Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • ...Der preußische Adler hat in der linken Klaue einen Reichsapfel mit Kreuz, die preußische Königskrone hat ebenfalls ein Kreuz oben auf. ..


    Wir reden hier nicht von heraldisch eingebundenen Kreuzen denen sehrwohl und richtigerweise eine Bedeutung zukommt sondern vom Alleinstellungsmerkmal des Kreuzes als religiöses Symbol um eine Funktion, nämlich die einer Kapelle darunter zu bezeichnen. Und wie wir festgestellt haben gibt es diese Funktion, nämlich das Vorhandensein einer Kapelle, nicht mehr, also auch keinen Grund diezbezüglich mit dem Kreuz darauf hinzuweisen. Die Lage wäre eine völlig andere weil dann auch eine sinnhafte, wenn man sich dazu entschieden hätte hier auch wieder die Privatkapelle Friedrich Wilhelm IV wiederzuerrichten.

  • ^ Quatsch, ehrlich, das ist eine Erfindung, dass dies die Funktion des nachgeformten Kreuzes sein soll. Sie war es einmal, original, aber jetzt doch nicht. Wie alles andere sich auch auf etwas bezieht was mal war und nicht mehr ist. Die Schlossfassade weist ja auch nicht darauf hin, dass hier ein Preußenkönig residiert.


    Hast Du überhaupt verstanden in welchen Bezug die Reko zum Ort, zur Geschichte und zum Humboldt-Forum steht? Warum es auch Argumente dafür gab und gibt und warum diese sich durchgesetzt haben, als ein Beschluss gefasst wurde?


    Und auch die wenig respektvolle Haltung gefassten Beschlüssen gegenüber bei den Herren, die nun auf die PM hin reagieren?

  • Ich verstehe diese ganze Diskussion um die Funktion überhaupt nicht. Wir haben auch keine Hohenzollernfamilie die in das Schloss einzieht, was nun? Es ist eine äußerliche Rekonstruktion des Schlosses mit völlig anderer Nutzung. Das wusste man vorher. Das Kuppelkreuz ist nun wirklich nicht das einzige Symbol am Schloss, dass auf etwas verweisen wird, was es im innern nicht mehr gibt. Man könnte fast meinen, dass dem Kreuz zum Verhängnis werden soll, dass es noch christliche Kirchen gibt, aber keine preußische Monarchie mehr...

  • @ Camondo


    ich weiß ja nicht, ob du es nicht verstehen kannst oder willst, aber sämtliche Funktionen des alten Schlosses gibt es nicht mehr. Durch die Portale fahren keine Kutschen mehr, hinter der Fassade gibt es kein Schloss mehr, die Kapelle gibt es nicht mehr, ja nicht mal der Kaiser sitzt dort auf seinem Thron.:nono:


    Folgt man deiner Argumentation, dann darf man gar nichts rekonstruieren. Aber zum Glück tut man das nicht. Das Kreuz wird kommen. Auch wenn man an der CDU so manches mal in den letzten 2 Jahren zweifeln musste, aber dass eine CDU geführte Regierung sich gegen das Kreuz ausspricht, ich kann es mir nicht vorstellen. Daher ist es gut dass die Linke natürlich direkt auf den Antikurs aufgesprungen ist, das wird die Entscheidung für die Beteiligten umso leichter machen.


    Und camondo, auch wenn es dir vermutlich einen Albtraum bereiten wird, aber ich sage voraus, dass in nicht allzuferner Zukunft auch die ersten Innenräume wieder entstehen werden. Zum Glück hat man bei der Planung bis auf den Weißen Saal diese Option voraus gedacht. Und auch die Schlosskapelle ist theoretisch möglich, wenn man die jetzt eingezogene Zwischendecke entfernt. Also wenn es nur an der fehlenden Funktion liegt, dann sollten wir uns also schleunigst bemühen, gerade mit der Schlosskapelle als Rekoprojekt Nummer eins fortzufahren und das Kreuz als Beginn der Innenraumrekonstruktion sehen, sozusagen als Verkünder auf die zukünftige Entwicklung. Dann dürfte dein innerlicher Konflikt ja gelöst sein!:lach:;)

  • ^ Quatsch, ehrlich, das ist eine Erfindung, dass dies die Funktion des Kreuzes sein soll. Sie war es einmal, aber nicht mehr. ...


    Moment mal... es gab hier über 500 Jahre ein Schloss ohne die Kuppel die ja die eigentliche Kapelle bezeichnet. Dann wollte Friedrich Wilhelm IV eine Privatkapelle über dem Hauptor. Das war nach der 1848er Revolution, Nur aus diesem Grund gibt es die Kuppel überhaupt weil sie selbst die Kapelle war. logisch und natürlich, das mit einem Kreuz ihre Funktion gekennzeichnet wurde.
    Ich glaube das kann keiner in Abrede stellen.
    Jetzt wird also die Kuppel wiedererrchtet ohne die Funktion einer Kapelle, es werden dort Kunstwerke aus Vorderasien gezeigt. Es gibt also keine Kapelle mehr und logischerweise auch kein Kreuz.
    Das Kreuz ist doch kein originäres Symbol einer weltlichen Macht sondern der kirchlichen. Es gibt keine Schlösser die sich auf ihren Kuppeln mit Kreuzen allein schmücken, sondern wenn dann falls vorhanden im Wappen der Herrscherfamilie. Als ein solches ist dieses Kuppelkreuz aber niemals gemeint gewesen.


    Odysseus


    Und du hast es immer noch nicht kapiert, dass ich gegen das Gebäude selbst nicht das geringeste einzuwenden habe. Dein Vorstellungsvermögen ist da wirklich nur sehr begrenzt und einseitig entwickelt. Fast eine Echokammer. ;)

  • @ Camondo


    nur weil du deine falschen Analogien ständig wiederholst, werden sie dadurch nicht wahr.


    Das Schloss sollte schon viel eher eine Kuppel bekommen, aus finanziellen Gründen wurde sie aber erst später tatsächlich gebaut. Aber wie gesagt, es wurde eigentlich alles gesagt, ist bei dir aber mittlerweile wie bei klarenbach, dieses typische Donald Trump Phänomen, man sieht die Welt, wie man sich diese irgendwann mal im Kopf zusammen gebastelt hat und dann werden alle Infos und Fakten so zusammen gebaut, bis sie ins Weltbild passen und alles andere ist dann Verschwörung etc.


    Etwas mehr Information, etwas mehr Einarbeitung in die Entstehungsgeschichte des Humboldtforums und etwas über den eigenen Tellerrand schauen wirkt manchmal Wunder, solltest du mal versuchen:lach::lach:

  • ... Nur aus diesem Grund gibt es die Kuppel überhaupt weil sie selbst die Kapelle war. logisch und natürlich, das mit einem Kreuz ihre Funktion gekennzeichnet wurde.
    Ich glaube das kann keiner in Abrede stellen. ...


    Will ja auch keiner. Und es wird hier die Fassade des Berliner Schlosses nachgeformt, und nicht die Fassade eines anderen Schlosses.
    Du willst aber die Nachformung zensieren und verfremden, weil aus einem Grund (?), das Kreuz auf der Kuppel ein Dorn im Auge ist, und all die anderen Symbole der Reko nicht?!


    Das einzige, und das wiegt doch nicht unerheblich, das ich persönlich nachvollziehen kann ist, dass ein Kreuz über den Sammlungen der Kulturen der Welt tatsächlich symbolisch so gedeutet werden kann, wie eine thronende Kultur über den anderen Kulturen.
    Aber das ist bei mir nicht so, man kann es auch so reflektieren, dass man das innere der eigenen Kultur öffnet ohne die eigene Geschichte zu verfälschen. Dazu gehört das Kreuz auf der Kuppel, für mich, wie die kritische Reflektion mit der Sammlung des ethnologischen Museums und deren detailreichen Zustandekommen.


    Man hat selber die Wahl und wenn es im eigenen Inneren (die Gedanken sind frei!) so ist, dass man die eigene Kultur nicht über die andere stellt, dann kann man das Kreuz als Reko auch ohne Kapelle wie auch die Fassade ohne Schloss gut aushalten.

  • Nur aus diesem Grund gibt es die Kuppel überhaupt weil sie selbst die Kapelle war. Logisch und natürlich, das mit einem Kreuz ihre Funktion gekennzeichnet wurde.


    Und ebenso logisch, dass die preußischen Herrschaftssymbole nur an den Fassaden waren, weil im Schloss preußische Monarchen residierten/ herrschten. Das sollte nach außen hin gekennzeichnet werden.


    Jetzt wird also die Kuppel wiedererrchtet ohne die Funktion einer Kapelle, es werden dort Kunstwerke aus Vorderasien gezeigt. Es gibt also keine Kapelle mehr und logischerweise auch kein Kreuz.


    Jetzt wird also ein Gebäude nach den Umrissen des Schlosses wiedererrichtet ohne die Funktion eines originären Schlosses, ohne Monarchie und ohne Monarch. Es werden dort Kunstwerke und Ausstellungen gezeigt. Es gibt also kein Schloss mehr - und "unlogischerweise" trotzdem Schlossrepliken.


    Warum? Weil es nach langer Debatte so entschieden wurde, weil man nicht allein der inneren Funktion folgen wollte. Ebenso wurde mit der Kuppel insgesamt verfahren, egal wann diese ursprünglich geplant und ergänzt wurde und welche Funktion sie einmal erfüllte. Also das Prinzip alte Hülle und neue Funktion gilt insgesamt für einige Fassaden und die Kuppel. Die von Dir kritisierte "Unlogik" ist gewollt und hat System und es ist etwas albern, dann ein einzelnes Symbol zu kritisieren, das trotz exponierter Position lediglich die Gesamterscheinung abrundet und optisch nicht einmal übermäßig dominiert.


    Das Kreuz ist doch kein originäres Symbol einer weltlichen Macht


    Darum geht es hier doch nicht. Hier soll weder einer weltlichen Macht noch einer kirchlichen Institution gehuldigt werden. Die Schlossfassaden zeigen an, dass es hier mal ein preußisches Schloss GAB. Das Kreuz verweist darauf, dass darin mal eine Kapelle untergebracht WAR. Beides ist Teil der historischen Wahrheit/ Realität, auch wenn es nicht auf eine heutige Funktion verweist. Auch auf den PdR kann mE gerne (innen oder außen) selektiv verwiesen werden, auch wenn wir heute keine DDR mehr haben und der Bau abgerissen wurde. Solche Bezüge sollten sich nur stimmig einfügen.

  • Das einzige, und das wiegt doch nicht unerheblich, das ich persönlich nachvollziehen kann ist, dass ein Kreuz über den Sammlungen der Kulturen der Welt tatsächlich symbolisch so gedeutet werden kann, wie eine thronende Kultur über den anderen Kulturen.


    Aber warum muss man überhaupt immer in alles und jedes irgendetwas hereininterpretieren? Alles wird immer mit Bedeutung beladen, alles immer irgendwie interpretiert. Das geht an der Erfahrungswelt von 99,9% der Menschen völlig vorbei. Diese ganze Diskussion ist eine Diskussion des Feuilleton, nichts anderes. Man hat manchmal den Eindruck, in Berlin würden sich 100.000 Leute versammeln und gegen das Kreuz protestieren. Nein, die 100.000 waren in Berlin wenn überhaupt auf dem Kirchentag.


    Also warum immer diese völlig schwachsinningen Debatten um nichts? Man rekonstruiert hier einen Bau, der kirchliche, antike und monarchische Symbole aufgreift, wie übrigens fast jedes Schloss dies nun mal tut. Man rekonstruiert hier aber eben kein Schoss, sondern das Kunstwerk, was mit der ursprünglichen Funktion aber nichts mehr zu tun hat.


    Wie bereits erwähnt wurde, kann man doch nicht jetzt los ziehen und an der Fassade anfangen, einzelne Elemente zu verändern oder so umzuformen, wie es zum jetzigen Zeitpunkt irgendwelche Einzelmeinungen gern hätten. Der eine will das Kreuz nicht, der nächste will die Kartuschen nicht, Person C hat was gegen Engel, die nächsten sind gegen griechische und römische Anleihen, weil das ja sowieso nur kriegerische Völker waren.


    Wo soll das hinführen. Ich verstehe es einfach nicht!

  • Zum Kuppelkreuz

    Ich finde es sehr traurig, dass politische Kräfte sich jetzt die Forderung nach dem Verzicht auf die Fahnen schreiben. Die Fassadennachbildung ist eine Folge bürgerlichen Engagements und durch eine enorme Spendenleistung ermöglicht worden. Welche Kleinlichkeit und Destruktivität kommt nun mit dieser Forderung zum Ausdruck und auch noch zum jetzigen viel zu späten Zeitpunkt, wo nur noch Gefühle verletzt werden und Gift versprüht wird. Die Akteure sollten sich schämen und zeigen einen krassen Mangel an Respekt vor der Aktivität von Bürgern in unserer eigentlich demokratischen, freien und vielfältigen Gesellschaft. Es ist die reine Bigotterie und Selbstgerechtigkeit, die hier zum Ausdruck kommt.


    Dass man, nachdem man sich mit überbordenden Symbolen der preußischen Monarchie (zähneknirschend) abgefunden hat, jetzt gegen das Kreuz, als Symbol des unschuldig zu Tode Gefolterten richtet, ist in erschüttender Weise abscheulich. Hätte man diesen Hass voraus gesehen, so hätte man auf die Pläne lieber gleich verzichten sollen, denn schon der Streit ist dieses Symbols unwürdig.


    Der Streit tobt schon länger und ich habe sehr gehofft, dass er an unserem Forum vorbei geht. Leider sollte es nicht so sein. Ich denke auch, dass es den intellektuellen Kritikern darum geht den verhassten Berliner "Schlossbau" wieder einmal anzugreifen und dass das unschuldige Kreuz jetzt auch noch dafür gerade stehen muss.


    Ein bekennender Christ aber auch jemand, der mit dem Christentum lediglich sympathisiert und sich den kulturellen Leistungen, Werten und Traditionen verbunden fühlt, sollte die entsprechenden politischen Kräfte eigentlich nicht mehr unterstützen.

  • [...]
    Jetzt wird also die Kuppel wiedererrchtet ohne die Funktion einer Kapelle, es werden dort Kunstwerke aus Vorderasien gezeigt. Es gibt also keine Kapelle mehr und logischerweise auch kein Kreuz.


    Ich kann deinen Gedanken wirklich nur mit großer Mühe folgen. Du bist also nicht generell gegen Kreuze am Schloss, sondern ausschließlich gegen dieses, weil es etwas kennzeichnet, was es nicht mehr gibt (die Kapelle). Der Meinung kann man ja sein, aber dann stellst du das ganze Konzept der Fassadenrekonstruktion in Frage. Es gibt keinen preußischen Staat und mehr und dennoch wird das Schloss mit seinen Symbolen übersät sein. Was macht es für einen Unterschied, ob asiatische Kunst unter einem Kreuz oder über einer mit christlichen Symbolik durchsetzten Wappenkartusche gezeigt wird? Beides ist an und für sich ahistorisch. Ohne das Kreuz macht die ganze Rekonstruktion der Kuppel keinen Sinn, weder ikonographisch noch vom allgemeinen Verständnis ihrer Entstehungsgeschichte her.

  • @ Rotes Rathaus


    dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Es sind diese destruktiven Kräfte, die sich nicht damit abgefunden haben, dass das Schloss gebaut wurde, die sich jetzt ausgerechnet das Kreuz aussuchen.


    Man kann sich ja gegen die Kartuschen wenden, aber warum das Kreuz? Leider sind die Kirchen von der institutionellen Seite derart schwach geworden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich gegen diese gesellschaftlichen Ströme zu wenden. Und das meine ich dann auch wieder mit Stärke in der Diskussion zeigen. Wo ist der Aufschrei der Kirchen? Wo ist die Zivilgesellschaft, die jetzt mal ganz klar sagt, dass das so nicht mehr geht?


    Man hat das Gefühl, jeder schämt sich mittlerweile für alles, Christ zu sein, Deutscher zu sein, Fleischesser zu sein, Autofahrer zu sein.


    Irgendwie ist dieses Land vom berechtigten Anspruch auf Mindeheitenschutz irgendwie derart minderheitenfixiert geworden, dass man glaubt, alles nach diesen mehr oder weniger kleinen Gruppen ausrichten zu müssen.


    Der Schlossbau wurde eben mit Kreuz genau so entschieden, seit den ersten Visualisierungen ist überall das Kreuz auf der Kuppel, es hat 15 Jahre niemanden gestört und jetzt auf einmal soll hier die Ausgeburt der christlichen Dominanzkultur entstehen, das versteht doch niemand.

  • @ Camondo


    nur weil du deine falschen Analogien ständig wiederholst, werden sie dadurch nicht wahr.


    Das Schloss sollte schon viel eher eine Kuppel bekommen, aus finanziellen Gründen wurde sie aber erst später tatsächlich gebaut.


    Genau, es sollte nämlich aber eigentlich keine Kapelle rein und damit auch kein Kreuz drauf.

  • Dass bei der Kuppel nicht die Funktionalität im Vordergrund stand ist offensichtlich. Am Schloss wurde immer weiter gewerkelt, die Kuppel war eine prächtige Erweiterung unter vielen. Und ob darunter eine Kapelle oder Dienstbotenwohnräume eingebaut worden wären, das Kreuz wäre so oder so auf die Kuppel gekommen. Weil man so nun einmal bei uns traditionell Kuppeln, Türme oder auch Berggipfel "krönte". Ihr macht um diese Selbstverständlichkeit hier einen akademischen Popanz der mit der kulturgeschichtlichen Banalität des Kreuzes in unseren Breiten (zumindest bis zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts) überhaupt nichts zu tun hat.


    Und wo schon das Wappen angesprochen wurde. Das Kreuz war nicht direkt auf der Kuppel, sondern auf einer Laterne, die aus der Distanz (zB vom Erdboden aus) betrachtet sicherlich nicht zufällig an die typische Königskrone erinnert:



    https://upload.wikimedia.org/w…0px-Corona_Prusia-mj2.jpg


    Eben wortwörtlich die Krone der Kuppel des Schlosses.
    So wird ein Schuh daraus.


    Im Übrigen ist das gezielte Weglassen dieses Details für mich Geschichtsklitterung. Denn im Gegensatz zu den offensichtlichen Brüchen a lá Ostfassade ist hier eben nicht ohne Hinweis klar ersichtlich, dass historisch dort eigentlich ein Kreuz war.


    Das Kreuz zu rekonstruieren ist für mich apolitisch und lediglich konsequent als Teil der Rekonstruktion.


    Aber auf das Kreuz gezielt zu verzichten, dass halte ich nicht für apolitisch. Das ist Arroganz der Gegenwart, die den aktuellen Mainstream Berlins zum Maßstab zur Darstellung der Kulturgeschichte erhebt bzw diese danach verbiegt.


    Finde ich zum Kotzen, sorry für die klare Sprache.

  • Und ob darunter eine Kapelle oder Dienstbotenwohnräume eingebaut worden wären, das Kreuz wäre so oder so auf die Kuppel gekommen. Weil man so nun einmal bei uns traditionell Kuppeln, Türme oder auch Berggipfel "krönte".


    Das ist wieder so vollkommen unbelegte, dahin geschriebene Pumpernickel-Behauptung.


    Man muss nur 2km Luftlinie weiterfahren. Das Schloss Charlottenburg hat kein Kuppelkreuz. Die Schlosskuppel in Budapest hat kein Kuppelkreuz. Sanssouci hat keins, Schloss Solitude, keins, Karlsruhe keins, Dresden, niente. Und viel mehr Schlosskuppeln gibt es auch nicht. Nur Schwerin hat eine Kuppel, deren Spitze ein Engel krönt, der ein Kreuz hält.

  • Tomov, für gewöhnlich befindet sich derjenige in Rechtfertigungszwang, der eine geplante Rekonstruktion aus zeitgenössisch-politischen Erwägungen verfälschen möchte und nicht derjenige, der das mit Verweis auf das historische Original ablehnt. Im Übrigen kann ich auch deinen Kommentaren keinen wissenschaftlichen Belegapparat entnehmen.


    Du kommst nicht daran vorbei, dass das Christentum, christliche Symbole, christlicher Glaube und das Bekenntnis zum Christentum bis vor wenigen Generationen hierzulande für viele, viele Jahrhunderte so normal und allgegenwärtig war, dass man da eben nichts groß hinein zu geheimnissen braucht - von wegen nur wegen einer Kapelle unter einer Kuppel kam ein Kreuz auf diese Kuppel.


    Es gibt auch historische Beispiel für Kuppeln ohne Kreuz - und welche mit Kreuz. Ist unter der Kuppel im Schweriner Schloss eine Kapelle? Nein? Ach, schau an. q. e. d.


    Weisst du übrigens was erscheint, wenn man in der Wikipedia "Kuppelkreuz" eingibt?


    "Kuppelkreuz (Architektur), architektonisches Ornament"


    Nicht "Start der Remissionierung Berlins". Dagegen dort tatsächlich wieder eine Kapelle einzurichten könnte man indes überzeugend argumentieren. Aber das plant ja auch niemand. Und wenn es wirklich nicht um Zank - genau das also, was die "Kritiker" hierüber nun ausgelöst haben - ginge, sondern um die viel bemühte "Versöhnung der Kulturen", dann könnte man auch einfach einen Gegenvorschlag machen, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt:


    statt den Raum unter der Kuppel, wie derzeit geplant, ungenutzt zu lassen, warum dort nicht einen "Raum der Stille" einrichten, der die volle innere Höhe der Kuppel ausnutzt. Die Kuppel wird dabei spartanisch verkleidet, so dass v. a. das Licht und die Raumhöhe wirkt und jeder darf dort einkehren, um zu beten, zu meditieren oder meinetwegen einfach einmal die Augen für 10 Minuten auszuruhen. Und keinen dieser Gäste dieses Raumes würde es interessieren ob darüber ein Kreuz trohnt - ganz im Gegenteil, gerade diejenigen, die immer vorauseilend in diesen Debatten angesprochen werden ("Andersgläubige") sind wesentlich toleranter, als teutsche Teutonen ohne Bekenntnis, gegenüber christlichen Symbolen. Diese in Nachkriegsdeutschland seit Jahrzehnten konsequent geführte "Vendetta" - nicht gegen Gläubigkeit, sondern gezielt gegen das böse, böse Christentum - steht den Humanisten, die sonst immer große Begriffe von Geschichtsbewusstsein und Bekenntnis zu Glaubensfreiheit und Vielfalt im Munde führen, nicht gut zu Gesicht.

  • .... Wie alles hat auch die Sache mit dem Kreuz zwei Seiten. Und es steht eben auch für viele Millionen Tote, für grausamste Missionierung, für Inquistition und Folter. Für Zerstörung all der Kulturgüter und Architekturen die nicht mit dem Kreuz und dem Glauben dahinter kompatibel waren. Es steht auch für Unfreiheit und Wissenschaftsverweigerung. Insofern kann ich die Argumentation das Senats völlig nachvollziehen.


    Da hast Du wohl recht. Aber, mit dem selben Argument koennte man auch den Abriss aller DDR Bauten befuehrworten. Die DDR stand unter anderem fuer Mauertote, Bautzen, Einschraenkung der Reisefreiheit, Einschraenkung der Informationsfreiheit, Zensur, schlechte Frisuren, Eduard Schnitzler, Erich und Margot Honecker.
    Also, weg mit dem Fernsehturm, weg mit Plattenbauten, etc.

  • ^hier sieht man wunderbar, was das eigentliche Problem (immer schon) in diesen Debatten ist: leblose Ojekte werden zu Sündenböcken für menschliche Dummheit gemacht.


    Die Kreuzfahrer waren einfach Brandschatzer und Raubmörder. Das Kreuz war nur deren Feigenblatt. So wie die "Mission" des Weltsozialismus das Feigenblatt für die Sadisten der Stasi war, die eigene Bevölkerung in Geheimgefängnissen zu quälen (zB damit, was man heute gemeinhin als "Waterboarding" bezeichnet) und hinter einer Mauer einzusperren, mit einem extra geschaffenen Straftatbestand "Republikflucht", der endgültig klarmachte, dass das ganze eigentlich ein Gefängnis war, mit den Parteibonzen als Oberwärter und unter Strafe verbotener Flucht (!).


    Missionierung - und bei "Uneinsichtigkeit" in einem zweiten Schritt Verfolgung - Andersdenkender hat es auch unter beinahe jeder Weltanschauung gegeben, ob nun politisch oder religiös, bis heute. In der DDR gab es eigene Agitprop-Wissenschaften, die sich einzig damit beschäftigten, die Missionierung der "Ungläubigen" Nichtsozialisten in der Welt voranzutreiben. Weil viele Menschen ungemein ignorant sind und alles, was nicht so ist wie sie selbst, hassen und entsprechend behandeln. Der Mensch, nicht das Kreuz oder die DDR, haben Schuld auf sich geladen.


