Kö-Bogen: 2. Bauabschnitt (Bauphase)

  • Weyhe-Straße via Kasernenstraße zu lenken ist unmöglich, solange dort noch für die Wehrhahnlinie gebuddelt wird.


    Die Kasernenstraße muss zweispurig sein, bevor man die Hofgartenstraße (teilweise?) sperrt. Die Weyhe-Allee wird man dann wohl vorübergehend verstärkt in westlicher Richtung nutzen.

  • Die RP berichtet, der Landesminister für Bauen, Sport, Kultur, Bratwurstsstände und fliegende Bauten würde im Dezember entscheiden, ob er den Abriss des 1K-Füßlers gestattet. Der Minister sei, so eine Sprecherin des Ministeriums für Bauen, Sport, Kultur, Breitenförderung, Fußball und Gedöns, auch gar nicht verärgert oder so und habe sich außerdem auch noch überhaupt gar nicht dagegen entschieden.


    Bei solchen Dementis wird man natürlich immer sehr skeptisch. Selbst ich halte es für eine ziemlich üble Vorstellung, jetzt noch den 9000-8000Füßler stehen zu lassen. Überflüssig spannend das Ganze.

  • ^^Diese Dementi sind windelweich.


    Der Vorwurf, die Stadt greife mit dem Fällen von 19 Bäumen dem Ministerentscheid vor, ist – so er tatsächlich erhoben wurde – ungeheuerlich. Damit würde die Landesregierung mit dem Hebel des Denkmalschutzes jetzt nicht nur am Städtebau ansetzen, sondern gleich auch bei der kommunalen Grünplanung. Vor dem Hintergrund eines verfassungsrechtlich ohnehin höchst angreifbaren Ministervorbehalts verursacht das bei mir mehr als nur ein Zwacken in der Magengegend.


    Oder stehen Bäume jetzt auch unter Denkmalschutz?


    Für Düsseldorf hat die Regierung Kraft noch überhaupt nichts bewegt. Man befördert weder das Regierungsviertel, noch die FH oder die Circle Line: Keine Ambition, keine Budgets, nichts als gedankenloses Störfeuer. Keiner scheint zu erkennen, dass man mehr regiert als nur das Ruhrgebiet. Das hauptstadtpolitische Konzept des Landes lässt sich mit vier Buchstaben zusammenfassen: L.m.a.A.

  • Leider hat das wieder den schlechten Beigeschmack der parteipolitischen Einflussnahme...Wörtlich: Um der erfolgreichen schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf eins auszuwischen und die parteieigene Opposition in der Landeshauptstadt zu stärken, könnte die Meinung von Herrn Voigtsberger (SPD) schon feststehen....


    Sollte dies so sein, wird wieder einmal deutlich dass in der Politik nicht die Vernunft regiert, sondern Kindergartenspiele...das leider bei allen Parteien....

  • ^^Das Geschmäckle ist schwer zu ignorieren.


    Für Kö-Bogen 2. BA hat die Stadt nun 132 Mio€ bewilligt – für den Fall, dass die Irritationen um den 1kfüßler endlich aufgelöst werden. (Anntenne D)

  • Die Ministerentscheidung wirkt auf den ersten Blick wie ein Privileg des Landes. In Wahrheit betritt man ein vermintes Gelände voller Fallstricke:

    • Wenn man sich dazu hinreißen lässt, inhaltlich die Stadtplanung Düsseldorfs bei Kö-Bogen 2 zu tadeln und damit die Genehmigung zu versagen, langt man weit in die Planungshoheit der Stadt. Dann legt man sich (noch mehr als jetzt) mit der wichtigsten (sorry, Köln) Stadt des Landes an und hat einen ziemlich peinlichen Verfassungsstreit am Hacken – wäre nicht der Erste.


