Wohnen in Düsseldorf

  • Natürlich ist das alles rein politisch begründet, der Wähler soll das Gefühl bekommen, dass sich die Politiker um das Problem kümmern –
    aber wer hat das Problem verursacht?


    Die Stadt Düsseldorf hat ihren Bestand vielleicht nicht privatisiert, aber z.B. das Land NRW (auch öffentliche Hand) hat die eigene Wohnungsgesellschaft LEG vor einigen Jahren an eine Gruppe von Private Equity Fonds veräußert, hiervon sind auch nicht wenige Wohnungen in Düsseldorf betroffen.
    So etwas ist auch unabhängig von der politischen couleur geschehen, auch die gewerkschafteigene Wohnungsgesellschaft Neue Heimat wurde ja schon in den 80ern verkauft.


    Dass Fonds keine sozialen Aspekte bei der Übernahme haben konnten, dürfte wohl jedem handelnden Politiker klar gewesen sein;
    schließlich leben diese Fonds davon, für ihre Anleger möglichst viel Rendite zu erwirtschaften.
    Zudem sind diese Fonds nicht verortet und haben daher auch keinerlei Bezug zu den betroffenen Immobilien.


    Die öffentliche Hand hat mit derartigen Verkäufen ein wesentliches gesellschaftlich relevantes Steuerungselement aus der Hand gegeben;
    den handelnden Politikern sollte klar gewesen sein, dass sich hieraus ein Problem entwickeln muss.


    Heute geht die Politik hin, und fordert von der privaten Wohnungswirtschaft eine Lösung des von Ihr selber mit verursachten Problems.


    Natürlich kann bei Neubauvorhaben der privaten Wohnungswirtschaft im Allgemeinen kein preiswerter Wohnraum geschaffen werden;
    hier wird in der Regel mit Bankkrediten gebaut und am Ende sollte auch noch ein Gewinn übrig bleiben.
    Glauben denn manche Politiker, dass so preiswerter Wohnraum in ausreichender Zahl generiert werden kann?


    Gleichzeitig werden baukostenwirksame Vorschriften und Normen weiter ausgebaut und die Liegenschaften im Besitz der öffentlichen Hand (incl. staatseigener Unternehmen) werden zu Höchstgeboten vergeben (oder wie bei der Post im Paket als Schnäppchen an einen Private Equity Fond verscherbelt, um schnell positive Bilanzen für einen geplanten Börsengang zu generieren).


    So wird es niemals ausreichend preiswerten Wohnraum geben – als Neubau geht es eben nicht wirklich
    und preiswerten Wohnraum, den es in nicht geringer Menge gab, hat die Politik so gesehen vernichtet.


    Vielleicht sollten unsere Volksvertreter in Zukunft etwas besser über die langfristigen Folgen ihres Handelns nachdenken.
    Nachher Forderungen zu stellen, ist zu einfach.

  • ^ Naja, "Raffgier". Sorry, aber dass irgendjemand hier aus sozialen Gründen auf Einnahmen verzichten würde, wenn er selbst Investor wäre, nehme ich euch nicht ab.


    Das war natürlich ironisch gemeint. :lach:
    Natürlich verzichtet keiner (ich auch nicht) auf eine gute Rendite, vor allem nicht, wenn sie einem von den Mietern "aufgedrängt" wird - muss ja keiner bei mir mieten....

  • DUS-Fan: Wenn von den Mieteinnahmen 95% für die Deckung von Kosten draufgehen (Refinanzierung, Verwaltung und bei Neubau: Grundstück und Bauleistungen) und 5% herausfallen, dann ist das offensichtlich ein Problem. Der Vermieter verdient dann keinen Cent.


    Wenn man die Refinanzierung einrechnet, hast du auf der einen Seite natürlich recht, dass der Ertrag erst mal mager oder gar nicht vorhanden sein kann.
    Dann muss man auf der anderen Seite aber berücksichtigen, dass man aus Null (oder wenig) dank (Teil-)Finanzierung durch die Mieter am Ende ein Plus macht.
    Man hat ja dann die bezahlte Wohnung mit ihrem Wert, den man in die Rendite einrechnen muss.

