Stadtbild vor und nach dem Krieg

  • Stadtbild vor und nach dem Krieg

    Hallo zusammen! :)


    Ich habe nun auch durch dieses Forum schon viele Bilder von Köln, die vor oder nach dem Krieg gemacht wurden, gesehen.
    Erst dachte ich vor dem Krieg war doch irgendwie alles viel schöner. Aber mittlerweile erkenne ich auch den Reiz des neuen Stilmixes (zB. Bahnhofsplatz, Blau-Gold-Haus). Ich finde es schwierig zu beurteilen welches Stadtbild (vor oder nach dem Krieg) mir besser gefällt.


    Was denkt ihr darüber?
    Insbesondere welche Plätze/Ecken fandet ihr vor dem Krieg viel gelungener, welche vllt. danach?


    Köln hat sich ja fast in eine völlig andere Stadt verwandelt.

  • Die Nachkriegsbebauung besteht nicht nur aus Höhepunkten wie das Blau-Gold-Haus. Wenn du in Straßen gehst, die die meisten Touris nicht besuchen, siehst du Allerweltshäuser, die in jeder beliebigen Siedlung stehen könnten. Solche Häuser oder solches Parkhaus an einer der Hauptstraßen. Das, was dort vorher stand, war wiedererkennbar.

  • Re:

    Stimmt. Viele Viertel sind nun auch komplett mit einfachen 08/15-Häusern bebaut worden.
    Vielleicht kann man eher sagen, dass sich nicht alle Ecken zum Schlechten sondern vielleicht einige auch zum Guten verändert haben nach dem Krieg..
    An manchen Ecken wurden die Baulücken durch interessante konträre Gebäude ergänzt, wie hier

  • Stadtbild vor und nach dem Krieg

    also, ohne dass ich Köln wirklich gut kenne, komme tatsächlich nicht mehr als 3-4 mal p.a. dorthin, kann ich doch sagen, dass z.B. der Bahnhof zwar funktional gelungen und auch zeitgemäß ist, aber mit wirklichen Charme hat das nix zu tun.

  • Verschoben aus: Domumgebung.


    Köln war vor dem Krieg ein Juwel - und ist heute unter den Großstädten das Negativbeispiel schlechthin für den modernistischen, ahistorischen Wiederaufbau der geschichtsfeindlichen und autofixierten Nachkriegs-Städteplanung in Westdeutschland


    und

    betrifft Dom-Hotel: Kann man nicht die 0,5 % Vorkriegsgebäude in der Kölner Innenstadt von "moderner" Zwangsbeglückung ausklammern? Wie konnte der Denkmalschutz dem nur zustimmen? :nono:


    Wenn man solche Meldungen in irgendwelchen Medien und Plattformen schreibt, ist es OK, da der Verfasser mit (wissentlich?) falschen Zahlen und Beiträgen Stimmung gegen die angeblich so schlechte Moderne vorantreiben will....Aber genügt dies dem Anspruch eines Architekturforums?
    Bitte nicht falsch verstehen, ich kritisiere nicht, dass man eine andere Meinung zum Thema Modern vs. Tradition hat! Ich kritisiere lediglich, dass man mit Pauschalausagen und falschen Zahlen ein falsches Bild der Stadt darlegt.


    1.: Die Städteplanung nach dem Krieg folgte zum Größtenteil den Grundrissen der Vorkriegssituation. Viel größere Eingriffe in das historische Gefüge der Stadt Köln erfolgte im Historismus, wo ein Großteil der mittelalterlichen Bebauung der Innenstadt den breiten Straßen weichen mussten. Einen zweiten großen Eingriff erfolgte im 3. Reich, wo z.B. die Ost-West Achse (Cäcielienstraße, Hahnenstraße) in den Stadtgrundriss geschlagen wurde. Im Krieg wurden dann 85 % der Innenstadt zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte - wie bereits geschrieben - im wesentlichen auf Grundlage des Vorkriegszustands.