    • Wenn man die Stadtplanung lobt und dann die Ministererlaubnis erteilt, spart man sich zwar den Streit in Münster. Gleichzeitig fährt man aber der rot-grünen Ratsopposition in die Parade, die – zumindest offiziell – alles irgendwie voll doof und so findet, was mit dem Kö-Bogen zu tun hat.


    • Man kann aus dieser bürokratischen Petitesse natürlich auch einen handfesten Skandal basteln. Dann macht man einen kleinen Kuhhandel: Das Land verlangt als Gegenleistung für die Erlaubnis, dass die Stadt nicht gegen diesen sog. Stärkungspakt klagt (ohne jeden Sachzusammenhang). Sowas nennt man Erpressung, aber immerhin kommt Leben in die Bude. Wenn das die Presse das spitz kriegt, knallt es richtig.


    Wie gesagt: Vermintes Gelände. Mind the gap.


    Wenn der Minister clever ist, erteilt er möglichst geräuschlos die Erlaubnis und gibt dazu eine dürr-formalistische Begründung ab – Stichworte: Kommunale Selbstverwaltung, Planungshoheit der Stadt, weiter Beurteilungsspielraum, keine Willkür erkennbar, Erlaubnis musste erteilt werden. So umgeht man eine – so oder so – politisch heikle Stellungnahme zur inhaltlichen Qualität der Planungen. Nebenbei bleibt man – nicht zu unterschätzen – rechtlich clean.


    Wirtschaftlich kann es sich das klamme NRW eigentlich nicht leisten, Investitionen dieses Formats zu behindern – es hängen eine starke Signalwirkung für die Region (Niederrhein, Bergisches Land, westliches Ruhrgebiet) und nicht zuletzt enorme Steuereinnahmen daran. Ein solches Projekt ist in keiner anderen Stadt NRWs machbar. Wenn man das jetzt blockiert, schickt man das ganze Land ins untere Mittelmaß. Es gilt die unterste Zeile von hier.


    Städtebaulich ist das Ganze nicht weniger als ein Meilenstein. Eigentlich müsste das Land so etwas aktiv unterstützen – schon um sich zur Abwechslung einmal entschlossen, zeitgemäß und zukunftsfähig zu geben. Die Regierung Kraft wollte doch die Innenstädte stärken – guess what: This is Innenstadt.


    Nebenbei kann man sich in Ddf ein wenig rehabilitieren. Bislang ist die Landesregierung für die Hauptstadt etwa so geil wie Hodenkrebs.

  • Mit Verlaub, Echnaton, aber die Aussage: "Ein solches Projekt ist in keiner anderen Stadt NRWs machbar" wage ich dann doch anzuzweifeln... Ist das die Höhenluft auf dem besagten Ross, die Dich zu solchen Aussagen verleitet? ;)

  • Schönen Gruß vom Gaul:


    Die einzige Stadt, die etwas Ähnliches – wenn auch deutlich kleiner – auf dem Schirm hatte, war Köln mit dem Opernquartier. Dort hat man die – weit weniger umfangreichen – Pläne aus Kostengründen eingestampft und sucht seither nach kleinen Lösungen (in Arnsberg hat man gar nicht erst geplant).


    Die Wehrhahnlinie wird über 700 Mio€ kosten. Kö-Bogen 1+2 kommen vorsichtig geschätzt zusammen ebenfalls auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag (von Privat und Staat) – die Milliarde ist nicht weit. Es gibt in NRW nur einen Präzedenzfall: Das Rheinuferprojekt in .... Coesfeld war es nicht.


    Eine umfassende städtebauliche Neuordnung, bei der in Abstimmung mit dem Bau einer neuen U-Bahnlinie Hauptverkehrsstraßen auf Hunderten von Metern unter die Erde wandern – so etwas geht bundesweit nur in einer Hand von Städten. Davon liegt eine in NRW (Bottrop ist es nicht).

  • Die Wehrhahnlinie wird über 700 Mio€ kosten. Kö-Bogen 1+2 kommen vorsichtig geschätzt zusammen ebenfalls auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag (von Privat und Staat) – die Milliarde ist nicht weit.