  • Natürlich ist das alles rein politisch begründet, der Wähler soll das Gefühl bekommen, dass sich die Politiker um das Problem kümmern – aber wer hat das Problem verursacht?


    Problematische Preise gibt es in allen größeren Metropolen weltweit, in den viele Leute wohnen wollen. Die Politik kann die Angebotssteigerung etwas begünstigen (was nicht der Fall ist, wenn für jede umstrittene Wohnungen-Neubaustelle aus populistischen Gründen Anfragen und Verhinderungs-/Reduzierungsanträge gestellt werden), aber sonst kann sie nicht viel tun. Es ist unredlich, wenn wundersame politische Problemlösungen versprochen werden und übel, wenn Wähler solche von der Politik erwarten.


    Das Stutzen der baukostenwirksamen Vorschriften und Normen (von der Gemeinde bis zum Bund) gehört sicherlich zum politischen Spielfeld, doch gerade das ist in den Medien fast abwesend - nicht zuletzt wohl weil die Politiker dieser Ebenen gerade dort wenig aktiv sind.

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  • 13.000

    Die RP veröffentlichte heute einen Artikel, nach dem Bonin Potential für 13.000 neue Wohnungen sieht (was noch gesteigert werden könne) - vor allem in Pempelfort, Derendorf, Heerdt, Gerresheim und Flingern. In vielen Quartieren sollen mehr Wohnungen entstehen als zunächst geplant, etwa im Gerresheimer Glasmacherviertel mit 1400 WE mehr als das Doppelte ursprünglicher Menge oder 400 WE in Unterbach westlich vom Breidenplatz. Es werde nach Verdichtungsmöglichkeiten gesucht.


    Apropos Verdichtung - einmal gab es hier eine heisse Debatte, wie weit diese gehen kann. Wie man an diesem Frankfurter Beispiel sieht, selbst ein Hochhaus im Blockinneren ist in Deutschland baugesetzeskonform möglich. Mir ist klar, dass Frankfurt andere Preise und Möglichkeiten hat - wo dort ein Hochhaus über 100 Meter Höhe entsteht, wären im vergleichbaren Düsseldorfer Projekt vielleicht 50-60 möglich. Dennoch müssen nicht bloß 6-7 Etagen rund um den Straßenrandblock sein.

  • Apropos Verdichtung - einmal gab es hier eine heisse Debatte, wie weit diese gehen kann. Wie man an diesem Frankfurter Beispiel sieht, selbst ein Hochhaus im Blockinneren ist in Deutschland baugesetzeskonform möglich.


    Die Diskussion hier bei uns ging, wie du oben schon schreibst um (Nach-)Verdichtung), also darum, ob und wie man ein Hochhaus in einen bestehenden Häuserblock integrieren kann....
    Beim "Maintor Quartier" im "The Riverside Financial District" geht es um was völlig anderes, hier wird nicht verdichtet - es entsteht ein komplett neues Viertel.
    Zudem steht das Hochhaus "WINX" zwar prinzipiell im Blockinnern, aber nicht von der Außenwelt isoliert, sondern offen und ist von 4 Seiten anfahrbar.
    Schau dir dazu doch mal die Visualisierungen zum "Maintor" an (insbesondere die Wegebeziehungen): http://www.maintor-frankfurt.d…php?article_id=65&clang=0

  • Kleinere Wohnungen im Kommen?

    ^ Ganz streng genommen ist ein kleiner Teil im Beispiel Bestand - der Rest wurde abgerissen und wird neu gebaut, viel dichter als zuvor. Es wäre doch Nachverdichtung, würde man z.B. nur einen Teil eines Straßenblocks neu bebauen - mit einem Hochhaus in der Ecke?


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    Die RP veröffentlichte gestern ein Interview mit u.a. Marcel Abel und anderen Experten, die zum Kauf kleinerer Wohnungen raten - wobei die genannte Größe um 77 Qm in meinen Augen eher groß ist. Bei den noch größeren gebe es eine Sättigung, also im Segment um 120-150 Qm solle man aufpassen. Etwas weiter wird gesagt, noch kleinere WE unter 60 oder gar 50 Qm seien der Renner - in einem Fall wurden als Experiment erschaffene 33 Qm große Wohnungen schnell verkauft.


    Weitere Aussagen - unter 10 EUR/Qm Miete könne man eigentlich nicht bauen. Am Ende wird die Stellplatzverordnung angesprochen, neben FOM/FH scheitert ein Projekt mit kleineren Wohnungen an dieser. Hamburg habe laut Interview ähnliche Verordnung ganz abgeschafft - es wird auch erinnert, dass Wohnberechtigte zumeist kein Auto haben. Abel meint, die Stadt solle hier entgegenkommen und zur Schaffung preiswerten Wohnraums die Stellplatzsatzung abschaffen.

  • ^ Die Stellplatzdisskussion hatten wir doch schon gefühlte 1000 Mal, dadurch wird keiner hier seine Position ändern (auch ich nicht) . ;)
    Jetzt wird mal wieder auf der Schiene versucht, die Stellplatzsatzung loszuwerden!


    Der Artikel enthält mal wieder viel Makler-Gewäsch!
    Wenn man eine Gesprächsrunde mit "Experten" macht, die damit Geld verdienen, darf man keine anderen Aussagen erwarten!
    Schade, dass die RP das unkommentiert stehen lässt.


    Gerade die Aussage "Und: Wohnberechtigte haben in der Regel kein Auto." ist mal wieder sehr oberflächlich!
    Wo sind die statistische Zahlen, die das belegen können? Wieviel macht das in Prozent?
    Ich interpretiere die Aussage so, dass weniger als 10% ein Auto haben sollen.
    Das dieser Personenkreis nicht so viele Autos hat, wie Besserverdienende, steht außer Frage - aber so wenige?
    Warum sollte ein WBS-Berechtigter, somit auch Hartz4-Empfänger und Hartz4-Aufstocker kein Auto haben?
    Selbst für reine Hartz4-Empfänger sind welche bis 7.500,- Euro Wert erlaubt.
    Weiterhin bedeutet WBS-Berechtigt ja auch nicht, dass es so bleibt, bei vielen ändert sich dier Einkommenssituation auch wieder - und dann?
    Fast keiner zieht dann aus, egal, ob er ein Auto hat oder nicht.

  • Wenn man eine Gesprächsrunde mit "Experten" macht, die damit Geld verdienen, darf man keine anderen Aussagen erwarten! Schade, dass die RP das unkommentiert stehen lässt.


    Wie im Text steht, die Interviewten arbeiteten zusammen mit der CDU, der FDP und den Grünen am städtischen Handlungskonzept Wohnen mit - wenn sie von der Stadt als Experten eingeladen wurden, wieso sollte die RP dies hinterfragen? Wer sollte stattdessen gefragt werden, der ADAC?


    Die Miethöhe wird öfter als 1000mal bemängelt - so ist es legitim, dass die Experten ab und zu wichtige Kostentreiber nennen: Die Energie-Einsparverordnung und eben die Stellplatzsatzung.


    auch ich nicht


    Es würde reichen, dass der Stadtrat einige alte Zöpfe abschafft. Der Wikipedia nach gab es dort neulich in verschiedenen Bundesländern Änderungen, oft wird auf Mindestzahlen verzichtet oder sogar werden Höchstzahlen genannt. Dies wäre nicht der Fall, gäbe es nicht gute Gründe dafür.

  • Wie im Text steht, die Interviewten arbeiteten zusammen mit der CDU, der FDP und den Grünen am städtischen Handlungskonzept Wohnen mit - wenn sie von der Stadt als Experten eingeladen wurden, wieso sollte die RP dies hinterfragen? Wer sollte stattdessen gefragt werden, der ADAC?


    Warum nicht der ADAC oder der VDA (Verband der Automobilindustrie) oder ein anderer Lobbyverein?
    Kommt auf´s selbe raus wie bei den anderen Experten, jeder vertritt nur seine Interessen!
    Du scheinst die ja fast als Heilsbringer anzusehen! :nono:


    Viel wichtiger ist doch eigentlich, die zu fragen, die in die Wohnungen einziehen sollen!
    Dazu, wie wichtig diese Experten sind, kann man sich das Handlungskonzept ZUKUNFT WOHNEN.DÜSSELDORF ja mal anschauen (da sind schöne Grafiken drin, z.B. Seite 13, 68, 75, 118 oder 122), daran erkennt man gut, dass die Meinungen der Makler-Experten schon differenziert zu betrachten sind: http://ratsinfo.duesseldorf.de…0XzEucGRm/12/n/192357.doc
    Zudem befasst sich das Konzept mit dem ganzen Wohnungsmarkt und sind einzelne Meinungen zu einzelnen Themen noch kritischer zu betrachten.
    Ich habe es natürlich (noch) nicht komplett durchgelesen, finde aber nix gegen Stellplätze oder dass sie kritisch zu betrachten sind.