    2.: Sollten sich tatsächlich lediglich 0,5 % Vorkriegsgebäude in Köln befinden, würde das bedeuten, dass auf 200 (!) Neubauten ein Altbau kommt! Diese Aussage beweist, dass der Verfasser der Zahl noch nicht wirklich in Köln war. Ich bitte alle Modernistengegner, mal mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, und die Gründerzeithäuser und andere historische Gebäude grob zu zählen, bzw. zu betrachten, wie das Zahlenverhältnis der Altbauten zu den Neubauten tatsächlich ist.

  • D.T.68 In Punkt 1 führst du aus, dass der Wiederaufbau nach 1945 größtenteils auf den Grundrissen der Vorkriegszeit geschah - und die größeren Eingriffe in die historische Stadtstruktur während des Historismus oder etwa während des Nationalsozialismus mit einer Ost-West-Achse geschehen sind.


    Unterschlagen - oder freundlicher ausgedrückt - nicht berücksichtigt, hast du hier aber den Bau der Nord-Süd-Fahrt, in meinen Augen der stadtplanerische Generalfehler der Nachkriegszeit schlechthin.
    Die ab Mitte der 50er Jahre gebaute 'N-S-Fahrt' durchschneidet mit einer bis zu 40 Meter breiten, fast Autobahn-ähnlichen Trasse die komplette Altstadt, trennt ganze Viertel voneinander ab. Angaben darüber, wie viele Häuser dem Bau weichen mussten, konnte ich leider nicht finden.

  • ^ Die Schneise der Nord-Süd-Fahrt ist in der Tat eine städtebauliche Katastrophe! Es ist interessant, dass die Planung der N-S-Fahrt bereits im 3. Reich erfolgte und (leider) nach dem Krieg ausgeführt wurde. Noch heute ist sie eine Hürde z.B. zum Kunibertsviertel.
    Aber es wurde nach dem Krieg in Köln - im Gegensatz zu vielen anderen Städten - auch einiges richtig gemacht: Z.B. die Verengung der durch die Nazis verbreiterten Hahnenstraße, den Wiederaufbau der städtebaulichen Situationen des Griechenviertels, Severinsviertels etc. und die Wiederherstellung eines Großteils der Kölner Stadtplätze.
    Auf der folgenden Seite ist die historische Entwicklung des Kölner Stadtgrundrisses gut erkennbar:
    https://upload.wikimedia.org/w…Baufl%C3%A4chen_Kopie.png

  • Der "normale" Bürger betrauert doch nicht verloren gegangene Stadtgrundriße oder Parzellen, sondern verloren gegangene Gebäude. Umgekehrt spendet das Wissen, dass das abwaschbar gefließte 50er Jahre Gebäude nun auf der historischen Parzelle eines Gründerzeitlers steht, auch keinen Trost für das Auge. Köln ist ausgenommen scheußlich wiederaufgebaut worden, das sieht auch jeder Nichtkölner, mit dem ich bisher darüber sprechen konnte, so. Auch wenn ich weiss, dass der Kölner Lokalpatriotismus ein eigener Mikrokosmos ist, der ja sogar eigene Musikgenres hervorgebracht hat ("Kölschrocker"), sei soviel schonungslose Offenheit in einem Architekturforum durchaus einmal angebracht.


    Abgesehen vom Dom und ein paar anderen Kirchen scheint für den Besucher, der die Stadt nur wenige Male durchstreift hat, nahezu nichts mehr im Stadtbild von ihrer über 2.000 jährigen Geschichte zu künden und das ist und bleibt traurig, ebenso traurig, wie das Fehlen jeglicher Reko-Ambitionen. "Neustädte" wie Boston in den USA haben ein viel historischeres Stadtbild.

