Peak Oil und Auswirkungen auf die Stadtentwicklung

  • Peak Oil und Auswirkungen auf die Stadtentwicklung

    Als Ortsbeirat, Wirtschaftler und systemisch denkender Mensch stellt sich mir zunehmend die Frage, wie intensiv das Thema Peak Oil eigentlich in den heutigen Stadtplanungen berücksichtigt wird. Vor einigen Jahrzehnten war die "autogerechte Stadt" das A und O, das hat sich zwar offiziell überlebt, andererseits ist das Auto immer noch das dominantes Fortbewegungsmittel.


    Peak Oil, der Höhepunkt der globalen Erdölförderung, hat aber komplexe Wechselwirkungen zur Folge, die ja nicht nur am privaten Autoverkehr halt machen:
    * Wie kommen Pendler zur Arbeit? Oder wie gestaltet man Stadt, um Pendlerströme zu vermeiden?
    * Wie kommen Waren in die Städte?
    * Wie dicht und zugleich dezentralisiert baut man Nahversorgungsstrukturen, die Ärzte, Kitas, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten umfassen?


    Zum Hintergrund: Die globale Erdölförderung steht an ihrem Höhepunkt, das heißt, die Geschwindigkeit der Ölförderung läßt sich nicht mehr steigern, vielmehr wird mit einer Verknappung zu rechnen sein. Da die globale Nachfrage eher steigt, ist mit steigenden Preisen zu rechnen. Der internationale Versicherungsmarkt Lloyds of London rechnet mit einem Preis von 200 Dollar im Jahr 2013. Das sind 3 Jahre von hier:
    http://www.liveoilprices.co.uk…unch-200-oil-in-2013.html


    Eine Studie der Bundeswehr habe ich mal unter kommunalen Gesichtspunkten analysiert:
    http://peak-oil.com/peak-oil-studie-bundeswehr.php
    Allerdings bin ich kein Architekt. Mich interessiert: Welche Rolle spielen die Vorbereitungen auf Peak Oil in den aktuellen Plänen - sowohl bei Fragen der Energieeffizienz und der Heizungsversorgung von Gebäuden als auch bei Fragen der Organisation von Stadtteilen und ganzen Kommunen? Wieviel Peak-Oil-Bewusstsein existiert in der Architektenszenerie? Wie wird das Thema im Zusammenspiel mit den Stadtverwaltungen oder Auftraggebern berücksichtigt bzw. kommuniziert?


    Grüße aus Dresden.
    Norbert Rost

  • Wilkommen im DAF Norbert. Mein erster Gedanke dazu: Du begibst Dich unnoetig auf duennes Eis wenn Du Deine Gedankenspiele ausschliesslich auf 'Peak Oil' basierst. 'Peak Oil' ist ein Ansatz der von ebenso vielen Menschen vehement bestritten wird wie er wiederum von Anderen beschworen wird.


    Weltuntergangsszenarien nach denen in 20 Jahren das Oel 'alle' ist gibt es seit beginn der Oelforderung, also seit ungefaehr 1850. Diese Szenarien sind nie eingetreten und sie werden mittelfristig auch nicht eintreten. 'Peak Oil' ist als Schlagwort verbraucht und wer in einem angewandt-konkreten Planungskontext (also zB wenn es um die Gestaltung eines neuen Stadtteils geht) mit 'Ja, aber Peak Oil....' kommt wird meist nur noch hochgezogene Augenbrauen oder einen muede-mitleidigen Blick ernten.


    Sebstverstaendlich sollten moderne Architektur und moderner Staedtebau heutzutage unter bestimmten Nachhaltigkeitskriterien geplant und realisiert werden. Allerdings braucht es m.E. dafuer kein ideologisches Mantra wie 'Peak Oil', sondern viel eher pragmatische, umsetzbare und finanziell abbildbare Ansaetze.


    Um mein neues Haus nach hohen Energieeffizienz-Kriterien zu bauen, brauche ich zB niemanden der mir seine privaten 'Peak Oil Theorien' darlegt. Mein Anreiz ist rein oekonomisch: Weniger verbrauchen spart Geld. Gleiches gilt zB fuer Verkehrsfragen. Wenn ich die Wahl habe, will ich lieber eine Strassenbahnhaltestelle vor dem Haus, als eine endlose PKW-Schlange. Das ist leiser, bequemer uns steigert der Wert meiner Immobilie. Meine Motivation bei dieser Denke ist aber _nicht_ ,dass ich Tram statt Auto fahren will weil 'Peak Oil' um die Ecke lauert. Wer diese ''Peak Oil Theorien' wirklich verinnerlicht muesste zudem um die Welt zu retten uns hier in Oeko-Deutschland in Ruhe lassen und zum Ueberzeugungsarbeit-Leisten nach Gouangzhou, Ningbo, Sao Paolo oder entsprechend fahren... Was dort gegenwaertgig passiert ist nicht grade nachhaltig...


