Altenburg (Thüringen): Abriss, Neubau, Umbau

  • Sehr bedauerlich, was in dieser so schönen, vom Krieg verschonten, meiner Geburtsstadt alles verschwinden muss. Ich hab aus dem August des Jahres noch ein paar Bilder, vielleicht weiss ja wer mehr dazu:
    Nochmal die Pauritzer:



    ebenfalls in der Pauritzer:



    In der Nähe der Brüderkirche:




    Das selbe Haus von der Straßenseite aus gesehen:



    In der gleichen Straße:



    Direkt am Fuß des Schlosses am großen Teich:





    Und einige Leerstände aus der Innenstadt:











    und abends:



    Das Stadtbild Altenburgs ist wirklich traumhaft gründerzeitlich. Es fehlt nur noch die Straßenbahn und eben nunmal die Bevölkerung. Die Stadt ist leider geisterhaft leer. Immerhin scheint es als setze man die Akzente richtig, udn reisst überwiegend die Plattenbauwohnungen am Stadtrand nieder.

  • Altenburg (Thüringen): Städtebauliche Veränderungen

    Ludwig-Hayne-Strasse 32-39:


    Der Schuttberg wird kleiner.




    Marstall (Erich-Mäder-Strasse 1):


    Das ehemalige Eingangsportal wurde abgerissen.
    Hier wird ein neues errichtet, mit Fahrstuhl.




    Klinikum / Medicum:


    Die Fassade wird (endlich) gedämmt.

  • Pauritzer Straße 59 zeigt in der Brandwand noch Elemente der Wandständerbauweise, dürfte also wohl im Kern noch aus dem 16. Jahrhundert stammen, auch wenn es nahezu bis zur Unkenntlichkeit verändert ist.

  • Also erstmal zu der Frage von Meerane70 zu der Teichstraße 12:


    Das Gebäude entstand in der Zeit um 1600, 1610 hab ich bis jetzt nur bei dir gelesen. Es wurde im Renaissancestil errichtet, den es bis heute behalten hat. Die Schmuckformen stammen von Wolf Rieth, einem Steinmetz aus Schwarzhofen/Oberpfalz der nach Altenburg zog. Bemerkenswert sind dabei das Mittelfenster und die Eck-Diamantquaderung aus Rochlitzer Porphyr. Das Dach sieht noch relativ gut aus, aber der Rest ... sprich, wenn sich nicht bald ein Förderverein gründet ist das Haus weg, ich hab aber noch keinen gefunden der das Ziel auch verfolgt :(


    Ist auf dem 3. Bild in der Pauritzer 59 eine Dampfmaschine zu sehen oder es könnte auch ein Lift sein?


    Weil ich hier gerade das Bild von nothor in der Brüdergasse 3 sehe wo die ehemals repräsentative Haustür durch eine Holzplatte mit Blechtür ersetzt wurde, fällt mir eine Geschichte aus der Nachwendezeit ein. Damals kamen ein Haufen BRD-ler und vor allem Holländer hierher und kauften alles für wenig Geld, was heute enorm kostbar ist, eben auch diese Tür. Es war eine Zweiflügeltür aus Eiche mit reichem Schnitzwerk mit einem ganz speziellen Dekor was kaum in Deutschland zu finden ist, das kam wohl 1730 von zwei Italienern nach Altenburg.


    Also bei dem Haus in der Pauritzer Straße Nr ? (Bild am Abend) dachte ich ist der Abriss vom Tisch, da es das Hinterhaus von einem in der Luxemburgstraße ist, zum TdoD hat mir der Eigentümer gesagt, dass Vorder- und Hinterhaus weiter saniert werden sollen und dann als Wohnungen vermietet werden sollen.

  • Ach ja AltenburgBus, bist du dir sicher mit dem Johannisgraben 1-3, wohnen da nicht teilweise sogar noch Leute und war die 3 nicht die Jugendkunstschule oder sowas in der Art?

