliche Nutzung möglich. Wer hierfür auf günstige Räume angewiesen ist, kann wohl kaum als priviligiert bezeichnet werden. Andernfalls ist jeder priviligiert, der nicht in prekären Verhältnissen wohnt. Dies als Normzustand anzunehmen, geht an den Realitäten vorbei und kann kaum Grundlage einer Diskussion sein.


    Jetzt soll ich auch noch Forderungen aufgestellt haben? Hör auf zu fantasieren.


    Semantik my ass. Du hast geschrieben, die Anwendung marktwirtschaftlicher Prinzipien auf den Wohnungsmarkt sei unvernünftig, ich habe kurz aufgezeigt, dass dies auch Folgen in Richtung günstiger Mieten hätte. Der kapitalistische Effekt, dass mangelnde Nachfrage ein günstigeres Angebot schafft, hat dich ja bei Mietvertragsabschluss auch nicht gestört. Anstatt darauf einzugehen, trollst du spitzfindig herum.

  • ^ In Wächterhäusern ist auch eine gewerbliche Nutzung möglich. Wer hierfür auf günstige Räume angewiesen ist, kann wohl kaum als priviligiert bezeichnet werden.


    Möglich ist auch Wohnen.


    Dass eine Fleischerei ins Wächterhaus zieht, weil sie sich Gewerbemieten nicht mehr leisten kann, ist eher unwahrscheinlich. Darum geht es aber auch nicht. Privilegiertsein ist nicht gleichbedeutend mit: Geld haben. Wer eine gute Ausbildung hat, ist ebenso privilegiert wie im Kreativen Begabte auf der Suche nach Proberäumen und Ateliers oder wie Leute, die neben ihrem Alltag ein "Japanisches Haus" eröffnen können.

    Semantik my ass. Du hast geschrieben, die Anwendung marktwirtschaftlicher Prinzipien auf den Wohnungsmarkt sei unvernünftig,


    Auch das habe ich so nicht geschrieben. Aus kapitalistischer Sicht ist es selbstredend vernünftig. Aus sozialer Sicht ist es unvernünftig.

    Der kapitalistische Effekt, dass mangelnde Nachfrage ein günstigeres Angebot schafft, hat dich ja bei Mietvertragsabschluss auch nicht gestört.


    Ich hatte eine Summe, die ich realistisch für Miete aufbringen konnte, und für diese Miete hat mir die Hausverwaltung meine Wohnung angeboten. Inzwischen ist die Hausverwaltung gieriger und ich muss überlegen, ob ich bleibe oder ziehe. Die Hausverwaltung wird Recht haben mit ihrer Einschätzung, dass sie inzwischen mehr verlangen kann. Aber ich bin kein Profiteur irgendwelcher Effekte. Ich hatte damals auch drei Wohnungen im Waldstraßenviertel zur Auswahl, gleiche Miete, etwas kleiner, etwas besser saniert.

    Anstatt darauf einzugehen, trollst du spitzfindig herum.

    Ich trolle? Bloß weil ich wünsche, dass Du verstehst statt unterstellst? Ich habe nix gefordert und nicht von Besserverdienenden geredet.

  • unsaniert fuer 5,90 Euro kalt (?)

    Ich meine mich zu erinnern, dass die Casa Concept in der Windmühlenstraße 5 Euro nach der Sanierung anstrebt, eben weil es keine Luxussanierung werden wird. Das wäre dann wirklich nicht viel mehr als man in der Platte am Stadtrand zahlt.


    Auf der Website der IG findet sich seit heute die Mitteilung, dass am kommenden Mittwoch (29.2.,ab 14.00 Uhr, Rathaus Leipzig) vor Beginn der Ratsversammlung die gesammelten Unterschriften an den Baubürgermeister Martin zur Nedden übergeben werden sollen. Ausserdem aeussert sich die IG zu der von ihr erwarteten kuenftigen Miete:



    Es deutet sich an, dass Casa Concept nicht für die derzeitigen Mieter saniert, sondern versuchen wird, schnellstmöglich einzelne Häuser aus dem Viertel herauszulösen und zu verkaufen. Gegen Untermieter in WGs wurden Räumungsklagen erhoben, Mieter bestimmter Häuser haben eine Sanierungsankündigung erhalten, die auch Auskunft über die zu erwartenden Mieterhöhungen gibt, und diese ist deftig. "Um die soziale Durchmischung zu erhalten", steigen die Mieten im Windmühlenkiez um über 100 % von derzeit ca. 2,80 Euro auf 5,90 Euro kalt (!). Dies ist wohlgemerkt der neue Preis für eine unsanierte Wohnung.


    http://deinkiez.blogspot.com/

  • @lemon hist & dancing dwarf:


    ich verstehe immer noch nicht, worauf ihr eigentlich hinaus wollt.


    die stadt zahlt millionen für harz IV-mieten und leistet sich (im unterschied zu dresden) eine defizitäre lwb. mit geld, welches die stadt gar nicht hat. erst letztes jahr wurde deshalb die grundsteuer angehoben. die haben die privaten hauseigentümer logischerweise auf die mieter umgelegt - auch darum steigen bei neuvermietungen die preise.


    aber diese spirale lässt sich doch nicht beliebig weiter drehen. warum sollte denn eine aldi-kassiererin in ihrer teurer werdenden reudnitzer butze dafür blechen, dass irgendwelche "freigeister" - die noch dazu einen supermarkt als zumutung empfinden - möglichst billig in der innenstadt wohnen können? was soll denn daran sozial sein?


    darum war und ist es richtig, wenn die hochverschuldete lwb objekte wie die windmühlenstraße, die sie aus eigener kraft überhaupt nicht sanieren könnte, meistbietend verkauft, um einigermaßen über die runden zu kommen.


    und ich persönlich finde es auch logisch, wenn die käufer ihre kosten für erwerb und sanierung wieder einspielen und danach gewinn erwirtschaften wollen. was sollten denn sonst? und wer würde denn sonst kaufen und bezahlen?


    alles in allem: es kommt doch niemand auf den gedanken, persönlich für die windmühlenstraßen-bewohner zu spenden. dann sollte man das auch nicht von einer reudnitzer aldi-kassiererin oder dem neuen hauseigentümer verlangen.

  • ich verstehe immer noch nicht, worauf ihr eigentlich hinaus wollt.


    Das mag in meinem Fall daran liegen, dass ich auf nichts hinaus will. Ich beobachte bloß, interessiere mich, schaue mir die Argumentationsstrukturen und ihre Belastbarkeit an. Wenn Du das nicht begreifst, dann stell Dir meinetwegen einen Philosophiestudenten vor, der sich mit Gottesbeweisen beschäftigt. Der will keinen eigenen Gottesbeweis aufstellen und weiß auch längst, dass alle Gottesbeweise für die Mülltonne sind. Dennoch haben die einen mehr, die anderen weniger Charme.


    Windmühlenstraße: Ich sah da lange Zeit kein echtes Konfliktpotential. Lies einfach meine früheren Postings in diesem Thread. Wenn stimmt, was Deinkiez aktuell berichtet, dann muss ich zum Kreuze kriechen - von 2,80 Euro auf 5,90 Euro, ohne dass sich die Wohnung ändert? Räumungsklagen für WG-Bewohner?


    Die LWB hätte moderat sanieren und moderat die Miete erhöhen können. Jetzt büßen die Bewohner für die Versäumnisse der unfähigen städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Dass die LWB Immobilien abstoßen muss, um aus der Schuldenfalle herauszukommen, leuchtet mir bereits schwer ein. Entweder das Unternehmen versteht sein Handwerk und trägt sich selbst, oder es könnte gleich aufgelöst werden. Ich könnte verstehen, dass verkauft wird, wenn der Erlös überzeugt, aber das tut er nicht. Wenn Sahnestücke wie die Windmühlenstraße oder vor einigen Jahren die Brühlscheiben für relativ kleines Geld abgestoßen werden, dann ist etwas mächtig faul. Die Windmühlenstraße hätte in einigen Jahren wesentlich mehr abgeworfen (wenn der Leuchnerplatz Gestalt annimmt, der Tunnel in Betrieb ist ...). Doch die LWB überlässt Investoren den Reibach. Das ist doch lächerlich.