    Die Miethöhe wird öfter als 1000mal bemängelt - so ist es legitim, dass die Experten ab und zu wichtige Kostentreiber nennen: Die Energie-Einsparverordnung und eben die Stellplatzsatzung.


    Um die Energieeinsparverordnung kommt man natürlich nicht herum, ist auch gut so - macht beim Neubau auch nicht so viel aus wie bei Altbausanierungen, wo sie leider für Mietpreissteigerungen sorgt, die in keinem Kosten/Nutzen-Verhältnis stehen.
    Es gibt da aber trotzdem genug Möglichkeiten, einzusparen, wie einfache Bauformen und Systembau, kleinere Balkone, kleinere Fensterflächen oder Dämmputz statt Klinker - da muss man aber eben auch in Kauf nehmen, das ein Gebäude auch mal nicht so "schön" ist.
    Auch an der Innenausstattung lässt sich sparen, Laminat oder gar kein Oberboden statt Parkett, tapezieren kann der Mieter auch selber....


    Es würde reichen, dass der Stadtrat einige alte Zöpfe abschafft. Der Wikipedia nach gab es dort neulich in verschiedenen Bundesländern Änderungen, oft wird auf Mindestzahlen verzichtet oder sogar werden Höchstzahlen genannt. Dies wäre nicht der Fall, gäbe es nicht gute Gründe dafür.


    Wenn du mich schon mit "auch ich nicht" zitierst, dann solltest du es aber auch verstehen, es bezog sich auf die Diskussionen hier im Forum und hat rein gar nichts mit deiner Antwort zu tun! :Nieder:

  • Verdichtung durch die Höhe

    ^ Noch kürzlich wolltest Du, dass die Wohnimmobilien-Investoren möglichst auf die Rendite verzichten, damit es bloß billiger wird. Wieso die Förderung des Autoparkens (und mittelbar: Der Autoindustrie samt Rendite) heiliger sein sollte, entzieht sich jedem Verständnis. Es ist ja nicht von der Abschaffung der Parkplätze die Rede, lediglich die private Sorge um welche soll nicht mehr auf die Immobilienwirtschaft abgewälzt werden. Diese Abwälzung ist ungefähr so absurd als wenn der Vermieter seinen Mietern das Tanken bezahlen sollte, was dann als Nebenkosten auf sämtliche Mieter aufgeteilt werden müsste.


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    Die RP veröffentlichte heute einen weiteren Artikel über das Wohnen - über die Verdichtung durch Wohnhochhäuser, die zum urbanen Trend der kommenden Jahre erklärt wurden. Zu den konkreten Infos gehört, dass der Bau des zweiten Wohnhochhauses im Quartier Central - eines vertikalen Dorfs von Pablo Molestina - in wenigen Tagen beginnen soll. Die 305 Wohneinheiten des White Max am Seestern werden bereits vermarktet.

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  • ^ Noch kürzlich wolltest Du, dass die Wohnimmobilien-Investoren möglichst auf die Rendite verzichten, damit es bloß billiger wird.


    Was legst du mir denn da in den Mund?!? Das habe ich nie geschrieben! :Nieder:
    Vermute mal, dass du dich auf den Beitrag #538 http://www.deutsches-architekt…hp?p=416439&postcount=538 beziehst....
    Da hab ich dir nur erklärt, wie man Renditen berechnet!
    Und den letzten, ironisch gemeinte Satz "Da kann man natürlich drüber streiten, ob da nicht auch ein bisschen die Raffgier der Vermieter eine Rolle spielt. :D" solltest eigentlich auch du verstanden haben....

    Wieso die Förderung des Autoparkens (und mittelbar: Der Autoindustrie samt Rendite) heiliger sein sollte, entzieht sich jedem Verständnis.


