Westbesuch in Leipzig

  • Westbesuch in Leipzig

    Mit dieser Galerie möchte ich euch nun die westlichen Stadtteile Plagwitz, Lindenau und Leutzsch vorstellen. Die jüngere Geschichte sei kurz erzählt: im Zuge der Industrialisierung veränderten sich die 3 ehemaligen Dörfer gewaltig. Riesige Fabriken entstanden, Arbeiterwohnsiedlungen wurden binnen weniger Jahre aus dem Boden gestampft, reiche Fabrikantenbesitzer ließen prächtige Villen bauen. Die Bevölkerung wuchs um ein Vielfaches. Der Leipziger Westen trug maßgeblich zum industriellen Aufschwung Mitteldeutschlands bei.


    Trotz der industriellen Bedeutung blieben diese Viertel vor großer Kriegseinwirkung verschont. Totalverluste und diverse Nachkriegsverschlimmbesserungen hielten sich relativ in Grenzen, so dass heute schätzungsweise 70 Prozent der Bebauung in Plagwitz, 80 Prozent in Lindenau und bis zu 90 Prozent der Bebauung in Leutzsch noch der Vorkriegssituation entsprechen.


    Zum Ende der DDR hin waren die Viertel geprägt von Verfall und katastrophalen Umweltbedingungen. Nach der „Wende“ schlossen nahezu alle Betriebe, ganze Straßenzüge entvölkerten sich und verödeten. In mehreren Quellen steht geschrieben, dass der Niedergang des Leipziger Westens 1992 seinen Höhepunkt erreichte; zu einer Zeit, wo sich im Stadtzentrum bereits Aufbruchstimmung und Optimismus verbreiteten. Nach 1992 machte man sich ran, die Viertel denkmalgerecht zu sanieren. Statt Abriss maroder Altbausubstanz und Neubau lag der Schwerpunkt auf Sanierung und Rekonstruktion, Erhalt und Umnutzung. Als Ende 1999 die Sonderabschreibung Ost auslief, waren immerhin ca. 40 Prozent der Substanz saniert. Doch es stellte sich heraus, dass es im Hinblick auf die demographische und wirtschaftliche Struktur nichts brachte. Während die innenstadtnahen Gründerzeit-Viertel schon leichte Bevölkerungsgewinne verbuchen konnten und es dort einen regen Bevölkerungsaustausch gab, ging der Bevölkerungsverlust im Westen der Stadt ungebremst weiter, stiegen Arbeitslosigkeit und soziale Probleme ins Unermessliche.


    Keiner weiß so recht warum, aber seit 2003/2004 gibt es auch in Plagwitz, Lindenau und Leutzsch einen Aufschwung, der immer mehr an Fahrt gewinnt. Eine Vielzahl an Unternehmen gründet sich, viele Kneipen und eine bunt gemischte Kultur entstehen, Studenten nehmen bei einer Durchschnittskaltmiete von 4 Euro ganze Straßenzüge in Beschlag, es werden nicht mehr nur einzelne Häuser, sondern ganze Häuserblocks saniert, marode Industriebetriebe werden zu hippen Lofts und Penthousewohnungen umgestaltet, die Arbeitslosigkeit sinkt signifikant und – ganz wichtig – die Bevölkerung nimmt z. Teil rasant zu.


    Natürlich ist der gegenwärtige Boom noch ein zartes Pflänzchen und nicht zu vergleichen mit gewachsenen Strukturen westdeutscher Städte. Auch wenn die meisten Prognosen für Leipzig deutlich nach oben zeigen, ein kleines unvorhergesehenes Ereignis, und alles fällt wie ein Kartenhaus wieder zusammen…


    Bevor ich mit den Bildern starte, zeige ich euch noch eine kleine Serie aus der Fotocommunity. Dort hat ein User Bilder von Leipzig im Jahr 1990 eingestellt, die ungefähr vermitteln, wie es um diese Zeit ausgesehen hat.


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  • Die Fotos stammen, soweit nicht anders angegeben, von mir und entstanden zum Großteil im September 2007. Los geht's...




    Leutzscher Rathaus





    Gelber Klinker, typisch für Arbeiterwohnhäuser im Westen





    Trotz gründerzeitlicher Verformung mutet Leutzsch z. T. noch sehr dörflich an.




    Die Straße "Am Wasserschloss" in Leutzsch weist auf das Wasserschloss hin, das gegenüber dieser Häuserreihe einst stand. Irgendwann in den 1960ern hat man es abgerissen.




    Villenviertel Leutzsch ohne Schickimick-Allüren. Ein Villenviertel wie viele andere in Leipzig, das allerdings durch alten Baumbestand und große parkähnliche Grundstücke hervortritt. Ein paar Eindrücke...




    Das Auewaldschlösschen in der Paul-Michael-Straße, Bj. 1927, eben gerade frisch saniert. Schön, dass man die Steintöpfe auf dem Dach wieder aufgestellt hat.





    Thorer-Villa - Bauherr: Pelzhändler Kurt Thorer, Bj. 1897, Architekt: Gottlieb Bock.





    weitere Ansichten aus dem Villenviertel Leutzsch





    Villa Görke - fantastischer Jugendstil vom Leipziger Jugendstilguru Paul Möbius, Bj. 1904 für Fabrikant Emil Görke.




    Villa Mädler (Stichwort: Mädler Passage) - erbaut von Julius Zeisig, 1902.




    Jetzt geht's nach Lindenau. Gleich hinterm Auewald steht das ehemalige Friesenkrankenhaus, Reformstil, vermutlich zwischen 1910 und 1914 erbaut. Heute steht es zum Teil leer.




    leerstehende Arbeiterwohnhäuser. Man beachte die DDR-Antennen auf dem Dach.




    Gebaut für die Arbeiterschaft um die vorletzte Jahrhundertwende. Die ersten Sozialwohnungen in Leipzig, durch eine Stiftung des Verlagsbuchhändler Herrmann Julius Meyer errichtet, weshalb diese Häuserblocks, von denen es noch 3 weitere in Leipzig gibt, auch Meyersche Häuser heißen. Die Wohnungen waren für damalige Verhältnisse sehr komfortabel, für große Arbeiterfamilien jedoch viel zu klein. Architekt war Max Pommer.





    Blick zum Lindenauer Markt




    Blick in eine Seitenstraße




    Nathanaelkirche, Bj. 1881, anstelle der abgerissenen Dorfkirche Lindenau




    weitere Ansichten aus Lindenau, hier etwas unharmonisch anmutende Symbiose eines Spätklassizisten und eines Gründerzeitlers.






    Nach der "Wende" hat man viele marode Fabrikhallen, -baracken und morsche Werkbahngleise abgerissen und dafür Wiesen und Grünanlagen angelegt.





    Der Karl-Heine-Kanal, früher eine Giftbrühe sondersgleichen, schlängelt sich durch das alte Industriegebiet.




    Liebfrauenkirche Lindenau, Bj. 1908




    Alte Industriefabrik entlang der Kar-Heine-Straße




    Jugendstilverziertes Arbeiterwohnhaus

  • In New York und London stürmisch gefeiert, in Deutschland zurückhaltend zur Kenntnis genommen: Kunst made in Leipzig. Auf dem Gelände der alten Baumwollspinnerei hat sich die Leipziger Künstlerszene niedergelassen. Ein paar Eindrücke vom Gelände













    Eckhaus an der Karl-Heine-Straße




    Stimmung am Karl-Heine-Kanal, im Hintergrund die Philippuskirche, Bj. 1907 - 1910, Architekt Alfred Müller.





    Entlang des Karl-Heine-Kanals führt ein Radweg, vorn rechts zu sehen, das sog. Stelzenhaus.





    Stelzenhaus, Bj. 1937 - 1939 für die Wellblechfabrik Grohmann & Frosch.




    Interessant und schön zugleich ist, dass bei fast allen Umnutzungen die alten Firmenbezeichnungen wieder sichtbar angebracht werden. So bleibt Geschichte lebendig.




    weiter geht's...





    Ferdinand-von-Goetz-Haus, Biedermeierstil anno 1823. Ferdinand von Goetz war Mitbegründer der Deutschen Turnerschaft und wohnte von 1855 bis 1915 in diesem Haus.




    Gleich gegenüber wird dieses Haus erneuert, vermutlich aus der selben Zeit stammend.