    Im Übrigen, die moderne Kirche hat sich von all dem schon längst distanziert (im Gegensatz zB zu Betonköpfen aus der SED Ära, "es war nicht alles schlecht"-Verharmloser) und die heutigen Christen in Deutschland tun sehr viel dafür, um hier Wiedergutmachung zu leisten und ihren Glauben für die Moderne zu öffnen. Die evangelische Kirche verheiratet sogar schon mit offiziellem Segen homosexuelle Paare - ist also weiter als unser Staat, der Homosexuellen bis heute nur das Wortungetüm "eingetragene Lebenspartnerschaft" zugestehen möchte, obwohl die Rechte und Pflichten inzwischen zu 99 % identisch mit der "Ehe" sind, umso auffallender ist, wie sehr man darauf beharrt, das aus rein ideologischer Vernageltheit nicht auch einfach gleich "Ehe" nennen zu wollen. Da ist die Kirche weiter als die Gesellschaft!


    Und während die Gesellschaft Kriege führt, alias Auslandseinsätze, halten die Kirchen Friedensgebete ab. Auch beim friedlichen Umsturz in der DDR hatte die Kirche eine zentrale (und durchweg positive) Rolle, als letzter Zufluchtsort für Andersdenkende. Wie auch in der Gegenwart zB das "Kirchenasyl", wo sog. "Ausreisepflichtige" letzte Zuflucht vor der Abschiebung in das Ungewisse erhalten. U. v. m.


    Ich bin und war nie ein gläubiger Mensch und mir ganz persönlich ist (jegliche) Religion schlicht suspekt. Aber ich kann mich doch mit meiner Weltsicht nicht zum alleingültigen Maßstab machen und mit atheistischer Bilderstürmerei überall das Kruzifix herunterreißen. Das wäre nicht liberal, sondern das wäre exakt so engstirniges Denken, wie es viele Atheisten ironischerweise der Kirche vorwerfen.

  • ^der Pseudo-"Palast" wurde abgerißen, weil er eine Asbestruine war. Die gesetzlich zwingend vorgeschriebene Asbestsanierung führte zu einem de-facto Abriß bis zu den blanken Stahlträgern. Danach wäre eine Rekonstruktion notwendig gewesen. Also stand es Rekonstruktion dieses "Palasts" gegen Rekonstruktion des "Schlosses". Es mag durchaus sogar für eine "Palast"-Reko Argumente gegeben haben, aber man hat sich halt anders entschieden.


    Abgesehen von ein paar scheußlichen Standbildern "sozialistischer Kunst", wo Lenin und Co. götzenhaft verehrt wurden, sowie der ganzen Sperranlagen wurde nach der Wende nirgendwo in Berlin blind abgerißen. Schau dich am Alex um. Lieber lässt man dort, in bester Lage, seit Jahren ganze Blöcke leerstehen, weil man noch kein sinnvolles Nachnutzungs- und Sanierungskonzept für ex DDR Bauten finden konnte, als diese abzureißen und die entsprechenden Parzellen mit Neubauten zu versehen. Man ist sogar besonders darauf bedacht, sich genau diesem Vorwurf, der Bilderstürmerei, nicht auszusetzen. Vom alten Ostberlin ist heute im Stadtbild mehr "authentisch" erhalten, als vom alten Westberlin, von dem außer dem Ensemble Gedächtniskirche, Wasserklops und Europacenter in zentraler Lage gar nicht mehr soviel unverändert übrig geblieben ist.


    Übrigens auch der Sitz des westdeutschen Parlaments - der Reichstagsbau. Der war bei der Wende keine Ruine, sondern ein bereits einmal für viel, viel Geld umgebauter Zweitsitz des westdeutschen Bundestages und ein Hauptwerk Westberliner Nachkriegsarchitektur. Ohne mit der Wimper zu zucken hat man das dann von Foster alles wieder herausreißen und "gesamtdeutsch" umbauen lassen. Nur um den "Palast" gab es ein ewiges Zaudern inkl. melodramatischem "ZWEIFEL". Nein, in Berlin haben wir es uns wahrlich nicht leicht gemacht, DDR Protzbauten und Repräsentationsarchitektur wegzureißen. Selbst das Machwerk des "Marx-Engels-Forum" soll nach jetzigem Stand nach Abschluss der U-Bahnbaustelle regelrecht rekonstruiert werden. Etwas, wogegen du dich an anderer Stelle persönlich gewendet hast. Also komm mir bitte nun nicht als Bewahrer des DDR Städtebaus daher, nur weil dir das historisch korrekte Kreuz auf der Kuppel des HUF missfällt.