    Wie kommst du darauf? :confused:
    Die Ironie, die aufzeigen soll, was von Experten zu halten ist, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen, scheint dir entgangen zu sein, oder?


    Es ist ja nicht von der Abschaffung der Parkplätze die Rede, lediglich die private Sorge um welche soll nicht mehr auf die Immobilienwirtschaft abgewälzt werden.


    Ach, statt dessen soll sie lieber der Allgemeinheit aufgehalst werden?!?
    Der Steuerzahler zahlt dann die zusätzlich notwendigen öffentlichen Parkplätze oder wenn man keine baut, verknappt man den Parkraum zusätzlich?
    Da machst du dir es ein bisschen zu einfach!

    Diese Abwälzung ist ungefähr so absurd als wenn der Vermieter seinen Mietern das Tanken bezahlen sollte, was dann als Nebenkosten auf sämtliche Mieter aufgeteilt werden müsste.


    Was für ein Blödsinn! Was soll denn so ein an den Haaren heran gezogener Vergleich? :nono:

  • Geisel zum Wohnen

    Wie die RP heute berichtete, einer der OB-Kandidaten hält die Korrektur des Stellplatzschlüssels für überfällig, vom Thema werden wir also öfter hören. Hoffentlich seltener wird nachgezählt, wie viele Arbeitsstunden zum Minimallohn für eine Wohnung in der noblen Carlstadt notwendig sind - soll ich aufzählen, wie viele Monatsgehälter ich für die gerade in Monaco gebaute teuerste Wohnung der Welt bräuchte? Dass nicht jeder sich alles leisten kann, müsste bekannt und akzeptiert werden.


    Weiter wird ein Vier-Punkte-Plan erwähnt, der mir wie deja vu vorkommt - Wohnungsbau etwa auf dem Paulsmühle-Gebiet ist doch längst beschlossen.

  • Hoffentlich seltener wird nachgezählt, wie viele Arbeitsstunden zum Minimallohn für eine Wohnung in der noblen Carlstadt notwendig sind - soll ich aufzählen, wie viele Monatsgehälter ich für die gerade in Monaco gebaute teuerste Wohnung der Welt bräuchte?


    Außer, dass es mal wieder ein Äpfel und Birnen-Vergleich ist, hast du entweder den Artikel nicht verstanden (hier nochmal in ausführlicherer Variante bei "derwesten.de" http://www.derwesten.de/staedt…sbau-nicht-id9118279.html oder (oder und?) solltest mal an deiner sozialen Einstellung arbeiten - mehr sag ich dazu besser nicht....


    Thomas Geisel (SPD-OB-Kandidat) bezieht sich auf die SPD-Berechnungen auf Datenbasis des Mietspiegels und des geforderten gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro brutto, um aufzuzeigen wie lange man bei einer Vollzeitstelle für eine 80 m² große Wohnung (Kaltmiete) arbeiten muss und was sie wo in Arbeitszeit kostet.
    Es geht nicht darum, zu bemängeln, dass man sich Wohnungen in bestimmten Stadztteilen nicht leisten kann, sondern das Wohnen grundsätzlich zu teuer ist.
    Für eine (im günstigsten Fall angenommene) Wohnung in Garath muss man 90 Stunden arbeiten - mehr als zwei Arbeits-Wochen im Monat oder anders gerechnet bei Durchschnittlich 162 Arbeitsstunden pro Monat 55,56% seines wohlgemerkt, Brutto-Einkommens allein für die Kaltmiete aufwenden.
    Verantwortlich macht er dafür die Stadtführung und ihre verfehlte Wohnungsbau-Politik:

    Die Stadt und ihre Ämter haben den Schuss noch nicht gehört!“

  • ^ Den WAZ-Artikel habe ich gerade selbst gefunden - vom 8,50-EUR-Minimallohn bräuchte man demnach 141 Stunden für eine 80 Qm große Wohnung in Oberkassel (den Zahlen nach ist es wohl Neubau). Ich verdiene weit mehr pro Stunde (zugegeben), meine Frau auch, dennoch begnügen wir uns mit einer kleineren Wohnung, die nach über 50 Jahren seit der Errichtung etwas heruntergekommen ist (dafür mit 5 EUR/Qm billig), im sehr-sehr-sehr weit weniger begehrten Stadtteil als Oberkassel. Es ist normal - wer sparen will oder muss, wählt nicht gerade die teuerste Variante. Was soll also dieser populistische Vergleich Geisels?