    Eindruck von der Lützner Straße. Einer nicht nachvollziehbaren Einkaufszentrenpolitik in Leipzig ist es u.a. zu verdanken, dass ehemalige Geschäftsstraßen leerstehen und veröden.




    Historische Doppelverglasung am Wohnhaus Kurt-Kluges (Autor von "Die Zaubergeige")





    Aufbruch in die Moderne: Das ehemalige Westbad, von Hubert Ritter im Bauhausstil 1925/26 errichtet. Heute befinden sich in diesem Gebäude diverse Heilpraxen.




    Der Felsenkeller an der Karl-Heine-Straße, von Schmitt & Johlige um 1890 erbaut, war bis zur Wende ein Gesellschaftshaus. Danach stand es leer und verödete zusehends. Mittels Fördergelder wurde jetzt die Dachkuppel erneuert und Graffiti entfernt. Angeblich gibt es jetzt eine Neunutzung für das Gebäude. Bis Anfang des Jahres gastierte darin Gunter Hagens "Körperwelten", wollte aber kaum einer hin, ist wohl schon zu ausgelutscht.




    Hier der Felsenkeller nochmal an einer Hauswand.




    Südlich des Felsenkellers ändert sich die Bebauung. Geschlossene Häuserzeilen werden jetzt von freistehenden, villenähnlichen Gebäuden ersetzt. Ein paar Eindrücke hiervon.










    Villa zur Juhlburg, von Oskar Mothes im neogotischen Stil 1874 errichtet. Wie so viele Gebäude, die ihr hier zu sehen bekommt, eben gerade frisch saniert.







    Das sog. Palmengartenwehr wurde für den Hochwasserschutz zwischen 1913 und 1917 vom Leipziger Architekten Georg Wünschmann erbaut. Der Name deutet auf den benachbarten Palmengarten hin, wo sich bis 1939 ein Gesellschaftshaus befand.




    Nun bekommt ihr ein paar Eindrücke von Plagwitz (ähnelt im Prinzip den anderen beiden Stadtteilen), zuerst Alt-Plagwitz.




    Hotel "Ratskeller Plagwitz" und links zu sehen die Heilandskirche.



    Fassade

  • Die Buntgarnwerke sind ohne Zweifel das beeindruckendste Industridenkmal in Leipzig. Es wurde für die sächsische Wollgarnfabrik Tittel & Krüger zwischen 1879 - 1888 beiderseits der Weißen Elster erbaut. 1927 kam eine geschlossene Verbindungsbrücke hinzu. Um 2000 rum wurden die Buntgarnwerke aufwendig saniert, es entstanden viele Lofts und Penthouse-Wohnungen sowie Gewerberäume. Vor kurzem hat man mit der Sanierung des letzten Gebäudes begonnen, indem nun ebenfalls Loft-Wohnungen entstehen. Ein paar Eindrücke von den Buntgarnwerken.














    Hinterhofstimmung gegenüber den Buntgarnwerken




    Riverboat-Haus, wo gleichnamige MDR-Quasselsendung aufgenommen wird.




    Die Gäste und Talkmaster kommen schonmal per Boot angerudert.




    Sweetwater-Reihenhäuschen (auch Stadthäuser genannt).




    Buntgarnwerke-Komplex von einer Brücke in der Industriestraße aufgenommen.




    Altenpflegeheim Plagwitz. Naja, Investoren-Architektur mit gutgemeinten Ansätzen.





    Auch eben frisch saniert, die 1. International School Leipzig in der Könneritzstraße. In Zukunft werden hier 450 Schüler aus aller Welt die Schulbank drücken. Früher ging ich ebenfalls in diese Schule, war damals noch ein muffiger, schwarzgerußter Arbeiterkinder-Klotz namens Maurice-Thorez-Schule mit besonders linientreuen Lehrern. Die Farbe mag unpassend sein, für mich ist sie Ausdruck, dass hier in Zukunft wirklich ein frischer Wind einkehren wird.


    Die Bilder werden mit freundlicher Genehmigung von APH-Forumuser "Leipziger" eingestellt.






    Wohngebäude in der Erich-Zeigner-Allee.




    "Ornament ist Verbrechen"




    Die Erich-Zeigner-Grundschule wird demnächst auch aufwendig saniert.




    Wohnhaus "Sonnenhof"





    Situation in der Zschocherschen Straße 2005. Die von mir flüchtig rot eingerahmten Gebäude wurden vor kurzem vorbildlich saniert.




    Hier die Nachhersituation von der anderen Seite aus fotografiert. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Man Vergleiche vor allem das Dach des 3. Hauses und die Erdgeschosszonen.




    Die Schaubühne "Lindenfels" ist ein beliebter Szenetreffpunkt. Neben Filmvorführungen finden hier auch Lesungen, Theater und Konzerte statt. Das Gebäude selbst stammt wohl von 1876, irgendwann nach 1900 bekam es dann seine Jugendstiloptik.





    In manchen Straßen kommen noch die Erinnerungen an die DDR hoch. Aber auch an diesen Gebäuden kündet eine Plane die bevorstehende Sanierung an. Manchmal bekomme ich ein ungutes Gefühl, wenn hier alles "fertig" ist.




    Noch ein Industriegebäude, das auf eine Neunutzung wartet.




    ...und noch eins.




    ...und ein Blick durch eine Brache zur Phillipuskirche.




    Im Hintergrund seht ihr die Konsum-Zentrale, auch so ein riesiger, eindrucksvoller Industrie-Komplex, der zwischen 1929 und 1932 nach den Plänen von Fritz Höger errichtet wurde.




    Konsum-Zentrale noch ein bisschen näher (leider gab's ungünstige Lichtverhältnisse).




    Umbau eines weiteren Industriedenkmals. Das aufgesetzte Penthouse-Dachgeschoss finde ich total daneben. Das entwürdigt den ganzen Industriebau.




    Noch 2 weitere Eindrücke, gleich habt ihr's geschafft.





    Der Verwaltungsbau der Maschinenfabrik Unruh & Liebig wurde 1896 erbaut. In unmittelbarer Nachbarschaft bin ich aufgewachsen. Zu DDR-Zeiten gehörte dieser Teil der Straße zu den Kirow-Werken und war für Passanten gesperrt. Das angeschnittene Haus links war sozusagen die Grenze (in diesem Haus wohnte meine Sandkastenliebe, die Jacqueline hieß).




    Auch hier wieder lobenswert der Verweis auf die alte Fabrik.




    Und noch 2 Eindrücke aus der Naumburger Straße.





    Mit folgender Ansicht vom Karl-Heine-Kanal endet mein Rundgang.



    Über Kritiken und Anregungen würde ich mich wie immer sehr freuen.

  • Ich denke in dieser Geschlossenheit ist Leipzig einzigartig in Deutschland. Es hat wohl keine ähnlich große Stadt in D hat noch soviele alte Viertel zu bieten. Wiesbaden z.B. ist sicherlich genauso gut erhalten, aber eben nur halb so groß. Und ich finde man sieht Leipzig an Hand solcher Bilder wirklich sehr an, was diese Stadt mal für eine Bedeutung gehabt haben muss. Dem raschen Bevölkerungsanstieg um die Jahrhundertwende haben wir vieles davon zu verdanken.


    Ich hoffe Leipzigs Bevölkerung wächst auch weiterhin, sodass all diesen wunderschönen Gebiete wieder lebendig werden. :daumen:


    Neben Dresden meine Lieblinsgroßstadt in Deutschland ;)

  • Leipzig: Muster vor ganz Deutschland

    Ich finde mit Abstand Leipzig die schönste Grosstadt Deutschlands. Herrlich das fast alles noch so geschlossen da ist, ohne grosse Brachen.:daumen:


    Was mich auch besonders freut ist das Neubauten sehr "angepasst" sind und sich in die wertvolle historische Umgebung gut einfügen. :lach:


    Drittens: Leipzig ist das Vorbild wie andere Städten mit heruntergekommen Gründerzeitler umgehen sollen: die werden in alter Glanz zurückversetzt. Wunderbar!!!! :daumen:
    So soll auch Berlin umgehen mit seiner 50% verblieben, doch slecht unterhalten Altbausubstanz. Wenn das in Schöneberg, Wilmersdorf, Kreuzberg und Charlottenburg und auch Neukölln aufs "Leipziger Art" gemacht wird, dann würde Berlin wirklich sehr beliebt und sogar doch noch weltberühmt!!! Die 10.000-den fehlenden Gebäuden werden dann wettgemacht!
    So einfach ist es für Berlin. Die Chancen sollen doch nur genützt werden.
    Aber Berlin hat leider kein Vision oder Städteaufwertungs(master)plan.
    Es fehlt beim Behörden an historisches Bewusstsein. Die Gesellschaft Historisches Berlin bemüht sich nur mit Einzelobjekten, weil es keine Unterstützung der Behörden bekommt. :nono: :nono: :nono: :mad:


    Das gilt dann auch für der Kölner Neustadt. Auch hier kann noch sehr viel aufgewertet werden. :lach:

  • Fantastische Bilderschau Cowboy, tausend Dank! Muss ja eine Heidenarbeit gewesen sein ;)


    Leipzig ist wirklich unglaublich gut erhalten, ein Glück dass das DDR-Regime kaum Geld für großflächige Abrisse und die Umsetzung sozialistischer Stadtfantasien hatte. Da hatte der kapitalistisch angetriebene Westen diesbezüglich einfach mehr Pech - zumal dem Osten auch die kräftigen Fördertöpfe der Nachwendezeit für aufwendige Sanierungen und Teilrekonstruktionen zugute kamen. Jetzt sollte man sich mal vorallem auf den unmittelbaren Innenstadtbereich konzentrieren und diesen so annehmbar wie möglich weiter gestalten und zurecht machen. Ich wünsche es Leipzig von ganzem Herzen :)


    Wenn man ergänzend noch fragen darf: Wo hast du denn derzeit deinen Hauptwohnsitz? Pendelst du oft zwischen Leipzig und Frankfurt?

  • Vielen Dank für eure Antworten. Zu ein paar Fragen und Anmerkung möchte ich eingehen:


    Wiesbaden z.B. ist sicherlich genauso gut erhalten, aber eben nur halb so groß.


    Wiesbaden möchte ja mit dem Slogan "Perle des Historismus" auf die Unesco-Weltkulturerbeliste. Die Stadt rühmt sich selbst als einzige Stadt in Deutschland, die den Historismus so geschlossen und vielseitig präsentiert. Ich will den Wiesbadenern nicht zu nahe treten, aber im Hinblick auf Leipzig ist das nicht zutreffend. Das hat auch nichts damit zu tun, dass Wiesbaden nur halb so groß ist. In Sachen Geschlossenheit und Qualität der Bausubstanz kann Wiesbaden bei weitem nicht mithalten.


    Ich hoffe Leipzigs Bevölkerung wächst auch weiterhin

    Davon gehe ich aus. Das Wachstum wird sich zwar wieder etwas abschwächen, wenn die geburtenschwachen Jahrgänge nach 1990 ins Studenten- und Arbeitsalter kommen, aber wenn die Wirtschaft in den kommenden Jahren nicht stagniert oder zurückgeht (wovon ich ausgehe), wird die Stadt weiterhin moderat wachsen. Umso ärgerlicher, dass es immer noch Studien gibt, die mit Zahlen und Prognosen aus den Neunzigern jounglieren und Leipzig einen dramatischen Bevölkerungsrückgang bescheinigen. Da werden 2005 Prognosen von ortsfremden Statistik-Heinis auf über 30 Jahre erstellt, wo die reale Einwohnerzahl Leipzigs schon im Jahr 2006 um über 20000 abweicht. Da fragt man sich, (für) was haben diese Leute eigentlich studiert.


    Wo hast du denn derzeit deinen Hauptwohnsitz? Pendelst du oft zwischen Leipzig und Frankfurt?
    Hauptwohnsitz ist Frankfurt am Main und ich fahre alle 4 bis 6 Wochen nach Leipzig, bin auch schon mal beruflich für knapp einen Monat in Leipzig.


    Demnächst werde ich noch ein paar Bilder vom Sportforum einstellen, vorher gibt's noch ein paar marode Altbauten zu sehen.

  • wie immer wunderbare fotos.
    die idee, mal marode altbauten zu zeigen, ist aber auch sehr gut, denn leider gibt es auch davon je nach stadtteil noch allerhand. hoffentlich können davon noch viele gerettet werden.

  • Vielen Dank für eure Antworten. Zu ein paar Fragen und Anmerkung möchte ich eingehen:


    Wiesbaden z.B. ist sicherlich genauso gut erhalten, aber eben nur halb so groß.


    Wiesbaden möchte ja mit dem Slogan "Perle des Historismus" auf die Unesco-Weltkulturerbeliste. Die Stadt rühmt sich selbst als einzige Stadt in Deutschland, die den Historismus so geschlossen und vielseitig präsentiert. Ich will den Wiesbadenern nicht zu nahe treten, aber im Hinblick auf Leipzig ist das nicht zutreffend. Das hat auch nichts damit zu tun, dass Wiesbaden nur halb so groß ist. In Sachen Geschlossenheit und Qualität der Bausubstanz kann Wiesbaden bei weitem nicht mithalten.


    Erstmal ein Hallo ans Forum und danke für die schönen Bilder:)


    Cowboy


    "Historismus" meint ja auch Gebäude die zur einer bestimmten Zeit (vor allem 18./19.Jhd.) gebaut wurden und VERSCHIEDENE, historische Baustile in einem Gebäude verscmelzen lässt... korrigiert mich wenn ich falsch liege.


    Ich denke von daher ist Wiesbaden auch einzigartig. Ich war zwar erst einmal in Leipzig und in Sachen Masse hat Leipzig sicher mehr alte Gebäude, beim Punkt Gerschlossenheit kann man sich schon streiten aber dass die Qualität der Bausubstanz von Wiesb. nicht mithalten kann musst du mir mal erklären.
    Wiesbaden hat wirklich herausragend schöne und hochwertige Bebauung, was soll denn da in Leipzig noch Hochwertiger sein ?:confused:


    Naja jeder hat eben so seine Liebste unter den Städten, grade hier im Forum;)

  • Illogic, ich will nicht arrogant klingen, aber ich war schon mehr als nur einmal in Wiesbaden, liegt ja quasi in direkter Nachbarschaft zu Frankfurt. Wiesbaden ist schön, vor allem die Balkone der Gründerzeitler zur Straße hin vermitteln ein ganz eigenes, fast schon südländisches Flair. Leipziger Bürgerhäuser zieren eher - der barocken Tradition der Stadt entsprechend - zur Straße hin Erker. Aber ich bleibe dabei, wenn Wiesbaden sich einzigartig in Sachen Historismus rühmt, dann stimmt das in Hinblick auf Leipzig eben nicht. Die größere Geschlossenheit in Wiesbaden ist schon deshalb nicht gegeben, da nach dem Krieg viel mehr Neubauten in die Viertel gebaut wurden. Die Verdichtung der Gründerzeitviertel in Leipzig hingegen setzte oft erst nach 1990 ein. Was die Qualität angeht, so spreche ich in erster Linie von der besseren, denkmalgerechteren Sanierung nach 1990 in Leipzig.


    Ansonsten gönne ich jedem den Ärger mit der launischen Unesco. Ich hoffe, Leipzig bleibt dies erspart...

  • Eben...schließlich hat dieser olle Unesco Weltkulturerbetitel keinen Einfluss auf die Attraktivität einer Stadt. Mit Hinblick auf den Hickhack in Dresden kann man sich das schenken und sich einfach weiterhin darauf konzentrieren die eigene Stadt auf zu werten. Leipzig bräuchte so einen Titel garnicht. Die Stadt gilt so schon mittlerweile als hip.

  • bin sehr begeistert von den Bildern

    Hallo!
    Mein Sohn schreibt jetzt in meinem Namen einen Text, da meine Computerkenntnisse begrenzt sind.


    Ich bin selber Leipziger und habe Interresse an der Entwicklung und Geschichte von leipzig.Ihre Bilder haben mir sehr gut gefallen, und wollte fragen, ob Sie noch mehr Fotos von Gebäuden vor der Rekonstruktion haben.
    generell interressieren mich selbst gemachte Fotos von Leipzig aus der Vergangenheit.
    Uber einen Kontakt würde ich mich sehr freuen.


    vielen Dank vom
    alten Mann

  • Zu #13:


    Ok, es hat mich auch nur Irritiert, dass du davon gesprochen hast dass Wiesbaden qualitativ nich mithalten kann...von allen Städten die ich kenne, hat W. mit die Hochwertigste Bebauung.
    Zur Geschlossenheit: Ich glaube dir sofort, dass die Gründerzeitviertel Leipzigs Geschlossener sind, da Wiesbaden z.T. schlimme Bausünden begangen hat, die Innenstadt v. Leipzig, hat aber auf mich damals nicht wirklich geschlossen gewirkt.


    Wie auch immer, es ist schön dass es solche Städte auch in D. noch gibt!
    Wenn man sieht wie man in Sachsen mit historischer Architektur ungeht , kann Restdeutschland nur neidisch werden


    -----------------
    Bitte achte auf unsere Richtinien bezüglich des Zitierens. Danke.

  • illogic, keine Frage, die Leipziger Innenstadt ist bei ca. 50 Prozent Kriegs- und Nachkriegsverlust alles andere als geschlossen.


    @"alter Mann", es freut mich sehr, dass Ihnen meine Galerie gefallen hat. Ich bedauere es selbst sehr, kaum Fotos von Gebäuden im Zustand vor der Sanierung zu besitzen. Ich hätte sie alle hier mit eingefügt, denn das macht die ganze Sache ja erst richtig interessant, wenn man vergleichen kann. Auf bildindex.de sind erstaunlich viele Leipziger Gebäude dokumentiert. Schauen Sie mal hierein unter "Orte", ihr Sohn wird Ihnen bestimmt gern weiter helfen. Leider sind alle Bilder dort in schlechter Schwarz/Weiß-Qualität abgebildet, so dass sie meist nur ungenügend aussagekräftige Vergleiche zulassen. Bessere Vergleiche, aber leider viel weniger dokumentierte Gebäude, bietet Ihnen die Seite http://www.lipsikon.de (z.Zt. offline, vmtl. "Baustelle"). Dort gibt es viele Vergleiche, wo sogar der Vorkriegszustand dokumentiert ist.


    Hier ein Beispiel vom "lipsikon" (Erlaubnis für die Veröffentlichung der Bilder von lipsikon.de liegt vor!):


    Schwägrichenstraße 1 / Beethovenstraße, Musikviertel/südwestliches Zentrum, Aufnahme von 1908

    Quelle: http://www.lipsikon.de




    Zustand 1997

    Quelle: http://www.lipsikon.de



    Zustand Januar 2006. Die Gerüste sind hier gerade erst gefallen.

    Bild von mir



    Bild von mir

  • Irgendwie machen einen solche Bilder glücklich. Einfach nur schön zusehen wie liebevoll solch wertvolle Häuser wieder hergestellt werden.

  • Danke für die Tipps

    Danke erst mal für die Tipps.
    Ich werde die nächsten tage mal schauen, ob da was für mich dabei ist.
    tschüssi
    alter Mann

  • Schnack,


    Totgesagte leben länger. Der Leipziger Immobilienmarkt galt bis vor ein paar Jahren bei den Prognosen-Heinis als hoffnungsloser Fall, ohne Aussicht auf Heilung. Mittlerweile gibt es aber wieder einen Markt, kann man mit Immobilien in Leipzig wieder richtig Geld verdienen (siehe auch die rege Bautätigkeit in der Innenstadt), was nicht nur daran liegt, dass die Abschreibungsmöglichkeiten auf denkmalgeschützte Immobilien begrenzt wurden (Leipzig besitzt ca. 17000 Baudenkmäler, davon ca. 12500 aus der Gründerzeit). In den letzten 7 Jahren sind ca. 40000 Menschen in die Innenstadt und in die Gründerzeitgürtel drumrum gezogen. In einigen Quartieren wie dem Waldstraßenviertel ist der Wohnraum sehr knapp geworden. Die Leerstandsquote ist von 22 Prozent (2001) auf ca. 13 Prozent gesunken. Das hat natürlich zur Folge, dass die Sanierungsmaßnahmen wieder kräftig angezogen sind.


    HIER gibt es ein brandheißes Update zur Sanierungstätigkeit mit vielen Bildern.