Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Um nicht immer nur als Skeptiker aufzutreten, darf ich vermelden, daß das Haus Ecke Pfaffendorfer / Gneisenaustraße eingerüstet ist. Das Haus ist ein GRK-Projekt. :daumen:

  • Im Lokalteil der Leipziger Volkszeitung wird heute getitelt: "Leipzig fordert Abrisshilfe vom Bund". In dem Artikel fordert Baubürgermeister zur Nedden mehr Handlungsspielraum beim Abriss maroder Privatgebäude. Er wird zitiert: Wir müssen auch mal ein Gebäude aus Privatbesitz abreißen können, wenn es aus städtebaulicher Sicht nicht erhaltenswert ist. Und das darf dann nicht zehn Jahre dauern. Nedden meint, der Verfall privater Gebäude, deren Besitzer entweder gar nicht bekannt oder gegen den Abriss sind, behindern die Stadt in der Wiederbelebung verfallener Ecken.
    Die verantwortliche Autorin des Artikels meint in ihrem "Standpunkt":nach den Jahren des Abrisses in Plattenbauvierteln gilt es umso mehr, den Fokus auf verfallene Altbauten zu lenken.



    ps:


    Also ich denke auch,
    nachdem man vom einst urbanen Grünau nur noch eine wüstenartige Einöde übrig gelassen hat, im städtebaulichen Vorbild - Straße des 18. Oktober - keine Platte auf der anderen geblieben ist, kam nun der Clou zum 20. Jahrestag des Mauerfalls: Als Sieg über den Sozialismus wurden die imposanten Hochhäuser an der Wächterstr./K.Tauchnitzstr., angestrahlt in den Farben Bronze, Silber und Gold, festlich gesprengt.
    Nun ist es wirklich an der Zeit, die maroden, ständig an bessere Zeiten erinnernden Albauten auch rigeros zu entsorgen: Man sollte komplett mit den Stadtteilen Plagwitz und Lindenau anfangen.. Das dort mal so viele Menschen Arbeit hatten, dürfte als Erinnerungspräferenz heute schließlich politisch unkorrekt sein!

  • ^ Die neue Redakteurin fürs Baugeschehen hat schlicht und ergreifend keine Ahnung. Die Zahlen sind ja bekannt. Da lohnt es sich, mal wieder einen Leserbrief an die LVZ oder eine direkte mail an die gute Frau Hofmann zu schreiben. Vielleicht kann ihr auch jemand eine Wohnung in Chemnitz anbieten ;)

  • die herren, ihr witzelt, aber die lvz erreicht schändlicherweise eine menge leute, die ebenso unreflektiert dann am stammtisch sagen werden: jawoll! weg mit den häßlichen bauten in den noch intakten straßenzügen. mehr luft in die stadt! die nebenkosten steigen doch eh! früher war ja eh alles besser!


    ...naja. zum glück steht auf der anderen seite ein bataillon an bürgervereinen, die dem herr zur nedden das leben schwer machen ;)

  • Das Problem ist allerdings nicht nur der "Standpunkt" der Autorin, sondern die Forderung von zur Nedden. Da steckt genau dasselbe drin, wenn auch nicht so explizit formuliert. Aber kennt jemand in größerer Zahl nach 1949 (1914?) errichtete private Gebäude, deren Besitzer entweder gar nicht bekannt oder gegen den Abriss sind? Also doch mal ein, zwei nette oder wenige nette Leser_innenbrief an die LVZ als kleiner Schuß vor den Bug?

  • ungestalt:


    Richtig! Ohne DIE wahren Leipziger, die sich für Leipzig seit Jahren/Jahrzehnten engagieren und Zeit opfern und damit dazu beigetragen haben (abseits des Rampenlichtes der Öffentlichkeit!!!), dass die Stadt heute noch relativ gut aussieht und zum Teil im Alten Glanz wieder erstrahlt, und nicht an allen Ecken perforiert ist, würde sich der Rest der Leipziger in der Stadt sicher nicht so wohl fühlen.


    Das haben Einige scheinbar immer noch nicht begriffen. Das ist einfach unglaublich und traurig. :nono:


    Vor allem wenn wir vom Baubürgermeister der Stadt Leipzig reden.

  • ^ prinzipiell hat zur nedden natürlich mehr insidersicht und -wissen. aber ein passus wie "aus städtebaulicher sicht" ist so schwammig formuliert, dass es für ganz paranoide wie der willkommensgruß für tabula rasa für die urbanität klingen kann. soweit ich den baubürgermeister auf veranstaltungen erleben und vor allem einschätzen konnte, versteht er schon sein fach.

  • Und zum Mutmachen ein Rüffel der Lizzy aus dem Jahre 2007. Aber selbst heute immer noch aktuell:


    http://www.l-iz.de/Leben/Gesel…-2007-W-200711200010.html


    "Wer sagt den Leuten, dass die Stadtumbaumittel eigentlich ins "Junge Reurbanisierungscluster" fließen sollten, dorthin, wo die Stadt gedeihen, blühen und sich mehren soll? Und vor allem auch: Dieses sogar kann."


    Da sehe ich die Politik in der Pflicht. Diese muss sich endlich trauen den Leuten am Stadtrand klar zu machen, dass ihre Häuser (tendenziell die Platten) früher oder später weg müssen.
    Die Stadt der Zukunft ist die kompakte Stadt der kurzen Wege - die Innenstadt. Diese gilt es zu erhalten und nicht zu perforieren.

  • Wenn es denn wenigstens eine Fassade gäbe. Das wird eine Zufahrt zum Parkplatz im Karree drin, wie im Video auf dem Plam etwa Minute 0:26 / 0:27 zusehen ist. Die genannte Firma Realis bespielt das Listhaus in dem Karree
    http://www.realisag.de/public/…ipziglist-haus/index.html
    http://maps.live.de/LiveSearch…&dir=0&tilt=-90&alt=-1000
    Ich nehme mal an, dass dort Parkplätze für die Mieter_innen des Hauses (Funkhaus Leipzig, RTL etc.) geschaffen werden sollen, die dann vielleicht teilweise oder zeitweise (nachts) auch den Anwohner_innen dienen.


    Es fallen offenbar auch die beiden Hinterhäuser, was aber vermutlich kein Verlust ist.

  • Ja genau, es sollen dort Parkplätze für die Mieter entstehen, da es dort an Parkplätzen mangelt. Mit den Abrissarbeiten sollte eigentlich schon 2008 begonnen werden, aber es kam zu verzögerungen. Es werden auch die Häuser dahinter abgerissen. Ein Glück, denn es ist kein schöner Anblick, wenn man dort wohnt.

  • Der Baubürgermeister hat gesprochen. Sein zitierter Kommentar in der LVZ sollte uns Leipziger wohl schonmal entsprechend einstimmen.
    Man reißt das ab, was für den gemeinen Leipziger auf den ersten Blick am sinnvollsten scheint - unsanierte Altbauten.

  • ^ Naja, mit dem Baubürgermeister hat das erstmal wenig zu tun. Da ärgert mich schon eher die Leuteverdummung der LVZ. Diskussionen darüber führen uns aber nicht unbedingt weiter.


    Zu den Objekten: gar nicht verstehen kann ich den Abriß in der Hans-Poeche-Straße. Es wäre mir neu, dass das Parkhaus direkt nebenan permanent überbelegt ist. Der Listbogen selber hat ja ebenfalls eine Tiefgarage (die ja wohl damals für die entsprechenden Kapazitäten ausgelegt worden sein wird) und ist m.W. nicht voll belegt.


    Das eigentlich Ärgerliche ist, dass direkt nebenan große Brachflächen liegen und auch an der Brandenburger neue Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Sicherlich hätte dies zusätzlicher Aufwände bedurft, aber mit ein bißchem gutem Willen hätte man hier adäquate Lösungen schaffen können. Und wenn es im Fall der Fälle einfach der Abriß der Hofgebäude bei Erhaltung des Straßengebäudes gewesen wäre - auf dessen Fläche entsteht schliesslich kein einziger Parkplatz. M.E. absolut ein absolut unnötiges Perforieren des letzten komplett erhaltenen Straßenzuges des Packhofviertels, dessen Revitalisierung wir doch gerade ausgiebig gefeiert haben.


    Das von Bolzer genannte Gebäude ist zwar unauffällig, aber sicherlich auch ein Verlust. Sieht nach Vorgründerzeit aus, sowas sollte heutzutage nicht mehr abgerissen werden. Weiß dazu jemand mehr oder hat Fotos? Hintergrund ist hier sicherlich die kommende Sanierung der Lützner Straße.

  • Sanierung Villa Angerbrücke/Käthe-Kollwitz-Straße 6

    Es gibt aber auch gute Nachrichten: die LVZ schreibt in ihrer Freitagsausgabe über die Sanierungspläne der Firma Medica. Einerseits wird momentan die Villa am Straßenbahnhof Angerbrücke (wurde das hier schon berichtet?) saniert. Medica will sich einmieten und dort ein Zentrum zur betrieblichen Gesundheitsförderung sowie ein spezielles sportmedizinisches Angebot mit einer Höhenkammer schaffen. Mit einziehen sollen die Deutsche BKK, der Sozialdienst der LVB, deren Betriebsarzt sowie die LVB-Sportgemeinschaft Neue Linie. Eröffnung soll im September sein. Die eigentliche Nachricht ist aber, dass man nun endültig die Käthe-Kollwitz-Straße 6 gekauft hat und den Wünschen der Denkmalpflege entsprechend sanieren und für Therapie- und Verwaltungszwecke nutzen will. Wer sich erinnern kann: jahrelang wollte Medica einen Neubau an der Stelle, um verschobene Etagenhöhen und damit verbundene Aufwände zur Garantierung der behindertengerechtigkeit zu vermeiden. Ein Termin zur Sanierung wurde allerdings noch nicht genannt.