    Kurz: Ich rate Dir dazu oekoligisch-nachhaltige Ansaetze in konkreter Planung lieber pragmatisch und ohne latent ideologischen Ueberbau zu verfolgen. Es kommt am Ende mehr dabei herum...

  • Ölpreise als Plan-Parameter

    Hallo Midas.


    Danke für deine geradlinige Antwort.


    Peak Oil als ideologisches Thema anzusehen finde ich ziemlich gewagt. Ist die Endlichkeit von Ressourcen doch inzwischen ein kaum auszublendender Faktor. Aber gut.
    Pragmatismus funktioniert so relaxt, wie du es beschreibst, doch nur, wenn du eine Wahl hast. Wenn dir die Ressourcen fehlen (z.B. die finanziellen), beschränkt dieser Mangel ja die Möglichkeiten, die dir offenstehen. Gut möglich, daß dir als Häuslebauer die Wahl also nicht bleibt, nahe einer Straßenbahnhaltestelle zu bauen.


    Mit Peak Oil verbinde ich auch nicht zwingend Weltuntergangsszenarien, sondern erstmal schlicht die Prognose, steigender Ölpreise. Da Öl aber DER Treibstoff des Verkehrssystems ist, ergibt sich doch dadurch ein Parameter, der Beachtung verdient. Nun mag dies für den Planer eines einzelnen Hauses nicht so relevant erscheinen, für den Planer von ganzen Stadtteilen ist es doch aber ein Unterschied, ob ich einfach nur "pragmatisch" bin (was bedeuten kann, vorauszusetzen, da jeder künftige Bewohner einen PKW besitzen oder zumindest verfügbar haben wird) oder ob ich davon ausgehe, daß das spritgetriebe Fahrzeug künftig so teurer wird, daß es besser wäre, Konzepte vorausschauend ohne dieses Fahrzeug anzugehen.


    Planung bedeutet ja vorausschauen. Ich wüßte gern, wie stark Planungen sich ändern würden, wenn man eben nicht von einem Ölpreis von 70 Dollar ausgeht, sondern von einem von 200. Was tat sich 2008 in der Architekten/Stadtplaner-Szenerie, als der Ölpreis sich auf 150 Dollar zubewegte. Änderte sich da die Herangehensweise zumindest mal kurzfristig? Oder wurde das als vorübergehender Preis-Peak angesehen, der niemanden auch nur im Ansatz nervös oder nachdenklich gemacht hat? Oder mal in einem Extrem-Szenario gedacht (nicht, um es für realistisch zu halten, sondern um für mich verstehbar zu machen, welche Rolle Öl- und Energiepreise im Architektur-Kontext spielen): Würdest du anders planen, wenn du mit 1000 Dollar Ölpreis planen müßtest? Oder ist das ein Parameter, der unwichtig für diese Prozesse ist (was ich bezweifle, weil Öl eben Auswirkungen auf Heizung, Mobilität, Konjunktur + Arbeitslosigkeit und damit Zahlungsbereitschaft usw. hat).


    Oder nochmal anders formuliert:
    Bezieht man den Ölpreis mal als stark schwankenden Plan-Parameter ein, ab welcher Schwelle wandeln sich die Plan-Konzepte grundlegend?


    Gruß!
    Norbert

  • Daß der Ölpreis durchaus Rückwirkungen auf den Städtebau hat, konnte man eigentlich in Ludwigshafen und Umgebung in den 60ern und 70ern hervorragend beobachten. Der Ölpreis bestimmt dort den Umsatz des Hauptarbeitgebers, und damit direkt die Steuereinnahmen der Stadt. Bei niedrigem Ölpreis (z.B. 1964-65) wurden hochtrabende Projekte - die Tokio nachempfundenen Hochstraßen, die U-Bahnen, Retorten-Trabantenstädte etc - angeschoben, bei steigendem Ölpreis (z.B. 1972-73) solche Projekte wiederum durch pragmatischere Lösungen ersetzt.