    Die WAZ nennt ein paar Details mehr zum 4-Punkte-Plan, doch die Umwidmung der Industriebrachen für Wohnzwecke wird längst gemacht, was also bietet Geisel Neues, was Elbers nicht längst tun würde? Der erste Punkt der Effizienz bei der Wohnungslenkung - ältere Leute gehen auch so oft in Altenheime und Seniorenwohnungen, die zu groß gewordene Häuser können wieder verkauft oder vermietet werden. Nichts neues. Wenn sie aber nicht gehen wollen, wie will Geisel sie dazu bewegen?


    Lächerlich sind die Vorwürfe, man würde den Leuten "preisgünstiges Wohnen vorenthalten" - die Grundstücke sind etwa teuer nicht aufgrund einer Verschwörung, sondern weil die Stadt als Wohnort sehr begehrt ist. London ist noch teurer, mit einem sozialistischen Bürgermeister an der Spitze (der dennoch Wunder nicht vollbringen kann). Würde man also städtische Grundstücke unter Wert verkaufen, würde das Geld etwa für den Ausbau der Grundschulen fehlen.
    Geisel fordert "preisgedämpfte Auflagen und vermehrtes Bauen in Erbpacht" - die Erbpacht-Höhe richtet sich aber normalerweise am Grundstückswert. Zum preisgedämpften Wohnen verrieten die kürzlich zitierten Experten, dass die Neubau-Kosten eigentlich bei minimal 10 EUR/Qm liegen, nur aus politischen Gründen wurden 8,50 für preisgedämpftes Wohnen festgeschrieben. Man kann doch nicht das Bauen unterhalb der Kosten als überwiegende Regel fordern, wer und wovon soll dies decken?


    Ungeschickt, dass die Konkurrenz das mit dem Stellplatzschlüssel verpennte und einen der wirklich sinnvollen Ansätze überließ. Hoffentlich wird gemacht, was in der Politik so oft getan wird - nach der Wahl eine Anstandsfrist abgewartet, dann die Sache selbst in die Hand genommen.

  • Zitat von Bau-Lcfr

    Den WAZ-Artikel habe ich gerade selbst gefunden - vom 8,50-EUR-Minimallohn bräuchte man demnach 141 Stunden für eine 80 Qm große Wohnung in Oberkassel (den Zahlen nach ist es wohl Neubau). Ich verdiene weit mehr pro Stunde (zugegeben), meine Frau auch, dennoch begnügen wir uns mit einer kleineren Wohnung, die nach über 50 Jahren seit der Errichtung etwas heruntergekommen ist (dafür mit 5 EUR/Qm billig), im sehr-sehr-sehr weit weniger begehrten Stadtteil als Oberkassel. Es ist normal - wer sparen will oder muss, wählt nicht gerade die teuerste Variante. Was soll also dieser populistische Vergleich Geisels?


    Du hast eine sehr selektive Wahrnehmung. Aus dem Artikel pickst du dir den Vergleich, der dir am besten passt, und stellst dem deine eigenen Mietkosten gegenüber, die mit der Realität bei der Wohnungssuche in Düsseldorf rein gar nichts zu tun haben. Das ist Populismus in Reinform.


    Als Neuling hier im Forum sollte ich vielleicht nicht zu scharf schießen, aber das Thema betrifft mich persönlich. Ich habe letztes Jahr eine Wohnung in Düsseldorf gesucht und mich dann notgedrungen für eine in Essen entschieden. In Düsseldorf kann ich mir schlichtweg keine Wohnung leisten (und ich bin berufstätig). Selbst meine Essener Wohnung ist im Grunde zu teuer, weil die VRR-Tarife eher ins ÖPNV-Luxussegment gehören - und doch ist es immer noch billiger als eine Wohnung in Düsseldorf (und nein, es geht nicht um Oberkassel und nicht um 80qm).