  • Ja ich bin mir sicher das ich das Gebäude "Johannisgraben 1-3" meinte, weil ich es schwarz auf weiß vor mir habe. Ich war auch (nicht wenig) verwundert, das dieses "besetzte" Haus nächstes Jahr abgerissen werden sollte.
    Aber weil jetzt die "Pauritzer Strasse 59" dazwischen gekommen ist und es auch noch Probleme zwischen der Stadt und den Anwohnern geben soll, bleibt es erstmal stehen.

  • Das ist ja schlichtweg eine Lüge! Auf der Seite des Stadtforums steht, Kaufinteressent und Vertreter der Stadtverwaltung hätten das Haus gemeinsam besichtigt. Also wenn die Stadt dem Interessenten die 280.000 geben würde wäre das Haus wahrscheinlich bald saniert ... naja, als wenn das Haus in dem Zustand nicht noch 10 Jahre stehen könnte, aber nein, man hat wahrscheinlich genug Geld :zunge:


    Die geilste Begründung ist immer noch, das es zu aufwendig wäre das Hintergebäude allein wegzureißen und, dass dann die Straße zu lang gesperrt wäre, in der Leipziger Straße Anfang des Jahres war das doch auch egal ...


    Nochmal zu der Sache mit der Pauritzer: Wolf ist der Auffassung das alle jungen Leute in Eigenheimen im Stadtzentrum wohnen wollen, so wie er. Ich würde mein Haus niemals in diese scheiß Hanglage bauen und außerdem ist die Hangseite nicht nach Süden ausgerichtet, so dass es ab frühen Nachmittag richtig schnell dunkel wird. Als könnte man das Areal nicht einfach unbebaut lassen...

  • Lücken in einer historischen Häuserzeile sind immer problematisch. Das der BM hier damit runjongliert wie mit einer morschen Tanne in seinem Vorgarten lässt ihn für mich nicht wirklich qualifiziert erscheinen. Wo wenn nicht da wäre ein Abriss bitter? Das als Chance zu bezeichnen ist ein Euphemismus der ganz üblen Sorte.

  • Gut, da müsste man persönlich mit ihm reden, ich weiß es nicht aus anderer Quelle.


    Dann hätten die Anwohner in der Johannisstraße endlich mal einen ruhigen Tag. Außerdem kann man bequem über den Johannisgraben fahren, wer wirklich dahin will, die meisten wollen in Richtung Zeitz/Schmölln/Gera und die können dann auch durch die Teichstraße fahren. Gesperrt wird aber sowieso.


    Sagt er das nicht zu jeder Gelegenheit? Ja, und die hatten alle ein Problem mit feuchten Kellern (hab ich mir sagen lassen, ich kenne die Häuser auch nicht mehr). Einen perfekten Ausblick auf einfallende Häuser in der Pauritzer ;) Naja, aber Einfamilienhäuser in dieser Lage schänden das Gesicht der Stadt nur umsomehr...

  • SLN-city: Danke für deine Antwort!


    Das Dach sieht noch relativ gut aus, aber der Rest ... sprich, wenn sich nicht bald ein Förderverein gründet ist das Haus weg, ich hab aber noch keinen gefunden der das Ziel auch verfolgt :(


    Das Dach dürfte neu sein. Auch im Inneren is wohl einiges saniert worden. Ich erinnere mich, dass da einige Balken ausgetauscht waren. Das Haus stand ja bis vor ungefähr zwei Jahren offen.
    Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sich das jemand wird aufhalsen wollen, so dass zu fürchten ist, dass auch dieses Haus nicht mehr lange stehen wird...


    fällt mir eine Geschichte aus der Nachwendezeit ein. Damals kamen ein Haufen BRD-ler und vor allem Holländer hierher und kauften alles für wenig Geld, was heute enorm kostbar ist, eben auch diese Tür.


