Leipzig: Hotels in der City - Bestand und neue Vorhaben

  • Stuck ist aber etwas aus vergangenen Zeitepochen... Wo ist der Bezug zum "hier und jetzt"??? Und diesbezüglich hat es nichts mit "Rekonstruktion" zu tun... da ist etwas frei erfundenes, nicht zeitgemäßes an die Fassade "gepappt" wurden... Ich lehne diese Praxis ab!

  • Lehnst du Stuck in der Gegenwart jetzt generell ab, oder meinst du, diese Rekonstruktion sei keine, weil sie nicht den Originalstuck rekonstruiere?

  • Generell finde ich Stuck ein sehr schönes Dekorationsmittel. Und wenn man an Gebäuden fehlenden Stuck ergänzt, und dabei die Sensibilität besitzt, die Fassade wieder so herzustellen, wie sie zur Erbauung erdacht war, ist es ein willkommenes Stilmittel. Wenn aber Zierrat einfach "nur so" oder "so ungefähr" angebracht wird, und wie in dem Falle Jacobstraße 1, aus meiner Sicht unvollständig bzw. denkmalpflegerisch zweifelhaft, dann lehne ich eine solche Praxis ab! Schau dir nur den merkwürdigen Dachbereich und den Übergang Fassade zum Dachaufbau an, die fehlenden Kapitelle an den Pilastern im Eckbereich und, und, und... das sind alles halbe Dinge, unsensibel in der Ausführung und nur auf "es sieht wieder hübsch aus" getrimmt...

  • ^ Ich bin jetzt auch nicht unbedingt ein Stuckbefürworter bei Neubauten, da man damit gern über konzeptionelle Mängel hinwegtäuscht oder das Ganze eben in einer miserablen Qualität erfolgt, aber - wer hat eigentlich festgelegt, dass Stuck per se etwas aus der Vergangenheit und deshalb im hier und jetzt nicht stattfinden darf? Gerade die verschiedenen Neo-Baustile aus der Gründerzeit und der vorhergehende Klassizismus haben doch nur aufgrund ihres Bezugs auf die Vergangenheit existiert.


    Unabhängig davon begrüße ich bei Sanierungen allerdings ebenfalls, wenn der Stuck nicht vereinfacht wie hier, sondern möglichst originalgetreu wiederhergestellt wird. Die Alternative kann aber nicht heißen, alles so entstellt zu belassne, wie es vorher war.

  • zustimmung.
    wie bereits erwähnt, hatte der bauherr in archiven nach den alten bauzeichnungen gefahndet. sie existieren allerdings nicht mehr. so hat er sich halt dem original genähert - obwohl er nicht gerade im geld zu schwimmen scheint, wie die übernahme der roten fensterrahmnen zeigt. und das ergebnis sieht ja wohl nun jedenfalls besser aus als der vorzustand.

  • Na wenn das der Anspruch ist: "Es sieht besser aus, als vorher"... ich weiß nicht.
    Mit dem Geld hätte man auch der Fassade einen modernen, schlichten Anspruch verleihen können, mit zeitgemäße Materialien (wozu ich Stuck nun mal nicht zähle) und gänzlich ohne angeschraubte Fantasie.

  • ich finde es etwas schade, dass du da so kompromisslos eingestellt bist. aber es wird hier niemand gezwungen, etwas gutheißen zu müssen. :) wenn es dir misfällt, dann ist das deine gute meinung, und dazu ist das forum schließlich da, nicht nur 1 meinung zu akzeptieren, sondern die diskussion zu suchen.


    ich persönlich finde es trotzdem gut, dass sich bemüht wird, dem "originalen" zustand möglich nahe zu kommen. auch wenn sich da streiten lässt, was denn original ist. wenn man vor 100 jahren mit viel fantasie häuser bautechnisch geschmückt hat, und aus ihnen mehr gemacht hat, als sie eigentlich sind, dann halte ich das heutzutage nicht unbedingt für falsch.


    und eine kleine (vll provokante) gegenfrage: was ist denn das "moderne" verglasen von betonfassaden (speziell hochhausbau). abgesehn davon, dass es recht schwer ist, putz auf 600 m höhe sicher anzubringen. :)

  • keine sorge... generell freut mich ja auch jedes sanierte haus, und die ecke gewinnt schon dadurch, dass der lange leerstand nun endlich beendet wird. die lage für ein hostel ist gut gewählt.


    und bei "modern" muss man ja nicht immer nur an glas und beton denken.
    bei dem eckhaus hätte mir schon deshalb eine modernere, nicht rückwärts gewandte fassadenstruktur gefallen, weil die später aufgesetzte, zusätzliche (dach-)etage viel besser in ein einheitliches konzept eingebunden hätte werden können... so sieht es doch merkwürdig aus. und hier im waldstraßenviertel haben wir so viele schöne baudenkmäler aus der sog. gründerzeit, dass sich unser zeitgeist vielleicht ganz gut hätte integrieren lassen.

  • ^ nach deiner Logik ist doch das Verkleiden eines alten Gebäudes mit einer modernen Fassade erst recht absolute Fantasie. Da beißt sich die Katze dann in den Schwanz. Warum muss sich der "Zeitgeist" bei einer Fassadensanierung integrieren, wenn er das bereits bei den meisten Neubauten kann?

  • Erschließt sich mir ebenso nicht. Wenn man ein gründerzeitliches Gebäude saniert, was spricht denn gegen eine erneute Bestuckung?


    Dieses ständige "Brüche sichtbar machen" und wie das alles heisst sollten wir doch mal sein lassen. Schöne Sanierung gemessen am Nutzungszweck des Hauses. Punktum.

  • Neubau eines Hotels in der Grimmaischen Straße 27/29

    Bei der Aktualisierung der kleinen Übersicht über die jüngsten Neubauten und aktuellen Bauvorhaben in der Innenstadt dank eurer Infos suchte ich nach neuen Infos zum Neubau der TLG in der Grimmaischen Straße 27/29 (Theaterpassage, Schuhladen, Optiker Neefe).


    Schon bei den ersten Informationen hieß es, dass das Erd- und erste Obergeschoss ist für den Einzelhandel vorgesehen sind und darüber ein Hotel entstehen könnte.


    29.03.2010 - 13:52 UHR | Kategorie: Leipzig
    Citygebäude am Augustusplatz soll weg
    http://www.radiodresden.de/index.php?id=2142&tx_ttnews[tt_news]=363740&cHash=59f2f4371f225c4439b19106d5bf0c4f


    Soeben fand ich die etwas versteckte Information im WWW, dass an zentraler Stelle in der Leipziger Innenstadt ein neues Hotel für die TLG Immobilien GmbH entsteht. Auf Grundlage der bereits erstellten Vorplanung ist am 24.11.2010 die kister scheithauer gross Architekten und Stadtplaner GmbH (KSG) für Entwurf und Bauantrag beauftragt worden.
    http://www.ksg-architekten.inf…id=105&Itemid=298&lang=de

  • ^ Bei deiner Information handelt es sich nicht zufällig um das bereits vor über einem Jahr fertiggestellte Motel One?


    Edit: Offensichtlich nicht, wenn die Meldung vom 24.11.2010 stammt. Falls dem so ist, beauftragt die TLG erneut dieses Architekturbüro für ihren zweiten Hotelneubau in der Innenstadt und wir dürfen uns auf ähnliche Durchschnittsware wie hier freuen. An diesem Standort wäre das allerdings auch völlig ausreichend, meine ich.

    Einmal editiert, zuletzt von Cowboy () aus folgendem Grund: Eränzung

  • Vielen Dank für die Neuigkeiten. Schade, dass keine Veröffentlichung der eingereichten Entwürfe erfolgt ist, die TLG will hier augenscheinlich Diskussionen vermeiden. Spätestens, wenn das Ganze nach Überarbeitung vors städtische Gestaltungsforum kommt, wird aber sicherlich auch die LVZ berichten.

  • [quote='DaseBLN','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=285186#post285186']^ nach deiner Logik ist doch das Verkleiden eines alten Gebäudes mit einer modernen Fassade erst recht absolute Fantasie.


    wenn aber das alte nicht mehr da ist, und ich mit den heutigen mitteln und einer zeitgemäßen gestaltung etwas neues schaffen kann, ist es was völlig anderes. hier wird so getan, als ob es mal so ausgesehen hat! was für einen sinn hat das? das ist doch der springende punkt! ich verstehe euch "stuckfanatiker" in dem sache echt nicht!!!

  • DaseBLN


    Die TLG konnte zur Grimmaischen Str. 27/29 noch gar keine Entwürfe veröffentlichen, weil die Abgabe der Fassadenentwürfe erst gestern Nachmittag erfolgte. Die Entscheidung soll kurzfristig erfolgen...

  • sobriquet:


    Ob sich eine hypothetische moderne Fassade bei dem offensichtlich finanziell nicht sonderlich mächtigen Investor besser getan hätte als die (für Leipzig etwas überdurchschnittlich stark) vereinfachte historische Fassade, die jetzt entsteht, darüber kann man nur spekulieren. Wenn ich daran denke, wie solche Hostels in manch anderer Stadt aussehen, dann vermute ich doch eher nicht.


