Moskau - Europas größte

  • Moskau - Europas größte

    Da ich mich seit Juli mehr oder weniger dauerhaft in Moskau aufhalte, hatte ich die Gelegenheit, die Stadt ein wenig abseits vom Klischee bzw. dem Touristenprogramm kennenzulernen; dabei sind eine ganze Menge Fotos entstanden, so viele, dass ich Ewigkeiten gar nicht dazu gekommen bin, die mal zu sortieren und auch das DAF an meinen Einblicken teilhaben zu lassen ;)


    Vorstellen muss man das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Russlands und die größte Stadt und Aggolmeration Europas wohl nicht, ein paar Fakten zu Beginn schaden aber nie ^^ Die offizielle Einwohnerzahl der Stadt beträgt 10,5 Mio, die der Agglomeration 14,6 Mio, inoffziell wird aber von bis zu 14 Mio. Einwohnern in der Kernstadt ausgegangen.


    Zur Stadtstruktur: nachdem jahrzehntelang die MKAD, der Moskauer Autobahnring, mit 108,9 Km Länge die Grenze der Stadt bildete, wurden nach 1980 auch Gemeinden außerhalb desselben eingegliedert, darunter auch die Enklave Selenograd, die als 10. Bezirk keine Verbindung zur Kernstadt hat. Die meisten Einwohner drängen sich in riesigen Trabantenstädten in den äußeren Bezirken, die extram rasant wachsen und aufgrund der zahlreichen 20, 30 oder 40-Stöcker eine höhere Bevölkerungsdichte als die Innenstadtbezirke aufweisen. Die meisten Bilder, die ihr zu sehen bekommen werdet, sind allerdings im 1. Bezirk "Zentralny" entstanden.



    Zum Start werfe ich mal eine bunte Mischung ins Rennen, um mal einen Eindruck der Stadt zu vermitteln, später werde ich dann aber sicherlich auch ein paar thematisch oder örtlich sortierte Beiträge hier reinstellen.


    Morgendlicher Blick die Twerskaja Straße hinunter zum Kreml:


    Und Abends an ähnlicher Stelle:


    Am Puschkinplatz, Südseite, Einmündung der Twerskaja:


    Nochmal, diesmal die Nordseite - in dem Gebäude mit dem Nokia-Schild befindet sich der erste russische McDonald's, 1988 eröffnet und damals mit Wartezeiten um die 3 Stunden:


    Ein weniger herausgezoomt sieht man die Einmündung der Malaja Dimitrowka-Straße in den Boulevardring - früher war hier wie in der ganzen Stadt die gesamte Bebauung nur zweistöckig. Das hohe Gebäude ist die Zentrale der Zeitung Iswestija:


    Wenn in Moskau Schnee fällt, wird zumindest auf den großen Straßen richtig Alarm gemacht - hier ebenfalls am Puschkinplatz:


    Blick vom unsagbar hässlichen Sheraton auf die Twerskaja:


    Am Nordende der Twerskaja befindet sich der weißrussische Bahnhof, an dem auch die Züge aus Westeuropa eintreffen:


    Ein sommerlicher Extra-Zug ans Schwarze Meer fährt aus:


    Twerskaja und Platz vor dem weißrussischen Bahnhof im Sommersmog 2010:


    Das gleiche noch einmal bei besseren Bedingungen:


    Ab hier geht die Twerskaja in den Leningrader Prospekt über, Blick nach Norden:


    Durchgang unter dem Leningrader Prospekt am Weißrussischen Bahnhof - rechts befanden sich bis vor kurzem noch eine komplette Kioskreihe, diese wurden allerdings vom neuen Bürgermeister aus optischen Gründen von heute auf morgen zerhackt und entfernt - nur die Spuren am Boden weißen noch auf sie hin:


    Nachdem es in den 90ern zunächst gemächlich mit der Schaffung neuer Einkaufsmöglichkeiten voranging, entstanden in den vergangen 10 Jahren etliche riesige neue Einkaufszentren, oft in Kombination mit Büroflächen. So auch das Einkaufszentrum Metropolis an der Leningrader Chaussee im Nordbezirk. Liegt im Übrigen in der Nähe der Metrostation Vojkowskaja, was man in der Planung allerdings geflissentlich vergessen hat. So drängen sich jetzt täglich tausende von Menschen über einen Minifussweg an der 8-spurigen Schnellstraße entlang von der Metro zum Einkaufszentrum. Hier ein Bild mit voller dezent-russischer Weihnachtsbeleuchtung ;)


