Art Deco National Historic District in South Beach, Miami

  • Art Deco National Historic District in South Beach, Miami

    Miami Beach (eigentlich South Beach, Miami) wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als touristischer Badeort gestylt und sollte zu "America's Riviera" werden. Seitdem ist es rummelige Touristenfalle und Treffpunkt der Schönen und aller, die sich dafür halten (letztere deutlich in der Überzahl) mit entsprechender Kriminalitätsrate.


    Sehenswert ist vor allem der Art Deco National Historic District. Dieser wurde 1979 eingetragen und gilt als weltweit größte Ansammlung von Art-Deco-Gebäuden! Er besteht aus Hunderten von Hotels, Apartmenthäusern und anderen Gebäuden, die zwischen 1923 und 1943 errichtet wurden. Wenn man also eine Unterkunft in South Beach bucht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, in einem der Art-Deco-Gebäude zu landen. Der fragliche District liegt etwa zwischen Ocean Drive und Washington Avenue, 5th Street und 15th Street. Die meisten dieser Gebäude wurden in den letzten Jahren restauriert.


    Der Architekturstil Art Deco heißt so nach der Pariser Ausstellung "Art Décoratif". Ein Buch über Miami's Art Deco definiert treffend: "Art Deco is a jazzy celebration of the Machine Age, mass production, geometry, and the straight line." Die Gebäude sind sozusagen steingewordene Oceanliner, Wurlitzer-Musikboxen oder Lokomotiven. Elemente der Architektur sind:
    - Symmetrie zu einer vertikalen Mittelachse,
    - Dreierregel (oft kehren Formen dreimal wieder, z.B. in drei Stockwerken oder in drei Fenstern nebeneinander),
    - abgerundete Ecken ("Stromlinienform"),
    - "Augenbrauen" über den Fenstern (die Schatten spendeten in einer Zeit ohne Klimaanlagen),
    - nautische Zitate wie Schiffsdecks, Masten, Leuchtturmelemente oder stilisierte Bullaugen,
    - Referenzen an das Design des Empire State Building (z.B. an den Zeppelin-Anlegemast auf dessen Dach),
    - Fassadenfarben sind meist Pastelltöne, oft auch Farben des Strandes (Meeres-Türkis, Sandbeige, Himmelblau, Strandhafer-Hellgrün),
    - manchmal Neonlinien als Teil des Architekturkonzeptes,
    - oft Verwendung von Art-Deco-Schrifttypen an Fassaden.


    Wir gehen den Ocean Drive von Süden nach Norden:


    Colony Hotel:


    Um die Erhaltung und Öffentlichkeitsinformation kümmert sich die Miami Design Preservation League, die ein Art Deco Visitor Center am Ocean Drive Ecke 12th Street betreibt, Führungen zu Fuß anbietet (hab ich mitgemacht, bin daher jetzt bestens informiert) und ein jährliches Art Deco Weekend veranstaltet, das zufällig auch in meinen Urlaub fiel, aber eher belanglos ist (Straßenfest-Charakter). Teilweise konnte ich Innenaufnahmen von Gebäuden machen.


    Ein Blick zum Strand. Die Bademeisterhäuschen sind alle verschieden:


    Congress Hotel:


    Kein Art-Deco, aber Casa Casuarini ist die berühmte Versace-Villa, vor der der Meister erschossen wurde:


    Victor Hotel. In dessen möndäner Lobby, die ich leider nicht fotografieren durfte, befinden sich so obskure Einrichtungsgegenstände wie Wandlampen im Seeigel-Design und ein großes Aquarium, in dem Mondquallen ihre Runden ziehen:


    Tides Hotel:



    Leslie:


    The Carlyle, bekannt durch den Film "Birdcage", der hier gedreht wurde:



    Cavalier:


    Winterhaven Hotel:



    Die Architekturführungsgruppe im Inneren des Winterhaven:



    Penguin Hotel und Crescent Hotel:


    Blick aus dem Fenster des Penguin auf den Ozean ;):


    Crescent:


    Mc Alpin Hotel:


    Wir haben uns die ganze Zeit am Strand entlang bewegt.


    Was hier am Strand rumliegt, ist keine Plastiktüte, sondern eine Portugiesische Galeere (Physalia physalis). Wenn man die im Wasser schwimmen sieht, sollte man sich tunlichst fernhalten! Denn diese interessante tropische Quallenart hat bis zu 10 m lange Tentakeln, deren Berührung nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern sogar tödlich sein kann:


    Kleiner Tipp am Rande: Mit dem neuen Google-Feature "Streetview" kann man den Ocean Drive nochmal Richtung Süden abfahren: http://maps.google.com/maps?f=…spn=0.02129,0.048752&z=15


    (c) Alle Fotos von mir.


    Danke fürs Angucken...

  • Danke, sehr interessante Führung. Habe mit Art Déco immer eher das Empire State Building oder Rockefeller Center assoziiert...Aber wo ich die Bilder sehe, fallen mir diese Häuser auch wieder ein. Naja, sehen teilw. ein bisschen...weiß nicht...Nach Barbie-Häusern oder so aus...

  • Man kennt die Häuschen wahrscheinlich auch von Plakaten. Barbie ist vielleicht der richtige Ausdruck, denn der Kitschfaktor lässt sich nicht leugnen. In einem Buch ist die Rede davon, dass sie aussehen würden, als ob man sie essen könnte (wie Kuchenstücke oder so). Trotzdem fand ich die große Dichte an nett renovierten Gebäuden dieses Architekturstils sehr interessant und war positiv überrascht.


    Das war der Ocean Drive. Ich hätte noch einen zweiten Teil in petto mit Fotos von den beiden Parallelstraßen, die auch viel zu bieten haben. Wenn Interesse besteht, kann ich die auch posten und damit den Rundgang komplett machen.

  • Wirklich schöne Bilder. Sehen trotz Art Deco ein bißchen billig aus... so nach Asienurlaub. Aber es ist erstaunlich, mit wie wenig Deco-Elementen ein Gebäude unverwechselbar machen kann!