Wolfenbüttel: Rekonstruktion der Bibliotheksrotunde?

  • Wolfenbüttel: Rekonstruktion der Bibliotheksrotunde?

    Ich habe in diesem Artikel der B"Z" gelesen, dass es mal wieder Pläne für eine Reko in der REgion gibt. Diesmal ist Wolfenbüttel mit seiner Bibliotheksrotunde dran. Alles noch vollkommen iom Schweben, aber man hat sich schon einige Gedanken zu Realisierung gemacht. So sollte die Rotunde nicht wie das Original aus Holz exakt nachgebaut werden, sondern man dnekt über eine moderne Lösung nach. Die wolfenbütteler Bibliothek ist übrigens nicht irgend eine, sondern eine der weltweit bekanntesten auch wenn ich gerade nicht auf ihren Namen komme. Cassanova höchstpersönlich ist nur wegen dieser Bibliothek anch Deustchland gekommen, und hat sich dort mehrere Tege einschließen lassen.


    Diskussionsrunde ist heute um 15:00 uhr i Theatersasl des Schlosses. Da ich eh mal nach Wolfenbüttel wollte....

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    Herzog August Bibliothek (http://www.hab.de).


    Verstehe allerdings nicht worin das Problem einer Holzrotunde liegen soll. Brandschutz halte ich für ein ziemlich albernes Argument dagegen.

  • Es wäre kein Problem das ganze aus Holz zu bauen, zumindest hat Peter Wilkens gesagt er hält es für vorstellbar. Das Ding ist halt, dass der Innenraum einfach genial und einmalig ist, er galt ja damals mit dem Bücherbestand als 8. Weltwunder, sondern dass das Haus von außen jetzt nicht so toll ist Genau genommen fanden die meisten Leute außgenommen ein paar 80 Jährige dass es hässlich wie die nacht ist. Ich werde morgen noch ausführlich berichten, weil das eine der ganz wenigen Rekos ist, die ich befürworten kann. Zumindest, was den Innenraum anbelangt.


    pro-rotonda

  • Gestern war wie gesagt Eröffnung der Ausstellung über die wolfenbütteler Bibliotheksrotunde. Da ich noch nie in Wolfenbüttel war, habe ich das zu Anlass genommen, um mal dort hin zu fahren. Dr. Hans-Henning Grothe hat zuerst durch die Ausstellung geführt, und über die baugeschichtliche und kulturelle Bedeutung der Rotunde referiert. Diese wurde von Herzog Anton-Ullrich ab 1704 unter Leitung von Hermann Korb und Wilheml Lauterbach auf den Mauern des alten Marstalles für die Bibliothek von Herzog August dem jüngeren erbaut. Da auf politischer Ebene seit langem keine Erfolge für das Herzogtum zu verzeichen waren, wollte man mit diesem neuen Bau, und der weltberühmten Bibliothek neuen Glanz an den Wolfenbütteler Hof holen.
    Der Äußere Bau orientiert sich am alten Marstell, der Kosten- und Statikgründen mit in den Neubau einbezogen wurde. Der Rest wurde, um Zeit und Geld zu sparen wie do oft in der Region aus Fachwerk errichtet. Die Grundform ist ein einfacher Rechtecksbau, aus dessen Schauseite 3 der 7 Fensterachsen als Risalit mit zusätzlichem Mittelgibel und Paladiomotiv heraus treten. Darüber erhebt sich ein Walmdach, auf dessen oberem Abschluss die runde Laterne beginnt. Sie ist größtenteils verglast, und bildet den oberen Abschluss des ineren ovalen lesesaales. Die laterne hat eine Kuppel, deren Spitze eine Aussichtsplatform mit einem großen Globus ziert.
    Leider klingt das besser als es ist/war. Die Proportionen wirken ziemlich plumb, der Bau steht an der falschen Stelle, und zerreißt den Schlossplatz regelrecht, was auf den integrierten Marsall zurück zu führen ist, und es ist auch wirklich absolute 0-8-15 barock-Architektur. Vollkommen austauschbar, und keine Reko wert.
    Das Innere überzeugte dafür umso mehr, und das nicht weil es einfach schön war, sondern ganz im Gegenteil, weil man gegen den damaligen Geschmack baute. Der ovale Lesesaal ging über 4 Etagen, und wurde von 12 Doppelpilastern umschlossen. Nicht wie im Barock üblich führten die Dienste der Säulen vom Boden bis unter das Dach, sondern auf Geheiß des Bibliothekars Gottfried Wilhelm Leibniz wurde nach dem antiken Säulenschema verfahren. So hatte man im 1. Geschoss die dorische, im 2. ionische, im 3. korintische, und im 4. die komposit Ordnung nach Vitruv. Bis auf die Fenster im obersten volverglasten Geschoss fiel kein oder kaum Licht in den Lesesaal, wodurch dieser zu einem ganz besonderen Erlebniss wurde. Nachdem man durch das dunkle Innere der Bibliothek ging fand man sich plötzlich in einem Lichtdurchfluteten Raum wieder, dessen Beleuchtung sich dem Betrachter aber kaum erschließt, solange er nicht gezielt nach der Quelle des Lichtes sucht. Die Bücher, die hier die Wissenschaften repräsentieren werden gezielt wie im Pantheon gottgleich dargestellt. Der Bezug zu Pantheon in Rom ist auch keineswegs zufällig, sondern ein zentrales Entwurfsprinzip, was im Sinne der Aufklärung nicht einen Herrscher, oder Gott, sondern gezielt die Wissenschaften verehrt. Die den Lesesaal umgebenden Räume orientieren sich am Grundriss der Villa Rotonda/Capra von Andrea Palladio, schirmen den Innenraum so vom Außenlicht ab, bieten aber dennoch gute Lichtverhältnisse.
    Der Innenraum gilt als vollkommen einzigartig, und kann mit maximal 3-4 anderen bauten verglichen werde. So zum Beispiel die Anna-Amalia-Bibliothel, die nach dem wolfenbütteler Beispiel errichtet wurde, oder der Bibliothek der Oxfor University, die ebenfals Wolfenbüttel zum Vorbild hatte. Ich persönlcih glaube, dass man das Prinzip der Rotunde auch heute noch immer wieder gebraucht. Die erste TU-Bibliothek in Braunschweig hat auch einen hohen Innenraum über 4 Geschosse, und wird indirekt von obern belichtet.
    Ich habe auch ein 24-seitiges Museumspädagogische Materialienheft, dass ich einscannen werde und hier posten möchte. Hab natürlich vorher den Dr. Grothe gefragt.




    Zur anschließenden podiumsdiskussion waren leider nicht alle erschienen, die eingeladen waren, denoch durfte sich das interessierte Publikum freuen über:
    -Dr. Grothe Leiter des Museums
    -Prof. Raabe (Kulturdezernent glaube ich)
    -Prof. Peter Wilkens aus Hamburg
    -Prof Lambert Rosenbusch auch aus Hamburg
    Letztere Beiden arbeiten seit etwa 10 jahren an der Rotunda und haben auch schon ein Diplom zu diesem Thema betreut.




    Ich merke, dass ich das meiste oben schon gesagt habe, fasse mich also kurz.
    Alle unterstrichen die Bedeutung der Rotunde auf sehr sachlicher Ebene, und betonten dabei besonders die Rolle innerhalb der Aufklärung. Hierbei sei noch einmal betont, dass man mit achtem Weltwunder nicht alleine den Bücherbestend der Bibliothek meinte, sondern auch den inneren Lesesaal.


    Dann kamen Fragen, hier kommen aber nur die Antworten:


    - Wilkens kann sich vorstellen, dass man das Gebäude auch heute noch mit den damaligen Mitteln, also als Holzbau errichten kann. Wahrschienlich hätte er es sich nicht nur vorstellen können, sondern ganz klar ja gesagt, wenn nicht das Beispiel Römerberg Ostzeile gefallen wäre.


    -Für die Finanzierung der laufenden Kosten gab es mehrere Vorschläge:
    -Im Lesesaal könnte man einen Kammermusiksaal einrichten
    -Man könnte Eintritt für die Aussichtsplatform und den Globus verlangen. Im Inneren des Globusses wäre das Himmelsgestirn abgebildet.
    -Es fiel der übliche Museumsvorschlag. Die um den ovalen Lesesaal liegenden Räume würden sich aber wirklich hervorragend als Rundgang eignen.
    -Dass die Herzog-August-Bibliothek den Bau überhaupt nicht haben will, sei hier auch noch erwähnt.
    -Die Frau neben mir hat mich gefragt, ob man nicht ein Hotel realisieren könnte, was ich ihr aber aus dem Kopf geschlagen habe.


    -Da auch mindestens zwei der vier Redner anerkennen mussten, dass der Außenbau den Schlossplatz abwerten würde, kam der Gedanke auf nur den Innenraum zu rekonstruieren, und mit einem modernen Neubau zu umgeben. Das wrd allerdings nicht passieren, da die Wolfenbütteler einen Neubau an dieser Stelle per Volksentschied abgelehnt haben.


    Das Echo auf eine mögliche Rekonstruktion war sehr geteilt. der dominierende ältere Teil schient eher positiv gestimmt, die jüngeren (das war nur ich) sowie Vertreter von Kulturvereinen und Instituten als auch ein Architektenpärchen eher dagegen, was den Außenbau anbelangt.
    Ich würde eine Reko des Innenraums begrüßen, weil es nämlich nicht darum geht, einfach nur ein subjektiv schönes Gebäude wegen seiner Schönheit wieder auf zu bauen, sondern einen äußerst intellektuelen Bau, der damals ein Leuchtturm für die Aufklärung war. Der Innenraum ist historisch, baugeschichtlich und kulturell um ein vielfaches bedeutender als der größte Teil der huete zur Diskussion stehenden Gebäude, und kostet nur einen Bruchteil mit seinem einstelligen millionenbetrag.




    Jetzt hab ich hunger, bin müde und muss mal, daher ist jetzt schluss, auch wenn ich noch mehr berichten könnte.

  • Hier noch en Artikel der B"Z" über die Diskussion am Sonntag. Ich erspare es mir aber den zusammen zu fassen.

  • Und noch ein Artikel der B"Z". Die Kosten für die Rotunde sollen sich auf etwas 30Millionen € belaufen, und von Bund, Land und privaten Sponsoren(VW) aufgebracht werden. Den Bauplatz will man von der Herzog-August Bibliothek haben, und darauf dann wahrschienlich nur den Innenraum mit moderner Hülle anstadt des alten Marstallles haben.
    Was mich aber noch interesieren würde, ist ob diese Kiste dann an xakt dem Standort des alten Marstalle errichtet wird, oder ob man städtebaulichen Aspekten den Vorrang gibt. Der alte Bibliotheksbau hatt mit seinem Baukörper den Schlossplatz an dieser Stelle regelrecht zerrissen, könnte aber, wenn man ihn ein paar meter verrückt die Lücke zwischen Zeugahus und Schloss gut schließen.