    Der Triumphpalast, fertiggestellt im Jahre 2005, löste mit 264,1 Metern damals den Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main als höchstes Hochhaus Europas ab, hat diesen Titel aber inzwischen wieder an ein anderes Moskauer Hochhaus verloren, auf das ich noch zu sprechen kommen werde. Errichtet im Stile einer 8. Schwester Stalins, Neun Flügel, 163.300 m² Bruttogeschossfläche :D


    Ungewöhnlicher muschelförmiger Eingang zur Metrostation Krasnije Vorota, eröffnet 1935 als Teil der ersten Linie:


    Im Nishnij Kiselnij Perelok - eine kleine Gasse um die Ecke vom Boulevard-Ring:


    Gagarin - stramm und knackig wie eh und je am Lenin-Prospekt:


    Einkaufszentrum "Freundschaft" im chinesischen Stil, eröffnet im Jahre 2000 und komplett ohne chinesische Läden, dafür mit McDonald's ;)


    Im Taganka-Viertel, Blick zum Kotelnitscheskaja-Hochhaus, einer von Stalin's sieben Schwestern. 1938 begonnen, dann nach kriegsbedingter Unterbrechung ab 1948-1952 als reines Wohngebäude fertiggestellt. Rechts relativ gelungene Neubauten in Jugendstil-Imitation - insbesondere die gepixelten Farbbänder sind in Moskau momentan sehr en vogue:


    Blick vom Taganka-Platz den Gartenring entlang in Richtung Swissôtel Krasnije Holmy:


    Eingang zum allrussischen Ausstellungsgelände, dass heutzutage allerdings einen eher traurigen Eindruck macht.


    Gartenring am Tswetnoj Boulevard:


    Der Boulevardring hat im Gegensatz zum Gartenring mittig tatsächlich noch etwas grün ;)


    Die Halle des Kursker Bahnhofs versprüht noch ein wenig sozialistisches Flair, auch wenn von hier die modernen ICE-Äquivalente Sapsan fahren:


    Zufahrtsstrecke zum Kursker Bahnhof:


    Videoüberwachung ist allgegenwärtig in Moskau, hier in der Metrostation Kursker Bahnhof:


    Komsomolskaja-Platz, von links nach rechts: Kasaner Bahnhof, Hotel Leningrad, Leningrader Bahnhof:


    Im Leningrader Bahnhof:


    Unten drunter eine der schönsten Stationen der Moskauer Metro: Komsomolskaja, Ringlinie:


    Ich mag diese hier aber lieber: Majakowskaja, Grüne Linie, gelegen unter der Twerskaja:


    Hier noch eine Ringlinienstation - Prospekt Mira:

    3 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Teil 2

    Und weiter geht's.


    Seitenstraße der Twerskaja:


    Die Straße Kusnetzkij Most im Stadtzentrum ist eine Art verkehrsberuhigte Zone:


    Zum Stadtgeburtstag wird die Twerskaja für den Verkehr gesperrt, dafür gibt es Sicherheitskontrollen:


    Und Laurent Garnier legt auf dem Lubjanka-Platz auf:


    Eine ganze Kompanie Wehrpflichtiger in zu großen Uniformen ist jedoch auch nicht weit:


    Publikum am Lubjanka-Platz, im Hintergrund erneut das Kotelnitscheskaja-Hochhaus:


    Manche Namen lassen einen dann doch schmunzeln - wie hier im äußersten Südosten Moskaus:


    In Moskau existieren über 600 Kirchen, das Wachstum der Stadt hat dann dafür gesorgt, dass so manche sich irgendwann verloren zwischen Plattenbauten wiederfindet:


    Die größte der Moskauer Kirchen ist die rekonstruierte Christi-Erlöser-Kathedrale, hier mitsamt neuerbauter Brücke über die Moskwa auf die Stadtinsel:


    Blick von eben gezeigter Brücke über die Moskwa zum Kreml:


    Und noch ein wenig näher dran, mit Festbeleuchtung zum Stadtgeburtstag:


    Auf dem Areal der Stadtinsel befinden sich u.A. die Fabrikgebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik "Roter Oktober". Diese werden jetzt als Konversionsprojekt, wie sie auch in Deutschland zu dutzenden existieren, als Kunstgalerien, für Clubs, Restaurants und ähnliche Lokalitäten genutzt:


    Ein ganz interessantes Projekt ist das Strelka-Institut für Medien, Architektur und Design, gegründet mit Unterstützung von Rem Koolhaas, das seit Herbst 2010 ein disziplinübergreifendes Aufbaustudium anbietet. Im hier zu sehenden Innenhof fanden die Veranstaltungen im Rahmen von "Summer in Strelka" statt, die nicht nur Parties und Filmvorführungen umfassten, sondern auch diverse kostenlose Vorträge samt Simulatnübersetzung, hier beispielsweise von Prof. Reto Wettach, Interface-Design-Guru der FH Potsdam:


    Es gibt allerdings nicht nur etliche Kirchen, so sondern auch dutzende Klöster, wie hier beispielsweise das Satschatiewskij-Nonnenkloster:


    Museumspark Kolomenskoje im Süden der Stadt:


    Savalowsker Bahnhof, nur noch von Vorortzügen genutzt:


    Fernsehturm Ostankino ;)


    typischer Moskauer Kiosk:


    Prospekt Akademika Sacharowa mit Schmankerl am rechten Bildrand - "Zentrosojus", Le Corbusiers einziges Gebäude in der Sowjetunion, erbaut 1930-1936 zusammen mit Nicolai Kolli:


    Seitenstraße am Boulevardring:


    Das Kroptokinskaja-Hochhaus, eine weitere "Schwester" Stalins, reines Wohngebäude:


    Weißes Haus von der Moskwa aus gesehen, Kroptokinskaja-Hochhaus im Hintergrund:


    Auf der anderen Uferseite - das Hotel Ukraina am Kutozowskij Prospekt, bis 2010 renoviert und jetzt ein Radisson SAS:


    Moskauer Parkgeflogenheiten - 3 Reihen? Kein Problem!


    Moskauer New-York-Moment - Moskwa-City, gesehen entlang der Bolschoja Dorogomilowskaja Ulitsa:


    Links der Nabereschnnaja-Turm, mit 268,4 Metern bis zum Sommer 2010 das höchste Hochhaus Europas, danach abgelöst von den mittigen Capital City Towers mit 257 respektive 302 Metern Höhe:


    Sozialismus vs. Kapitalismus:


    Moskwa-City ist allgegenwärtig, hier aus der Lesnaja-Straße am weissrussischen Bahnhof gesehen:


    Blick von den Leninbergen aufs Stadtzentrum:


    Das Mitbringsel schlechthin:


    Jugenstilvilla, in der Maxim Gorki wohl eine Weile gewohnt hat:


    riesiges Stadtpalais im revolutionären Krasnopresenskaja-Distrikt:


    Und doch noch ein wenig Mainstream ;) Das Gum am roten Platz:


    roter Platz, links der Kreml, mittig das russische historische Museum:


    Mein offizielles Titel-Ziel in Moskau - Foursquare-Mayor vom Lenin-Mausoleum ;)

    3 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • tolle Eindrücke!!!

    breathtaking pictures :applaus:


    Ich kann gerade leider kein Renommee an dich verteilen, aber geniale, informative Bildersierie die du hier für uns zusammen gestellt hast!

  • Absolut Klasse! Manche Metro-Stationen sind echt sterbensschön. Ich freu mich schon auf Fotos der Aussenbezirke mit den Betonsilos :D Die sieben Schwestern gefielen mir auch schon immer sehr! Bei Moskwa-City bleibe ich dabei - sehr schöne Türme, aber einfach zu dicht beieinander, die Wirkung kommt so kaum zur Geltung. Bei Fotos wo sie im Hintergrund zu sehen ist geht es noch, aber bei Nahaufnahmen nicht, schon seit ich die ersten Baubilder davon gesehen habe... Solche "Fernsehturm Ostankono"-Bilder unterlaufen mir auch ständig im Frühling und Sommer vor allem :D:daumen:

  • Danke für das Lob, das spornt doch direkt für die nächsten Runden an ;)


    @ Silesia: Was Moskwa-City betrifft, gebe ich dir ein stückweit recht, Clusterbildung ist ja ganz nett, aber dort ist es schon echt auf die Spitze getrieben, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass in der unmittelbaren Umgebung ja rundherum so gut wie nichts über 6 oder 7 Stockwerke hat. Leider lädt das Viertel auch eher nicht zum Durchqueren als Spaziergänger ein (kann aber zugegebenermaßen auch am unfertigen Zustand liegen). Durch die Lage am 3. Ring sowie an einem von künftig zwei riesigen Kreuzungsbahnhöfen, die die bisher 9 Kopfbahnhöfe ablösen sollen, hat man allerdings zumindest, was die Örtlichkeit betrifft, nachhaltig geplant. Ansonsten ist das Moskauer Neubaugeschehen ja eher durch Spekulation und, nennen wir es mal autistisches Bauen ohne Rücksichtnahme und langfristige Perspektive gekennzeichnet - da werden mittlere Hochhäuser mit 50 Stellplätzen im Erdgeschoss (!) gebaut oder eben wie gesagt Einkaufszentren, die für tausende Beuscher in der Stunde ausgelegt sind, zu Fuß aber nur über winzige Wege zu erreichen sind :)

  • Sehr schöne Bilder, aber eine kleine Korrektur: Größte Stadt Europas ist nicht Moskau, sondern Istanbul mit offiziell 13 Millionen Einwohnern in der Kernstadt und 22 Millionen im Großraum.


    Alles in allem macht Moskau auf mich einen ziemlich tristen Eindruck, es scheint keine Stadt mit besonders hoher Lebensqualität zu sein. Insbesondere sieht es mE nach einer sehr wenig fußgängerfreundlichen Stadt aus - welche Erfahrungen hast Du in der Hinsicht gemacht?

  • Korrektur: Größte Stadt Europas ist leider doch Moskau,
    Istanbul hat auf dem europäischen Teil ca. 7 Mio.

  • ^ Korrekt, der eurasische Großraum Istanbul fällt aufgrund der Aufteilung auf 2 Kontinente aus.


    @ gardelon: sicherlich wird Moskau nie einen Preis für Lebensqualität gewinnen, insbesondere aus westlicher Sicht, wie man diese empfindet, kommt aber sicherlich auf die eigenen Wünsche und Ansprüche an. Wenn man aus einer vergleichsweise gemütlichen westeuropäischen Stadt kommt, ist der Kontrast schon hart - bei den ersten "Heimaturlauben" in Berlin (zugegeben, war Sommer und Herbst) ist mir erst einmal aufgefallen, wie gemütlich und menschenfreundlich die deutsche Hauptstadt in vielen Ecken doch im Vergleich wirkt. Und selbst eine Karl-Marx-Allee ist nicht zu vergleichen, weil die in Moskau 5-6 Spuren in eine Richtung und keine Bäume hätte und zweimal täglich, wenn Angela nach Hause (ins Schloss am Stadtrand natürlich), komplett für den Verkehr abgesperrt werden würde ;)


    Die Fußgängerfreundlichkeit ist in weiten Teilen der Stadt unter aller Sau, Behindertenfreundlichkeit so gut wie gar nicht vorhanden, beispielsweise kann man kaum die Ufer von Moskwa oder Jausa kaum nutzen, weil die steineren Flussufer keinerlei Aufenthaltsqualität besitzen und die weiten Fußwege am Rand über Kilometer von mehrspurigen Straßen vom umliegenden Gebiet regelrecht abgeschirmt werden. Andernorts im Stadtzentrum kann eine verpasste Fußgängerunterführung schon einmal einen Umweg von einem Kilometer bedeuten.


    Andererseits kann ich von meiner zugegebenermaßen relativ zentral gelegenen Wohnung großte Teile der Innenstadt und damit viele Clubs, Bars und Restaurants über schöne kleine Straßen und Fußgängerzonen mit kaum Verkehr erreichen und kann den recht breiten Mittelstreifen des Boulevardrings als Grünfläche nutzen. Und während das Straßenbild aufgrund der meist fehlenden Begrünung und Gestaltung wirklich oft recht trist ist (erst recht in den Außenbezirken) gibt es auch einige Dinge auf der Haben-Seite: viele große Parks mit riesigen Grünflächen, im 1 Km Umkreis um meine Wohnung gibt es ~ 30 Theater - auch das kann ja Lebensqualität ausmachen.


    Insgesamt halte ich es mit Moskau wie mit anderen Molochen - temporär superinteressant, aber nix zum Kinder großziehen. In Moskau kann man dann noch den Exotenfaktor mit einrechnen, ich fand es die ersten Male jedenfalls total absurd, morgens mit dem letzten Bier in der Hand aus dem Club über den roten Platz zu marschieren :)

  • Es ist jetzt aber schon Korinthenkackerei, eine kulturell, historisch und geographisch überwiegend europäische Stadt nicht zu Europa zu rechnen, weil sich ein paar ihrer Außenbezirke auf asiatischem Gebiet befinden ;)


    Was mich an Moskau übrigens irritiert ist das offensichtlich vollständige Fehlen einer erkennbaren Stadtplanung. Moskau wirkt nicht wie eine zusammenhängende, organische Stadt, sondern wie ein wüster Haufen zusammenhangloser Solitäre, die völlig zufällig in die Landschaft geworfen wurden. Die Neubauprojekte der letzten Jahre sind zwar, was die schiere Masse und die Dimensionen angeht, beeindruckend, aber zum einen größtenteils entweder einfallslose Billigware oder grauenhafter Kitsch bis an die Schmerzgrenze (Triumphpalast...). Allerdings ist das ja kein spezifisches Moskauer Phänomen, sondern trifft auf nahezu alle Großstädte der einstigen sowjetischen Einflusssphäre nach 1990 zu - auch in Prag oder Budapest flößt einem die in den letzten 20 Jahren entstandene Bürosilo- und Gewerbegebietsperipherie nacktes urbanistisches Grauen ein, wobei der Kontrast dort noch stärker ist, weil es sich dabei um Städte mit einer sehr schönen, dichten und urbanen Innenstadt handelt, was man von Moskau offensichtlich nicht gerade sagen kann.
    Wenn ich in nächster Zeit einmal nach Russland reise, reizt mich St.Petersburg jedenfalls wesentlich mehr als Moskau.

  • Eine spannend aufbereitete Galerie mit sorgsam ausgesuchten Bildern, die sowohl den architektonischen Aspekt als auch das Moskauer Lebensgefühl sehr gut vermitteln. Auf mich wirkt die Stadt kosmopolitischer als gedacht. Eine Mischung aus fernöstlicher Megacity und europäischer Großstadt, was zumindest in geographischer Hinsicht nachvollziehbar erscheint.


    Ich kann mir auch nicht vorstellen, in Moskau zu leben, aber angesichts der Bilder von Tristesse zu sprechen, ist schon ein Stück weit hergeholt.


    Und immer wieder beeindruckend sind Moskauer Metrostationen, die wohl eher Zarenpalästen ähneln.

  • Die Bilderserie gefällt mir auch.


    Bzgl "Tristesse": Gründe hierfür sind offensichtlich
    - zum einen der Winter = wenig Menschen & wenig Grün (aber dieser dauert in Moskau leider auch ziemlich lange)
    - zum anderen der Smog (der - denke ich - sich ziemlich hartnäckig halten dürfte in Moskau)


    Im Übrigen denke ich, dass die Stadt sicherlich deutlich schönere Ecken haben müsste. EIn Blick auf eine Karte zeigt, dass Moskau ziemlich große Parks hat. Aber wie andere MillionenMetropolen (auch zB Paris) mangelt es wohl an kleinen Parks, die im Stadtgebiet gleichmäßig verteilt sind (was mir persönlich lieber ist).


    Die Metrostationen sind der Hammer! Wie sieht es eigentlich bei neu zu bauenden / neuen Metrostationen aus? Werden die auch derart pompös dekoriert/gebaut?

  • Tolle Bilderserie, vielen Dank.


    Falls sich jemand noch Bilder von St. Petersburg ansehen möchte...


    Also in Moskau war ich ja noch nicht, aber nach St. Petersburg würde ich sofort ziehen, absolut geniale Stadt. Das gleiche gilt übrigens für Istanbul. :)

  • ^ Ja, Peter hat schon eine ganz eigene Atmosphäre. War im Februar ein paar Tage dort und werde bei Gelegenheit mal deine verlinkte Galerie ergänzen :)


    Zunächst zur Frage wegen den Metrostationen: grundsätzlich sind die Stationen im Zentrum aufwändiger als außerhalb, es kommt allerdings auch auf das Baujahr an sowie darauf, ob es sich um eine tiefe oder eine in offener Bauweise errichtete Station handelt. Grundsätzlich wird aber bisher jede Station individuell geplant. Pläne, künftig einen anpassbaren Standardtypen zu nutzen, haben im letzten Jahr Proteste ausgelöst, werden wohl aber aufgrund der damit verbundenen Kostenersparnis für künftige Stationen außerhalb des Zentrums umgesetzt. Hier allerdings einmal ein Beispiel einer Station, die 2010 eröffnet wurde und relativ zentrumsnah liegt - Marina Roscha:


    Es handelt sich im Übrigen um die hellgrüne Linie, was sich zumindest bei dieser auch in der Gestaltung wiederspiegelt. Bei Gelegenheit gibt es mit Sicherheit einmal einen ausführlichen Beitrag über die Metro hier im Strang.


    Nochmal zur Grüne der Stadt: die Bilder sollten natürlich zunächst Gebäude zeigen, allerdings fehlt es in Moskau grundsätzlich an Straßengrün. Dies liegt daran, dass viele Straßen während der Sowjetzeit auf maximale Kapazität ausgebaut wurden und dabei selbiges natürlich als erstes leidet. Der oben gezeigte Gartenring war früher zweispurig pro Richtung und in der Mitte mit breiten Grünflächen versehen, wie heute noch der Boulevardring. Heute sind es dann eben 5 pro Richtung und kein Grün :) Es gibt allerdings tatsächlich viele sehr große Parkflächen in der Stadt, sicherlich auch ein Grund dafür, dass ich das Smogproblem hier eigentlich als gar nicht so extrem empfinde. Exemplarisch noch einmal ein paar Bilder aus dem Kolomenskoye Museumspark im Süden der Stadt an der Moskwa gelegen, ein früheres Köngliches Landgut, heute mitten in der Stadt gelegen und Unesco Weltkulturerbe. Die Bilder sind alle Anfang August während eines Musikfestivals entstanden:


    Hauptbühne mit Moskwa


    Im Hintergrund die Maria-Himmelfahrts-Kirche von 1535:


    Speedboat auf der Moskwa, im Hintergrund zu sehen die Türme des Nikolo Perervinsky-Klosters:



    Subtile russische Art, auf ein Badeverbot hinzuweisen ;)


    Das Hauptgebäude der Lomonossow-Universität, errichtet 1948-1953, 235 Meter hoch und damit die höchste "Schwester", gelegen auf den ehemaligen Lenin-, jetzt Sperlingsbergen, ist von riesigen Grünflächen umgeben:


    Seitenflügel der Lomonossow-Universität:


    Ausblick von dern Sperlingsbergen auf die Stadt (klicken zum Vergößern):


    Moskau City herangezoomt:


    Im Nordwesten der Stadt, insbesondere die Ufer der Moskwa sind relativ wild und grün - der Dunst ist der sich ankündigende Waldbrand-Smog des letzten Jahres:


    Edelplatten:


    Das Ding da in der Mitte ist eine [url=http://maps.google.de/maps?q=Lubyanka,+Tverskoy,+Moskau,+administrativnyy+okrug+Tsentral%27nyy,+Russland,+109012&oe=utf-8&client=firefox-a&ie=UTF8&hl=de&geocode=Fe7RUgMd4iM-Ag&split=0&sll=51.151786,10.415039&sspn=7.307413,14.941406&hq=&hnear=Lubyanka&ll=55.774763,37.441278&spn=0.012407,0.045447&t=h&z=15]Brücke über die Moskwa[/url] mit Aussichtsplattform. Scheinbar hat man den Bedarf aber falsch eingeschätzt, momentan ist die Kuppel geschlossen nicht zu betreten:


    Aber auch in den Straßen der Stadt finden sich natürlich grüne Ecken.


    An der Metrostation Arbat:


    Flakturm des Verteidigungsministeriums ;)


    Am Boulevardring:


    Am Prospekt Mira:


    Seitengasse im Zentrum:


    Am bereits gezeigten Triumphpalast in Sokol:


    Moskau-City nochmal aus einer Seitenstraße des Kutuzowski-Prospekts:


    Polytechnisches Museum Lubjanka-Platz:


    Fußgängerzone vor der alten Tretyakov-Staatgalerie, im Hintergrund der Kreml:


    Eckbau der alten Tretyakov:


    Es gibt allerdings auch Straßen mit Begleitgrün, insbesondere in den alten Stadtteilen:


    Dort finden sich dann auch kleine Oasen wie dieses Nonnenkloster "Martha und Maria der Barmherzigkeit", Anfang 20. Jh.:


    Eingangstür zur Kirche:


    Blick zum Institut für Geologie der Erzlagerstätten, Petrographie, Mineralogie und Geochemie:


    Die Frau war so absurd schlank, ich musste einfach:


    Tolstoi Haus-Museum:


    Um die Ecke, eine Art Pfarrhaus einer Kirche:


    Und die zugehörige Kirche St. Nicholas in Khamowniki (so heißt das Viertel), spätes 17. Jahrhundert:


    Am Komsomolski-Prospekt:


    Ulitsa Pretchistenka:



    Fazit: auch in Moskau gibt's Grün ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Vieeeeeel besser :)


    Wie kommts eigentlich, dass die Stationen so sauber sind? Werden die die ganze Zeit überwacht (Polizei etc.)? Gibt es in Moskau keine Sprayer? Oder sind Moskauer derart stolz (dann aber zu Recht!!!) auf ihre Stationen, dass sie selbst ein Auge auf ihre Stationen werfen und Vandalismus u.ä. nicht zulassen?


    ... ich will auch so eine Station ;)

  • ^ Grundsätzlich ist es einfach der Personaleinsatz. Jede Station hat eine eigene kleine Polizeistation und auf dem Bahnsteig ist immer mindestens ein Dreiertrupp Jungrekruten unterwegs, zusätzlich dann noch regelmäßige Patrouliengänge mit Hund, meist zu fünft. Klingt jetzt erstmal krass, aber ich bin seit Juni letzten Jahres kein einziges Mal kontrolliert worden, obwohl ich im Sommer zweimal Anpfiff wegen einer Bierflasche bekommen hab :) Allerdings sieht das momentan für kaukasisch aussehende Leute oder wenn man mit einer riesen Tasche unterwegs ist, anders aus. Da es in fast jeder Station zu Schwachlastzeiten mindestens eine Rolltreppe gibt, die abgeschaltet ist, wird diese in der Zeit meist sofort schön rabiat mit Spachtel von Tags und Aufklebern befreit. Zwischendurch fahren Frauen mit nassen Waschlappen regelmäßig die Rolltreppen Hoch und runter und wischen so die Holzpanele zwischen den Rolltreppen. Wenn um 1 die Metro schließt, marschiert dann meist erst so ein richtig krasser Reinigungstrupp auf und bringt alles auf Hochglanz. Kurz gesagt: in Deutschland unbezahlbar. Wobei die schiere Nutzerzahl (> 9 Mio. Nutzer pro Tag) samt zugehörigem Umsatz da auch noch einmal ganz andere Möglichkeiten bietet.


    Bei der oben gezeigten Station muss man aber ehrlicherweise sagen, dass diese als Endstation einer kurzen Nordstrecke bisher eine recht unterdurchschnittliche Auslastung aufweist, was für die Sauberkeit sicherlich nicht verkehrt ist und wie gesagt, sie ist auch noch kein Jahr alt.

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Vielen Dank für die wirklich tollen, umfassenden Eindrücke!


    Die (paar) nach dem Ende des Sozialismus neu gebauten Metrostationen sind zum Glück ebenfalls von herausragender Qualität, in SSC gab es auch schon Fotos davon.

  • Sehr schoener Thread. Moskau ist eine sehr interessante Stadt. Ich war August 2005 mal fuer ein paar Tage dort und kann mich noch gut an das sehr schoene Wetter erinnern.
    Klar an manchen Ecken wirkt Moskau etwas trist. Architektonisch gibt es jedoch etliche Schmuckstuecke und man betreibt keine falsche Bescheidenheit, auch und gerade bei Neubauten.
    Was mir ebenfalls positiv in Erinnerung geblieben ist, sind die Massen an huebschen Frauen ueberall und das ist ganz klar ein Pluspunkt fuer Moskau. ;)

  • Erst einmal tausend Tag DaseBLN für die tollen Bilder.


    Ich hab 2008/09 ein Jahr in Moskau verbracht und fühl mich der Stadt trotz der schwierigen Lebensbedingungen vor Ort - unter denen ich auch so manches mal gelitten hab - irgendwie verpflichtet.


    Zur Metro:


    Die Moskauer Metro funktioniert wie ein Uhrwerk und ist sicherlich einzigartig. Meiner Meinung nach ist sie das Beste was 70 Jahre Sozialismus hinterlassen haben und wahrscheinlich im ganzen die beeindruckendste Attraktion Moskaus. Im Gegensatz zu der wirklich wuchernden Stadtenwicklung an der Oberfläche ist hier ein für Megastädte vorbildliches Metronetz entstanden, das nahezu mühelos 9 Millionen Menschen am Tag befördert (ich weiß, es wird dann schon eng aber es läuft rund). New Yorks ungleich größeres Subway-Netz kollabiert hingegen schon unter den 4 Millionen Nutzern täglich, alleine schon durch unzureichend konzipierte Übergange/Ausgänge/Verzweigungen u.a.
    Moskaus Metro mag insofern technisch etwas hausbacken sein, aber plannerisch ist sie ein Meisterwerk an dem professionell weitergebaut wird.


    Besonders freut es mich auch, das auf die Rekonstruktion der alten Bahnhöfe seit Jahren viel Geld, Zeit und Detailverliebtheit aufgewendet wird.
    Hier zum Beispiel die Renovierung der Eingangshalle des Bahnhofs Oktjabrskaja:
    http://old.mosmetro.ru/pages/p…p?id_page=56&id_text=1614


    Sehr lohnend um diesbezüglich auf dem laufenden zu bleiben:
    http://metroblog.ru/cat/1/


    Übrigens wird nicht nur im Zentrum schick gebaut:
    Dieser link zeigt ein Paar Bilder der neuen Station "Volokolamskaja" am nordwestlichen Ende der ausgebauten dunkelbaluen Linie (3).
    Ein absolutes Prachtstück:
    http://metroblog.ru/post/2725/


    hier noch ein Paar der neusten Stationen auf Wikipedia:


    Volokolamskaja:



    Mitino:


    Slawijanski Bulvar:


    Strogino:


    Dostojewskaja:



    Trubnaja:


    Zwetnoj Bulvar:



    Alle Bilder Quelle Wikipedia, gemeinfrei



    Zum wirklich vorbildlichen Ausbau in den nächsten Jahren:
    http://metroblog.ru/post/3589/


    P.S. DaseBLN: Sei vorsichtig mit Fotos in der Metro, die Damen der Metro sind nicht zimperlich mit Leuten die hier gegen das Gesetz verstoßen. Bilder machen ist nicht gestattet!



    D.

  • ^ Danke für die Ergänzungen. Die neuen Stationen knüpfen auf moderne Weise vom qualitativen Faktor definitiv noch einmal an alte Zeiten an, während in den 80ern und 90ern eher nüchtern gebaut wurde. Am besten gefallen wir eigentlich Dostojewskaja und Slawijanski Bulwar, Bilder dazu wie gesagt bei Gelegenheit mal.


    Zum Thema Fotografieren in der Metro: zumindest was Kleinbildkameras betrifft, hat dir da jemand einen Bären aufgebunden. Wollten die Geld von dir? ;) Was Spiegelreflexkameras betrifft, gilt wie für so ziemlich jedes in Russland geltende Verbot, dass man sich eben nicht erwischen lassen (= zu lange irgendwo rumstehen) darf :)


    Es gab bis 2008 ein Verbot in St. Petersburg, da wurde allerdings, man höre und staune, erfolgreich von einem Fotografen beklagt. Seitdem jucken kleine Kameras dort auch niemanden mehr.