    2008 war übrigens null Nervosität da. Auf einer gewissen Ebene wird Öl mittel- bis langfristig geordert, und man rechnet nur mit Jahresdurchschnittswerten beim Preis. Eine Schwelle gibts da nicht.

  • Und wenn das Öl mal unbezahlbar wird, schon jetzt läuft viel über Elektrizität (Bahn vor allem) und ma wird sich endgültig umstellen müssen. Strom wird man weiterhin irgendwie produzieren können, und wenn es Atomkraftwerke erledigen. Die Firmen werden sich anpassen (Siemens zB machts ja heute schon), das Leben – auch in den Städten – geht weiter, nur etwas anders (und irgendwie besser).

  • Firmen wie die BASF in Lu werden sich da kaum "anpassen" können. Auch wenn die durchaus schon mal ihre Stromversorgung umstellen wollten... mit nem eigenen Reaktor fürs Werk. Der kam nicht weil der Ölpreis hochging und man damit kein Geld mehr für so Kinkerlitzchen hatte. ;)

  • Ich denke, dass sich ohne Öl nicht all zu viel ändern wird.
    Der Großteil kann durch Strom aufgefangen werden.
    Das Stromauto wird kommen und zwar schneller als gedacht.
    Ich bin davon überzeugt, dass es bald normal ist gelegentlich Stromautos fahren zu sehen. In 15 Jahren werden soviele Stromautos zugelassen wie
    normale Autos.
    Es fehlen nur 3 Sachen:
    1. Leistungsstärkere Akkus. Bisher sind nur 160 km drin
    2. Eine Infrastruktur
    3. Eine Finanzierung. Das Auto wird wohl teuer werden aber der Verbrauch günstiger. Es sollte daher ein Modell geben (evtl in zusammenarbeit mit einem Stromkonzern), bei dem das eAuto bei der Anschaffung gleichteuer ist wie ein herkömmliches Auto aber dafür beim Verbrauch eine kleine Abgabe fällig ist, wodurch das eAuto aber immer noch günstiger ist als ein Benzin-Auto.


    Schwierig wird es eigendlich nur bei LKWs (auch hier wird der Strom immer mehr Einzug erhalten), der Luftfahrt und Schiffen. Aber auch hier gibt es ja schon Konzepte mit Segeln/ Strom/ Solar/ Wasserstoff.


    Heizen kann man in großen Teilen Deutschlands mittels Fernwärme durch Geothermie (Insbesonerder Raum Frankufurt-Stuttgart- Basel; München und im Norddeutschen Becken) oder Biokraftwerke (überall wo es einen Bauernhof gibt) bei Müllverbrennungsanlagen, Kraftwerken etc.

  • Ca. 30% des in Deutschland verbrauchten Rohöls gehen in die Chemische Industrie, die 10% der deutschen Industrieproduktion (und 10% der Exporte) ausmacht. Dies ist nicht ersetzbar.

  • Laut dem Verband der Chemischen Industrie werden heute knapp 13 Prozent des insgesamt verbrauchten Erdöls und nur 3,9 Prozent der insgesamt verbrauchten fossilen Brennstoffe (Braunkohle, Steinkohle, Öl, Gas) als Rohstoffe in der Chemie genutzt.
    Sollten Einsparungen in anderen Bereichen gelingen, wird das Öl für diesen Bereich sicherlich noch lange halten.
    Wenn es drauf ankommt, wird es auch dort in vielen Bereichen Substitutionsgüter geben. Der Wechsel kommt ja nicht von heute auf morgen.
    Eine weitere Alternative ist in vielen Bereichen sicherlich auch Biodiesel.

  • Elektroautos lösen allerdings nicht das Problem der Rohstoffabhängigkeit. Auch für Akkus, und die sind nunmal die entscheidende Technologie des Ganzen, braucht man Rohstoffe wie Lithium, die nur in begrenztem Maß und vor allem nur in bestimmten Regionen vorkommen. Lithium ist darüber hinaus meistens recht schwer zu gewinnen, da es keine großen, zusammenhängenden Vorkommen gibt. (Ein ähnliches Problem gibt es bei Handy-Batterien, dort könnte es bald zu echten Engpässen kommen, da diese relativ selten vorkommende Mineralien benötigen)
    Dazu kommt natürlich noch der Energiemix: Mindestens 2 Drittel Öl, Gas oder Kohle werden die Elektroautos als Quelle ihres Stroms wohl noch viele Jahre lang verbrauchen. Da hilft nur "Druck von unten": Spätestens zur "Betankung" eines privaten Elektrofahrzeugs muss bei der Bevölkerung ein Ökostrom-Vertrag her um wirklich was zu ändern. (<--- natürlich auch quersubventioniert durch Erträge anderer Energiequellen)


    Die Technik wird sich jedenfalls weiter entwickeln, sofern sich auch die Nachfrage nach diesen neuen Technologien weiter entwickelt. Die Infrastruktur sowieso. Und diese Nachfrage ist, das lernt man schon in der zweiten VWL-Vorlesung, auch zu einem guten Teil abhängig von den Preisen der Substitutionsgüter. So wirds auch in der Stadtplanung sein: Sobald der Öl-Preis dazu zwingt, sind "verbrauchschonende" Planungen gefragt. Würde da eine genauere Antwort auf die Fragen von Norbert auch interessant finden...Stadtplaner vor. :)


    @Luke: Stell eine Studie von Greenpeace etc daneben, nimm die Mitte der genannten Summen und wir kommen der Wahrheit näher. ;)

  • Das mit dem Litihium ist mir bekannt. Und genauso wie das Öl, liegt dieses eher in "unsicheren" Orten und China ist im großen Stil dabei, sich die Vorkommen zu sichern. Allerdings bracht man die Rohstoffe nur einmal zur Herstellung der Batterie, das Öl bracht man ständig. Damit will ich sagen: Ist in Zukunft einmal kein Lithium verfügbar, gibt es halt eben für eine Zeit keine neuen Autos.
    Ist aber kein Öl vorhanden, steht alles still.


    Strom hat den entscheidenden Vorteil, dass man ihn aus den unterschiedlichsten Rohstoffen und durch die unterschiedlichsten Verfahren "gewinnen" kann. Man ist daher nicht von einem Lieferanten abhängig sondern kann in einem gewissen Rahmen reagieren und umschichten.


    Achso: Ich bin beim besten Willen kein Öko oder Grünen- Wähler und bin mir auch nicht darüber sicher ob CO2 wirklich gefährlich ist...
    Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wandel zum Strom schneller kommt als viele denken. Die vielen kleinen Zahnräder sind da. Man muss sie nur zusammen bekommen ;)

  • Lithium

    Die größten Lithium-Vorkommen gibt es in Bolivien und die derzeitige Regierung dort lässt keine Ausländer an diese Vorkommen ran, auch keine Chinesen.
    Insgesamt kann man allerdings feststellen, das die Lithium-Lagerstätten in deutlich stabileren Ländern liegen als die Öl-Vorkommen.

  • Zeit und Vorausdenken

    Ihr sprecht ja verschiedene Sachen an, die mir auch durch den Kopf gehen.


    Was ich als problematisch sehe ist vor allem der Faktor ZEIT. Es geht ja nicht darum, daß Öl von heute auf morgen alle ist, sondern künftig wird es erstmal darum gehen, wie teuer es wird. Sicherlich folgt aus einer Preissteigerung eine Substitution, aber:


    48 Millionen PKWs allein auf Deutschlands Straßen sind nicht von heute auf morgen zu substituieren. Die e-Mobilitätsoffensive der Bundesregierung will bis 2020 1 Million Elektroautos auf den Straßen haben, das sind grade mal 2% der PKW-Flotte. Von LKW, Schiffen, Flugzeugen oder Zweirädern rede ich da mal noch gar nicht.


    Wir haben kürzlich einen Vortrag eines brunel-Mitarbeiters gehört (http://www.brunel.de/). Auch der hatte mehr als Zweifel hinsichtlich der Rohstoffversorgung für die e-Mobilität, wenn man sie in denselben Größenordnungen betreiben will, wie die heutige PKW-Flotte. Und dann gibt es in der Branche ja noch nicht einmal Standards, auch das wird erst noch Jahre dauern, bis man sich da durchgerungen hat (fehlende Standards bei e-Mobil-Steckern).
    Wodurch substituieren wir also?