    Und der Umbau des Staufentunnels ist mit 150 Mio Euro bspw. "astronomisch" teuer und daher "nicht finanzierbar". Der Mehrnutzen ggü. Kö-Bogen (insbesondere BA 2) ist hier um ein vielfaches höher! Das ist schlichtweg lächerlich, wenn man bedenkt welchen Wert diese neue S-Bahnlinie nach Ratingen Lintorf und Duisburg Südost hätte! Und da jammert ihr rum, Düsseldorf würde dem Ruhrgebiet ggü. vom Land NRW vernachlässigt werden! Dafür sollte man sich schämen, wenn man bedenkt, dass einige Kommunen (u.a. aufgrund vieler Entscheidungen der letzten Regierung) nicht mal ihre Springbrunnen am Laufen lassen können, während hier 300 Mio Euro sinnlos verbuddelt werden!


    Und was hier in der Stadtmitte entstehen soll ist doch echt wahnsinnig! Der Bereich ggü. der Börse usw. sind Stadtstrukturen wie sie in den letzten Jahrzehnten entstanden sind - und dafür dachte ich lieben wir unsere Stadt! Da alles abreißen und irgend nen 0815 Schund hinzuknallen kann jeder (auch in Bottrop) und ist im übrigen in Ostdeutschland z.B. flächendeckend geschehen. Deshalb sehen viele ostdeutsche Städte auch nicht hübsch und charmant aus wie vielleicht in Bayern, sondern viel mehr wie ein zu groß geratenes Playmobilland!


    Wenn es nach der Meinung vieler hier im Forum geht, dann würde Düsseldorf aussehen wie eine riesige Ikea-Filiale! Mit Stadtentwicklung hat das rein gar nichts zu tun! Der Tausendfüßler ist ein Teil historischer Zeitgeschichte - vom Wiederaufbau Düsseldorfs nach dem Krieg. Das Teil steht nicht umsonst unter Denkmalschutz! Mit einem Süd-Nord Tunnel, einer Sanierung des Tausendfüßlers mit ansprechendem Anstrich und einer Neuausrichtung des Verkehrs rund um die Lutherkirche wäre der Gegend geholfen und der Bereich um den neuen U-Bahnhof "Schadowstraße" vom Verkehr befreit! Mal davon abgesehen dass sowas wesentlich großstädtischer wirkt als drei neue Gebäude mit Pinky, Footlocker und H&M drinne, wie sie in nahezu jeder deutschen Stadt zu finden sind.


    Um nochmal auf #328 zu kommen: Düsseldorf kann sich ja schließlich auch einen neuen Zaun am Rheinufer für 1.6 Mio Euro leisten, statt einfach die Schaniere der Türschlösser auszutauschen! Bei soviel Luxus mit dem wir die letzten Jahre verwöhnt wurden, scheint bei manchen Leuten wirklich der Sinn für die Realität verloren gegangen zu sein....!

  • Den Zaun muss D'dorf auf Geheiss der Bezirksregierung bauen. Ein Zusammenhang zwischen Zaun unmd defektem Tuerschloss ist zwar in der Tat nicht erkennbar, das ist der Bezirksregierun (rot/gruen soweit ich weiss) aber egal.


    Die armen Pleitestaedte NRW's sind ja nicht umsonst pleite. Schau dir z.B. Mal an, wie viele Hallen- 0bzw Freibaeder es in Duisburg gibt (allesamt Zuschussbetriebe).


    In den erwaehnten schoenen Staedten des Suedens der Republik finde ich uebrigens keine haesslichen Hochstrassen mitten im Zentrum. Ob da ein Zusammenhang mit der Aesthetik dieser Staedte besteht?