    Ich kann mich wohl erinnern - was waren wir Ossis damals dumm! Für kostbarste Weichholzmöbel wurden ein paar zig Mark bezahlt und wir waren auch noch froh, dass wir für die alten Dinger überhaupt was bekamen, denn die gab´s ja im Überfluß...
    Und was haben wir gelacht, wenn die Holländer heimgefahren sind, die Hänger voll beladen mit altem Zeugs. Heute lachen wir nicht mehr, da wir inzwischen wissen, wie man uns über den Tisch gezogen hat.
    Mich ärgert das auch heute noch!


    Ist auf dem 3. Bild in der Pauritzer 59 eine Dampfmaschine zu sehen oder es könnte auch ein Lift sein?


    Ich dachte bei dem Haus auch an so eine Art Lift. Etws ähnliches habe ich noch in keinem alten Haus gesehen. Das würde aber auch die Frage aufwerfen, welchem Zweck das diente. Denn in einem "normalen" Haus baut man kaum einen Lift ein. Und über eine gewerbliche Nutzung des Hauses konnte mir niemand etwas sagen. Ich habe etliche alte Altenburger danach gefragt...

  • @ Meerane70: Keine Ursache.


    Warst du mal in dem Haus Teichstraße 12 drin, wenn ja wie sieht es da aus?


    Man dachte früher wirklich man hat ein gutes Geschäft gemacht ... aber die haben wirklich alles mitgenommen, von uns zum Beispiel das Gehäuse einer Pendeluhr aus der Biedermeierzeit, das war zu schade zum Wegschmeißen aber für 50 Mark oder was wir bekommen haben, war sie dann halt weg...


    Das mit dem Lift bleibt wahrscheinlich ein Geheimnis, da könnte man höchstens mal versuchen im Staatsarchiv etwas herauszufinden?


    Nein, die ganzen jungen Familien die nach Altenburg ziehen wollen, weil die Leute hier so nett sind, so gute Arbeitsbedingungen herrschen und die Kinderbetreuung so gut gewährleistet ist, wollen natürlich alle ein Eigenheim für 200.000 Euro direkt im Stadtzentrum bauen. Klingt logisch, wieso man da nicht das Areal am Markt dafür ausweisen wollte oder endlich das blöde unsanierte unansehnliche schandfleckartige Schloss wegreißt um dort einen Eigenheimstandort aufzubauen. ;)
    (Bitte nicht zu ernst nehmen)

  • Warst du mal in dem Haus Teichstraße 12 drin, wenn ja wie sieht es da aus?


    Ja, ich war vor einigen Jahren (mehrmals) da drin. Auch hatte ich ne Fotoserie gemacht, leider aber nur analog.


    An dem Haus war einiges notdürftig gemacht. Ich meine, dass sogar eine Decke über der Einfahrt erneuert war. Unten im Erdgeschoß (und nur da war ich) hatte ich den Eindruck, dass das mal irgendwann eine Gewerbeeinheit gewesen sein könnte, eine Gaststätte vielleicht.
    Einen Aufgang zu den oberen Etagen habe ich leider nicht finden können, auch keinen Zugang zum Keller.


    Ich war schon in sehr vielen alten Ruinen, Brachen etc. (Stichwort: Urban Exploration) und noch nie war es für mich gefährlich geworden. In diesem Haus leider schon: Im Erdgeschoß befindet sich in einem fensterlosen Innenraum direkt hinter einer Türschwelle ein schmale Öffnung im Boden - ein schwarzes Loch. Bei diesem Dämmerlicht so gut wie nicht zu sehen. Keine Ahnung wie das dahin kommt. Ein Durchbruch infolge eines maroden Zustandes scheint es jedenfalls nicht zu sein. Ich hatte einen Fuß bereits in der Luft, da hätte nich mehr viel gefehlt...
    Also äußerste Vorsicht wenn Ihr dort irgendwann mal reingeht! (sonst werdet Ihr euch den Keller mal etwas ausgiebiger ansehen können) :)


    Im Hinterhof steht seitlich noch ein ruinöses Wohnhaus in dem ich auch drin war. Dem Zustand nach dürfte dieses Haus seit finstersten DDR-Zeiten leer stehen. Der Zustand ist wirklich schlimm, da dürfte nix zu retten sein.
    Außerdem befinden sich noch einige alte Garagen im Innenhof...


    weil die Leute hier so nett sind


    Würde mich mal interessieren, worauf du konkret hinaus willst. Hast du den Eindruck, dass sich das "menschliche Klima" in ABG von anderen Orten unterscheidet? Mich beschleicht nämlich dieser Eindruck bisweilen...