    Meine Vermutung ist, daß Öl durch neue Arten von Mobilität ersetzt werden könnte, wozu ich Fußläufigkeit in den Städten zähle. Allerdings baut man auch Städte nicht von heute auf morgen um, auch sowas braucht Zeit. Denn sowas basiert auf Plänen, die weit vor dem ersten Spatenstich gemacht werden. Und deshalb interessiert mich ob das Thema irgendeine Rolle bei den Planern spielt und bei der Pragmatik der Stadtentwicklung (siehe Midas' Posting) mitbedacht wird.


    Gruß!
    Norbert

  • Peak Oil an sich vermutlich eher weniger. Der Umweltgedanke spielt da eine Hauptrolle bei irgendwelchen derartigen Erwägungen, ebenso wie Kapazitätsplanung (Straßen) und Parkraumversorgung an den Zielpunkten.


    Der hiesige Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim (Kommunale Verwaltungsgemeinschaft mit 680.000 Einwohnern, anderthalbfache Fläche von Dresden) hat da als Politik, Neubaugebiete - sowohl Wohn- als auch Gewerbe- und Industriegebiete - an sich nur noch im Erfassungsbereich von schienengebundenem ÖPNV zu planen (Straßenbahn, Regionaleisenbahn, S-Bahn, Regionalbahn); lediglich einigen Gemeinden innerhalb des Verbandes, die überhaupt keinen Bahnanschluß haben, werden hier Ausnahmen zugestanden. Und wenn es keinen passenden Haltepunkt gibt dann wird halt ein neuer mit in die Planungen einbezogen oder zumindest als Zielsetzung aufgenommen. Das gilt sowohl bei Außenentwicklung als auch Innenentwicklung. Dasselbe gilt übrigens auch für Güterverkehr; jedes aktuell in Ausweisung befindliche Industriegebiet hat einen Bahnanschluß.

  • Das ist doch schonmal sehr in die Zukunft gedacht, nicht schlecht..


    Sind die Verkehrsbetriebe bei euch noch in öffentlicher Hand; "müssen" Sie auch die ganzen Dörfer etc. regelmäßig anfahren? In anderen Regionen wird dank Privatisierung eher gekürzt..


    Auch wenn wir jetzt ein wenig vom globalen Thema weg kommen. ;)


    @Luke: Die Zeiten, in denen man sich als Grünen-Symphatisant schämen müsste sind denke ich vorbei. ;) (aktuell in Umfragen stärkste Kraft in unserer Hauptstadt, wer hätte das vor 25 Jahren gedacht...)

  • Sind die Verkehrsbetriebe bei euch noch in öffentlicher Hand; "müssen" Sie auch die ganzen Dörfer etc. regelmäßig anfahren? In anderen Regionen wird dank Privatisierung eher gekürzt..


    Sagen wirs mal so: Bei uns freuen sich First und Abellio, daß sie jeweils wenns hochkommt rund 10-15 Buslinien fahren "dürfen" (wobei nur Abellio im NV HD-MA tätig ist, mit drei Linien und als Kooperation mit DB Stadtverkehr). Die restlichen rund 600 Buslinien im Verkehrsverbund sind im wesentlichen im "Besitz" von Tochterunternehmen von DB Stadtverkehr, verschiedenen Stadtwerken und der SWEG (offiziell privat, gehört dem Land). In den Städten fahren eh nur die Unternehmen der Stadtwerke per Vergabe, dürfen sich halt dafür nicht an Ausschreibungen außerhalb ihres Konzessionsgebiets beteiligen (im Zuge der Privatisierung geht das überwiegend an DB Stadtverkehr).


    Nachtrag: Im Nachbarschaftsverband gibt es momentan rund 100 mehr oder minder häufig bediente ÖPNV-Linien (mit rund tausend Halten) von denen rund 85 von Rhein-Neckar-Verkehr und DB bzw. deren Subunternehmern sowie 10 von Taxiunternehmen bedient werden.


    Bei Ausschreibungen wird den Bietern eher nochmal auferlegt, zusätzliche Verbindungen nach eigener Überlegung zur Verbesserung des Netzes zu schaffen. Nach dem Prinzip "okay, ein Jahr nach der Ausschreibung wird S-Bahnhof X neu in Betrieb genommen, gebt uns mal Beispiele wie ihr dann die drei Dörfer außenrum passend zum S-Bahn-Takt anbinden wollt". Kommt durchaus Brauchbares zustande dabei.