  • Dus-Int:
    Der Mehrnutzen ggü. Kö-Bogen (insbesondere BA 2) ist hier um ein vielfaches höher!
    Für wen wäre denn der Mehrnutzen höher? Für die Düsseldorfer Innenstadt? Kö-Bogen BA 2 ist in erster Linie ein städtebauliches Projekt und nur nachrangig ein verkehrliches. Das kann man einfach nicht vergleichen.


    Das ist schlichtweg lächerlich, wenn man bedenkt welchen Wert diese neue S-Bahnlinie nach Ratingen Lintorf und Duisburg Südost hätte!
    Das Land und die Vororte können diese S-Bahnlinie ja gerne bauen. Damit wäre allen geholfen und Düsseldorf baut derweil mit seinem eigenen Geld den Kö-Bogen.


    Und da jammert ihr rum, Düsseldorf würde dem Ruhrgebiet ggü. vom Land NRW vernachlässigt werden!
    In erster Linie geht es doch darum, dass das Land sich nicht um seine Hauptstadt schert. Vergleicht man die Investitionen des Landes in die Hauptstadt zum Beispiel mit Bayern/München oder dem Bund/Berlin kann man nur den Kopf schütteln. (Auch wenn man die Summe entsprechend der jeweiligen Wirtschaftsleistung bereinigt.)
    Bis heute gibt es noch nicht einmal Pläne für ein ordentliches, repräsentatives Regierungsviertel!


    Und was hier in der Stadtmitte entstehen soll ist doch echt wahnsinnig! Der Bereich ggü. der Börse usw. sind Stadtstrukturen wie sie in den letzten Jahrzehnten entstanden sind - und dafür dachte ich lieben wir unsere Stadt!
    Wer liebt denn ausgerechnet den Bereich gegenüber der Börse? Ich kenne niemanden der sich dort gerne länger aufhalten würde. (Außer am Luther-Platz, aber von dort kann man den Tausendfüßler ja fast nicht sehen.)


    Deshalb sehen viele ostdeutsche Städte auch nicht hübsch und charmant aus wie vielleicht in Bayern, sondern viel mehr wie ein zu groß geratenes Playmobilland!
    Soll das jetzt ein Witz sein? 1990 sahen sie meisten ostdeutschen Städte grauenvoll aus. Heute gibt es in den Neuen Bundesländern wieder viele hübsche Städte, die man gerne besucht.


    Mal davon abgesehen dass sowas wesentlich großstädtischer wirkt als drei neue Gebäude mit Pinky, Footlocker und H&M drinne, wie sie in nahezu jeder deutschen Stadt zu finden sind.
    Was soll das denn schon wieder heißen? An Stelle des Tausendfüßlers wird bekanntlich die Platanenpromenade errichtet und nicht "drei neue Gebäude". Über die Nutzung von Neubauten in der Umgebung ist nichts bekannt und eine Entscheidung diesbezüglich ist völlig unabhängig vom Tausendfüßler zu betrachten.


    Um nochmal auf #328 zu kommen: Düsseldorf kann sich ja schließlich auch einen neuen Zaun am Rheinufer für 1.6 Mio Euro leisten, statt einfach die Schaniere der Türschlösser auszutauschen! Bei soviel Luxus mit dem wir die letzten Jahre verwöhnt wurden, scheint bei manchen Leuten wirklich der Sinn für die Realität verloren gegangen zu sein....!
    Ja, Düsseldorf kann sich das leisten. Und zwar aus eigener Tasche. Zumindest so lange bis es dann auch noch für Springbrunnen in Castrop-Rauxel verantwortlich ist.


    Zuguterletzt noch zum Ministerentscheid und #326:
    Ich gehe davon aus, dass Voigtsberger den Abriss genehmigen wird. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn er die Auflage stellen würde, dass die städtebaulichen Entwürfe für die Neugestaltung noch einmal überarbeitet werden müssen. Wie man den Reaktionen auf den Wettbewerb in diesem Strang entnehmen kann sind auch die meisten hier (mich eingeschlossen) NICHT zufrieden mit dem städtebaulichen Entwurf, auch wenn sie den Abriss des Tausendfüßlers und die Umgestaltung der Umgebung des Kö-Bogens grundsätzlich begrüßen.

  • Ich kann dieses Gerede über die vermeintliche Hässlichkeit des Tausendfüßlers nicht mehr hören!


    Auch wenn ich selber inzwischen einen Abriss zugunsten einer chancenreichen Neugestaltung des Umfeldes befürworte, möchte ich doch feststellen, dass die Gestaltungsqualität dieser einmaligen Hochstraße unabhängig von zahlreichen Sachverständigen attestiert wurde. Ohne dieses wäre eine Unterschutzstellung nicht erfolgt.


    Dass es in einer strittigen Frage eine übergeordnete Instanz geben muss, die hier entscheidet, ist als solches ein normaler Vorgang. Nicht alles kann basisdemokratisch durch zumeist nicht fachkundige Bürger entschieden werden. Der in vielen Fällen vorliegende Mangel an Sachkenntnis der gewählten Volksvertreter, z.B. in Stadträten und BVs ist ja oft genug schon ein Problem.


    Ich gehe zudem davon aus, das eine Entscheidung des Ministers zur Denkmalwürdigkeit des Bauwerks nicht durch Parteizugehörigkeiten oder sachfremden Themen beeinflusst ist; sie wäre andernfalls nicht haltbar und unter Umständen sogar justiziabel . Zudem verfasst ein Minister Derartiges nicht persönlich.


    Zu jeder guten Projektentwicklung gehört es, eventuelle Fragen des Denkmalschutzes von Bestandsgebäuden im Vorfeld abzuklären; dies hat die Stadt Düsseldorf unterlassen. Für einige Vertreter der Stadt stand ja der Entfall des von der Stadt erst in den 90ern selbst unter Schutz gestellten Tausendfüßlers auch schon von Anfang an fest; anstatt, wie ansonsten üblich, dies durch einen städtebaulichen Wettbewerb klären zu lassen. Damit hätte die Stadt gegenüber der oberen Denkmalschutzbehörde sicherlich auch über fundierte und glaubhafte Argumente verfügt.



    Zu der erwähnten finanziellen Potenz der Stadt – auch wenn Düsseldorf heute (je nach Berechnungsgrundlage) mehr oder weniger schuldenfrei ist; jedes neue Bauwerk zieht auch Betriebs- und weitere Folgekosten nach sich, die langfristig die Finanzen der Stadt beanspruchen. Vor allem Tunnelbauwerke sind in ihrem Unterhalt nicht billig. Im Allgemeinen werden diese Folgekosten bei neuen Vorhaben mit kalkuliert; die Stadt Düsseldorf ist aber trotzdem gut beraten, nicht allzu viele derartige Großvorhaben umzusetzen.


    Viele Kommunen sind ja neben den Belastungen aus der Sozialhilfe etc. auch deshalb in der aktuellen finanziell prekären Situation, weil sie bei der Vielzahl an prestigeträchtigen Bauvorhaben die ebenso vielen Folgekosten übersehen haben.

  • Dus-Int: Nachdem Du uns diese Plattitüden mit 0815 und IKEA jetzt oft genug aufs Brot geschmiert hast: Den IKEA will ich sehen, in dem Du ein Unikat von Daniel Libeskind kaufen kannst. Ich möchte auch den 0815-H&M sehen, bei dem Du Parklandschaften nach langer Teilung wieder vereinen kannst.


    Und wer bitte will "alles abreißen"? Da bleibt schon noch einiges übrig, Dus-Int. Das sind Maßnahmen mit dem Skalpell und nicht mit der Machete. Der Hofgarten bleibt, das Dreischeibenhaus, das Schauspielhaus ... die Liste setzt sich noch weit fort. Der 1000füßler ist eine kranke Bausünde, eine gestalterischer Schlag in die Fresse, eine Zumutung. Im Verhältnis zu den Denkmälern, die hier gestärkt werden, ist er vernachlässigbar. Man muss städtebauliche Gründe gar nicht erst auspacken – es reicht, wenn man innerhalb des Denkmalschutzes eine Abwägung führt und der Tausendfüßler ist Geschichte. Wenn man auch städtebauliche Aspekte in Betracht zieht, dann ist es eine Geschichte aus dem Tollhaus, dass über den Abriss des 1000füßlers überhaupt Unklarheit herrscht. Wenn ein Landesminister und irgendein "Konservator" tatsächlich den Stadtrat überstimmen, dann zeugt das nebenbei von einem krassen Demokratiedefizit.


    mamamia: Und Du meinst, mangelnde Sachkompetenz sei auf Ministerebene kein Problem? Das Land ist keine übergeordnete Instanz gegenüber einer Stadt – nicht im Rahmen der Selbstverwaltung. Das ist gerade der Punkt. Stadtplanung ist sozusagen das Allerheiligste der Selbstverwaltung. Sonst brauchen wir keinen Stadtrat mehr, sondern nur einen Präfekten der Regierung. Wir brauchen keinen Springbrunnenmechaniker aus Detmold, der hier wahlberechtigt mitentscheidet.


    In Sachen Staufentunnel wird sich eine Lösung sicher finden – das ist gerade erst auf die Agenda gerückt. Private Beteiligung wird es dort aber wohl nicht geben – der Vergleich mit dem Kö-Bogen hinkt daher. Bei letzterem lässt sich mit einem Euro Steuergeld eine wesentlich größere Gesamtinvestition realisieren. Bei Kö-Bogen 1 komme ich nach grober Rechnung auf ein Verhältnis von 1:4. Bei Kö-Bogen 2 könnte das Verhältnis noch besser ausfallen. Andernfalls könnte auch Düsseldorf ein so großes Rad nicht drehen.


    Die Regierung Kraft bringt nichtmals das ins Ziel, was die Regierung Rüttgers schon auf den Weg gebracht hat – namentlich Regierungsviertel, die FH und die Circle Line (die sogar vom SPD-Reg-Präs Büssow befürwortet wurde). Mal sehen, was sie zum Staufentunnel bringen (die Initiative kommt bislang vom Stadtrat) – mehr dazu hier.


    Neue Impulse vom Land für Düsseldorf sind sind weit und breit nicht in Sicht. Ohne Worte – mehr dazu hier. Damit zurück zum Thema.

  • mamamia: Der Hauptschwachpunkt des 1000füßlers ist weniger Farb- und Formgebung. Es ist vielmehr der Umstand, dass an diese Stelle vernünftigerweise keine Brücke gehört. Ich fühle mich etwas an einen Witz aus Japan erinnert:


    Wahlkämpfender Politiker: Vergesst nicht die Brücke, die ich Euch gebracht habe.
    Bürger aus dem Publikum: Und wann kommt der Fluss?
    Wahlkämpfender Politiker: Den gibt es, wenn Ihr mich wiederwählt.


    Autos fahren eine Etage höher durch die Sonne, damit sie nicht von lästigen Passanten aufgehalten werden. Letzere kommen in den zweifelhaften Genuss, unter der Brücke zu leben. Diese Symbolik passt in die heutige Lebenswirklichkeit etwa so gut wie eine Statue von Joseph Goebbels.



    Nachtrag:


    Ich komme da gerade auf eine vielleicht etwas kühne Idee: Lässt sich der 1000füßler demontieren und woanders hinstellen?

  • Hatte ich auch schonmal überlegt... Problem ist, dass er trotzdem noch immer Saniert werden müsste. Man kann ihn ja in die Rheinwiesen bei Niederkassel stellen und als Denkmal mit Grün (wie es die Grünen wollen) überwachsen lassen :lach:

  • Besser noch in kleine Würfelchen zerschneiden und einzeln für 5 Euro pro Stück verkaufen.
    Ich würde sofort einen nehmen und als Mahnmal (wie ein Stück Berliner Mauer) in die Vitrine stellen!

  • mamamia: Der Hauptschwachpunkt des 1000füßlers ist weniger Farb- und Formgebung. Es ist vielmehr der Umstand, dass an diese Stelle vernünftigerweise keine Brücke gehört.


    Ich komme da gerade auf eine vielleicht etwas kühne Idee: Lässt sich der 1000füßler demontieren und woanders hinstellen?


    Der sog. Architektenstreit hatte sich ja damals mit genau diesem Thema beschäftigt. Dadurch, dass die Stadt damals den Durchgangsverkehr unbedingt durch die City leiten wollte, war ein derartiges Bauwerk notwendig. In erster Linie ging es ja um die Freihaltung der Fläche unterhalb der Hochstraße für die neuen Straßenbahntrassen; um die Fußgänger ging es damals wohl eher am Rande.


    Der „Fluss“ waren die damals dort neu entlang geführten Straßenbahngleise.


    Natürlich ist es heute, nach dem Entfall des Straßenbahnknotens JWP, vernünftig, eine bessere städtebauliche Situation zu ermöglichen; das hat aber nichts mit einer minderen Gestaltungsqualität des Bauwerks selbst zu tun.


    Den Tausendfüßler woanders aufzubauen dürfte vermutlich wenig Sinn machen; eine gute Dokumentation des Bauwerks wäre durchaus ausreichend.


    Die Stadt Düsseldorf sollte besser versuchen, bei Neubauten von Brücken, an die gestalterischen Qualitäten des Tausendfüßlers heranzukommen; z.B. wäre das bei der im Bau befindlichen Brücke an der Völklinger Straße wünschenswert gewesen.

  • Während gestern am Rathaus der Beginn der fünften Jahreszeit gefeiert wurde, gab es am Tausendfüßler einen Ortstermin, mit den Denkmalschützern und Vertretern des Ministeriums, wegen des bald erwarteten Ministerentscheides zum geplanten Abbruch der Hochstraße.


    Bericht in der RP-Online


    Lt. RP war wohl noch keine Tendenz pro oder contra Abbruch erkennbar.

  • ^^Beim Ministerium kommt als Problem hinzu, dass nur Denkmalschützer sich mit der Sache befassen können. Im Städtebau ist man im doppelten Sinne inkompetent: Man hat keine Entscheidungskompetenz (da Sache der Städte) und man hat in der Folge auch kein Personal für solche Fragen. Wie soll also eine Abwägung aussehen?!


    In meinen Augen würde der Denkmalschutz wohl seine Sperrwirkung entfalten, wenn man die Brücke durch einen Neubau ersetzen wollte. In dem Fall hätte die Restaurierung sicher Vorrang. Wenn man aber die städtebauliche Grundentscheidung gegen eine Brücke an diesem Ort trifft, muss der Denkmalschutz zurückstehen. Und: Es ist wirklich nicht die Kathedrale von Notre-Dame, die hier abgerissen werden soll. Es ist eine Bausünde, an die man sich widerwillig gewöhnt hat. Dass solche Bausünden für die Epoche typisch sind, macht die Sache nicht besser.


    De Jonges weisen mit Recht darauf hin, dass das eigentliche Denkmal hier der Hofgarten ist. Der kommt seiner historischen Struktur deutlich näher, wenn der 1000füßler fehlt. Der Heimatverein hat außerdem errechnet, dass sich die Grün- und Fußgängerflächen mit Kö-Bogen 2 verdoppeln würden. Man ist für den Abriss.


    Was die Kosten betrifft: Auch hier stehen die neuen Grundstücke sicher nicht im Vordergrund. Aber natürlich lässt sich der Boden, der einer privaten Nutzung übergeben wird, für sehr viel Geld veräußern, was die Baukosten für die Tunnel in Teilen deckt. Der städtebauliche Gewinn ist kaum zu beziffern.