    PS: Ich wünsche allseits frohe und gesegnete Weihnachten

    3 Mal editiert, zuletzt von Meerane70 ()

  • Also ich sags mal so, wenn man sie kennt sind sie ganz nett, man kann auch immer mal nette Leute treffen, aber allgemein glaube ich sind die Menschen nicht allzu aufgeschlossen, viele sind sehr unzufrieden und vor allem steigt der Anteil an Rentnern und an ... naja ... dem Gegenteil der intellektuellen Elite. Aber ich denke, da gibt es keinen Unterschied zu den Städten im Umkreis von 50 km. Ich bin aber viel mit dem Fahrrad unterwegs und die Leute die man auf dem Land trifft sind zwar häufig auch einfach und älter, aber wesentlich netter. Auch wenn Altenburg nicht Berlin ist, so spürt man da schon die Unpersönlichkeit der Stadt, ist mein subjektiver Eindruck, kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich auf dem Dorf mitsozialisiert wurde und prinzipiell jeden grüße den ich in egal welchem Dorf treffe ... das gehört sich so.


    Und ich wünsche allen Lesern und Mitdiskutierern frohe besinnliche Weihnachten.

  • Also ich sags mal so, wenn man sie kennt sind sie ganz nett, man kann auch immer mal nette Leute treffen, aber allgemein glaube ich sind die Menschen nicht allzu aufgeschlossen


    Das ist absolut auch mein Eindruck! Wenn man ins Gespräch kommt sind viele wirklich sehr nett. Aber die Kunst ist es, erstmal ein Gespräch anzufangen. Gegrüßt wird tatsächlich nicht, selbst wenn man sich allein auf weiter Flur begegnet. Blick stur gerade aus! Das ist in anderen Städten dieser Region ganz eindeutig anders...




    viele sind sehr unzufrieden


    Auch das ist absolut wahr und sehr auffällig! Die Altenburger gucken immer nur nach Leipzig oder vielleicht Gera und messen sich daran und sehen die Schönheit ihrer eigenen Stadt nicht, sind sich nicht bewußt, was sie für Schätze sie selber haben. Da wird man natürlich unzufrieden...





    dem Gegenteil der intellektuellen Elite.


    So kann man es auch nennen - wenn man es mal SEHR freundlich ausdrückt. Ich denke wohl, dass es auch da einen deutlichen Unterschied zu anderen Städten gibt, denn Altenburg hat vor allem seine Elite verloren, während sich das Prekariat breit macht. So extrem erlebe ich das nirgends in dieser Region. Was man nachts manchmal für Gestalten begegnet...

  • Was soll man auch immer mit Leuten erzählen ... ?

    Das ist in anderen Städten dieser Region ganz eindeutig anders...


    Das finde ich eigentlich gar nicht, ich hab z.B. in Meerane noch nie einen Menschen gesehen der mich einfach so gegrüßt hätte, ist einfach unüblich. Also ich denke nahezu alle Menschen in den Mittel- und Kleinstädten im braunen Dreiländereck (Spaß!) sind unzufrieden.


    Bist du nachts manchmal in Altenburg? Also entweder man begegnet niemandem, oder einigen Herrschaften die gerade aus den Wirtshäusern und Tavernen getorkelt kommen ;)
    ... die Gestalten sind die ruhigen Gymnasiasten die am Wochenende mal ein bisschen die Sau rauslassen wollen ...