Sanierung Stadttheater
Mal ein Thema, das ich schon länger anpacken wollte. Da der Gemeinderat das letzte Woche auch endgültig abgesegnet hat, ist jetzt ein ganz guter Zeitpunkt.
Das Stadttheater Heidelberg (auch "Heidelberger Theater") wird ab voraussichtlich Mitte 2009 großräumig saniert werden. Das Theater stammt aus dem Jahre 1851. Die letzte vergleichbare Sanierung mit Gebäudeumbau wurde 1927 vorgenommen. Die Sanierung ist nötig, da das Theater aufgrund von Sicherheitsmängeln 2006 schon vorübergehend geschlossen wurde.
Ausgewählter Entwurf: Waechter + Waechter, Darmstadt
Projektleitung: Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) Heidelberg
Die vorgesehene Dauer der Sanierung liegt bei 3 Jahren, Gesamtkostenpunkt der Aktion bei 52,9 Millionen Euro. Dazu kommen noch einmal 5,3 Millionen Euro für eine Ersatzspielstätte. Ein gewisser Teil der Kosten entsteht durch den nötigen Erwerb eines Nachbargrundstücks, in der Heidelberger Altstadt natürlich in Hochpreislage.
Die Kosten werden etwa zur Hälfte durch die Stadt Heidelberg getragen; die andere Hälfte wird durch ein Stiftungskonzept und viele Spenden getragen, unter anderem 1 Million Euro durch Manfred Lautenschläger (ex-MLP) sowie eine Einzelspende von 13 Millionen Euro durch Wolfgang Marguerre (CEO Octapharma AG).
Detaillierte Pläne des ausgewählten Entwurfs finden sich in [diesem von der Stadt Heidelberg veröffentlichten PDF]. Auf Seite 6 wird der Entwurf erläutert. Alle drei Sieger- sowie die beiden angekauften Entwürfe finden sich [hier] in ähnlicher Ausführlichkeit.
Ein Hauptpunkt ist, daß das - in der Sanierung 1927 angehobene - Foyer und der Theatersaal wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt wird; hierdurch wird das Theater wieder stufenlos erreichbar.
Das Theater wird künftig über zwei Spielsäle verfügen. Die Erhaltung des historischen Saals (statt eines Umbaus) war lange Zeit ein sehr strittiger Punkt. Im gewählten Entwurf werden die Bühnen des historischen Saals sowie eines neuen Saals in einem Neubau miteinander verknüpft; historischer und neuer Saal bilden eine L-förmige Struktur auf einer Ebene.
Der historische Saal soll zukünftig als zweite Spielstätte, Kleinkunstbühne, sowie weitergehend für Vermietungen, als Nachtcafe oder erweiterte Foyer-Fläche verwendet werden.
Der im Rahmen der Sanierung entstehende Neubau wird allerdings das Stadtbild der Altstadt nicht allzusehr stören - dieser ist komplett rundum durch Altbauten eingefasst; von der Theaterstraße aus sichtbar wird die wenige Meter breite Glasfassade des neuen Haupteingangs neben dem historischen Foyer sein, von der Friedrichstraße wird es einige Einblicke mehr in das Gelände geben.
In der Zeit der Sanierung wird das Theater und das Philharmonische Orchester der Stadt Heidelberg in eine Ersatzspielstätte ausweichen.
Hierbei hat man sich für eine Spielstätte in einem großen Zelt auf dem Gelände der Alten Feuerwache, die seit einigen Jahren leersteht, entschieden. Zusätzlich wird die Straße hinter der Feuerwache requriert, wo ein zweites Zelt aufgestellt wird.
Leider gibt es bezüglich der Ersatzspielstätte einige Querelen: Aus gesetzlichen Lärmschutzgründen - für die Anwohner, nicht das Theater - wird es nötig, daß die Zelte seitlich durch Lärmschutzwände gedeckt werden. Da diese acht Meter hoch werden sollen (und eine der Wände sich über mehr als 50m hin zieht), und zusätzlich auch die Parksituation an diesem Ort noch ungeklärt ist, kann man sich vorstellen, wie begeistert die Umgebung darüber ist.
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Alle Illustrationen: Waechter + Waechter, Darmstadt.