Potsdam: Wiederaufbau Stadtschloss

  • Die wertende Diskussion um Rekos wird in anderen Strängen geführt. Hier geht es doch darum, dass Plattner die 20 Mios gespendet hat um "die historische Fassade des Potsdamer Stadtschlosses wieder zu rekonstruieren", so übereinstimmend Medien und Pressemittelungen der Beteiligten.


    Zu einer Rekonstruktion gehören die Knobelsdorffschen Gitter aus meiner Sicht dazu. Für das Dach hatte Plattner ja nochmal gespendet, sollen nur die farbigen Putzfassen und der Sanstein 20 Mios MEHRkosten augemacht haben? Da hab' ich meine Zweifel.

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  • Die Frage ist doch hier sehr viel spezieller. Geht es darum, ein Gebäude zu rekonstruieren, seien es auch nur Teile wie die Fassade? Oder geht es um "Stadtreparatur", um das sukzessive Reparieren eines städtebaulichen Ensembles. Geht es um Letzteres dann halte ich "Abweichungen" vom historischen Original für vertretbar. Zudem man dann wieder ewige Diskussionen darum führten müsste welche "Zeitschicht" man als das Original betrachtet. Die Originalpläne des Architekten, der Erbauung, oder beispielsweise den letztbekannten Zustand vor der Zerstörung, um nur zwei Beispiele rauszugreifen.


    Ich sehe das ganze pragmatisch und denke mir nicht "hätte man an dieser und jener Ecke nicht noch mit mehr Liebe zum Detail arbeiten können?" sondern denke mir "besser dieses Gebäude was mit soviel Liebe zum Detail aufwartet als 0815 Architektur ohne jegliche Liebe zum Detail".


    Das liegt auch leider daran dass wir viele Dinge schlicht nicht mehr beherrschen, die entsprechenden Handwerke schlicht ausgestorben sind, die in der Lage waren Dinge händisch in höchster Qualität herzustellen. So bin ich mir nicht sicher, ob die paar Schlosser, die noch schmiedeeiserne Geländer in gleichermaßen künstlerischer und handwerklich-solider Qualität herstellen können, nicht auf viele Jahre ausgebucht sind. Vielleicht kommen die dann einfach später und zwischenzeitlich muss es "Stangenware" tun? Wer weiss. Letztlich haben so auch spätere Generationen die Gelegenheit eine Rekonstruktion zu vollenden, so auch das Innere des Gebäudes. Gerade das besticht in meinen Augen am inzwischen gängigen Konzept der Rekonstruktion der architektonischen Bildsprache, als harmonische und gefällige Hülle, mit sehr moderner Raumnutzung und Innenausstattung. Man versöhnt die verschiedensten Lager und lässt für die Zukunft alle Optionen offen.


    Summasummarum, ich halte das Projekt für gelungen.

  • Selbstverständlich steht und fällt meine positive Meinung über diese Projekt nicht an der Frage dieses Geländers. Dennoch ist es unnötig und vermeidbar. An solchen nicht unwichtigen Details spart man offensichtlich aber für "Kunst am Bau", die die Entscheidung für die Rekonstruktion bewusst ad absurdum führen soll, ist Geld da. Da wird dann ein imaginärer Pavillon in Form der Schlosskuppel von sansouci im Hof platziert oder der Schriftzug "Ceci n'est pas un chateau" an die Wand gemalt.

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  • Stadtschloss 1 - Ansichten von Norden und Osten

    Calabrones in #192 verlinkte Bilder sind nicht zu toppen, dennoch hier weitere aktuelle Fotos vom Stadtschloss.


    Blick von der Alten Fahrt:





    Detail, von der Plattform des Infopavillons aus gesehen:



    Ostflügel mit Tiefgarageneinfahrt:



    Giebelrelief:



    Detailansicht mit Kupferblechen:



    Blick durch das Fortunaportal in den Hof:


  • Stadtschloss 2 - Ansichten von Süden und Westen

    Blick auf den Westflügel:




    Des Sockel wurde überwiegend sandsteinverblendet. Leider wurden die zurückgesetzten Bereiche nur gestrichen - was (m. E.) etwas unangenehm auffällt:



    Die West- und Südseite:



    Südsportal gegenüber des Mercure-Hotels:



    Blick auf den Marstall (Filmmuseum):



    Und Richtung Friedrich-Ebert-Straße:


  • An den "zurückgesetzten" Sockelbereichen, die nach Backsteins Beobachtung nicht mit Naturstein belegt werden, sind Arbeiten im Gange. Es sieht so aus, aus entstünde hier der Sandsteinsockel als Trompe l'oeil-Malerei.





    (C) Selbst

  • Gitter Auffahrt

    Inzwischen wurden an der havelseitigen Auffahrt die sehr schlichten Gitter montiert:


    .


    Zu meiner Überraschung fand ich allerdings heraus, dass auch schon die originalen Auffahrtgitter eher schlicht ausgeführt waren - anders als die Fahnentreppe (siehe weiter oben im Thread):


    http://upload.wikimedia.org/wi…isonkirche.jpg?uselang=de


    Interessant wird sicherlich die Frage, ob und in welcher Ausführung die Pfeilerfiguren und die Dachplastiken noch kommen werden.

  • Gitter der Auffahrt

    Leider sehen auch diese Gitter nach Baumarktqualität aus. Das historische Gitter war zwar ebenfall recht schlicht, aber gestaltet. Zudem sagt mir die weiße Farbe überhaupt nicht zu.

  • Die Berliner Zeitung berichtet heute über das Stadtschloss.


    Der neue Landtag (also das Stadtschloss) ist so gut wie fertig und wird demnächst übergeben, in wenigen Tagen ist die Schlüsselübergabe. Überall höre man Lob, auch von Platzeck. Der Architekt gab zu, dass er bei der Fassadenfarbe des neuen Landtags ein bisschen gemogelt hat. Das ursprüngliche rosa aus der Zeit Friedrichs II erschien dem Architekten nun zu blass, so dass er es kräftiger hat ausfallen lassen.


    Das Schloss ist der größte und teuersten Neubau in Potsdams alter neuer Mitte. Angeblich gebe es im Inneren keine Hürden für Behinderte. In der Decke des Plenarsaals lässt ein gewaltiges Bullauge Licht herein, man kann in den Himmel schauen. Darunter sei ein Luftkissen, das Hitze und Dunst abhält.


    Zum Artikel mit einigen Bildern, auch vom Plenarsaal: KLICK

  • Na, den Unsinn mit dem weissen Adler auf weissem Grund (war das nicht eigentlich die Flagge der österreichischen Marine?) werden die Parlamentarier sicher bald beenden. Wahrscheinlich hängen sie dan einfach eines Landesflagge an die Wand. Kulka macht dann sein Urheberrecht an der Gestaltung geltend und verbietet das. Für Potsdam doch die realistischste Prognose, oder?


    Update: Der weisse Adler kommt. Die MAZ berichtet mit Verweis auf die künstlerische Verfremdung des Bundesadlers im Reichstag über den "weissen Adler auf weissem Grund". Hiergegegen gibt es jetzt schom mehrere Petitionen.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Mal der Blick von anderen Seite am Bahnhof aus. Hier wäre auch genug Platz für ein Restaurant der Weissen Flotte, herrliche Sicht. Anlagen und Karten verkaufen können die Schiffe der weissen Flotte ja auch auf der Lustgartenseite:



    Am Hauptbahnhof, wo früher die Anlegestelle der Weissen Flotte (mit Restaurant) war hat die WF ein Schild aufgestellt, damit ihr keine Kunden entgehen. Den Platz der WF hat sich derweil der Potsdamer Wassertaxi-Betreiber gesichert.



    (C) selbst

  • Lustgarteseite des Schlosses
    Im übrigen ist der Pfeilerwald, der vor dem Schloß nur die Sicht versperrt ein Irrsinn. Hinzu kommen diese lächerlichen Peitschenmasten.


    Dass das auch anders geht, zeigen die Stadtwerke von Bordeaux. Deren Straßenbahnen, im übrigen ein Produkt der Fa. Bombardier, können Teilstrecken ohne Oberleitungen befahren. Für die historischen Orte ein echter Glücksfall. Seht selbst:


    http://www.youtube.com/watch?v=jEzYyZ_pnhs


    Und mehr:


    http://www.tramgeschichten.de/…senbahn-ohne-oberleitung/

  • Straßenbahn Oberleitung

    ^ Bei diesem Foto hatte ich ich damals beim Einstellen schon gefragt, wann sich der erste Straßenbahn-Kritiker wegen der Masten meldet. ;)
    Wobei es durch die Tele-Perspektive im Foto schlimmer aussieht als vor Ort:



    Bei der schicken Bordeaux-Tram wird im Tramgeschichten-Artikel auch auf die Nachteile hingewiesen: Teuer, störanfällig, hohe Wartungs- und Betriebskosten. Auch wenn eine elektrische Straßenbahn ohne Oberleitung in sensiblen Gebieten natürlich wünschenswert ist.

  • Ist doch auch ne Frage des Standortes. Bei deinem Bild siehts natürlich nicht so dolle aus, weil man die Bahntrasse entlang blickt. Da sieht man natürlich mehr, als wenn man "auf" die Strecke schaut, wie man ja hier sieht. Außerdem blickt man auch am Schloss vorbei, sodass es die Fassade nicht so wirklich verstellt. Störend ists wohl eher, wenn man vom Bahnhof über die Brücke kommt. Das Problem ist auch, dass sie so nah am Schloss vorbei fährt. Man kommt ja da kaum um die Ecke auf dem Foto und auch bei der Auffahrt wirds eng.


    Das Foto über die Havel wäre doch echt ein Argument, die Anlegestelle dort zu bauen. Diese Ecke ist ja sonst nicht grad ein Platz, an den man sich sonst begibt, sodass dieser tolle Blick wohl kaum jemand sehen wird. Wenn dann irgendwann das Hotel weg ist, hat man dann freie Sicht vom Cafe "Schlossblick" in der Anlegestelle aus. Nur diese Friedrich-List-Straße-Schleife ist etwas unpraktisch...

  • ^ Ja, genau an der Ecke wird es etwas eng, aber bei dieser minimal anderen Perspektive sieht man, dass der Platz für Fußgänger schon ausreichend ist:



    Noch weiter weg konnte man die Straße und die Straßenbahntrasse wohl nicht rumführen.

  • ^Die grundliegenden Schwächen der neuen Verkehrsführung (die besser als die alte ist) konnte man nicht korigieren, das ist richtig. Aber


    - warum muss man auf der Lusgartenseite Doppelpeitschenmasten montieren?


    - die Masten für die Oberleitung sind recht mächtig und kaum profiliert


    - auf der (nicht abgebildeten) Südseite der Straße sind nomals übergroße Masten, die verspannte Hängeleuchten tragen: warum?

  • historische Straßenbahn-Trassenführung

    Es war von vorherein klar, dass die heutige neue Trassenführung der Straßenbahn das Umfeld des Landtagsgebäudes mit den rekonstruierten Stadtschlossfassaden empfindlich stören würde. Dies wird nun, da das wunderschöne Gebäude steht, umso deutlicher. Nicht nur die Masten stören an der schönen Gartenseite, sondern auch die Zerschneidung der Fläche zwischen Marstall und Westseite des Schlosses, auf der einst die Ringerkolonnade stand, deren Rekonstruktion in voller Länge nun unmöglich ist. Natürlich ist die neue Trassenführung besser als die alte (wie von Konstantin geschrieben), wenn man unter der "alten" Trassenführung jene aus den 1960er Jahren versteht, die quer über das Stadtschlossareal führte und ohne deren Verlegung eine Wiederbebauung des Schlossareals nicht möglich gewesen wäre. Eine bessere Lösung als die "historische" Trassenführung bis zum Abriß des Schlosses, nämlich von der Langen Brücke durch die Humboldtstraße über den Alten Markt und vorbei an der Nikolaikirche zum Platz der Einheit gibt es meiner Meinung nach jedoch nicht. Aus meiner Sicht wäre zu hoffen, dass auf dem Gebiet des heutigen Staudenhofs mit seinen erhöhten Rampen und Stufen doch noch irgendwann die ehemalige Kaiserstraße wieder entsteht, was die historische Straßenbahnführung wieder möglich machen würde, - abgesehen von der regen Bautätigkeit der nächsten Jahre an der wiederentstehenden Humboldtstraße. Der Verlegung der Straßenbahn auf ihre historische Trasse in einigen Jahren würde daher nichts im Wege stehen, zumal die Humboldstraße ohnehin nicht als Verkehrsstraße geplant ist und daher Straßenbahnschienen ken Verkehrshindernis darstellen würde. Der Alte Markt würde durch die Straßenbahn wieder belebt, die Gartenseite des Schlosses von einer eng vorbeiführenden Straßenbahntrasse befreit und der komplette Wiederaufbau der Ringerkolonnade ermöglicht. Die Friedrich-Ebert-Straße im Bereich der ehemaligen Hohewegstraße, d.h. zwischen Marstall und zukünftigem Stadtkanal könnte dann ohne Straßenbahnführung in unverbreiterter Form gestaltet werden.