    Ich habe schon mit einigen Düsseldorfern gesprochen, die ähnliche Mieten zahlen wie du, auch in sehr lebenswerten zentrumsnahen Stadtteilen. Die Glücklichen. Aber dass diese und du günstig wohnen können, hilft niemandem, der zurzeit in der Landeshauptstadt eine Bleibe sucht.

  • Was wir erleben, ist schlichtweg eine metropolitane Entwicklung von Rhein-Ruhr als urbaner Einheit. Hier übernimmt Düsseldorf zunehmend die Zentrumsfunktion (besonders aber nicht nur wirtschaftlich) und die Preise entwickeln sich entsprechend: Je näher man an Düsseldorfs Zentrum (=das Zentrum von Rhein-Ruhr) herankommt, desto teurer wird es. Es gibt preiswerte Wohnungen (sehr viele sogar), nur halt immer weniger in dem Teilgebiet der Metropolregion, die das wirtschaftliche Zentrum darstellt, also Ddf. Das alles verursacht einen gewissen Anpassungsschmerz, aus dem Manche politisches Kapital schlagen wollen.


    Dahinter raffgierige Vermieter zu vermuten, ist kurzsichtig. Mieter zahlen freiwillig (!) einen Aufpreis für eine gute, zentrale Wohngegend. Wer den Aufpreis sich nicht leisten kann oder will, wohnt eben woanders. Das sind nicht nur arme Schlucker, die dann ein NE, ME oder etwa ein E am Kennzeichen tragen.


    Damit wären wir beim nächsten Thema: Düsseldorf hat immer weniger schlechte Wohngegenden. Frei nach Harald Schmidt: Was man in Düsseldorf 'sozialen Brennpunkt' nennt, ist in Duisburg obere Mittelklasse.


    An der in den drei oberen Absätzen beschriebenen Ausgangslage wird kein OB-Kandidat etwas ändern (können). Sad but true. Die Entwicklung ist in den Big Five (oder den Big Seven) insgesamt ähnlich. Die Zahl wichtiger Städte nimmt ab und die Wichtigen werden immer wichtiger.

  • Dahinter raffgierige Vermieter zu vermuten, ist kurzsichtig. Mieter zahlen freiwillig (!) einen Aufpreis für eine gute, zentrale Wohngegend. Wer den Aufpreis sich nicht leisten kann oder will, wohnt eben woanders. Das sind nicht nur arme Schlucker, die dann ein NE, ME oder etwa ein E am Kennzeichen tragen.


    Aus dem von dir Gesagten (das ich für sehr plausibel halte) folgt aber nicht, dass an der Mietpreissteigerung nicht raffgierige Vermieter Schuld seien.


    Nur weil man X€ für eine Leistung nehmen kann, heißt das nicht, dass man auch X€ nehmen muss. Da das aber für gewöhnlich getan wird, ist die Frage dann eben, wieviel freie Marktwirtschaft man hier zulassen will, und wo man wie regulierend eingreift. Und damit ist es dann eben doch eine politische Frage, auf die politische Antworten gefunden werden können.

  • Aus dem von dir Gesagten (das ich für sehr plausibel halte) folgt aber nicht, dass an der Mietpreissteigerung nicht raffgierige Vermieter Schuld seien.


    Die Vermieter sind auf jeden Fall nicht alleine Schuld. Würde niemand diese Miete bezahlen, würde der Vermieter eine niedrigere wählen.


    Hier ist es so, dass es in Düsseldorf viele Personen gibt, die es sich leisten können viel für eine Wohnung zu bezahlen. Dies ist für Personen, die nicht so viel bezahlen können ein Problem. Gerade für Familien, die mehr Platz brauchen.


    Wenn jetzt der Vermieter einen niedrigeren Preis festsetzt (oder der Staat), hat er eine sehr große Auswahl an Interessenten und entscheidet sich nach seinen individuellen Kriterien. Bonität, aber auch vielleicht Sympathien. (Man stellt fest, dass in stark reglementierten Wohnungsmärkten viel "unter der Hand" vermittelt wird.)
    Ob das zu bevorzugen ist, sei mal dahin gestellt.


    Auch muss man im Wohnungsmarkt immer zwischen dem Bestandsmarkt und dem Neumarkt unterscheiden. Beide stehen in stark abhängigen Verhältnis. Eine stärkere Regulierung des Bestandsmarktes führt zu einer Verknappung des Neumarkts.


