Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • Die wieder aufflammende Diskussion über das Einheitsdenkmal möchte ich zum Anlaß einer Anregung nehmen. Laut Frau Grütters sei die Entscheidung des Deutschen Bundestages zum Einheitsdenkmal weder inhaltlich noch örtlich abschließend getroffen.


    Der Haushaltsausschuß hatte einerseits die Mittel für das beabsichtigte Einheitsdenkmal formal wegen Kostenüberschreitungen, wahrscheinlich aber auch wegen grundsätzlicher Bedenken gestoppt und andererseits Mittel für die Wiederherstellung der Kaiser-Wilhelm-Kolonnaden bereitgestellt.


    Der Deutsche Bundestag hat ferner die Mittel zur Versetzung des Neptunbrunnens an seinen historischen Standort bereits bewilligt, die Berlin aus eher ideologischen Gründen, offenbar wegen der Beibehaltung einer DDR-Identität, bisher nicht annehmen will.


    Das Einheitsdenkmal soll an prominenter Stelle in Berlins Mitte aufgestellt werden. Die preisgekrönte moderne Form ausgerechnet gegenüber dem äußerlich wiederhergestellten Barockschloß empfinden offenbar viele Bürger und Abgeordnete als unpassend. Auch wenn die Entscheidung für den Standort ursprünglich bereits getroffen wurde, könnte man über eine Rochade nachdenken:


    Die Kaiser-Wilhelm-Kolonnaden und der Neptunbrunnen werden an ihren historischen Standort versetzt und das Einheitsdenkmal wird auf dem so frei gewordenen ausgesprochen prominenten jetzigen Platz des Neptunbrunnens am Fuße des Fernsehturms errichtet.

    Für die Versetzung/Wiederherstellung der beiden historischen Bauwerke sind die Mittel bereits bewilligt. Sollte eine solche Idee mehrheitsfähig sein, lassen sich sicher auch die zusätzlichen im Grunde wenigen Mittel für das Einheitsdenkmal finden.


    Der Vorteil dieser Lösung läge in der städtebaulich besseren Gesamtlösung, bei der die Einbettung des Humboldtforums in seinen ursprünglichen architektonischen Kontext ebenso gelänge, wie die angemessene Würdigung der Deutschen Einheit in zeitgenössischer Interpretation in dem modernen Umfeld des Alexanderplatzes.


    Die weitgehende historische Wiederherstellung des Schloßumfeldes wäre auch im Hinblick auf den geplanten Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie als Gesamtensemble wünschenswert.

  • Der Tagesspiegel bringt ein langes Plädoyer von Florian Mausbach für das Freiheits- und Einheitsdenkmal. Er argumentiert vor allem mit der Geschichtsträchtigkeit des Ortes am Schlossplatz, der gleich an drei deutsche Freiheitsbewegungen erinnert:
    -an die Revolution von 1848
    -an die Revolution von 1918
    -und an die Revolution von 1989.
    Die Waage würde mit "ihrem freudigen und hoffnungsfrohen Schwung" an die deutsche Vereinigung von unten erinnern.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…se-von-1989/19665648.html

  • Also ich habe die Konstruktion des Einheitsdenkmals immer eher als kinetische Plastik verstanden und von der Beschreibung ihrer Erdenker her soll es doch so sein dass die sich aus dem Grund erhebende Ebene bei entsprechender Belastung durch Besucher "sanft herabsenkt". Der Begriff der Wippe, Waage, etc. kommt ja aus den Medien und dem "Volksmund" daher wird da nix wirklich wippen und viel Schwung wird das auch nicht erzeugen...


    Ich frage mich was Sasha Waltz zu der Diskussion denkt, denn von ihrer ursprünglichen Idee ist ja fast nichts mehr übrig. Ich denke als Bühnenbild für eine ihrer Choreographien könnte der ursprüngliche Entwurf tatsächlich sehr gut funktionieren!

  • Hat es sich bald ausgewippt?

    Die Kritik an der umstrittenen Einheitswippe vor dem Stadtschloss reißt nicht ab. Nach Kultursenator Lederer meldet sich jetzt auch Bausenatorin Lompscher zu Wort. Aus ihrer Sicht "wäre eine temporäre kulturelle Nutzung des Denkmalsockels in Abstimmung mit dem Humboldtforum wünschenswert und einer Teilzerstörung des denkmalgeschützten Sockels durch das Freiheits- und Einheitsdenkmal vorzuziehen", berichtet heute die Berliner Morgenpost. Wo die Linke recht hat, hat sie recht!


    http://www.morgenpost.de/berli…-das-Einheitsdenkmal.html

  • Die Einheitsdenkmal wird gebaut und ich glaube, dass die ablehnende Haltung der Linken alle anderen bestärken wird, damit das Richtige zu tun. Wenn die Linke so dezidiert dagegen ist, dann kann es nicht so verkehrt sein.


    Eine Partei die für den Erhalt der DDR eintrat und die Einheit als falsch betrachtet hat, ist naturgemäß prinzipiell gegen jedes Denkmal, auch wenn es Lederer und Lompscher natürlich so nicht ausdrücken, sondern Ergebnis, Ort, Verfahren usw. in Frage stellen.
    Das alles kann ich nachvollziehen, wenn diese Kritik geäußert wird, aber die Linke besitzt in dieser Frage keinerlei Glaubwürdigkeit. Die Linke windet sich wie ein Regenwurm, der aus der Erde gezogen wurde, bei der Frage ob sie ein solches Denkmal unterstützt und versucht stattdessen eben Ausführung, Ästhetik und Ort zu diskreditieren und das würden sie bei JEDEM Ergebnis so machen, das wird der Öffentlichkeit vorgeschoben um ja nicht öffentlich selbst nach dreißig Jahren Bekenntnis über die prinzipielle Einstellung zur Einheit führen zu müssen und Farbe zu bekennen.

  • Ach bitte, auch bei der SPD gab es eine recht große Gruppe von Einheitsgegnern. Lass die Vergangenheit doch mal in der Vergangenheit, die immergleichen Ressentiments gegen die Linkspartei sind mühsam. Die Linkspartei lehnt, wie viele Bürger, aus guten Gründen diese Planung ab und deine Behauptung "Die Einheitsdenkmal wird gebaut" (sic!) ist nach wie vor mehr Wunschdenken, als faktenbasiert.


    Sicher ist im April 2017 nur:
    -die rechtliche und finanzielle Umsetzung hat im Bundestag noch nicht einmal begonnen,
    -es kann nicht einmal ein Baubeginn in Aussicht gestellt werden
    (http://www.morgenpost.de/berli…uer-Kultur-in-Berlin.html)
    -die zuständige Kulturstaatsministerin regt eine neue Debatte zum Denkmal an
    (http://www.bz-berlin.de/landes…er-mehr-videoueberwachung)

  • Die Berliner Morgenpost macht sich für das Freiheits- und Einheitsdenkmal stark. Sie argumentiert vor allem mit der Geschichte des Standortes: Während der Revolution 1848 wurden hier 200 Bürger niedergeschossen, die für Freiheit und Demokratie kämpften. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal an diesem Standort wäre ein Zeichen von Emanzipation: Dort, wo einst das Standbild Kaiser Wilhelms I. stand, würde nun die Bürgergesellschaft triumphieren.


    http://www.morgenpost.de/meinu…Freiheit-und-Einheit.html

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    Ein typischer Klarenbach. Was du geflissentlich unerwähnt lässt ist, dass Fahrun vor allem das merkwürdige Geschichtsbild der Linke kritisiert die anscheinend ein Problem damit hat, dass an einem solch prominenten Ort einer Revolution gedenkt wird die sich gegen ihre wichtigste Vorgängerpartei gewendet hat.

  • Mal ganz von der politischen Diskussion abgesehen stimme ich da "Charles" zu:
    Mit der sich jetzt doch konkretisierenden Rekonstruktion der Bauakademie fänd ich eine Versetzung des Schlossbrunnens und eine Platzierung des Einheitsdenkmals auf das Rathausforums ästhetisch gesehen gelungener. Ich habe den Brunnen immer als Fremdkörper empfunden.
    Statt der Kolonnaden könnte man die Baumalleen von der Lustgartenseite auf die Schlossseite spiegeln.
    Ein Hain der Revolution sozusagen...

  • @Bato: Untypisch Klarenbach ist dafür immerhin, dass er mal völlig entgegen der Agenda der Linken argumentiert. Dass er sich nicht explizit gegen die stellen will und dafür mal schnell einen Artikel über scharfe Kritik an der Linken entsprechend zurecht kürzt: Geschenkt. Ich prüfe seit jeher ohnehin alle Quellen und schmunzle da teilweise schon fast drüber. Ebenso darüber, dass es tatsächlich nicht einer gewissen Ironie (und Komik) entbehrt, wenn Frau Lompscher so plötzlich für die Mosaike eintritt. Als nächstes stellen sie sich noch hinter den Vorschlag mit den Kolonnaden...


    Ein in seiner Stoßrichtung sehr ähnlicher Artikel stand übrigens kürzlich im Tagesspiegel.


    Insgesamt hat die Linke wohl genau das Gegenteil erreicht. Denn auf einmal sind die Medien voll flammender Plädoyers FÜR das Denkmal. Vorher war mE eher Desinteresse, Spott und Kritik an der Geldverschwendung vorherrschend. Aber wenn die Linke so gegen ein Freiheits- und Einheitsdenkmal ist, erwacht wohl der Kämpferinstinkt...


    Bei mir hat sich nichts verändert: Die Grundidee mag ich im Prinzip schon, die zu erwartende Fassung an diesem Ort und mit der Beschädigung der historischen Substanz bereitet mir Bauchschmerzen. Versöhnen würde ich mich aber gerne lassen, wenn die Umsetzung doch besser als befürchtet wird und die Menschen sie annehmen. Im besten Fall wird es ein positiv besetztes Pendant zum Holocaustmahnmal, im schlimmsten ein peinlicher Rohrkrepierer. Ich bin gespannt (denn DASS dieses Denkmal kommt, ist mE nun fast sicher).

  • Ich liege mit den wirtschaftspolitischen und teils auch mit den gesellschaftlichen Ansichten der Linke über Kreuz und finde es sehr bedauerlich, dass sie Berlin schonwieder mitregieren. Dennoch glaube ich nicht, dass hinter der Ablehnung des Denkmals eine Ablehnung der Einnheit aus Geschichtsrevisionismus steht. Die Linke ist mit Ramelow und co dafür zu erfolgreich und hat die Grünen scheinbar ausgestochen. Man ist in der BRD angekommen. Man findet Denkmal und Ort unpassend, was schon nachvollziehbar ist und die Senatoren äußern sich zum eigenen Ressort. Typisch, dass unser blasser Regierender schweigt. Gibt es den Mann eigentlich? Wie schön war es doch mit Wowereit!

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    "Angekommen" vor allem in den neuen Bundesländern. In den alten dagegen weniger. Die letzten Wahlen sprechen für sich. Und die aktuelle Schwäche der Grünen hat daher auch nichts mit einem vermeintlichen Erstarken der Linke zu tun.
    Auch in Punkto Geschichtsrevisionismus liegst du m.E. falsch. Es geht vielmehr darum, dass mit dem Einheitsdenkmal auch eine Art Gedenkort entstünde welches seinen Besuchern u.a. vor Augen führt wohin "linke" oder "sozialistische" Politik führt. Für mich logisch, dass die Linke dagegen Aversionen hegt.


    PS Hoffentlich bleibt der Stadt künftig ein "Wowereit" erspart.

  • Naja, in Bayern z. B. war die Linke noch nie im Landtag und kommt bei der aktuellen Sonntagsfrage gerade einmal auf 2-3 %, je nachdem welches Umfrageinstitut. Wenn man im mit Abstand größten Bundesland der BRD keinerlei Rolle spielt, dann kann man nicht davon sprechen, dass diese Partei in der BRD "angekommen" sei.


    Und ganz fernab von der Nabelschau bzgl. der Linkspartei ist es nun einmal so, dass es in den Ländern nicht gut ankommt, wenn sich Bundespolitiker wie zB BT Fraktionsvorsitzende gerieren, als stünden sie und ihre Verabredungen über allem und die Zustimmung der Länder und von Landespolitikern ist ja eh nur eine Art Formsache, weil der Bund ja so superwichtig sei und sich alle vor Ehrfurcht vor einem "Bundestagsbeschluss" in den Staub werfen sollen, um es etwas ironisch zu überzeichnen. Bundespolitik wirkt aus Sicht der Länderpolitik schnell "arrogant". Das ist auch keine Besonderheit in den Neuen Ländern oder der Linkspartei. Daher dürfte IMHO der größte Unmut herkommen.


