Sonstige Bauprojekte in Bremen

  • Das scheint wohl nicht mehr lange zu dauern. Habe gesehen, dass ein großer Aufkleber auf dem Bauschild angebracht wurde, der wahrscheinlich für den Hotelpreis werben soll. Ist ein ganz schönes Gebäude geworden.

  • Ja, ist es schön geworden? Nun ja, wenn es sich lohnt, dann kann man ja auch mal hinfahren ;)

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  • Also der Bubble verspricht nun, dass ab dem 7. April Zimmer buchbar sind. Bis dahin muss aber noch einiges beim Innenausbau getan werden. Zumindest preislich ist es eine deutliche Verbesserung des Angebots in diesem Bereich, da bisher nur zwei eher hochpreisige Hotels Konferenzbesuchern zur Verfügung stehen.

  • Das "Grüne Haus", ein Wohnhaus der kommunalen Wohnbaugesellschaft "Gewoba" am Hohentorsplatz geht seiner Fertigstellung entgegen:


  • Hallo Heinzer, dank dir hatte ich gerade eine architektonische Offenbarung. Und das ist keine Übertreibung. Dieser Bau ist ohne jeden Zweifel einer der besten Neubauten die ich in den letzten 20 Jahren in Deutschland gesehen habe.

  • Die Planungen für die Aufwertung des Balgequartiers in Bremen werden jetzt überraschend doch ohne die Rekonstruktion der Fassade der Essighauses verfolgt. Eine vertane Chance für Bremen, wie ich finde: https://www.zeilenabstand.net/…-fassaden-rekonstruktion/


    Aus meinem Artikel:

    Rekonstruktionspläne

    Investoren im Balgequartier

    In vielen Fällen geht die Initiative für Rekonstruktionsprojekte auf eine engagierte Bürgerschaft zurück. Entsprechend lang sind die Prozesse bis zur Realisierung – Politik und Investoren wollen von der Nachhaltigkeit des Bauens nach historischem Vorbild überzeugt werden. Nicht so in Bremen! In der Hansestadt haben es die Befürworter einer historisierenden Stadtreparatur besonders schwer. Es mangelt an Strukturen und Initiativen, wie sie mit den Altstadtfreunden Nürnberg, der Gesellschaft Historischer Neumarkt in Dresden oder dem Verein Pro Altstadt in Frankfurt in vielen Großstädten existieren.


    Umso überraschender erfolgte 2018 der Vorstoß des Investors Dr. Christian Jacobs, einem Spross der weit über Bremen hinaus bekannten Kaffeeröster-Dynastie. Im Zuge eines Entwicklungskonzeptes für das Balgequartier im Herzen der Bremer Altstadt sollte die Fassade des Essighauses als Rekonstruktion rund 80 Jahre nach ihrer Zerstörung wieder auferstehen. Mit den Planungen wurde das Züricher Architekturbüro Miller & Maranta beauftragt.

    Debatte um die Entwürfe

    Doch die Pläne stießen auf ein geteiltes Echo bei der Gemeinde der Rekonstruktionsfreunde. Während die einen jedes Projekt dieser Art grundsätzlich befürworteten, verwiesen andere auf elementare Defizite der Entwürfe von Miller & Maranta. Die in meinen Augen wesentlichen Argumente sind hier zusammengefasst:

    • Die Fassade wirkt an dem geplanten Neubau wie eine Applikation ohne organische Bindung, wie ein angehefteter Fremdkörper. Dies ist vor allem der Überhöhung des Baukörpers über die Giebelfläche der Renaissancefassade hinaus sowie der widersprüchlichen Geschosseinteilung geschuldet.
    • Die Geschosseinteilung des Neubaus führt zusätzlich zu dem Problem, dass die Fenster der Fassade nicht in ihrer eigentlichen Funktion ausgeführt werden, sondern allenfalls als tiefe Blendnischen wirken können. Das würde den Eindruck des Fremdkörpers zusätzlich verstärken.
    • Auf der Projektwebsite zum Balgequartier ist zu lesen, dass man beabsichtigte, die Fassade als Betonabguss mit Einbeziehung der noch vorhandenen Spolien zu realisieren. Doch alles andere als eine Sandsteinfassade und damit eine authentische Materialität würde den Eindruck einer minderwertigen Kopie zusätzlich verstärken.
    • Das Essighaus entfaltet erst mit einer entsprechenden Rahmung durch weitere Giebelfassaden in der Straßenflucht seine volle städtebauliche Wirkung. Der Entwurf negiert aber die gewachsenen Strukturen des Umfeldes und wiederholt die seit dem Krieg existente Leere links des Hauses.