    Auf DAvE LEs Bild wirkt das Gebäude jedenfalls überzeugend auf mich. Übrigens wurde ja auch die Jacobstr. 2 im Dachbereich vereinfacht.

  • @ Lefeut: in der LVZ stand, dass die 10 Teilnehmer ihre Beiträge bis Mitte November einreichen sollten. Eine Entscheidung für ksg am 24.11. erscheint dann doch recht schnell, aber nicht unmöglich. Andernfalls könnte ich mir die ksg-Meldung nur so erklären, dass das Büro einfach für die Planung des Gebäudes unabhängig von der Fassade zuständig ist und der Wettbewerb verlängert wurde...


    @ Sobriquet: hier ist niemand Stuckfanatiker. Die halten sich in anderen Foren auf. Wenn du mal einen Gang zurückschalten und kurz Nachdenken würdest, könntest du das auch erkennen. Fakt ist, die Fassade ist kein reines Fantasieprodukt, sondern eine vereinfachte Form der ursprünglichen Fassade des noch existierenden Gebäudes. Diesem alten Gebäude jetzt künstlich einen modernen Look zu geben um damit einen Neubau zu imitieren - sorry, das ist Disneyland.

  • DaseBLN


    Es verhält sich so:


    KSG hat von Anfang an die Planungen für das Gebäude übernommen - und das schon weit vor dem 24.11.2010. Es gab wohl schon Entwürfe von vor 2 Jahren.


    Der Wettbewerb für die Fassade hat damit erstmal gar nichts zu tun. Bei dem gings ja nur darum, dass die Stadt natürlich für ihren Innenstadtbereich eine gewisse architektonische Qualität sichern möchte - und daher zumindest diese komischen Fassadenwettbewerbe fordert (wobei ein Architekturwettbewerb für das gesamte Gebäude inkl. Fassade immer vorzuziehen wäre (wie zum Beispiel beim kürzlichen Verfahren zum Stadthaus von Schulz&Schulz)) Architektur ist ja nun mal nicht nur Fassade!


    Der Fassadenwettbewerb sollte wie die LVZ ganz korrekt berichtet hatte bis Mitte November beendet sein, wurde dann aber unterbrochen und erst im Dezember wieder gestartet (worüber die LVZ aber übrigens auch berichtet hat). Neues Abgabedatum war numehr der 12. Januar. KSG selbst hat interessanterweise auch am Fassadenwettbewerb für ihr eigenes Gebäude nocheinmal teilgenommen:D (vielleicht war ja auch ihr ursprünglicher Entwurf einfach nur schlecht;) )


    Nun bleibts spannend WER und vor allem WAS das Rennen machen wird...;)

  • @ DaseBLN
    Was heißt hier "dem alten Gebäude jetzt künstlich einen modernen Look zu geben"??? Wir alle kannten nur einen (relativ) modernen Look - der ist nämlich beim Umbau, als die Fassade geschliffen wurde (Ende 30iger Jahre oder Anfang 50iger Jahre?), entstanden... Disneyland ist jetzt entstanden!


    Riesz
    stimmt... und das mit dem Dachbereich von Jacobstraße 2 finde ich auch nicht besonders glücklich gelöst... der Turmbereich ist wenig sensibel in der Ausführung, (Proportion, Haube, Fenster...) und generell gehört er da auch nicht hin!

  • ^ Das Gebäude wurde Anfang des 20. Jh. erbaut und ist in seiner kompletten Grundstruktur noch entsprechend dem Erbauungszeitraum vorhanden, dies gilt selbst für die Fassade mit Fenstergrößen, Pilasterformen etc. Der Wiederaufbau nach Kriegsbeschädigung (in Leipzig gab es m.W. im GGs. zu Berlin keine Entstuckung in den 30ern) erfolgte entsprechend nicht mit wie auch immer gearteter moderner Fassade, sondern nur in vereinfachter Form. Konsequenterweise hätte man dann, um es "noch moderner" zu machen, nur weiter vereinfachen können - superb.


    Nochmal: Es geht hier nicht darum, was du oder ich kennen, sondern, um was für ein Gebäude es sich im Grund handelt. Und wenn du, wie anzunehmen ist, gegen bestuckte Neubauten bist, weil das den wahren Entstehungszeitraum des Gebäudes verleugnet, solltest du konsequenterweise auch dagegen sein, den Entstehungszeitraum dieses Altbaus mittels einer modernen Fassade zu verleugnen. Ich weiß nicht, was es da zu diskutieren gibt :confused: