Neugestalteter Marienplatz
Hier einige Informationen und Bilder zum neugestalteten Marienplatz in Stuttgart Süd. Vielleicht hat jemand die Gelegenheit aktuelle Aufnahmen des fertiggestellten Platzes zu machen.
Hier ein Artikel der Stuttgarter Nachrichten vom Juli 2003:
Der neue Marienplatz zeigt von Tag zu Tag deutlichere Konturen. Bis zur Einweihung in sieben Wochen soll die Ringallee fertig sein und sich eine große Wasserfontäne als neues Wahrzeichen des Südens sechs Meter hoch gen Himmel strecken.
Von Hildegund Oßwald
Die Sonne meint es gut mit dem Marienplatz. Den ganzen Tag über lässt ihre Kraft den neuen Belag aus gelbem Betonstein leuchten. Abends dagegen, so will es die Platzarchitektur, dominiert als Kontrast der Mond mit weichem Licht - gespendet von hypermodernen "Mondleuchten", wie der Platzarchitekt Heinz Lermann von der Freien Planungsgruppe 7 die bereits installierten Kandelaber wegen ihrer großen Reflexionsscheiben nennt. Auch das geplante Café an der Südseite greift das Thema auf: die Glaskonstruktion in Form eines Karussells soll eine "schwebende Mondscheibe" als Dach und Erkennungszeichen erhalten. "Nachts leuchtet dann das Dach als großer Mond über dem Platz", schwärmt Lermann.
Kaffeetrinken im Zeichen des Mondes wird allerdings erst im nächsten Jahr möglich sein. Nach längerem Hin und Her verhandelt die Stadt zurzeit mit einem neuen privaten Investor sowie einer Innenstadtwirtin als Gastronomiebetreiberin. Außerdem wird im Kaiserbau an der Ostseite des Marienplatzes ein neues Bistro-Café mit Außenbewirtschaftung entstehen, der Eröffnungstermin ist noch nicht bekannt.
Zum Bummeln, Skaten und Verweilen bei Sonnen- wie bei Mondschein lädt der Platz freilich schon in den nächsten Wochen ein. Für 19. Juli ist die offizielle Einweihung mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster geplant, am Festprogramm wird zurzeit noch gebastelt. Immerhin investiert die Stadt rund vier Millionen Euro in den neuen Platz, der mit seiner Hufeisenform und seiner Größe seinesgleichen sucht, zumal im Vorstadtbereich. "Der Platz ist fast so groß wie der Schlossplatz und zweimal so groß wie der Marktplatz", hat Lermann ausgerechnet. Von den 15 000 Quadratmetern, die von 50 Kastanienbäumen umsäumt werden, sind 4000 Quadratmeter als Freifläche gepflastert.
"Viel zu viel nackter Beton", sagen kritische Stimmen, seit der Platz seine neuen Konturen freigibt. Der Architekt hält dagegen, spricht von einem urbanen Freiraum und erinnert an große Stadtplätze in südlichen Ländern. Es sei an der Bevölkerung, sich die Multifunktionsfläche nach eigenen Bedürfnissen zu erobern, sagt Lermann. Und im Übrigen solle ein Platz dieser Größe und mitten im Straßengewirr auch Ruhe ausstrahlen. Lermann: "Ein solcher Platz muss auch mal leer sein, damit er sich erholt."
Rund um die gelbe Arena führt eine 380 Meter lange, teils erhöhte Ringallee - vorbei am abgetrennten Spielbereich mit angrenzendem, offen zugänglichem Wasserspiel, vorbei an der kleinen Ballbox mit Kunstrasen neben der Haltestelle der Zahnradbahn und vorbei auch an der großen Wasserfontäne an der Ecke Tübinger Straße, die in direkter Sichtachse zum Turm der Stiftskirche emporschnellen wird.
Apropos Sicht: der nach allen Seiten völlig offen, ganz bewusst ohne dunkle Ecken gestaltete Platz gibt nach Norden den Blick auf die Karlshöhe frei, im Osten sticht der markante Kaiserbau ins Auge und etwas versetzt dahinter der Turm der Markuskirche. Die Sitzbänke sind extra ohne Lehne, damit man sich die Blickrichtung aussuchen kann, wie der Architekt betont. Am besten lässt sich das Panorama freilich vom Stehplatz an der Ringmauer aus genießen, deren Geländer eigens einen kommoden Handlauf aus Holz erhält - so richtig schön zum Anlehnen, wie es sich der Architekt erhofft. Wer Schatten sucht, wird sich allerdings schwer tun, die neu gepflanzten Kastanien müssen erst noch kräftig wachsen. "Bis in fünf, sechs Jahren wird sich das Hufeisen schließen", prognostiziert Lermann.
Auch Blumenbeete wird man auf dem Marienplatz vergeblich suchen, abgesehen von Buxsträuchern in Kugelform und Lavendelpflanzungen an der Kante zum B-14-Tunnelportal werden Kiesfelder unter den Kastanien das Platzbild dominieren. Und Kunst am Bau fehlt gänzlich - die gibt es dafür alternativ im Untergrund als "Lift-Galerie": Auf dem Weg zur Stadtbahn passieren die beiden gläsernen Aufzüge an der neuen Zacke-Haltestelle einen Raum, den die Stuttgarter Straßenbahnen für wechselnde Lichtinstallationen zur Verfügung stellen. Lermann: "Wer zur Stadtbahn fährt, wird plötzlich für fünf Sekunden mit Kunst konfrontiert."
Die Neugestaltung wurde vom Büro Freie Planungsgruppe 7 - Stadtplaner und Architekten entworfen. Die Investitionskosten
lagen bei 10.1 Mill. Euro.
Hier einige Bilder des Platzumbaus sowie der Architektur:
Der 1876 angelegte Marienplatz ist von später Gründerzeitarchitektur eingefaßt, auch wenn hier und dort eine Bombenlücke mit häßlichen Neubauten, so z.B. dem Ibis-Hotel geflickt wurde. Prägend für den Platz sind der eher sachliche "Kaiserbau" von 1911 und im spitzen Winkel dazu das sogenannte "Barockpalais" von 1902 im Stil des Historismus.