  • ^ Lieber Pumpernickel,


    es ist ja durchaus erfreulich, dass sich auch User aus dem „Freistaat Bayern“ Gedanken über Kölns städtebauliche Verfassung machen, ist schließlich ein Forum hier und Diskussionen immer erwünscht.


    Nachdem du aber vor ein paar Wochen mit einem inhaltlich ganz ähnlichen „Hallo-da-bin-ich“-Statement wie diesem hier in der Kölner Ecke aufgefallen bist, sind mir deine Ambitionen jetzt doch nicht mehr so ganz klar. Ein bisschen Provokation kann durchaus etwas anregend sein, aber hier sporadisch irgendwelche Köln-Klischees (du hast in deinem Beitrag übrigens noch die Vokabeln "Klüngel" und "Karneval" vergessen)auszuleeren und das dann als „schonungslose Offenheit“ zu deklarieren lässt mich an deiner eigenen Offenheit und Diskussionsbereitschaft irgendwie zweifeln. Tut mir leid das zu sagen, aber für mich ist das eher Trollerei auf leicht erhöhtem Niveau.

  • Das Köln beim Wiederaufbau ein zweites Mal zerstört wurde, hört man immer wieder, trifft aber höchstens teilweise zu.

    Sorry in welchem Köln lebst du denn?

    Köln hat so garnichts von einer intakten Stadt (Stadtbild), das was Köln mal wahr erlebt man vielleicht rudimentär, wird aber durch alles hässlich und fehlgeplante erdrückt.

    Köln bräuchte ganz dringend nen neuen städtebaulichen Charakter.

    Bisschen Dom und kölner Bierseeligkeit wird diese Stadt weder schöner noch erfolgreicher machen.

    Köln ist unter allen deutschen Städten über 500.000 Einwohnern die verbauteste und hässlichste. Sorry, aber so nehmen es alle wahr außer die Kölner.

  • Plotzhotzen Kritik gerne. Wenn sie konstruktiv und konkret ist - und bestenfalls Wege zur Besserung aufzeigt.

    In Köln ist sicherlich Vieles zu kritisieren, was Stadtgestaltung - und Planung angeht. Was du hier betreibst, ist allerdings substanzloses 'Köln-Bashing'. "... bischen Dom und Bierseligkeit ... ansonsten häßlich... und das finden alle..." ist als Kritik wirklich nur pauschal und billig.


    Der von dir angesprochene Post von tieko beschreibt die Situation m.E. sehr gut. Zumal er auch kritische Punkte aufzeigt und sich nicht in "Köln-Jubel" verliert.

    Köln braucht einen neuen städtebaulichen Charakter? Welchen bitte? Und wie soll der konkret ausssehen?

  • Citysurfer Der Beitrag von Plotzhotzen ist natürlich kindisch formuliert und inhatlich auch größtenteils dünn, eine Sache sehe ich jedoch als Kölner recht ähnlich:

    Köln bräuchte ganz dringend nen neuen städtebaulichen Charakter.

    Ich würde sogar soweit gehen und sagen: Köln braucht nicht nur einen Neuen, sondern überhaupt erstmal einen definierten städtebaulichen Charakter. Aktuell ist es ein reines Chaos und es gibt kaum Vorschriften für Stil/Ausführung. Am Dom beim Laurenz Carree wird im Stil der 50er gebaut, am Neumarkt wird eine Neuinterpretation der Handels/Gieblehäuser gebaut, im Rest größtenteils Retorten-/Bauklötzchen Architektur.


    Um auf deine Frage einzugehen, wie so etwas aussehen könnte:

    Ich stelle mir verschiedene Stilzonen vor. Rund um die Via culturalis (die ja Kölns lange Geschichte zeigen soll), einen Rückbezug auf die alte/mittelalterliche Architektur (siehe Fischmarkt). Das müssen ja nichtmal Rekos sein, das geht in Köln dank neuer Straßenführung und Parzellierung an vielen Stellen auch gar nicht. Interessantes Beispiel ist hier Lübeck mit den Neubauten im Gründerviertel.