    Ein spontaner Gegenentwurf des Architekten Axel Spellenberg versucht, die wesentlichen Punkte der Kritik abzufangen. Ob dieser allerdings mit den Vorstellungen des Investors kompatibel ist, darf angezweifelt werden.

    Die berechtigte Kritik an dem Entwurf von Miller & Maranta einerseits und der sehnliche Wunsch andererseits, ein Stück Alt-Bremen wiederauferstehen zu lassen und damit auch Urbanität und Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu fördern, führt damit zwangsläufig in ein Dilemma unter Rekonstruktionsbefürwortern. Dieses könnte nur durch einen gemeinsamen Dialog aufgelöst werden, der die Bedürfnisse des Investors und die qualitativen Standards einer Rekonstruktion zu einem gangbaren Kompromiss zu formen versucht. In Bremen scheint es aber auf Seiten der Bürgerschaft an den entsprechenden Gesprächspartnern zu mangeln.

    Eine vertane Chance für Bremen

    Doch wie wenig ernst es dem Investor mit der Reparatur der historischen Mitte Bremens war, zeigt die neuerliche Wendung in der Causa Essighaus. Überraschend sind alle Pläne zur Wiedererrichtung der Renaissancefassade ad acta gelegt worden. Was Jacobs zu dem erneuten Schwenk bewog, muss Spekulation bleiben. Doch kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, die aus dem Boden gestampfte Idee einer Rekonstruktion des Essighauses diente ihm lediglich als Zugpferd für eine möglichst günstige Verhandlungsposition mit der Stadt.


    Stattdessen möchte man eine „historische Verschattung“ realisieren. Was sich konkret hinter dieser Begrifflichkeit verbirgt, bleibt offen. Ebenso stellt sich nun die berechtigte Frage, was mit dem nach dem Krieg rekonstruierten Untergeschoss des Essighauses geschehen soll. Immerhin trägt dieses erhebliche Originalsubstanz und steht seit 1973 unter Denkmalschutz. Eine Translozierung oder gar ein Abriss sollten unter diesen Umständen keine Option darstellen.


    So oder so hat Bremen hier eine einmalige Chance vertan, sein historisches Stadtbild aufzuwerten. Da fügt es sich ins Bild, dass ein Teil der mit der Thematik befassten Journalistenschaft die Sachkunde für historische Architektur gänzlich vermissen lässt. Die Spätrenaissance-Fassade des Essighauses aus dem frühen 17. Jahrhundert wird wiederholt und durchgehend als mittelalterlich angesprochen. Dieser Fauxpas ist dann von anderen Autoren unreflektiert tradiert worden. Steht es wirklich so schlecht um das kulturelle Erbe in Bremen?


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    Essighaus, um 1890


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    Essighaus im Jahre 2022


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    Rekonstruktion Essighaus: Entwurf Miller & Maranta


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    Rekonstruktion Essighaus: Entwurf Axel Spellenberg

  • Aus der Rekonstruktion für die Fassade des historischen Essighaus ist nicht geworden. So abrupt diese Idee auf den Tisch gekommen ist, so schnell ist sie wieder verworfen worden. Stattdessen haben bereits die Abbrucharbeiten des Essighauses aus den 50er Jahren begonnen. Die historischen Elemente wurden eingelagert und sollen in das neue Essighauses wieder integriert werden.


    Hier ein schöner Bericht bei "buten und binnen" über die Praxis der Steinmetzen bei der Arbeit am Essighaus: https://www.butenunbinnen.de/v…essighaus-abriss-100.html


    Leider wird da einiges durcheinander geworfen, denn was dort abgetragen wird, ist der Giebel der Sonnenapotheke, der nach dem Krieg in die Nachbarschaft des ursprünglichen Essighaus, nämlich an das Bankhaus Martens und Weyhausen transloziert wurde. Diese wird nun ebenfalls im Rahmen der Neubebauung des Quartiers abgerissen.