    Dies ist alles vor allem eine Verteilungsfrage. Wie verteile ich die verfügbaren Wohnungen auf die Interessenten. Im Moment wird sie so beantwortet: Diejenigen, die schon lange dort wohnen und diejenigen, die bereit sind verhältnismäßig viel zu bezahlen.


    Was "fair" oder "gerecht" wäre, darüber möchte und kann ich nicht urteilen.


    Die Frage, die ich mir vor allem stelle ist, wie kann man dafür sorgen, dass mehr verteilt werden kann.

  • und stellst dem deine eigenen Mietkosten gegenüber, die mit der Realität bei der Wohnungssuche in Düsseldorf rein gar nichts zu tun haben


    Meine Miete ist Realität und jeder kann vergleichbare haben - es wird schon mal mit Plakaten nach Mietern gesucht. Und ja, Essen liegt hier näher als Oberkassel. Ich könnte wie ein Kollege mir 100 Qm in der Nähe des Fernsehturms für 1200 EUR kalt aussuchen, dann müsste ich wie er sämtliche Wochenenden durcharbeiten, damit ich es mir überhaupt leisten kann. Alles eine Frage der Entscheidung.
    Es ist wie Hotelsuche in London, die ich kürzlich absolviert habe (immerhin Wohnen auf Zeit) - wenn man nach dem Preis sortiert, kriegt man zuerst entweder Angebote in kleinen Löchern mit Etagenbädern im Zentrum oder vergleichbar bepreiste ordentliche Zimmer -zig Kilometer vom Zentrum weg (natürlich nicht mehr auf dem offiziellen Stadtgebiet). Schnell steigt der Preis und man muss eine Entscheidung irgendwo in der Mitte zwischen der Entfernung, dem Komfort und dem Preis treffen. Es hilft nichts, auf "raffgierige Besitzer" zu schimpfen - es gibt Millionen Leute, die gerade auf der gleichen Suche sind, nicht alle können für Lau im Ritz (/Oberkassel) wohnen. Böse wird, wenn ein unverantwortlicher Politiker verspricht, eigentlich wäre ein Märchen möglich. Prekär, wenn ihm geglaubt wird.


    Nur weil man X€ für eine Leistung nehmen kann, heißt das nicht, dass man auch X€ nehmen muss.


    Nicht immer wird der Rahmen des Mietspiegels ausgeschöpft - andererseits kenne ich keinen einzigen Fall eines Mieters, der freiwillig mehr als nötig zahlt. (Nicht alle Wohnungen gehören institutionellen Anlegern - es gibt Leute, die ihr Leben lang für eine oder zwei Mietwohnungen als Alterssicherung gespart haben.) Wenn beide genauso am Monatsende möglichst viel in der Tasche haben möchten, kann man die gleiche Einstellung nicht einmal als "Raffgier" beschimpfen und einmal nicht. Beide richten sich nach der aktuellen Marktlage. Falls mal eine Wohnung weit unter Wert angeboten wird, bildet sich eine lange Interessenten-Schlange, auf die sich die Medien gerne stürzen. Wie soll die Politik da regulierend eingreifen - dem aus der Schlange die Wohnung zuweisen, der das richtige Parteibuch hat? Solche Experimente wurden jahrzehntelang in vielen Ländern versucht, alle (bis auf Nordkorea, wo seit Jahren Hunger herrscht) erfolglos beendet.


    Man kann versuchen, durch Verdichtung das innenstädtische Angebot zu erhöhen, aber Wunder sind keine möglich - teure Metropole wird teuer bleiben. Hier zitierte die WAZ gestern Aussagen Geisels zur Ulmer Höh - 600 WE statt 450-500 wären ein vernünftiger Ansatz, falls er das gegen die üblichen Anwohnernörgeleien durchzuziehen bereit ist. Wieso sollte aber die Stadt selbst das Gelände kaufen, keine Stadt kann sich noch Wohnungsbau in Eigenregie leisten. Falls das Land wirklich das Gelände für „’nen Apple und ‘nen Ei“ verkaufen will, bekommt eine Wohnungsgesellschaft oder Genossenschaft diesen Preis auch.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()