    Wenn ich Kultur- oder Stadtentwicklungssenator wäre und von der Wiederaufnahme eines prominenten Kultur- und Bauprojekt im Zentrum meiner Stadt, auf einem Baugrund der auch das Eigentum meiner Stadt ist, aus der Zeitung erfahre und dabei noch lese, dass Fraktionschefs irgendwas miteinander vereinbart hätten und ich nicht einmal zu diesem Gespräch eingeladen war, dann würde ich auch keine Sympathie für dieses Vorhaben verspüren. Ihr etwa?


    Und das ist auch nicht nur eine "Befindlichkeit", es ist schlicht befremdlich, dass im Zentrum Berlins, auf einem Grund der dem Land Berlin gehört, nicht zuletzt im Gedenken an den Fall der Berliner Mauer, ein Denkmal errichtet werden soll und weder das Land Berlin noch die Bürger Berlins dabei in irgend einer Form eingebunden waren und sind. Der Bund hat das von Anfang an in einem Alleingang betrieben. Da darf sich der Bund auch nicht wundern, wenn Berliner Senatoren nicht in Jubelgeschrei darüber ausbrechen, was der Bund für ein Wettbewerbsergebnis und für Projektbeschlüsse "verkündet".


    Berlin hat IMHO auch die Büchse der Pandora geöffnet, als man die Sonderzahlungen des Bundes für diverse Kulturprojekte in Berlin nur zu gerne angenommen hat, weil man pleite war. Damit hat der Bund, der im Kulturbereich lt. Grundgesetz eigentlich nichts zu suchen hat, einen Fuß in der Tür in Berlin und diese Geister, des in Stadtentwicklung und Kulturprojekte "hineinregieren" des Bundes, die wird Berlin nun nicht mehr so einfach los. Siehe der Wahnwitz, dass Bundestagshaushälter sich überlegt haben, Berlin mit der Reko der Kolonnaden zu beglücken - egal, was man von dem Vorschlag hält, es ist an Dreistigkeit (nicht nur in Hinblick auf das Grundgesetz) kaum zu überbieten, das ohne Rücksprache mit Berlin einfach in den Bundeshaushalt einzustellen und in der Presse zu verkünden. Berlin muss den Bund hier einfach wieder vor die Tür setzen, das kann so nicht weitergehen, und wieder eigenständige Kultur- und Stadtentwicklungspolitik betreiben.

  • Ich empfinde es ja nach wie vor als Mysterium, wie man nun wirklich ein Denkmal bauen will, das eigentlich niemand will.


    Die Kulturstaatsminsiterin will es nicht, die Stadt Berlin will es nicht, es hat kaum bis gar keinen Rückhalt in der Bevölkerung, selbst die Medien, egal ob links, mitte oder konservativ, lehnen dieses Denkmal durchgängig ab.


    Und da frage ich mich, ob dieser konfrontative Weg der richtige ist. Ich habe das so verstanden und so war es vom Künstler ja auch gedacht, dass es ein Denkmal für die Masse sein soll. Es soll nicht nur von der breiten Masse bespielt werden (Interaktion ist ja zwingende Voraussetzung für die Sinnhaftigkeit der vom Künstler angedachten Schale) nein, es war doch zu allererst als Tribut für die Millionen Ostdeutschen Gedacht, die damals unter Einsatz ihres Lebens für Demokratie und Freiheit auf die Straße gingen.


    Nur wie soll das Denkmal diesen Sinn stiften, wenn es von der breiten Mehrheit derart abgelehnt wird. Ich verstehe einfach nicht, wie man seitens der Politik dieses Projekt jetzt mit der Brechstange durchzieht. Gerade beim Denkmal zur deutschen Einheit - einem Tag in der Geschichte auf den wir wirklich mal vorbehaltlos stolz sein können - sollte die Initiative und die mögliche Gestaltung doch gerade vom Volk ausgehen und keine intellektuelle Totgeburt darstellen, wie wir es aktuell erleben.


    Warum zieht man nicht jetzt die Notbremse, setzt die Uhren auf Null und ruft einen neuen Wettbewerb aus und am Ende entscheiden die Menschen in Kombination mit z.B. der nächsten Europawahl 2019 welches Denkmal sie wollen. Ein breites Forum in den Medien schaffen, die Künstler bekommen die Chance, ihre Entwürfe vorzustellen und am Ende entscheidet das Volk welches Denkmal es möchte! Es wäre ein einmaliges Projekt für ein einzigartiges Denkmal. Ich bin der Meinung, für ein derat zentralen Projekt, was alle Deutschhen betrifft, könnte man ein solch einmaliges und unkonventionelle Verfahren mal wagen!

  • Die Behauptung, dass das Land Berlin an dem Planungsprozess für das Freiheits- und Einheitsdenkmal nicht beteiligt gewesen wäre, ist ja nun wirklich Unsinn. In den gesamten Planungsprozess war das Land eingebunden, am Wettbewerb waren zwei Sachpreisrichter des Landes beteiligt. (der damalige Kulturstaatssekretär Andre Schmitz und der Landesdenkmalpfleger Jörg Haspel)
    https://www.bbr.bund.de/BBR/DE…_blob=publicationFile&v=2
    Außerdem gibt es eine Baugenehmigung des Landes Berlin, die von niemanden in Zweifel gezogen wird.


    Für die ständig vorgetragene Behauptung, dass das Freiheits- und Einheitsdenkmal "von einer breiten Mehrheit" abgelehnt würde, wurde bisher noch kein Beleg vorgebracht. Es gibt keine Demonstrationen gegen das Vorhaben und kein Bürgerbegehren. Eine Internet-Petition für einen Neustart des Denkmalprojektes ganz im Sinne von Odysseus hat gerade einmal 92 Unterstützer gefunden. Das ist wirklich nicht viel.
    https://www.openpetition.de/pe…heits-und-einheitsdenkmal


    Daher sehe ich keinen Grund, dass Denkmalprojekt zu stoppen.

  • @ Klarenbach


    ich bewundere ja immer deine "spezielle" Wahrnehmenung auf die Themen.


    ist, dass das Einheitsdenkmal keum bis gar keine Unterstützung aus der Bevölkerung hat. Aber das wäre doch eigentlich die zentrale Aufgabe des Denkmals, Akzeptanz, Freude und Emotionen zu entfachen.


    Wenn es Emotionen entfacht, dann primär negative. Und das finde ich einfach unglaublich schade. Dabei sind Menschen ja durchaus zu begeistern. Wenn man mal an die Frauenkirche in Dresden denkt, die ja als das zentrale Denkmal für Frieden und Versöhnung steht, dann sieht man doch, dass man auch Menschen für solche Themen begeistern kann, ja dass sie sogar bereit sind dafür Geld zu geben.


    Hier sind wir doch sogar einen Schritt weiter, das Geld ist ja da. Es ginge jetzt darum, ein Denkmal zu schaffen, wo man in den sozialen Medien, in der Bevölkerung spürt, dass man sich auf dieses Denkmal freut. Und davon ist leider nichts zu spüren. Und das obwohl man nun seit gefühlt 20 Jahren plant.


    Ich finde einfach, dass diese großartige Revolution einfach ein Denkmal verdient, was dem Anlass einfach mehr entspricht. Und ja. Ich meine, dass man neben der Art des Denkmals auch zwingend über den Ort diskutieren müsste. All dies ist nicht geschehen. Ein Zirkel von sehr wenigen Leuten hat es zu seinem Privatprojekt gemacht, was an der breiten Masse völlig vorbei ging. Dies schließt übrigens auch die Leute im Haushaltsauschuss mit ein, die über Nacht einfach mal die Kolonnaden zum Einheitsdenkmal machen wollten.


    Nein. Ich finde, es wäre an der Zeit, einen wirklich breit angelegten Prozess der Denkmalwerdung auszurufen und diese elitären Privatprojekte gerade bei diesem zentralen Projekt endlich mal zu unterlassen!

  • Naja, in Bayern z. B. war die Linke noch nie im Landtag und kommt bei der aktuellen Sonntagsfrage gerade einmal auf 2-3 %, je nachdem welches Umfrageinstitut. Wenn man im mit Abstand größten Bundesland der BRD keinerlei Rolle spielt, dann kann man nicht davon sprechen, dass diese Partei in der BRD "angekommen" sei.


    Seit wann ist die geographische Ausdehnung der Bundesländer von Belang? Demnach wäre Brandenburg ja auch wichtiger als Hessen. Größe/ Gewichtigkeit misst sich in Demokratien eher am Bevölkerungsanteil und da läge NRW weit vor Bayern. Da die Linke jedoch auch in NRW, Baden Württemberg, Niedersachsen oder Hessen bislang keine große Rolle spielt, würde ich es eher bei Batos allgemeinerem Befund belassen: In den "alten BRD-Ländern" ist die Linke noch nicht nachhaltig angekommen.


    @all: Ansonsten finde ich es in diesen Äußerung der Linken aber auch nicht sonderlich relevant, wie die Linke in anderen Bundesländern abschneidet. Es geht eher um die Interessen des Landes Berlin und ob die Linke diese über die eigenen Interessen stellt. Und da finde ich eher interessant, dass hier bisher keine Partei ernsthaft gegen die Position der Linken Stellung beziehen will (weder Opposition noch die Koalitionspartner, die ja in Sache Holm durchaus irgendwann genug hatten) UND auch aus der Bevölkerung wenig/ keinerlei Kritik gegen das Vorpreschen zu vernehmen ist. In einem der Artikel hieß es, auch in der Berliner SPD sei das Denkmal eher umstritten. Von der Gesellschaft selber kommt wie gesagt ohnehin von jeher kaum ein Signal zu dem Projekt - außer vielleicht vereinzelter Spott. Daher wagt Müller vielleicht bislang auch keine eigene Positionierung für oder gegen das Ding. Wenn selbst nach dem ganzen politischen Gezank aber kaum eine breite öffentliche Reaktion entsteht, bestätigt sich mein Eindruck, dass hier nur der Bund mit sich selbst beschäftigt ist. Das wiederum widerspricht mE dem Gedanken, dem Volk ein würdiges Denkmal zu setzen.


    Grundsätzlich habe ich ja nicht mal was dagegen, dass sich der Bund in seiner eigenen Hauptstadt (für die er auch genug bezahlt) Flächen zur Repräsentation sucht. In aller Regel wird die Stadt davon nur profitieren können. Hier hingegen geht es mE jedoch wie gesagt nicht um den Staat selbst, sondern explizit um das Volk und dafür hat man mE den Kontakt zur Bevölkerung nie entschieden genug gesucht. Ähnliche Eindrücke vermittelt mE die Entwicklung der Leipziger Denkmaldebatte. Da wird nach unbefriedigenden Ergebnissen nun eingestanden, dass die Kopfgeburt gescheitert ist. Und statt weiter nur von oben über die "Revolution von unten" zu schwadronieren, wird nun ein echtes Wagnis eingegangen: Soll die Bevölkerung doch selbst diskutieren, ob und falls ja wo und was für eine Art Denkmal entstehen soll. Und wenn es zehn Jahre oder länger dauert oder im Falle Berlins das Ergebnis sogar sein könnte, dass Brandenburger Tor, Eastside Gallery und Co genug sind.

  • "Mehr Respekt vor Schinkel wäre angebracht"

    Die Kritik an der umstrittenen Wippe auf dem Schlossplatz nimmt kein Ende. In Briefen an die Morgenpost warnen Leser vor der drohenden Zerstörung der historischen Sichtachse Unter den Linden. Außerdem fordern sie den Wiedereinbau der wertvollen Mosaike auf dem geschützten Sockel sowie einen anderen Standort für das Freiheits- und Einheitsdenkmal.


    http://www.morgenpost.de/polit…kel-waere-angebracht.html

  • "Mehr Respekt vor Schinkel wäre angebracht"


    ... wie „groß“ der Respekt vor Schinkel ist sieht man ja an dem erbarmungswürdigen Umgang mit der Friedrichswerderschen Kirche, deren Standfestigkeit ohne Wimpernzucken den sie umgebenden Bauvorhaben geopfert wurde und die sie beinahe zerstört hätten. Hier hätte man die Chance auf eine schöne Sichtachse gehabt, aber die musste ja mit unsäglich schlechter Architektur zugebaut werden nur weil der historische Stadtgrundriss einmal so war.
    Im übrigen würde auch ein rekonstruiertes Natinonaldenkmal die Sicht auf Schinkels Bauakademie verstellen, was wohl keiner bezweifeln kann.
    Soviel zu Respekt vor Schinkel und Sichtachsen.

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