    Rückgrat im Nachbarschaftsverband ist allerdings eh das Schienennetz, und das ist ziemlich fest in öffentlicher Hand. Übern Daumen gepeilt im Nachbarschaftsverband rund 60-70 km Normalspur- und gut das Doppelte an Meterspurstrecken (auf 480 km²), ohne reinen Güterverkehr. Planung ist hier ein Ausbau von 12 S-Bahn- und 11 Regionalbahnhalten auf 28 S-Bahn-Halte an vier Strecken im Verbandsgebiet in den nächsten Jahren, womit dann zusammen mit dem Straßenbahnnetz (auch im Umland, auch mit Ausbau) im wesentlichen bis ca 2020 fast alle Siedlungskerne erschlossen sein sollten (und für den letzten gibts zumindest ein "kann man drüber diskutieren").


    Nachtrag: Es sind insgesamt 200 km Personenschienennetz (Streckenlänge; 85 km Normalspur, 115 km Meterspur) im Verbandsgebiet, mit Ausbauplänen von maximal 45-50 km zusätzlicher Meterspur - wobei eine fertige Ausplanung und Finanzierung nur für ca. 10 km besteht. Hinzu kommt insbesondere in Mannheim ein Güterverkehrsnetz mit eigenen Streckenabschnitten und Bypässen.

    5 Mal editiert, zuletzt von kato2k8 () aus folgendem Grund: Recherche-Nachtrag

  • Ich werde sie trotzdem nicht wählen ;)
    Umweltschutz muss sein, aber nicht zu lasten der Wettbewerbsfähigkeit;
    nicht zum überteuerten Preis usw.
    Ich will weiter Atomkraft, ich will keine linke Politik, ich will niemanden der mit Steinwerfern und Hochschulenbesetzern sympathisiert, ich will niemanden der jedes Bau/ Infrastrukturprojekt aufhält oder verteuert oder ganz verbietet, weil ein Frosch gesehen wurde. Ich will niemand, der es in kauf nimmt, das ganze Ortschaften keinen Handyempfang haben nur weil er ungerne Mobilfunkmasten sieht usw usw


    Aber das ist ein anderes Thema ;)

  • ^ Im Klartext: Umweltschutz interessiert dich nicht, höchstens da, wo er keinen stört und nichts kostet und er dem Image dient. Es wäre nur ein wenig wenig weniger bigott, dass dann auch ehrlich zu sagen und nicht über die "Ja, aber..."-Schiene zu kommen.

  • Doch, interresiert mich.
    Nur Arbeitsplätze und Wohlstand, zB am Flughafen FFM gehen vor.
    Es gibt keinen Grund, Ortschaften nicht mit Handyempfang zu versorgen.
    Außer zu Imagezwecken der Grünen gibt es keinen Grund, 4 Spurige Bundesstraßen Jahrzehnte lang auf etlichen Kilometern 2 Spurig zu lassen (zB b49, b3) und so Staus und Tote in Kauf zu nehmen.
    Es gibt keinen Grund, in Deutschland schnell aus der Atomkraft auszusteigen und dann den Strom aus anderen Ländern zu kaufen usw.
    Es gibt genug weitere Beispiele, die es leider unmöglich machen die Grünen zu wählen.

  • als Politik, Neubaugebiete - sowohl Wohn- als auch Gewerbe- und Industriegebiete - an sich nur noch im Erfassungsbereich von schienengebundenem ÖPNV zu planen


    Genauer: Im Flächennutzungsplan beschäftigen sich drei der sieben "strategischen Leitlinien" damit:

    • "Priorität für Wohn- und Arbeitsstätten an der S-Bahn und am schienengebundenen Personennahverkehr"
    • "Neuentwicklung von Dienstleistungsstandorten im Umland nur mit S-Bahn-Anschluß"
    • "Priorität für die S-Bahn-Erschließung unserer Großstadtregion"


    Bei den "Prüffragen" für Projekte außerhalb des vorgeplanten "Entwicklungskorridors" sind für wirtschaftliche/gewerbliche Projekte wiederum drei von sieben Punkten thematisch verwandt:

    • "Wird durch das Projekt die Anbindungsqualität von Arbeitsstätten und Wohngebieten an den ÖPNV gesteigert?"
    • "Erhöht das Projekt den Flächenbedarf für den MIV?"
    • "Stärkt das Projekt das Angebot von Teilzeitarbeitsplätzen mit einer Anbindung an SPNV (verkehrsmindernde Siedlungsstruktur) ?"


    (Quelle: Flächennutzungsplan 2015/2020 Textteil Band I "Handlungsstrategie", Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim)