Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Also die Seite, die nicht originalgetreu aufgebaut werden soll, hätte doch am besten die Vielfältigkeit alter Architektur gezeigt, ein sympathisches Sammelsurium. Da hätte man lieber eine Barockfassade anders gestalten sollen.


    @Lear: Toll, dass ne Reko dafür sorgt, dass wir wieder Kaiserreich werden, is ja gar nicht polemisch und total sachlich!

  • Ich bin überzeugt, dass wenn das Schloss erstmal steht, die Identifikation der Bevölkerung mit dem Schloss weit höher sein wird, als sie es je mit dem Palast war.
    Und damit Stella etwas erreicht, was Graffunder mit dem Palast nicht so erreicht hat, ein echtes Volkshaus.


    So, du glaubst also die Meinung der Menschen genau zu kennen, die den Palast genutzt haben? Bist du Ex DDR- Bürger? Der Palast war eines der beliebtesten Gebäude in der DDR. Er vermittelte ein Stück "Weltoffenheit" in der, ansonsten eher spießbürgerlichen, sozialistischen Welt. Die einzige bowlingbahn der DDR, unzählige Cafés und Restaurants, eine Weltklasse Veranstaltungshalle. Der Palast war beliebt, bei DDR- Bürgern. aber die scheinen ja nicht gefragt worden zu sein. Es ist ziemlich anmaßend, behaupten zu wollen, dass Schloß fände automatisch mehr Anklang in der Bevölkerung, als der Palast, weil es hübscher und prachtvoller daher kommt. Hier wird explizit für ein Bildungsbürgertum gebaut, dass sich Berlin vielleicht wünscht, dass aber kaum noch existiert. die viel zitierte Bourgeoisie baut in der Stadt der Proletarier ein Schloß.

  • NA ganz so würde ich es nicht betiteln, dass sich die Bourgeoisie in der Stadt der Proletarier ein Schloss baut. Ansonsten würden der Museumsinsel ja nicht die Türen eingerannt werden. UNd das Humboldtforum würde eine logische Verlängerung der Museumsinsel darstellen und mit Sicherheit ebenfalls seine Fruende und Zulauf finden.


    Nur eben grundsätzlich andere als der Palast ! Der war wirklich für die Bürger gemacht und verfolgte eine ganz andere Intenstion als das Forum bzw. Schloss.


    Man sollte also hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Das Schloss abzureissen war eine schlimme Sünde - legitimiert durch wenge, die selbstherrlich die Entscheidung trafen.


    Den Palast abzureissen ist gelinde gesagt ebenfalls "nicht in Ordnung" , da man einem großen Teil der deutschen Bevölkerung ihre Geschichte und ein Symbol nimmt. EInen goldenen Mittelweg zu finden war sicherlich kaum möglich. Der Abriss kann und konnte nur polarisieren . . . .ich bin nicht glücklich damit, dass der Palast so getilgt wird und wurde.


    Das Schloss wiederaufzubauen ist schon nicht verkehrt, aber mit diesem Hintergrund belibt doch ein fahler Nachgeschmack !

  • @ NewUrban:


    Erstens der Spitzname "Palazzo Prozzo" zeigt deutlich die Wertschätzung. Bei vielen DDRlern war der Palast auch ganz schön unbeliebt.
    Zweitens war ich zuerst gegen den Abriss vom Palast. Seitdem dieser abgeräumt wurde, ist eine derartige Diskussion wohl unnötig. Ich glaube, dass ich der Letzte bin, dem du hier eine mangelhafte Wertschätzung des Palastes unterstellen kannst. Ich werde auch garantiert nicht auf einer metaphysischen Ebene hier diskutieren. Das haben wir alle schon lange genug getan. Es steht fest, dass das Schloß gebaut wird. Nun sollten wir alle bemüht sein, das Beste daraus zu machen.


    Deswegen fangen wir gleich mal an:
    Was ist eigentlich mit der ThyssenKrupp- Repräsentanz?
    Zum Schnäppchenpreis hatte der Konzern das Grundstück in direkter Nähe vom zukünftigen Schloßbau bekommen. Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten?
    Laut diesem Artikel sollten die Entwürfe schon letzten Herbst zur Begutachtung gestanden haben. Seitdem hört und sieht man nichts! Etwa ein zweites Baumysterium für Berlin, von dem man alle paar Jahre etwas hört, aber nichts geschieht, so wie bei der polnischen Botschaft?

  • Tarsis
    Tja, bei mir garnicht. Symbole kommen und gehen. Hier geht es um eine Rekonstruktion aufgrund eines subjektiv besser aussehenden und passenden Urzustandes.

  • Liebe DAF-Foristen,:)


    ich habe nun etwa 5 Jahre die Diskussionen im DAF passiv mitverfolgt. Wenn ich mich nun nicht anläßlich der Juryentscheidung zum Wiederaufbau des Schlosses registriere, wann dann?


    Ich glaube, daß die weitere Diskussion zum Palast der Republik und zum Sinn des Schloßprojekts nicht weiterführt. Die FAZ äußert sich insofern übrigens treffend, vgl.:
    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB…ntent.html?rss_googlefeed


    Mich würde vielmehr interessieren, welche Meinungen hier zum Innenausbau des Schlosses bestehen. Der Entwurf von Stella lehnt sich sehr stark an den alten Grundriß an (sogar ein kleiner Spalt des Großen Schloßhofs ist ja offenbar vorgesehen). Zugleich nimmt Stella sich so stark zurück gegenüber Schlüter zurück, daß zu abzusehen ist, daß entspr. den bisherigen Plänen (Parzinger) zumindest annäherungsweise alte Raumfolgen wiederhergestellt werden.


    Daraus folgen aber doch 2 erörterungswerte Fragen: 1. Welche Räume sollen wiederhergestellt werden? 2. Wie soll das geschehen, wenn eine Komplettrekonstruktion, finanziell gesehen, erst einmal unrealistisch ist?


    Ich möchte diese Fragen aufwerfen, auch wenn dazu schon etwas geschrieben wurde, da der Stella-Entwurf ja nicht vorlag und damit der Bereich hinter den Fassaden im Grunde eine „black box“ war. In nächster Zeit wird es aber Entscheidungen geben müssen.


    Mein Vorschlag zu 1.:
    Wiederherstellung zumindest des Weißen Saales (mit Treppe), des Rittersaales, der Roten Kammer, der Roter- und der Schwarzer-Adler-Kammer, der Bildergalerie, der Braunschweigischen und der Kleinen Galerie, des Elisabeth-Saals, des Bunten Gangs, des Garde-du-Corps-Saals, des Thronzimmers, des Großen Säulensaals, des Marmor- und (mein Favorit: ) des Pfeilersaals, des Sternsaals, des Speisesaals und aller Treppenhäuser.


    Die Schloßkapelle ist laut Tagesspiegel ja schon im Stella-Entwurf vorgesehen (ich hoffe, es stimmt). Schade, daß die Erasmus-Kapelle zur Spreeseite hin lag!


    Mein Vorschlag zu 2.:
    Zwar strenge Beachtung des Grundrisses, aber eine ganz nüchterne Ausgestaltung („museums-weiß“), denn eine starke historische Ausgestaltung stößt auf unüberwindliche Widerstände und verbaut evtl. sogar die Möglichkeit zu einer innenarchitektonischen Weiterentwicklung.)

  • Zu den Innenräumen hat Nikolaus Bernau in der Berliner Zeitung richtig angemerkt, dass dort noch überhaupt nichts entschieden ist und in den nächsten Monaten (Jahren) ein opulenter Verwaltungs-, Aufteilungs- und Abstimmungsprozes in Gang kommen wird. Die Zweckbindung der Räume hat ja gewisse Erfordernisse, besonders die Dahlemer Sammlungen kann man ja nicht in beliebige Säle stellen, da gibt es schon was die Größen angeht massive Anforderungen. Die haben natürlich den Vorrang vor historischen Raumfolgen. Das Humboldt-Forum wird ja für einen bestimmten Bestimmungszweck gebaut und nicht, weil es hübsch sein könnte.

  • Also dieser Palastdiskussion kann ich nicht mehr richtig folgen. Das Gebäude war weder architektonisch noch politisch von besonderer Bedeutung, bis es von den Schlossgegnern als Trojanisches Pferd entdeckt und promoted wurde. Also ehrlich, nur weil da eine Bowlingbahn und ein paar Cafes drin waren, soll es Denkmalcharakter haben? Man könnte ja auch mal fragen, warum es sowenig Widerstände gegen den fast kompletten Abriss der Berliner Mauer gegeben hat. Da wurde nämlich unbequeme Geschichte in großem Stil entsorgt. Mauer kann ruhig weg, aber der Palast als Symbol der DDR soll bleiben? Naja .....


    Zum Ausgang des Wettbewerbs ist zu sagen, dass die ganzen kritischen Kommentatoren zu früh gewettert haben. Bei Sichtung der anderen bisher veröffentlichten Beiträge ist der deutlich modernste (im klassischen Sinne) Entwurf zur Realisiserung gewählt worden. Mäckler und Co. kommen doch erstaunlich traditionalistisch daher, wer hätte das gedacht !!!


    Den Entwurf wird man aber erst dann richtig bewerten können, wenn er hinsichtlich Materialwahl, Raumaufteilung etc konkretisiert und dann auch genehmigt wurde. Sollte nämlich, wie in Deutschalnd leider üblich, gerade bei der Fassadengestaltung der Rotstift regieren, kann der Bau ordentlich schiefgehen. Insbesondere italienische Architekten haben aber in der Regel ein sehr gutes und feines Gespür für das richtige Material, das lässt eigentlich hoffen.

  • Zu den Innenräumen hat Nikolaus Bernau in der Berliner Zeitung richtig angemerkt, dass dort noch überhaupt nichts entschieden ist ...


    Wahr. Aber gerade deshalb sollte man doch überlegen, welche Räume so von Bedeutung sind, daß sie in den Neubau integriert werden sollten.


    Die Zweckbindung der Räume hat ja gewisse Erfordernisse, besonders die Dahlemer Sammlungen kann man ja nicht in beliebige Säle stellen, da gibt es schon was die Größen angeht massive Anforderungen. Die haben natürlich den Vorrang vor historischen Raumfolgen. Das Humboldt-Forum wird ja für einen bestimmten Bestimmungszweck gebaut und nicht, weil es hübsch sein könnte.


    Vielleicht. Ich glaube aber nicht, daß die Sammlungen derart große und unförmige Stücke enthalten, daß man über die wiederherzustellenden Raumfolgen noch nicht nachdenken sollte. Ich kenne die Sammlungen übrigens nicht - was stellt eigentlich die massiven Anforderungen (die ja auch in der Presse schon angesprochen wurden)??

  • Bernau erwähnte zum Beispiel mehrere recht sperrige Schiffe verschiedenster Herkunft. Ich weiß nicht, ob wirklich alles nach Mitte soll und ob sich durch die räumlichen Gegegebenheiten manches nicht sowieso erübrigt.

  • Ja, das sind doch schon einige der Probleme. Ich habe den Eindruck nach der jahrelangen Debatte, kommt nun eine neue Debatte bzgl. der Nutzung.
    Wenn das Schloß als Museum genutzt werden soll, ist es in seiner Funktion als Museum eingeschränkt. Wenn wir nun schon zur Kenntnis nehmen müssen, dass es umstritten ist, ob die traditionellen Innenraumkubatoren überhaupt übernommen werden können, ist klar, dass nun erst die zweite Runde beginnt!
    Nachdem die Nutzfläche für die Sammlung der außereuropäischen Kunst verkleinert worden ist, und auch die Humboldtbibliothek nur begrenzt dort Platz bekommt, sollte die Frage auch sein, inwieweit das Schloß die Funktion als Veranstaltungsraum erfüllt? Der Bau sollte schon einen größeren Veranstaltungsraum beinhalten.
    Ich meine mit dieser Frage, dass der Bau irgendetwas richtig können sollte. Eine Teilbibliothek mit einem Teilmuseum und einem Teilveranstaltungsraum ist evtl. ein bisschen dünn.


    Falls RWE mal wieder Geld haben sollte, sollten sie dem Schloß ein Bernsteinzimmer spendieren. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Kent ()

  • Schlossgespenst?

    Liebe Berliner, von hier aus Frankfurt einen herzlichen Glückwunsch zu der Entscheidung für den Neubau des Humboldt-Forums nach den Plänen Francesco Stellas. Das war eine zumindest mutige und gute Entscheidung unter den gegebenen Bedingungen. Mehr war wohl auch wirklich nicht drin. Mit dieser Wahl kann so mancher zufrieden sein.
    Aus meiner Erfahrung heraus aber, und aus Gesprächen mit Bekannten und Freunden, habe ich die Überzeugung gewonnen, dass auch in diesem Falle, eine Original-Rekonstruktion, zumindest der Fassade und einiger besonderer Innenräume des Schlosses, doch die weitaus bessere Wahl gewesen wäre.
    Ein nicht unwesentlicher Faktor ist am Beispiel des Tourismus zu verdeutlichen, trifft aber auch auf die Stadtbewohner zu, die ihre Stadt durchqueren oder mal wieder erkunden.

    Besondere und historische Bauwerke werden bevorzugt und gerne besichtigt, weil man eben die frühere, reichhaltig gegliederte Außengestaltung sehen will und dabei die Kunst der früheren Baumeister, Handwerker und Steinmetze ergründen, verstehen und dann bewundern möchte sowie den damit verbundenen Aufwand zur damaligen Zeit. Zudem verweilen die Besucher und die Bürger mit Vorliebe in besonderer und schöner Umgebung, wenn möglich noch in einem Cafe mit Blick darauf. Die Augen können mit Wohlwollen (bei den Bürgern auch mit Stolz) über die fantasievollen Strukturen schweifen.

    Zumindest bei einer Originalrekonstruktion hat der Betrachter dieses Erlebnis (auch wenn er lieber die Originalsubstanz sehen möchte (Deshalb werden ja auch Ruinen, ohne dass diese schön sein müssen, so gerne besichtigt), weil er sieht, wie es wirklich einmal gewesen ist und deshalb lohnt es sich auch für ihn diese Orte aufzusuchen. Er kann wenigstens das (Ersatz-) Gebäude "ersatzbewundern".
    Wird aber nur teilrekonstruiert, oder gar nur historisch zitiert, fehlt dieser Anreiz absolut, egal wie das Bauwerk auch aussehen mag. Er weiß nun mal, dass es eben nicht die gleichen Strukturen und eben nicht die gleichen Formen der Ornamente wie beim Original sind, die er betrachtet. Im Gegenteil, er ist sogar erheblich enttäuscht, weil er eben nur Zitate oder Strukturen sieht, die halt mit heutiger Technik und nach heutigem Kunstverständnis ermöglicht wurden und deswegen hadert er dann auch möglicherweise zeitlebens mit den Erbauern, zumal er nicht mal das vor sich sehen kann, was eigentlich zitiert werden sollte. Möglicherweise wird er deswegen dieses Gebäude nur aus anderen Gründen aufsuchen, etwa wegen Ereignissen oder Gegebenheiten im Inneren.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ein Frankfurter Bürger


    PS: Meine Gefühle in etwa trifft auch dieser Artikel in der FAZ vom 29.11.2008:
    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • @ export : Der Palast der Republik hatte keine politische Bedeutung? Dort hat immerhin fast 20 Jahre lang das Prlament der DDR, die sog. Volkskammer getagt und etliche Entscheidungen wurden dort ( nicht demokratisch ) getroffen - demokratisch getroffen wurde im Palast der Republik hingegen u.a. die Entscheidung zum 3.10.1990 die Wiedervereinigung zu vollenden.


    Soviel zum Thema politisch nicht von besonderer Bedeutung.

  • Eben. 20 Jahre. Ein Augenblick in der Geschichte. Im Gegensatz zu mehreren Jahrhunderten Schloßgeschichte. Den PdR hat es noch nicht mal eine Generation lang gegeben.


    Wobei ich schon damals den Vorschlag gut fand, daß man zumindest den Volkskammersaal hätte in das Schloß integrieren können.

  • Ich bitte darum jetzt nicht schon wieder die Palast-Diskussion aufkommen zu lassen. Ich behaupte mal, dass in den letzten Jahren wirklich jedes Argument in diesem Forum mindestens 20 mal gebracht und diskutiert wurde. Wie mussten sogar ganze Threads über dieses Thema schließen, weil die Fronten so fest gefahren waren. Also lasst uns bitte konstruktiv über den Neubau reden.


    Zur Rückfront wir haben ja alle schon spekuliert, wie diese wohl in der Realität aussehen wird. Bitte hier auf das erste Bild klicken. Das ist der bisher einzige Bau von Stella. Ich nehme mal an, dass man sich genauso schlicht aber auch architektonisch eindrucksvoll die Rückseite vorstellen kann.


    Für das Schloß bleibt zu hoffen, dass der Mann in der Zeit, wo er nichts gebaut hat, genügend gute Ideen angesammelt hat, die er nun im Schloß verwirklichen kann. Ich hoffe nur, dass diese Säulenaufstellung im Inneren nicht ganz so eng wird, wie auf den Bildern bei seinem anderen Bau. Der Mann scheint nämlich eine Schwäche für dichte Säulenkonstruktionen in Innenräumen zu haben.

  • Wenn ich das richtig sehe, wird die "Rückfront" des Schlosses doch KEINE glasscheiben haben oder?


    Das bleibt doch leer---wie eine Ruine. Naja.... mal schauen wie das wirkt.


    Und wieso sollten Leute dann in dieser Rieseigen, fensterlosen dreigeschossigen Halle flanieren? ich finde den entwurf ja klasse, aber so ganz vorstellen kann ich mir das ganze irgendwie nicht.

  • Also ich finde Stellas Entwurf von den Platzierungen am autistischsten. Verhunzte 50iger Jahre-Moderne, oder besser noch 30/40iger Jahre Italien.


    Langweilig, einfallslos. Nun gut, selbst bei den anderen auf dem dritten Platz wirken die Entwürfe wie frühe Nachkriegsarchitektur (50iger-Jahre-Kirchen) oder absichtlich abweisender Postmoderne.


    Aber Hauptsache, es wird endlich mal gebaut.