    Zwischen Ring und Grüngürtel wurde hauptsächlich Gründerzeit und ein bissl Jugendstil gebaut, hier sollte dieser Stil auch wieder klar Vorzug finden. Außerhalb kann man sich dann mit neuer Architektur austoben, was aktuell vor allem in Ehrenfeld und Braunsfeld mit Projekten wie Ovum und The Wid auch sehr gut gelingt. So käme man zumindest für die verschiedenen Abschnitte von Köln zu einem in sich schlüssigen Stadtbild und es würde sich auch wieder ein Ensemble Effekt einstellen.

  • Das typische Köln Bashing von jemandem, der außer den Einkaufsstraßen und der Domumgebung vermutlich sonst nicht viel von der Stadt gesehen hat. Ein kleiner Tipp an fleißigen Admins, wenn ihr schon Beiträge hin und her schiebt, dann macht das doch bitte so, dass man den Zusammenhang noch nachvollziehen kann. Es scheinen hier ja wohl einige Beiträge zu fehlen.

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    Das denke ich ist aber leider das große Problem an Köln. Das Zentrum ist (mit wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel der atemberaubenden Rheinpromenade) optisch eine absolute Zumutung! Mir fällt es immer wieder auf, wenn ich von Reisen zurückkomme. Ich komme am Hauptbahnhof an und abgesehen vom majestätischen Dom gibt es hier viele Gründe zu verzweifeln. Dann überkommt mich ein Gefühl von Tristesse und Scham darüber, wie wenig einladend die Stadt ist. Komme ich dann in der Südstadt an, denke ich mir: Was für eine wunderbare und schöne Stadt! Und das nicht nur wegen den reichlich vorhandenen Gründerzeithäusern, sondern auch wegen gelungenen Stadträumen und vielen sehr ansehnlichen Nachkriegsbauten, die den Charakter dieses Veedels prägen. Es sollte nicht so sein, dass ein Besucher erst eine Stadt im ganzen (Zentrum + Wohngebiete) kennenlernen muss, bevor er sich ein Urteil fällen kann. Ähnliches Problem trifft meines Erachtens auch auf Stuttgart und teilweise Frankfurt zu...

  • Ich rate jedem mit etwas Abstand ein paar Perspektiven auf Köln einzunehmen die sich von der direkten Architektur lösen. Lasst euren Blick von der Zoobrücke, Südbrücke, Severinsbrücke, Rheinseilbahn auf die Stadt schweifen, viele Städte würden sich ein solches Panorama und einen Blick weit in die Stadt hinein nur wünschen. Darüber hinaus ist Köln eben nicht nur die Domumgebung oder die Einkaufsstraßen. Ich finde z. B. sehr viele Stellen der Ringe sehr gelungen, trotz der Nachkriegsarchitektur. Friesenplatz. Rudolfplatz. Eigelsteintorburg, Rheinboulevard, viele Stellen des Rheinufers. Erkundet die städtebauliche Qualität Kölns mal mit dem Rad links oder rechts des Rheins und genießt das atemberaubende Panorama wenn ihr von Nord nach Süd oder Süd nach Nord die Stadt durchquert. Das sind städtebauliche Qualitäten, die man nicht geringschätzen sollte. Es gibt so wunderschöne Orte in Köln die einen immer wieder verzaubern. Dafür muss man seinen Blick nur etwas weiten und sich vom unmittelbaren Zentrum lösen.

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    Ja das auf jeden Fall. Ich halte auch die Ringe für positive Beispiele großstädtischen Flairs. Aber deshalb ist es umso ärgerlicher, dass das "Herz" der Stadt (Viereck zwischen Dom, Appelhofplatz, Neumarkt, Heumarkt - das alte römische Zentrum), was viele Tagesgäste zu sehen bekommen an vielen Stellen optisch so unattraktiv ist.